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Eos, die Göttin der Morgenröte - Verehrt von den Indogermanen

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Es bedarf einmal wieder der Kunst, der herrlichen, der großen Kunst.

Abb.: Honoré Fragonard (1732-1806) - Die Göttin Aurora triumphiert über die Nacht (1755)

Ist es nicht entzückend, dieses Weib, das im Licht schwebt, während unten, auf dem Boden, noch die Nacht in Träumen, in süßen Träumen und mit rotglühenden Bäckchen im Schlaf sich wälzt? Das Gemälde muß man sich auf die volle Bildschirmgröße vergrößern, sonst wirkt es nicht. So viel rosiger Duft, wie er da über das gesamte Bild ausgebreitet ist.

Und ist sie uns nicht verwandt, die Verehrung der Luft, des Morgens, des Lichtes, des anbrechenden Tages? Ja, sie sind uns verwandt. Schon unsere indogermanischen Vorfahren am Beginn der Bronzezeit haben ähnlich empfunden - oder noch tiefer, ernster, erhabener. Laut einer neuen Forschungsstudie haben sie Weihgaben für die Sonnen-Gottheit in der freien Natur abgelegt und zwar am liebsten an Orten mit freiem Blick zum Sonnenaufgang am Tag der Sommer- oder der Wintersonnenwende (1).

Sorgfältig ausgewählte Bronze-Gegenstände wurden in der Frühen Bronzezeit in Schottland an auffallenden Orten innerhalb der Landschaft als Weihgaben für die Gottheit niedergelegt. Mehr als die Hälfte dieser Orte hatten direkte Sicht auf den Punkt des Sonnenaufgangs oder Sonnenuntergangs zur Winter- oder Sommersonnenwende.Und diese Forschungsergebnisse erinnern uns daran: Die Beobachtung von Sonnenauf- und -untergang an markanten Punkten in der Landschaft spielt ja auch eine zentrale Rolle bei der Himmelsscheibe von Nebra (2).

Der Schwerpunkt scheint auf der Wintersonnenwende gelegen zu haben. In einer früheren archäologischen Studie war schon dargelegt worden, daß diese Bronzegegenstände immer an hervorgehobenen Punkten der Landschaft niedergelegt worden waren, an landschaftlich schönen Punkten, auch in Grenzbereichen von Landschaften, etwa am Übergang von Ackerland zu Weideland (3). Ein Umstand, der bezeugt, daß unsere Vorfahren auch Sinn für die Schönheit der Landschaft hatten. 

Wenn es solche Sitten von Sachsen-Anhalt bis hinauf nach Schottland gegeben hat in der Frühen Bronzezeit, dann wird deutlich, von welcher Sehnsucht nach der Sonne die Menschen dieser Zeit beseelt gewesen sein müssen, welche Verehrung sie ihr zugedacht haben, eine Verehrung, die sich ja auch noch in der "Ilias" von Homer wiederfindet, wenn er etwa Eos, die Göttin der Morgenröte (Wiki), besingt oder ähnliche Dinge. Und in diese Verehrung reiht sich ja auch punktgenau der "Sonnenwagen von Trundholm" (4) ein.

Diese Sehnsucht gab es in Mitteleuropa aber schon lange vor dem Eintreffen der Indogermanen. In zahlreichen Kreisgrabenanlagen wie der von Goseck aus dem Mittelneolithikum kann man am Tag der längsten Nacht beobachten, wie im Südwesttor die Sonne untergeht. Am Morgen danach geht die Sonne im Südosttor wieder auf (Wiki). Vermutlich haben die Indogermanen die Verehrung der Sonne also von den Vorgängerkulturen übernommen.
_________________________________________ 
  1. The Placing of Early Bronze Age Metalwork Deposits: New Evidence from Scotland. By Richard Bradley, Chris Green, Aaron Watson. First published: 01 February 2018, Oxford Journal of Archaeology, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/ojoa.12135?campaign=woletoc& 
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Himmelsscheibe_von_Nebra 
  3. Bading, Ingo: Menschen aus der Bronzezeit hatten ein Auge für die Landschaft. 13.2.2018, https://plus.google.com/+IngoBading/posts/LzyU4J9NFgR 
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenwagen_von_Trundholm

Warum ist dieses Universum entstanden?

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In Diskussionen zwischen Physikern und Philosophen scheinen neuerdings die Stühle vertauscht zu sein
- Kündigt sich dadurch ein Wandel im Zeitgeist insgesamt an?

Frage:
Warum braucht das Universum einen intelligenten Erkenner?
Antwort:
Wenn es erkennbar ist, ist es auf Erkennbarkeit angelegt. Dann ist es ohne Erkennenden unvollständig.
Was sind denn das für Sätze!?!




Und wie locker und selbstverständlich plätschern sie hier in eine Diskussion? - (1) (siehe Video) - Was ist denn hier überhaupt los? Ist die ganze Welt verrückt geworden?

Diese Sätze sind entnommen einer philosophischen Diskussion, die im Dezember 2018 in Stuttgart geführt worden ist (1). Die zitierte Antwort wurde von dem Philosophie-Professor Jens Halfwassen (Heidelberg) ausgesprochen (1). Und den beiden anwesenden Theoretischen Physikern scheint eine solche Antwort noch einigermaßen neu zu sein. Zunächst kurz eine Anmerkung zum Verständnis schon der Eingangsworte in dieser Diskussion: "teleologische Struktur des Universums" heißt: die Entstehung und Entwicklung des Universums könnte von einem Ziel (Griechisch "teléōs" = "Zweck", "Ziel", "Ende") her bestimmt sein. Sprich, sie wäre nicht rein zufälliger - und damit - bedeutungsloser Art (wie sehr oft bislang in der Physik angenommen). Und das Ziel könnte dann eben - neben der Erkennbarkeit - auch das Erschaffen eines "intelligenten Erkenners" sein.

Die Reaktionen der Physiker in dieser Diskussion auf die vorgebrachten Gedanken zeigen, daß auch sie allmählich ein Gefühl dafür bekommen, daß sie sich mit solchen philosophischen Deutungen auseinandersetzen müssen. Nicht weil diese eine zeitgeistige Modeerscheinung wären (davon sind wir ja ziemlich weit entfernt). Aber weil der innerwissenschaftliche Diskussionsstand innerhalb der Astrophysik solchen Argumentationsstrukturen gegenüber immer weniger Ausweichmöglichkeiten zuläßt.

In dieser Diskussion spiegelt sich ein neuer Bewußtseinsstand wieder, ein neuer Diskussionsstand zwischen moderner Physik einerseits und moderner Philosophie andererseits. Die Philosophie wird sich der Stärke ihrer eigenen Argumentationsmuster bewußt, und zwar gerade in Auseinandersetzung mit dem aktuellen Kenntnisstand der Astrophysik. Die Philosophie gibt nicht mehr "klein bei" oder weicht Diskussionen mit dem naturwissenschaftlichen Kenntnisstand aus. Nein: Sie übernimmt inzwischen sogar die Führungsrolle in der Diskussion. Und war es nicht genau diese Situation, mit der einstmals die große neuzeitliche Philosophie bei Immanuel Kant angefangen hat? Daß die Philosophie der Naturwissenschaft vorgegeben hat, gezeigt hat, wo sie, die Naturwissenschaft steht? Und wird es nicht hoch an der Zeit, daß das endlich einmal wieder geschieht? Genau das ist es, was in dieser Diskussion, die in Stuttgart im Dezember 2018 geführt worden ist, deutlich wird. Sie wurde im April 2019 auf Youtube zugänglich gemacht (1). Der beteiligte Theoretische Astrophysiker Matthias Bartmann von der Universität Heidelberg (zweiter von links) versucht dann, aus Sicht der Naturwissenschaft eine Antwort auf die erörterte Frage,
warum das Universum seine eigene Erkenntnis gleich mitproduziert.
Aber was für Sätze im Grunde. Was für Sätze (Minute 10:14).

***

Nachdem wir den ersten Teil dieses Videos zum ersten mal gesehen hatten, brauchten und brauchen wir allerhand Tage zur geistigen "Verdauung". Versuchen wir zunächst eine geistesgeschichtliche Einordnung: Die Geistes- und Religionsgeschichte der letzten 250 Jahre läßt sich - beim derzeitigen Stand - ungefähr folgendermaßen zusammen fassen: Die Christen glauben an den Gott, den sie sich vorstellen so, als wäre so sicher über ihn zu reden wie über eine naturwissenschaftliche Tatsache. Im Jahr 1781 veröffentlichte Immanuel Kant in Königsberg sein berühmtes Buch "Kritik der reinen Vernunft". In diesem legte er - für alle Philosophen-Generationen nach ihm und bis heute - überzeugend dar, daß über Fragen wie jene nach "Gott, Freiheit und Unsterblichkeit", also über metaphysische Fragen nicht in der gleichen Weise gesprochen werden kann und darf wie über naturwissenschaftliche Tatsachen. Kant wollte damit keineswegs sagen, daß der Glaube an Gott, an die Willensfreiheit des Menschen und an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele "absurd" wären oder daß darüber keine Aussagen gemacht werden könnten. Kant war kein Atheist.

Aber es war ihm wichtig zu sagen, daß hier genau geprüft werden müsse, wie die Gültigkeit metaphysischer Aussagen beschaffen sei, und daß über sie eben - auf jeden Fall - nicht gesprochen werden könne wie über naturwissenschaftliche Tatsachen, also daß die bis dahin unter Christen übliche Art, über Gott zu sprechen, keine angemessene Art sei, sich diesen Fragen - den womöglich wesentlichsten Fragen des Menschseins - zu nähern. Der Kulturhistoriker Jan Assmann hat diese christliche Art, über Gott zu sprechen, übrigens die "mosaische Unterscheidung zwischen Wahr und Falsch" genannt. Und er hat heraus gearbeitet, daß es genau diese ist, die jenen "monotheistischen Eifer" bewirkt, der allseits in der Welt sichtbar ist. Diese Unterscheidung und dieser Eifer sind nun - der Sache nach - von Immanuel Kant als ungültig erwiesen worden. Ungültig ist also das schlichte Postulat, die schlichte Behauptung, daß über Gott und seine Existenz ebenso geredet werden könne wie zum Beispiel über den Stuhl, auf dem wir gerade sitzen und seine Existenz.

Seit Immanuel Kant dies gesagt hat, sind die Völker auf der Nordhalbkugel nach und nach immer nachlässiger geworden in ihren "Eifer", in ihrem Glauben an die Existenz von etwas Göttlichem. Es ist ja auch viel "entspannter" und viel bequemer, von der Nichtexistenz von etwas Göttlichem ausgehen. Außer in einem sehr beschränkten Bereich des menschlichen Daseins, der mit der Moral des "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu" hinreichend zu klären ist, gibt es dann keinen Anlaß mehr, daß Menschen weitergehende Ansprüche an ihre Mitmenschen haben bräuchten. Hey, "easy going", "let it be", "take it easy" und wie all die Slogans der hedonistischen, aber in letzter Instanz atheistischen und materialistischen Gesellschaft lauten, der Gesellschaft, die keinen ethischen Eifer, keinen unbedingten Glauben an Göttliches mehr kennt. Angekommen im "Delta der Beliebigkeit", in der "Ebene" wie das Peter Sloterdijk nennt, weit weg von allen "Vertikalspannungen" im Bereich des Menschlichen.

Nach Immanuel Kant hat es zwar viele philosophische Versuche gegeben, über die nicht vollständig naturwissenschaftlich erfaßbare Seite der Wirklichkeit und der darin eingebetteten menschlichen Seele gültige Aussagen zu machen. Hölderlin, Hegel, Schelling haben große philosophische Systeme entworfen, Schopenhauer hat auf die Willenskräfte in allem Sein abgehoben ("Die Welt als Wille und Vorstellung"). Marx hat den Materialismus populär gemacht, der als Ausgangspunkt das Postulat wählt, Antworten auf Fragen zu suchen rund um die Kant'schen Themen Gott, Freiheit und Unsterblichkeit würde letztlich bloß in den banalen Bereich "Opium für das Volk" fallen. Eine nicht vollständig naturwissenschaftlich faßbare Seite der Wirklichkeit wäre doch gar nicht existent. Und von da aus war es dann nur konsequent, wenn ein weiterer deutscher Philosoph sagte: "Gott ist tot - und wir haben ihn getötet." (Nietzsche) Materialismus und Atheismus wurden - diesseits und jenseits des Atlantiks - zu den vorherrschenden Weltanschauungen und Lebensphilosophien des 20. Jahrhunderts, auch wenn nach außen hin noch die Fassade eines christlichen Welt- und Menschenbildes sollte aufrecht erhalten werden. Und so ist der Stand heute, im Jahr 2020 immer noch.
 
Parallel dazu aber hat sich nun der naturwissenschaftliche Kenntnisstand über die uns umgebende Wirklichkeit und auch im Bereich der Hirnforschung (also über die uns innewohnende Wirklichkeit) immens erweitert. Außerordentlich immens. Seit Ende der 1920er Jahre weiß die moderne Physik, daß unser Universum einen Anfang in der Zeit hat. Und in den 1970er Jahren hat sich die moderne Astrophysik immer intensiver mit den Anfangsbedingungen des Universums beschäftigt und hat im Zuge dieser Beschäftigung das sogenannte "Anthrophische Prinzip" aufgestellt, das eine Auseinandersetzung mit der Feststellung enthält, daß die Anfangsbedingungen des Universums, die vier Grundkräfte des Universums in ihren Werten zueinander außerordentlich "speziell" sind, daß diese Werte um viele Stellen hinter dem Komma nicht verändert werden können, ohne daß das Universum, das dabei herauskäme, unfähig wäre, sich überhaupt zu bilden oder in sich Strukturen auszubilden, insbesondere dann vor allem Kohlenstoff-Atome, die hinwiederum die Voraussetzung bilden für die Entwicklung von komplexeren Strukturen im Universum wie Biomolekülen, Leben, Nervenzellen, Bewußtsein und menschlichen Wissensgesellschaften.

Um diesen philosophisch außerordentlich herausfordernden Befund zu umgehen, hat die Mehrheit der Astrophysiker in den letzten Jahrzehnten an Multiversen-Modellen gearbeitet. Nicht zuletzt die deutsche Astrophysikerin Sabine Hossenfelder war dann eine der ersten, die zu all diesen Multiversen-Modellen sagte: "Der Kaiser ist nackt." All diese physikalischen Theorien haben gar keine Fundierung in irgendeiner empirischen Evidenz. Und als dann auch noch die Reputation eines der lautstärksten Propangandisten dieser Multiversen-Theorien - Lawrence Krauss - in den Sturmfluten der Mee too-Debatte versank, war es vollends um diese geistesgeschichtliche Entwicklung geschehen.

Und das ist - grob umrissen - der geistesgeschichtliche Ort, an dem wir heute stehen. Wir sind zurück geworfen auf die Erkenntnis, daß unser Universum außerordentlich speziell ist, daß es auch nicht besonders einfach bloß als ein "Zufallsereignis" erklärt werden kann (im Rahmen von Multiversen-Theorien), und daß wir uns damit zurecht finden müssen, daß dieses Universum auf - - - "Erkennbarkeit" hin angelegt ist. Und genau an diesem Stand der naturwissenschaftlichen Erkenntnis und auch Bewußtseins-Entwicklung, genau in diesem Bereich des philosophischen Nachdenkens setzt die eingangs erwähnte Diskussion - in einem Tagungshaus in Stuttgart im Dezember 2018 - ein.

***

Sehr schnell wird erkennbar: Die Grundfragen der Stellung von uns Menschen in diesem Universum werden hier (in der Diskussion im Dezember 2018) auf einem Niveau und in einer Tiefe erörtert, wie man sie so schon sehr lange nicht mehr hat erleben dürfen.

Als der Autor dieser Zeilen vor 30 Jahren - um 1990 herum - an die Freie Universität Berlin kam, lagen solche Gedanken durchaus schon in der Luft. Er saß auch in entsprechenden Seminaren drin, in denen sich Philosophen mit dem aktuellen Forschungsstand in der modernen Physik auseinander gesetzt haben, etwa in den Seminaren von Philosophie-Professor Rainer E. Zimmermann. Aber das war damals keinesfalls der "große" Mainstream innerhalb der Philosophie, keinesfalls. Noch vor zehn Jahren war er das nicht. Erst neulich hat der Autor dieser Zeilen gesucht, wo Harald Lesch etwas zum Anthropopischen Prinzip gesagt haben könnte. Das hat der Harald Lesch in der Tat schon vor zehn Jahren getan, nämlich in der Sendung "Alpha Centauri". Und sachlich auch sehr richtig. Aber man muß vermuten, daß die wenigsten Zuschauer damals sich der philosophischen Fundamentalität der von Lesch erörterten Fragen durch dessen Ausführungen bewußt geworden sind.

Hier nun, in dieser Stuttgarter Diskussison im Dezember 2018 ist diese Fundamentalität sofort da, sie ist sofort spürbar. Hat man denn schon jemals Physiker, also - - - Physiker, Theoretische Physiker so in die Ecke gedrängt gesehen von Philosophen - wie hier?!? Sonst war es doch immer genau umgekehrt. Sonst hatten doch die Physiker immer nur ein nachsichtiges Lächeln für Philosophen übrig.

Aber im Grunde genommen ist diese Situation von weitsichtigen Physikern und philosophisch Denkenden schon vor 30 Jahren genau so voraus gesagt worden, zumindest vereinzelt vorausgesagt worden. Daß eine solche Entwicklung kommen wird, so ahnt man jetzt auch selbst, ist ab einem bestimmten Stand der naturwissenschaftlichen Erkenntnis der menschlichen Geistesgeschichte wohl mehr oder weniger "inhärent". Und zwar weil eben die moderne Physik voller philosophischer Implikationen ist. Und das war den Weitsichtigeren schon vor mehreren Jahrzehnten erkennbar. Jetzt scheint jedoch der Zeitpunkt gekommen, wo dieses Bewußtsein das Potential dazu hat, "Mainstream" zu werden, wo Philosophen und Physiker vollkommen auf Augenhöhe miteinander über alles zu reden beginnen. Und kein Atheist wie Jürgen Habermas weit und breit, der ihnen diese so wertvollen Diskussionen zerreden würde. Das würde einen völligen Umschwung im Zeitgeist bedeuten. Und zwar von den Fundamenten unseres Denkens her, nicht aufgrund irgendwelcher ideologischer Modeströmungen, wie sie innerhalb des 20. Jahrhunderts so herein und hinaus geschwemmt werden innerhalb der geistig orientierungslos gewordenen materialistischen und atheistischen Gesellschaften der Nordhalbkugel.

Noch ein Hinweis: Im Mittelpunkt dieser ganzen Erörterung in Stuttgart im Dezember 2018 steht das sogenannte Anthropische Prinzip der modernen Astrophysik und eine mögliche philosophische Deutung desselben, nämlich jene Deutung, die sagt: Dieses Anthropische Prinzip legt nahe, daß bewußtes Leben in diesem Weltall schon bei seinem Beginn angelegt gewesen sei. Von dem Mitdiskutanten Jens Halfwassen gibt es im Rahmen desselben Workshops da in Stuttgart einen Einzelvortrag über die Philosophie Plotins (3), die eigentlich nur die Philosophie Platons sein will, vielleicht etwas anders in Worte gefaßt. Und es sagen nun immer mehr kluge, kundige Leute, daß diese philosophische Tradition Plotins zunächst am besten geeignet sei, wenn man das Anthropische Prinzip von philosophischer Seite aus deuten will. Bislang hat es auf diesem Gebiet immer nur einen Einzelgänger unter den Philosophen gegeben, nämlich den kanadischen Philosophen John Leslie, der das getan hatte, schon vor 20 Jahren.

Jetzt ist dieser John Leslie offenbar längst nicht mehr so "abseitig" wie man das vor 20 Jahren noch wahrnehmen konnte. Und genau dieser Umstand wird in dieser Diskussion deutlich. Hier scheint also wirklich etwas im Gange zu sein. Man möchte rufen: Menschheit, horche auf. Deine Philosophen beginnen wieder, sinnvolle Dinge zu tun.

Menschheit, horche auf, das 20. Jahrhundert, sein Materialismus, sein Atheismus sind zu Ende. Und nicht das Christentum ist die Zukunft der Menschheit, sondern moderne philosophische Deutungen wie sie in diesen Diskussionen zum ersten mal geäußert werden.

Dieses Universum und unser Leben in ihm sind also keineswegs ohne Sinn. Denn das wäre die absurdeste Deutung, die man ihnen - vor dem Hintergrund des heutigen Wissens- und Diskussionsstandes - geben könnte. Vollends begeistert war der Autor dieser Zeilen, als ab Minute 26 dieser Diskussion der Berliner Philosophie-Professor Holm Tetens (geb. 1948) (Wiki) (ganz rechts sitzend) anfing, von Kunst zu reden, von Johann Sebastian Bach. "So muß das,", rief er geradezu verzweifelt aus, "verdammt noch mal,so muß das - - - meine Güte!!!" Tetens sagt (1):
Das ist erst einmal eine Intuition und über die kann man natürlich streiten, daß ein Universum, in dem Einstein auftritt und die Feldgleichungen hinschreibt (...) für die Struktur der Raumzeit und für den Zusammenhang mit der Verteilung der Materie und in dem er damit etwas Objektives, Richtiges am Universum feststellt, daß ein solches Universum ein "besseres" Universum ist, als ein Universum, in dem es auch diesen Sachverhalt, diese Gesetzmäßigkeit gibt, in dem es aber niemanden gibt, der das erkennt, der das zu würdigen weiß, und der sagt "Ach, das ist aber großartig". Ein anderes Beispiel zur Unterstützung, zur Plausibilisierung dieser Intuition, daß ein erkanntes Universum ein besseres Universum ist, ist natürlich jede Form von Kunst. Ich meine, ich finde es großartig, daß Johann Sebastian Bach Musik geschrieben hat, und daß wir diese Musik hören können, und daß wir von dieser Musik angerührt sind, daß wir sogar so angerührt werden können von dieser Musik, daß unsere grundsätzliche Einstellung zum Ganzen der Welt sich ändert. Das hat ja auch etwas mit religiösen Gefühlen zu tun.
Und in diesem intuitiven Sinne (...) würde ich sagen, ist ein Universum, in dem es Subjekte gibt, die dieses Universum erkennen, ein besseres Universum als ein Universum, wo Materie, geistlose, bewußtseinslose, blinde Materie einfach vor sich hin agiert, nach bestimmten Mechanismen abläuft, ohne daß jemals jemand auftritt, der das erkennt, und der sich fragt "Welchen Sinn hat das Ganze? Hat das Ganze einen Sinn oder hat es keinen Sinn? Was muß ich denn annehmen, wenn es einen Sinn hat oder nicht?" Ich gebe zu, das kann ich nicht beweisen. Aber das ist meine Intuition. Und das ist im übrigen eine Intuition, die betrifft einen so zentralen Aspekt meines Selbstverständnisses, daß ich nicht ohne weiteres bereit bin, davon Abstand zu nehmen. Denn es betrifft mich vor allem als ein Wesen, das im Positiven wie im Negativen damit beschäftigt ist, die Wahrheit zu erkennen, daran scheitert, es wieder versucht und so weiter. Es betrifft also einen so zentralen Aspekt unseres Menschseins, daß ich jedenfalls die These, daß alles nur Zufall sei, "Du bist als ein erkennendes Wesen in diese Welt geworfen, aber da steckt keine Absicht dahinter, mach dir nichts draus, du wirst sowieso sterben, ein paar werden sich noch an dich erinnern, irgendwann werden auch die letzten, die sich noch an dich erinnern, gestorben sein, du wirst spurlos aus diesem Universum verschwunden sein", bevor ich das glaube, muß man wirklich sehr, sehr starke Gründe haben, um zu sagen: "Das ist aber leider so, gewöhne dich bitte an den Gedanken, das ist so." Denn zuerst einmal möchte ich sagen können: Ich darf mich in dieser Welt als ein um Vernunft bemühtes, selbstbewußtes Wesen verstehen. (...) Deshalb lasse ich mir die These, daß das Universum auf Erkennbarkeit angelegt ist, nicht so leicht von jemandem ausreden, sondern da würde ich sagen: Da mußt du sehr, sehr gute Gründe haben, wenn du sagst "Das ist eine völlig unhaltbare, alberne, nur von Wunschdenken bestimmte These."
Ein unglaubliches Statement. Fast möchte man sagen, eine neue Luther-Rede: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen!" Man spürt sofort, wie viel "Hintergrund" dieses Statement hat, daß damit ein ganzes - und insbesondere: ein neues - Weltbild mit verbunden ist. Ein Weltbild, in dem wir Menschen uns mehr zu Hause fühlen können, das uns Menschen angemessener ist als all der - man Entschuldige! - atheistische Scheiß, der uns seit Jahrzehnten so unendlich lang um die Ohren gehauen wurde. Als all der materialistische und atheistische Scheiß. Man entschuldige schon.

Und vor allem: Man beachte doch bitte, wie sich hier plötzlich die Rollen vertauscht haben. In früheren Generationen haben Physiker selbst noch recht oft mit einem gewissen Nachdruck darauf hingewiesen, daß die Bedeutung ihrer Wissenschaft für Sinnfragen des Menschen nicht unter den Tisch gekehrt werden. Auch Albert Einstein gehörte übrigens zu diesen Wissenschaftlern, ebenso Werner Heisenberg, ebenso Manfred Eigen. Und unzählige weitere könnten genannt werden. Und die Philosophen haben das - nicht selten - infrage gestellt oder zerredet oder - was was am häufigsten vorkam: ignoriert.

In dieser Diskussion jedoch wenden die beiden anwesenden Physiker alle rhetorischen und argumentativen Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, dazu auf, einer solchen Stellungnahme, einem solchen Bekenntnis auszuweichen. Sie wollen sich nicht festlegen. Sie wollen auch nicht festgelegt werden. Sie wollen ihre Wissenschaft im Nirwana des Elfenbein-Turmes der Wissenschaft machen. Aber bitteschön soll sie doch niemand danach fragen, welche Bedeutung diese ihre Wissenschaft für eine Sinngebung des menschlichen Lebens hier in diesem Universum haben könnte. Dafür ist die Religion zuständig. Und die Religion soll - bitteschön - nicht danach fragen, was die Wissenschaft macht. (Das Mantra von so höchst "lieben" Leuten wie Stephen Jay Gould oder Jürgen Habermas, wobei letzterer sich schon vor zehn Jahren zu ersten Rückzugsgefechte diesbezüglich - in Fragen der Willensfreiheit des Menschen - bereit gefunden hatte.)

Jetzt hier in dieser Diskussion aber sind die Rollen vollständig vertauscht. Die Philosophen fordern - aus ihrer Frage nach Sinngebung in diesem Leben heraus - die Physiker zum Bekenntnis, zur Stellungnahme. Eine völlig neue Situation. Deshalb können einen diese Ausführungen des Herrn Tetens so hinreißen. Sie fordern neuerdings die Vereinheitlichung unseres Weltbildes, unseres Wissens, nicht mehr die Naturwissenschaftler. Was für eine Situation! Wie sind plötzlich die Stühle vertauscht? Wenn das Schule macht. Nicht auszudenken.

(Man beachte allerdings, daß die Diskussion in dem obigen Video nach der ersten Hälfte abflacht. Da kommt dann nicht mehr so viel Neues - aber das wollen wir im Laufe der Zeit noch selbst genauer überprüfen.)

***

Diese Ausführungen geben natürlich Anlaß, sich auch noch einmal den Einzelvortrag des Professors Tetens auf dieser Tagung anzuhören (2). Dieser Mann hat Logik, Wissenschaftstheorie und Argumentationstheorie an der Freien Universität Berlin gelehrt. Er hat sich bis etwa 2015 selbst als Atheist verstanden. Es gibt also wirkich Gründe genug zu sagen, daß seine Argumentationsstruktur ernst zu nehmen ist. Man kann ihr folgen, sie ist naheliegend und nachvollziehbar. In letzter Instanz ist die Annahme eines göttlichen Willens, aufgrund dessen das Universum und die menschliche Erkenntnisfähigkeit innerhalb dieses Universums entstanden sind, "Glaubenssache". So wie der Atheismus auch. Aber die Plausiblitätsargumente für die Annahme eines göttlichen Willens (den man sich nicht mit Tetens monotheistisch vorstellen muß) sind längst viel größer geworden als jene gegen eine solche Annahme. Und dies geschah, das stellt Tetens in seinem Vortrag womöglich noch nicht genügend heraus: durch die moderne naturwissenschaftliche Forschung.

Wenn man beachtet, welchen angesehenen Lehrstuhl Tetens innerhalb der deutschen Philosophie innegehabt hat, dann muß man doch sagen, daß einem in der Öffentlichkeit ein bisschen auffällig zu wenig über diese doch recht gewichtigen Argumente von Tetens (und Leuten seiner Art) geredet wird. Man darf sich auch fragen: Was sagen denn die etwaig noch existenten, früheren Anhänger des Jürgen Habermas, unseres einstigen atheistischen "Staatsphilosophen" dazu? Sollte nicht womöglich endlich einmal klar das Ende des Zeitalters der "Postmoderne" verkündet werden? Es geht ja nicht nur um die Lebensentscheidung einzelner Menschen, es geht auch um den Geist des Zeitalters, von dem diese Lebensentscheidungen mit beeinflußt sind.

Auf Verständnisfragen zu dieser Diskussion hin könnte gesagt werden: Daß das Weltall auf Selbsterkenntnis hin ausgelegt ist, steht ja außer Zweifel. (Jedenfalls inzwischen auch für viele Physiker.) Philosophisch könnte gesagt werden: Es will die Menschen "groß". Deshalb ist es selber so "groß". Und im Angesicht der Weiten des Alls, der - für uns - dimensionslos großen Größen des Alls, im Angesicht der ungeheuren Zeiträume, die schon menschlich gesprochen "ewig" genannt werden müssen, die das All besteht, will es uns - womöglich - darüber belehren, daß es auf Zeit, Raum und Materie an sich auch gar nicht ankommt. Wenn aber schon das platonisch "Gute" (Halfwassen, John Leslie) in ein materielles Gewand eintaucht (weil Selbsterkenntnis, Bewußt-Werden des jenseits von Raum, Zeit und Kausalität als vorliegend zu vermutenden "Großen" nur dadurch möglich wird), daß es sich dann allerdings ein Gewand von erhabener Größe gibt. "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre."

Tetens jedenfalls wendet die von ihm selbst über viele Jahre hinweg gelehrte Argumentationstheorie an, um das Anthropische Prinzip der Astrophysik philosophisch in nicht-atheistischem Sinne zu deuten. 2015 erschien seine Monographie "Gott denken" (5), in der er argumentierte, daß es vernünftige Gründe gäbe, die Möglichkeit eines persönlichen Gottes anzunehmen und sein Leben darauf auszurichten. Die Argumentationsstruktur dieses Buches stellt Tetens dann in diesem Vortrag aus dem Jahr 2018 vor (2).

Insbesondere kann einen das Engagement von Teten faszinieren, das mehr noch sichtbar wurde in der Diskussion mit Theoretischen Physikern, auf die hier eingangs hingewiesen wurde (1). Aber was folgt denn daraus, wenn der Mensch gewollt ist in diesem Universum? War denn damit die heute im öffentlichen Leben allseits verbreitete Versimpelung, Infantilisierung und Veridiotisierung gemeint? Man möchte doch meinen, daß eine Besinnung auf die geistigen Grundgehalte unserer Kultur schon lange an der Zeit ist und auch seit langem überfällig.

Kommt sie also hier zurück, die "Vertikalspannung des Menschen", wie dies von Peter Sloterdijk benannt worden ist - durch die moderne Naturwissenschaft?

Tetens bezieht sich in der Diskussion auf den britischen Physiker und Theologen John Polkinghorne (geb. 1930) (Wiki, engl). Polkinghorne hat - laut Wikipedia - unter anderem folgende Fragen gestellt:
Naturgesetze erwecken Fragen, welche naturwissenschaftlich nicht mehr zu beantworten sind: Warum ist uns die natürliche Welt so verständlich? Warum sind ihre Gesetze so fein aufeinander abgestimmt, daß sich eine fruchtbare Geschichte entfalten kann? Warum ist Naturwissenschaft möglich? Warum hat das Universum so eine besondere Gestalt? 
Und (6):
Religion ohne Naturwissenschaft ist begrenzt; ihr mißlingt es, für die Wirklichkeit völlig offen zu sein. Naturwissenschaft ohne Religion ist unvollständig; es mißlingt ihr, das tiefste mögliche Verstehen zu erreichen.
Im Rahmen genau solcher Gedanken bewegt sich Holm Tetens in dieser Diskussion. Und auffallenderweise sind diese Gedanken heutigen Physikern immer noch - neu. Der Grund dafür dürfte - unter anderem - sein, daß eine vorhergehende Generation von Physikern und Naturwissenschaftlern mehr Philosophie betrieben hat als das viele heutige, führende Physiker und Naturwissenschaftler tun, und zwar aus eigenem Erkenntnisdrang heraus. Da das in der gegenwärtigen Generation von Physikern nicht mehr so ausgeprägt sichtbar ist, kommt der heutige Impuls zum Nachdenken über die philosophische Deutung des Anthropischen Prinzips deutlich stärker von Seiten der Philosophie als von Seiten der Naturwissenschaft, insbesondere auch: vehementer.

