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... die er einst mit Susette Gontard gehört hatte ....

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Der "wahnsinnige" Hölderlin
- Er sang oft das Lied "Mich fliehen alle Freuden"
- Wie konnte er nur!

Eine Fülle von Lebenszeugnissen kann belegen, dass der deutsche Philosoph und Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) in seinen Altersjahren in Tübingen keineswegs - - - "wahnsinnig" war. Sondern einfach wie auch zuvor schon geistig weitaus gesünder und wacher als das ganze übrige damalige und heutige Deutschland zusammen genommen (1-5).

Abb: Hölderlins Wohnturm in Tübingen bis 1843
Zuerst sind die Lebenszeugnisse dafür von dem Franzosen Pierre Bertaux zusammen getragen worden (5). Später von anderen. Dabei hatte sein bester Freund Sinclair seinen Zeitgenossen schon ganz zu Anfang lapidar gesagt, dass es sich bei dieser - "Geisteskrankheit" nur um eine "angenommene Äußerungsart" handele. Um sich Ungemach vom Leibe zu halten. Hölderlin ließ seine Zeitgenossen also bei ihrem Glauben, förderte diesen Glauben durch oberflächliches, leichtes Verstellen. Und lebte weiter. Wie er es für seine Pflicht hielt. Er, der über den Freitod lange nachgedacht und ihn zu Ende gedacht hatte. Aber bis heute möchten sich viele über den Umstand hinweg täuschen, dass Hölderlin noch in diesen Jahren ein so geistig gesunder, rüstiger, lebendiger Mensch gewesen sein soll.

Hölderlin saß oft am Klavier und spielte

Hölderlin sah sich in jener Zeit weiterhin als Dichter und dichtete. Er zeigte volle Aufgeschlossenheit und Erschlossenheit dem Naturerleben gegenüber. Er hatte volle Aufmerksamkeit für die Schönheit von Menschen, für die Kunst. Er zeichnete auch selbst. Er hatte Aufmerksamkeit für die Musik, er spielte Klavier und sang dazu. Er hatte Humor. Und er hatte Verantwortungsbewusstsein. Für all diese Aspekte können reichen Zeugnisse angeführt werden. An dieser Stelle sollen einmal nur einige Zeugnisse für seine Beschäftigung mit der Musik angeführt werden. Christoph Schwab berichtet (1, S. 247):
Er saß am Klavier und spielte. ... Sein Spiel war sehr fertig und voll Melodie, ohne Noten. ... Einigemal, besonders, wenn er einen recht melodischen Passus ausgeführt hatte, sah er mich an. ... Es schien ihm zu gefallen, dass ich so gerührt war.
Er berichtet:
Mit kindischer Einfalt,
habe Hölderlins Auge auf ihm geruht. Wilhelm Waiblinger berichtet aus den Jahren 1827/28 (1, S. 148; 2, S. 330):
Hat er eine Zeitlang gespielt, ... so richtet sich sein Haupt empor ... und er beginnt zu singen. ... Er tats mit überschwenglichem Pathos.
Und der Schreiner Zimmer, bei dem Hölderlin in jenen Jahren wohnte, berichtete 1837 (1, S. 225):
Oder er sitzt am Spinett und musiziert vier Stunden lang, in einem Ton als wollte er den letzten Fetzen herunterspielen. Und immer dasselbe simple Lied, immer dieselbe Leier, dass einem im ganzen Hause Hören und Sehen vergeht. Man muss schon stark hobeln, sonst wird einem wüst im Kopf. Oft aber spielt er auch recht schön.
Der Besucher Diefenbach berichtet aus dem 1837 (2, S. 330):
Hölderlin war einst ein ausgezeichneter Musiker und Sänger.
Und Christoph Schwab (2, S. 461):
Gesang und Flötenspiel übte er vom Jahr 1817 an seltener, nahm es aber 1822 wieder mit Eifer für einige Zeit von Neuem auf.
"Eine seltsame Mischung von Freundlichkeit und Fremde"

Ebenso (2, S. 468):
Ein einfaches Thema, wie z. B. die Melodie: "Mich fliehen alle Freuden," variierte er unermüdlich.
Er
sah dann wieder mit einer seltsamen Mischung von Freundlichkeit und Fremde die Zuhörer an.
Mit mehr Fremde als Freundlichkeit hätte Hölderlin 1998 in das Magazin "Focus" geblickt, wo es hieß, „Mich fliehen alle Freuden“ sei eine Opernarie aus der Oper „Die schöne Müllerin“ von Giovanni Paisiello (1789) (4),
die er einst gemeinsam mit Susette Gontard gehört hatte. Der italienische Komponist war berühmt-berüchtigt für seine endlosen, schier unerträglichen Motiv-Wiederholungen, durch die, wie es damals hieß, "sogar der auf die Spitze getriebene Wahnsinn sich äußern könne".


Nun, davon, wie unsinnig eine solche Charakterisierung dieses Liedes ist, kann sich jeder heute leicht über Youtube überzeugen (z.B.: mit Klavierbegleitung oder mit Orchester) (s.a. Wiki). Leider gibt es gegenwärtig nur Aufnahmen mit dem italienischen Liedtext. In deutscher Übersetzung lautet dieser Liedtext schlicht (2, S. 467):
Mich fliehen alle Freuden,
ich sterb vor Ungeduld;
an allen meinen Leiden
ist nur die Liebe schuld.
Es quält und plagt mich immerhin,
ich weiß vor Angst nicht, wo ich bin;
wer hätte dies gedacht?
Die Liebe, ach, die Liebe
hat mich so weit gebracht,
hat mich so weit gebracht.
- Und es ist schon Wahnsinn, wenn man ein solches Lied beim Singen und Klavierspielen oft wiederholt und variiert? - - - Die spinnen, die Deutschen, die ihre größten Dichter so behandeln.

Der Beethoven war übrigens auch so verrückt, genau zu diesem Lied sechs Variationen zu schreiben (Yt.), zum Beispiel von Elly Ney interpretiert (Yt). Über Susette Gontard, die "Diotima" seiner Dichtungen, durch die er erst das geworden war, was er war, konnte er sich zuweilen auch auslassen. J. G. Fischer berichtet darüber (2, S. 429):
"Ach," sprach er, "reden Sie mir nicht von Diotima, das war ein Wesen! und wissen Sie: dreizehn Söhne hat sie mir geboren, der eine ist Kaiser von Rußland, der andere König von Spanien, der dritte Sultan, der vierte Papst u. s. w. Und wissen Sie was dann?" Nun sprach er folgendes schwäbisch: "wisset se, wie'd Schwoba saget: Närret ist se worda, närret, närret, närret." Das sprach er so erregt, daß wir gingen, indem er uns mit tiefer Verbeugung an die Tür begleitete.
Nein, sie war nicht verrückt geworden. Sie war einfach nur gestorben an der unerfüllten und unerfüllbaren Liebe zu ihm. 
______________________________________________________
  1. Wittkop, Gregor (Hrsg.): Hölderlin, der Pflegesohn. Texte und Dokumente 1806 - 1843 mit den neu entdeckten Nürtinger Pflegschaftsakten. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart 1993
  2. Hölderlin, Friedrich: Sämtliche Werke. 'Frankfurter Ausgabe', hrsg. v. D.E. Sattler u. M. Franz, Bd. 9: Dichtungen nach 1806. Mündliches. Verlag Roter Stern, Frankfurt/M. 1983
  3. Hölderlin, Friedrich: Sämtliche Werke. 'Stuttgarter Ausgabe', hrsg. v. ..., Bd. 1 - .., Kohlhammer-Verlag, Stuttgart u.a. 1968
  4. Pabst, Reinhard: Hölderlins Verrückung. Neueste Erkenntnisse über die Ausgrenzung eines Dichtergenies. In: Focus 49/1998, S. 142 - 146
  5. Bertaux, Pierre: Friedrich Hölderlin. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt/M. 1978

Außerhalb der Wissenschaft verblödet man

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Ich muss mal etwas Frust ablassen - Hört gut zu, Ihr 20-jährigen Studenten!

Seit langem einmal wieder ein Videoblogging. Ob die Akustik gut ist, habe ich nicht beachtet. Ich habe, wie man hören kann, ganz andere Probleme!


In diesem Video will ich nämlich kurz dem Gedanken und der Erfahrung Ausdruck verleihen, dass man in gewöhnlicher beruflicher Tätigkeit verblödet. Und dass dieser Umstand einen großen Teil beiträgt zum gegenwärtigen Zustand unserer gesellschaftlichen Verhältnisse. In unserem Kulturleben, im öffentlichen Leben, in gesellschaftlichen und politischen Debatten spielt heutzutage das naturwissenschaftsnahe politische Argument so gut wie keine Rolle. 

Und wenn - zum Beispiel! - ein Björn Höcke einmal kurzzeitig ein solches Argument bringt, wird schnell wieder darüber geschwiegen. Es scheint sogar bis heute kaum einen Wissenschaftler zu geben, der sich zu den Thesen von Björn Höcke überhaupt nur geäußert hat.

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Mich lässt dieser Zustand mit tiefstem Unbehagen zurück. Aber ich merke auch, wenn ich der Relevanz nachgehe, die die These von Björn Höcke für politische Debatten haben könnte, ich erst in einen Bereich komme, von dem ich für mich selbst sagen würde, dass er mich nicht verblödet. Weil ich zum ersten mal wieder wirklich kreativ, intensiv nachdenke.

Denn das Konzept, von dem Björn Höcke da ausging, die r-/K-Strategie von Philippe Rushton - wenn man für sich klären will, ob diese Theorie gut ist, plausibel ist, muss man tief einsteigen in wissenschaftliches Denken. Und man merkt dann erst, wie sehr man sonst im Alltag verblödet und verblödet ist, weil man merkt, dass man hierzu zum ersten mal wieder seit langem wirklich selbständig und kreativ denken muss.

Elitärer Satanismus im Ersten Deutschen Fernsehen

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Sandra Maischberger nimmt sich des Themas rituelle Gewalt an Kindern an

Die gestrige einstündige Gesprächsrunde im ARD bei Sandra Maischberger (geb. 1966) über elitären Satanismus (Youtube, ARD Mediathek) darf ein Blog wie der vorliegende nicht unerwähnt und unbehandelt lassen.


Es bereitet sehr viel Genugtuung, Andreas Huckele an so prominenter Stelle im deutschen Fernsehen zu sehen. Er war die treibende Kraft, der die Jahrzehnte lange sexualisierte Gewalt, den Seelenmord, an der Vorzeige- und Eliteschule der Bundesrepublik Deutschland, der Odenwaldschule öffentlich gemacht hat. Erst vor kurzem ist diese Schule endlich - endlich - geschlossen worden. Und Andreas Huckele erhält auch das Schlusswort. Auch das bereitet Genugtuung. Und im Gegensatz zu fast allen anderen Gesprächspartnern verbreitet er in diesem Schlusswort keinesfalls Optimismus.

Diese Gesprächsrunde muss bei demjenigen, der sich - wie die regelmäßigen Leser dieses Blogs - mit der Thematik derselben gut auskennt, zwiespältige Gefühle zurück lassen. Man wird an die beiden Experten dieser Runde, an Julia von Weiler und Manfred Paulus zukünftig noch oft denken müssen. Es kann nicht sein, dass sie über die Thematik nicht alles wissen. So wie auch die Leser dieses Blogs. Und doch reden sie - augenscheinlich - nicht deutlich genug über - - - alles.

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Höchst wertvoll und sozusagen erstmalig wird also eine Sendung lang über rituellen, elitären Satanismus gesprochen. Aber merkwürdig: ohne dass auch nur ein einziges mal das Wort Satanismus überhaupt nur fällt (soweit ich es mit bekommen habe). Wie ist das eigentlich möglich. Dabei sind fast alle notwendigen "Zutaten" genannt: Man sagt ja nicht mehr, dass das alles Einzeltäter sind. Das nicht. Es fällt auch der Begriff "rituell". Es wird die durch rituellen Satanismus hervorgerufene Krankheit benannt: "dissoziative Persönlichkeitsstörung". Es wird auch gesagt, dass es sich um übelst hochorganisierte Kriminalität handelt. Es wird auch deutlich, dass das bis in die obersten Spitzen von Staat und Kirchen und Wohltätigkeitsorganisationen gehen kann. Es wird auch von den Zeugenmorden im Fall Dutroux gesprochen. Es wird - andeutungsweise - davon gesprochen, dass die Eliten Belgiens darin involviert sind.

