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Jesus als grundgütiger jüdischer Missionar

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Michael Blume - Er vertritt immer betonter rein religiös-jüdische Positionen

Mit dem früheren Religionswissenschaftler und heutigen Antisemitismus-Beauftragten von Baden-Württemberg Michael Blume standen wir vor zehn Jahren in freundschaftlichem, wissenschaftlichen Austausch zu vielen spannenden Fragen der Evolutionären Religionswissenschaften. Damals ist uns nicht in der Deutlichkeit bewußt geworden, was inzwischen in seinen öffentlichen Äußerungen immer ausgeprägter hervortritt, nämlich daß er unverhüllt und unverbrämt religiös-jüdische - und damit zugleich jüdisch-missionarische Positionen vertritt (Scilogs).

Auch nur ansatzweise kritische Stellungnahmen oder auch nur Zwischentöne zum Prinzip Monotheismus und zu all dem, was aus diesem Prinzip folgt, wird man bei ihm zu allen Zeiten vergebens finden (oder irren wir uns?). Ist das eines ausgewogen urteilenden Religionswissenschaftlers würdig?

Andererseits wird ein Höchstmaß an Geisteskraft aufgewandt, um das Prinzip Monotheismus in allen denkbaren Argumentationssträngen nach außen hin abzusichern und als unangreifbar, unkritisierbar darzustellen. Am liebsten natürlich mit der Antisemitismus-Keule. Was hätte man auch sonst noch?

Man bedenke: das Prinzip Monotheismus, das heute von allen Seiten im Grunde längst als das lächerlichste religiöse Prinzip erkannt ist, das denkbar ist und das die religiös und ethnozentrisch am leichtesten durchschaubaren Motive enthält, nämlich ethnozentrisch-jüdische, sprich völkisch-jüdische Motive. Für diese Motive steht Michael Blume aber immer dezidierter auch ganz persönlich ein. Ein wenig merkwürdig kommt uns das vor. Geradezu wie eine "Wandlung". Aber vielleicht wird einfach nur immer deutlicher, unverhüllter, wie Michael Blume immer schon eingestellt war. Vielleicht hebt er diese Einstellung nun nur unverschleierter hervor. 

Albrecht Dürer - "Jesus unter den Schriftgelehrten"


Sehr gut kann das aufgezeigt werden an seinem neuesten Blogartikel (Scilogs). Für das Gemälde von Albrecht Dürer "Jesus unter den Schriftgelehrten" (Abb. 1) ...

Abb. 1: Albrecht Dürer - Jesus unter den Schriftgelehrten

.... findet er die folgende, unseres Erachtens völlig unausgewogene, völlig einseitige und damit völlig falsche Charakterisierung (Scilogs) (Hervorhebung nicht im Original):
... Entsprechend dominierte in den christlichen Gemälden zum kindlichen Jesus im Tempel der Kontrast: Hier der weiße, erleuchtete Christus, dort die dunklen, verstockten, jüdischen Schriftgelehrten. Die semitische Alphabetschrift-Bildung ist hier zum Vorwurf der vermeintlich angeborenen Schlauheit und Verschlagenheit geworden. Ein bedrückendes Beispiel dazu fertigte Albrecht Dürer (1471-1528) um 1506: Bei ihm sind einige jüdische Schriftgelehrten nicht nur häßlich und nah am Tod, sondern geradezu teuflisch geraten. Jesus hat sich von ihnen bereits ab- und nach innen gewandt. Die ur-semitische Szene war antisemitisch umgedeutet worden. Daß der kleine Jesus drei Tage inmitten dieses Hasses im Tempel geblieben und überlebt haben soll, paßt in keiner Weise zur Feindseligkeit, die hier gemalt wurde.
Hier schimmert bei Michael Blume sogar eine emotionale Ablehnung christlicher Positionen hindurch, soweit und solange sie auch nur ansatzweise als "antisemitisch" begriffen werden können. Auch nur in den leichtesten Anflügen, und sei es auch nur, indem etwas sieht, was gar nicht vorhanden ist. Wir halten - mit Verlaub - die Charakterisierung dieses Gemäldes für völlig überzogen. Die Schriftgelehrten sind alle - wie zumeist bei Dürer - als achtenswerte, ältere Männer dargestellt, sogar mit innerer Schönheit (was Michael Blume gar nicht wahrzunehmen scheint - aber das muß er ja auch nicht ...). Nur auf das einzelne Gesicht rechts vom Jesusknaben könnten die Worte von Michael Blume - bei der schlechtestmöglichen Deutung - zutreffen. Sieht man auf diesem Gemälde Haß? Ich, der Autor dieser Zeilen, sehe diesen auf diesem Gemälde schlichtweg nicht. Hier sieht Michael Blume etwas hinein, was gar nicht da ist. Und das mag einem sehr ungut erscheinen. Da mag über Michael Blume jeder denken, was er will. Ein deutscher Antisemitismus-Beauftragter, der schon in solchen Gemälden Antisemitismus sieht? Gott, Jehova, hilf! Oder Thor. Oder Odin. Oder sonstwer.

