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Das Verdrängen des Leids - Unserer Großeltern-Generation

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Dies ist ein wilder, ein "schlimmer" Film (1). Man braucht eine Weile, um das alles zu verarbeiten, was in ihm enthalten ist. Auch den Schluß.

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Mitten aus dem Alltag heraus solche Traumata.

Jeder von uns mag in seinem persönlichen Leben Leid erfahren. Auch in seiner eigenen Familie. Aber es gibt da auch noch das größere Leid, das der Zweite Weltkrieg für das deutsche Volk und viele Völker mit sich gebracht hat. Das Leid des Zweiten Weltkrieges IST da. In ungebremster Stärke. Völlig ungebremst.

Dieser Film ist von einer Frau der heutigen mittleren Generation gemacht über ihre eigene Großmutter. Der Film wurde erstellt mit Unterstützung der film&medien-Nachwuchsförderung von Rheinland-Pfalz, dem Zentrum für interkulturelle Studien Mainz, dem Medienzentrum der Universität Mainz und dem Haus der Donauschwaben in Haar.

Er ist furchtbar und zutiefst erschütternd. Weil er mitten aus dem Alltag heraus kommt. Die Enkelin wollte - nachdem ihre Großmutter gestorben ist - einfach wissen, was ihrer Großmutter widerfahren ist. Und darüber hat sie diesen Film gemacht. Nach einem halben Jahr auf Youtube hat er erst 90 Aufrufe, keine Kommentare, kein "Gefällt mir".

Aber es sind solche Erfahrungen, aus denen heraus wir leben. Welche sollten es sonst sein? Es ist ja auch sonst in dieser mittleren Generation recht häufig ein "Ahnen" da, daß das Verdrängen des Leides unserer Großeltern-Generation viel mit dem seelischen Zustand zu tun hat, in dem wir uns heute befinden.  Deshalb Dankeschön für diesen Film.

Der Bloginhaber kam auf ihn, weil er - aus ganz anderen Zusammenhängen heraus (5) - mehr über die Banater Schwaben lernen wollte, mit denen er sich bislang noch nie genauer beschäftigt hatte.

Der Film gehört im weiteren Sinne in den Zusammenhang der Thematik "Kriegskinder" und "Kriegsenkel" hinein. Diese Thematik ist 2004 und 2009 durch zwei Buchveröffentlichungen von Sabine Bode in das Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt worden (2, 3).*) 

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*) Etwa folgende Zusammenhänge wurden dabei beobachtet und benannt (Wiki):
Eines der Probleme, mit dem vor allem Psychiater der Nachkriegszeit durch ihre Patienten konfrontiert wurden, habe darin bestanden, daß das Behandeln von deutschen Kriegsopfern gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus in den Hintergrund getreten sei. Das habe dazu geführt, daß die Betroffenen ihr Trauma oft jahrelang mit sich herumgetragen hätten, bis es dann - manchmal nach 40 bis 50 Jahren - unerwartet wieder aufgetreten sei. (...) Andere Erfahrungen der Kriegskinder, so die Autorin, verhalfen ihnen zu der Bezeichnung der "stillen Generation", die sich nicht über ihr Schicksal beschwerte, sondern im Gegenteil Deutschland stillschweigend wieder aufbaute. (...) Die Kriegsenkel, die in den 1960er/1970er Jahren geboren wurden, sind durch das Schweigen ihrer Eltern ebenfalls traumatisiert worden. Eltern und Kinder blieben sich oft fremd.
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  1. Loeffler, Viola: Heimkehr in die Fremde. Ein donauschwäbisches Schicksal. Film, Deutschland, 2019, https://youtu.be/GcFTVtxpG2s
  2. Bode, Sabine: Die vergessene Generation - Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen. Klett-Cotta, Stuttgart 2004 (Wiki)(20. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2014)
  3. Bode, Sabine: Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation. 10. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2013
  4. Bode, Sabine: Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation. Klett-Cotta, Stuttgart 2009 (20. Auflage 2015)
  5. Bading, Ingo: Der erste Europäer war ein Banater Schwabe, 1.7.2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/07/der-erste-europaer-war-ein-banater.html

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