Andererseits aber wird nur ganz allgemein von "Gruppen" gesprochen. Nicht - soweit übersehbar - von elitären Sekten, von elitären Psychosekten. Und es wird auch an keiner Stelle davon gesprochen, dass diese Sekten von Ideologien getragen werden, sowie von Ritualen. Es wird nicht davon gesprochen, dass die eingesetzten Psychotechniken von Geheimdiensten zum "mind control" benutzt werden. Alles, alles wird immer nur angedeutet.

Deshalb: Ja. Gut, die Sendung. Und andererseits: Verflucht noch mal. Warum wird immer noch alles nur - - - angedeutet?!!! Weitschweifig weiß der Polizeiexperte Manfred Paulus Verbrecher-Persönlichkeiten zu beschreiben. Anstatt zu sagen, dass diese Verbrecher zusammen gehalten werden durch Ideologien und in sektenartigen Strukturen, in Logen.

Man weiß also nicht so recht, was man in letzter Instanz zu dieser Sendung sagen soll. Soll man sie loben? Oder soll sie uns nur an den Gedanken gewöhnen, dass es elitären Satanismus gibt und dass man darüber - - - "diskutieren" kann. Sogar darüber diskutieren kann. Und sogar, ohne ein einziges mal das Wort Satanismus zu benutzen. Und sogar ohne zu erwähnen, dass zur Regierungszeit der "Angela Merkel Großbritanniens", zur Regierungszeit Margaret Thatcher's es einen Kinderschänderring im britischen Parlament gegeben hat. Dessen Strafverfolgung unter Mitwissen und mit Billigung der Regierung selbst ausgesetzt wurde. (So der damalige engste Vertraute Margaret Thatchers im britischen Fernsehen im letzten Jahr, diese Blog berichtete.)

Es muss doch endlich thematisiert werden, welche gesamtgesellschaftlichen Folgen es hat, wenn ausgerechnet die Eliten moderner, aufgeklärter Wissensgesellschaften in einem solchen Sumpf von Pädokriminalität befangen sind. Es muss doch endlich thematisiert werden, woher diese Sprüche kommen "Yes, we can" (Barak Obama), "Ja, wir schaffen das" (Angela Merkel), während genau diese aufgeklärten modernen Gesellschaften demographisch und evolutionär mit vollem, klarem Bewusstsein gegen die Wand gefahren werden. Und zwar exakt so wie das Leben von unschuldigen Kindern gemordet und zerstört wird von solchen - - - "Gruppen".

Sein Genom sequenzieren lassen für 130 Euro - eine gute Idee?

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Eröterungen unter den Lesern dieses Blogs

Lange hat der Blog-Inhaber gewartet. Eigentlich viel zu lange. Aber vor zwei Tagen hat er endlich die Entscheidung getroffen und sich die Sequenzierung seines Genoms bestellt. Soweit übersehbar gibt es keine kostengünstigere Variante als die bei der Firma 23andme. Im Oktober kostete das Sequenzieren noch 200 Dollar, aktuell nur noch 100, so wie vor zwei Jahren schon einmal. Es kommen noch etwa 30 Euro Versand von den USA nach Europa dazu für das Spuck-Paket. Letzteres muss man zurück senden, also kommen dann womöglich noch einmal 30 Euro dazu. 

Es geht um die Gene dieses Menschen, Aufnahme 1966
Man hat lange gezögert. Aber es wird jetzt ein guter Zeitpunkt sein. Jedenfalls kann man schwer begeistert sein von den vielen Möglichkeiten, die die Sequenzierung des eigenen Genoms mit sich bringt. Man kann dann anhand seiner eigenen Gene die Fortschritte in der Forschung verfolgen und bei jeder neuen Forschungserkenntnis nachschauen, was das für die eigenen Gene bedeutet und damit für einen selbst und die nächsten genetischen Verwandten, die man hat, mit denen man bis zu der Hälfte seines Genoms teilt.

Es ist doch erstaunlich, dass die Nachricht, dass man das "Starterkit" bestellt hat, allerhand Reaktionen hervorgerufen hat. Diese sollen im folgenden einmal dokumentiert werden. Da der Blog-Inhaber ursprünglich falsch gesprochen hat von der "vollständigen Sequenzierung des eigenen Genoms" schrieb der Evolutionsbiologe Axel Meyer dazu ganz richtig als Kommentar:
23andme macht keine vollständige Sequenzierung, sondern screens 0,5 bis 1Mio SNPs. Trotzdem spannend und deren WWW-Seite ist sehr gut.
Das brachte einem das immer wieder lesenswerte Facebook-Profil von Axel Meyer in Erinnerung und man fand dort dann auch, was dann mit folgenden Worten auf dem eigenen Profil weiter geteilt wurde:
Sieh an, im Zweiten Deutschen Fernsehen wird alle Jubeljahre zur besten Sendezeit auch einmal etwas für "Die Andere Bildung" getan, die heutzutage ja viel eher die eigentliche Bildung ist, nämlich für die naturwissenschaftliche.
Und es wurde eine Gesprächsrunde bei Markus Lanz im ZDF vom 3. Dezember 2015 weiter geteilt, an der ab der 59. Sendeminute auch Axel Meyer sehr wertvoll zu Wort kam (ZDF Mediathek). Er ist dort über sein neues Buch über die Geschlechtsunterschiede zwischen Mann und Frau zu Wort gekommen, wozu von unserer Seite noch gesagt wurde:
Zum Thema Monogamie muss aber heute meines Erachtens immer hinzugefügt werden, dass seit Robin Dunbar bekannt ist, dass monogames Verhalten Intelligenz-Evolution gefördert hat.
Im Kommentar dazu schrieb Axel Meyer:
Lieber Herr Bading, ich erkläre, wie man 23andme- (personal genomics-)Ergebnisse interpretieren kann in meinem Buch,
wozu er dann den Amazon-Link gab. Sollte man also mal hineinschauen!

"Was versprichst Du Dir denn konkret davon, wenn Du Deine Gensequenz in Händen halten wirst?"

Die Nachricht wurde auch per Email herumgeschickt und hat doch interessierte Rückmeldungen aus dem Freundes-und Bekanntenkreis hervor gerufen (im folgenden Blau gefärbt). So wurde geschrieben:
Hallo Ingo, entscheidend ist aber doch, welche Gene angeschaltet werden und welche nicht. Alleine aus dem Vorhandensein kannst Du doch noch nicht ablesen, ob Du die oder jene Krankheit bekommen wirst. Kennst Du das Buch von Bruce Lipton: "Intelligente Zellen"? Er berichtet darin von den Forschungen über die Zellmembran: Deren Rolle ist wichtiger als die Gene selbst. (...) Was versprichst Du Dir denn konkret davon, wenn Du Deine Gensequenz in Händen halten wirst?
Antwort des Blog-Inhabers darauf (wobei zu bemerken ist, wie unten auch noch einmal gesagt wird, dass anstelle von "Genen" eigentlich genauer zu sagen wäre jeweils: "Steuerungssequenzen von Genen"):
Liebe ..., die Gene sind die Grundlage. Natürlich können sie unterschiedlich abgelesen werden. Aber auch das kann ich ja erst erforschen, wenn ich mich mit den Genen selbst ausreichend auskenne. Es gibt zum Beispiel Menschen, die haben Gene, aufgrund deren sie mit bestimmten Traumata besser umgehen können als andere Menschen, die von den selben Traumata einfach weniger betroffen sind. Aber das wird ja auch erst sichtbar, wenn Menschen solche Traumata erleben, die dazu führen, dass Gene neu, bzw. anders abgelesen werden als zuvor. Weiß ich aber, dass ich dieses oder jenes Gen habe, weiß ich wieder etwas mehr über mich selbst. Dann gehe ich vielleicht auch anders mit mir um. Oder mit meinen Kindern. Oder Eltern. Oder Geschwistern. (Denn die haben ja mit 50%iger Wahrscheinlichkeit dieselben Gene.)
Die Kenntnis meiner Gene kann einfach immer neu abgeglichen werden mit dem, was die Forschung heute schon über speziell diese Gene weiß. Und in jedem Monat kommt neues Wissen hinzu, das dann sofort erneut abgeglichen werden kann. Die Forschung weiß meistens zunächst nur Durchschnitts-Wahrscheinlichkeiten, die der Besitz eines Gens zur Folge hat. Wenn ich diese weiß, erst dann kann ich ja weiterfragen, ob dieses Ablesen der Gene vorteilhafter für mich ist oder jenes, bzw. ob überhaupt ein anderes Ablesen der Gene möglich ist, bzw. unter welchen Umständen.
Für all diese Fragen ist immer erst einmal die Kenntnis meiner Gene selbst die Grundlage. Wenn man sich mit diesen Fragen aufgrund seiner EIGENEN Gene beschäftigt (sich selbst und seine nahen Verwandten kennt man ja am besten), lernt man am besten den Umgang mit all den neuen Erkenntnissen in der Wissenschaft. Es ist das naturwissenschaftliche Volksbildung im wahrsten Sinne des Wortes. In zehn Jahren, sagte Axel Meyer im Dezember bei Markus Lanz, werden wir wahrscheinlich alle unser sequenziertes Genom auf der Krankenkassen-Karte haben, weil das Wissen darauf eben so viel Bedeutung für die unterschiedlichsten Bereiche hat. Wie sollte ich mich ernähren? Wie verstoffwechsele ich Medikamente? Wie reagiere ich auf bestimmte Behandlungsarten? 
Außerdem kann ich mit der Sequenzierung Ahnenforschung, Familienforschung betreiben.
Zum Beispiel kann es sein, dass es in der Familie eine Schilddrüsenmangel-Erkrankung gibt, was erst im 6. Lebensjahr, wenn ein Kind in der Schule immer müde ist, festgestellt wird. Wovon man aber, wenn man es dann weiß, oft auch weiß, dass man es schon viel früher hätte feststellen können. Denn diese Müdigkeit kann ja schon früher bei diesem Kind zu beobachten gewesen sein. Und die Eltern hätten dann vielleicht verständnisvoller auf diese Müdigkeit reagiert, wenn sie von den Ursachen gewusst hätten.
Wie einfach wäre es nun gewesen, wenn die Gene des Kindes gleich bei Geburt abgelesen worden wären und es wäre dort gleich festgestellt worden, dass diese Erkrankung vorliegt.
Überhaupt ist eigentlich immer schon von Anthropologen vor der Eheschließung eine erbgesundheitliche Beratung empfohlen und angeboten worden. Genau das ist mit dieser Sequenzierung besser und effektiver möglich als jemals zuvor. Und man kann sich gleich selbst beraten, da man ja den Bericht von der Firma erhält. Man kann seinen Datensatz auch auf verschiedenen Internetseiten hochladen und ihn dort mit anderen Menschen, die ihren Datensatz hochgeladen haben, vergleichen.
Zum Beispiel OpenSNP oder SNPedia.
Und man kann mit Menschen, die die gleichen Gene haben, diskutieren und sehen, ob man ähnliche oder andere Probleme hat aufgrund genau dieser Gene. Solche Diskussionen können dazu führen, dass man die Forschung auf völlig neue Wege bringen kann, indem man dieser neue Fragerichtungen geben kann aufgrund der eigenen Erfahrungen und der anderer, die ähnliche Erfahrungen haben.
Ich als Asthmatiker werde vielleicht lernen, ob ich eine genetische Neigung dazu habe, Asthma zu bekommen. Oder ob es die Tatsache war, dass meine Mutter während der Schwagerschaft in einem verqualmten Büro gearbeitet hat (was zur Veränderung der Genablesung geführt haben kann - aber der Ablesung welcher Gene?) usw.
Die Fülle dessen, was man mit diesem Wissen anfangen kann, werde ich Dir selbst erst sagen können, wenn ich in wenigen Monaten anfange, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Es gibt aber schon einige deutschsprachige Bücher, wo Menschen darüber geschrieben haben, welche Bedeutung die Ergebnisse für speziell sie selbst hatten. Sehr eindeutig kann oft ein bestimmtes Brustkrebsrisiko insbesondere bei aschkenasischen Juden festgelegt werden, aufgrund dessen es dann klug ist, sich besonders zu überlegen und besonders aufzupassen. All solche Fragen halt.
Das ist ja eben - da wir alle genetisch einzigartig sind - für jeden einzelnen wieder eine etwas andere Fragestellung. Aber da wir eben auch Gene mit anderen gemeinsam haben, werden wir durch Vergleich auch unsere Gemeinsamkeiten erkennen!
Unsere Gene sind der größte Schatz, den wir überhaupt mitbekommen haben. Neben unserer Kultur. Wir sollten diesen Schatz hüten. Und hüten können wir ihn am besten, um so besser wir ihn kennen. 
Naturwissenschaftliche Volksbildung im besten Sinne möglich