Polkinghorne war bis 1979, bis zu seinem 49. Lebensjahr als Physiker tätig. 1979 legte er seine Professur nieder, durchlief eine theologische Ausbildung (Wiki):
In einem Interview sagte er, daß er das Gefühl hatte, daß er nach 25 Jahren seinen Teil zur Wissenschaft beigetragen hatte, und daß er die besten mathematischen Arbeiten, zu denen er fähig war, wahrscheinlich schon geleistet hatte; das Christentum war immer wesentlich für sein Leben gewesen und deshalb eröffnete eine Priesterweihe ihm eine attraktive zweite Karriere.
He said in an interview that he felt he had done his bit for science after 25 years, and that his best mathematical work was probably behind him; Christianity had always been central to his life, so ordination offered an attractive second career.
Und in der Tat machte dann eine steile Karriere innerhalb der Anglikanischen Kirche. Er gesteht ein, daß er von manchen als "vegetarischer Metzger" wahrgenommen werden könnte (Wiki):
Als Theologe mit physikalischem Hintergrund beeindruckt ihn vor allem die formale mathematische Schönheit der Quantenmechanik und Relativitätstheorie, insbesondere die - in den Worten von Eugene Wigner - unerklärbare Effektivität der Mathematik in den Naturwissenschaften. (...) Er sieht darin das Wirken einer höheren, ordnenden Macht. Einen weiteren Hinweis darauf sieht er in den speziellen Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit überhaupt intelligentes Leben im Universum entstehen kann (Anthropisches Prinzip).
_________________________
  1. Physiker und Philosophen diskutieren über den Ursprung des Universums. Podiumsdiskussion beim Workshop "Ursprung des Universums" am 7.-9. Dezember 2018 an der  Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Tagungshaus in Stuttgart-Hohenheim, veröffentlicht auf Video-Kanal "Grenzfragen"am 24.04.2019, https://youtu.be/dAUJ8IB3N_0.
  2. Tetens, Holm: Materie oder Geist als Ursprung des Universums. Vortrag beim Workshop "Ursprung des Universums" am 7.-9. Dezember 2018 an der  Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Tagungshaus in Stuttgart-Hohenheim, veröffentlicht auf Video-Kanal "Grenzfragen" am 18.12.2018, https://youtu.be/GWWuVaKNXGI.
  3. Halfwassen, Jens: Der absolute Ursprung bei Plotin. Vortrag beim Workshop "Ursprung des Universums" am 7.-9. Dezember 2018 an der  Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Tagungshaus in Stuttgart-Hohenheim, veröffentlicht auf Video-Kanal "Grenzfragen" am 24.01.2019, https://youtu.be/jdhNQvi8ac8.
  4. Hüfner, Jörg: Georges Lemaîtres Vorstellungen vom Anfang der Welt und vom Verhältnis zwischen Wissenschaft und Religion. Vortrag beim Workshop "Ursprung des Universums" vom 7.-9. Dezember 2018, Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim, veröffentlicht auf Video-Kanal "Grenzfragen" am 20.12.2018, https://youtu.be/8OW2w1zqHVk.
  5. Tetens, Holm: Gott denken. Ein Versuch über Rationale Theologie. Reclam, Stuttgart 2015
  6. Polkinghorne John: Theologie und Naturwissenschaften. Gütersloh 2002

Rituelle Gewalt - Im Auftrag des Deutschen Bundestages wird sie aufgearbeitet

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2015 wurde im Auftrag des Deutschen Bundestages eine "Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs" (Wiki) eingerichtet.

Diese hat bis März 2019 gearbeitet. Im April 2019 wurde ein umfangreicher Arbeitsbericht vorgelegt (1). Aus diesem geht hervor, daß hier wertvollste Arbeit geleistet worden ist. Da sich nämlich bei dieser Kommission auch viele Überlebende ritueller Gewalt gemeldet haben, ist darin auch das Schicksal dieser Gruppe Überlebender vergleichsweise ausführlich behandelt worden. Ob irgendwo darüber in den großen Medien oder in der alternativen Öffentlichkeit berichtet worden ist?

Abb. 1: Mit solchen Plakaten warb die Kommission um Menschen, die von ihren Erfahrungen berichten

Aus diesem Bericht lernt sogar noch der Schreiber dieser Zeilen manches Neue über all die hier vorliegenden Verbrechen und Strukturen und Zusammenhänge, in denen all das geschieht (1, S. 117ff). Hier ist ein gewaltiger Fortschritt in der Aufklärung geschehen, über den wir hier auf dem Blog bislang noch gar nichts erfahren hatten.

Aber in der öffentlichen Wahrnehmung scheint diese Aufarbeitungskommission so platziert zu sein als hätte sie wie eine Geheimorganisation gearbeitet. - Hoffentlich irren wir uns.

Daß aber zum Beispiel eine Kerstin Schön, über die wir hier auf dem Blog schon berichtet haben (2), und die die gleiche Arbeit geleistet hat wie diese Kommission - nämlich sich Berichte Überlebender anzuhören und diese zu dokumentieren - zur gleichen Zeit, in der diese Kommission gearbeitet hat, in Untersuchungshaft gesessen hat, spricht Bände über Bände.

Nach den einleitenden, allgemeinen Kapiteln 1 bis 8 des Bilanzberichtes bildeten dann die Schwerpunktthemen der Arbeit der Kommission der "Sexuelle Kindesmißbrauch ..."
  • 9. "... im familiären Kontext" (S. 99-111)
  • 10. ".... in organisierten rituellen Strukturen" (S. 117-130)
  • 11. "... in Institutionen und Familien in der DDR" (S. 133-146)
  • 12. "... in der evangelischen und katholischen Kirche" (S. 151-171)
Im Kapitel 10 nun heißt es (1, S. 118ff):
Von den 914 ausgewerteten Anhörungen und Berichten beziehen sich 42 auf den Kontext organisierte rituelle Strukturen. (...) Betroffene, begleitende Therapeutinnen und Therapeuten,  Unterstützerinnen  und Unter­stützer sowie Fachberatungsstellen berichten seit ca. 30 Jahren von der Existenz sexualisierter Gewalt in organisierten Strukturen mit einem (schein­)ideologischen Hintergrund. Sie  brachten bereits 1996 ihre Erkenntnisse in die Arbeit der Enquete­-Kommission "Soge­nannte Sekten und Psychogruppen" ein. (...)  Als Expertinnen und Experten waren eingeladen: Prof. Dr. Adel­heid Herrmann­-Pfand, Alex Stern, Michaela Huber, Claudia Igney, Dr. Ursula Gast, Prof. Dr. Ulrich Sachsse, Dr. Brigitte Bosse, Sabine Weber und Dipl.­Psych. Susanne Nick. Gegen­stand dieses Kapitels sind ferner ausgewählte Aspekte aus dem Forschungsprojekt "Professio­nelle Begleitung von  Menschen, die sexuelle Gewalt und Ausbeutung, im Besonderen orga­nisierte rituelle Gewalt, erlebt haben: Die Per­spektive der Betroffenen und Fachkolleg_innen (...). An der Untersuch­ung nahmen insgesamt 165 Betroffene (weib­lich 95,8%, männlich 2,4%, andere 1,8%) und 174 Professionelle (weiblich 90,9%, männlich 9,2%) teil.
Was hier schon einmal auffällt, ist das krasse Geschlechter-Ungleichgewicht sowohl auf Seiten der Therapeuten wie auf Seiten der Hilfe suchenden Überlebenden. Soll man daraus folgern, daß männliche Überlebende ritueller Gewalt in der Regel viel leichter und überzeugter auf die Täterseite überwechseln  statt ausgestiegen als weibliche Überlebende? Fast drängt sich dieser Eindruck auf. Immerhin ist diese abartige Geheimbündelei, dieses Cliquen-Bilden, dieses Bilden von Seilschaften und so weiter ja immer schon vor allem eine Domäne der Männer gewesen. Ebenfalls bedeutsam erscheint (1, S. 124):
Obwohl Betroffene häufig eine hohe Schulbil­dung erreicht haben, beziehen aufgrund der Folgeerkrankungen auffallend viele von ihnen bereits eine Rente oder Pension. Gegenüber der Kommission gaben von den 42 Berichten­den sexuellen Mißbrauchs in organisierten rituellen Strukturen 15 Betroffene an, erwerbs­unfähig zu sein. Nicht wenige Betroffene be­zeichnen sich als asexuell. Im Vergleich zu nichttraumatisierten Menschen leben bedeu­tend mehr Betroffene in keiner Partnerschaft und haben keine Kinder. Das kann als eine Fol­ge der sexualisierten Gewalt und der erlittenen Vertrauensbrüche verstanden werden.
Man wird hier wohl von einem Selektionsprozeß ausgehen dürfen. Dies ist die Gruppe derjenigen, die - im Duktus der satanistischen, elitären Gruppierungen - zu "schwach" waren, um zu "herrschen" und zu "funktionieren". Man darf davon ausgehen, daß viele der Altersgenossen von diesen Aussteigern sehr wohl ganz hervorragend "funktionieren" und wir sie täglich auf den Bildschirmen sehen und in Zeitungen lesen, bzw. sind diese in der Hintergrundsteuerung von Politik, Wirtschaft, Medien tätig. Der zweite Band, der 30 repräsentative Erlebnisberichte bringt, bringt darin keinerlei Bericht eines Überlebenden von ritueller Gewalt.

/Diesen Blogartikel entdecken wir gerade unter den vielen unveröffentlichten Entwürfen und sehen, daß er längst hätte veröffentlicht sein sollen hier auf dem Blog, auch wenn er zunächst nur die wesentlichsten Informationen enthält./


/ Verfaßt: 27.9.2019 /
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  1. Bilanzbericht, Band I, März 2019, https://www.aufarbeitungskommission.de/bilanzbericht_2019/ (pdf)
  2. Bading, Ingo: Erst Ehrenmedallie, dann Haft, März 2019, https://studgenpol.blogspot.com/2019/03/zuerst-gab-es-eine-ehrenmedaille-2013.html

"Eine ganz normale Grippe" - Mein Corona-Tagebuch

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- Unsere glorreichen Aluhut-Träger
Oder: Woher wissen wir, wie unsere Welt funktioniert? 

In dieser Zeit geschieht viel Positives. Eines der positivsten Dinge, die ich gegenwärtig wahrnehme, ist der NDR-Podcast mit dem Virologen Christian Drosten. Hier findet Wissenschaftsberichterstattung vom aller Feinstem statt, so wie man sie sich immer schon gewünscht hat und so wie nun Millionen von Menschen davon begeistert sind. Ich stelle einmal - vielleicht willkürlich - den Podcast vom 1. April 2020 hier ein, weil in ihm die Macher des Podcasts ein wenig von der Idee zum Podcast und von der überraschend großen Reichweite ihres Podcasts berichten (1). Das sind sehr erfreuliche Entwicklungen, über die man viele, viele Blogartikel schreiben könnte.




Aber in diesem vorliegenden Blogartikel soll nun im weiteren davon nicht mehr die Rede sein. Hier soll die Aufmerksamkeit auf andere, außerordentlich abstruse Entwicklungen in der Gegenwart geworfen werden: Christoph Hörstel, Ken Jebsen, Gerhard Wisnewski und so viele andere, auch von uns hier auf dem Blog viele, viele Jahre hoch geschätzte Helden oder "Halbgötter" der alternativen Öffentlichkeit: Sie haben im Rahmen der Corona-Krise einen derartigen Shutdown all ihrer Intelligenztätigkeit bewiesen, daß man mit grenzenloser Fassungslosigkeit vor diesem Desaster steht, mit grenzenloser Fassungslosigkeit. Die alternative Öffentlichkeit als eine Gesamterscheinung ging - und geht - gnadenlos in die Knie vor der Corona-Krise. Sie offenbart einen intellektuellen Supergau der Extraklasse.

Darauf zu reagieren und das einzuordnen, dazu braucht man einen guten Magen, einen guten Verdauungstrakt und allerhand Herzhaftigkeit. Man muß noch viele Sinne beeinander haben. Nichts für schlichte Gemüter. Allerdings nicht. Es geschehen hier so unglaublich viele geistige Bankrotterklärungen auf einmal, daß man kaum noch hinterher kommt. Die gesamte alternative Öffentlichkeit bricht vor dem Auge des Betrachters geistig in sich zusammen wie das jämmerlichste und lächerlichste Kartenhaus, das es auf geistigem Gebiet jemals gegeben hat. Ein neues Kapitel in der endlos langen Geschichte der menschlichen Dummheit.

In diesem Blogartikel sollen Stellungnahmen der letzten Wochen zur Corona-Krise zusammen gestellt werden, die der Autor dieser Zeilen an unterschiedlichen Orten zu diesem Geschehen von sich gegeben hat. Damit sollen die "Dimensionen" dieses Geschehens innerhalb der alternativen Öffentlichkeit eingefangen werden, es soll damit der Versuch gemacht werden, damit auch nur irgendwie angemessen auf sie zu reagieren. Also: Unser Corona-Tagebuch Ende März, Anfang April 2020. Eine gaaaaaaaanz normale Grippe .....

[ 29. März 2020 ]


[ 29. März 2020 ] Bei den vielen hysterischen Reaktionen innerhalb der alternativen Medien könnte man doch als Hintergrundmacht, die von dem Coronavirus ebenso überrascht war wie alle anderen, sich nun wohl dennoch sagen:

"Wow, so gute Effekte hätte man sich von einer solchen Virus-Ausbreitung gar nicht erwarten sollen. Immer wieder überraschend, was uns alles in die Hände spielt. Weil wir so gut gearbeitet haben in den letzten 100 Jahren, glauben die Leute inzwischen gar nichts mehr, außer daß sie betrogen werden. Gut so. Im übrigen macht uns das überhaupt nichts. Wir machen einfach so weiter wie bisher. Und wir streuen am besten weiter Hysterie in den alternativen Medien. So kommt uns todsicher niemand auf die Schliche."

Das mag wie böswillige Satire klingen, wie die Vorlage für einen irren Plot. Leider aber ist das keine böswillige Satire. Sondern das ist einfach nur: alternative Öffentlichkeit im Jahr 2020 nach Jesu Christi Geburt. Es bewahrheitet sich das alte Sprichwort - so oder so: "Die Welt will betrogen sein."

Und damit: Hurra, Deutschland, das beste Land der Welt!

Hier Fanclub Drosten.

[So hatten wir das zunächst auf Facebook veröffentlicht, wir haben es dann wieder gelöscht. Das versteht ja eh keiner meiner Follower 😳 ...... ] 

[1. April 2020 ]


[1. April 2020 ] An eine promovierte Psychiaterin, die mir täglich mehrere Emails mit Nachrichten über das Corona-Virus aus der alternativen Öffentlichkeit schickte:

Liebe ...., ich habe sehr viel Vertrauen, daß die Virologen und Mediziner in China, in den asiatischen Ländern, in Italien, in Spanien, in den USA, überall auf der Welt und auch bei uns ordentliche, saubere Arbeit machen. Die alternativen Medien haben sich niemals mit dem heutigen naturwissenschaftlichen Wissen gründlich auseinander gesetzt, sondern haben auf dem gesamten Gebiet der Naturwissenschaft entweder überhaupt nichts behandelt oder aber jede Art von Parawissenschaft (Astrologie, "alternative Archäologie", Erich von Däniken und der ganze Quark). Aufgrund dieser krassen Naturwissenschaftsferne, die in den alternativen Medien grassiert, stürzt man sich gegenwärtig auf jede Außenseiter-Stimme, die man finden kann.

Leider findet wissenschaftliche Erkenntnis völlig anders statt als durch das Erstellen und Verbreiten von Youtubevideos. Sie findet statt durch das Erstellen und Verbreiten von wissenschaftlichen Studien, die in wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht werden, also gegenwärtig vor allem auf wissenschaftlichen Preprint-Servern und in den Wissenschaftsberichterstattung weltweit. Mir ist noch keine Mitteilung zugeschickt worden, die sich auf gegenwärtige medizinische Studien bezieht. Alle beziehen sich auf Außenseiter-Stimmen, die rein "verbal" alles zu einer "normalen" Grippe erklären. Während die Virologen weltweit eine völlig andere Einschätzung haben. Vor dieser Naturwissenschafts-Ferne, vor diesem mangelnden Vertrauen in die normale gegenwärtige naturwissenschaftliche Forschung habe ich immer gewarnt. Daß die Auswirkungen dieser Dinge aber einmal solche Ausmaße wie gegenwärtig annehmen könnten, haben wohl nur die wenigsten voraus gesehen.

Das zeigt, welch riesen großer Vertrauensverlust in moderne Naturwissenschaft innerhalb unserer Gesellschaft grassiert. Es wird nie berücksichtigt, daß in der Naturwissenschaft noch niemals so billig und leicht hat gelogen, getrickst und manipuliert werden können wie in sämtlichen anderen Gesellschaftsbereichen, insbesondere in der Politik. Ich schätze die Arbeit des Herrn Christian Drosten sehr. Ein Professor für Immunologie, den ich persönlich kenne, schätzt die Arbeit des Herrn Drosten ebenso und argumentiert im Rahmen unseres naturwissenschaftlichen Kenntnis- und sich weiter entwickelnden Forschungsstandes. So wie es auch zu erwarten ist. Ich wüßte nicht, warum er lügen oder manipulieren sollte. Etwa um Medikemante zu verkaufen? Oder wegen noch düsterer Machenschaften? Oder weil er eingeschüchtert ist? Dazu kenne ich ihn viel zu gut. Und ich kenne die Wissenschaft dafür viel zu gut.  Also an mich sind die meisten Deiner Emails deshalb vergebens gerichtet.

[1. April 2020 ]

Und an eine Frau, die im Gesundheitswesen tätig ist und ähnliche Nachrichten verbreitete:

Wenn es eine normale Grippewelle gewesen wäre, hätten doch schon die Ärzte in Wuhan nicht so hektisch reagiert. Ich habe auch nie gehört, daß in normalen Grippewellen Ärzte und Pflegepersonal nicht nur angesteckt werden, sondern auch sterben. Stecken die denn alle unter einer Decke? Ist ja unglaublich, wie weit die Verschwörung schon reicht!

[1. April 2020 ]

Noch am selben Tag erhielt ich von wieder einer anderen Seite ein Video zugeschickt, das ich zum ersten mal als so etwas wie eine Erleuchtung unter meinen Mitmenschen wahrgenommen konnte, die sehr ruhigen, besonnenen, gelassenen Ausführungen eines führenden Virologen in Südkorea (2). Wenn es also von weit her kommt, wenn es ein Experte aus Südkorea ist, dann - aber scheinbar nur dann - ist man plötzlich bereit, sich sogar mit "Mainstream"-Meinungen auseinander zu setzen. So so. Als ich um Erläuterung bat, um zu verstehen, welche Schlußfolgerungen der Zusender aus diesem Video zieht, schrieb er:
Da die Länder des Fernen Ostens schon früher von Virusepidemien ( SARS, MERS etc.) geplagt und heimgesucht  wurden, verfügen sie naturgemäß über einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung, welcher in Europa und den USA so nicht vorhanden ist. Daß hier in Europa und den USA kaum jemand ein Mundschutz in der Öffentlichkeit trägt,  stößt bei dem interviewten Experten  ( südkorean. Prof.) nur auf Unverständnis.
So viele Worte der Vernunft auf einmal hatte man ja aus einem Personenkreis, der sich gedanklich seit Jahren nur noch innerhalb der alternativen Medien bewegt, zu diesem Thema noch gar nicht gehört. Ein erstes leichtes Aufatmen geht durch den Körper, eine erste leichte Entspannung ...

[ 2. April 2020 ]


[ 2. April 2020 ]  Aus einer weiteren Email meinerseits:

... Es ist überhaupt von Übel, bei Fragen, die naturwissenschaftlich zu klären sind, als erstes oder vorwiegend an Manipulation oder böse Kräfte zu denken. Die Naturwissenschaft erforscht das Vollkommene, nämlich die Natur selbst. Genau deshalb und nur deshalb habe ich ja selbst Biologie studiert, weil eben die Erfahrung ist, daß in diesem Bereich lange nicht so viel manipuliert werden kann wie im Bereich der Geschichte. Wer sich mit Biologie beschäftigt, beschäftigt sich ständig nur mit Vollkommenheit. Das ist eine ganz und gar andere Welt. Und es ist wirklich gut, wenn diese Krise dazu beiträgt, darauf aufmerksam zu machen, daß hier eine völlig andere Welt vorliegt. Eine Welt, in der ganz andere Gesetzmäßigkeiten herrschen, als in der übrigen Welt. ...

... Auf Twitter schrieb jemand so schön: "Ich absolviere gerade ein Nebenstudium Virologie bei Christian Drosten." Und genauso ist es. Und es ist so schön zu erfahren, daß das gerade Millionen Deutsche tun. ...

[ 2. April 2020 ] Aus einer anderen Email:

Ich weiß, wie Manipulation in der Naturwissenschaft geschieht. Auf dem Gebiet der Intelligenzforschung kann man das ganz gut nachverfolgen und kann das sehr gut beschreiben werden. Es ist ein sehr differenziertes Geschehen, wobei auch immer neue Anpassungen geschehen und wo immer die "Außenseiter", "Abweichler" die kompetenteren sind und man sehen kann, wie billig sich der Mainstream heraus redet. Gegenwärtig ist es aber ganz genau umgekehrt. Die simpel gestrickten Argumente, die zusätzlich in sich widersprüchlich sind (ist es nun harmlos und eine Verschwörung oder ist es gefährlich und eine Verschwörung?), finden sich nicht auf Seiten des Mainstreams. Dazu braucht man dem Christian Drosten ja nur zuhören.

Und was den Mainstream betrifft, ist ja inzwischen gut bekannt, wie Jahrzehnte lange die Forschung durch die Zucker-Industrie oder durch die Tabak-Industrie beeinflußt worden ist. Die Mechanismen in diesen Fällen waren aber ganz andere als sie jetzt voraus gesetzt werden. Es ist auch gar nicht ersichtlich, warum gerade ein solcher Außenseiter wie der Bill Gates zu den Bösen gehören soll. Er ist klar Außenseiter und ihm sind von den sonstigen großen Lobbymächten klar die Grenzen gezeigt worden, weshalb er bei Microsoft ja schon vor Jahren das Tagesgeschäft anderen überlassen hat müssen, weil er offensichtlich unter Druck gesetzt worden war. Jetzt macht er halt Stiftungsarbeit nach seinem Verständnis. Böse Dinge tun ganz andere. Er war immerhin so klug, damit zu rechnen, daß es eine solche Pandemie geben würde. Aber in den USA sieht man ja, wie wenig auf ihn gehört wurde.

[2. April 2020 ] Im Email-Austausch mit Daniel Hermsdorf zur Erkenntnissituation in der Corona-Krise wurden von meiner Seite aus - im Zusammenhang eines noch ausführlicheren Gedankenaustausches als er hier wiedergegeben werden soll - unter anderem die folgenden, vielleicht bedeutsamer erscheinenden Gedanken geäußert:

Du wirst doch selbst wissen, daß Hintergrundmächte keine Virus-Epidemie brauchen, um Krisen vom Zaun zu brechen, meine Güte.

Daniel, das Hauptding ist folgendes: Noch vor 10 bis 15 Jahren haben alle Leute, die Du und ich so in der Regel kennen, im Grunde alles geglaubt, was ihnen so erzählt wurde. Dann kam irgendwann 9/11, es kam die Wahrheitsbewegung und alles andere seither. Nun gibt es seit zehn Jahren Menschen, die in diesen zehn Jahren überwältigt waren von dem ungeheuren Betrug, der in der Welt weltweit möglich war und ist, überwältigt. Mit Recht. Auch ich bin das. Jetzt besteht aber eine Gefahr: Zu übersehen, daß es auch noch anderes in der Welt gibt außer Betrug. Und dieses andere spielt sich in der Naturwissenschaft ab (ich wüßte jedenfalls nicht, wo sonst noch). Ganz bewußt wird das von den Hintergrundmächten verschwiegen. Denn die wissen das. Denen schlottert das Gebein vor nichts mehr als vor der Entwicklung in der Naturwissenschaft und Technik. Da hier die Entwicklungen mit einer gewissen Naturgesetzlichkeit weiter gehen. Wer das in seine Berechnungen und Lageeinschätzungen nicht mit einbezieht, landet in dem Nirwana, in dem sich die alternative Öffentlichkeit gerade befindet. Wenn ich der Naturwissenschaft gar nichts mehr glaube, warum soll ich ihr dann die Intelligenzforschung glauben? Warum soll ich ihr dann die Soziobiologie glauben? Merkst Du nicht, wie da alle Fundamente ins Schwimmen geraten? So funktioniert kein Fortschritt in keiner modernen Gesellschaft. Das ist der direkteste Weg ins Mittelalter, zurück ins Zeitalter des Aberglaubens. Finstere Mächte regieren die Welt, die Sünde regiert die Welt, allein Jesus Christus kann uns helfen. Irgendwie so.

Was gibt es zu der breiten Forschungsförderung durch Elitäre großartig zu sagen. Du weißt doch selbst, daß die überall ihre Eisen im Feuer haben. Aber das wird man doch auseinander halten können, was sie dort durch Finanzierungsströme manipulieren können und was nicht. So billig wie jeder andere Gesellschaftsbereich ist die Naturwissenschaft nicht zu manipulieren. Das ist einfach absurd.

... Beschäftigst Du Dich eigentlich mit Naturwissenschaft auch einfach einmal nur aus dem Grund, weil Du über die Welt selbst etwas erfahren willst? Oder tust Du das nur, weil Du herauskriegen willst, ob Du in irgendeiner Frage betrogen wirst? Das wäre doch eine sehr, sehr eingeschränkte Herangehensweise an Naturwissenschaft, sich mit ihr immer nur dann - und dann auch gleich "kritisch" - zu beschäftigen, wenn irgendein "Verdacht" aufkommt, eine "Unklarheit". Ja, gut, und Klarheit bringt sie dann wohl - ansonsten - gar nicht? Ansonsten kann man sie rechts oder links liegen lassen? Genau das jedenfalls ist die zu beobachtende Einstellung der gegenwärtigen alternativen Medien - und zwar: zu 99,99999999 %.

Eine fundierte naturwissenschaftliche Bildung braucht heute jeder, der nicht völlig falsch liegen will bei Gesamtbeurteilungen. Das ist einfach so. Es geht da nicht darum, ob er nun klären will, ob die Mondlandung wahr oder unwahr wahr, ob flache Erde stimmt oder nicht oder Chemtrails. Das ist schon lange nicht mehr die Frage. Die Frage ist: Habe ich ein zuverlässiges Bild von unserer Welt und wie sie funktioniert? Habe ich ein zuverlässiges Bild davon, wie Wissen über unsere Welt generiert wird? Die alternative Öffentlichkeit hat das nicht. Sie hat all das nicht. Abgewählte naturwissenschaftliche Fächer im Abitur ersetzen das einfach nicht. Noch nicht einmal nicht abgewählte naturwissenschaftliche Fächer im Abitur helfen da. Es muß eine stetige und ständige Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen Fragen und dem naturwissenschaftlichen Kenntnisstand und Weltbild stattfinden. Das ist einfach ein Teil der Bildung an sich und der "Informiertheit" in der modernen Welt. Wie will man die Situation moderner Wissensgesellschaften anders beurteilen, als daß in diesen die Notwendigkeit besteht, daß gebildete Menschen urteilsfähig sind darüber, wie in diesen Wissen über die Welt generiert wird?

Und natürlich geschieht das in sehr großen Teilen innerhalb der Naturwissenschaft. Hier eben einmal in der medizinischen Forschung. Wie will man denn bei irgendwelchen Fragen, die Naturwissenschaft streifen, sinnvoll mitreden können, wenn es kein Verständnis dafür gibt, wie in der Naturwissenschaft Wissen an sich generiert wird.

So stetig, wie man sich in vielen Teilen der Denkenden heute mit "dem Bösen" auseinander setzt, genauso stetig ist die Auseinandersetzung damit erforderlich, wie in der Naturwissenschaft Wissen generiert wird. Denn sonst werde ich doch auf diesem Gebiet niemals urteilsfähig sein können

Spezialisierung auf einzelne Wissensgebiete muß es geben, ja, ohne Frage. Aber eine solche Spezialisierung macht nicht Sinn ohne eine fundierte Rückbindung zu einem Gesamtverständnis der Welt, zu einem Gesamtverständnis auch, das haltbar ist. Das derzeitige Gesamtverständnis der Welt auf Seiten der alternativen Öffentlichkeit ist schlichtweg nicht haltbar, es ist grotesk, lächerlich, nein viel mehr: brandgefährlich, weil dumm bis zum Abwinken. 

Den alternativen Medien können die Hintergrundmächten alles vorgaukeln, alles, sie haben keine Kriterien mehr, nach denen sie zuverlässig Wahr von Falsch unterscheiden können, wenn sie diesen Boden eines Gesamtverständnisses der Welt so weit verlassen wie das gegenwärtig sichtbar geworden ist.

Daniel Hermsdorf schrieb dazu dann ja auch "Auf dieser allgemeinsten Ebene würde ich Dir dann auch noch zustimmen." Na, immerhin.

Für mich war ein Fach wie Geschichte immer unbefriedigend. Weil der Spielraum der Manipulation grenzenlos war. Und ich mich - bei allem redlichen Ankämpfen gegen diese Spielräume - letztlich machtlos ihnen gegenüber vorkam. Widerstand, ja, aber realistisch gesprochen: Aus der Geschichtswissenschaft heraus werden keine Fundamente für eine neue Gesellschaft gewonnen, nein. Und das kann erweitert werden auf alle ideologie-anfälligen Wissenschaften, also auf alle Verbalwissenschaften (Ulrich Kutschera). Die Fundamente für die neue Gesellschaft liegen dort, wo alle Fundamente der größten geistigen Fortschritte der letzten 500 Jahre wurzeln, im Höhenflug der Naturwissenschaft.

Klar, ist es von Nutzen, wenn man in seiner Jugend eindrucksvolle geistige Erfahrungen und Erlebnisse mit einem Physik-Professor in der Verwandtschaft machen kann und dabei erst auf diese Wahrnehmung überhaupt erst einmal gestoßen wird. Ansonsten werden sicherlich noch heute viele junge Menschen für diese Wahrnehmung länger brauchen als ich damals brauchte. Ich habe mich damals aufgrund solcher Wahrnehmungen und auch Ratschläge noch rechtzeitig für ein Biologiestudium als Zweitstudium entschieden und das auch hingekriegt. Eine solche "Kurve" war und ist schwer zu nehmen, ohne Frage. Der Brückenschlag von der Geschichte zur Soziobiologie war dabei aber schon sehr früh - auch für mein Verständnis - kein unmöglicher für mich. Ich mußte mich halt nur sehr gründlich in die jeweilige Forschungsliteratur einlesen. Das kann man sogar ohne Biologiestudium machen.

Und ich glaube auch nicht, daß ein Brückenschlag - zum Beispiel - von der Medienwissenschaft zur Soziobiologie ein so völlig unmöglicher sein muß. Freilich sind die Gewinne des Nehmens einer solchen "Kurve" im Bildungsweg des lebenslangen Lernen und die Bedeutung des Nehmens einer solchen "Kurve" schließlich durch Nichts aufzuwiegen. Alles andere können heute andere machen, das macht niemand. Oder so gut wie niemand. Das wird ja gerade so unendlich kraß sichbar in der Corona-Krise wie weit die gesamte, noch einigermaßen geisteswissenschaftlich gebildete Öffentlichkeit davon entfernt ist, eine Ahnung davon zu haben, wie in der Naturwissenschaft überhaupt Wissen generiert wird.

Hier liegt also eine von mehreren Möglichkeiten zu einer solchen "Funktionalen Differenzierung" vor (von der Daniel gerne redet), die zwangsläufig effektivste Folgewirkungen hat und haben wird, einfach deshalb, weil sie in den grundlegendsten Bereichen ansetzt, nämlich in einem umfassenden Weltbild überhaupt, in das man ja einen solchen Brückenschlag immer und notwendigerweise einbetten muß. 

Was auch immer sei: Ob jemand eine solche "Kurve" noch kriegen will, muß jeder für sich selbst entscheiden. Immerhin: Man kann zum Schluß ein Leben gelebt haben, ohne jemals tiefergehender verstanden zu haben wie dieses Universum "funktioniert", wie Leben "funktioniert" und wie Wissen generiert wird darüber, wie diese Dinge funktionieren. Das meiste übrigens, das man sich hierbei aneignen muß, kann man sich durch populärwissenschaftliche Literatur aneignen. Was die Physik und Kosmologie betrifft, habe ich das auch getan. Natürlich braucht auch ein Blick in gute Lehrbücher von bestimmten, besonders interessierenden Disziplinen niemals schaden (Lehrbücher von Jens Asendorpf etwa oder von Eckart Voland). Einfach um irgendwo mal ein wenig mehr "sattelfest" zu werden in der Argumentation. 

Jedenfalls bin ich der Meinung, daß ein Versuch zu verstehen wie unsere Welt im Ganzen funktioniert und zu verstehen wie Wissen über dieses Funktionieren generiert wird, alle Wahrnehmungen in der Welt ganz anders gewichtet.

[ 3. April 2020 ]


[ 3. April 2020 ] Wieder an Daniel: Ein Argument hatte ich noch nicht genannt: Immer häufiger geraten Verschwörungstheorien in die Nähe naturwissenschaftlicher, bzw. anthropologischer Überprüfung, wie ich beispielsweise schon 2017 einmal hier aufgezeigt hatte (3). Außerdem argumentieren die unersetzlichen Bücher von Kevin MacDonald durchgehend naturwissenschaftlich. Und sie sind zugleich Hintergrundpolitik-Kritik der aller besten Sorte. Also Schnittmengen gibt es doch immer mehr.

[ 3. April 2020 ] An einen anderen Denkenden: Es bleibt mir weiterhin ein Rätsel: Welche Motive sollten hunderte von Ärzten in China haben, eine Krise herbei zu reden, die keine ist? Welche Motive sollten hunderte von Ärzten außerhalb von China haben, ihnen zu glauben? Welches krude Weltbild muß man haben, wie isoliert muß man Jahre lang Nachrichten nur aus dem Verschwörungs-Kritiker-Bereich zur Kenntnis genommen haben, um dieser Annahme auf den ersten Augenschein mehr Plausibilität zuzusprechen als der ganz normalen Annahme, daß hunderte von Ärzten weltweit weder Idioten noch Verbrecher sind? Dann wird gesagt: Die Leute wollen einen Impfstoff verkaufen, der noch gar nicht entwickelt ist. Dann wird gesagt: Leute wollen Tests verkaufen, die sie aber gar nicht verkaufen, sie geben nur das Rezept zur Zusammenstellung der Tests weiter. Was für eine Schusterei in den Annahmen. Ein unglaublicher Tiefstand. Und dann kommt der Gerhard Wisnewski und erklärt das ganze zu einer Verschwörung der Chinesen gegen die ganze Welt. Bankrott. Diese ganze Wahrheitsbewegung ist völlig bankrott und sie hat es noch nicht einmal gemerkt. 

Man fragt sich: Mit was für einem irren Mißtrauen scheint die gesamte Truther-Szene Arzttermine wahrzunehmen? Mit was für einem irren Mißtrauen scheint die gesamte Truther-Szene auf die Ärzte zu schauen, die nächste Familienangehörige behandeln? Krankenhäuser und Arztpraxen und medizinische Forschungseinrichtungen müssen ja die Keimzellen des Verbrechens per se sein.

[4. April 2020]


[4. April 2020] Abends als Kommentar auf Daniels Blog (4): 

Naturwissenschaftliche Fragen wie die Einschätzung der Gefahr einer Pandemie sind nicht durch demokratische Abstimmung zu lösen, auch nicht durch Zusammenstellung einer möglichst großen Zahl von Außenseiter-Stimmen, die sich nicht im täglichen wissenschaftlichen Diskurs bewegen und auch nicht auf den wissenschaftlichen Diskurs reagieren, sondern sich direkt an die Öffentlichkeit wenden.

