Es bedarf einmal wieder der Kunst, der herrlichen, der großen Kunst.
Abb.: Honoré Fragonard (1732-1806) - Die Göttin Aurora triumphiert über die Nacht (1755) |
Ist es nicht entzückend, dieses Weib, das im Licht schwebt, während unten, auf dem Boden, noch die Nacht in Träumen, in süßen Träumen und mit rotglühenden Bäckchen im Schlaf sich wälzt? Das Gemälde muß man sich auf die volle Bildschirmgröße vergrößern, sonst wirkt es nicht. So viel rosiger Duft, wie er da über das gesamte Bild ausgebreitet ist.
Und ist sie uns nicht verwandt, die Verehrung der Luft, des Morgens, des Lichtes, des anbrechenden Tages? Ja, sie sind uns verwandt. Schon unsere indogermanischen Vorfahren am Beginn der Bronzezeit haben ähnlich empfunden - oder noch tiefer, ernster, erhabener. Laut einer neuen Forschungsstudie haben sie Weihgaben für die Sonnen-Gottheit in der freien Natur abgelegt und zwar am liebsten an Orten mit freiem Blick zum Sonnenaufgang am Tag der Sommer- oder der Wintersonnenwende (1).
Sorgfältig ausgewählte Bronze-Gegenstände wurden in der Frühen Bronzezeit in Schottland an auffallenden Orten innerhalb der Landschaft als Weihgaben für die Gottheit niedergelegt. Mehr als die Hälfte dieser Orte hatten direkte Sicht auf den Punkt des Sonnenaufgangs oder Sonnenuntergangs zur Winter- oder Sommersonnenwende.Und diese Forschungsergebnisse erinnern uns daran: Die Beobachtung von Sonnenauf- und -untergang an markanten Punkten in der Landschaft spielt ja auch eine zentrale Rolle bei der Himmelsscheibe von Nebra (2).
Der Schwerpunkt scheint auf der Wintersonnenwende gelegen zu haben. In einer früheren archäologischen Studie war schon dargelegt worden, daß diese Bronzegegenstände immer an hervorgehobenen Punkten der Landschaft niedergelegt worden waren, an landschaftlich schönen Punkten, auch in Grenzbereichen von Landschaften, etwa am Übergang von Ackerland zu Weideland (3). Ein Umstand, der bezeugt, daß unsere Vorfahren auch Sinn für die Schönheit der Landschaft hatten.
Wenn es solche Sitten von Sachsen-Anhalt bis hinauf nach Schottland gegeben hat in der Frühen Bronzezeit, dann wird deutlich, von welcher Sehnsucht nach der Sonne die Menschen dieser Zeit beseelt gewesen sein müssen, welche Verehrung sie ihr zugedacht haben, eine Verehrung, die sich ja auch noch in der "Ilias" von Homer wiederfindet, wenn er etwa Eos, die Göttin der Morgenröte (Wiki), besingt oder ähnliche Dinge. Und in diese Verehrung reiht sich ja auch punktgenau der "Sonnenwagen von Trundholm" (4) ein.
Diese Sehnsucht gab es in Mitteleuropa aber schon lange vor dem Eintreffen der Indogermanen. In zahlreichen Kreisgrabenanlagen wie der von Goseck aus dem Mittelneolithikum kann man am Tag der längsten Nacht beobachten, wie im Südwesttor die Sonne untergeht. Am Morgen danach geht die Sonne im Südosttor wieder auf (Wiki). Vermutlich haben die Indogermanen die Verehrung der Sonne also von den Vorgängerkulturen übernommen.
Diese Sehnsucht gab es in Mitteleuropa aber schon lange vor dem Eintreffen der Indogermanen. In zahlreichen Kreisgrabenanlagen wie der von Goseck aus dem Mittelneolithikum kann man am Tag der längsten Nacht beobachten, wie im Südwesttor die Sonne untergeht. Am Morgen danach geht die Sonne im Südosttor wieder auf (Wiki). Vermutlich haben die Indogermanen die Verehrung der Sonne also von den Vorgängerkulturen übernommen.
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- The Placing of Early Bronze Age Metalwork Deposits: New Evidence from Scotland. By Richard Bradley, Chris Green, Aaron Watson. First published: 01 February 2018, Oxford Journal of Archaeology, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/ojoa.12135?campaign=woletoc&
- https://de.wikipedia.org/wiki/Himmelsscheibe_von_Nebra
- Bading, Ingo: Menschen aus der Bronzezeit hatten ein Auge für die Landschaft. 13.2.2018, https://plus.google.com/+IngoBading/posts/LzyU4J9NFgR
- https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenwagen_von_Trundholm