Ein Biologe schrieb zu diesen meinen Ausführungen dann ganz richtig:
Wir haben alle die gleichen Gene, aber unterschiedliche Allele (Genvarianten). Gene werden normalerweise auch irgendwann, irgendwo oder oft sogar konstitutiv abgelesen (exprimiert). Deswegen sind die Varianten von Belang. Genvarianten, deren zeitlich-räumliche Expressionsmuster und die entsprechende Steuerung sind ein sich überschneidendes und komplexes Thema.
Wohl wahr! Komplex. Und deshalb auch so spannend! Antwort der ersten Fragestellerin:
Lieber Ingo, das klingt alles sehr interessant, vor allem, wenn Du dann Deine Gene mit denen der Verwandtschaft und mit anderen Menschen mit demselben Krankheitsbild vergleichen kannst.
Ein weiterer Biologe schrieb:
Lieber Ingo, danke für den Vorschlag. Im Augenblick bin ich aber leider mit anderen Dingen beschäftigt und nur so nebenbei 130 € auszugeben, ist doch ein wenig viel. Es widerstrebt mir auch ein wenig, ausgerechnet einer amerikanischen Firma mein komplettes Erbgut zur Verfügung zu stellen. Unabhängig davon ist eine solche Analyse natürlich hochspannend.
Darauf die Antwort des Blog-Inhabers:
Es gibt offensichtlich keine andere Firma. Ich habe gesucht. Aber es gibt keine. Hat mir quasi auch Axel Meyer auf Facebook bestätigt. In seinem neuen Buch, sagt er, schreibt er auch, wie man diese 23andme-Daten auswerten kann. Er findet die Internetseite dieser Firma sehr gut, wie er schreibt. Das nur noch mal zur Info. Ich denke, das wird künftig noch preislich günstiger werden und es werden auch deutsche Firmen machen. Ich mache es jetzt, weil es bis dahin über 200 Euro gekostet hat und es viel Fluktuation gibt und weil man es jetzt aktuell noch mal ein wenig beschleunigen kann, wenn man mitmacht und darüber redet. Wie gesagt, eine andere Firma als 23andme gibt es nicht. Die isländische Firma DeCodeMe ist ja kaputt gemacht worden wirtschaftlich. Wobei man ein wenig das Gefühl hat, dass das bewusst gemacht worden ist. Was dann auch einmal erneut zeigen könnte, wie brisant das Thema ist. DeCodeMe hat mir viel besser gefallen, der Leiter war super. Aber auch diese Firma war - damals zumindest und meiner Erinnerung nach - teurer.
Und ein weiterer Biologe schrieb:
Hallo lieber Ingo, bekommst Du tatsächlich die gesamte Basensequenz Deines persönlichen Genoms!? …es wundert mich, dass das schon so günstig ist :-? Ist es denn mittlerweile auch möglich, andere Lebewesen so kostengünstig zu sequenzieren?
Da solche Rückmeldungen sogar von Biologen und naturwissenschaftlich Informierten kommen, zeigen sie doch, dass die Wissenschafts-Berichterstattung bislang noch nicht ihrer Aufgabe ausreichend nachgekommen ist. Offenbar. Antwort des Blog-Inhabers:
Also "vollständig" wie ich ursprünglich schrieb, nicht (das hatte Axel Meyer an meinen Worten zu kritisieren). Aber schon so, dass man vieles vergleichen kann mit anderen Menschen. Es gibt ja diverse Datenbanken, wo man das hochladen kann und wo man dann vergleichen kann und sich austauschen kann mit anderen. Auf den Seiten passiert viel, eine deutsche Seite boomt gerade und die bekommen Forschung jetzt auch finanziert: opensnp.org. Das ging auch durch die Presse. Das waren anfangs nur zwei deutsche Biostudenten wie Du und ich, ich habe die Anfänge miterlebt, weil die darüber auf den Wissenschaftsblogs berichteten. Und die sind schon jetzt dick im Geschäft drin. Dieser Vergleich und dieser Austausch, der da geboten wird, die halte ich alle für sehr wichtig. Ich komme mit manchen arbeitslosen Biologen ins Gespräch und ich sage allen: behaltet dieses Gebiet im Auge, denn hier besteht bald massenhafter Beratungsbedarf, den man als Biologe noch am ehesten decken kann. 
Andere Lebewesen, klar. Ich habe deutsche Firmen gefunden, die bieten Gensequenzierung für alles an, mit umfangreichen Rabatten. Aber nicht für Endverbraucher, wie mir schien, sondern derzeit noch nur für Forscher und Institute.
Antwort:
Hallo lieber Ingo, danke für die Klärung. Ich sehe es ähnlich: Eine solche Analyse ist natürlich hochspannend. Aber es widerstrebt mir sehr, ausgerechnet einer amerikanischen Firma mein komplettes Erbgut zur Verfügung zu stellen.
Antwort:
Dass es eine amerikanische Firma ist, wird nicht so entscheidend sein. Auch die muss Qualitätsstandards einhalten. Und da es sowieso am Sinnvollsten ist, wenn man seine Daten mit anderen austauscht, werde ich sie eh öffentlich machen. Vor allem erst mal bei OpenSNP. Und dann ist es egal, wer sie sequenziert hat.
So einmal der Stand der Diskussion in einem engeren Bekanntenkreis. Und die Rückmeldungen zeigen doch, dass darüber bislang viel zu wenig in der Öffentlichkeit gesprochen worden ist.

Beseelungswissen

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Ein viel zu stark unterbelichtetes Thema innerhalb der alternativen Öffentlichkeit


Der Begriff "Beseelungswissen" ist dem Buch von Peter Sloeterdijk entnommen "Du musst Dein Leben ändern" (1). Der bekannte Bremer Hirnforscher Gerhard Roth hat ein neues Buch herausgebracht mit dem Titel "Wie das Gehirn die Seele macht". Es ist also möglich, über Seele und Beseelungswissen zu reden, ohne gleich in religiöse oder esoterische Verschwurbeltheit abzudriften. Warum reden wir dann dennoch so wenig darüber? Warum gibt es darüber auch in der alternativen Öffentlichkeit so wenig Verständigung?

Sind nicht gerade diese Fragen für eine alternative Öffentlichkeit besonders wichtig? Nämlich Fragen wie: Wie wird man ein beseelter Mensch? Wie werden Gesellschaften beseelte Gesellschaften? Oder umgekehrt: Wie entseelt man Menschen? Wie werden Gesellschaften entseelt? Und jeweils mit welchen Folgen?

In diesem Videoblog werden in einem ersten Schritt Argumente zusammengetragen gegen die sich ausbreitende Verkopfung, gegen das Denken um zu viele Ecken, gegen zu übertriebenes "Theoretisieren" in den Reihen der alternativen Öffentlichkeit. Diese Phänomene scheinen sich auszubreiten als Folge des bleibenden Gefühls von Machtlosigkeit und Ohnmacht, des Gefühls, "überrollt zu werden" und nicht wirksam gegensteuern zu können.
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  1. Bading, Ingo: "Beseelungswissen" - Bei Peter Sloterdijk und bei Mathilde Ludendorff. Peter Sloterdijk's "Du mußt dein Leben ändern" (2009) und Mathilde Ludendorff's "Selbstschöpfung" (1927) - Einige erste Vergleichspunkte. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 16. März 2015, http://studgenpol.blogspot.de/2015/03/beseelungswissen-bei-peter-sloterdijk.html

Totgesagte leben länger

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Der MdG-Verlag in Leipzig ist wieder da und - bewirbt weiter den "umstrittenen" Freimaurerkoloß daselbst

Totgesagte leben länger. Hier auf dem Blog war am 9. Dezember 2011 die Rezension zu einem Buch erschienen mit dem Titel "Testament der Freimaurer" (GA-j!, 9.12.2011). Dieser Artikel hatte zur Folge, dass einer der Autoren dieses Buches vor Wut an die Decke ging und der Verlag, der dieses Buch herausgebracht hatte, aus der Öffentlichkeit verschwand (GA-j!, 8.1.2013). (Wahrscheinlich riß er sich selbst entzwei wie Rumpelstilzchen.) Wir wurden von einem vormaligen Mitarbeiter angeschrieben, der uns einige Interna aus diesem Verlag mitteilte. Unter anderem berichtete er auch davon, dass Axel Stoll zum Lesekreis der Autoren dieses Buches gehört hätte (GA-j!, 18.10.2013). Er sagte uns damals noch, dass niemand die Absicht hätte, diesen Verlag wiedererstehen zu lassen. Aber da hatte er sich wohl geirrt. Denn: Totgesagte leben wohl doch länger als man glaubt. Und er ist wieder da: Der MDG-Verlag in Leipzig. Und er hat - endlich, endlich! - sein schon lange angekündigtes Buch in fünfter Auflage heraus gebracht. Eben das Buch "Testament der Freimaurer". Doch um noch einmal an die Zusammenhänge zu erinnern, sei die Chronologie zu diesem Thema seit 2011 rekapituliert. Im Januar 2013 hatten wir geschrieben:

Wohin ist er verschwunden, der "MdG-Verlag", jener anthroposophische, satanismusnahe Freimaurer-Verlag  in Leipzig? 
Was richten wir doch alles derzeit an mit unserem Blog.
So hatten wir schon im Juni 2011 geschrieben. Und weiter:
An mehreren Orten, von wo wir aufschlussreichste Zitate für unseren Blog übernommen haben, wird wenig später umfangreich gelöscht. Oder es werden sogar ganze Seiten wieder aus dem Netz genommen. Wie etwa: Okkult.info. Husch, husch, husch, kriecht man allseits wieder in seine Höhlen und Vertarnungen zurück, wo unsere Scheinwerfer hinleuchten und wo wir den moralischen Sumpf auszuloten versuchen. Und man befolgt eifrig unseren wiederholt und somit also berechtigt (!) gegebenen Ratschlag: "Nicht zu viel plaudern, liebe Leute,  ihr redet euch um Kopf und Kragen."
Es ging um die Wirkungen mehrerer unserer Blogbeiträge über Elitären Satanismus und über freimaurerähnliche, satanismusnahe Logen.

Und so langsam scheint es Sinn zu machen, eine Liste anzulegen aller Internetseiten, denen wir recht auffällige und wichtige Informationen entnommen hatten, und die dann wenige Wochen oder Monate später nicht mehr im Netz aufzufinden sind.

Sozusagen eine Liste der "erfolgreich abgeschossenen" Internetseiten!? Und jeweils einen neuen Ring als Zeichen für einen erfolgreichen Abschuss auf das sinnbildlich zu denkende Kanonenrohr "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" - ?

Eine Liste der aus dem Internet genommenen Seiten, auf die wir uns einstmals bezogen ...

Zu dieser Liste jedenfalls wäre neuerdings die Internetseite des MdG-Verlages in Leipzig hinzuzufügen. Denn während wir nach der von ihm ursprünglich angekündigten Neuauflage des Buches "Testament der Freimaurer"über die freimaurerischen Hintergründe des Völkerschlachtdenkmals von Leipzig suchen, ein Buch, das wir ja umfangreich ausgewertet haben hier auf dem Blog, entdecken wir, dass es die Internetseite dieses Verlages gar nicht mehr gibt! Und wird nun eigentlich die Neuauflage überhaupt noch herauskommen? Womöglich war alles wieder einmal nur ein Traum!!!?

In erster Reaktion breitet sich ein breites Schmunzeln auf unserem Gesicht aus.