Der wissenschaftliche Diskurs findet ganz woanders statt. Mit diesem Blogartikel wird kein Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs geleistet. Obwohl der Blog-Inhaber Anspruch darauf erhebt, wissenschaftlich zu arbeiten, hat er sich mit diesem Blogartikel in völlig andere Bereiche begeben. In der Virologie wird anders gearbeitet, als daß man Außenseiter-Stimmen sammelt, und als daß man als erste und vordringlichste Annahme der Frage nachgeht, ob eine menschliche Verschwörung vorliegen könnte. Es hat das in diesem Fall also auch erst einmal gar nichts damit zu tun, ob man eine Mainstream-Position oder eine Außenseiter-Position vertritt, sondern ob man sich gemäß der wissenschaftlichen Standards und Gebräuche der jeweiligen Disziplin äußert oder aber ganz anders.

Es ist inzwischen durch sehr gezielte Stimmungsmache erreicht worden, daß ganze Teile der Bevölkerung alles Geschehen in der Welt nur noch als Verschwörung wahrnehmen können. Alternative Erklärungen erscheinen dann schon von vorne herein ausgeschlossen. Ein Mensch, der so reich ist wie Bill Gates, muß - aus dieser Stimmungsmache und Wahrnehmung heraus - zwangsläufig ein böser Mensch sein. Es wird noch soweit kommen, daß der nächste Vulkanausbruch irgendwo auf der Welt auch als eine Verschwörung böser Mächte erklärt wird. Vorher muß ja nur Bill Gates Forschungen im Bereich der Vulkanologie gefördert haben.

Hierbei findet in weiten Teilen gar keine Reflektion mehr statt darüber, wie seit den letzten 500 Jahren in der westlichen Welt Wissen über die Welt generiert wird. Ein Erklärungsmuster reicht hier scheinbar für alle Wahrnehmungen in dieser Welt.  Eine Versimplifizierung unserer Weltwahrnehmung wie man sie dümmer und dööfer sich nie hätte vorstellen können. Und die, die genau diese Simplifizierung praktizieren, sind einmal angetreten, mit dem Anspruch, Aufklärung zu betreiben. Ein Wimpernschlag der Weltgeschichte und schon tun dieselben Kräfte nichts anderes als das exakteste Gegenteil.

Verschwörungswissenschaft als reine Verbalwissenschaft ist sinnlos.

[4. April 2020] Aber vielleicht doch gut, daß wir das alles einmal hatten. Bei jeder künftigen Naturkatastrophe werden dann schon mehr Leute gleich von vornherein sagen: Ja, damals bei Corona, da haben alle Verschwörungsgläubigen gleich und völlig einheitlich nur eine einzige Annahme gehabt. Und wie bald stellte sich dann heraus, wie so außerordentlich kraß sie dabei daneben lagen. Da sollten wir jetzt aber einmal ein bisschen vorsichtiger sein. Vielleicht würde eine solche Lehre ja doch eine etwas positivere Folgeerscheinung all dessen sein, was sich da gerade ereignet an intellektuellem Bankrott.

Hopefully this has not to be continued .......
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  1. Coronavirus-Update: Behind the Scenes - Talk mit dem Podcast-Team | NDR Podcast mit Christian Drosten, 1.4.2020, https://youtu.be/lfUI8swRaW8.
  2. Professor Kim Woo-joo vom Guro-Krankenhaus der Korea-Universität, 27.3.2020, https://youtu.be/gAk7aX5hksU
  3. https://studgenpol.blogspot.com/2017/07/kultische-geheimbunde-haben-sie.html
  4. https://filmdenken.de/eine-corona-videoschau/

"Leben zwischen Eis und Felsen"

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Ein Forschungsbericht

Eine neue Folge der Zeitschrift "Biologie in unserer Zeit" ist erschienen. In ihr kann man den Bericht lesen zu Forschungen über die Welt der Flechten in der Antarktis. Der Bericht ist öffentlich zugänglich. Er ist verständlich geschrieben (1). Manches Bild ist darin zu sehen von der Landschaft der King George Insel. Es ist dies eine Insel zwischen dem südlichsten Zipfel Argentiniens - und damit Südamerikas - und dem Festland der Antarktis.

Auf einem der Bilder ist zu sehen: Flechten im Vordergrund, im mittleren Bildbereich in eine feuchte Senke, darin leuchtendes Moos. Und weit, weit, fern im Hintergrund: Eis, hohe Berge von ewigem Eis. ... . .  .    .   

Gedanke: So muß es auch bei uns in Europa ausgesehen haben. Vor langer Zeit. Nämlich in der Eiszeit, als andere Völker in Europa lebten. Vergangene Völker, untergegangene Völker. 

King George Insel (Wiki)

Und: Auf wie vielen Planeten in unserer Galaxie und weit, weit draußen in Millionen anderer Galaxien, auf wie vielen von ihnen mag es solche Landschaften geben? Eisige, erhabene Berge. Meer. Aufschäumende Wellen am Strand. Tot - oder doch auch: Keime von Leben bergend ... .  .     .

Über Bildersuche "King George Island" kann man sich ein Bild von der dortigen Landschaft und ihrer Vielfalt machen. Eine Fotografie gigantischer als die andere. ... Gemalt, aber: von wem eigentlich? Eindrucksvoll werden sie erst, wenn sie auf Bildschirmgröße vergrößert werden (z.B. gut möglich auf: Wiki Commons, TripAdvisor, Bing Bildersuche).

Und die Gedanken gehen auf Reise ....

... .   .      .   - Am Ende des Zweiten Weltkrieges. Eine Gruppe von Wehrmachtsoldaten. Sie versteckt sich auf der King George Insel. Immerhin gehören sie zu Argentien. Immerhin sind sie nicht die einzigen Deutschen, die sich zu jener Zeit in Argentinien verstecken ... Einige Wehrmachthelferinnen sind dabei. Und über die Jahrzehnte wächst dort - weitab von der Öffentlichkeit - eine Kolonie heran, völlig unbeachtet, von niemandem erahnt. Keine technischen Geräte, kein Radio, kein Funk. Aber die Erinnerungen. .... Und in jeder der Behausungen noch ein Bild des "Führers", an ehrenvoller Stelle im Wohnzimmer positioniert. Der Irminsul-Leuchter wird aufgestellt zu allen großen Festen des Jahres, sowie zu Lebensfeiern. Gebete zu Thor und Donar, zu Frigga, zu Freia. Wilde Männer in zotteligen Bärten, blond, rauh, der Blick nach innen. Frauen, Kinder auf dem Arm, Kinder neben ihnen, in ihre Rockfalten geschmiegt, fremde Blicke in die Kameras ....

King George Insel (Wiki)

Einen Journalisten hatte es in die Siedlung verschlagen. Rauh war er von den Einwohnern angefaßt worden. Leicht hätte ihn das Schicksal des jungen christlichen Missionars ereilen können, der auf dem Strand von den Einwohnern der Andamanen-Inseln getötet worden war vor einigen Jahren. Tagelang war seine von Giftpfeilen gespickte Leiche am Stand liegen geblieben, verachtet, überspült von den Wellen. Bis ein Patrouillenboot Indiens unter Begleitschutz die Leiche barg. Er hatte gegen die Gesetze Indiens verstoßen. Die Andamanen-Inseln sind Tabu. Unbetretbares, heiliges Land.

Rauh hatten sie ihn angefaßt. "Kerl," hatten sie gesagt in einem Tonfall, der in Deutschland schon lange nicht mehr üblich war, "Kerl - - - " - Filmriß.

Eine so vielfältige Landschaft, die King George Insel. Vereiste Hochgebirge, Eisberge, Pinguine, Seelöwen, Schelfeis, Schotterstrände, rauhe See.

King George Insel (Wiki)

Warum es gerade eine solche Phantasie sein muß, fragte er sich nach Fertigstellung seines Blogartikels. Vielleicht weil eine solche Phantasie den größten Kontrast aufweist zu einer heutigen Gegenwart, also angemessen ist einer so fernen, phantastischen Landschaft, weil aber zugleich gerade mit einer solchen Phantasie auch "ferne Nähe" aufgebaut wird. Vielleicht.

Ferne Nähe.
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  1. Leben zwischen Eis und Felsen - Biologische Bodenkrusten in der Antarktis Birgit Kanz Burkhard Büdel Patrick Jung Ulf Karsten Christian Printzen, Biologie in unserer Zeit, Volume50, Issue2  April 2020  Pages 122-133, First published: 06 April 2020 https://doi.org/10.1002/biuz.202010702, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/biuz.202010702.
  2. Bading, Ingo: Die Sehnsucht nach der Einsamkeit Alaskas Arved Fuchs - "South Nahanni" (1984) - Ergänzendes zu seinem Buch. 7. Februar 2016, http://studgendeutsch.blogspot.com/2016/02/die-sehnsucht-nach-der-einsamkeit.html.

Mein "Corona-Tagebuch" - Teil II

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Wie gewinnen wir Wissen über unsere Welt? 
- Weitere Notizen zu einer Erkenntnistheorie der Verschwörungswissenschaften

Der erste Teil dieses Blogbeitrages ist schon wieder zwei Wochen alt (GA-j! 4/2020). Zwei Wochen sind eine lange Zeit während einer Krise, die täglich Neues bringen kann. Dennoch sollen hier in einem zweiten Teil weiter chronologisch Notizen aus diesen letzten zwei Wochen veröffentlicht werden. Insgesamt haben wir in Deutschland inzwischen die Krise im Griff, während andere Länder viel größere Probleme haben.

Daß viele Wissenschaftler raten, den Virus "auszutrocknen" und deshalb möglichst wenig Lockerungen einzuführen, scheint gut begründet zu sein (5). Diesbezüglich mehren sich immer mehr Stimmen. Und wenn das die Haupterkenntnis der nächsten Wochen sein sollte, dann darf man über die vorangegangenen Wochen sagen: Viel Lärm um (fast) Nichts. Alles - fast - etwas peinlich.

Für fast jeden, der daran überhaupt emotional Anteil genommen hat. Und es wird vielleicht deutlicher werden als alles andere: Die Fakten sind die eine Ebene, die Emotionen eine ganz andere. Breitere naturwissenschaftliche Bildung - nicht um irgendwelcher "Anwendungen" willen, sondern um ihrer selbst willen - ist das Gebot der Stunde. Damit wir künftig bei Fragen, die kühlen Sachverstand erfordern, nicht - wieder - von Emotionen in großer Menge überschwemmt werden. Hugh. Das sei die Schlußfolgerung, die uns vorerst als die wesentlichste erscheint.

[ 5.4.2020 ] 


Auf Facebook. Seit 2020 wissen wir, daß Immanuel Kant in einem zentralen Punkt falsch lag. Er sagte (Wiki):
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."
Das hatte er irrtümlich gesagt. Eigentlich aber hatte er sagen wollen:
"... Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Zuhilfenahme von Verschwörungstheorien zu bedienen. ... "
.... Sagte er - und war danach wie vom Erdboden verschluckt.

[ 6.4.2020 ]


(Als Kommentar bei Daniel [1] und auf Facebook):

Als Hintergrundmacht würde ich niemals eine Grippewellle oder etwas Ähnliches, was sehr dicht in den Bereich der Naturwissenschaft fällt (auch zum Beispiel Radioaktivität) dafür benutzen, um Gesellschaften auch nur in Unruhe zu versetzen (also um damit Strategien der Spannung zu fahren). Denn das wird für die immer kontraproduktiv sein auf mittlere Sicht. Gegenwärtig wächst das Vertrauen in die Naturwissenschaft immens. Schon seit Jahrzehnten haben im Leben der Völker Naturwissenschaftler nicht mehr so viel öffentliche Aufmerksamkeit gehabt wie gegenwärtig (2). Am Drosten-Podcast und seiner immensen, unerwartete Wirkung ist das bestens ablesbar.

Wachsendes Vertrauen in die moderne Naturwissenschaft kann niemals im Sinne der Hintergrundmächte sein. Seit mindestens 500 Jahren tun sie nichts anderes als dieses Vertrauen zu untergraben, als Schlußfolgerungen von der Naturwissenschaft in Richtung auf ein humanes Menschen- und Weltbild zu verhindern, beide als "getrennte Magisteria" zu behandeln und so weiter und so fort. Weil sie aus einer mosaischen Unterscheidung zwischen Wahr und Falsch heraus leben und existieren und weil mit solchen Schlußfolgerungen ihr Lebensfaden abgeschnitten wäre, wenn größere Zahlen von Denkenden größeres Vertrauen zur modernen Naturwissenschaft - und dann natürlich in ihrer ganzen Breite einschließlich der Humanwissenschaften - gewinnen würden.

Das ist gegenwärtig das, was die Gemüter im Hintergrund beschäftigt. 

Es ist das, was immer schon der Kernbereich ihrer Beschäftigung gewesen war. Nur benutzen sie heute (öffentlich) keine Scheiterhaufen mehr, sondern gehen - "intelligenter" vor. Wesentlich intelligenter. Und deshalb sagen sie jeden Tag: Vorsicht vor Grippewellen. Sonst fangen die Leute an, sich mit Naturwissenschaft zu beschäftigen und Jahrzehnte lange Verblödung geht über den Jordan.

[ 7.4.2020 ]


Alexander Unzicker (3).  Den Namen wird man sich merken dürfen. Der erste Name aus der alternativen Öffentlichkeit, der einfach nur bei Trost bleibt. Er kritisiert die Vorgänge in der alternativen Öffentlichkeit nicht so grundlegend wie wir hier auf dem Blog. Das Ergebnis ist aber dasselbe. Und das ist das Wesentliche. Und was liest man dann zum Schluß: "Dr. Alexander Unzicker ist Physiker". Sicher eine gute Voraussetzung, um bei Trost zu bleiben.


Edvard Munch - Der Schrei


[ 9.4.2020 ] 


An Daniel und andere: Jetzt muß ich einmal eine bescheidene Frage stellen. Ich empfehle seit vielen Jahren das Buch "Eine Kultur der Kritik" von Kevin MacDonald. Weil in diesem Buch sehr genau die Strategien von Hintergrundmächten, insbesondere der monotheistischen Lobbymächte, beschrieben werden im Umgang mit moderner Wissenschaft.

Ich möchte eines wissen: Habt Ihr dieses Buch gründlich gelesen? Könnt ihr seinen Gedankengang wiedergeben? Könnt Ihr im Rahmen seines Gedankenganges neue "Kulturen der Kritik" im Wissenschaftsleben einordnen, könnt ihr sie ihm zuordnen?

Das Buch von Kevin MacDonald ist eine saubere Analyse zu dem Thema: Wie nehmen Hintergrundmächte auf wissenschaftliche Theoriebildung Einfluß, auf die Propagierung bestimmter wissenschaftlicher Strömungen (die sich dann oft, wenn nicht zumeist ziemlich bald als pseudowissenschaftlich herausgestellt haben als "Fallacy" etc.). Es kann auch sehr genau und präzise beschreiben werden, mit welcher Zielsetzung diese Einflußnahmen erfolgten. Dann natürlich auch noch Einflußnahmen in Bezug auf die Deutung wissenschaftlicher Erkenntnisse, bzw. ihr "Framen". Hier gibt es reiches wissenschaftsgeschichtliches Material, das untersucht werden kann, um zu einer Einschätzung darüber zu kommen, ob und wie Hintergrundmächte heute auf wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung Einfluß nehmen und wenn ja, wie.

Deshalb noch einmal: Habt Ihr das Buch gründlich gelesen? Seht Ihr irgendwo Anknüpfungspunkte, seht Ihr, daß die dortigen Inhalte auf die heutige Krise "extrapoliert" werden können?

Heute stochern nach meinem Eindruck alle nur im Nebel herum. Einig scheinen sich allenur in einem zu sein: Die offizielle Darstellung, die offizielle Herangehensweise beruht auf Betrug. Daß sich aber jeder alternative Erklärungsansatz sofort in innere Widersprüche verheddert, scheint da dann schon niemanden mehr zu interessieren. Hauptsache man bestätigt sich gegenseitig darin, daß Betrug überall ist. Die Herrschaft des - äußerst vagen - Verdachts.

Deshalb noch einmal: Ist Kevin MacDonald verinnerlicht? Kevin MacDonald ist selbst auf zentralen Gebieten Wissenschaftler und kann deshalb sehr genau sehen, wo und in wie weit außerwissenschaftliche Einflüsse Platz greifen in Bezug auf wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung. Er verwirft natürlich nicht in Bausch und Bogen die gesamte Wissenschaft als Lug und Trug, denn dann würde er sich ja den Ast absägen, auf dem er sitzt. Und auf dem wir alle sitzen.

Also so lange nicht so sauber gearbeitet wird wie das der Kevin MacDonald getan hat, nehme ich nur ein Gesamtbild "blinder Wut" in dem vielen Argumentieren und in dem vielen Um-sich-Schmeißen von Video-Tipps wahr. So wurde und wird niemals wissenschaftlich gearbeitet.

Deshalb noch einmal die bescheidene Frage: Habt Ihr Euch in der hier heranzuziehenden verschwörungswissenschaftlichen Literatur gut kundig gemacht, gut umgetan, bevor Ihr Urteile fällt, bevor Ihr Einschätzungen vornehmt?

Zu außerwissenschaftlichen Einflüssen auf den wissenschaftlichen Erkenntnisprozeß liegen fundierten Untersuchungen aus dem Bereich der Verschwörungswissenschaft vor. Das kann doch nicht DEINEN wissenschaftlichen Standards entsprechen, außerwissenschaftliche Einflüsse auf den naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozeß zu unterstellen, ohne Dich mit diesem Phänomen jemals geschichtlich auseinandergesetzt zu haben. Das entspricht doch überhaupt keinem wissenschaftlichen Standard.

Wie glauben alle, sich als Nicht-Virologen ein Urteil bilden zu können. Das ist mir ein völliges Rätsel. Im übrigen: Das Wissen und Bewußtsein um den Kampf der katholischen Kirche gegen den naturwissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt war in früheren Generationen so tief verankert, daß niemand mehr darauf hinweisen mußte. Allerdings kam mit dem Jesuitenorden eine schlagkräftige Truppe dazu, die im 20. Jahrhundert ihr Agieren auf dem Gebiet der Naturwissenschaft unglaublich verfeinert hat. Niemand wird wohl annehmen wollen, daß dieser Orden seine alten Ziele aufgegeben hätte. Stellt sich dann doch nur die Frage: Wer hat eine Ahnung davon, welche Strategien der Jesuitenorden gegenüber dem naturwissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt verfolgt? Sprich, wie kann die Analyse von Kevin MacDonald extrapoliert werden auf den Jesuitenorden?

Die Grundlagen sind marode, auf denen Erkenntnisbildung stattfindet innerhalb der alternativen Öffentlichkeit. Und dieser Umstand hat klar zu benennende Ursachen.

[ 9.4.2020 ] Abends Zuschrift:
Lieber Ingo! Wir erleben gerade einen Befreiungskampf gigantischsten, biblischen Ausmaßes von den satanischen weltumspannenden Kräften, die Du von uns wohl am besten studiert hast! Willst Du wirklich daneben stehen??? Alles, wofür Du Dein Leben lang kämpfst, könnte sich erfüllen. Eine Zeit von 5777 Jahren Herrschaft, sagt auch Wolfgang Eggert ... es IST Endkampf. Sieh die Zeichen!! Deine Coronaangst haben Dir diese gleichen satanischen Kräfte eingepflanzt. Du lebst in ihrer Matrix! Willst Du das? Spannendste Zeiten ... Wir fiebern. Könnte DAS wahr sein?? :scream:
Antwort: Fieber? Dann mal schnell zum Doktor. - Also nun mal nicht übertreiben. Ich kämpfe nicht mein Leben lang gegen satanistische Mächte. Das Thema kenne ich ja erst seit neun Jahren. Ich bin aber 54 Jahre alt. Zehn Jahre sind kein Leben. Auch wenn das gegenwärtig viele Menschen so wahrzunehmen scheinen. Und Satanismus ist kein Lebensthema, auch wenn es das seit den letzten zehn Jahren für viele geworden zu sein scheint. Wohl schon seit gut fünf Jahren versuche ich, mich so gut es geht von diesem Thema wieder so weit wie möglich zu entfernen. Denn es macht ja offensichtlich nicht klüger in der Birne. - Guido Grandt hat übrigens gerade einen Blogartikel von mir zum Thema auf seinem Blog veröffentlicht (4). Nur für den Fall, daß das von Interesse ist.

[ 11.4.2020 ]


Meine Verschwörungstheorie ist uralt, von der rede ich, seit es alternative Öffentlichkeit gibt: In der (deutschen) alternativen Öffentlichkeit ist niemals naturwissenschaftlich argumentiert worden. Und das, obwohl aus der Naturwissenschaft heraus die besten Argumente für die Alternative Öffentlichkeit kommen, die zuverlässigsten, die sichersten. Damit ist gezeigt, wo die eigentliche Verschwörung zu verorten ist: in der alternativen Öffentlichkeit. Oder wer hätte dort jemals das Sarrazin-Argument mit der Erblichkeit der Intelligenz-Unterschiede aufgegriffen? Auf jeden Fall nicht die (deutsche) alternative Öffentlichkeit, dieser skurile Haufen von Wissenschaftsleugnern.

[ 14.4.2020 ] 


Familiäre Bindungen gehen zu Bruch. Äußerer Anlaß: Unterschiedliche Sichtweisen zur "Corona-Krise". 😲😳😮
(Das hat man von seiner Rolle als "Pandit", als öffentlicher Gelehrter. Die Leute folgen einem nur, wenn der "Pandit" die emotionale Welle nicht gar zu arg unterläuft, von der die Menschen wünschen, daß er sie verstärken würde.)

[ 17.4.2020 ]


Ragnar Yogeshwar meint, Austrocknen des Virus wäre der schnellste Weg - also keine großen Lockerungen (5).

[ 19.4.2020 ]


Dieselbe Person, die oben vom "Befreiungskampf gigantischsten, biblischen Ausmaßes" schrieb, schreibt neuerdings neben anderem:
... nur so Überlegungen, die zum Systemwechsel passen, an den Du ja nicht glaubst ... alles Spekulation ... man kann doch auch mal'n bischen spinnen 🤪 
Antwort: Bitteschön, wenn es es das ist, was dir Spaß macht, Spinnerei ...

[ 20.4.2020 ]


Auf Telepolis wird ein flaues Magengrummeln registriert beim Blick in das derzeitige Agieren in der alternativen Öffentlichkeit (6). Damit wird Telepolis scheinbar zu einer ausgesprochen seltenen Oase in der großen Welt der alternativen Medien, dieser - angeblichen - Graswurzel-Bewegung, die aber wohl doch eher eine Kunstrasen-Bewegung ist. Stichwort: Astroturfing. Die Hintergrundmächte wissen, was die Leute hören wollen. Sie haben es genau erforscht und fördern alle vorgeblichen "Graswurzeln", die ihnen in den Kram passen ...
__________
  1. Kommentare auf: https://filmdenken.de/eine-corona-videoschau/.
  2. New York Times, 5.4.2020, https://www.nytimes.com/2020/04/05/world/europe/scientists-coronavirus-heroes.html.
  3. Unzicker, Alexander: Coronavirus: Das Versagen der alternativen Medien, 02. April 2020, https://www.heise.de/tp/features/Coronavirus-Das-Versagen-der-alternativen-Medien-4695112.html.
  4. Bading, Ingo: Gastbeitrag: „Kinderjagd & Täterschutzland“ – Elitäre Pädokriminalität! (Teil 1), 8.4.2020, http://www.guidograndt.de/2020/04/08/gastbeitrag-kinderjagd-taeterschutzland-elitaere-paedokriminalitaet-teil-1/, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5.
  5. Ranga Yogeshwar: „Wir haben die Chance das Coronavirus in ein bis zwei Monaten auszutrocknen! Eine Lockerung der Maßnahmen wäre fahrlässig!“ Kölner Treff, 15.4.2020 (Facebook
  6. Lutz Wünsch: Versagen die alternativen Medien zu Zeiten von Corona? 18. April 2020, https://www.heise.de/tp/features/Versagen-die-alternativen-Medien-zu-Zeiten-von-Corona-4704515.html

Wozu Wissenschaft?

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Wissenschaft für Anfänger
- Die Wissenschaft und ihr Platz in der heutigen Welterfahrung

Wer sich für Philosophie interessiert und innerhalb derselben insbesondere naturwissenschaftsnahe philosophische Ansätze verstehen oder gar nachvollziehen will, sich für sie einsetzen will, muß sich zunächst klar machen, daß es sich bei moderner Philosophie immer nur um eine solche auf wissenschaftlicher Grundlage handeln kann.*)

Aber was heißt "wissenschaftliche Grundlage"?

Wissenschaft ist ein Gemeinschaftsunternehmen vieler Völker, vieler Generationen, ja, ganzer Jahrtausende. Der wissenschaftliche Erkenntnisprozeß erstreckt sich über Jahrhunderte, nein, Jahrtausende. Wissenschaft im engeren, konkreteren Sinne begann in der griechischen Antike. Natürlich können zahllose "Vorläufer" benannt werden (Himmelsscheibe von Nebra, Stonehenge, Astronomie, Zahlen- und Schriftsysteme, Heilkunde der Bronzezeit etc., etc. pp.). Insbesondere ist Wissenschaft aber an Schriftkultur gebunden und an die Weitergabe von Wissen über Schriftdokumente.**)

Ein Gelehrter in seinem Studierzimmer. Ein Gemälde von Justus Juncker, 1754. Heute im Städelmuseum in Frankfurt am Main.

Deshalb bedeutete es einen ungeheuren Einschnitt in der Wissenschaftsgeschichte, als mit Einbruch des Frühmittelalters der größte Teil der bis dahin angesammelten Schriftdokumente der Antike verloren ging. Nur bruchstückhaft sind einzelne Bestandteile der wissenschaftlichen (und natürlich auch Dicht-)Werke der Antike über das Mittelalter hinweg auf uns überkommen. Es beruhte das zum Teil auf andächtiger Pflege dieser Schriftüberlieferung durch einzelne wenige Gelehrte und Schriftkundige, zum Teil im arabischen Raum, zum Teil in Byzanz, zum Teil in diversen europäischen Klöstern und anderwärts.

"Wissenschaftliche Grundlage" heißt weiterhin, daß Wissenschaft immer im Kampf gegen die Unvernunft, gegen den "Glauben", gegen "gefühlte Wahrheiten", gegen Dogmen, gegen Maulkörbe und Denkverbote langsam, Schritt für Schritt an Boden gewinnen konnte. Nur langsam und über lange Jahrhunderte hinweg gewannen Menschen und Völker zunehmend mehr Vertrauen zur wissenschaftlichen Erkenntniswelt. Kam den Menschen anfangs der Blitzableiter als ein abergläubischer Spuk vor, vertrauen sie heute ganz selbstverständlich auf seine Wirksamkeit.

Der Mensch und menschliche Kultur, auch die menschliche Seele wurzeln in "Unwissenschaftlichkeit". Seien wir uns dessen klar.  Was ist damit gesagt? In der Wissenschaft ist am Anfang selten klar, was eigentlich das Ergebnis der Forschung sein wird. In der Wissenschaft tritt immer wieder "Unerwartetes" ein. Man stößt auf Dinge, die völlig unerwartet sind. Warum eigentlich sind sie unerwartet? Weil wir alle in uns bestimmte Vorannahmen über die Wirklichkeit tragen. Von Kindheit an versucht unsere Vernunft, die uns umgebende Welt zu verstehen. Und das kindliche Gemüt nimmt zunächst alles für "bare Münze". Der Weihnachtsmann ist der Weihnachtsmann, der Osterhase der Osterhase. So hat der vorwissenschaftliche Mensch durchgehend gedacht. Man muß, um sich davon zu überzeugen, nur in die "Ilias" des Homer schauen. Oder in die germanischen Heldensagen. Eine Wunder- und Märchenwelt.

Hier hat sich überall die Vernunft und die Seele der Menschen eine Welt so "gebastelt" wie sie ihnen auf den ersten Augenschein hin am schlüssigsten erschien und wie sie sie sich - über ihre noch bestehenden Lücken der Erkenntnis hinweg - märchenhaft "ergänzten". Die Wissenschaft und Philosophie traten demgegenüber zweitausend Jahre lang immer nur wieder als Kräfte der "Entzauberung" auf. Der Blitz wird nicht von Göttern gesendet, sondern kann durch eine simple Metallstange folgenlos in die Erde gelenkt werden. Die ungeheure, gewaltige Kraft des Blitzes ist dieselbe und bietet Anlaß für Erstaunen wie schon immer. Aber diese Kraft ist dem Menschen "beherrschbar" geworden. Und manche Menschen können ja nur das "bestaunen", was ihnen unbeherrschbar erscheint. Aber weiter: Der Teufel, an den Martin Luther noch als einen "Leibhaftigen" geglaubt hat, und nach dem er auf der Wartburg sein Tintenfaß warf, weil er glaubte, dieser wolle ihn verführen, dieser Teufel ist eine Phantasiegestalt, entstammt der Märchenwelt der Menschheitsgeschichte.

Und so können unglaublich viele Dinge unserer alltäglichen Welt durchgegangen werden, deren "Märchenhaftigkeit" wir schon seit vielen Jahrhunderten eingesehen haben, und über die sich der allergrößte Teil der Menschheit heute nicht mehr großartig "aufregt". Es halten sich allerdings zähe Überreste von Aberglaube und Unwissenschaftlichkeit auch in der heutigen, modernen Welt. Soweit ich das erkennen kann, liegt ein Hauptgrund für dieses zähe Weiterbestehen von Aberglaube in der modernen Welt in dem Umstand begründet, daß Wissenschaft gerade in den letzten hundert Jahren komplexer und immer komplexer geworden ist. Es ist hier in der modernen Wissenschaft eine "befremdliche", "abstrakte" Welt entstanden. Allerdings sind sogar für diesen Umstand schon wieder - von Seiten der Wissenschaft - Erklärungen möglich geworden.

Menschliche Erkenntnis stößt an Grenzen 


Die wissenschaftliche Erkenntniswelt ist in Teilen abstrakter geworden, weil sie an die Grenzen des menschlichen Erkenntnisvermögens gelangt ist. Und auch, weil sie an die beiden Grenzen gestoßen ist jener Kategorien, in die unsere Welt eingeordnet ist, nämlich an die Grenzen von Raum und Zeit. Was für ein ungeheures Geschehen. Wir sind bis zum Allergrößten und bis zum Allerkleinsten vorgestoßen und haben beide male erkannt: Hier geht es nicht weiter. Wir sind bis zum zeitlich Allerlängsten und Allerkürzesten vorgestoßen und haben erkannt: Noch weiter kommen wir nicht. Aber wir erkennen auch: Dort, an den Grenzen unseres Erkenntnisvermögens wird es auffallend komplex und auch - für unseren Alltagsverstand - auffallend "absurd". 

Beispiel: Alles gegenwärtige Sein, alle Materie soll aus dem Nichts entstanden sein. Geht es - für den Alltagsverstand - absurder? Aber andererseits: Haben Philosophen nicht immer schon über das Wechselverhältnis von Sein und Nichts nachgedacht? Welche Steilvorlagen bietet hier die moderne Naturerkenntnis für uraltes philosophisches Denken.

Die Physiker haben erkannt, daß sie dort, an den Grenzen, mit der Mathematik noch ein Stück weiter kommen als sie es auch selbst mit ihrem eigenen Alltagsverstand noch können. Und sie sagen deshalb, daß die Schönheit der modernen Physik nur der wirklich nachvollziehen kann, der die Schönheit der ihr zugrundeliegenden Mathematik nachvollziehen kann. Da wir Alltagsmenschen das nicht können, bleibt uns hier ein Zugang zur Schönheit der Welt versperrt. Unglaublich, daß so etwas im Weltall vorgesehen ist. Daß nur wenige Superkluge eine Schönheit sehen können, "dürfen", die viele andere nicht sehen können. Immerhin, ein Trost: Viele Physiker haben sich schon Jahrzehnte lang bemüht, die Schönheit der Dinge, auf die sie bei ihren Forschungen gestoßen sind, auch denen zugänglich zu machen, die nicht so mathematisch begabt sind wie sie selbst. Aber daß moderne Physik ein wesentlicher Bestandteil unseres Kulturlebens ist oder sein könnte, davon werden nur die wenigsten heutigen Menschen ein Bewußtsein haben.

Allerdings ist ein Bewußtsein davon ein Bestandteil dessen, wenn gesagt wird: Philosophie auf wissenschaftlicher Grundlage. Auch die Philosophie hat ihren gut strukturierten Platz in der Gesamtheit aller Wissenschaften. Sie steht in Bezug zu allen übrigen Wissenschaften, sie steht weder über ihnen, noch unter ihnen, sondern sie kommuniziert auf Augenhöhe mit ihnen. Und sie ist unentbehrlich - auch zur Einordnung der wissenschaftlichen Erkenntniswelt in die Gesamtheit der menschlichen Erfahrung.

Die Wissenschaft ist ein einheitlicher, in sich widerspruchsfreier Bau. Hegel benannte das mit seinem berühmten Satz: "Die Wahrheit ist das Ganze." Wenn Teilbereiche des menschlichen Wissens in logischem oder empirischem Widerspruch stehen zu einem anderen Teilbereich des menschlichen Wissens, ist das ein Hinweis darauf, daß in einem dieser beiden Teilbereiche noch nicht alles vollständig widerspruchsfrei geklärt ist, daß hier noch Dinge vorliegen, die von der Wissenschaft zu klären sind. Die Wissenschaft steht also quasi - soweit sie die Dinge in den letzten Jahrhunderten tatsächlich schon geklärt hat - monolithisch anderen menschlichen Erfahrungsbereichen gegenüber. Sie spricht diesen anderen menschlichen Erfahrungsbereichen gegenüber "mit einer Stimme".  Warum spricht sie mit "einer Stimme"? Weil das, was sie erforscht mit "einer Stimme" spricht, nämlich die Natur.

Die Naturwissenschaft ist immer und immer nur wieder auf die durchgehende Gültigkeit der von ihr erforschten Naturgesetze im gesamten Weltall, im Größten wie im Kleinsten gestoßen. Eine Durchbrechung von gut erforschten Naturgesetzen hat sie niemals feststellen können. Das ist der Grund, weshalb die Naturwissenschaftler in Südamerika mit derselben Stimme sprechen wie die Naturwissenschaftler in Sibirien oder Australien. Die Wissenschaft ist EINES, ist eine Einheit. Man kann sich aus diesem großen Bau der Wissenschaft nicht einen Teil heraus brechen und sagen: Der Rest stimmt schon - aber dieser Teil, da haben sich die Wissenschaftler aber gewaltig geirrt.