Ohne alle kritischen Einwände oder Vorbehalte bringt Michael Blume dann ein Beispiel für eine jüdische Jesus-Rezeption, die er - offenbar - für vorbildlich, für einen "Höhepunkt", und zwar nicht für einen "bedrückenden" hält (Scilogs):
Einen späteren Höhepunkt erlebte die jüdische Jesus-Rezeption mit dem norddeutschen Rabbiner Jacob Emden (1697-1776), der im 18. Jahrhundert schrieb, daß – Zitat -: „Jesus der Welt eine doppelte Güte zuteil werden ließ. Einerseits stärkte er die Torah von Moses in majestätische Art … und keiner unserer Weisen sprach jemals nachdrücklicher über die Unveränderlichkeit der Torah."
Nebenbei: Was für Worte. Es geht um nichts geringeres als um das Alte Testament, das durchtränkt ist von Völkermord, Völkerhaß und Rassismus. Und weiter:
"... Andererseits beseitigte er die Götzen der Völker und verpflichtete die Völker auf die sieben Noachidischen Gebote, so daß sie sich nicht wie wilde Tiere des Feldes aufführten, und brachte ihnen grundlegende moralische Eigenschaften bei … Christen sind Gemeinden, die zum himmlischen Wohl wirken und zu Dauerhaftigkeit bestimmt sind. Ihre Bestimmung ist zum himmlischen Wohl und die Belohnung wird ihnen nicht versagt bleiben.“
Jesus also als grundgütiger jüdischer Missionar. Der zudem die "Unveränderlichkeit" des Alten Tesaments "in majestätischer Art" stärkte. Was möchte man eigentlich mehr? Dies ist in der Tat ein sehr interessantes Zitat. Aber vorbildlich? Das ist einfach nur eine ethnozentrische, religiös-jüdische, missionarische Position. Die nichtjüdischen Völker verehren "Götzen", also Teufel, solange sie nicht an den jüdischen Gott glauben und sie führen sich wie wilde Tiere des Feldes auf, ihnen waren noch grundlegende moralischen Eigenschaften beizubringen.

Keinerlei Vorbehalte, keinerlei Distanzierung von Michael Blume gegenüber diesem Zitat, das von vorne bis hinten alttestamentarischen Geist atmet wie er ethnozentrisch-jüdischer und religiös-missionarischer und implizit rassistischer (andere Völker und Kulturen, sowie ihre Wertigkeit abwertend) nicht sein könnte.

Nebenbei sei bemerkt, daß es völlig lächerlich ist, die jüdische Religion als die erste Schriftreligion zu bezeichnen (wie das Michael Blume in dem angeführten Artikel tut). Das ist eine merkwürdige Verliebtheit in diese Religion. Die bürgerlichen Schichten der antiken Welt waren alle sowohl religiös wie gebildet wie "schriftgelehrt". Es ist schon einigermaßen merkwürdig, was auf den Scilogs an unwissenschaftlichen Einseitigkeiten und Verliebtheiten alles veröffentlicht werden kann.

Die Grundaussage seines Artikels ist übrigens mit weiteren religions- und geistesgeschichtlichen Lächerlichkeiten befaßt. Aus antisemitischen Motiven habe man Ende des 19. Jahrhunderts Jesus nicht als Juden sehen wollen - was er natürlich immer war und immer sein wird.

Im Kommentarbereich seines Blogs findet eine sachliche, kritische, inhaltliche Auseinandersetzung wie vorstehend in diesem unseren Blogartikel unternommen, gar nicht mehr statt. Auch wir bitten diesen Blogartikel nur als nebensächliche Randbemerkungen aufzufassen. Er handelt von geistes- und religionsgeschichtlichen Fragen, mit Verliebtheiten, die lange - lange - verstanden sind. Und die doch von der Geistesgeschichte längst ad acta gelegt sind.

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