Aber ein wenig unheimlich ist das wohl auch. Natürlich arbeiten die Autoren dieses Verlages weiter. Und womöglich der Verlag selbst auch. Vielleicht unter anderem Namen. Nur eben wieder mehr auf geheimer Ebene, so wie Jahrzehnte lang zuvor auch. Netter wäre es ja gewesen, diese Leute wären weiterhin so "offenherzig" gewesen im Bekennen der Nähe von Anthroposophie, Freimaurerei und Satanismus zueinander, wie sie gerade im Verlagsprogramm dieses MdG-Verlages in Leipzig so schön zum Ausdruck gekommen waren. Und im Aufdecken der okkulten, freimaurerischen Bedeutung von Kriegerdenkmälern und eines sie bekrönenden "Kubus".

So also hatten wir geschrieben im Januar 2013. Und entdecken drei Jahre später, dass unser Verdacht so weit hergeholt nicht war. Zwischenzeitlich aber war noch folgendes geschehen, da hatten wir das folgende festgehalten.

Der Autor ging vor Wut an die Decke ....

Aktualisierung (15.10.2013): Wie wir zwischenzeitlich "aus gut unterrichteter Quelle" erfuhren und in den Kommentaren zum Blogbeitrag (GA-j!, 8.1.2013) darlegen, ging einer der beiden Autoren des Buches, das hier im Mittelpunkt steht, "vor Wut an die Decke", als er unsere Amazon-Leserrezension dazu las und es nicht erreichen konnte, dass Amazon diese Rezension wieder löschte. Während im November 2011 noch eine Neuauflage des hier behandelten Buches angekündigt war, war nur wenige Monate nach Erscheinen unserer Besprechung desselben (!) nicht nur nicht mehr von einer Neuauflage die Rede, sondern der ganze Verlag, der dieses Buch herausgebracht hatte, verschwand vollständig von der Bildfläche. Und das, obwohl man gerade jetzt in den Tagen der Hundertjahrfeier des Völkerschlachtdenkmals doch die besten Einnahmen hätte erzielen können mit der Neuauflage eines Buches, das sich schon in fünf deutschen und einer englischsprachigen Auflage so gut verkauft hatte.

Und es wurde dann noch auf die Verbindungen der Autoren nicht nur zur regulären Leipziger Freimaurerei, sondern auch zum Tempelritter Axel Stoll (1948-2014) hingewiesen (GA-j!, 18.10.2013).

Totgesagte leben länger

Die 5. Auflage aus dem September 2015
Und so weit war unser Wissensstand bis heute gegangen, bis zum 15. Februar 2016. Und nun entdecken wir zunächst auf Amazon einen neuen Buchumschlag dieses Buches und entdecken dann weiter: Keine Sorge, "MDG-Books - Bücher aus Sachsen (ehemals MdG-Verlag) 2015" ist wieder am Start (s. MdG-Books.com). Unter der Adresse: "MdG-Books - Projektgruppe, Heiterblickstraße 28, 04347  Leipzig". Und auch der Verkaufsschlager dieses Verlages, das Buch "Testament der Freimaurer" ist nun endlich in fünfter Auflage erschienen. Was lange währt, wird also endlich wieder gut. Und nun sogar mit neuem - distanzierterem!?! - Untertitel:
Architekt C. Thieme und sein umstrittenes Denkmal. Neuauflage 2015. 5 Auflage, 09.2015, 175 Seiten mit Zusatztext. Preis. 14,50 €
Sein "umstrittenes" Denkmal! Hört, hört. Ganz neue Töne! Und auf der Verlagsseite ist zu lesen:
Die 4. Auflage wird dadurch erweitert, dass im Anhang zusätzliche, das Blickfeld erweiternde, symbolische Deutungen vorgestellt werden.
Laut Inhaltsverzeichnis gibt es auch ein "Vorwort zur überarbeiteten Neuauflage". Was da nun wohl alles wieder so drin steht? Ein Nachruf auf Axel Stoll, den vormaligen Teilnehmer an den Leipziger Lesekreisen? Und von dem Buch "Vril-Kraft" ist ebenfalls - laut Verlagsseite - eine "Neuauflage geplant". Von der 2013er Auflage von "Testament der Freimaurer" gibt es sogar eine Übersetzung ins Russische. Und die Leipziger Buchlogen sind populärer denn je (laut der dortigen "Minerva zu den drei Palmen").

Der Absturz der Religionen vom Gotterleben

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Und die Rückkehr zu demselben über Kunst, Wissenschaft und Philosophie

Eine kultur- und religionsgeschichtliche Einordnung der gegenwärtigen Situation moderner Wissens- und Dienstleistungsgesellschaften.

Das folgende Video - und vielleicht auch noch das eine oder andere künftige - versteht sich als der - fast hilflose - Versuch des Angangs gegen eine gegenwärtig sich erkennbar machende grenzenlose Sinn- und Niveaulosigkeit öffentlicher Debatten. Und zwar öffentlicher Debatten zu den aller existentiellsten Fragen des Fortbestehens menschlicher Hochkultur auf dieser Erde überhaupt.


In diesem Videoblog werden philosophische Grundgedanken Mathilde Ludendorffs (1877-1966) zu der historischen Einordnung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation benannt. Und sie werden in einer ersten Annäherung erläutert. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass einen derzeitige öffentliche Stellungnahmen bekannter deutscher Philosophen zu den Entwicklungen in den modernen Wissensgesellschaften auf der Nordhalbkugel völlig hilflos und ohnmächtig zurück lassen. 

Kann nicht endlich einmal vor einem weiteren geistigen Horizont argumentiert werden, als das beispielsweise Peter Sloterdijk in seinem jüngsten Cicero-Interview getan hat (Cicero, 2/2016)? Über das von der Presse ganz fälschlich aufputschend berichtet wurde - ? 

Es könnte sein, dass solche Video's inhaltlich fortgesetzt werden. Weil es wichtig erscheint, dass man etwas über jene Dinge hört oder hören kann, die in diesen Video's zur Sprache gebracht werden. Und da über solche dinge sonst scheinbar nirgendwo gesprochen wird, muss es halt hier geschehen. Das ist die Grundmotivation dieser Video's. Und das wird sie wohl auch zukünftig bleiben.

Wenn es keine Selbstverständigung der Menschen untereinander über derartige, hier angesprochene Themen mehr gibt - wozu dann überhaupt noch irgendetwas? Warum suchen wir uns dann nicht gleich - metaphorisch gesprochen - das nächste weltgeschichtliche "Schwarze Loch", um darin auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden?

Ist uns denn schon alles egal? Sind wir von dem grenzenlos oberflächlichen Politikergeschwätz unserer Tage - sowohl Pro wie Kontra - wirklich schon befriedigt? Soll es das gewesen sein?

Und wann spuckst Du?

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Er ist vollzogen - Der persönliche Eintritt ins Genom-Zeitalter!

Vor drei Wochen wurde hier berichtet, dass der Bloginhaber sich sein "Starterkit" bei 23andme bestellt hätte (GA-j!, 25.1.16).

Und inzwischen hat dieses Starterkit seinen Weg von den USA nach Deutschland gefunden (siehe Bild links). 

Und heute Abend nun hat der Bloginhaber so ganz in aller Ruhe und Besonnenheit seinen ganz persönlichen Eintritt ins Genom-Zeitalter "gefeiert". Wenn nicht gar zelebriert.

Er hat - gespuckt.

Wichtig: Eine halbe Stunden vorher nichts mehr essen. Und auch sonst schön die Gebrauchsanweisungen beachten!

Happy Birthday to you!

"Willkommen also bei Dir, Bloginhaber!" Wie neu geboren wirst Du sein - durch die Kenntnis dieses Deines Genoms. In dieser unscheinbaren Spucke. Nie mehr wieder wirst Du so naiv sein über Dich, wie Du es über all die Jahre bislang über Dich gewesen warst!!!

Kleiner Mann - Immer mal wieder ganz groß (Aufnahme 1966)

- Und warum sollen wir es eigentlich nicht feiern? Es hat etwas geradezu Mystisches an sich, in Bälde sein eigenes Genom zu kennen. Ausgelesen aus so einem Tropfen Spucke. Es ist eine bedeutungsvolle Handlung. Und man wusste gar nicht, dass da gleich so viel Spucke gebraucht wird!

Es bleibt jedenfalls spannend, kleiner Mann (siehe Bild rechts). Auch noch so viele Jahre nach Deiner Geburt. Freue Dich Deiner Einzigartigkeit und zelebriere sie. Spucke. Und schicke Deine Spucke nach Amerika!

Freue Dich der Erkenntnisse und der Erkenntnismöglichkeiten unseres Zeitalters. Fühle Dich wie neu geboren.




Der "redliche" Lügen-Politiker Juncker - sagt Peter Sloterdijk

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Findet sich Peter Sloterdijk damit ab, dass Politik eine "wahrheitslose Sphäre" ist?

Schon im letzten Videoblog (GA-j!, 17.2.16) wurde kurz die außerordentlich tief gehende Enttäuschung über das jüngste Cicero-Interview von Peter Sloterdijk (1) zum Ausdruck gebracht. Diese Enttäuschung soll in diesem Beitrag noch ein wenig erläutert werden.

Abb.: Peter Sloterdijk, 2009
Foto: Kurt Steinhausen (CC BY-SA 3.0 DE)
Der Bloginhaber versteht sich als Angehöriger der Gemeinschaft all derjenigen, die ernsthaft - und zwar möglichst sehr ernsthaft - moralische Anstrengung auf sich nehmen. Die also gute - besser vielleicht noch gesagt - die sich bemühen, edle Menschen zu sein, bzw. zu werden. Peter Sloterdijk selbst spricht in seinem Buch "Du musst dein Leben ändern" von der "Arete", von der "Tugend", von der "Vertikalspannung", die man als damit verbunden ansehen kann. Man kann sich also verstehen als Angehöriger der Gemeinschaft der Menschen weltweit, die sich nicht nur oberflächlich bemühen, edle Menschen zu sein. Es geht dabei gewiss nicht um die grenzenlos verwässerte und seichte Form, nach Tugend und Vertikalspannung zu streben, die geheime und halböffentliche Männerorden wie Freimaurerei oder Jesuitenorden seit Jahrhunderten ihren "Mitbrüdern" in den unteren Hierarchieebenen und der Öffentlichkeit vorgaukeln. Während tatsächlich in diesen Orden und aus diesen heraus ganz andere Dinge geschehen.

Das heißt also, der Bloginhaber sieht sich als Angehöriger der Gemeinschaft derjenigen, die sich anstrengen, ehrlich zu sein, aufrichtig zu sein, wahrhaftig zu sein. Über diese Gemeinschaft wäre noch sehr viel zu sagen. Sie bedarf natürlich auch keiner Eidformeln und Schwüre, keiner Hinterzimmer. Um die Gemeinschaft, der sich der Bloginhaber zugehörig fühlt, an dieser Stelle etwas mehr zu verdeutlichen, nur noch die folgende Anmerkung: Es mag für viele schon eine moralische Anstrengung sein, regelmäßig auf Montagsdemonstrationen zu gehen - welcher Art und politischer Ausrichtung auch immer - ob "dafür" oder "dagegen". (Das hat sich ja alles ziemlich "ausgefächert" in der letzten Zeit.) So richtig es ist, dort hinzugehen, Gesicht zu zeigen und sich zu engagieren: Wer das allein für sich schon als eine hohe moralische Anstrengung ansieht, den würde man aus Sicht des Bloginhabers - zumindest allein aufgrund dieser Tatsache - natürlich noch nicht zu der Gemeinschaft derjenigen zählen, der er sich zugehörig fühlt.

Es muss viel dazu kommen, sehr viel mehr. Es geht ihm um Menschen, die in ihrem ganzen Leben sich bemühen, durch und durch wahrhaftig zu sein, die sich bemühen, anständig zu sein. Sprich, die sich bemühen, so wenig wie nur immer möglich zynische Menschen zu sein. Und die sich bewusst sind, dass sie diesbezüglich straucheln können, dass sie versagen können. Die aber diesbezüglich niemals aufgeben. Niemals.