Eine Sache um ihrer selbst willen tun


Diese große Macht der Naturwissenschaft wirkt auf all jene, die in ihrem Alltag seltener mit ihr in Berührung kommen, befremdlich. Sie fühlen sich von diesem allmächtigen Erklärungsprinzip eingeschränkt. Sie wollen - womöglich - "auch noch mitreden". In ihrem Bildungsgang hat man sie womöglich selten mitreden lassen, selten nachvollziehen lassen, was da - in der Wissenschaft - eigentlich alles so an umwälzenden Dingen geschieht. Deshalb fühlen sie sich nach und nach "entmachtet". Wie sollen sie noch mitreden können, wenn nur noch Wissenschaftler das Sagen haben? Wenn Wissenschaftler das letzte Wort haben? Wenn Wissenschaftler die Welt "beherrschen"?

Diese monolithische Erklärungskraft moderner Wissenschaft ruft also - weil sie so unerbittlich und monolithisch auftritt - Widerspruch hervor, Widerstreben hervor. Dieses Widerstreben wird aber auch noch durch einen anderen Umstand hervor gerufen: Die große Begeisterung, die Wissenschaftler beflügelt, die unglaubliche emotionale Anteilnahme, die sie bei ihrem Erkenntnisstreben "gepackt" hat, die innere Erfülltheit, die sie bei ihrem Erkenntnisstreben beseelt, all solche sehr menschlichen Dinge, die auch Bezug haben könnten zu wertvollen sonstigen menschlichen Erfahrungen, diese "innere Erfahrungswelt" der Wissenschaft wird nur noch selten an die Öffentlichkeit weiter gegeben.

Wissenschaft wird stattdessen wahrgenommen als würde sie nur um Anwendungen willen betrieben, als ginge es nur um irgendeinen "Nutzen". Der tiefere Antrieb der Wissenschaft ist aber jener Antrieb, der alle wertvolleren menschlichen Handlungen, der alle menschliche Kultur antreibt: eine Sache um ihrer selbst willen tun. Nicht um ihrer Folgen willen. Wissenschaft um der Wissenschaft willen, um der Erkenntnis willen, nicht um daraus irgendeinen persönlichen oder gar wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen.

Wer diese so außerordentlich wertvolle und dem sonstigen Kulturleben so außerordentlich nahestehende Seite der Wissenschaft nicht berücksichtigt, wird ihr niemals gerecht werden können. Niemals. Diese Seite der Wissenschaft steht dem Kulturleben nicht nur nahe, nein, sie ist Kernbestandteil von menschlicher Kultur. Wer Wissenschaftler ständig und fortlaufend eigensüchtige Motive unterstellt - was für ein Bild von Wissenschaft würde dann gezeichnet? Ist das nicht eine Herabwürdigung aller großen Wissenschaftler, die jemals gelebt haben - von Aristoteles und Platon an? Sie alle sollen nur eigensüchtige Motive verfolgt haben? Wie flach wäre das Bild, das hier gezeichnet werden würde.  - Soweit erste Überlegungen zum Thema.

__________
*) Die Philosophie ist umgekehrt ja schließlich auch nichts anderes als selbst ein Teil der Wissenschaft.
**) Inzwischen ist erahnbar geworden, daß die Gott- und Weltauffassung des Homer um 700 v. Ztr. und der heidnischen Germanen aus der Zeit zwischen 0 und 1200 n. Ztr. eine gemeinsame bronzezeitliche Wurzel hat, der die schriftlicheÜberlieferung des Homer deutlich näher zu stehen scheint als die mündlicheÜberlieferung der heidnischen Germanen über viele Jahrhunderte nach 700 v. Ztr. hinweg.

Corona - oder: Die "List der Vernunft"

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Holterdipolter - So geht es manchmal in der Welt- und Geistesgeschichte zu

Inzwischen ist das Thema "Verschwörungstheorie" und "Verschwörungstheoretiker" im Zusammenhang mit der Corona-Krise in aller Munde. Und es ist auch auf höchster Regierungsebene angekommen. Die Sorge darüber, wie in der heutigen alternativen Öffentlichkeit die Corona-Krise wahrgenommen wird und wie mit ihr umgegangen wird, hat uns ja von Beginn der Krise an hier auf dem Blog begleitet (1). Und diese Sorge ist nun auch - insbesondere aufgrund der großen Demonstrationen in Berlin, Stuttgart und an anderen Orten am letzten Wochenende - in die "große Politik" geschwabbt und wird inzwischen auch von den Mainstream-Virologen als Problem wahrgenommen. Ich hatte schon immer das Gefühl, daß die nicht ausreichend die Brisanz wahrnehmen, die mit dieser Vertrauenskrise gegenüber der modernen medizinischen Forschung verbunden ist.

Abb. 1: Birgit Doll im Vorschaubild ihres Videos "Sklaven ohne Ketten" (2)

Auch die Art, wie die Virologen und Mainstream-Wissenschaftler (etwas hilflos) darauf reagieren (z.B. Forderungen an die Social-Media-Plattformen) wirkt wenig souverän. Vor allem aber verkennt sie noch völlig die tieferen Ursachen. Die tieferen Ursachen liegen - unseres Erachtens - in einem umfangreicheren Vertrauensverlust ganz allgemein gegenüber der modernen Wissenschaft, bzw. daran, daß man schon seit vielen Jahrzehnten dem Umstand gleichgültig gegenüber steht, daß weite Bevölkerungskreise dieses Vertrauen gar nicht besitzen, bzw. daß es - insbesondere innerhalb der alternativen Öffentlichkeit - von ihrem Beginn an scheinbar sehr bewußt und massiv untergraben worden ist. (Diesen Umstand haben wir hier auf dem Blog immer wieder benannt und haben für ihn auch immer wieder viele Beispiele zusammen getragen, etwa unter der Rubrik "Lauter weite Wege".)

Als einer von vielen Seismographen dafür, daß die genannte Sorge bei den Etablierten wirklich angekommen ist,  wird sicherlich auch der Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume dienen können. So fragte er am Wochenende zum Beispiel auf seinem Twitter-Account - etwas erstaunt und sich die Augen reibend - nach den kulturgeschichtlichen Wurzeln der gegenwärtige Popularität der Ideen der alternativen Öffentlichkeit in Baden-Württemberg. Er formulierte das in sehr auffälliger Weise folgendermaßen (Twit.):
Warum immer wieder Wut-Demos in #Stuttgart? These: Wir haben hier eine starke, pietistische Tradition, die das „Selberdenken“ auf Gefühlsbasis gegenüber „Obrigkeit“ religiös aufwertete. Wo das aber säkularisiert wird, entsteht häufiger Resonanz zu Expertenkritik und Verschwörungsmythen.
Das sind irre Worte, die noch umfangreichere Ausdeutung fähig wären als wir das vorerst an dieser Stelle leisten wollen. (Wir wollen es ebenfalls dem "Selbserdenken"überlassen. ;-) ) Aber: Er formuliert hier doch einen wirklich sehr interessanten Zusammenhang. Selberdenken gegenüber der Obrigkeit wieder hier als ein "Probleeeeeem" benannt. Ist das nicht interessant? Man setzt Expertenwissen der Obrigkeit der Dummheit des Selberdenkens des Volkes gegenüber. Ist das nicht sehr, sehr interessant? Oh, ihr selbst ernannten "Demokraten", ihr selbst ernannten "Demokraten", wo kommt ihr hin, wenn das Volk selbst denkt .... Es könnte ja echte Demokratie ausbrechen, nein, so was aber auch! Das wollen wir doch dann lieber nicht. Dann doch lieber Merkel-Obrigkeit, nicht wahr, Herr CDU-Mann Blume.

Seine Gedanken wurden auf Twitter immerhin in mancherlei Hinsicht kontrovers erörtert. Jedenfalls - in der Tat: Zur Zeit beschäftigen sich Menschen mit Hintergrund-Politik in einer Intensität, in der sie dies ohne die Corona-Krise niemals getan hätten. Als ein auffälliges Beispiel dafür kann man auch ein Video der Videobloggerin Birgitt Doll wahrnehmen (2, 3). Dieses war Ausgangspunkt für das Nachdenken dieses Blogartikels. Aber eigentlich ist das ein Umstand, auf den hier auf dem Blog schon hingewiesen worden ist. Dieser Umstand hatte uns zu der Vermutung veranlaßt (1), daß Hintergrundmacht vermutlich niemals eine weltweite Seuche inszenieren würde, um "Strategien der Spannung" - oder was auch immer - zu fahren. Denn das würde für diese Hintergrundmächte - und das wissen diese ja auch - vermutlich sehr leicht nach hinten losgehen können.

Und genau das geschieht gerade. Genau das ist gerade zu beobachten. Die Entwicklung, die wir jetzt - zum Teil - sehen, war ja so wohl von niemandem wirklich erahnbar und voraussehbar. Aber es ist gut aus der Geschichte bekannt, daß Seuchen fast immer in der Bevölkerung Verschwörungs-Vermutungen und -Verdächtigungen verstärkt haben. Ein "diffiziles" Problem, mit dem die Hintergrundmächte da gerade zu tun haben. Man muß nicht den Eindruck haben, daß sie gerade besonders gut wissen würden, wie sie damit umgehen sollen. Auch die Äußerungen, die man aus dem Umfeld von Angela Merkel dazu hört (Verdacht auf russische "Bots") wirken eher hilflos.

Jene, die derzeit die Reihen der Hintergrundpolitik-Kritiker verstärken, sind ja derzeit sehr oft Menschen - sehr oft Frauen vor allem -, die sich jetzt oft zum ersten mal sehr intensiv anfangen, in die Thematik der Hintergrund-Politik einarbeiten, auch in die Thematik des elitären internationalen Satanismus und der elitären, internationalen Pädokriminalität (2, 3). 

Indem man das beobachtet, mag einem der Gedanke kommen, als hätte man es hier mit einem Phänomen zu tun, das Georg Friedrich Wilhelm Hegel einmal mit dem Begriff "List der Vernunft" (Wiki) benannt hat:
Hegel versteht darunter einen Vorgang, durch den sich in der Geschichte der Menschheit ein bestimmter Zweck verwirklicht, der den handelnden Menschen nicht bewußt ist.
Damit ist eine grundlegendere Gesetzmäßigkeit der Geschichte und Geistesgeschichte der Menschheit von Hegel benannt worden: Der Mensch ist das einzige Phänomen dieses Weltalls, das von Geburt an unvollkommen wahrnimmt, denkt, fühlt und handelt. Der Mensch ist in höchstem Grade anfällig ist für Irrtümer, Täuschungen und Selbsttäuschungen aller Art.

Aus der Sicht moderner philosophischer Deutung kann gesagt werden, daß diese Irrtumsanfälligkeit des Menschen geradezu die Voraussetzung dafür ist, daß er aus eigener freie Entscheidung heraus sich für Gut oder Böse, für das Göttliche oder gegen dasselbe entscheiden kann.

Wenn aber wiederum aus Sicht dieser modernen philosophischen Deutung Kosmologie, Evolution, Humanevolution und Weltgeschichte "tief in Gott eingebettet" sind (gemeint: im Göttlichen), das heißt, nicht von vollkommenen göttlichen Gesetzen völlig "verlassen" sind, dann gibt es viel Berechtigung, mit Hegel zu sagen, der Weltgeist würde sogar die Irrtumsanfälligkeit des Menschen "nutzen", um das Ziel der Weltgeschichte zu erreichen, nämlich - nach Hegel - Wachstum im Bewußsein von Freiheit.

Der Videokanal von Birgit Doll


Dieses Phänomen läßt sich nun - zum Beispiel - gut an dem Videokanal von Birgit Doll aufzeigen, ebenso an dem Umfeld, in dem sich dieser bewegt. In einem sehr neuen Video behandelt sie fast alle Themen unseres Blogs rundum elitäre Pädokriminalität und Satanismus, und zwar fast auf der gleichen Linie wie wir das selbst vor zehn Jahren behandelt haben (4). Daran wird auch erkennbar, daß wer auf diesem Gebiet erst einmal einen Zipfel von Verständnis gewonnen hat, sehr schnell zu ähnlichen weiteren Ansichten und Weltsichten kommt wie sie inzwischen in der alternativen Öffentlichkeit eben sehr weit verbreitet sind.

Es darf aber auch gefragt werden, ob Birgit Doll und andere Menschen auf ihrer Linie angefangen hätten, auf dieser Linie so intensiv zu recherchieren, wenn es die Corona-Krise gar nicht gegeben hätte. Denn durch die Corona Krise sind besonders Menschen angesprochen worden, die sich für Gesundheitsthemen interessieren. Interessanterweise hat sich ja auch Bodo Schiffmann, der Arzt der "Schwindelambulanz", bislang - nach eigener Aussage (5, 6) - so gut wie gar nicht für Politik interessiert und sich schon gar nicht für die Hintergründe derselben. Erst durch die Corona-Krise hat sich das auch bei ihm geändert.

Falls aber nur die Corona-Krise trotz einer hier auf dem Blog schon behandelten Fehleinschätzung in ihrer Wahrnehmung dazu führen sollte, daß sich ganz neue Personengruppen und gesellschaftliche Kreise und zwar in einer ganz neuen Intensität (2, 3) mit Hintergrund-Politik beschäftigen, dann hätte man sicher Grund, im Sinne von Hegel von einer "List" zu sprechen, mit der hier das Zeitalter der Aufklärung durch die weltgeschichtliche Vernunft vorantrieben wird, obwohl sich diese Vernunft dabei hinter zahlreichen Irrtümern versteckt, bzw. obwohl diese Irrtümer erst der Auslöser waren, sich der Vernunft zuzuwenden.

Ja, in der Weltgeschichte und Geistesgeschichte geht es manchmal Holterdipolter zu. Und das ist schon deshalb schön, weil dadurch die Maske des Durchstilisierten aller gesellschaftlichen Wahrnehmungen, alles gesellschaftlichen Denkens, Fühlens und Handelns 

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  1. Bading, Ingo: Mein Corona-Tagebuch, Teil 1, 5.4.2020, https://studgenpol.blogspot.com/2020/04/eine-ganz-normale-grippe-mein-corona.html, Teil 2, 20.4.2020, https://studgenpol.blogspot.com/2020/04/mein-corona-tagebuch-teil-ii.html.
  2. Doll, Birgit: Von Sklaven ohne Ketten und Idolen, die keine mehr sind. Auf Videokanal von Nitya D. Stahl (35.000 Abonnenten), 01.05.2020, 26.762 Aufrufe, 2044 "gefällt mir" (Stand: 13.5.2020), https://youtu.be/LXJIBzQ_vP0, Bitchute: https://www.bitchute.com/video/4h3PMLXmOEqn/.
  3. Doll, Birgit: Videokanal auf Youtube, 15.500 Abonnenten, https://www.youtube.com/channel/UC0Ex_nlKKuysAqdeJ7Gn6YA; Videokanal auf Bitchute, 219 Abonnenten, https://www.bitchute.com/channel/zlFEr9SSW4hK/.
  4. Bading, Ingo: Quellen zum Thema "Elitärer Satanismus und Kindesmißbrauch", 4/2011, https://studgenpol.blogspot.com/2011/04/quellen-zum-thema-elitarer-satanismus.html.
  5. Nerling, Nikolai (Volkslehrer): Bericht von der Demo "querdenken" in Stuttgart. Interview mit Bodo Schiffmann daselbst (Beide auf Youtube inzwischen gelöscht.), https://www.bitchute.com/channel/KQdZKMWQvsr6/.
  6. KenFM: Im Gespräch: Dr. Bodo Schiffmann (Widerstand2020), 08.05.2020, 123.842 Aufrufe 9849 "gefällt mir" (Stand 13.5.2020). Auf Videokanal von KenFM (477.000 Abonnenten), https://youtu.be/3WS7JJIZ4WY.

Die teleologische Struktur unseres Universums

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Versuche zu ihrer philosophischen Deutung
- unter Einschluß religions- und kulturwissenschaftlicher Perspektiven -

Richard David Precht oder Harald Lesch - sie sind Mode-Philosophen, bzw. Mode-Naturwissenschaftler, die schon seit Jahrzehnten immer einmal wieder auch über das Verhältnis zwischen Philosophie und Naturwissenschaft, bzw. über das Verhältnis zwischen Religion und Naturwissenschaft nachdenken, sprechen und schreiben. Aber von diesen Popularisierern des Standes des modernen wissenschaftlichen Weltzugangs und moderner, wissenschaftsnaher menschlicher Besinnung ist - unseres Wissens nach - noch niemals etwas von dem gesagt worden, was in den ersten 30 Minuten des hier eingestellten Videos (1) enthalten ist.




Dieses Video wurde auf Youtube veröffentlicht im April 2019, es ist im Dezember 2018 in Stuttgart entstanden. In diesen ersten 30 Minuten sind quasi die Grundzüge des modernsten weltanschaulichen Entwurfs, der dem Blogautor in den letzten Jahrzehnten aus der Universitätswissenschaft heraus bekannt geworden ist, aufgezeigt, und zwar in einer Dichte wie es einem innerhalb der Universitätswissenschaft noch nie begegnet ist. Gemeint ist damit ein weltanschaulicher Entwurf, der einerseits so etwas wie eine Weltseele, etwas Göttliches, eine Innenseite aller materiellen Erscheinungswelt in diesem Universum als existierend voraussetzt und als konstitutiv mit in die Gesamtargumentation einbezieht, und der dabei dennoch und zugleich auch alles Wissen aus der Naturwissenschaft in vollstem Maße anerkennt, zu würdigen weiß und mit einbezieht. Ein Entwurf also, der den Jahrhunderte langen unseligen Zwiespalt zwischen Wissen und Glauben, zwischen Wissenschaft und Gottglaube vollständig zu überwinden in der Lage zu sein scheint und der eine neue "höhere" Einheit zwischen beiden formuliert.

Können moderne Gesellschaften nicht aus dieser neuen, "höheren" Einheit Synergie-Effekte für sich mitnehmen, so fragt man sich unmittelbar beim Anhören dieser halben Stunde.  

Denn es ist schon erstaunlich, wie locker und selbstverständlich und ruhig und gelassen hier so außerordentlich grundlegende Gedanken in die Diskussion plätschern. Im ersten Augenblick fragt man sich: Wo ist man denn hier hingeraten? Was ist denn hier eigentlich los? Das ist gewiß zweierlei nicht: Weder ist es mittelmäßig seichtes bis mittelmäßig anspruchsvolles Talkshow-Geschwätz, noch auch trockenes akademisches Gerede. Nein, es ist ein Drittes. Aufgrund der ersten Überraschung und Konsternierung hatten wir in einem ersten Schritt im März 2020 auf dieses Video erst einmal eigentlich nur - mehr oder weniger hilflos - hingewiesen (GA-j!). Inzwischen ist uns bewußt geworden: Die hier erörterten Gedanken sind so grundlegend und so dicht, daß es notwendig ist, sie zu verschriftlichen, um sich noch besser mit ihnen auseinander setzen zu können, um sich noch besser mit ihnen konfrontieren zu können. Und genau diese Verschriftlichung wird im vorliegenden Blogbeitrag gegeben.

Dazu fügen wir gelegentlich / zwischen Schrägstrichen / einige wenige eigene Gedanken und Erläuterungen ein. Im Wesentlichen aber sollen die Ausführungen dieser Diskussion für sich stehen. Rein von der Sache her werden hier gedankliche Ansätze weiter verfolgt, die gelegentlich auch schon einmal in den 1990er Jahren im geistigen Diskurs aufgetaucht waren (Beispiel: 2, 3).

Der Diskussion, die in diesem Video enthalten ist, muß am Vormittag schon eine erste Runde vorausgegangen sein, die nicht in Videoform verfügbar zu sein scheint, deren Kenntnis aber auch gar nicht notwendig zu sein scheint, um dieser zweiten Runde gedanklich folgen zu können. Jedenfalls geht es gleich zu Anfang "in medias re", mit einem Kopfsprung mitten in das Thema hinein. Die Diskutanten - vier Universitätsprofessoren, und zwar zwei der Theoretischen Physik (Hüfner und Bartmann, links) und zwei der Universitäts-Philosophie (Halfwassen und Tetens, rechts) müssen zunächst einmal nicht näher vorgestellt werden. Sie sind einfach Repräsentanten ihrer Fachbereiche und eines Bewußtseinsstandes, der sich in ihnen gegenwärtig entwickelt. Viel zentraler ist das Gespräch selbst.

Es ist sinnvoll, wenn man Vorwissen mitbringt über Argumentationsstrukturen rund um das Anthropische Prinzip (Wiki) der modernen Astrophysik, sowie rund um eine etwaig daraus abzuleitende Teleologie (Wiki), also rund um eine etwaige Zielgerichtetheit der großen Entwicklungstendenzen in unserem Kosmos und auf unserer Erde. Am Ende der Verschriftlichung geben wir dazu auch noch einmal einige wenige Erläuterungen (siehe unten). Nun die Verschriftlichung.

Verschriftlichung der ersten 30 Minuten dieses Videos


Halfwassen:
Ich hätte einen Punkt, der knüpft bei Herrn Tetens an, sowohl bei der teleologischen Struktur der Gesamtentwicklung und bei dem Anthropischen Prinzip. Da hatten wir ja heute Morgen in der ersten Runde schon gehört: Uns gibt es weniger als 13 Milliarden Jahre. Also wenn das Universum nur sinnvoll ist für uns als Veranstaltung für intelligente Beobachter - muß das so lange warten? Oder gäbe es die Möglichkeit einer anderen Deutung? Da will ich noch einmal auf die Singularität zurück kommen. Wenn ich das richtig verstanden habe mit der Singularität, dann ist die Singularität die punktförmige Zusammenfassung der gesamten Energie und der gesamten Masse des Universums, die dann im Urknall auseinander geht und sich entwickelt. Wenn man nun diese Gesamtentwicklung im Sinne von Herrn Tetens als eine teleologische begreifen will, wäre es dann nicht sinnvoll, die Singularität noch einen Schritt weiter zu interpretieren und zu sagen: Das ist nicht nur die Zusammenfassung der gesamten Energie und der gesamten Masse des Universums. Denn das Universum besteht ja nicht nur aus Energie und Masse, sondern auch, vielleicht sogar vor allem aus Information, es ist auch die Zusammenfassung der gesamten Information. ... In Bezug auf das Universum in seiner Entwicklung eine ähnliche Rolle spielen wie der Samen in Bezug auf ein Lebewesen, nicht, wir kennen das, im Samen ist die gesamte genetische Information ... schon vorhanden. Und das steuert dann die Entwicklung eines Lebewesens im Sinne eines teleologischen Prozesses. Wäre das sozusagen ein Diskussionsangebot, um die Teleologie da einbauen zu können? Und dann will ich gerne noch einen Schritt weiter gehen: Also wenn man das so faßt, das Verhältnis von Singularität ... Prozeß als Verhältnis von Samen und Lebewesen: Lebewesen haben ja eine Innenseite, die wir in der Philosophie traditionell Seele nennen. Wäre dann die alte platonische Idee einer Weltseele nicht auch eine vernünftige Idee? Dann braucht das Universum nicht darauf zu warten, daß .... Sie haben ja darauf hingewiesen, wir wissen gar nicht, sind wir die einzigen denkenden Lebewesen im Universum, höchstwahrscheinlich nicht, gibt es nur unsere Form von Intelligenz, gibt es nicht auch andere Formen von Intelligenz im Universum? Aber die Weltseele ist ja mit der Annahme verbunden: in die Struktur des Universums ist so etwas wie seelische Innenseite, Bewußtsein von Anfang an .... 

Bartmann: 
Na gut, dann lassen wir uns einmal darauf ein. Ich muß gestehen, ich habe Schwierigkeiten mit dem teleologischen Ansatz. .... Wenn man von einer Weltseele sprechen will, dann würde ich die im physikalischen Sinne am ehesten in dieser Information suchen. Dann ist die Frage: Wie ist die Dynamik dieser Information, wie entwickelt sich diese Information weiter? Ein weiterer Aspekt, den Sie angesprochen haben - damit habe ich wirklich große Schwierigkeiten: Ob die Entwicklung des Universums auf uns zielt, ob wir der teleologische Gegenstand der Entwicklung des Universums sind. (...) Ich habe enorme Schwierigkeiten mit diesem Gedanken, weil ich davon ausgehen muß, daß es hunderte von Milliarden von weiteren intelligenten Zivilisationen im Universum gibt. Und welche soll denn dann für sich beanspruchen, daß sie sozusagen das teleologische Ziel ist.
/ Man darf es als in höchstem Maße interessant finden, daß der Theoretische Physiker hier gar keinen gar zu grundlegenden Einwand mehr dagegen macht, daß es eine Zielgerichtetheit der Kosmologie gibt oder geben könnte. Denn jenes Argument, jenes Bedenken, das er an dieser Stelle gerade dagegen vorbringt, wird ja dann auch schnell und leicht von Halfwassen als gegenstandslos aufgezeigt. Und insofern fragt sich: Wenn Bartmann als erstes kein besseres Argument gegen diesen Gedanken vorbringt, welche Gründe gäbe es dann noch, zu glauben, man müsse "enorme Schwierigkeiten" mit ihm haben? Liegen diese "enormen Schwierigkeiten" in der Sache selbst begründet oder in der heutigen vorherrschenden seelischen Haltung diesen Dingen gegenüber, eine Haltung, die sich über mehrere Generationen hinweg insbesondere in Naturwissenschaftlern "verfestigt" hat? /

Halfwassen:
Das braucht man gar nicht. Also im Sinne von Tetens würde man sagen: Für die teleologische Struktur des Universums reicht es, daß es einen intelligenten Erkenner des Universums gibt. Ob wir das sind, ob das eine Weltseele ist, ob das andere Intelligenzen als unsere sind, wäre eine nachrangige Frage. 

Hüfner:
Warum braucht man überhaupt - warum braucht das Universum einen intelligenten Erkenner?

Halfwassen:
Weil es ... Also wenn es erkennbar ist, ist es auf Erkennbarkeit angelegt. Und dann ist es ohne Erkennenden unvollständig. 

Hüfner:
Wie kommen Sie da drauf? Meinen Sie, das Universum hat auf uns gewartet? Oder auf einen solchen ...?

Halfwassen:
Also zur Struktur des Universums, wenn es ein vernünftiges ist, gehört dazu, daß es in dem Universum denkende Wesen gibt. Sonst wäre nicht erkennbar, wieso das Universum für uns überhaupt erkennbar ist.

Hüfner:
Nicht für uns - aber braucht das Universum denn jemand, der die Vernünftigkeit, das heißt, die Naturgesetze erkennt?

Halfwassen:
Eine Vernünftigkeit, die keiner erkennt, ist keine Vernünftigkeit.
/ Auf den ersten Blick ein starker Satz. Ist dem so? Warum soll nicht Rationalität in der Welt sein, ohne daß diese Rationalität dann auch wahrgenommen wird? /

Hüfner:
Was ist denn für Sie Vernünftigkeit?

Halfwassen:
Zur Vernünftigkeit gehört natürlich gesetzmäßige Ordnung dazu, das ist klar. Aber zur Vernünftigkeit gehört auch Selbstbewußtsein, Selbstbeziehung dazu. Also zur Vernunft gehört eben dazu, daß die Vernunft im Erkennen objektiver Ordnungen zugleich sich selbst erkennt. So daß dieses Ganze aus erkennender Vernunft und erkannter Ordnung als eine Form der Selbsterkenntnis dieses Ganzen interpretiert werden kann.
/ Es deutet sich an, vor was für einer riesen großen philosophischen Tradition Halfwassen - als Kenner der platonischen Philosophie - hier argumentiert. Insgesamt wird wohl zu sagen sein, daß Halfwassen einen philosophischen Ansatz vertritt, der in dieser Form in keiner Weise mit irgendeiner Art von Zustimmungspflichtigkeit im Sinne der Naturwissenschaft einhergeht. Er darf sehr wohl innerphilosophische Widerspruchslosigkeit, Stimmigkeit für sich in Anspruch nehmen, sogar Plausibilität angesichts der durch die Naturwissenschaft gegebenen Datenlage (also insbesondere der durch das Anthropische Prinzip gegebenen Datenlage). Es handelt sich aber klar um eine philosophische Deutung der naturwissenschaftlich erforschten Datenlage. Insofern hat natürlich die wiederholte Nachfrage des Professors Hüfner in vollkommenem Maße ihre Berechtigung. Von Seiten der Naturwissenschaft darf so gefragt werden, ganz unbezweifelt. Und es ist gut, daß so gefragt wird. Andererseits darf aber auch gesagt werden, daß diese philosophische Deutung eine außerordentlich behutsame und sparsame ist. (Wie überhaupt alle Diskutanten sehr behutsam miteinander umgehen, auch sehr bezeichnend.) Mit dieser Deutung geht höchstens ein Mindestmaß von logischer Willkür einher. Im Gegenteil: Fast möchte man sagen, daß eine philosophische Deutung des Universums, die intelligente Erkenner innerhalb dieses Universums nicht mit in die Deutung mit einbezieht, eben tatsächlich "unvollständig" wäre. Denn tatsächlich haben wir ja ein Weltall, in dem intelligente Erkenner leben. Und insofern ist die philosophische Deutung von Halfwasser sicherlich die vollständigste, die bei der gegenwärtigen Datenlage möglich ist. /

Bartmann:
Darf ich mal - wie heißt es - eine "steile These" dazwischen legen? Wir stellen ja gewissermaßen einen Gegensatz her zwischen dem Universum und uns. Was wäre, wenn es diesen Gegensatz gar nicht gibt? Und wenn wir sozusagen die logische Fortsetzung einer Entwicklung des Universums sind hin zu einem immer strukturierteren Zustand? Wir hatten während der Kaffeepause heute vormittag schon über folgendes geredet: Es gab in Heidelberg einen Kollegen, Karl-Heinz Meyer, der mit Hilfe von Schaltkreisen, also integrierten Chips kleine, neuronale Netzwerke nachgebaut hat. Er ist kürzlich verstorben, seine Arbeit wird natürlich fortgesetzt. Seine Schaltkreise sind darauf angelegt, daß das Verhalten von Neuronen wie wir es kennen, naturgetreu nachahmen. Dann bilden Sie daraus ein Netzwerk und setzen dieses Netzwerk äußeren Reizen aus. Sie können sogar dafür sorgen, daß dieses Netzwerk Tischtennis spielen lernt oder Zahlen zu erkennen lernt. Und dann koppeln Sie dieses Netzwerk ab von äußeren Reizen und Sie stellen fest, es fängt an zu träumen. 

Halfwassen:
Ach! Aha.

Bartmann:
Das heißt, es verarbeitet Informationen weiter, die es vorher aufgenommen hat. Und wenn Sie es zu lange abkoppeln von diesen äußeren Reizen, dann ... sich das. Aber es legt immerhin die Vermutung nahe, daß Bewußtsein etwas sein könnte, das in hinreichend komplizierten Netzwerken entsteht, wenn man sie nur genügend äußeren Reizen aussetzt. Und dann könnte man spekulieren zumindest, ob nicht unsere Existenz und die Existenz von intelligentem Leben eine Fortsetzung (der Entwicklung) des Universums hin zu immer komplexeren Systemen sein könnte und dann würde tatsächlich das Universum die Existenz erkennender Intelligenz in seiner Entwicklung voraussetzen.  Das wäre sozusagen eine inhärente Erklärung, warum das Universum seine eigene Erkenntnis mitproduziert.
/ Natürlich ist diese These schon allein deshalb "steil", weil ein Physiker (!!!), also: ein Physiker offenbar erst künstliche neuronale Netzwerke braucht, um "zu spekulieren" (!!!), daß "die Existenz von intelligentem Leben eine Fortsetzung des Universums hin zu immer komplexeren Systemen sein könnte". Daß er als Physiker, um dieser Spekulation nachzugehen, natürlich eigentlich nur hinüber in die Fakultät der Biologie gehen müßte, um sich davon zu überzeugen, daß diese Spekulation nicht gar zu spekulativ ist, und daß diese "steile These" nicht gar zu "steil" ist, auf diesen "kühnen" Gedanken scheint dieser eingefleischte Physiker im ersten gedanklichen Schritt scheinbar gar nicht zu kommen. Aber sei es drum! Dennoch ein schönes Argument, das er hier vorbringt. Insbesondere auch wegen der Träume, die sogar künstliche Intelligenz hervorzubringen scheint, also wiederum eine recht ausgesprochene Art von "Innenseite", die auch unabhängig von äußeren Reizen stattfindet. Jedenfalls: Was Bartmann hier "steil" und "spekulativ" nennt, ist schlicht das, was von der Biologie und Evolutionsforschung immer gründlicher erforscht worden ist in den letzten hundert Jahren und immer weiter erforscht wird. Von "Spekulation" und "steiler These" kann hier wahrlich - von der Sache selbst her gesehen - nicht die Rede sein. Aber offenbar macht die psychische Verfaßtheit mancher Naturwissenschaftler diese "Distanzierung" noch notwendig. /

Tetens:
Naja, noch mal zu Ihrer Frage (Herr Hüfner) zurück. Muß das Universum überhaupt auf uns hin angelegt sein?  Kann man sich ein Universum vorstellen, in dem gar keine Beobachter auftreten? Natürlich kann man sich das vorstellen. Und natürlich kann man auch sagen: Dieses Universum, in dem zwar Beobachter im Laufe des Universums aufgetreten sind, nämlich mindestens wir, ist jedenfalls kein Universum, das darauf angelegt war, sondern wir sind mehr oder weniger das Ergebnis eines unglaublichen Zufalls. Dieser Überzeugung kann man selbstverständlich sein. Man kann die Welt dann so im Lichte dieser Annahme interpretieren. Aber dann haben wir diese Situation, daß der Schöpfungsglaube - und darüber reden wir ja, über das Verhältnis von Schöpfungsglaube und naturwissenschaftlicher Beschreibung des Universums - dann steht der eben unverbunden daneben, wenn man nämlich einerseits sagt: Ja, von einem naturwissenschaftlichen Standpunkt sind wir reine Zufallsprodukte, von einem naturwissenschaftlichen Standpunkt ist das Universum nicht auf uns zugeschnitten und auf uns hin angelegt. Und dann müssen wir sagen, also ok, die Menschheit ist eine, sowohl individuell, jeder einzelne Mensch, als auch die Gattung Menschheit, ist eine vorübergehende Erscheinung im Universum nach allem, was wir über dieses Universum wissen. Wir werden eines Tages verschwunden sein aller Wahrscheinlichkeit nach. Ob es dann andere Beobachter gibt, andere Zivilisationen in diesem Universum an anderen Orten, das haben wir vielleicht bis dahin geklärt oder auch nicht geklärt, wir wissen das nicht, wir wissen ja nicht, wir können ja kein Wissen vorher sagen. Und das ist denkbar und dann hat jedenfalls der Glaube den Status einer damit unverbunden Überzeugung, naja, und Hoffnung, daß es doch gut mit uns ausgeht. Ich greife noch einmal die Formulierung von Huber auf, weil mir die passend zu sein scheint. Der Schöpfungsglaube ist vor allem der Glaube, daß dieses Universum ein Ziel hat, daß es auf etwas angelegt ist, nämlich auf etwas Gutes, bei Polkinghorne heißt es, also, angelegt ist von einem Wesen, das Verehrung verdient, und das der Grund - wie er es formuliert - unserer Hoffnung ist. Und dann müßte man sagen, ok, die beiden Perspektiven - das sind zwei unterschiedliche Perspektiven, die kann man beide einnehmen, die sind völlig legitim und die sind aber unverbunden. Und ich finde das jedenfalls nicht besonders befriedigend. Und deshalb kann man sich ja einfach fragen: Ist es völlig unvernünftig, den in der Tat sehr optimistischen, in der Tat sehr kühnen Gedanken zu fassen, das Universum könnte auf uns und auf Erkennbarkeit, insbesondere auf Erkennbarkeit angelegt sein. 