Der zynische Mensch ist der manipulierbare Mensch

Der zynische Mensch an sich schon - das hat Peter Sloterdijk in seinem philosophischen Erstlingswerk (sicherlich auch) angesprochen - ist der manipulierbare Mensch. Hat er das darin überhaupt angesprochen? Dieser wichtige Umstand wäre noch einmal zu überprüfen. Zynismus ist die Bereitschaft, so soll hier einmal postuliert werden, sich damit abzufinden, dass Menschen "so tun als ob". Und seitdem man in Peter Sloterdijk's Buch liest "Du musst dein Leben ändern", hatte man immer den Eindruck, Peter Sloterdijk würde auch zu  der soeben andeutungsweise umrissenenen - sehr kleinen - Gemeinschaft von Menschen gehören, die danach streben, dieses "als ob" auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

In seinem jüngsten Cicero-Interview (1) sagt Peter Sloterdijk, künftig werde die Politik nicht mehr über "Obergrenze" und "Grenzschutz" reden, sondern ...:
Peter Sloterdijk: ... Die große Stunde der Semantik schlägt bald. (...) Man wird andere Ausdrücke finden. Wenn alles andere nicht hilft, muss man kreativ werden.
Alexander Kissler/Christoph Schwennicke: Dann kehrt das Vertrauen in die Politik zurück?
Sloterdijk: Wer von Vertrauen redet, will dem habituellen Betrug Spielräume sichern. Der Lügenäther ist so dicht wie seit den Tagen des Kalten Krieges nicht mehr.
Kissler/Schwennicke: Ist es nicht ein Alarmsignal, wenn selbst Sie als aufgeklärter, hochgebildeter Mensch sagen, man könne keinem Politiker trauen, die lügen alle? Dann kann es um unsere Demokratie nicht gut bestellt sein.
Sloterdijk: Herr Juncker von der Europäischen Kommission hat es definitiv erklärt. Zitat: "Wenn es ernst wird, musst du lügen." Juncker ist kein Zyniker. Er ist ein redlicher Arbeiter in der wahrheitslosen Sphäre, die man Politik nennt. Insofern ist er fast ein Journalist.
Kissler/Schwennicke: Der Journalismus biegt sich die Realität zurecht?
Sloterdijk: Das Wort "Lügenpresse" setzt mehr Harmlosigkeit voraus, als es in diesem Metier gibt.
Juncker ist also mit seinem Lügen "ein redlicher Arbeiter in der wahrheitslosen Sphäre, die man Politik nennt". Wer kann solche Worte sagen? Wer? Und dann fügt Sloterdijk auch noch das furchtbare, alles entlarvende Wort ein "Juncker ist kein Zyniker". - Er ist kein Zyniker? Was sollen all diese Worte? Was? Wer als Politiker lügt, ist "redlich" und "kein Zyniker"? Und das - - - sagt: Peter Sloterdijk? Man versteht die Welt nicht mehr. In diesen Worten ist eine derartige Desillusionierung über den Menschen und Philosophen Peter Sloterdijk enthalten, die man gar nicht in Worte fassen kann.

Präsentiert sich Peter Sloterdijk in diesem Wortwechsel als der Hohepriester in der selbstgefälligen Anwendung der "zynischen Vernunft" oder als der zutiefst entsetzter Kritiker der Anwendung derselben? Letzteres ist wirklich schwer zu behaupten. Wir wollen hier nicht darauf bestehen, dass sich Denker als "Moral-" und "Wahrhaftigkeitsapostel" präsentieren. Aber geht das so? Scheidet Sloterdijk nicht tendenziell - zumindest mit solchen Worten - aus aus der Gemeinschaft derjenigen, die moralische Anstrengung auf sich nehmen? Denn wie soll man sich moralisch anstrengen, wenn man so zynisch-schnodderig sich mit der Lüge abzufinden scheint wie hier Peter Sloterdijk? Wir mussten in unserem letzten Videoblog ziemlich an uns halten, um angesichts dieses sich andeutenden moralischen Tiefstandes nicht selbst in der Ausdrucksweise ausfällig zu werden. Es ekelt einen nur noch an, so schnoddrig-kurz-zynisch über das Phänomen Lüge in der Politik reden zu hören und die Behauptung zu hören: das wäre kein Zynismus. Was ist Zynismus, wenn nicht das? Und so redet ein vergleichsweise bedeutender und vergleichswerise verdienter lebender Vertreter bürgerlichen, bzw. lebensreformerischen Kulturbewusstseins?

Übrigens relativiert Sloterdijk seine Sätze über die Politik in seinen dann folgenden Worten über die Journalisten wieder kräftig und erheblich. Aber warum sagt er dann über einen Politiker wie Juncker nicht das gleiche, was er über die Journalisten sagt? Über diese sagt er doch so deutlich:
Heute treten die Verwahrlosung im Journalismus, die zügellose Parteinahme allzu deutlich hervor. Wo gibt es noch eine Bemühung um Neutralisierung, um Objektivierung, hoch ausgedrückt: um Vergeistigung? Die angestellten Meinungsäußerer werden für Sich-Gehen-Lassen bezahlt, und sie nehmen den Job an.
Nun gut. Und mit dem oben zitierten Wortwechsel kann nicht gesagt werden, dass sich Peter Sloterdijk als "angestellter Meinungsäußerer""für Sich-Gehen-Lassen" bezahlen läßt, und dass er diesen Job angenommen hat? Wenn er von dem "redlichen" Lügen-Politiker Juncker spricht, der kein Zyniker wäre?
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  1. Sloterdijk, Peter: "Das kann nicht gut gehen". Peter Sloterdijk über Angela Merkel, die Flüchtlinge und das Regiment der Furcht. In: Cicero, Februar 2016, S. 14-23

Der Satanismus zog sich wie ein "roter Faden" durch sein Leben

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Ernst Hermann Barth, genannt "Meister Amenophis" - Das Leben des SS-nahen Freimaurers, Satanisten und Mitgliedes der Satanismus-nahen Loge Fraternitas Saturnis (1902 bis 1969)

2011 wurde hier auf dem Blog ein Artikel über den "Meister Amenophis" der Satanismus-nahen Okkultloge Fraternitas Saturni veröffentlicht. Dessen bürgerlichen Namen konnten wir schließlich im Juni 2012 in demselben Artikel nachtragen aufgrund eines eher zufälligen abseitigen Internetfundes (GA-j!, 03/2011). Danach lautete er: E. P. H. Barth. Aber allzu viel weiter kamen wir allein mit diesem bürgerlichen Namen dann auch noch nicht.
Abb. 1: Ernst Hermann Barth, genannt "E. P. H. Barth", Logenname "Meister Amenophis"
Nun hat jemand, der sagt, er sei ein Urenkelsohn dieses E. P. H. Barth, Ende Januar mit uns Email-Kontakt aufgenommen. Und aus seinen Auskünften geht hervor: Es handelt sich um einen Ernst Hermann Barth (1902-1969). Dieser wurde geboren am 22. Januar 1902 in Königsberg als fünftes von sechs Kindern. Auf ihn folgte noch ein jüngerer Bruder mit Namen Friedrich Wilhelm Barth. Ernst Hermann Barth zeigte frühes Interesse für das Okkulte. Er wurde Freimaurer. Er wurde Angestellter ausgerechnet jener Reichsbank in Berlin, die damals unter der Leitung des Reichsbankpräsidenten und einflussreichen Freimaurers Hjalmar Schacht (1877-1970) stand. Schacht war von 1923 bis 1939 - mit einer Unterbrechung von 1930 bis 1933 - Reichsbankpräsident, gehörte zu den Hauptangeklagten im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess, wurde aber auf Fürsprache des sich in seinen Büchern ziemlich Satanismus-nah äußernden Hans-Bernd Gisevius in Nürnberg freigesprochen (s. Wikipedia). Dass auch Ernst Hermann Barth Sorge hatte, wegen einer nationalsozialistischen Vergangenheit angeklagt zu werden, ging aus Angaben hervor, die schon in unserem erstgenannten Beitrag angeführt wurden.

Abb. 2: Auszug aus der Familienchronik, verfasst von Ernst Hermann Barth
Der Email-Kontakt hat uns unter anderem folgenden Ausschnitt aus der Familienchronik gesendet, die Ernst Hermann Barth für seine Nachkommen verfasst hat (s. Abb. 2):
Meine innere Einstellung zum Okkulten, die wie ein roter Faden durch mein Leben geht, hat mich veranlasst, 1950 einer esoterischen Loge Fraternitas Saturni beizutreten, bei der ich 1957 Meister wurde. Ich selbst habe viele esoterische Artikel geschrieben, die zum großen Teil unter meinem Logennamen Amenophis publiziert wurden.
Dieser Urenkelsohn schrieb dazu (Email vom 27.1.16, unkorrigiert):
Ich habe eine Familienchronik gefunden die mein Urgroßvater geschrieben hat. Darin schreibt er das er unter E.P.H Barth bekannt ist, wobei das P. nicht zu seinem offiziellen bürgerlichen Namen gehörte und auf einen Spitznamen zurückzuführen ist. Er schreibt auch das er 1950 zur Loge Fraternitas Saturni beigetreten ist und dort 1957 zum Meister wurde und sein Logenname Amenophis ist. Mir war bisher nur aus Erzählungen bekannt das er in einer Freimaurerloge war. Er ist in Königsberg geboren, war im 2. Weltkrieg Soldat und in brittischer Kriegsgefangenschaft und von Beruf Bankangestellter. Vor dem Krieg bei der Reichsbank, und danach bei der Landesbezirkskasse in Schleswig-Holstein. Zu einer eventuellen Mitgliedschaft in der SS oder anderen Nazi-organisationen versuche ich derzeit noch mehr rauszubekommen, was aber sehr lange dauern kann. Mir ist darüber aktuell leider nichts bekannt.
Ich habe meinen Urgroßvater nie kennengelernt da er 1969 verstorben ist. Mein Großvater und sein anderer Sohn (Björn, der 1955 in Meldorf Abitur machte) sind inzwischen auch schon beide verstorben. Diese habe ich aber noch kennengelernt. Mein Großvater war zwar evangelischer Pastor, aber ich glaube nicht das er im Vatikan in irgendwelchen Geheimarchiven herumgestöbert hat. Mir ist nicht bekannt das er mal im Vatikan war und in der Familienchronik gibt es auch keinerlei Hinweise darauf. Sein Bruder, Björn, hat Karriere gemacht bei der Luftwaffe der Bundeswehr. 
Zu diesen Ausführungen sei an dieser Stelle keine Einschätzung und Bewertung gegeben. Sie seien hier zunächst nur so angeführt. "Wie ein roter Faden" also zog sich die innere Einstellung von Ernst Hermann Barth zum Okkulten durch sein Leben. Das heißt, dass er mit dem Okkulten schon sehr früh in seinem Leben Bekanntschaft gemacht hat. Und offensichtlich nicht erst 1950 mit 48 Jahren.

Abb. 3: Zweiter Auszug aus der Familienchronik, verfasst von Ernst Hermann Barth
Ernst Hermann Barth heiratete in erster Ehe 1928, in zweiter Ehe 1934. Vermutlich nun über seine zweite Frau schreibt Ernst Hermann  Barth in einem weiteren uns zugänglich gemachten Ausschnitt der Familienchronik (Abb. 3):
... sie überall bekannt ist, ebenso wie ich unter der Bezeichnung E. P. H. Barth. - Unserer Ehe entsprossen laut unserer Ab-....
Ernst Hermann Barth hat also 1934 offenbar eine Frau geheiratet, die unter einem bestimmten Namen "überall bekannt" gewesen ist. Ob diese Frau da wohl nicht auch mit dem "roten Faden" im Leben des Ernst Hermann Barth in Verbindung stand? Sie könnte zum Beispiel ein "Medium" gewesen sein oder eine sonstige esoterische "Beraterin".

Eine Aufklärung über seine Zugehörigkeit zur SS kann noch "sehr lange dauern"

Aus der Ehe jedenfalls gingen zwei Söhne hervor, ein bislang namentlich nicht benannter Sohn, sowie ein Björn Barth (1935). Per Email wurde weiter über Ernst Hermann Barth berichtet (Wiedergabe unkorrigiert):
Am 20. Juni 1941 wurde er Soldat und wurde Anfang 1944 an die Front in Holland versetzt. Er schreibt das sie im November 1944 abgeschnitten waren und ihren letzten Kampf kämpften. Dann kam er in britische Kriegsgefangenschaft zuerst in Jabbekein, Flandern und dann ab März in England (Derbyshire & Lincolnshire) unter der Nummer P.O.W. 746499. Im Herbst 1946 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kam zuerst nach Göttingen und wohnte dann später wieder mit der Familie vereint in Meldorf. Später arbeitete er bei der Landesbezirkskasse in Lübeck und Kiel.
1950 wurde er Mitglied der Fraternitas Saturni. 1955 machte sein Sohn Björn Barth in Meldorf Abitur (wie schon in unserem ersten Beitrag erwähnt). Danach studierte Björn Barth - wie wir jetzt noch recherchierten - bis zur Promotion und wurde Offizier bei der Luftwaffe. Dort brachte er es bis zum Oberstleutnant und starb 2015 in Stutensee bei Karlsruhe. Im Magazin des deutschen Bundeswehrverbandes wird im Februar 2015 gedacht (1):
Oberstleutnant a. D. Dr. Björn Barth 23.8.35 – 14.12.14 Stutensee
Abb. 4: Dritter Auszug aus der Familienchronik, verfasst von Ernst Hermann Barth
Über diesen Björn Barth und seinen älteren Bruder heißt es in der Familienchronik (Abb. 4 per Email vom 1.2.16):
Meine Söhne interessieren sich nicht für hermetisches Wissen, auch nicht für das, was ihr Vater geistig geschafft hat. Deshalb bestimme ich, dass alle meine Schriften, meine Bücher und magischen Utensilien wie Aufzeichnungen dereinst an den Bruder Kosmophil, alias Fritz Grahlke, Tönning-Eiderstedt - Westterstr. 11 fallen sollen. Er wird damit etwas anfangen können. Es sei denn, dass die Vorsehung mir einen Nachfolger, einen Novizen zuführt, auf den ich alles übertragen kann. - 
Ernst Hermann Barth spricht also wie Adolf Hitler von der "Vorsehung". Auch interessant. Fritz Grahlke (1916-1991) war - laut seines Grabsteines in Tönning (Eiderstedt) (Genealogy) - 14 Jahre jünger als Ernst Hermann Barth. Ein zwei Jahre jüngerer Bruder von Fritz Grahlke war ein Dr. Konrad Franz Grahlke (1918-1997) (MyHeritage).

Wir hatten dem Einsender per Email noch weitere Fragen zu all diesen Dingen gestellt, auf die er aber in den letzten Wochen nicht mehr geantwortet hat, obwohl die Antworten auf Nachfragen zuvor immer sehr schnell erfolgt waren.

Dies war nun schon mindestens der zweite Sohn, bzw. UrEnkelsohn eines Freimaurers, bzw. Hochgradfreimaurers, bzw. Satanisten, die uns hier auf dem Blog so manche eher noch unwesentlicheren "Interna" in eher punktueller Weise zugänglich gemacht haben. Beide male liefen diese Interna darauf hinaus, alles ein wenig "harmloser" erscheinen zu lassen, als zunächst hier auf unserem Blog der Eindruck entstanden war. Diese gemeinsame Tendenz darf wohl beim Bloginhaber auch den Eindruck entstehen lassen, als ob dieses Zugänglichmachen von Interna beide male nicht ganz unabhängig von heutigem Logeneinfluss geschehen sein braucht. Das muss den direkt Beteiligten ja auch gar nicht unbedingt voll bewusst sein. Welche "Spielchen" hier mit ihnen und diesem Blog gespielt werden könnten, braucht dabei zunächst gar nicht vollständig übersehbar sein. Besonders spannend wären diese "Spielchen" bislang allerdings nicht. Man könnte zum Beispiel aus dem oben angeführten Satz:
Zu einer eventuellen Mitgliedschaft in der SS oder anderen Nazi-Organisationen versuche ich derzeit noch mehr raus zu bekommen, was aber sehr lange dauern kann,
heraushören, dass die Fraternitas Saturnis, die ja einer der ersten Ansprechpartner für solche Auskünfte sein könnte, beschlossen hat, solche Informationen noch auf längeren Zeit der Öffentlichkeit vor zu enthalten. (Und eine solche Informationspolitik von Seiten dieser Loge ist ja schon vor Jahren hier auf dem Blog erörtert und kritisiert worden. Das Auswärtige Amt und das Innenministerium und das Bundeskriminalamt, sie alle wohl gehen mit ihren "NS-Wurzeln" inzwischen scheinbar offener um.) Der angeführte Satz will jedenfalls nicht recht authentisch klingen. Wenn man versucht, etwas herauszubekommen, weiß man im vorhinein nicht, wie lange das dauern kann. Der Satz weiß aber schon, dass es "sehr lange dauern kann". Woher will er das so gut wissen? Bzw.: wie kann man überhaupt glauben, darüber etwas herausbekommen zu können, was andere nicht herausbekommen können? Immerhin kann man ja auch durch Öffentlichmachen von solchen Fragen wie den in diesem Blogbeitrag sich andeutenden solche Wege abkürzen, weil dann andere Forscher parallel forschen können. Und dies kann ja auch nur der Hauptzweck dieses Blogartikels sein, vielleicht auch der Hauptzweck des Zusendens der hier erörterten Auskünfte.

Mögen sich also bitte alle, die weitere Auskünfte beisteuern können, gerne auch an andere Internetseiten und Blogs wenden, um mit solchen "Wissensschnipselchen" der sehr dringenden Aufklärungsnotwendigkeit Offener Gesellschaften zu all solchen Themen zu genügen.
______________________________________________________
  1. Die Bundeswehr - Magazin des deutschen Bundeswehrverbandes, Februar 2015, S. 78 (Gedenken), http://www.erh-donau-iller.de/files/Die-Bundeswehr-02_2015.pdf
  2. Gregorius, Gregor A. / Mstr. Giovanni: Chronik der Loge "Fraternitas Saturni", mit Beiträgen von Frater Johannes, Meister Giovanni, Gregor A. Gregorius, Meister Amenophis, Meister Mathisius. Fraternitas Saturni, Orient Berlin o. J. (27 S.)

Beseelungswissen (II) - Gerhard Roth - "Wie das Gehirn die Seele macht"

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Seinen Mitmenschen kann man immer gerne das neue Buch von Gerhard Roth empfehlen "Wie das Gehirn die Seele macht". So auch schon mehrmals hier auf dem Blog. Warum? Weil in diesem Buch ein führender deutscher Hirn- und Neuroforscher ganz ungezwungen und unkompliziert den Begriff "Seele" in die exakte Naturwissenschaft hineinbringt, bzw. aus dieser heraus mit diesem Begriff Seele ganz unkompliziert und selbstverständlich umgeht. Man muss dazu aber sagen, dass es sich bei diesem Buch - abgesehen von Einleitung und Schlussteil - um zum Teil recht schwer zu lesende typisch naturwissenschaftliche Ausführungen handelt. (So ist nun einmal Naturwissenschaft. Und auch - Hallo! - ... Natur.) Es ist deshalb auch ein Buch, das über weite Strecken recht "trocken" herüberkommen kann.

Nun haben wir uns hier auf dem Blog überlegt, man sollte stattdessen lieber auf jenen gleichnamigen Videovortrag verweisen, über den man auch selbst erst auf dieses Buch und seine Thematik aufmerksam geworden ist. Dieser Vortrag dauert eine Stunde und enthält inhaltlich wohl die wesentlichen Aussagen des Buches. Und zwar zum Teil sogar prägnanter und deutlicher auf den Punkt gebracht als im Buch selbst. Deshalb reicht es sicher, zunächst sich einfach diesen Vortrag anzuhören. Man verschwendet dabei keinesfalls seine Zeit.


Auch Herr Roth ist nun auf den ersten Blick nicht gerade der lebhafteste Vortragende oder gar eine Identifikationsfigur, mit der man sich besonders leicht emotional identifizieren kann. Sehr ruhig und auch emotional zurück genommen spricht er. Aber das mag eben auch eine Stärke sein. Von Gerhard Roth gibt es mehrere Vorträge im Internet, offenbar auch denselben Vortrag bei einer anderen Gelegenheit gehalten (Yt). Man mag immer jene Stellen in seinem Vortrag am "lebendigsten" empfinden, in denen er Beispiele aus seiner eigenen Familie bringt. Wobei man ihn dann auch als einen Menschen kennen lernt, der in familiäre Zusammenhänge eingebunden ist und aus diesen heraus argumentiert. Und das ist ja auch einer der wesentlichste Aussagen seines Vortrages: Nämlich dass gelingende soziale Beziehungen schon die wesentlichste Grundlage bilden für eine gesunde seelische Entwicklung des Menschen.

Was ist die Leistung von Gerhard Roth? Die Hirnforschung hat in den letzten Jahrzehnten eine Fülle von Detail-Erkenntnissen hervorgebracht. Und es ist nicht einfach, aus diesen vielen - zum Teil auch widersprüchlichen - Detail-Erkenntnissen nun ein zusammenhängendes Bild des Funktionierens unseres Gehirns zu erarbeiten. Und genau daran arbeitet Roth. Nämlich die vielen Detail-Erkenntnisse auf gemeinsame Nenner zu bringen, in ein Gesamtbild vom Funktionieren unserer Seele zu bringen. Und bei der Erarbeitung dieser Thematik kommt er eben darauf, den Begriff Seele wieder ganz selbstverständlich zu benutzen. Ein Umstand, der sicherlich nicht selbstverständlich ist, sondern eben ein Ausfluss ist des Erkenntnisstandes der modernsten naturwissenschaftlichen Hirnforschung.

Gelingende soziale Beziehungen - die Hauptgrundlage für Seele

Ein Gedanke, der übrigens noch wesentlich prägnanter im Zusammenhang mit seinem Buch - oder im Vortrag - heraus gearbeitet werden könnte, ist übrigens der, dass den Ersterfahrungen auf dem Gebiet des Geschlechtlichen (der Sexualität) - und zwar jetzt nicht die extremen Formen kindlicher Gewalterfahrung, sondern in der normalen Entwicklung der Geschlechtlichkeit von jungen Erwachsenen - von einer großen Zahl sehr unterschiedlicher Kulturen weltweit seit vielen Jahrtausenden eine besondere Bedeutung zugesprochen worden ist für die gedeihliche Entwicklung des einzelnen Menschen und ganzer kultureller Gemeinschaften. Die "Hochzeit" galt bei unseren Vorfahren - wie der Name schon sagt - als: "Hohe Zeit". Und sie wurde kulturell eingebettet. Es wurde Anteil daran genommen.

Ob diese hohe Bedeutung, die viele Kulturen diesem Geschehen gaben, der Grund dafür ist, dass Medien-Manipulateure und Lügenäther schon seit vielen, vielen Jahrzehnten genau diese Zielgruppe der Menschen im Auge haben, die ihre Ersterfahrungen noch nicht erlebt haben, wobei sie das Erlebnis dieser Ersterfahrung ganz offensichtlich massiv zu beeinflussen bestrebt sind. Und wobei von - - - "hoher Zeit" schon ganz gewiss nicht mehr die Rede ist? ... Jugendzeitschriften wie "Bravo" und Konsorten seligen Angedenkens. - ? (Aus den Erfahrungen des Jahrgangs 1966 heraus gesprochen.) Heute wäre ja da noch ganz anderer Dinge selig zu gedenken, als bloß Jugendzeitschriften wie "Bravo". Auch hier wäre die dringende Frage, wie gegengesteuert werden kann. Was da überhaupt noch möglich ist.

Denn seit vielen Jahrzehnten ist bekannt - und Gerhard Roth spricht auch davon, dass im Zusammenhang menschlicher Geschlechtlichkeit - insbesondere auch bei Frauen - Bindungshormone ausgeschüttet werden, Oxytocin, das "Treue-Hormon". Dass also unsere Physiologie - und insbesondere die von Frauen - auf langfristige, gelingende monogame Paarbeziehungen ausgelegt ist. Und dass Misslingen großes Unglück hervorruft bis hin zu Depression. Warum sagt man das den jungen Frauen von heute nicht? Warum gehen wir mit einem solchen Wissen nicht kulturell wertvoll um? Warum gestalten wir nicht mehr "hohe Zeit"? Damit solches Unglück möglichst nur noch in begrenztem Ausmass auftritt, in einem solchen Ausmass, das gesellschaftlich noch verkraftbar ist. Und nicht mehr wie heute, wo sich Millionen Deutsche Kinder wünschen, sie aber nicht bekommen, weil der geeignete Bindungspartner nicht da ist. - ? Wo also schlicht: Liebe nicht mehr gelingt.