Hüfner:
Wie zentral ist eigentlich der Schöpfungsglaube in der Religion? Ich habe mir überlegt: Wenn Sie etwa in die Bibel gucken, da gibt es zwei, drei Stellen, von sechshundert Seiten gibt es zwei, drei, wo über die Schöpfung gesprochen wird. Sonst wird über ganz andere Sachen, viel weltlichere Sachen gesprochen. Und ist wirklich der Schöpfungsglaube eine zentrale, eine "conditio sine qua non" für die Religion (gemeint also: ist er wirklich eine so zentrale Voraussetzung, ohne die Religion gar nicht möglich wäre)?

Halfwassen:
Das hängt von der Religion ab. 

Hüfner:
Sie haben sozusagen den Schöpfungsglauben sehr stark ins Zentrum gestellt. Das ist ja auch heute unser Thema. Deswegen ist das auch legitim. Aber ich frag jetzt mal: Ist wirklich nötig, könnten wir uns nicht vorstellen, daß wir eine Religion haben, so wie wir jetzt entstanden sind, die unser Verhältnis zur Welt und auch insbesondere unser Verhältnis zu den Mitmenschen regelt, ohne daß wir jetzt darauf rekurieren, daß Gott die Welt geschaffen hat. Also diese naturwissenschaftliche Frage davon einfach lösen. Und da ist eine Frage. Das ist mir gekommen in diesen Diskussionen.

Tetens:
Naja, ich würde sagen, es ist ja bekannt, daß die Religionswissenschaftler immer davor warnen, Religion zu definieren, es gibt natürlich auch höchst unterschiedliche Formen von Religion. Aber trotzdem habe ich einen Vorschlag: Für mich ist, was die Hochreligionen anbelangt, also insbesondere die drei monotheistischen Religionen, so haben sie eine zentrale Botschaft. Das scheint mir ziemlich unübersehbar zu sein. Die zentrale Botschaft lautet, daß die Übel und Leiden in der Welt nicht das letzte Wort in der Sache sind. Daß wir also nicht eben diese Perspektive einnehmen sollten und sagen, ok, also ein typisches menschliches Leben beginnt mit der Geburt, dann gibt es eine Wachstumsphase und dann gibt es eine Phase, wo man seine Fähigkeiten und Möglichkeiten mehr oder weniger ausleben kann und dann beginnt allmählich der körperliche und später auch der psychische und so weiter Abbau bis wir dann sozusagen als Fragmente und unvollendet abtreten und sterben. Und dieser sozusagen noch normale und glückliche Verlauf verläuft bei vielen Menschen noch viel dramatischer, noch viel schlimmer, sie müssen viel früher abtreten, sie werden getötet, sie sind Opfer der Weltgeschichte. Und die Religionen sagen, die zentralen Religionen sagen doch: Man kann nicht sagen: Das war's. Und jetzt kann man sich aber überlegen natürlich: Was muß man denn dann annehmen, wenn die Übel und Leiden in der Welt nicht das letzte Wort sind? Wenn es so etwas gibt wie Erlösung von den Übeln und Leiden. Und ich glaube, die drei monotheistischen Religionen sagen ganz richtig, dann müssen wir annehmen, daß diese Welt nicht einfach eine Welt ist, die auf eine rätselhafte Weise vorhanden ist und wir kommen auf eine mehr oder weniger zufällige und rätselhafte Weise in dieser Welt vor, sondern dann muß diese Welt - wie Polkinghorne sagt - eine Welt sein, der ein Plan oder eine Absicht zugrunde liegt. Und so kommt der Schöpfungsgedanke dann doch als ein vergleichsweise zentraler Gedanke in die religiöse Darstellung, in die religiöse Auffassung von der Welt. So würde ich Ihre Frage ...

Hüfner:
Wenn ich das noch mal sagen darf: Aus dem Gedanken der Erlösung, das heißt, daß unser Leben einen gewissen Sinn hat, schließen Sie, daß jemand diese Welt geschaffen hat vor 14 Milliarden Jahren - ?
/ Man möchte an dieser Stelle einwerfen: In der Tat, das ist ein kühner Gedanke. Das darf durchaus einmal so geäußert und gekennzeichnet werden. Aber warum soll Religiosität und Philosophie nichts mit Kühnheit zu tun haben? Warum soll Menschsein an sich nicht auf Größe hin angelegt sein, auf etwas, das nur mit Mut und Kühnheit gewonnen werden kann? Immer wieder drängt sich der Eindruck auf: Was für spannende Fragen hier erörtert werden. /

Halfwassen:
Man kann natürlich - also eine der großen Weltreligionen, eine Erlösungsreligion wie das Christentum auch, ist der Buddhismus, eine Erlösungsreligion, die ohne Schöpfungsgedanken auskommt. Also das buddhistische Heilsversprechen ist ein Erlösungsversprechen, das ohne Schöpfungsgedanken auskommt. Aber was auch für den Buddhismus als Erlösungsreligion konstitutiv ist, ist, daß wir uns und die Welt interpretieren müssen, daß wir uns als vernünftige Subjekte - das ist jetzt ein westlicher Ausdruck, das würde man in der Sprache der indischen Philosophie anders formulieren - aber daß wir uns als vernünftige Subjekte in diese Welt irgendwie einschreiben können. Das machen die Buddhisten nicht über einen Schöpfergott, das geht da anders, das ist vielleicht sogar Ihren Vorstellungen ein Stückchen weit näher, also nach buddhistischer Auffassung gibt es so etwas wie ein universales Weltgedächtnis. Also alle Information, die je im Universum vorhanden war, bleibt in diesem Weltgedächtnis immer gespeichert. Das ist eine Form von, ich weiß nicht, ob man es Weltseele oder Weltgeist nennen würde. Das wäre jedenfalls die buddhistische Variante, Welt, also unser Verhältnis zur Welt so zu interpretieren, daß wir uns als vernünftige Wesen in diese Welt einschreiben können. Aber ich denke, Tetens teleologischer Interpretation entkommt man damit nicht, denn das Weltgedächtnis braucht dann eben auch eine Struktur, die so ist, daß das irgendwann einmal zum Selbstbewußtsein seiner selbst kommt.

Bartmann:
Da würde ich gerne einhaken, weil ich ... ein ganzes Stück weit folgen kann, bis ich dann beinah davon abweichen muß. Die Überlegung ist die folgende: Wenn ich davon ausgehe, daß wir bei weitem nicht die einzige, sagen wir mal, bewußte Zivilisation in diesem Universum sind, dann kann ich dieses ganze Spektakel also unmöglich auf uns allein beziehen. Das geht nicht, weil so selbstbezogen kann ich nicht denken. Dann muß ich also davon ausgehen, daß die Entwicklung von Bewußtsein im Universum ... angelegt ist und dann an verschiedenen Stellen im Universum auf verschiedene Weise zum Ausdruck kommt. Dahinter stünde die Überlegung, daß ein Universum, das lange genug existiert, die Möglichkeit schafft, genügend komplexe Systeme zu entwickeln, also neuronale Systeme zum Beispiel, die am Ende erkenntnisfähig werden. So wie das Karl-Heinz Meyers neuronale Netzwerke tun. Die können lernen, die können sich entwickeln, die beginnen so etwas wie ein eigenes Bewußtsein zu entwickeln und so weiter. Also bis dahin komme ich mit. Also zu sagen, daß im Universum die Möglichkeit seiner Erkenntnis schon mit angelegt ist. Und dann muß ich fragen: Warum wäre das eine Entwicklung zum Guten? Man kann natürlich sagen, daß wir ... bewundernswerte Entwicklungsstufe von Materie sind. ... Und was tut er damit? Wir schaffen in Blitzeseile die Möglichkeit unserer eigenen Zerstörung. Ist das wirklich gut? Ich meine, damit hätten wir ja sozusagen dieselben Fähigkeiten, die uns aufgrund der sich entwickelnden Komplexität mitgegeben wurden, genau dazu entwickelt, um uns am Ende wieder aus der Schöpfung zu entfernen. Das ist die eine Sache. Und einen Gedanken hätte ich noch. Wenn Sie sich die evolutionäre Biologie anschauen, dann stellen Sie fest: Das Individuum spielt in dieser Biologie eine völlig untergeordnete Rolle. Gegenüber dem Individuum ist die Natur völlig grausam. Worauf sie achtet, ist, daß die Art nicht untergeht. 

Tetens:
Aber biologisch sind natürlich unglaublich viele Arten untergegangen in der Evolutionsgeschichte, unglaublich viele. 

Bartmann:
Durch wessen beherztes Einschreiten? Doch durch unseres zum allergrößten Teil.

Hüfner:
Auch früher natürlich. Das ist keine Garantie, daß die eine Art überlebt. Aber das ist eher das Bestreben [gemeint: das eigentlich in der Evolution vorherrschende Bestreben].

Halfwassen:
Zum Guten, ich meine also, man sollte da vielleicht einen moralischen Begriff des Guten von einem ontologischen Begriff des Guten unterscheiden. Also mein Vorschlag wäre, einen ontologischen Begriff des Guten dahingehend zu bestimmen, daß man sagt, das ontologisch Gute ist eine Anreicherung der Information. Also: je mehr Information, aristotelisch gesagt: je mehr Form, je mehr Eidos in der Materie manifestiert ist, um so vollkommener ist das. Und insofern ist es eine Entwicklung zum Guten, je komplexeres Leben, je höheres Bewußtsein wir haben, ist eine höhere Fülle von Information unabhängig davon, was wir jetzt als frei handelnde Wesen moralisch damit machen, ob wir Blödsinn machen oder ob wir damit etwas Sinnvolles machen.

Bartmann:
Das kann ich akzeptieren. (...)

Hüfner:
Dieser Gedanke verstört mich, daß Sie sagen - Information ist ja ein physikalischer Begriff. Weniger Entropie verbinden sie mit einem moralischen Ausdruck "gut".

Halfwassen:
Nein, das ist ein normativer Ausdruck. Also zunächst einmal ein Ausdruck höherer Vollkommenheit.

Hüfner:
Aber dafür müssen wir ja nicht das Wort "gut" nehmen, dafür gibt es ja schon ein Wort in der Welt, nämlich die Entropie. Oder - ich möchte nämlich - "gut" hat diese moralische Konnotation, Verbindung und daß da - deswegen frage ich jetzt.

Halfwassen:
Von der wollte ich erst einmal ein Stück weg. Deshalb habe ich gesagt, ein ontologischen ... da können Sie auch sagen Vollendung oder Vollkommenheit oder so, was ja nicht unmittelbar moralisch aufgeladen ist. Wir reden ja auch davon "Was ist ein gutes Messer?" Oder "Was ist eine gute Kamera?" Was seine Funktion erfüllt, das ist zunächst einmal nichts moralisch Aufgeladenes. Das Messer ist einfach gut, wenn man damit ordentlich schneiden kann.

Tetens:
Ich würde sagen, Herr Hüfner, das ist erst einmal eine Intuition und über die kann man natürlich streiten, daß ein Universum, in dem Einstein auftritt und die Feldgleichungen hinschreibt, irgendwann hinschreiben kann für die Struktur der Raumzeit und für den Zusammenhang mit der Verteilung der Materie und in dem er damit etwas Objektives, Richtiges am Universum feststellt, daß ein solches Universum ein "besseres" Universum ist, als ein Universum, in dem es auch diesen Sachverhalt, diese Gesetzmäßigkeit gibt, in dem es aber niemanden gibt, der das erkennt, der das zum Beispiel zu würdigen weiß, und der sagt "Ach, das ist aber großartig". Ein anderes Beispiel, was ich sofort anführen würde zur Unterstützung, zur Plausibilisierung dieser Intuition, daß ein erkanntes Universum ein besseres Universum ist, ist natürlich jede Form von Kunst. Ich meine, ich finde es großartig, daß Johann Sebastian Bach Musik geschrieben hat, und daß wir diese Musik hören können, und daß wir von dieser Musik angerührt sind, daß wir sogar so angerührt werden können von dieser Musik, daß unsere grundsätzliche Einstellung zum Ganzen der Welt sich ändert. Das hat ja auch etwas mit religiösen Gefühlen zu tun.
/ Diese Sätze heben wir rot hervor. Denn es ist deutlich genug, daß hier gesagt wird, daß Kunst ein Weg zur Innenseite der Welt ist, ein Ausdruck der Innenseite der Welt, insbesondere die Musik. Und indem dies gesagt wird, sind die Grundzüge eines haltbaren weltanschaulichen Entwurfs ausgelegt. Erst über die Kunst bekommt der Mensch den wirklich gültigen Zugang zur Innenseite der Welt, zum Wesen der Welt. Und dieser Zugäng ermöglicht es, daß sich "unsere grundsätzliche Einstellung zum Ganzen der Welt"ändert. Damit ist mehr ausgesagt als vielleicht auf den ersten Blick hin erahnbar wird. - Heben wir auch noch hervor, daß an dieser Stelle Kunst als ein Weg des Erkennens von Wesenszügen dieses Universums angesprochen wird, als ein Weg der Erkenntnis. Nämlich als ein Zugang zur nichtrationalen Seite aller Wirklichkeit. /
Und in diesem intuitiven Sinne (...) würde ich sagen, ist ein Universum, in dem es Subjekte gibt, die dieses Universum erkennen, ein besseres Universum als ein Universum, wo Materie, geistlose, bewußtseinslose, blinde Materie einfach vor sich hin agiert, nach bestimmten Mechanismen abläuft, ohne daß jemals jemand auftritt, der das erkennt, und der sich fragt "Welchen Sinn hat das Ganze? Hat das Ganze einen Sinn oder hat es keinen Sinn? Was muß ich denn annehmen, wenn es einen Sinn hat oder nicht?" Ich gebe zu, das kann ich nicht beweisen. Aber das ist meine Intuition. Und das ist im übrigen eine Intuition, die betrifft einen so zentralen Aspekt meines Selbstverständnisses, daß ich nicht ohne weiteres bereit bin, davon Abstand zu nehmen. Denn es betrifft mich vor allem als ein Wesen, das im Positiven wie im Negativen damit beschäftigt ist, die Wahrheit zu erkennen, daran scheitert, es wieder versucht und so weiter. Es betrifft also einen so zentralen Aspekt unseres Menschseins, daß ich jedenfalls die These, daß alles nur Zufall sei, "Du bist als ein erkennendes Wesen in diese Welt geworfen, aber da steckt keine Absicht dahinter, mach dir nichts draus, du wirst sowieso sterben, ein paar werden sich noch an dich erinnern, irgendwann werden auch die letzten, die sich noch an dich erinnern, gestorben sein, du wirst spurlos aus diesem Universum verschwunden sein", bevor ich das glaube, muß man wirklich sehr, sehr starke Gründe haben, um zu sagen: "Das ist aber leider so, gewöhne dich bitte an den Gedanken, das ist so." Denn zuerst einmal möchte ich sagen können: Ich darf mich in dieser Welt als ein um Vernunft bemühtes, selbstbewußtes Wesen verstehen. (...) Deshalb lasse ich mir die These, daß das Universum auf Erkennbarkeit angelegt ist, nicht so leicht von jemandem ausreden, sondern da würde ich sagen: Da mußt du sehr, sehr gute Gründe haben, wenn du sagst "Das ist eine völlig unhaltbare, alberne, nur von Wunschdenken bestimmte These."

Abschließende Bemerkungen


Es ist sehr verstörend (oder andererseits begeisternd), daß hier - dem Sinne nach - die nichtrationale Seite der Wirklichkeit ebenfalls als der Erkenntnis zugänglich angesprochen wird, als "erkennbar" angesprochen wird. In einem weiteren Schritt wäre nun zu fragen: Welches Erkenntnisorgan hat der Mensch für diese nichtrationale Seite der Wirklichkeit, also für die Rezeption von Kunst? Es drängt sich hier auf, von seinem Empathie-Vermögen zu sprechen, seinem Einfühlungsvermögen, von seiner Rezeptivität für Schönheit, von seiner Rezeptivität für Gefühle des Staunens gegenüber dem Unendlichen, dem Ewigen dieser Welt. Es wird - alles in allem - erkennbar: In der Erörtrung dieses Videos werden Grundfragen des Sinns der Existenz dieses Universums und des Sinns der Existenz von uns Menschen in diesem Universum erörtert. Und es werden auch zugleich Antworten auf diese Fragen gegeben, die zugleich so viel Präzision wie auch Allgemeinheit aufweisen, daß sie als konsensfähig erachtet werden können für alle Menschen, denen es wichtig ist, ihrem Leben und der Existenz dieses Universums irgendeine Art von Sinn zuzusprechen, bzw. die überhaupt nach einem solchen Sinn fragen. Mit dem Geben solcher Antworten ist auch das Abgleiten in unwissenschaftliche Esoterik, in Parawissenschaften, in gar zu unscharfes, vages Sprechen vom "Spirituellen" gebannt. Dieser gedankliche Ansatz ist so konkret wie nur immer möglich, ist so dicht entlang moderner Wissenschaft geführt wie nur immer möglich. Und er ist zugleich informiert durch eine 2.500 Jahre alte philosophische Tradition, die bei Platon und Aristoteles beginnt. Hat man von einem solchen Ansatz schon jemals von Seiten ganz normaler Universitätswissenschaftler gehört? Hat gerade die Universitätswissenschaft sich bislang immer mehr oder weniger geweigert, Antworten  auf Sinnfragen zu geben? Und was geschieht nun hier? Hat man ein so wertvolles Raisonnieren über Sinnfragen in einer solchen Dichte aus dem Bereich der "ganz normalen" Universitätswissenschaftlern jemals zuvor gehört? Die Fülle der grundlegenden Gedanken, die hier zur Erörterung stehen, sollen versucht werden, in folgenden Stichworten zusammen zu fassen:

Entspricht die Weltall-Entwicklung derjenigen von einem Samen zu einem vollständigen Lebewesen? / Wie ordnet sich die Innenseite der Lebewesen, das Psychische, das Lebewesen mit sich bringen, diesem Weltall insgesamt zu? / Ist die schlichte "Information" am Ursprung des Universums grundlegender als die von ihr nur geleitete Auffaltung von Masse und Energie in Form eines materiell existierenden Universums? / In wiefern kann Information an sich als eine Form des Psychischen angesehen werden? / Was bedeutet Vernünftigkeit in diesem Universum? / Wie ist es um die Wahrnehmung der Vernünftigkeit in diesem Universum bestellt? / Können auch künstliche, menschengeschaffene Netzwerke "träumen"? Entwickeln sie ein selbstständiges Eigen- und "Innen-"leben? Und was folgt daraus? / 
Und - noch grundlegender: Sind wir nur als das Ergebnis eines unglaublichen Zufalls zu interpretieren? / (Nebenbemerkung: Die Verneinung dieses Gedankens steht übrigens in auffallendem Widerspruch zu so Denkern wie Stephen Jay Gould und sein Buch "Zufall Mensch".) / Sollen wir weiterhin für eine religiöse Einstellung zur Welt plädieren, die unverbunden steht zu dem, was wir von Seiten der Naturwissenschaft über diese Welt wissen? / Besteht nicht auch aus naturwissenschaftlicher Sicht Anlaß zu sagen, "daß die Übel und Leiden in der Welt nicht das letzte Wort in der Sache sind"? Und wenn ja, inwiefern? / Die Haltung des Buddhismus gegenüber der Vernünftigkeit der Welt, gegenüber der Sinnfrage in dieser Welt. / Das ontologisch Gute in Unterscheidung zum moralisch Guten in der Welt. / Und schließlich: Die kaum zu hintergehende Bedeutung der Kunst, der Musik - etwa Johann Sebastian Bachs - für unsere Einstellung zum Ganzen der Welt. /

Auch soll noch einmal zum Verständnis schon der Eingangsworte in dieser Diskussion gesagt werden: "teleologische Struktur des Universums" heißt: die Entstehung und Entwicklung des Universums wäre von einem Ziel (Griechisch "teléōs" = "Zweck", "Ziel", "Ende") her bestimmt. Sprich, sie wäre nicht rein zufälliger - und damit - bedeutungsloser Art (wie sehr oft bislang in der Physik angenommen). Und das Ziel könnte eben - neben der Erkennbarkeit - auch das Erschaffen eines "intelligenten Erkenners" sein. Wobei ein Schaffen von Erkennbarkeit ohne das Erschaffen eines Erkenners von philosophischer Seite aus nicht gerade als die "plausibelste" Variante angesehen zu werden braucht. Und von naturwissenschaftlicher Seite aus ist ein Schaffen von Erkennbarkeit ohne das Erschaffen eines Erkenners empirisch bislang nicht bekannt geworden. Es wäre also sehr unplausibel zu sagen: Diese Welt ist zwar auf Erkennbarkeit hin angelegt und das mag man nicht als Zufall ansehen. Daß in ihr aber ein Erkenner entstanden ist, beruht auf Zufall. Da wäre dann ja wohl doch schon zu sagen: Wenn schon, denn schon.

Und noch ein weiterer Hinweis: Im Mittelpunkt dieser ganzen Erörterung in Stuttgart im Dezember 2018 steht natürlich - ausgesprochen und unausgesprochen - das sogenannte Anthropische Prinzip der modernen Astrophysik und eine mögliche, philosophische Deutung desselben, nämlich jene Deutung, die sagt: Dieses Anthropische Prinzip legt nahe, daß bewußtes Leben in diesem Weltall schon bei seinem Beginn angelegt gewesen sei (3). Von dem Mitdiskutanten Jens Halfwassen gibt es im Rahmen desselben Workshops in Stuttgart einen Einzelvortrag über die Philosophie Plotins (4), die eigentlich nur die Philosophie Platons sein will, vielleicht in etwas andere Worte gefaßt.

Der hier mitdiskutierende Berliner Philosophie-Professor Holm Tetens (geb. 1948) (Wiki) (ganz rechts sitzend) hat sich übrigens noch bis zum Jahr 2015 selbst als Atheist angesehen. Er hatte einen angesehenen Philosophie-Lehrstuhl an der Freien Universität Berlin inne. Es ist seinen Worten anzumerken, daß alle von ihm vorgebrachten Gedanken noch sehr "frisch" sind, und daß sie auch von sehr persönlichen Anliegen mitgeleitet sind. Tetens bezieht sich in seinen Ausführungen außerdem auf zwei evangelische Theologen, nämlich den Deutschen Wolfgang Huber (geb. 1942) (Wiki) und den Briten John Polkinghorne (geb. 1930) (Wiki, engl). Polkinghorne war zudem bis zu seinem 40. Lebensjahr als Professor für Theoretische Physik tätig.

Auf durchaus berechtigte Verständnisfragen zu dieser Diskussion hin und in Weiterführung der Gedanken dieser Diskussion könnte von unserer Seite aus noch gesagt werden: Daß das Weltall auf Selbsterkenntnis hin ausgelegt ist, steht ja zunächst außer Zweifel. (Jedenfalls inzwischen auch für viele Physiker.) Philosophisch könnte - in möglichster Nähe zum Wissenstand der Naturwissenschaft - gesagt werden: Es, das Weltall, will die Menschen "groß". Deshalb ist es selber so "groß". Und im Angesicht der Weiten des Alls, der - für uns - dimensionslos großen Größen des Alls, im Angesicht der ungeheuren Zeiträume, die schon menschlich gesprochen "ewig" genannt werden müssen, die das All besteht, will es uns - womöglich - darüber belehren, daß es auf Zeit, Raum und Materie an sich gar nicht ankommt, sondern - wenn schon - dann noch wesentlich mehr auf "Information", und zwar sowohl auf Information, die rational wahrgenommen werden kann als auch auf Information, die nichtrational wahrgenommen werden kann (etwa im Bereich der Musik). Wenn aber schon das platonisch "Gute" (Halfwassen, John Leslie) in ein materielles Gewand eintaucht (weil Selbsterkenntnis, Bewußt-Werden des jenseits von Raum, Zeit und Kausalität als vorliegend zu vermutenden "Großen" nur dadurch möglich wird), daß es sich dann allerdings ein Gewand von erhabener Größe gibt: "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre."

Tetens jedenfalls wendet die von ihm selbst über viele Jahre hinweg gelehrte Argumentationstheorie an, um das Anthropische Prinzip der Astrophysik philosophisch in nicht-atheistischem Sinne zu deuten. 2015 erschien seine Monographie "Gott denken" (5), in der er argumentierte, daß es vernünftige Gründe gäbe, die Möglichkeit eines persönlichen Gottes anzunehmen und sein Leben darauf auszurichten. Die Argumentationsstruktur dieses Buches stellt Tetens dann in seinem Einzelvortrag auf dem Workshop, auf dem auch dieses Video entstanden ist, vor (6). Auch der Vortrag von Jörg Hüfner über George Lemaître ist mehr als hörens- und sehenswert. Lemaître war der erste Physiker, der einen Anfang des Weltalls aus der Relativitätstheorie Einsteins abgeleitet hat. Er war zugleich katholischer Theologie, hat aber Theologie und Wissenschaft immer streng auseinander gehalten.
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  1. Physiker und Philosophen diskutieren über den Ursprung des Universums. Podiumsdiskussion beim Workshop "Ursprung des Universums" am 7.-9. Dezember 2018 an der  Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Tagungshaus in Stuttgart-Hohenheim, veröffentlicht auf Video-Kanal "Grenzfragen"am 24.04.2019, https://youtu.be/dAUJ8IB3N_0.
  2. Leupold, Hermin: Warum ist das Weltall so, wie es ist? Das Anthropische Prinzip der Kosmologie und seine philosophische Bedeutung. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 62 (1990), S. 1-19
  3. Leupold, Hermin: Antworten auf Grundfragen zur menschlichen und kosmischen Existenz. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 71, Januar 1991, S. 1-4, https://fuerkultur.blogspot.com/2017/06/antworten-auf-grundfragen-zur.html
  4. Halfwassen, Jens: Der absolute Ursprung bei Plotin. Vortrag beim Workshop "Ursprung des Universums" am 7.-9. Dezember 2018 an der  Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Tagungshaus in Stuttgart-Hohenheim, veröffentlicht auf Video-Kanal "Grenzfragen" am 24.01.2019, https://youtu.be/jdhNQvi8ac8.
  5. Tetens, Holm: Gott denken. Ein Versuch über Rationale Theologie. Reclam, Stuttgart 2015
  6. Tetens, Holm: Materie oder Geist als Ursprung des Universums. Vortrag beim Workshop "Ursprung des Universums" am 7.-9. Dezember 2018 an der  Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Tagungshaus in Stuttgart-Hohenheim, veröffentlicht auf Video-Kanal "Grenzfragen" am 18.12.2018, https://youtu.be/GWWuVaKNXGI.
  7. Hüfner, Jörg: Georges Lemaîtres Vorstellungen vom Anfang der Welt und vom Verhältnis zwischen Wissenschaft und Religion. Vortrag beim Workshop "Ursprung des Universums" vom 7.-9. Dezember 2018, Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim, veröffentlicht auf Video-Kanal "Grenzfragen" am 20.12.2018, https://youtu.be/8OW2w1zqHVk.
  8. Polkinghorne John: Theologie und Naturwissenschaften. Gütersloh 2002

Ein Philosoph und ein Physiker

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- Reden sie angemessen über das Wesen unseres Nichtwissens über das Universum?

Holm Tetens und Harald Lesch - Beide stellen den Umstand, daß in unserem Universum und in unserem Leben Nichtrationalität allgegenwärtig ist, in keiner Weise gründlich genug heraus, also als fundamentaler Ausgangspunkt aller Philosophie. Sie versuchen bei weitem nicht genügend, diesem Umstand gegenüber das Staunen wachzuerhalten - oder überhaupt erst einmal zu wecken. Dieses Staunen über die Größe unseres Nichtwissens ist aber der Ursprung aller Philosophie.

Wer den Fragestellungen des letzten Blogbeitrages weiter nachgehen möchte und diesbezüglich nach weitergehenden, ähnlichen Stellungnahmen zu ähnlichen argumentativen Schnittstellen zwischen Naturwissenschaft und Philosophie sucht, der wird schnell feststellen, daß Äußerungen von Wissenschaftlern und Philosophen zu solchen Themen nur sehr selten so dicht wiederzufinden sind - wie sie sich in dem von uns behandelten Gespräch so überraschend gefunden haben.



Harald Lesch - Muß seine Art der Wissenschaftsvermittlung nicht auch Abwendung der Menschen von der Naturwissenschaft bewirken?


Warum ist das so? Harald Lesch beispielsweise äußert sich zum Thema Anthropisches Prinzip sachlich zwar vermutlich immer außerordentlich richtig, ja, sogar teilweise außerordentlich inspirierend. Aber er tut das oft - gegenüber Grundfragen der Existenz dieses Weltalls und des Menschen - auf eine so lapidare, fast wegwerfende, schnell darüber hingehende Weise ("... wissen wir nicht ..."), daß Staunen und daraus abgeleitetes Fragen über das Wesen dieses Nichtwissens zu Grundfragen des Seins dieses Weltalls und des Seins des Menschen selten genug diesen Fragen gegenüber angemessen aufkommen können. (1). Wann immer er sagt "Wissen wir nicht" oder "Das können wir uns nicht vorstellen", immer dann bewegt er sich im Bereich der nichtrationalen Seite der Wirklichkeit. Denn er spricht nur von seinem Wissen als Physiker. Und das Wissen der Physiker grenzt überall an Nichtrationalität. Überall. Was für ein außerordentlich faszinierender Umstand.

Zum Beispiel so gut wie alles das, über was Harald Lesch in dem hier eingestellten Video (1) ständig schnell und husch, husch drüber weg geht, all das könnte man ebenso gut auch besonders betont heraus stellen und unterstreichen und nachwirken lassen. (Statt - wie in 10:00 - so lapidar dahinzuplaudern, Gott habe - nach Augustinus - vor der Schaffung des Universums die Hölle geschaffen für all jene, die fragen, was Gott vor Schaffung des Universums getan habe. Das ist - eigentlich - eine maßlos blöde Auskunft. Sind solche Witzeleien solchen Fragen gegenüber angemessen? Natürlich darf man einmal scherzen. Aber wenn das der Grundtenor ist und bleibt - ?) Und dann würde sich zu dem Staunen darüber, was wir alles über unser Universum schon wissen, noch zusätzlich ein Staunen darüber einstellen können, was wir alles über dieses Universum nicht wissen und auch wie genau wir das, was wir nicht wissen, benennen, eingrenzen und charakterisieren können. An einigen Stellen können wir sogar schon Hinweise dazu zusammen tragen, ob wir hier prinzipiell etwas nicht wissen können oder ob in näherer oder weiterer Zukunft hier noch Nichtwissen in Wissen umgewandelt werden kann durch die astrophysikalische Forschung. Aber über all diese Dinge geht Harald Lesch - meistens - viel zu schnell, viel zu lapidar, viel zu "hessisch-"schnoddrig hinweg.

So wird nicht wirklich ein sinnvoller Austausch zwischen Naturwissenschaft und Philosophie möglich. Denn die Philosophie setzt ja überall dort erst ein, wo die Naturwissenschaft nicht mehr weiter kommt, womöglich sogar prinzipiell nicht mehr weiter kommt. Und insofern ist es die Aufgabe des Naturwissenschaftlers - im Gespräch mit Philosophen und in der Beantwortung von Grundfragen der Existenz unseres Universums - sowohl ein Staunen darüber zu wecken, was wir wissen - wie aber ebenso ein großes Staunen darüber - - - - was wir alles nicht wissen.

Wenn wir als ein anderes Beispiel für Wissenschaftsvermittlung etwa Hoimar von Ditfurth nehmen (2), so war es diesem eigentlich immer und betont wichtig, nicht nur gegenüber unserem Wissen Staunen zu vermitteln, sondern auch gegenüber unserem Nichtwissen. Oft ist aber schon unser Wissen selbst staunenswert genug, wie man anhand vieler Klassiker nachvollziehen kann (siehe etwa: 3).

Immerhin ab Minute 11:40 macht Lesch dann doch etwas deutlicher, von welcher Art unser Nichtwissen über das Universum sein könnte: "Wenn wir schon bei der Quantenmechanik nicht wirklich davon reden können, das wirklich zu verstehen ..." Zu der Feinabstimmung der vier Grundkräfte unseres Universums (Anthropisches Prinzip) sagt Lesch dann - wieder lapidar: "Das ist kompletter Zufall." Was für ein Unsinn. "Wenn man hier anfängt, ernsthaft zu spekulieren, dann betreibt man keine Naturwissenschaft mehr." Als würde Naturwissenschaft immer nur mit dem Zufall arbeiten. Und als wären seine eigenen, dann nachfolgenden, spekulativen Überlegungen Naturwissenschaft. Nein, hier ist Harald Lesch nicht vollständig redlich. Schade. Ab 14:11 fragt er dann (1):
"Wie könnte eine vernünftige, naturphilosophische Betrachtung der Entstehung des Universums aussehen? Und da wäre zum Beispiel der Begriff der Prozeß-Philosophie ganz hilfreich, daß man nämlich das Universum als einen Selbstorganisationsprozeß behandelt, der (...) immer wieder Neues schafft, weil es etwas ist, das dauernd mit sich selbst wechselwirkt. (...) Das Universum scheint etwas zu sein, was sich ständig gerne selbst erlebt und spürt. Aber das ist Metaphysik, keine Naturwissenschaft."
Nun, immerhin, da haben wir doch einmal eine möglichst wissenschaftsnahe Deutung für Philosophen, eine auch möglichst sparsame Deutung. Wobei "ständig" ja nicht wirklich stimmt. Das Universum hat sich - soweit es menschliches Bewußtsein hier auf dieser Erde betrifft - 14 Milliarden Jahre Zeit gelassen, um sich selbst zu erleben und zu spüren - nämlich in uns. Vorher gab es nichts - jedenfalls nichts uns Bekanntes - das das Universum spüren und erleben konnte (zumindest nicht bewußt spüren und und erleben konnte). So viel wird doch wohl gesagt werden können: Was das bewußte Erleben dieses Universums betrifft, daran scheint das Universum interessiert zu sein, aber es scheint in diesem Interesse doch in größtmöglichem Umfang erhaben zu sein über Raum und Zeit. Und womöglich ist es ja dabei auch erhaben über Kausalität. Denn das vermutlich wertvollste Erleben des Menschen trägt - wie die Kreativität des Universums selbst, wie subatomare Teilchen - Züge von Akausalität, von Spontaneität, von "Unbestimmtheit".

Was Harald Lesch dann ab 15:30 sagt, stimmt in der Allgemeinheit nicht. Die Naturwissenschaft läßt die Subjektivität des Menschen nicht außen vor. In der psychologischen Forschung geht sie ja gerade dieser Subjektivität nach, sie tat das auch schon in den verhaltensbiologischen und soziobiologischen Forschungen, die nach den evolutionären Wurzeln unseres subjektiven Erlebens fragen. Zum Beispiel Neugier kann man durchaus nicht nur quantitativ bestimmen, man kann ja sogar genetische Kausaltitäten für diese benennen ("Neugier-Gen" etc.). In jedem Fall gibt es hier naturwissenschaftliche Annäherungen auf viele Art. Und in dieser allgemeinen und undifferenzierten Art, darüber zu reden, liegt Lesch komplett falsch. Interessanterweise.

Vollkommen richtig dann wieder: "Die empirische Forschung verweist nur immer wieder erneut auf den Umstand, daß die Welt viel größer ist, als das, was wir erforschen können." Das ist doch immerhin einmal eine - wie man finden kann: wertvolle Aussage. Mit dieser können doch Philosophen arbeiten. Das, was hier "größer" ist, ist schlichtweg "nichtrational". Haben wir zu nichtrationalen Aspekten der Wirklichkeit wie "Größe" als Menschen keinen Zugang? Wirklich nicht? Ist ein Zugang zu diesen nichtrationalen Aspekten der Wirklichkeit nicht - Staunen? (Zum Beispiel.) Ist eine menschliche Fähigkeit wie "Staunen" kein Zugang zur real existierenden Wirklichkeit?

"Glaubenssysteme und empirische Forschungen können sich beide nicht selbst begründen," sagt Harald Lesch. Und dieser Umstand muß lapidarer Natur sein? Damit sagen wir: Plopp, Türe zu, Licht aus - ? Fängt hier nicht wertvolle menschliche Erlebniswelt erst an? Harald Lesch scheint sich mit dem Umstand, daß unser Universum - für die Ratio, für die Wissenschaft - insgesamt unverständlich ist, schon lange, lange zuvor abgefunden zu haben. Seine Art, darüber zu reden, ist sehr nüchtern und ernüchternd. Man möchte fast sagen, daß er in dieser Art, Wissenschaft zu vermitteln, eine Gefahr darstellt. Denn der Mensch im allgemeinen hat weitergehende Bedürfnisse als Harald Lesch sie selbst zu haben scheint. Wenn ihm aus der Wissenschaft heraus keine angemessenen Antworten gegeben werden auf diese seine Bedürfnisse, dann sucht er sie sich woanders. Etwa in "Wundergläubigkeit", in Esoterik und in jeder Art von Wahn. Will Lesch da nicht gegensteuern? So richtig engagiert scheint er diesbezüglich jedenfalls nicht bei der Sache zu sein. Sonst müßte er anders vorgehen.

Schließlich redet er - auch - wieder von der "friedlichen Koexistenz" von Glaube und Wissenschaft, eine "Koexistenz", die ja Holm Tetens und Jens Halfwassen so einigermaßen bemüht sind zu überwinden. Und das mit guten Argumenten. Deshalb waren wir ja darüber so begeistert. (Weitere Irrtümer, die Lesch dann vorträgt über die menschliche Subjektivität und ihre "Meßbarkeit" seien hier unbehandelt. Als Biologe, insbesondere auch als Verhaltensbiologe und Evolutionärer Psychologe hat man dazu dann doch noch vieles andere zu sagen, als was Lesch hier an Allgemein-Behauptungen viel zu undifferenziert vorträgt.) "Da ist nix zu holen" (19:00) - das ist das Alpha und Omega des Harald Lesch. Sprich: Die Naturwissenschaft lehrt Atheismus. Und - in friedlicher Koexistenz mit diesem wissenschaftlichen Atheismus - lehren die monotheistischen Religionen irgendetwas über Gott, woran - ebenfalls - niemand mehr wirklich glauben kann. (Zumal wenn es in abartigen, verbrecherischen Psychosekten stattfinden soll.)

Kant hat im übrigen keineswegs gesagt, daß wir auf die Sinnfragen keine Antworten bekommen werden (wie Lesch dann ausführt), sondern er hat die Grundlagen geschaffen und den Rahmen abgesteckt, auf denen und in dem philosophisch allein sinnvolle Antworten möglich sind. Der Unterschied gegenüber den platten Behauptungen von Lesch ist gewaltig. Vor einer solchartigen "Lesch-isierung" der Wissenschaftsvermittlung ist jedenfalls weiterhin hochgradig zu warnen. Kommen wir deshalb zu dem Philosophen Holm Tetens.

Holm Tetens - Er hat den atheistischen Mainstream "aufgemischt"


Holm Tetens hält sich - auf der anderen Seite - durchaus wacker in Erörterungen mit der atheistischen Mehrheitsmeinung in der heutigen Philosophie. Er sagt hierbei auch einiges über seinen persönlichen Weg vom Atheisten zum Gottgläubigen (2). Dadurch gewinnt man seinen Äußerungen noch ein etwas besseres Verständnis ab. Er wird sogar unter Philosophen vorgestellt als jemand, der den philosophischen Mainstream gewissermaßen "aufgemischt" habe durch sein Buch (3, 4). 

Aber auch bei dieser "Rationalen Theologie" des Holm Tetens wird einem irgendwann klar, daß sie nur ein erster Schritt ist, ein erster Schritt sein kann in die richtige Richtung (5). Sie beachtet allerdings viel zu oft noch viel zu einseitig das "rationale""Argument". Sie betont noch viel zu wenig den riesen großen Bereich des Nichtrationalen wie er ebensowohl in der uns umgebenden Wirklichkeit zu finden ist (man höre Harald Lesch zu [1]) - noch auch wie er in unserer seelischen Innenwelt zu finden ist. Diesen riesen großen Bereich scheint uns Holm Tetens noch keineswegs genug zu beachten und diesen Bereich scheint er uns noch keineswegs genug auszuschreiten.

Denn worum es bei solchen Fragestellungen im Prinzip geht, ist doch, klar zu unterscheiden, daß es in unserer Welt, in unserem Universum einerseits klar und scharf umrissene, rational erfaßbare Wirklichkeitsbereiche gibt und andererseits Wirklichkeitsbereiche, die schlichtweg - und prinzipiell - nicht vollständig rational erfaßbar sind. Und diese letzteren Wirklichkeitsbereiche muß man doch keineswegs nur - wie gegenwärtig häufig heraus gestellt - in der Frage nach dem Wesen des menschlichen Bewußtseins und des menschlichen Geistes suchen (also in der sogenannten "Geist-Philosophie") - wie es als Meinung heute im philosophischen Mainstream vorherrscht (2, 3). Wobei auch hierbei selbst gar nicht die Vielfalt der menschlichen Erlebnisbereiche voll ausgeschritten werden, die eben das Erleben des Schönen, des Wahren und des Guten mit umfassen, ebenso wie das Erleben von Liebe und Haß, sowie von Elternliebe und Verantwortungsbewußtsein. All das sind ja schon längst Bereiche, die von den evolutionären Wissenschaften naturwissenschaftlich erforscht werden (nicht zuletzt auch von der Soziobiologie). Es gibt eine Evolutionsbiologie des Schönen, es gibt eine Evolutionsbiologie des Wahren, es gibt eine Evolutionsbiologie des Guten (der Tugenden, des Altruismus, der Verantwortungsbereitschaft), es gibt eine Evolutionsbiologie der Elternliebe.

Und spätestens seit der Evolutionären Erkenntnistheorie wissen wir doch: unsere rationale Weltauffassung stößt überall in der naturwissenschaftlichen Erkenntniswelt an ihre Grenzen: im subatomar Kleinen ebenso wie an den Grenzen des räumlich und zeitlich eingeordneten Universums, ebenso wie hinsichtlich der Ursprünge des Entstehens von Neuem im Universum (jeweils aus nicht vollständig rational erfaßbarem Chaos) (im Bereich der Komplexitätstheorie). Überall sehen wir, daß wir mit unserer rein rationalen Weltauffassung an Grenzen stoßen. 

Wir sehen: Es gibt einen Bereich unserer Wirklichkeit, der ist vollständig in Raum, Zeit und Kausalität eingeordnet. Und wir besitzen evolutionär entstandene Erkenntniswerkzeuge für diesen Bereich der Wirklichkeit. Und wir sehen andererseits riesen große Bereiche der Wirklichkeit, die sind nicht vollständig in Raum, Zeit und Kausalität eingeordnet. Ja, es muß vielmehr gesagt werden: Unsere gesamte Wirklichkeit ist - schon im subatomar Kleinen - von dieser nicht vollständig rational erfaßbaren Welt "durchdrungen" und überall, wo grundlegend Neues, Komplexes in diesem Weltall entsteht, kommt wieder ein nicht vollständig naturwissenschaftlich und rational beschreibbarer Aspekt des Werdens von Neuem hinzu.

Und auf der anderen Seite sehen wir zugleich auch, daß wesentlichste Bereiche des menschlichen Lebens ebenfalls nicht und niemals vollständig rational auszuschöpfen und zu beschreiben sind und sein werden. Es handelt sich hierbei um Bereiche der Musik, der Kunst, des Schönen, des Zwischenmenschlichen, Erlebniswelten der Liebe (und auch des Hasses). Selbst das Wesen des Wahren ist nicht vollständig rational zu erfassen, das Wesen des Guten ebenfalls nicht. Überall stößt unsere Ratio an Grenzen. Und insofern ist die Argumentationslage für jemanden, der wie Holm Tetens für einen Gottglauben argumentieren will, noch viel besser als das von seiner Seite aus bislang gesehen und dargestellt wird.

Dies muß letztlich sogar Harald Lesch eingestehen und man hört es zwangsläufig heraus, wenn man ihm genau zuhört. Lesch geht nur zumeist viel zu schnell und lapidar über all jene Bereiche der naturwissenschaftlichen Erkenntnis hinweg, in denen Anschauung und Begriff keine Übereinstimmung und damit keine wirklich vollständig rationale Erkenntnis liefern können. Im Grunde redet ein Vertreter der exaktesten Wissenschaft, die wir Menschen kennen, der Physik nämlich, ständig von Dingen, die nicht vollständig in Zeit, Raum und Kausalität eingeordnet sind. Und wenn sie in diese drei Kategorien eingeordnet sind, dann nicht selten in einer "Dimensionalität", für die wir womöglich zwar noch rationale Begriffe (aus der Mathematik) finden können, für die unsere evolutionär entstandene Ratio aber keinesfalls mehr irgendeine Anschauung mitliefern kann. (Und bekanntlich ist nach Kant eine Übereinstimmung von Anschauung und Begriff notwendig, wenn von wirklicher Erkenntnis die Rede sein soll.) Und diese "Nichterkenntnis" gilt schlußendlich für alle Zahlen und Begriffe, die das Universum im Ganzen beschreiben wollen nach zeitlichen und räumlichen Dimensionen ebenso wie nach Kausalzusammenhängen.

Deshalb ist die Argumentationslage für einen Gottglauben, der den nichtrationalen Bereich der Wirklichkeit ins Zentrum seines "Glaubens", ins Zentrum seiner Weltauffassung stellt, viel besser noch als das Tetens herausstellt und heraus arbeitet. Es ist vor allem auch zu fragen, ob dieser Gottglaube nicht sogar im Rahmen eines naturalistischen Weltbildes formuliert werden kann, ob es wirklich eines Dualismus bedarf - wie Holm Tetens meint (2) - ob man wirklich philosophischer "Idealist" werden muß (2) (wie er meint), um sich an die Berechtigung für einen Gottglauben bis an die Grenzen menschlicher Rationalität gehend rational annähern zu können. 

Was uns aber an Äußerungen von Tetens gut gefällt, ist etwa seine Charakterisierungen der Antworten auf Sinnfragen des Menschen in diesem Universum wie sie gegeben werden von naturalistischen Hedonisten, von naturalistischen Existentialisten und von naturalistischen "Quasi-Religiösen" (4). Wobei womöglich doch noch einmal zu fragen ist, ob man - angesichts der Größe des Nichtrationalen, das uns umgibt - nicht viel mehr recht hätte, statt von "quasi-religiösen Naturalisten" einfach von "religiösen Naturalisten" zu sprechen. An dieser Stelle wäre noch einmal genauer der Unterschied zwischen dem von Tetens vertretenen Idealismus und jenem Naturalismus auszuloten, der uns selbst als der angemessenste erscheint (6, 7): Warum Dualismus und Idealismus, wenn auch religiöser Naturalismus möglich ist?
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  1. Harald Lesch: Wie entsteht das ETWAS aus dem NICHTS ? Videokanal von Gerhard Huber (1440 Abonnenten) 14.3.2014 (599.930 Aufrufe), https://youtu.be/9CsUEfYFVI8
  2. Ditfurth, Hoimar von: Am Anfang war der Wasserstoff.
  3. Weinberg, Steven: Die ersten drei Minuten.
  4. Die Gretchenfrage - Hübl und Tetens streiten über Gott | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur (378.121 Aufrufe) 12.10.2015, https://youtu.be/LN0QlfOMRpg.
  5. Podiumsdiskussion: Wie und wann kommt der Geist in die Natur? (434 Aufrufe), 17.09.2018, Video-Kanal von Anne Thaeder (5 Abonnenten), https://youtu.be/bM6RysRyLV4.
  6. Tetens, Holm: Gott denken. Ein Versuch über Rationale Theologie. Reclam, Stuttgart 2015
  7. "Mensch und Gott" - Prof. Holm Tetens - Am Puls der Zeit 2019 (706 Aufrufe), 19.01.2020. Videokanal der Neupfarrkirche Regensburg (2 Abonnenten) https://youtu.be/PrAMoyRQhRM.
  8. Leupold, Hermin: Warum ist das Weltall so, wie es ist? Das Anthropische Prinzip der Kosmologie und seine philosophische Bedeutung. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 62 (1990), S. 1-19
  9. Leupold, Hermin: Antworten auf Grundfragen zur menschlichen und kosmischen Existenz. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 71, Januar 1991, S. 1-4, https://fuerkultur.blogspot.com/2017/06/antworten-auf-grundfragen-zur.html.

Harald Lesch - Protestant, Lehrer der Jesuiten und Labertasche, mitunter hinreißende

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Warum so oft Unbehagen über die derzeitige "Koryphäe" der Wissenschaftsvermittlung im deutschsprachigen Raum?   

Harald Lesch (geb. 1960) (Wiki) ist unter Wissenschaftsbegeisterten sehr beliebt. Er hat eine sehr dominierende Stellung in der Vermittlung des modernen naturwissenschaftlichen Wissens in der Astrophysik inne und in der Erörterung von damit verbundenen philosophischen und religiösen Fragen. Deshalb kommt man als Physik-Laie kaum darum herum, sich ein Urteil bilden zu müssen über ihn und seine Art, Wissenschaft zu vermitteln, sowie über den weltanschaulichen Hintergrund, aus dem heraus diese Art der Wissenschaftsvermittlung geboren zu sein scheint.


Harald Lesch ist - wie er selbst sagt - "vom Scheitel bis zur Sohle Protestant" (1). Er glaubt ganz naiv an den Gott, der ihm im Konfirmantenunterricht gelehrt worden ist (1). Dazu paßt offenbar punktgenau, daß er zusätzlich zu seinen sonstigen Lehraufträgen Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Münchener Hochschule für Philosophie der Jesuiten ist (1). Die Jesuiten sind also ganz offensichtlich mit seiner Lehrweise, mit seiner Art der Naturbetrachtung, mit seiner Art des Philosophierens über Natur und mit seiner damit verbundenen Art des Blicks auf die überkommenen Religionen außergewöhnlich zufrieden. Womöglich macht es viel Sinn, sich diesen Umstand auf der Zunge gründlich zergehen zu lassen.

Um so mehr man sich mit Harald Lesch über die unzähligen Videos und Zeitungsartikel beschäftigt, die man über ihn finden kann, um so mehr stellt man fest, daß er sich bei der weltanschaulichen Deutung unseres naturwissenschaftlichen Weltbildes sehr häufig und sehr gerne selbst widerspricht, oft innerhalb eines einzigen kurzen Interviews mehrmals hintereinander. Er antwortet etwa auf die Frage "Sind wir Zufall oder sind wir gewollt?" (1):
Ich tendiere zum "gewollt sein". Man fühlt sich ja sehr wohl in der Welt, und man merkt ja auch, daß man gut aufgehoben ist. Das spiegelt sich unter anderem an solchen Erkenntnissen wider, daß die Welt so fein abgestimmt ist, daß wir überhaupt existieren.
Hier sagt er also im Jahr 2010 - unter Berufung auf die Feinabstimmung der Naturkonstanten (Anthropisches Prinzip), daß unser Universum "gewollt" ist. Im vorigen Beitrag hier auf dem Blog hatten wir gerade erst ein Zitat von ihm aus dem Jahr 2016 gebracht, wo er kurz und flapsig zu eben derselben Frage sagte, wir (unser Universum und seine Feinabstimmung) wären bloß Zufall. So etwas macht ärgerlich. Es drängt sich der Eindruck auf: Harald Lesch ist eine Labertasche, die sich "mal so, mal so" positioniert - wie es ihr gerade paßt. Eine Labertasche ohne Ende. Er kann jedes naturphilosophisches Thema von beiden Seiten begründen, bewerten und vor allem, damit - - - "zerreden". Man spürt sehr bald, daß die Jesuiten mit einer solchen Behandlung naturphilosophischer Fragen gut zurecht kommen könnten. Nachdem er also in dieser Weise über die Eigenschaften unseres Universums gesprochen hat, sagt er dann - wiederum - über die Eigesnchaften "seines" (protestantischen) Gottes, der ja offenbar - aus seiner Sicht - dieses Universum geschaffen hat (1):
Wenn man versucht, aus den Naturwissenschaften auf die Eigenschaften von Gott zu schließen, dann kann das eigentlich immer nur schief gehen.
Aha, es kann immer nur schief gehen, sagt er. Sein protestantischer (und jesuitischer?) Gott hat also mit diesem unserem Universum wenig bis nichts zu tun, von den Eigenschaften dieses Universums aus auf das Wollen Gottes oder des Göttlichen zu schließen, das kann nur schief gehen. Wenn das nicht absolut gottlose Äußerungen der Labertasche Harald Lesch sein sollen, was dann? Harald Lesch sagt (1):
Ich schlage mich ja mehr oder weniger damit herum, wie ich meine Naturwissenschaft mit meiner Philosophie zusammenbringe. Dadurch, daß ich an der Hochschule der Jesuiten Philosophie doziere, ist es eben weltanschaulich geprägt.
Aha, es ist "eben" weltanschaulich geprägt. Und wie weltanschaulich geprägt? Natürlich ist jede Herangehensweise an moderne Naturwissenschaft weltanschaulich geprägt. Dazu muß man nicht Hochschullehrer für Jesuiten sein. Aber offenbar ist ihm dieser Umstand hinsichtlich seiner weltanschaulichen Prägung ja doch wichtig.

Und man merkt dann schon allmählich, in welcher Weise diese Art des "Herumschlagens" weltanschaulich geprägt ist. Harald Lesch kriegt eigentlich immer alles unter einen Hut, alles, auch das Widersprüchlichste. Und da er alles unter einen Hut kriegt, sagt er am Ende gar nichts mehr. Alles ist möglich - in und nach seiner Weltanschauung. Jeder Standpunkt ist möglich, keiner bevorzugt. Vor allem aber: Seine philosophische Deutung der physikalischen Eigenschaften unseres Universums sind jederzeit mit einem monotheistischen Gottesglauben vereinbar. Dann versteht man schon, warum es gerade ein Harald Lesch ist, der eine so prominente Stellung in der heutigen deutschsprachigen Wissenschaftsvermittlung einnimmt.

Sagte er nicht auch, daß er sich im Bereich der bundesdeutschen Medienastalten viel freier bewegen kann als im Bereich einer deutschen Universität, daß er in den Medienanstalten nur rote Teppiche ausgelegt bekommt, während ihm in Universitäten nur Steine in den Weg gelegt werden (1)? Woran das wohl alles liegen mag?

Aber indem wir solche Eindrücke hier aufschreiben, wollen wir keinesfalls dafür plädieren, Harald Lesch zu ignorieren und ihn nicht dennoch immer einmal wieder wohlwollend anzuhören und auf sich wirken zu lassen (2). Denn eines erscheint sicher: Die Monotheisten aller Sparten haben längst verstanden, daß sie auf dem Gebiet der Naturwissenschaft vom Prinzip her nichts falsch darstellen dürfen, wenn sie in er heutigen Öffentlichkeit von der großen Mehrheit der Menschen ernst genommen werden wollen.Sie müssen konsequent im Rahmen unseres modernen, naturwissenschaftlichen Weltbildes argumentieren, bzw. in Auseinandersetzung mit ihm. All das kann Harald Lesch fast wie kein zweiter (2). Sprich, ein bloß halbwissenschaftlich argumentierender Naturphilosoph wie Teilhard de Jardin ist in der heutigen Zeit mit einer so großen Popularität nicht mehr denkbar und möglich. Immerhin, dieser Umstand darf als außergewöhnlicher geistiger Fortschritt verstanden werden.

Aber anderes ist möglich: Ich kann ganz sicher zu Hause sein im heutigen physikalischen Weltbild und aller Arten des Deutens dieses physikalischen Weltbildes. Und ich kann aus diesem "Sicher-zu-Hause-Sein" die Wunderwelt der Erkenntnismöglichkeiten des Menschen nach und nach - als Labertasche - immer mehr und mehr "zerreden". So daß am Ende keinerlei tiefere Anteilnahme für unsere Welt und für unser Universum übrig bleibt. So daß dennoch fast der weltanschaulichen Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet bleiben. Und so daß wir insbesondere am Ende doch wieder nur auf den Gott des Konfirmantenunterrichtes des Harald Lesch verwiesen bleiben. Aber Harald Lesch ist schlau. Das sagt er keineswegs apodiktisch. Es kann auch alles ganz anders sein. Er legt sich nicht fest. Heute so, morgen so. Seit vielen, vielen Jahre und in vielen, vielen, von hunderttausenden von Menschen gesehenen Videos und Fernsehsendungen macht Harald Lesch das so.

Versteht man dann, warum unsere Welt so ist wie sie ist? Versteht man dann, warum es so wenig seelische Anteilnahme und Ergriffenheit gibt in dieser Welt, selbst unter Wissenschaftsbegeisterten im Angesicht all dessen, was wir über diese Welt aus der modernsten Forschung wissen?

Wozu sind Bibelgläubige in der Welt?


Damit soll also insgesamt in Bezug auf Harald Lesch dasselbe gesagt werden, was wir hier auf dem Blog schon in Bezug auf den Evolutionären Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume gesagt haben: Laßt Euch durch die Art der weltanschaulichen Einbettung der von diesen beiden Christen behandelten modernsten naturwissenschaftlichen Forschung nicht von der Auseinandersetzung mit der von ihnen behandelten naturwissenschaftlichen Forschung selbst abhalten. Bitte nicht! Lernt unterscheiden. Lernt unterscheiden zwischen der naturwissenschaftlichen Forschung selbst, die von beiden - sehr oft völlig korrekt und einwandfrei - dargestellt wird. Und unterscheidet das von der Art, wie von beiden mit dieser naturwissenschaftlichen Forschung insgesamt umgegangen wird, wie sie sie einbetten und was sie für Schlußfolgerungen daraus ziehen.

Laßt Euch - insbesondere - nicht ernüchtern. Laßt Euch nicht "enttäuschen" von der Art, wie hier faszinierendste naturwissenschaftliche Forschung menschlich und weltanschaulich eingebettet ist. Bleibt auf Seiten der Wissenschaft. Sie hat es so sehr verdient und sie braucht noch so viel mehr Befürworter, und zwar nicht - ausgerechnet und so verwunderlicherweise neuerdings insbesondere: Christen, die weiter dem Gott ihres Konfirmantenunterrichtes anhängen. Monotheisten arbeiten so, wie dies schon Walter Rathenau beschrieben hat (GB):
Wissen Sie, wozu wir (bibelbläubigen Juden) in die Welt gekommen sind? Um jedes Menschenantlitz vor den Sinai zu rufen. Sie wollen nicht hin? Wenn ich sie nicht rufe, wird Sie Marx rufen. Wenn Marx Sie nicht ruft, wird Spinoza Sie rufen. Wenn Spinoza Sie nicht ruft, wird Christus Sie rufen.
Es geht also für Monotheisten darum, so viele weltanschauliche Angebote zu machen wie nur immer möglich, so daß jedes weltanschauliche Bedürfnis - unter Nicht-Bibelgläubigen - "Genüge" findet, so daß jede Art des Zugangs zu Sinnfragen oder grundlegenderen Fragen des Menschseins von ihnen abgedeckt wird. Im 20. Jahrhundert kamen zu diesen von Walter Rathenau aufgezählten weltanschaulichen Angeboten noch viele weitere hinzu: Sigmund Freud, Franz Boas, Richard Lewontin, Stephen Jay Gould ... (2). Sprich, sie nehmen auch atheistische (Marx) oder pantheistische (Spinoza) Weltbilder gerne mit in Kauf, wenn mit ihnen nur die Menschen - auf lange Sicht - "vor den Sinai", sprich vor den internationalen, monotheistischen Gott geführt werden und wenn diese Menschen dabei dann nicht - auf lange Sicht - dennoch zu sich selbst, zu eigenen, "regionaleren" Gottanschauungen und Gottauffassungen kommen. Diesbezüglich noch nicht von dem Evolutionären Gruppen- und Kulturpsychologen Kevin MacDonald ausgedeutete (2) weltanschauliche Angebote aus dieser Richtung wäre zum Beispiel das weltanschauliche Angebot des Hans Jonas. Und sicher könnten nach und nach auf dieser Linie noch viele weitere genannt werden.

Halten wir abschließend zu Harald Lesch noch den Eindruck fest, daß er  im Podiums-Gespräch mit anderen Astrophysikern und mit Zuschauern insgesamt einen besseren Eindruck macht als wenn man ihn isoliert für sich hört (3). Liebe Leser, laßt Euch einfach Eure Begeisterung für moderne naturwissenschaftliche Forschung nicht dadurch vermiesen, daß ihre öffentliche Vermittlung allzu oft heute in die Hände von Christen und Globalisierern gekommen ist. Noch einmal: Stellt diesen Umstand gelassen in Rechnung - - - und bleibt auf Seiten des gigantischen naturwissenschaftlichen Erkenntnisfortschrittes unserer Zeit.

______________________
  1. "Ich bin vom Scheitel bis zur Sohle Protestant" - Harald Lesch im Interview,  08.01.2010, https://www.pro-medienmagazin.de/medien/fernsehen/2010/01/08/ich-bin-vom-scheitel-bis-zur-sohle-protestant-harald-lesch-im-interview/.
  2. MacDonald, Kevin: Eine Kultur der Kritik. 1998
  3. Philosophie und Allgemeines - Live-Fragen - 5 Jahre Urknall, Weltall und das Leben (35.882 Aufrufe, Stand: 26.5.2020), 02.02.2020, mit Harald Lesch, Josef M. Gaßner, Andreas Müller, Hartmut Zohm und Elmar Junker; auf Videokanal "Urknall, Weltall und das Leben" (182.000 Abonnenten, Stand 26.5.2020), https://youtu.be/42syIQD_PXk.

§ 184b Strafgesetzbuch

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Ein Sammelsurium von 19 kinderpornographischen Bilddateien ....

Einem Freund dieses Blogs ist das folgende passiert. Und er bittet uns, diese Sache öffentlich zu machen. Der eine oder andere unserer Leser wird seine Lehre daraus ziehen können. Dieser Freund - nennen wir ihn Klaus - wurde jüngst bei der Polizei als Zeuge in Sachen § 184b Strafgesetzbuch vernommen. Es handelte sich um folgende Geschehnisse: Vor etwa zehn Jahren hatte Klaus für seinen damals Zwei-, dann Dreipersonenhaushalt einen neuen Laptop bei Aldi gekauft (Medion). Das günstigste Angebot, das es damals gab. Mehr konnte sich Klaus' kleine Familie nicht leisten. Dieser Laptop lief prima. Dessen Bildschirm fiel aber kurz nach Ende der zweijährigen Garantiezeit aus. Als Klaus diesen Laptop in einem Computerladen zur Reparatur brachte, wurde ihm erklärt, daß dieses Phänomen bei "Medion" häufig auftreten würde, und daß sich die Reparatur des Bildschirms nicht lohnen würde, man könne sich lieber gleich einen neuen Laptop kaufen. Seither lag das Ding bei Klaus herum. Die auf dem Laptop vorhandenen Dateien - vornehmlich Familienfotos, persönliche Dinge und Manuskripte - hatte Klaus auf einer CD sichern lassen, die sich immer noch in seinem Besitz befindet. Er hatte die Dateien aber nicht zugleich auf dem Laptop selbst löschen lassen wollen, wohl mit dem Hintergedanken, daß er das Ding vielleicht noch einmal irgendwann doch wieder in Gang bringen könnte. 

Diesen Laptop hat Klaus nun vor vielleicht zwei Jahren einer anderen Person geschenkt. Diese repariert in ihrer Freizeit gerne Computer. Und sie wollte noch einmal versuchen, diesen Laptop zu reparieren oder ihn ansonsten als Ersatzteillager zu nutzen. Diese andere Person - nennen wir sie Jürgen - erzählte Klaus später, daß sie mit einem kleinen, leicht auf Ebay zu bestellenden Ersatzteil den Bildschirm des Laptops wieder hatte zum Laufen bringen können und ihn nun gut nutzen könne. So viel zum Thema Rat aus dem PC-Fachhandel (meinte Klaus seither). Er bat Jürgen anläßlich dieser Gelegenheit erneut - wie schon bei der Übergabe des Laptops, alle noch vorhandenen persönlichen Dateien auf dem Laptop zu löschen, bevor Jürgen den Laptop weiter nutzen würde. Das hat Jürgen Klaus auch versprochen. Und damit glaubte Klaus, er hätte einen kaputten Laptop doch noch einer sinnvollen Weiternutzung zugeführt, auch wenn ihm selbst daraus kein Vorteil entstand.

Er rechnete ja nicht wirklich mit dem, was alles möglich ist in der Welt. Aber der Leser mag aus dem folgenden seine Lehren für sich ziehen.

Jürgen wurde nämlich von seinem vormaligen (?) Lebenspartner angezeigt wegen des Besitzes von Kinderpornographie. Die Polizei beschlagnahmte alle bei dieser Person vorhandenen digitalen Geräte, wobei es sich um eine ziemlich große Menge gehandelt haben soll. Darunter befand sich auch der alte Laptop von Klaus. Das Verfahren zog sich in die Länge. Irgendwann wurden Jürgen von der Staatsanwaltschaft alle übrigen Geräte zurück überstellt - außer einem: Dem alten Laptop von Klaus. Auf allen anderen Geräten hätten sich, so erzählte Jürgen Klaus, nichts Belastendes gefunden - außer auf dem alten Laptop von Klaus! Denn auf diesem habe man - wie offenbar überall - gelöschte Dateien wieder hergestellt und unter diesen etwas gefunden. (Offenbar ist es überhaupt schwer, Daten auf einem Speichermedium so zu löschen, daß diese garantiert nie wieder wiederhergestellt werden können, sollte Klaus wenig später erfahren.) Jedenfalls ist dies Klaus von Jürgen erzählt worden. Und Klaus hatte sich seither "freuen" dürfen, was da nun wohl noch auf ihn zu käme. Er dachte, als "Belastendes" könnten doch wohl nur Fotos seines Kindes auf dem Wickeltisch infrage kommen. Aber: Nichts davon.

Denn neulich wurde Klaus nun selbst als Zeuge bei der Polizei vernommen. Die vernehmende Beamtin hatte erst selbst nicht gewußt, so erzählte sie Klaus zwischendurch, ob Klaus als Zeuge oder als Belasteter vernommen werden sollte. Denn der eigentlich Belastete - Jürgen - war ja im Grunde nun kaum noch belastet. Die Staatsanwaltschaft hatte ihr aber zur Antwort gegeben, daß Klaus als Zeuge vernommen werden sollte. Darin liegt nun schon ein gewisser innerer Widerspruch. Denn die Beamtin erzählte Klaus auch: wenn Klaus als Belasteter vernommen hätte werden sollen, wäre man zuvor ganz anders vorgegangen, man hätte vorher in einem überraschenden Zugriff alle sonstigen digitalen Geräte von Klaus beschlagnahmt, um sie auf belastendes Material hin zu überprüfen. Das ist ja - wer weiß für wie lang? - bislang nicht geschehen. Die ursprünglich beschuldigt Person (Jürgen) wird nun zwar gar nicht mehr beschuldigt. Sondern das Verfahren gegen sie ist beendet worden. Alle Geräte wurden ihr zurück gegeben, auch der alte Laptop von Klaus - außer der darin vormals enthaltenen Festplatte.

Eine Verwarnung - wegen geringerer Verfehlungen - sei Jürgen durch die Ermittlungen selber ja schon gegeben worden, so meinte die Beamtin zu Klaus. 

Zu der Person von Jürgen soll an dieser Stelle nicht allzu viel gesagt werden. So viel kann allerdings doch gesagt werden: Leitende Positionen in unserer Gesellschaft nimmt Jürgen nicht ein. Er befindet sich vielmehr am anderen Ende des gesellschaftlichen Spektrums. Und man darf sich zwischendurch schon fragen, ob Anzeigen solcher Art gegen Menschen in leitenden Personen mit ähnlichem aufgezeigten "Eifer" verfolgt werden wie in diesem Fall gegen die besagte Person (Jürgen). Aber das, wie gesagt, nur am Rande. War denn nicht immer wieder von Personalmangel bei der Polizei und bei den Staatsanwaltschaften die Rede? Sind sich nicht alle darüber klar, daß allzu viele Pädokriminelle allzu frei herumlaufen und sich in hohen Positionen befinden (1)? Trotz all der vielen eifrigen Ermittlungen? Man wird ja wohl mal fragen dürfen.