Machen wir uns denn nicht von vornherein unglücklich, wenn wir uns allerwärts durch Medienmanipulateure dahingehend manipulieren lassen zu denken, die Wahl und Austauschbarkeit unserer Geschlechtspartner, der Reife-Zeitpunkt des Eintritt ins Geschlechtsleben, die Art des Eintritts ins Geschlechtsleben und alle diese so wesentlichen Dinge in Bezug auf "hohe Zeit" - all das wäre gar nicht mehr wichtig für ein gedeihliches und glückliches Zusammenleben von Menschen? Und für die Entwicklung von Seele? Bei uns selbst. Bei unseren Lebenspartnern. Bei unseren Kindern. - ?

Wie gestalten wir "hohe Zeiten", Hochzeiten?

Wobei nicht in Plattheiten zu verfallen wäre, aus christlichen Attitüden heraus etwa irgendwelche Formen des Lebens von Geschlechtlichkeit - gleichgeschlechtlich, polygam, polyamor und wie sie alle heißen mögen - per se zu verdammen. Sondern wobei nur herauszuarbeiten wäre, dass das kulturelle Hochziel - zumindest europäischer Kulturen - immer schon die zweigeschlechtliche, lebenslange Einehe ist. So kann man doch argumentieren, ohne andere Lebensformen auf diesem Gebiet per se als minderwertig zu bezeichnen. Wie das so beliebt ist aus typisch monotheistischem Ressentiment heraus. Wir wissen doch alle, dass es Menschen geben kann, die lebenslang in Einehe leben, und die wir als Menschen für sich genommen für außerordentlich moralisch minderwertig empfinden. Dass - zum Beispiel - Einehe auch als eine Art von Prostitution gelebt werden. Einfach aus Bequemlichkeit heraus. Dass es andererseits Menschen geben kann, die andere Formen der Geschlechtlichkeit lebten, und die wir als ungeheuer wertvolle Menschen erachten, etwa weil sie Künstler waren, die Ungeheuerliches geleistet haben. Oder die auch sonst wertvoll gelebte Geschlechtlichkeit leben außerhalb zweigeschlechtlicher lebenslanger Einehe. (Wobei dann nur eben auch die Bedürfnisse von Kindern zu berücksichtigen sind, die bezüglich des Wunsches nach einer "heilen Ehe" der Eltern nicht gerade gering zu veranschlagen sind, und die um so eher zu beachten sind, weil Kinder jene Bevölkerungsgruppe sind, die ihre eigenen Interessen am wenigsten selbst durchsetzen können.) Warum jedenfalls all diese (christlichen, monotheistischen) "Ressentiments" heute immer noch in all solchen Debatten? Welche Art von Medienmanipulateuren stecken hinter all diesem Aufputschen und diesem Ressentiment-Gerede und -Geschreibsel, das uns überall umgibt, und von dem sich auch politische Entscheidungen - wieder einmal - leiten lassen?

Die Unsterblichkeit der Seele stammt nicht aus dem Judentum oder Christentum

Bemerkenswert ist auch, dass Gerhard Roth, wie er erwähnt, einen Vortrag mit demselben Titel schon vor mehr als zehn Jahren auf den angesehenen Lindauer Psychotherapie-Wochen gehalten hat. In dem Zusammenhang sagt er im Videovortrag:
Der Titel stammt nicht von mir, sondern von einem bekannten Psychiater.
Im Vorwort seines Buches sagt er über die Zeit irgendwann nach 1997 genauer (1, S. 10):
Ein besonderes Ereignis war die Einladung an Gerhard Roth, als erster Neurobiologe auf den angesehenen Lindauer Psychotherapiewochen einen Vortrag zu halten, der dann den Titel trug "Wie das Gehirn die Seele macht". Dieser Titel stammte von Manfred Cierpka, und wir haben ihn auch für das vorliegende Buch gewählt.
Im Videovortrag weiter:
Aber so einen Titel, den hätte man vor 50 oder 100 Jahren so nicht anbieten können. Das ist aber, wenn man es geistesgeschichtlich sieht, ein bisschen unverständlich. Denn wenn man ganz weit zurück geht, meint Seele ursprünglich Lebensprinzip. Odem, Pneuma, Boach (?) im Hebräischen. Ein Stoff, der das ganze Universum ausfüllt - Äther würde man heute sagen - den die Lebewesen einatmen, und der sie lebendig macht.
Roth knüpft dann an Platon und Aristoteles an und sagt, dass auch noch die moderne Physiologie gewissermaßen - wie jene damals - von vegetativer, animalischer und rationaler Seele spricht oder sprechen kann. Die letztere ist - nach Aristoteles und Platon - unsterblich. Roth:
Diese Unsterblichkeit der Seele stammt also gar nicht aus dem Judentum oder Christentum, sondern aus der Antike.
Ich muss das hier einfügen: Es ist unwahrscheinlich begeisternd, solche wesentlichen Gedanken von einem führenden Hirnforscher weltweit zu hören. Denn wie viel Quatsch in modernen Diskussionen sinkt allein mit diesen schlichten Ausführungen in den Orkus allen Geistes-Blödsinns. Als müssten wir etwa den Gedanken der Unsterblichkeit der Seele ablehnen, nur weil wir die mosaischen Religionen ablehnen. Solche Dinge sollen uns ja dauernd - seit Jahrzehnten - eingeredet werden. Er ist aber schlicht Quatsch. Der Gedanke der Unsterblichkeit der Seele ist eine Tradition der klassischen abendländischen Philosophie. Punkt. Und: Begeisternd:
Und so ist auch die heutige Konnotation Seele direkt verbunden mit der Vorstellung, Seele ist etwas, was irgendwie uns belebt, aber auch unsterblich ist. Aber seit dem Altertum gab es ein Lager, das sagte, die Seele ist sterblich, sie stirbt mit dem Menschen. Und es gibt ein großes Lager, das sagt, die Seele ist etwas Unsterbliches. Und beide Lager haben sich bis heute nicht einigen können.
Sein Buch und so viele seiner Ausführungen können einem einfach wichtig sein, weil sie alle zusammen genommen den Stand der Diskussion heute zwischen Anhängern der Hirnforschung, der Psychotherapie, der Freudschen Psychoanalyse und vielen weiteren "Seelenärzten" markieren. Psychotherapeuten nämlich sind Seelenärzte, sagt Gerhard Roth an einer Stelle. Im Buch selbst findet man die spannendsten und allgemeinsten Ausführungen vielleicht erst im letzten Kapitel, in der Zusammenfassung, wo es heißt (1, S. 370, Hervorhebung nicht im Original):
In diesem Buch haben wir mit "Seele"die Gesamtheit der Vorgänge bezeichnet, die sich in unserem bewussten, vorbewusst-intuitiven und unbewussten Fühlen, Denken und Wollen ausdrücken. Hierfür gibt es im Deutschen kein besseres Wort, auch wenn "Geist" und "Psyche" wesentliche Teile davon abdecken. Die religiösen Vorstellungen von "Seele", etwa Unsterblichkeit oder göttliche Abkunft, haben wir bewusst nicht berührt. Die in unserem Sinne definierte Seele ist nach aller verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnis untrennbar an Hirnfunktion gebunden. Ihre Eigenschaften und Leistungen formen sich mit der Entwicklung des Gehirns, und mit dem Tod des Gehirns enden diese "Seelenvermögen". Wenn man also nach einer möglichen Unsterblichkeit der Seele fragt, so muss sich dies auf gänzlich andere Zustände und Eigenschaften beziehen, als diejenigen, die einer wissenschaftlichen Behandlung zugänglich sind.
Hier klingt bei Gerhard Roth offenbar mehr Pessimismus durch als bei dem Mainzer Philosophen Thomas Metzinger, der sich diesbezüglich schon eher in der Nähe der Einschätzung des deutschen Theologen und Philosophen Schleiermachers bewegt, und an dessen Einigungsvorschlag zu den beiden oben von Roth vorgetragenen Meinungen zur Frage der Unsterblichkeit der Seele, als Schleiermacher nämlich sagte:
Mitten in der Endlichkeit eins zu sein mit dem Unendlichen und darin ewig zu sein in jedem Augenblick - das ist Unsterblichkeit.
Dies ist übrigens auch der Begriff der Unsterblichkeit der Seele bei der deutschen Philosophin und Evolutionären Psychologin Mathilde Ludendorff. Und wer möchte auch bestreiten, dass ein solcher, hier genannter Seelenzustand etwa in der Liebe erreicht werden kann? In der Liebe zweier seelisch und körperlich starker Menschen?

Abb. 1: Stephan Abel Sinding (1846-1922) - Ein Mann und eine Frau
Übrigens hat sich der Bischof Franz Kamphaus (geb. 1932) von Limburg (der Vorgänger seines unseligen Nachfolgers) unter anderem auch in diesem Sinne zum Begriff Unsterblichkeit ausgesprochen. Auch diesen Gedanken spricht man - christlicher Seits - gerne einmal an, lässt ihn dann aber weiter für sich im geistigen Raum stehen, ohne daraus weitere, größere Schlussfolgerungen zu ziehen.

Wer möchte bestreiten, dass etwa Ludwig van Beethoven über solche Seelenzustände gesprochen hat? (Und natürlich aus solchen heraus komponiert hat?) Also müssen solche Seelenzustände auch der wissenschaftlichen Forschung zugänglich sein. Und da gibt es ja auch schon viele Ansätze, die einmal zusammen fassend zusammen getragen werden sollten. Die amerikanische Anthropologin Barbara King spricht etwa aus ihren Erfahrungen der Primaten-Verhaltensforschung heraus von dem Seelenzustand des "belonging", des "Sich zugehörig Fühlens zu" ... einem anderen Menschen, ... einer Familie, ... einer menschlichen Gemeinschaft, ... einer Kultur, der der Ausgangspunkt ist oder sein könnte für religiöse, bzw. höherwertige seelische Erfahrung des Menschen, auch für - so möchte man einschieben: Sloterdijk'sche "Vertikalspannung".

Auch der Autor Dean Hamer macht in seinem Buch "Das Gottes-Gen" zu solchen Fragen wertvolle Ausführungen. Roth jedenfalls gibt dann eine Zusammenfassung der Aussagen seines Buches (1, S. 370, Hervorhebungen nicht im Original):
Wie im ersten Kapitel gezeigt, war die Einengung des Seelenbegriffs von einem Lebensprinzip, anima, Spiritus oder Odem genannt, auf empirisch erfassbare perzeptive, emotionale und kognitive Vorgänge ein Prozess der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte, der sich über zweieinhalb Jahrtausende hinzog, und ebenso lange dauerte die Suche nach dem "Sitz" dieser Vorgänge. (...)
Das Seelische findet seinen spezifischen Ausdruck in unserer Persönlichkeit, und deshalb waren weite Teile dieses Buches der Darstellung der verschiedenen Ebenen des Gehirns gewidmet, auf denen sich diese Persönlichkeit entwickelt: der unteren, mittleren und oberen limbischen sowie der kognitiv-sprachlichen Ebene. Hierbei ist die untere limbische Ebene, zu der Strukturen wie der Hypothalamus, die zentrale Amygdala und vegetative Zentren des Hirnstamms gehören, für die Regulation lebenswichtiger vegetativer Funktionen zuständig und bildet unter dem Einfluss von Genen und vorgeburtlichen Erfahrungen die Grundlage für unser Temperament. Die individuelle Funktion dieser Ebene kann durch spätere Erfahrung oder Erziehung nur schwer verändert werden.
Die mittlere limbische Ebene (...) ist die Ebene der unbewussten emotionalen Konditionierung und des individuellen emotionalen Lernen: Elementare Emotionen (z.B. Furcht, Ekel, Freude, Glück) werden hierbei an individuelle Lebensumstände angebunden. Die charakteristische Funktion dieser Ebene entwickelt sich in den ersten Lebensjahren vor allem im Kontext frühkindlicher Bindungserfahrungen und bildet zusammen mit der unteren limbischen Ebene den Kern unserer Persönlichkeit. Sie kann im Jugend- oder Erwachsenenalter nur über starke emotionale oder lang anhaltende Einwirkungen verändert werden.
Hier ist also sicher unter anderem die Herausbildung oder das fehlende Herausbilden von "Urvertrauen" angesprochen. Gerhard Roth weiter:
Die obere limbische Ebene (...). Auf dieser Ebene findet das bewusste emotional-soziale Lernen statt. Hier werden die emotionalen Reaktionen der beiden unteren limbischen Systeme verstärkt oder abgeschwächt, je nachdem wie es die Sozialisation vorgibt. Bewertungen auf dieser Ebene bilden die Grundlage für Gewinn- und Erfolgsstreben, für Freundschaft, Liebe, Hilfsbereitschaft, Moral und Ethik. Diese Ebene entwickelt sich in der späteren Kindheit und Jugend aufgrund sozial-emotionaler Erfahrungen und ist entsprechend vornehmlich durch solche veränderbar.
In diesen wenigen Sätzen steckt unglaublich viel drin. Und sie wären sicherlich noch einmal genauer zu erläutern anhand der entsprechenden Kapitel im Buch. Die Manipulateure wissen um diese Veränderbarkeit. Das Buch ist dann insbesondere damit beschäftigt, aufgrund welcher Therapien, seelenärztlicher Verfahren eigentlich sprichwörtlich "Beseelungswissen" umgesetzt werden kann in praktisches Handeln, wie man Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen helfen kann. Und es wird darauf abgehoben, dass eigentlich die Erfolge aller heute bekannten Behandlungsmethoden im Wesentlichen nicht auf den Methoden selbst beruhen (ob Kartenlegen, Freud'sche Psychoanalyse oder andere Verfahren), sondern schlicht darauf, dass nach dem Gelingen einer guten Therapeuten-Klienten-Beziehung bei beiden das Vertrauenshormon Oxytocin ausgeschüttet wird und dass dadurch vor allem auch beim Klienten eine bei allen Verfahren aufzeigbare durchschnittliche erste Verbesserung seines Zustandes auftritt.