Nun jedenfalls weiter: Es ging bei der Zeugenvernehmung von Klaus nun noch nicht einmal um irgendwelche Babyfotos aus seiner Familie oder um sonstige etwaige Familienfotos (wie Klaus erwartet hatte). Nein. Als Zeuge wurde Klaus - flüchtig - ein Sammelsurium von 19 Bilddateien vorgehalten, bei denen es sich um Kinderpornographie handeln würde. Klaus hätte das sicher auf den ersten Blick als solches womöglich gar nicht erkannt. Aber Klaus hat sich mit dem Thema auch noch nie besonders beschäftigt. Es handelte sich jedenfalls - deutlich erkennbar - um ein echtes "Sammelsurium", so erzählte Klaus. Manches erschien ihm auf den ersten Blick "harmlos" (da er kaum in der Lage war zu erkennen, welchen Alters eine Person sein sollte, von der nur die Geschlechtsteile zu sehen waren). Bei anderen wäre Klaus schon vorstellbar, daß das als Kinderpornographie gelten könnte. Klaus ist wirklich kein Spezialist darin, wie man etwa "normale" Fotos von Kinderpornographie unterscheidet. Die vernehmende Polizistin wußte darüber aber sehr gut Bescheid und setzte eine solche Kenntnis geradezu voraus, so Klaus.

Jedenfalls: Ein solches Sammelsurium hat mit der Familie von Klaus überhaupt nichts zu tun. Sie sind von keinem Familienmitglied auf dem Laptop abgespeichert worden. Auch nicht das einzelne Foto eines nackten Mädchens, das sich darunter befand und das Klaus noch einmal besonders vorgehalten wurde.

Zum Thema Pädokriminalität recherchiert


Laß flattern deine schmutzige Fahne, Deutschland
Fotograf: NEUROtiker
All diese Dinge sind nun also von Klaus zu Protokoll gegeben worden. Klaus gab auch zu Protokoll, daß er seit mehr als zehn Jahren zum Thema Pädokriminalität recherchiert und sich auch mit dem Film "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" sehr intensiv beschäftigt hat. (Nicht zuletzt ausgehend von unserem Blogartikel zum Thema: [1].). Klaus hat das dann mit der vernehmenden Beamtin noch wiederholt erörtert, so erzählt er: Auch die Beamtin glaubt nicht, daß die genannte, zuerst beschuldigte Person (Jürgen) pädophil ist und diese Bilddateien gespeichert hat. Außer Klaus und dieser Person (Jürgen) hatte diesen Laptop aber sonst nur noch - die Kriminalpolizei in der Kreisstadt Sonstwie in Besitz. Nämlich als untersuchende Stelle. Die Beamtin schloß kategorisch aus, so Klaus, daß es in der Kriminalpolizeistelle Sonstwie jemanden geben könne, der auf einem Laptop ein Sammelsurium von 19 Bilddateien speichert, damit ein Vorwand geschaffen würde, einen privat recherchierenden Menschen zum Thema Pädokriminalität - und sei es auch nur zu einem gegebenen Zeitpunkt - einschüchtern zu können, "belasten" zu können, in die Enge treiben zu können, "diskreditieren" zu können. Zuvor hatte sie, als sie mit Klaus über "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" und ähnliche Themen sprach, noch freimütig eingeräumt: Wohin begeben sich Pädophile, wenn sie ihrem Trieb nachgehen wollen? Na, in Staatsanwaltschaften ...

Kraß, das so deutlich aus den Worten einer ermittelnden Beamtin zu hören.

Wie auch immer. Klaus möchte diese Sache so bald als möglich öffentlich gemacht haben. Was mit diesem Blogartikel geschehen soll. Er möchte nicht, daß ihm oder seiner Familie mit solchen Vorwürfen früher oder später irgend ein "Strick" - von welcher Seite auch immer - gedreht werden kann. Aber sollte hier irgend etwas bewußt gegen ihn oder seine Familie geschehen sein auf manipulativem Wege, so wäre man doch, so möchte man meinen, bislang vergleichsweise "halbherzig" vorgegangen. Mit einem Sammelsurium von 19 sonderbar zusammen gestoppelten Bilddateien? Wobei diese dann nicht zum Anfangsverdacht ausreichen, um überraschend Hausdurchsuchung bei Klaus vorzunehmen?

Aber eines hat man erreicht: Klaus sieht sich veranlaßt, uns diesen Blogartikel veröffentlichen zu lassen, damit wir seinen Fall öffentlich machen. Schweigen scheint ihm - und auch uns - in einem solchen Fall nicht der richtige Weg zu sein.

Und wir, lieber Leser, wollen uns das sowieso eine Lehre sein lassen. Welche auch immer. Wir sollten niemals alte digitale Geräte allzu leichtfertig weggeben. Wir wissen nie, auf welchem Wege das irgendwann noch einmal zu uns als Bumerang zurück kommen kann.

***

Nachbemerkung: Mit dem Thema Kinderpornographie haben wir uns hier auf dem Blog bislang nie besonders explizit beschäftigt. Unsere Behandlung des Themas elitäre Pädokriminalität hier auf dem Blog nimmt seit mehr als zehn Jahren ihren Ausgangspunkt von Aussagen von Überlebenden sexueller und ritueller Gewalt. Daß im Zusammenhang damit immer einmal wieder auch Bildmaterial eine Rolle spielt, das ja auch zu entsprechend teuren Preisen gehandelt werden soll, ist jedem, der sich mit der Thematik beschäftigt, sowieso klar.

Auch ist uns - wie anderen - ja schon seit vielen Jahren bekannt, daß Geheimdienste - wie der CIA - (also der "tiefe Staat") Foto- und Video-Aufnahmen von pädokriminellem Geschehen als Erpressungsmaterial benutzen, um Politiker, Geschäftsleute, Medienleute "steuern" zu können, um sie in der Hand zu haben, um sie jene formelhaften Phrasen dreschen zu lassen, mit denen wir nun schon seit Jahrzehnten zugemüllt werden, und mit denen freiheitliche, fortschrittliche Gesellschaften bewußt gegen die Wand gefahren werden. Nichts anderes ist ja auch der Hintergrund von allen so unendlich ekelhaften Vorgängen wie jenen etwa rund um Jeffrey Epstein (Wiki) in den USA oder denen, die von Cathy O'Brien erzählt werden völlig in Übereinstimmung mit dem, was nun auch in "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" der Gesellschaft als Tatsächlichkeit übermittelt worden ist (1). - Aber wie ist eigentlich jetzt konkreter das Thema Kinderpornographie für sich zu bewerten? Wir haben hier auf dem Blog dazu noch kein abschließendes Urteil. 
_________________
  1. Bading, Ingo: Der Fernsehfilm "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" - 2016 wurde er ausgestrahlt - Hat er eine grundlegende Wende herbei geführt? 11. August 2017, https://studgenpol.blogspot.com/2017/08/staatsraison-in-deutschland.html; auch als Gastbeitrag auf dem Blog des Journalisten Guido Grandt, 8.4.2020, https://www.guidograndt.de/2020/04/08/gastbeitrag-kinderjagd-taeterschutzland-elitaere-paedokriminalitaet-teil-1/

Jesus als grundgütiger jüdischer Missionar

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Michael Blume - Er vertritt immer betonter rein religiös-jüdische Positionen

Mit dem früheren Religionswissenschaftler und heutigen Antisemitismus-Beauftragten von Baden-Württemberg Michael Blume standen wir vor zehn Jahren in freundschaftlichem, wissenschaftlichen Austausch zu vielen spannenden Fragen der Evolutionären Religionswissenschaften. Damals ist uns nicht in der Deutlichkeit bewußt geworden, was inzwischen in seinen öffentlichen Äußerungen immer ausgeprägter hervortritt, nämlich daß er unverhüllt und unverbrämt religiös-jüdische - und damit zugleich jüdisch-missionarische Positionen vertritt (Scilogs).

Auch nur ansatzweise kritische Stellungnahmen oder auch nur Zwischentöne zum Prinzip Monotheismus und zu all dem, was aus diesem Prinzip folgt, wird man bei ihm zu allen Zeiten vergebens finden (oder irren wir uns?). Ist das eines ausgewogen urteilenden Religionswissenschaftlers würdig?

Andererseits wird ein Höchstmaß an Geisteskraft aufgewandt, um das Prinzip Monotheismus in allen denkbaren Argumentationssträngen nach außen hin abzusichern und als unangreifbar, unkritisierbar darzustellen. Am liebsten natürlich mit der Antisemitismus-Keule. Was hätte man auch sonst noch?

Man bedenke: das Prinzip Monotheismus, das heute von allen Seiten im Grunde längst als das lächerlichste religiöse Prinzip erkannt ist, das denkbar ist und das die religiös und ethnozentrisch am leichtesten durchschaubaren Motive enthält, nämlich ethnozentrisch-jüdische, sprich völkisch-jüdische Motive. Für diese Motive steht Michael Blume aber immer dezidierter auch ganz persönlich ein. Ein wenig merkwürdig kommt uns das vor. Geradezu wie eine "Wandlung". Aber vielleicht wird einfach nur immer deutlicher, unverhüllter, wie Michael Blume immer schon eingestellt war. Vielleicht hebt er diese Einstellung nun nur unverschleierter hervor. 

Albrecht Dürer - "Jesus unter den Schriftgelehrten"


Sehr gut kann das aufgezeigt werden an seinem neuesten Blogartikel (Scilogs). Für das Gemälde von Albrecht Dürer "Jesus unter den Schriftgelehrten" (Abb. 1) ...

Abb. 1: Albrecht Dürer - Jesus unter den Schriftgelehrten

.... findet er die folgende, unseres Erachtens völlig unausgewogene, völlig einseitige und damit völlig falsche Charakterisierung (Scilogs) (Hervorhebung nicht im Original):
... Entsprechend dominierte in den christlichen Gemälden zum kindlichen Jesus im Tempel der Kontrast: Hier der weiße, erleuchtete Christus, dort die dunklen, verstockten, jüdischen Schriftgelehrten. Die semitische Alphabetschrift-Bildung ist hier zum Vorwurf der vermeintlich angeborenen Schlauheit und Verschlagenheit geworden. Ein bedrückendes Beispiel dazu fertigte Albrecht Dürer (1471-1528) um 1506: Bei ihm sind einige jüdische Schriftgelehrten nicht nur häßlich und nah am Tod, sondern geradezu teuflisch geraten. Jesus hat sich von ihnen bereits ab- und nach innen gewandt. Die ur-semitische Szene war antisemitisch umgedeutet worden. Daß der kleine Jesus drei Tage inmitten dieses Hasses im Tempel geblieben und überlebt haben soll, paßt in keiner Weise zur Feindseligkeit, die hier gemalt wurde.
Hier schimmert bei Michael Blume sogar eine emotionale Ablehnung christlicher Positionen hindurch, soweit und solange sie auch nur ansatzweise als "antisemitisch" begriffen werden können. Auch nur in den leichtesten Anflügen, und sei es auch nur, indem etwas sieht, was gar nicht vorhanden ist. Wir halten - mit Verlaub - die Charakterisierung dieses Gemäldes für völlig überzogen. Die Schriftgelehrten sind alle - wie zumeist bei Dürer - als achtenswerte, ältere Männer dargestellt, sogar mit innerer Schönheit (was Michael Blume gar nicht wahrzunehmen scheint - aber das muß er ja auch nicht ...). Nur auf das einzelne Gesicht rechts vom Jesusknaben könnten die Worte von Michael Blume - bei der schlechtestmöglichen Deutung - zutreffen. Sieht man auf diesem Gemälde Haß? Ich, der Autor dieser Zeilen, sehe diesen auf diesem Gemälde schlichtweg nicht. Hier sieht Michael Blume etwas hinein, was gar nicht da ist. Und das mag einem sehr ungut erscheinen. Da mag über Michael Blume jeder denken, was er will. Ein deutscher Antisemitismus-Beauftragter, der schon in solchen Gemälden Antisemitismus sieht? Gott, Jehova, hilf! Oder Thor. Oder Odin. Oder sonstwer.

Ohne alle kritischen Einwände oder Vorbehalte bringt Michael Blume dann ein Beispiel für eine jüdische Jesus-Rezeption, die er - offenbar - für vorbildlich, für einen "Höhepunkt", und zwar nicht für einen "bedrückenden" hält (Scilogs):
Einen späteren Höhepunkt erlebte die jüdische Jesus-Rezeption mit dem norddeutschen Rabbiner Jacob Emden (1697-1776), der im 18. Jahrhundert schrieb, daß – Zitat -: „Jesus der Welt eine doppelte Güte zuteil werden ließ. Einerseits stärkte er die Torah von Moses in majestätische Art … und keiner unserer Weisen sprach jemals nachdrücklicher über die Unveränderlichkeit der Torah."
Nebenbei: Was für Worte. Es geht um nichts geringeres als um das Alte Testament, das durchtränkt ist von Völkermord, Völkerhaß und Rassismus. Und weiter:
"... Andererseits beseitigte er die Götzen der Völker und verpflichtete die Völker auf die sieben Noachidischen Gebote, so daß sie sich nicht wie wilde Tiere des Feldes aufführten, und brachte ihnen grundlegende moralische Eigenschaften bei … Christen sind Gemeinden, die zum himmlischen Wohl wirken und zu Dauerhaftigkeit bestimmt sind. Ihre Bestimmung ist zum himmlischen Wohl und die Belohnung wird ihnen nicht versagt bleiben.“
Jesus also als grundgütiger jüdischer Missionar. Der zudem die "Unveränderlichkeit" des Alten Tesaments "in majestätischer Art" stärkte. Was möchte man eigentlich mehr? Dies ist in der Tat ein sehr interessantes Zitat. Aber vorbildlich? Das ist einfach nur eine ethnozentrische, religiös-jüdische, missionarische Position. Die nichtjüdischen Völker verehren "Götzen", also Teufel, solange sie nicht an den jüdischen Gott glauben und sie führen sich wie wilde Tiere des Feldes auf, ihnen waren noch grundlegende moralischen Eigenschaften beizubringen.

Keinerlei Vorbehalte, keinerlei Distanzierung von Michael Blume gegenüber diesem Zitat, das von vorne bis hinten alttestamentarischen Geist atmet wie er ethnozentrisch-jüdischer und religiös-missionarischer und implizit rassistischer (andere Völker und Kulturen, sowie ihre Wertigkeit abwertend) nicht sein könnte.

Nebenbei sei bemerkt, daß es völlig lächerlich ist, die jüdische Religion als die erste Schriftreligion zu bezeichnen (wie das Michael Blume in dem angeführten Artikel tut). Das ist eine merkwürdige Verliebtheit in diese Religion. Die bürgerlichen Schichten der antiken Welt waren alle sowohl religiös wie gebildet wie "schriftgelehrt". Es ist schon einigermaßen merkwürdig, was auf den Scilogs an unwissenschaftlichen Einseitigkeiten und Verliebtheiten alles veröffentlicht werden kann.

Die Grundaussage seines Artikels ist übrigens mit weiteren religions- und geistesgeschichtlichen Lächerlichkeiten befaßt. Aus antisemitischen Motiven habe man Ende des 19. Jahrhunderts Jesus nicht als Juden sehen wollen - was er natürlich immer war und immer sein wird.

Im Kommentarbereich seines Blogs findet eine sachliche, kritische, inhaltliche Auseinandersetzung wie vorstehend in diesem unseren Blogartikel unternommen, gar nicht mehr statt. Auch wir bitten diesen Blogartikel nur als nebensächliche Randbemerkungen aufzufassen. Er handelt von geistes- und religionsgeschichtlichen Fragen, mit Verliebtheiten, die lange - lange - verstanden sind. Und die doch von der Geistesgeschichte längst ad acta gelegt sind.

Das Festland des Wissens

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Mein jüngster Beitrag in einer Telegram-Gruppe

"Fast jeder Überlegung geht ein gewisses bestimmendes Gefühl vorher, das bei glücklichen Gemütsbeschaffenheiten selten trügt, und das der Verstand nachher nur gleichsam ratifiziert."
Georg Lichtenberg (1742-1799) (Wiki
(in seinen "Sudelbüchern")

In diesem Zitat ist die Rede von einem vorrationalen Erahnen dessen, was dann erst hinterher rational vollständig verstanden und erkannt wird. Man könnte also im Anschluß an Lichtenberg sagen: Alles Wertvolle und Wesentliche im Menschenleben geschieht, bevor der Verstand (die Ratio), seine Unterschrift darunter setzt. Ratio ist - nach dieser Sichtweise - nur: "Unterschriftleisten". Die Aufgabe - insbesondere für Menschen mit "glücklicher Gemütsbeschaffenheit" - wäre also, die Aufmerksamkeit insbesondere auf das zu richten, was geschieht, bevor "die Unterschrift" geleistet wird. .... Und natürlich auch auf das, was geschieht, während man - ständig - mit "Unterschrift-Leisten" beschäftigt ist.

Diese Gedanken haben in einer Telegram-Gruppe Erörterungen ausgelöst. Aber in der Telegram-Gruppe werden viele Dinge gleichzeitig erörtert, Philosophisches, die aktuelle Lage, Fragen nach dem Lebenssinn und so weiter. Ein jüngerer Beitrag lautete (um nur eine Andeutung der vielfältigen Eröterungen zu geben):
Ich denke mal eines ist sicher: es gibt da nicht "den einen Weg", den es ja vermutlich nirgendwo gibt ... Durch das Labyrinth des Lebens führen so viele Wege wie es Menschen gibt. Und es wird vermutlich nicht möglich sein, annähernd eine Kenntnis der Geschehnisse und Zusammenhänge zu erfassen, Aber eine mehr oder weniger größere Ahnung können wir uns erarbeiten. Ja, und da Jeder einen anderen Blick auf die Dinge hat, haben wir so so so viele verschiedene Wahrnehmungen. Sogar wir hier, die wir ganz ganz sicher alle an der Wahrheit, an dem Guten und Wahrhaftigen interessiert sind und uns jeder auf seine Weise dafür einsetzen, haben extrem verschiedene Meinungen von dem was geschieht. In dem Versuch die Dinge zu verstehen und Einblicke zu erhalten, wird mir klar, wie unmöglich es ist, es scheint mir jedenfalls so. Und ja, der Blick nach Innen scheint mir unabdingbar und essentiell. Das Still-Werden und Auseinandersetzen mit den Innenwelten, die ehrliche wahrhaftige Innenschau, das Wahrnehmen dessen was in uns ist, das in Beziehung setzen mit der Mitwelt, die "hehren Ziele" immer wieder neu zu hinterfragen und dann, immer wieder aufstehen, auch wenn es scheint - das Morgen ist verloren ...
Und ein anderer Diskussion-Beitrag:
Betreffs Lichtenberg ... Also: Ich habe meine Sicherheit über das kommende Geschehen wohl hier empfangen....vorrationales Erahnen 😇
Zu diesem und noch allerhand anderen Diskussions-Beiträgen habe ich heute morgen das folgende ausggeführt: Der Georg Friedrich Lichtenberg war ja selbst Naturwissenschaftler. Also er war in der Regel auf jenem Gebiet unterwegs, das strengste Rationalität erfordert. Von einer Auseinandersetzung damit haben viele auch philosophische Erkenntnisse ihren Ausgang genommen (Kant, Schopenhauer, z.T. auch Nietzsche, August Weismann, Ernst Haeckel, Nicolai Hartmann, Karl Raimund Popper, Hans Jonas und viele auf ihrer Linie).

Wenn Lichtenberg also davon spricht, daß einer Erkenntnis Vorrationales voraus geht, dann weiß er es deshalb so klar zu unterscheiden, weil er in der strengst möglichen Rationalität unterwegs ist. - - - Das sind die meisten Menschen nicht. 95 bis 98 % zögern oder machen lieber etwas anderes. Sie machen dann lieber die Wäsche oder den Abwasch oder kochen. Während bei denen, die die Notwendigkeit sehen, STRENG RATIONAL zu arbeiten, bei denen treten andere Alltagsdinge in den Hintergrund, weil sie eben wissen, daß vollste Konzentration und auch ein nicht geringes Zeitbudget notwendig ist, um sich sinnvoll im streng Rationalen zu bewegen.

Ich habe gegenwärtig einen jungen Menschen in der Verwandtschaft, der mitten im Biologiestudium ist. Der ist MITTEN in dieser Rationalität drin. Wenn dieser Mensch zwei Sätze über das sagt, was er gerade lernt, dann habe ich selbst, der Biologie studiert hat, Mühe zu folgen. Aber es fasziniert mich unglaublich und ich bedauere es fast, daß dieser Mensch das Wissen, was er da gerade in sich aufnimmt, mal so locker rausplätschern läßt, dann aber auch andere Dinge wieder für wichtig nimmt.

Ein anderer junger Mensch ist ganz ähnlich unterwegs. Er hat ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen. Aber dieses Bewegen in dem rein Rationalen, das scheint ihm viel zu einseitig geworden zu sein, er macht jetzt lieber etwas praktischere Dinge zum Geldverdienen. Das darf man bedauern. Denn Menschen, die es sich zur Aufgabe machen - geradezu zur metaphysischen Aufgabe - sich auf dem streng rationalen Gebiet zu bewegen und dort etwas voranzubringen, die gibt es meines Erachtens viel zu wenige.

Erstmals erschienen 2006 (aus dem Englischen)
Abb. 1: Tessloffs Sachbilderbuch "Wissenschaft einfach erklärt" (als Beispiel) - Erstmals erschienen 2006 (aus dem Englischen)

(In EINEM Volk auf dieser Erde allerdings gibt es von denen sehr viele, bei den aschkenasischen Juden. Ach ja, und bei den Ostasiaten auch, den Chinesen und Japanern. Aber man muß nicht die Wahrnehmung haben, daß es gerade eines dieser drei Völker gewesen wäre, das auf dem Gebiet der modernen Philosophie die größten Begabungen hervorgebracht hätte.)

Mir wird jetzt sicher von einigen entgegen gehalten, daß ich den Bereich des Rationalen überbetone. Daß Wäschewaschen und das "einfache Leben" auch wichtig ist. Ja. Trotzdem, diese Waschmaschine da nebenan - ein Wunderwerk menschlicher Rationalität. Tja, was wollte ich sagen, Augenblick ....

.... Ja, ich wollte wohl sagen: Von einer möglichst intensiven Auseinandersetzung mit strenger Rationalität her bekommt man eher ein Gespür dafür, wo etwas Nichtrationales in Übereinstimmung steht mit allem, was rational erkennbar ist und gesagt werden kann und dafür, wo Nichtrationales in einem unklaren Verhältnis dazu steht (wo es also "seicht" ist - denn WORTE haben wir ja viel für Nichtrationales) und dafür, wo Nichtrationales in krassem Gegensatz zu dem steht, was wir rational wissen.

Weil das die Hintergrundmächte wissen, sehen sie es GERN, wenn sich Menschen in philosophisch begabten Völkern möglichst wenig intensiv auf streng rationalem Gebieten bewegen lernen, um zunächst jene Sicherheit zu bekommen, die notwendig ist, wenn über die nichtrationale Seite der Wirklichkeit gültige Aussagen gemacht werden sollen (nach modernem Kenntnisstand). Und sie sehen es weiterhin gern, wenn sich Menschen in philosophisch begabten Völkern für Philosophie sowieso gar nicht mehr besonders interessieren.

All diese Dinge können nun nicht nur für Metaphysik angewandt werden, sondern auch für Hintergrundpolitik-Kritik. Auch hier ist eigentlich ähnliches notwendig wie auf dem Gebiet der Metaphysik: Daß man sich sorgsam geistig bewegt von dem, was sicher oder noch einigermaßen sicher ist zu dem, was nicht mehr GANZ so sicher ist und so weiter. Also daß man sich möglichst wenig vom Festland wegbewegt und in den Treibsand gerät. - Der Verlockungen zu letzterem gibt es viele und sie sind natürlich - die meisten werden es ahnen - schon lange vorbereitet von den Hintergrundmächten.

GERADE geht es mir wieder durch den Kopf: Alle sind entsetzt über "Adenochrome", ein Thema, das nur als Gerücht herum wabert, zu dem ich nicht wüßte, wie ich von zumindest meinem Festland des Wissens aus hinkommen sollte. WÄHREND mindestens ähnlich entsetzliche Dinge, die sogar schon im Mainstream als feststehende Tatsachen behandelt werden, nur noch so nebenbei von den "Wahrheitsbewegten" behandelt werden. Holzauge, schwant dir was?

Diese Dinge sind für denjenigen, der doch einigermaßen glaubte, vorne dran zu sein im Verständnis, so absurd, daß es nur noch kracht.

Aber was ist heute nicht absurd, nicht wahr, liebe Leute?

1945 - Als junge trauernde Frau ein neues Leben beginnen?

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Geht das? - Ein selten vornehmer, lebendiger Roman aus dem Jahr 1949

Die inneren Erschütterungen einer jungen, ganz nach innen lebenden Frau, deren Ehemann seit dem letzten Jahr des (Zweiten) Weltkrieges als Soldat vermißt wird. Davon handelt der Roman "Das unerreichbare Herz"aus dem Jahr 1949. Er wurde geschrieben von Seiten des deutschen Schriftstellers Karl Springenschmid (1897-1981) (WikiSalzburg-Wiki). Folgeauflagen erschienen 1958, 1966 und 1976. Der Roman handelt von den Erschütterungen, den Wirrnissen, den Ruhepunkten, durch die eine junge Frau in den Jahren nach 1945 aus der "Sackgasse" einer großen Liebe zu einem "unerreichbaren Herz", nämlich zu ihrem gefallenen Ehemann wieder zurück ins Leben findet.

Fritz Klimsch - Rastende (1950)

Man erkennt an einem solchen Roman wieder: Der Wert eines Menschenlebens bestimmt sich danach, wie es mit Trauer umgeht.

In drei Teile ist der Roman gegliedert. Und diesen Roman haben wir inzwischen zwei mal gelesen. Einmal vor sechs Jahren (GA-j! 2014) und einmal in diesem Sommer. Vor sechs Jahren hatten wir über ihn unter anderem geschrieben (s. GA-j! 2014): Die ersten beiden Teile geht man mit immer mehr anwachsender Anteilnahme mit. Ein echter Springenschmid sagt man sich mit jeder Seite mehr. "Gertrud Gorenflor", so der Name der Hauptfigur. Sie ist zurückhaltend, sparsam gezeichnet. Ihr Mann - Rainer Gorenflor - wird ebenfalls zurückhaltend, sparsam gezeichnet. Beides sind ganz nach innen lebenden Menschen. Sozusagen an der "offensten" Stelle des Romans werden beide auffallender Weise mit Hilfe eines Gedichtes gekennzeichnet, mit dem berühmten Gedicht von Josef Weinheber:
Auf eine Wienerin
Heiter, ohne Schwere,
wo auf Erden wäre
jene stille Größe, die dich ehrt;
diese Leidensreine,
und im Glück dies feine
Lächeln, noch im Makel liebenswert?
Soviel Anmut lassen,
soviel Welt-erfassen
dieser Landschaft Genien nicht im Stich:
Die den Strom bewohnen
und die Hügelkronen,
gute Göttlichkeiten schützen dich.
Wenn ich leise klage
um die alten Tage,
nimm es als ein Teil des Wieners hin!
Hätt ich nicht dem Herzen
diese Lust der Schmerzen,
liebt ich denn in dir die Wienerin?
Dir, der ewig Jungen,
tief ins Blut gedrungen
ist der Kunst geheimnisvolles Reich.
Aufgelöst im Tanze
zeigst du unsre ganze
Künstlergabe, warm und rhythmenweich,
die am Quell des Lebens
lebt und süßen Schwebens
noch den Alltag adelt mit Musik:
Aller Weisheit Krone,
bittrer Zeit zum Hohne
gibst du sie der bittern Zeit zurück.
Laß mich ruhig klagen!
Deine Augen sagen
mir den Sieg der Schönheit stolz voraus.
Ewig unverloren,
Stadt, die dich geboren,
und gesegnet bis ans letzte Haus!
In dem Roman läßt Springenschmid den Rainer Gorenflor des Romans dieses Gedicht aus vollem, liebenden, überschwenglichem Herzen seinen Kameraden vortragen - - - an dem Tag, an dem er schließlich fallen sollte - mit Blumen im Knopfloch seiner Uniform.

Am Ende des zweiten Teiles des Romanes läßt der Romanautor den Handlungsablauf mit einem Ereignis enden, das einen als Leser, der zuvor emotional stark mitgegangen ist, geradezu mit Haß gegenüber dem Autor reagieren läßt. Wahrlich eine seltene Erfahrung.

Es kann sein, daß man das Buch danach für Tage nicht mehr in die Hand nehmen kann. Denn dafür ist man zu aufgewühlt. "Dieser Mann, der Springenschmid, das ist einfach nur ein Mistkerl." Das ist das Grundgefühl. Man ist abgestoßen. "Mußte" der Geschehens-Ablauf wirklich so sein, so fragte man sich. - Warum? - Und erneut stellt man sich diese Frage, wenn man das Ende auch des dritten Teiles fast erreicht hat. Also wenn man die "Lösung" der im Roman gestellten Problematik durch den Autor vor einem stehen sieht. Auch im dritten Teil kommt einem der Roman beim Lesen streckenweise so unglaublich sinnlos vor. Man haßt den Autor.

Aber der Roman "rumort" zugleich in einem. Zu stark hatte er einen schon in den ersten beiden Teilen mitgehen lassen. Und schließlich will man, "muß" man ihn doch zu Ende lesen. Dies ist ein - auch noch für heutige Zeiten - sehr ungewöhnlicher Roman.

Die tiefer liegende Frage des Romans ist: Wie kann eine Frau nach kurzer, tief nach innen gelebter Liebe und Ehe und nachdem der Mann seit dem letzten Jahr des Krieges als vermißt gilt, weiter leben? Und damit will viel gesagt sein aus Sicht des Autors. Er meint nämlich nicht nur: weiter "existieren". Sondern leben. Vielleicht aus so herrlich beschwingtem Innern wie es in den gebrachten Zeilen von Josef Weinheber enthalten ist. Wie?

"Konstruiertes"?

Während des Lesens kommt einem gegen Ende des Romans manches "konstruiert" vor. Legt man den Roman dann aber aus der Hand, merkt man, daß er etwas mit dem Leser gemacht hat. Und das kann er nur, wenn er mehr ist als nur etwas "Konstruiertes". Konstruiertes kann nur Gedanken auslösen. Der Roman aber erschüttert. Ein Zeichen, daß Springenschmid seine Aufgabe von innen her gelöst hat. Obwohl man das - fast - nicht glauben kann oder will im ersten Blick über den ganzen Roman hinweg.

Und dennoch bleibt ein Rest. Als Leser kann man dem Autor alles verzeihen. Doch daß er das Schicksal eines unschuldigen Kindes - am Ende des zweiten Teiles - eine solche Wendung nehmen läßt. Nachdem er es einem so ans Herz hat wachsen lassen - - - Er, der Autor, hätte doch die Freiheit gehabt, es anders zu schreiben. Warum tut er das? Mit dem Verstand ist es vielleicht zu begreifen. - - -

In der Wahl einer solchen Härte im Handlungsablauf mag noch etwas von jener Härte liegen, von der die Zeit durchdrungen war, in der dieser Roman spielt.

/ 9.9.2014 /

Andere Sicht


Die vorstehenden Zeilen waren vor sechs Jahren veröffentlicht worden. Sechs Jahre, vielleicht eine lange Zeit. In diesem Sommer - 2020 - haben wir den Roman ein zweites mal in die Hand genommen. In lange voneinander getrennten Zeitabschnitten haben wir immer wieder kurze Abschnitte daraus gelesen. Auch kurze Abschnitte aus diesem Roman zu lesen hält jeweils lange vor. Von welchem Roman könnte das sonst gesagt werden? Und dieses Lesen gibt Ruhe, Orientierung im wilden Handlungsablauf des Lebens. Das Lesen in diesem Roman ist wie ein "Ruhig-Werden", wie ein "Zu-sich-selbst-Kommen".

Vielleicht geht von dem Roman ein wenig eine ähnliche Ruhe aus wie von dem Bauern Gerold, der in dem Roman geschildert ist, am Fuße des Dachstein lebt, ein schweres Schicksal hat - wie alle. Und der dennoch jedes Frühjahr erneut aussäät. Aber warum auch immer: Es tut so gut, diesen Roman zu lesen. Auch noch ein zweites mal. Vermutlich wird er sich auch noch ein drittes mal gut lesen lassen. Jedesmal liest sich alles ein wenig anders. Die Erschütterung über den Tod des Kindes, sie steht beim zweiten mal Lesen nicht mehr so im Vordergrund.

Aber viel deutlicher wird nun wahrgenommen wie sich schon in den vorderen Teilen des Romans viel natürlicher und aus innerer Gesetzmäßigkeit das anbahnt, was dann im letzten Teil seine Verwirklichung findet. Freilich auf "umständlichen", holprigen Wegen. Um das mindeste zu sagen. Denn die Wege des Herzens sind keine geraden. Deshalb kommt uns "konstruiert" beim zweiten mal Lesen gar nichts mehr vor. Ein ganz falsches Wort. Viel mehr werden all die "Unwägbarkeiten des Herzens" bei allen Beteiligten deutlicher, viel mehr wird deutlicher, über wie viel "Unsicherheiten" hinweg ein Mensch - oder: "der" Mensch - zu jenen Lebensentscheidungen hinfindet, hinfinden muß, heranreift, zu denen er dann eben doch - mehr oder weniger glücklich - heranreifen kann. Im besseren Falle. Und wie viele kostbare Worte einem bei diesem zweiten mal Lesen ständig auffallen. Vielleicht werden wir davon noch eine "Blütenlese" an dieser Stelle bringen.

Der Roman hat 437 Seiten. Auf Seite 396 sagt die Hauptfigur Gertrud Gorenflor:
"Jahrelang habe ich mir vorgesagt: Was immer du tust, muß so sein, daß es bestehen kann, wenn in diesem Augenblick dein Mann zur Türe hereintreten würde. Das hört sich schön an und nimmt sich bestimmt gut aus; in Sonntagspredigten oder in Romanen, die auf einen gewissen Idealismus anspielen. Ob sich diese sehr geschätzten Herren - nur Männer schreiben solche Romane, Frauen müssen sie erleben! - jemals klar geworden sind, wie schwer es für eine junge Frau ist, tatsächlich so zu leben, wie ihr in diesen schönen Büchern vorgeschrieben wird. Bei jeder gesunden Frau, die den Kopf oben behält, ist es einmal mit solchen Prinzipien zu Ende. (...) Jedenfalls, was mich betrifft, Frau Olivier: Ich habe es aufgegeben, auf Rainer Gorenflor zu warten! Überrascht Sie diese Erklärung? Hatten sie geglaubt, ich würde meinem Manne in alle Zukunft Altäre bauen, vor denen ich, fromm in mein Schicksal ergeben, das weitere Leben vertrauern würde? Ich habe Sie enttäuscht. Aber ich will nicht hysterisch werden. Nein, ich warte nicht mehr auf den, der einmal mein Mann war. Ich warte nicht, ich lebe. Sie sehen es, ich lebe."
Immerhin, um seine Hauptprotagonistin zu dieser Erkenntnis heranreifen zu lassen, läßt sich der Roman 396 Seiten Zeit. Und das macht seinen Wert aus. Denn nach drei Seiten zu dieser Erkenntnis zu gelangen, würde ja verinnerlichten Naturen wenig entsprechen ....

"Okkultistische Neigungen", Wissenschaft, Kunst und Politik

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Auf Schloß Liebenberg in der Mark Brandenburg

Liebenberg, ein Schloß in der Nähe von Oranienburg in der Mark Brandenburg, weist vielfältige geschichtliche, hintergrundpolitische und kulturgeschichtliche Zusammenhänge auf. Dazu sollen in diesem Beitrag einige "Daten" zusammen getragen werden, ergänzend zu einem gestern erstellten Video (1).

Auf diesem Schloß versammelte sich der "Liebenberger Kreis" rund um den Kaiser Wilhelm II. und seinen Freund, den Schloßinhaber Philipp zu Eulenburg. Letzterer hatte im Jahr 1890 maßgeblich zum Sturz Bismarcks beigetragen, galt aber nach der Jahrhundertwende als ein außenpolitischer Bremser. Das Netz von Intrigen, das sich rund um diesen Liebenberger Kreis geflochten hat, ist nach Ursachen und Absichten womöglich sehr vielseitig. Offensichtlich ist, daß die Hintergrundmächte hier viele ihrer üblen Spielchen spielten. In deren Zentrum stand zeitweise der sehr "vielseitige" Journalist Maximilian Harden. Aber auch der in "höhere Welten""eingeweihte" Rudolf Steiner war dabei ....

Abb. 1: Hans Lietzmann - Ausschnitt aus dem Altarbild in der Schloßkirche Liebenberg (Brandenburg) (1915) 

Der zweite Sohn von Philipp von Eulenburg war - wie sein Vater - Komponist. Er hatte schon ab 1906 zum intimen Schülerkreis von Rudolf Steiner gehört, ebenso seine Schwestern und seine Schwägerin (2-5).

Andererseits war der bedeutende Biologe und Darwinist Jakob von Uexküll mit Philipp zu Eulenburg (und seiner Familie) befreundet. Ein Kapitel seines Erinnerungsbuches hat er Philipp zu Eulenburg gewidmet (6), ebenso sein Buch "Umwelt und Innenwelt der Tiere". Uexküll hat auf Schloß Liebenberg auch gearbeitet, unter anderem 1925, zeitweise begleitet von seinem "vielseitig begabten" Mitarbeiter Felix Groß (7).


Die Kinder von Philipp zu Eulenburg hörten nach dem Gefallenen-Tod ihres Bruders "Mitteilungen aus dem Leben nach dem Tod" (2):
"Nachdem Botho Sigwart 1914 im ersten Weltkrieg (...) stirbt, meldet er sich bei seiner Schwester und seiner Schwägerin aus 'der geistigen Welt'. Seine 'Mitteilungen aus dem Leben nach dem Tod' wurden von der Familie gesammelt und 2008 neu herausgegeben. Rudolf Steiner hielt diese Mitteilungen für authentisch."
Auf der Tafel neben seinem Grab im Schloßpark steht:
"Vielleicht hängt die Wahl des Bestattungsortes mit besonderen okkultistischen Neigungen zusammen."
Auch der ältere Bruder des Gefallenen, Friedrich Wend zu Eulenburg, Schloßherr auf Liebenberg bis 1945, Gutsnachbar von Hermann Göring, war Anthroposoph. Er setzte sich noch 1941 für die Christengemeinschaft ein (3-5). Harro Schulze-Boysen, verheiratet mit einer Enkeltochter Philipp zu Eulenburgs, hat sich mit Gleichgesinnten oft auf Schloß Liebenberg getroffen. Er stellte sich unter anderem gegen den Auslandseinsatz der Wehrmacht im Spanischen Bürgerkrieg, wobei er immer unter der Beobachtung der Gestapo stand. Für die Sowjetunion hat er sich womöglich aus ähnlichen Motiven begeistert wie der zuvor "rechtskonservative" Friedrich Hielscher. 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau hingerichtet (8).

Abb. 2: Hans Lietzmann - Ausschnitt aus dem Altarbild in der Schloßkirche Liebenberg (Brandenburg) (1915) 

Das Altarbild in der Schloßkirche von Liebenberg stammt von Hans Lietzmann (1872-1955)(Wiki) (Abb. 1 und 2). Es entstand im Jahr 1915. Rechts neben dem gekreuzigten Christus steht ein römischer Soldat, ganz wirklichkeitsnah, "gegenwärtig", links ein trauernder Mann und eine trauernde Frau, ebenso wirklichkeitsnah und "gegenwärtig". Der gekreuzigte Jesus Christus dazwischen ist aschfahl und ganz "unwirklich" dargestellt, weit abseits der Erfahrung der Gegenwart, während - wie gesagt - der Soldat und die Trauernden sehr "wirklich" dargestellt sind. So als wollte der Maler - bewußt oder unbewußt - sagen: Was soll in dieser Zeit des Krieges und der Trauer uns - - - ein 2000 Jahre alter Jesus noch sagen? Wo wir doch so viel wirklichkeitsnäheres Erleben haben? Wo wir selbst mitten in einer Gegenwart stehen, in der täglich Menschen einen ähnlichen Tod sterben wie dieser aschfahle Christus da am Kreuz?

Hans Lietzmann ist vor allem als Landschaftsmaler am Gardasee bekannt geblieben. Während des Ersten Weltkrieges war er aber als Kriegsmaler eingesetzt. Seine Gemälde zu religiösen, biblischen Themen findet man, indem man die Suchworte "Hans Lietzmann Postkarte" nutzt.
_______ 
  1. Bading, Ingo: Liebenberg, 4.5.2020, https://youtu.be/vBv_0PWP7Nc
  2. https://anthrowiki.at/Sigwart
  3. http://www.mitteilungen-von-sigwart.com/ 
  4. https://en.wikipedia.org/wiki/Botho_Sigwart_zu_Eulenburg 
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wend_zu_Eulenburg
  6. Uexküll: Nie geschaute Welten. Die Umwelten meiner Freunde, 1936, https://books.google.de/books?id=hgRoCQAAQBAJ
  7. https://studgenpol.blogspot.com/2014/05/frauen-um-adolf-hitler-ihr-okkultismus.html 
  8. https://de.wikipedia.org/wiki/Harro_Schulze-Boysen

"Im Fall Dutroux hat man keinen Zeugen getötet"

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"Martinus Lion", ein Verteidiger der Anliegen der False Memory-Bewegung äußert sich ...

Immer einmal wieder sind die Reaktionen zu Internetbeiträgen von mir interessanter noch als meine Internetbeiträge selbst. So jetzt die neuesten Reaktionen zu meinem Video "Guter Aluhut, schlechter Aluhut". Deshalb sollen sie hier auch vollständig dokumentiert und festgehalten werden. Möge jeder Leser genau darauf achten, wie Verteidiger der Anliegen der False Memory-Bewegung agieren. Danke. - Zunächst das Video selbst (1), dann die Auseinandersetzung mit EINEM der Kommentatoren darunter (1). (IB)

 


 

Hier nun der betreffende Kommentarthread unter dem Video:

Martinus Lion vor 2 Tagen Wer die alte und produktive Gedächtnisforschung für unseriös hält aber eine kleine Clique, die sich gegenseitig zitiert und überall rituelle Gewalt sieht für seriös... Sorry, du hast dich null mit dem Thema befasst. Ich zweifle nicht an, dass es rituelle Gewalt gibt aber das Thema ist sehr viel differenzierter zu sehen. Frau Büttner hatte übrigens wohl in mehreren Jahren das Gefühl ihre Geschichte ERSTMALS zu veröffentlichen. Hätte ich dir nicht zugetraut. Das ist alles Bauch und regelrecht wissenschaftsfeindlich.

IB: Oh, INTERESSANTER Kommentar. Und das auf meinem Videokanal. SOLCHE Meinungen habe ich auf meinen Blogs noch nie gehört. Sehr interessant, sehr interessant. Bisher hat man sich eine SOLCHE Mühe auf meinen Blogs nicht gegeben. Welche Ehre.  Übrigens habe ich die Gedächtnisforschung nicht für unseriös erklärt. Ob diese aber so Eins zu Eins benutzt werden kann, um zu den Erinnerungen der Überlebenden ritueller Gewalt etwas zu sagen? Eher nicht. Aus der Gedächtnisforschung weiß man, daß das Gedächtnis UNGENAU ist. Das konnte ich beim Lesen meiner eigenen Jugend-Tagebücher feststellen, weil ich dort etwas ganz anders festgehalten hatte als ich es in ERINNERUNG hatte. Da geht es eher um Details, die Erinnerung bringt da die zeitlichen und räumlichen Abläufe gerne mal durcheinander, nicht aber das WESEN dessen, was erinnert wird. Also nicht so grundlegende Fragen, OB man Gewalt erfahren hat oder nicht, OB man sich in Zusammenhängen von Gewalterfahrungen bewegt hat oder nicht usw..  Finde ich ja gut, daß Sie das nicht anzweifeln. Man atmet ja sprichwörtlich auf. Bei den beiden von mir genannten Artikel ist das aber auf den ersten Blick SO sicher nicht. Und, guter Mensch von Lion, auch bei IHNEN nicht, wenn sie von "einer kleinen Clique sich gegenseitig zitierender" Psychiater sprechen. Das ist eine völlig unangemessene, respektlose Art, darüber zu reden. So würde ich nicht reden, wenn ich von Wissenschaftlern wollte ernst genommen werden wollen. Ihren drittletzten Satz verstehe ich nicht.  Ich wissenschaftsfeindlich? - Lach! Sie Scherzkeks. Der war gut.

Herrlich, der war wirklich gut. Wie es überhaupt immer stimmungsmäßig BESONDERS lustig wird, wenn sich Leute wie Sie zu Wort melden. Wirklich, Ihre Sorte kenne ich. Hatte genug Austausch mit ihnen auf meinen Blogs, allerdings - und bezeichnenderweise - noch nicht zu DIESEM Thema. Nicht wahr? Die Frontlinien verschieben sich.

Martinus Lion vor 2 Tagen Sie wissen also nicht, dass es zahlreiche Fälle von Suggestion, auch und gerade in Therapiesituationen gibt? Das wurde ja beispielsweise auch in zahlreichen Prozessen belegt. Die Gedächtnisforschung zeigt u.a. wie leicht man Menschen glauben lassen kann sie wären Opfer von Gewalt oder hätten selbst eine gewaltsame Straftat begangen. Ich würde das gern live mit ihnen diskutieren. Sie sind ja sehr amüsiert über meinen Typus und werden mich gewiss leicht widerlegen, so gut informiert wie sie sind.

IB: Oh, so viel Mühe wollen Sie sich geben? Warum gerade mit mir? Meine erste Frage wäre: Ist Martinus Lion Ihr bürgerlicher Name? Wo und wie wollen Sie denn live diskutieren? Mit Anonymen haben ich dazu erst mal kein Bedürfnis. Außerdem bin ich bestimmt nicht so aktuell in die Thematik eingearbeitet wie Sie. Ich sehe gerade, daß die False Memory-Bewegung auf Wikipedia in den letzten Jahren sehr fleißig war (1). Eigentlich bin ich nicht mehr derjenige, der sich in diese Themen verlieren will. Ich registriere ja hier eigentlich nur die Gleichzeitigkeit des Auftretens einer vergleichsweise prominenten, attraktiven, fröhlichen, klugen Frau, die von sich behauptet, Überlebende ritueller Gewalt zu sein, und die sich auch in der Literatur rund um diese Thematik sehr gut auskennt und einem "plötzlichen" (?) argumentativen Verteidigen der False Memory in der evangelischen Kirche und bei den Atheisten - UND jetzt sogar hier auf meinem Videokanal, wo ich bei allen diesen eher das Gegenteil erwartet hätte, nachdem sich sogar der Mißbrauchsbeauftragte des deutschen Bundestages, das ZDF und fast alle Mainstream-Medien auf die Argumente einer "kleinen Clique sich gegenseitig zitierender Therapeuten" eingelassen hatten. Vielleicht alles nur Zufall - ? Vielleicht alles nur ein ganz, ganz großer Zufall? Oder muß vorgebaut werden? Wird alles "dringlich"? Der "Meike Büttners" könnten ja allmählich mehr werden? Aha, die Wikipedia-Arbeit von False Memory muß aber noch verbessert werden. Ich lese da gerade (1): "Die Mainzer Studie" (die ich auf meinem Blog auch ausgewertet habe) "macht äußerlich einen wissenschaftlichen Eindruck, doch ist sie von wissenschaftlicher Methodik weit entfernt. So gibt es keinen faktischen Nachweis zu den berichteten Fällen." Das Argument ist ein Witz. Mit diesem kann keinesfalls die Wissenschaftlichkeit infrage gestellt werden angesichts des allgemeinen Mauerns und der allgemeinen Unterwanderung der Strafverfolgungsbehörden, die genauso auch von der Fernsehdokumentation "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" angenommen wird, und die ich seit über zehn Jahren kritisiere und - erfahre. Ich selbst habe auf meinem Blog darauf hingewiesen, daß Überlebende im Internet von Straftaten in der Fraternitas Saturnis berichteten mit der Nennung der bürgerlichen Namen der Täter. Die EINZIGE mir bekannt gewordene Folge davon war, daß ICH eine Abmahnung der Fraternitas Saturnis erhielt. Toll, nicht wahr? Von Aktivitäten der Strafverfolgungsbehörden ist in solchen Fällen doch kaum etwas zu hören. Von Aussteiger-Programmen ist nichts zu hören. Von einer Auskunftpflicht von Ärzten, Politikern, Journalisten und so weiter, ob sie Logen oder Orden angehören ist doch nirgendwo (2) etwas zu hören. Wobei das ja nur eine der wenigen öffentlich BEKANNTEN Logen wäre. Von den vielen unbekannten, von denen man immer mal  wieder nur Namen hört, ist ja damit wiederum nichts gesagt.   Aha, mit Frau Hasselmann sollen wir uns jetzt beschäftigen .... So so. Fleißig, fleißig. Liest sich "interessant" der ganze Artikel (1). Immerhin führt er ehrlicherweise ja alles das an, was GEGEN False Memory spricht. Immerhin muß er das. Das ist doch schon mal gut.  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Falsche_Erinnerungen 2. https://de.wikipedia.org/wiki/Fraternitas_Saturni

Ingo Bading vor 2 Tagen (bearbeitet) Ich darf Sie auch darauf hinweisen, daß ich mich mit dem Fall von Frau Dr. Kerstin Schön, die von False Memory für ein Jahr ins Gefängnis gebracht worden ist, intensiv beschäftigt habe (1). MIR braucht man über die Gefährlichkeit dessen, was False Memory tut, nichts erzählen. Ich lese auf dem glorreichen Artikel (2): "In den USA wurden solche äußerst unwahrscheinlichen Therapieergebnisse von Gerichten als Kriterium für eine fehlerhafte Therapie angesehen, die zur Verurteilung von Therapeuten führten." Womit wohl gesagt werden soll, daß solche Verurteilungen dringend auch in Deutschland notwendig wären, wobei aber nicht gesagt wird, daß False Memory das gegenüber der Trägerin der Ehrenmedaille der Stadt Erfurt, Frau Dr. Kersin Schön schon anstrebt (1).  So richtig auf den Leim scheinen das Justizsystem und der Journalismus in Deutschland dem noch nicht gehen zu wollen. Nicht wahr? Aber noch ein bisschen mehr Propaganda und geschickt inszenierte Fälle sollten das doch wohl ändern können, nicht wahr?  1. https://studgenpol.blogspot.com/2019/03/zuerst-gab-es-eine-ehrenmedaille-2013.html 2. https://de.wikipedia.org/wiki/Falsche_Erinnerungen 

Martinus Lion vor 2 Tagen Ich merke schon sie blicken sehr differenziert auf die Dinge. Wissenschaft und dubiose Stiftungen sind natürlich eins. Ich bin ihnen auf den Leim gegangen, fürchte ich. Sagt ihnen Confirmation Bias etwas? Sie scheinen ihre eigene Agenda treiben zu wollen, anstatt sich tatsächlich mit dem Thema befassen zu wollen. 

Martinus Lion vor 2 Tagen Schade, dass sie anonyme Gesprächspartner nicht akzeptieren. Ich finde live Diskussionen einfach sehr anregend und schneller abgehandelt als dieses Kommentarpingpong. Schaun sie sich mal die Forschung von Julia Shaw an. Wahrscheinlich denken sie zunächst, dass sie ebenfalls Nazi Satanistin ist, die auf der Wewelsburg Kinder quält, aber wagen sie mal einen Schritt aus dem offenbar ideologischen Nebel, vielleicht lernen sie was. Frau Büttners Lügen sind von verschiedenen Youtubern ja ganz gut aufgearbeitet und Guido Grandt hält sie meines Wissens nach auch nicht für glaubwürdig. Vielleicht ist der dann auch ein böser aus der satanischen Elite wie ich. Und sagen sie mir, warum sollten jetzt alle in Panik geraten wenn Frau Büttner bereits seit 2018 mit der Story hausieren geht und sich immer wieder neue Beweggründe für ihr angebliches  coming out ausdenkt? Ich finde es beschämend ihren Beiträge so lange gefolgt zu sein. Das ist nurmehr peinlich.

Ich hatte zu den letzten beiden Beiträgen nichts mehr gesagt, nur noch geliked und mit "Kanalinhaber-Herzchen" versehen.

Martinus Lion vor 1 Tag Mich hat noch nie jemand mit Herzen gemobbt. 😂 

Ingo Bading vor 1 Tag hab ich mit Verteidigern von False memory auch noch nie getan - Love & Peace, das sei unser aller Motto :-) 

"Im Fall Dutroux hat man keinen Zeugen getötet"

Martinus Lion vor 1 Tag (bearbeitet) @Ingo Bading "Verteidigern von False Memory"🙈 Soll das nun heißen, es gibt keine falschen Erinnerungen oder dass ich diese Stiftung verteidigt habe? Warst du anwesend bei unserer Diskussion? Bin ich so schlecht zu verstehen oder ist das altersbedingt? Glaubst du ernsthaft, falsche Erinnerungen seien eine Erfindung einer Stiftung? Wow. Du bist ein kluger Kopf. Eines Tages kann ich wissenschaftliche Erkenntnisse sicher auch so gut einordnen wie du. Hast du ne Liste von Satanswissenschaft? Damit ich künftig nicht mehr auf sowas reinfalle und wir die entsprechenden Wissenschaftler auf dem Scheiterhaufen verbrennen können. Künftig werde ich jedem Opfer einfach glauben und die Täter ohne Verhandlung hängen. Wir müssen zur Gerechtigkeit der Hexenprozesse zurück. Danke Bading. Jetzt hab ich verstanden. Heil Büttner und Leb wohl! P. S. Hoffe die satanistische Machtelite wird Meike nichts tun. Mehr als zwei Jahre lang hat sie sich schon gegen die Mächtigen der Mächtigen verteidigt. Aber geheime Zauberkräfte haben ihren Tod verhindert, weil es solchen Leuten sehr sehr schwer fällt zu töten. Das sah man ja im Fall Dutroux. Da hat man keinen Zeugen getötet. Ach ne, die wurden schnell beseitigt... 🤔 Egal, Bading weiß mehr als wir. Irgendwann wird Badings Wort in der Welt gehört, ein noch verkanntes Genie, frei von Scham. ❤️ P. P. S. Haben sie auch nur ein Wort verstanden? Es ist so traurig, dass man nur noch lachen kann. 😂 

IB: Guter Mensch von Sezuan, bislang ist noch kein einziger Mensch in Deutschland und womöglich sogar weltweit wegen ritueller Gewalt als Täter verurteilt worden. Sehr wohl aber werden Therapeuten und Therapeutinnen, die Überlebende ritueller Gewalt behandeln, und die sich nicht in der Anonymität verstecken können, Gegenstand von juristischem Vorgehen. Auch mir hat man schon Klage angedroht. Also viel Spaß weiterhin bei der Verteidigung der Vorgehensweisen der False Memory-Organisation.

Ingo Bading vor 57 Minuten Ansonsten, was soll das Gerede über Töten? Noch einmal: Was soll das Gerede über Töten? 

Martinus Lion vor 30 Minuten @Ingo Bading du hast doch so geheimnisvoll angedeutet, dass Frau Büttner schon lang kein Video gemacht hätte. Das soll doch suggerieren, dass man sie zum Schweigen gebracht hätte. Dieser degenerierte Verschwörerunterton. Ich hab es nur überspitzt. Jedenfalls brachte sie seit Januar 2018 niemand zum Schweigen. Woher dann deine künstliche Hysterie? Es scheine zu drängen. Die bösen Männer reagieren mit Rundbriefen und fiesen Kommentaren. Ich hab echt jeglichen Respekt verloren vor dir. Das ist einfach nur infantiler emotionaler Mist. Martinus Lion Martinus Lion vor 18 Minuten @Ingo Bading sowohl weltweit als auch in Deutschland wurden Menschen verurteilt, weil sie Kinder im Rahmen von satanischen Ritualen missbraucht und verletzt haben. Lediglich die Kulte die ganze Dorfgemeinschaft oder die komplette Elternschaft von Schulen inkl. Lehrerkollegium ausgemacht haben sollen etc. hat man bisher nicht gefasst, weil es sich in diesen Fällen, in denen man ermittelt hat als haltlos herausgestellt hat. Es gibt aber sehr klare Hinweise in Fällen wie dem Fall Dutroux. Da aber sieht man deutlich, dass nicht in diese Richtung ermittelt werden sollte und wurde, wir können die toten Zeugen zählen. Es gibt reale Fälle und es gibt Märchen. Wer das nicht sieht ist nicht ernstzunehmen. Die Fälle falscher Anschuldigungen sind in vielen Deliktbereichen nicht unerheblich. Du Knaller meinst man müsse für rituelle Gewalt einen Straftatbestand ins StGB packen, weil Vergewaltigung, Folter und Mord nicht bestraft würden oder was?? Heiliger Bimbam. Befass dich endlich mit dem Thema!!! Die Frage statistischer Erfassung ist etwas ganz anderes. Mach nur weiter mit deiner Aufklärung. (Wie man das macht ohne das Thema zu kennen, ist mir allerdings schleierhaft.) Lass dich nicht von den bösen Männern beißen. 

Ingo Bading vor 1 Sekunde Guter Freund, ihre Gedanken sind einigermaßen ekelhaft. Es gibt VIELE Gründe, weshalb jemand für viele, viele Wochen kein neues Video heraus bringt. An Töten habe ich dabei am wenigsten gedacht. ÜBERHAUPT nicht habe ich daran gedacht. Aber daß sie eingeschüchtert wird mit allen möglichen Maßnahmen im Alltag, das sagt sie ja selbst in ihren Videos, deutet sie an. Von Töten reden SIE hier. Deshalb sollten wir unser Gespräch auch sehr schnell beenden. Und Herzchen wird es schon gar nicht mehr geben.

Ingo Bading vor 1 Sekunde "sowohl weltweit als auch in Deutschland wurden Menschen verurteilt, weil sie Kinder im Rahmen von satanischen Ritualen missbraucht und verletzt haben".  Diese Behauptung bitte mit irgendwelchen Links etc. belegen. Ich bin grad zu dumm. Offenbar ist da immens viel an mir vorbei gegangen. Und warum ist das bislang auf Wikipedia nicht erwähnt worden? Hab ich da etwas komplett übersehen?

Ingo Bading vor 1 Sekunde Von Töten reden im Zusammenhang mit ausfällig werden mir gegenüber - das ist eine GANZ üble Kombination. GANZ übel. 

________

  1. Bading, Ingo: Guter Aluhut, schlechter Aluhut, 22.9.2020, https://youtu.be/yPp1QvQ1gh8.

Wovon wollen wir uns erregen lassen? (Teil 1)

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Bzw.: Worüber wollen wir uns erregen? 

0:00 - Es gibt zwei Arten von Lernen: 

1. Prägungsähnliches Lernen, 2. Lernen über Lust und Unlust (1). Zu 1. Gänseküken Martina, Nachfolgeprägung, Muttersprachen-Erwerb. Anstrengungslos, Lernfenster, irreversibel, Urvertrauen.

zu 2. Lust und Unlust als Lehrmeister des irrfähigen Verstandes. Dressur durch Verwöhnung, Dressur durch Strafe. Iwan Pawlow und seine Hunde (2). 

Pawlow'sche bedingte Reflexe. Erfahrungen britischer Heerespsychiater im Jahr 1944. Paradoxe und ultraparadoxe Phase des Erregungszustandes bei Soldaten (2). 

Erweckungs- und Bekehrungspredigten christlicher Kirchen (2).

Gehirnwäsche im kommunistischen Machtbereich (2) Jesuiten-Exerzitien (2).

Strategie der Spannung, Kalter Krieg, "Terrorjahre", Walter Jens, "Zornige junge Männer", Flakhelfer-Generation.

Gehirnwäsche, Umerziehung von 1945

Gehirnwäsche seit 1933

40:30 - Weltgeschichte als Geschichte von gesellschaftlichen Erregungszuständen. Womöglich macht es heute sehr viel Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, aus welchen (seelischen) Erregungszuständen heraus die Ilias des Homer um 750 v. Ztr. heraus geboren ist, von welchen sie getragen ist und welche sie kultiviert hat. Denn: Die "Ilias" ist das "Urwort Europas". Dieses Urwort Europas beginnt mit dem Zorn (3):

„Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus, 

Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte, 

Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum Aïs 

Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden ..." 

 Der Erregungszustand des "Sturm und Drang": 

"Oh, über dieses tintenklecksende Jahrhundert, 

wenn ich in meinem Plutarch lese von großen Männern!"

(Friedrich Schiller) 

 Heute zu übersetzen mit: 

"Oh, über dieses sich über Social Media-Kanäle erregende Jahrhundert, 

wenn ich in meinem Plutarch lese von großen Männern!" 

Wird fortgesetzt.

 _______________ 

  1. Konrad Lorenz: Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer Naturgeschichte des menschlichen Erkennens. 1973
  2. William Sargant: The battle for the mind, 1957, deutsch: Der Kampf um die Seele. 1959 
  3. Peter Sloterdijk: Zorn und Zeit 
  4. Plutarch: Große Griechen und Römer. Um 100 n. Ztr.

Che Guevara unterm Aluhut

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Jürgen Elässer, der Einpeitscher

Der folgende Artikel wird eigentlich nur eingestellt, weil der Bloginhaber sich die Erstformulierungs-Rechte für die Artikelüberschrift sichern will: "Che Guevara unterm Aluhut". Diese Formulierung kommt mir gerade, als ich auf dem - insgesamt eigentlich ganz schätzenswerten Portal "Telepolis" - einen Artikel über den jüngst stattgehabten Kongreß der Antideutschen in Potsdam gelesen habe (1). Man kann sich nicht enthalten, diesen Artikel auf Facebook zu teilen mitsamt der Worte:

Die Heftigkeit, mit der noch die HEUTIGEN "Antideutschen" (toller Begriff!) ihrem früheren, heroischen Vorkämpfer Jürgen Elsässer hinter her trauern - LUSTIGK!!! LUSSSTIGK!!!!!

Mensch, Meier, sind die doof. Sind DIE doof. Daß die IMMER noch nicht die wirkliche Strategie ihres genialen Vorkämpfers verstanden haben. Che Guevara, der sich den Aluhut aufgesetzt hat. Ey, Leute, schaut doch mal richtig hin.

Die echtesten und genialsten Vorkämpfer UNTERWANDERN den Gegner. Meine Güte. Strengt doch endlich mal euern Grips an. Das hat doch auch so schön geklappt beim Sturm auf den Reichstag. Das klappt wunderbar mit dem Wendler, mit dem Koch, mit der Merkel, mit dem Adenauer und allen, allen anderen.

Mensch, Meier, SCHAUT ENDLICH HIN!!!!! Der Einpeitscher läuft auf die Gegenseite. Oder soll ich böse sein und sagen: Ilya Ehrenburg wechselt die Seiten - ? Ja, das ist böse. Aber die Parole der Antideutschen lautete doch und lautet: "Bomber Harris - do it again!" Warum dann nicht auch: "Ilya Ehrenburg - do it again!"

 

Zoris Trömm / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) (Wiki)


Hübsch auch allerhand Kommentare unter dem Artikel. Hier nur ein paar Überschriften derselben: "Elsässer agiert auch heute noch antideutsch". (Ähm ....: ja!)

"Der Elsässer fehlt halt". (Glucks!!!)

"Gehören die Antideutschen auch zur Atlantikbrücke?" (Du dummes Huhn, warum fragst du so blöd?! ;-) )

"Ist die Suizidrate unter Antideutschen höher als in der restl. Bevölkerung?" (Mein Lieblingskommentar)

"Die Spaltung der einstmals großen linken- und Friedensbewegung ist vollzogen." (Darüber kann ich nicht lachen.)

"antideutsch - oder von der Kunst, ein totes Pferd zu reiten" (ohne Worte)

"Saturierte Erbschuldgeneration diesmal endgültig auf der Suche nach Erlösung" (ähm, ja)

Ein "Trumpelstilzchen" schreibt:

"Also ich bin stolz auf meine Vorfahren...  ...die es damals geschafft haben, das römische Imperium durch die Eroberung von Rom zu Fall zu bringen (die darauf folgenden 1000 Jahre dunkles Mittelalter mal außen vor gelassen).  Sowas ist heute undenkbar."

Und "Der Guido" fragt auch sehr schön und erläutert das dann ausführlicher, sprich in lesenswerter Weise: "Wie schrieb Könng Friedrich II., der, der Preußen erst groß gemacht hat?" - - - Ebend. Meine Güte. Meine Güte.

Was für ein zerfahrenes, zerwühltes Deutschland.

Immerhin: Arme Jutta Ditfurth, nicht alle sind deiner Meinung ....

Rubrik: Lauter Weite Wege.

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  1. "Was hat Dich nur so ruiniert?" 07. Oktober 2020 Peter Nowak, https://www.heise.de/tp/features/Was-hat-Dich-nur-so-ruiniert-4922655.html.

Deutschlands Zukunft: Lenzen an der Elbe - Verfall und Leerstand

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Eine Stadtbesichtigung

Ich war in Lenzen an der Elbe, einem schönen, stolzen, alten deutschen Bürgerstädtchen in der Prignitz im Norden des Landes Brandenburg. Ein Bekannter, der dort eine Radtour gemacht hatte (also genauer gesagt: mein Zahnarzt), hatte mir schon erzählt, was für einen heruntergekommenen, ausgestorbenen Eindruck Lenzen auf ihn machte, wie in seiner Absteige die Tapeten herunter hingen, wie es dort nach 18 Uhr keine Möglichkeit mehr gibt, irgendwo außerhalb der Wohnung unter Menschen zu kommen, wie es nur einen Supermarkt im Ort gibt.

 


 

Aber diese Erzählung hatte mich nicht vorbereitet auf das, was ich sah, als ich plötzlich selbst mitten auf dem Marktplatz von Lenzen stand. Auf Schildern zuvor war immer auf die Altstadt von Lenzen als einer Sehenswürdigkeit hingewiesen worden. Nun stand ich auf diesem uralten deutschen Marktplatz. Und was sah ich? Verfallene Häuser. Leerstand. Fast die Hälfte der Häuser stand leer, waren dem Verfall preisgegeben. Das war so etwas von schockierend, daß ich es erst gar nicht verarbeiten konnte.

Ich machte dann ein paar Videoaufnahmen davon. Aber in ihnen läßt sich der Eindruck dieser verlassenen Stadt nicht wirklich einfangen. Oder das müßte noch einmal gründlicher bildlich aufgearbeitet werden. Auf den ersten Blick finde ich niemanden, der das auf Youtube schon einmal getan hat, von den öffentlich-rechtlichen Medien zu schweigen. 

2008 priesen sie einmal die kostenaufwendige Restaurierung eines der Fachwerkhäuser in der Altstadt an (1). Aber nur dezent im Hintergrund sieht man dabei die Leerstände und den Verfall ringsherum. Sie waren damals nicht zum Thema gemacht worden - und scheinbar auch bis heute nicht. Immerhin, eine schriftliche Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2019 findet sich (2):

"Lenzen war eine blühende Stadt. Da vorne war ein Friseur, hier eine Kneipe, da hinten ein Gemischtwarenladen. Klamottengeschäfte, Schuhläden, hier gab es alles." (...) Einzelhandel eben. Und heute? Auch Einzelhandel, aber im wahrsten Sinne des Wortes: Deutschs Laden ist als Einziger in der Straße übrig geblieben, hier bekommt man mittlerweile notgedrungen fast alles. "Seit im vergangenen Jahr der Spirituosenladen zumachen mußte, sind wir auch eine Lotto-Annahmestelle, und die Post sowieso."

Machen wir uns es einfach klar: Das ist die Zukunft Deutschlands. Wie soll sie sonst aussehen bei der jetzigen Geburtenrate der Deutschen, bei der sich die einheimische Bevölkerung Deutschlands pro Generation halbiert? Das sind nach einer Generation die Hälfte, nach zwei Generationen ein Viertel, nach drei Generationen ein Achtel und am Ende dieses Jahrhunderts ist von einem Deutschland wie wir es heute noch kennen, nichts mehr übrig. Nur Städte wie heute schon Lenzen an der Elbe. 

Immerhin scheinbar ein guter Ort, für ... (2) ...

ältere Menschen, die ihren Lebensabend hier in der idyllischen Elbtalaue verbringen wollen, wo die Lebenshaltungskosten unschlagbar niedrig sind.

Ja, mit einer HartzIV-Rente halt. Deutschland, stirb mit HartzIV-Rente. - Immerhin wird in Lenzen an der Elbe im Barockgarten des dortigen Barockschlosses an einige schöne deutsche Barockgedichte erinnert (3).

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  1. Lenzen. RBB aktuell, 2008, https://youtu.be/xmvec6eqyN0.
  2. Julian Vetten, Lenzen (Elbe): Lenzen, wie es leibt und stirbt - Porträt, Wahlreise durch Brandenburg, NTV, 18. August 2019, https://www.n-tv.de/politik/Lenzen-wie-es-leibt-und-stirbt-article21206624.html.
  3. Bading, Ingo: Gedichte - In Lenzen an der Elbe, 2020, https://youtu.be/G0Etd53z4bA.
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