Soweit einmal erste Hinführungen zu diesem Vortrag und zu diesem Buch. Womit keineswegs gesagt sein soll, dass damit schon eine ausreichende Auswertung beider erfolgt wäre.
_______________________________________________
  1. Roth, Gerhard; Strüber, Nicole: Wie das Gehirn die Seele macht.  Klett-Cotta, Stuttgart 2014 (danach wird zitiert; inzwischen, im Januar 2016, ist das Buch schon in 6. Druckauflage erschienen)

"Sei beseelt" - Ein neuer Internetblog

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Am 13. März 2016 ist ein neuer Internetblog gegründet worden.  

Otto Ubbelohde - Kiefern im Wind
Auf diesem neuen Blog werden zunächst einige ältere Artikel, die schon verstreut auf anderen Blogs erschienen sind (etwa auf "Studium generale", auf "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" und auf "Studiengruppe Naturalismus"), noch einmal zusammengestellt, um sie für das auf diesem neuen Blog im Mittelpunkt stehende Thema - Seele und Beseelungswissen - zu sammeln und zu bündeln. Und um diese Beiträge nicht mehr zwischen den bisherigen vielen politischen, naturwissenschaftlichen oder zeitgeschichtlichen Artikeln untergehen und dadurch nebensächlich erscheinen zu lassen. Denn sie waren noch nie die nebensächlichsten, sondern sie waren und sind die wichtigsten Artikel unserer ganzen Blogarbeit in den letzten Jahren. Diese älteren Blogartikel werden auf dem neuen Blog mit dem Datum ihres Ersterscheinens eingestellt, um auch dort die ursprüngliche Chronologie zu wahren.

Auf diesem Blog gibt es eine weitere Neuerung, die wir schon vor sechs Jahren begonnen hatten, ins Auge zu fassen (2, 3): Er ist der erste Blog, den wir in Frakturschrift erscheinen lassen.

Zur technischen Seite dieser Tatsache lässt sich zunächst sagen, dass das in einem ersten Schritt vergleichsweise leicht umgesetzt werden kann. Denn dazu muss man nur die Anweisungen auf dem "Fraktur-Forum" (1) befolgen. Allerdings ist allen kenntnisreichen Fachleuten, "Schriftgelehrten" und Schriftsetzern klar, dass eine automatische Eins-zu-Eins-Umwandlung von Antiqua-Schrift zu Frakturschrift dem Charakter der überlieferten deutschen gebrochenen Schriften, bzw. Frakturschriften nicht gerecht wird. Die deutschen Frakturschriften kennen nämlich viele Typen, die es in der Antiquaschrift gar nicht gibt. So vor allem das lange s, einzelne Typen für sch, ch, ck und so weiter. Und diese Typen können bei einer schnellen Eins-zu-Ein-Umwandlung gar nicht in angemessener Weise umgewandelt werden. Dieses Problem kann also einstweilen hier auf dem Blog keineswegs als gelöst erachtet werden. Aber um so mehr man so fehlerhaft Frakturschrift verwendet, um so eher wird man selbst oder werden andere sich veranlasst sehen, angemessenere technische Umsetzungen zu finden oder bereitzustellen.

Frakturschrift ein Ausdruck deutschen seelischen Erlebens

Denn irgendein Anfang muss doch damit endlich einmal gemacht werden. Außerdem: Es macht auch so schon Freude, moderne, aktuelle Texte in einer solchen Frakturschrift lesen zu können. Das Einlesen ist gar nicht so schwer. Um so weniger, um so mehr man auch sonst gelegentlich einmal "alte Bücher" liest. Also jene Bücher in Deutschland, die bis 1941 in ihrer großen Mehrheit fast immer nur in Fraktur und in gebrochenen Schriften gesetzt worden sind.

Aber warum überhaupt noch heute einen Internetblog in Frakturschrift erscheinen lassen? Zuletzt hat sich wohl der israelische "Deutschland-Philosoph" Yoav Sapir auf den Scilogs (Wissenschaftsblogs) von "Spektrum der Wissenschaft" darüber Gedanken gemacht (2, 3).

In einer wenig beachteten Zeitschrift der "Ludendorff-Bewegung" ist zu dieser Frage zuletzt 1990 ein inhaltsreicher Aufsatz erschienen (4). In Ergänzung zu diesem wurde auch einmal erneut ein Aufsatz des deutschen Verlegers Eugen Diederichs zu dieser Frage aus dem Jahr 1912 zum Abdruck gebracht (5). In diesen beiden Aufsätzen sind viele gute Argumente zusammen getragen, auf die wir uns auch bei der Verwendung der Frakturschrift für den neuen Blog beziehen. In Kurzform laufen diese Argumente darauf hinaus, dass die deutsche Frakturschrift, die in der Dürer-Zeit in Deutschland geschaffen worden ist und die bis zum Verbot durch Adolf Hitler im Jahr 1941 immer benutzt worden ist, ein Ausdruck deutschen seelischen Erlebens ist und als solches seelisches Erleben auch immer wieder neu weckt und wecken kann - wenn wir denn Worte in dieser deutschen Schrift schreiben oder lesen.

Darum wollen wir dieses wichtige Kulturgut deutsche Schrift, in der fast alle unsere großen Dichter, Denker und Kulturschöpfer geschrieben und publiziert haben - und zumal wenn es uns um Seele geht und um seelische Ansprechbarkeit - keinesfalls der Vergessenheit anheim fallen lassen. So viel sei hier zunächst nur in Kurzform zu dieser Frage festgehalten. Ein ausführlicher Gedankengang und eausführlichere Begründungen werden - wenn Zeit dafür bleibt - nachgereicht werden.

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  1. http://unifraktur.blogspot.de/2010/09/unifraktur-blog-in-frakturchrift.html, http://unifraktur.sourceforge.net/unifraktur-forum/viewtopic.php?p=258#p258 [14.9.2010]
  2. Sapir, Yoav: Sprache und Schrift - nicht zu überschätzen. Auf: Internetblog "Un/zugehörig - ein israelischer Blick auf Deutschland", 10. August 2010, http://www.scilogs.de/un-zugehoerig/sprache-und-schrift-nicht-zu-untersch-tzen/
  3. Sapir, Yoav: “Korrektes” Deutsch mit Antiquaschrift? Auf: Internetblog "Un/zugehörig - ein israelischer Blick auf Deutschland", 12. August 2010, http://www.scilogs.de/un-zugehoerig/korrektes-deutsch-mit-antiquaschrift/
  4. Schäfler, Wilhelm: Schrift und Sprache. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 65, Januar 1990, S. 1-10
  5. Diederichs, Eugen: Sollen wir die Fraktur abschaffen? In: Jahrbuch des deutschen Werkbundes, 1912, http://www.digitalis.uni-koeln.de/Werkbund/werkbund65-75.pdf; erneut abgedruckt u.a. in: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 65, Januar 1990, S. 12-15

Mein Genom: Es wurde sequenziert

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Ein großer Tag
Your reports are ready!
heißt es vielleicht etwas unspektakulär in der Betreffzeile. Und doch ist es ein großer Tag heute. Soeben habe ich die Ergebnisse der Genom-Sequenzierung, die ich im Januar bei 23andMe für 150 Euro in Auftrag gegeben hatte, erhalten (GA-j! 01/2016, 02/2016). Lange genug hat es ja gedauert.

Ich protokolliere gleich das Lesen der Ergebnisse mit. Die Zusammensetzung meiner Vorfahren ("Ancestry Composition") ist laut der Ergebnisse zu 100 % europäisch.

Davon 30 % "französisch und deutsch" und 40 % "allgemein nordwesteuropäisch", weitere 11 % "britisch und irisch", 7 % "osteuropäisch". Das deckt sich womöglich alles recht gut mit meinem mir durch Ahnen- und Kirchenbücher-Forschung recht gut bekannten Stammbaum. In diesem Stammbaum gibt es nämlich in der Tat auch eine Urur...großmutter aus Leeds in England (Familienname Moore) und eine eben solche aus Ungarn. (Das werde ich in den nächsten Tagen noch genauer nachtragen welchen rechnerischen Anteil diese beiden Vorfahren-Linien in meinem Stammbaum haben.)

Mein Genom ist sequenziert - Die Ergebnisse sind da!

Weiterhin wird genannt: 2 % skandinavisch, 1,7 % allgemein südeuropäisch, 1,4 % Balkan. Das könnte sich decken mit der Tatsache, dass es auch eine Ururur...großmutter aus einer venezianischen Adelsfamilie gibt (der Familie Nobile Cicogna). Interessanterweise gibt es unter meinen Vorvätern und -müttern auch zu 0,5 % aschkenasisch-jüdische Vorfahren. Das muss in meine Vorfahrenlinien gekommen sein vor dem 17. Jahrhundert, denn soweit ich meinen durch Kirchenbücher bekannten Stammbaum überblicke, hat es dort niemanden mosaischer Religion gegeben.

Deine Gene sind da, kleiner Mann (Aufnahme von 1966)

Die Zusammensetzung meiner Vorfahren-Linien ist auch nach Chromosomen gegliedert. Auffälligkeiten: Die jüdische Vorfahren-Gruppe hat sich allein auf Chromosom 11 gehalten als Haplotyp. Das habe ich - vermute ich jetzt mal - wohl eher von meiner Mutter als von meinem Vater, meine Mutter ist eine europäische Mischung, während mein Vater nur Vorfahren aus dem westlichen Havelland hat. Ich glaube, ich sollte meiner Mutter zum Geburtstag mal ein Starterkit schenken, um diesbezüglich ein wenig weiter zu kommen! 

Mein X-Chromosom wird hier als einheitlich "osteuropäisch" angegeben. Osteuropäisch soll auch ein Strang des Chromosoms 9 sein. - Welches von den übrigen 22 Chromosomen ist aber nun eigentlich das Y-Chromosom, frage ich mich gerade.

Und wie passt das damit zusammen, dass mein mitochondriales Genom, das doch in ähnlicher Weise vererbt wird wie das X-Chromosom (.... oder nicht?) "I5a" ist? Haplogruppe I hat heute seine größte Häufigkeit weltweit in Norwegen (laut 23andMe). Weiter. Mein Y-Chromosom und damit das meines Vaters, Großvaters väterlicherseits und so weiter weist - laut 23andMe - Haplogruppe I2b1* auf:
Today the I2b1 branch of I2 is common in the Netherlands and Germany,
sagt "23andMe". Und das passt nun auch in der Tat hervorragend zu der Tatsache, dass der Familienname Bading (wohl) von dem Dorf Bading bei Stendal in der Altmark herstammt, höchstwahrscheinlich germanischen Ursprungs ist ("Bad-" für Bote oder Gebieter, "-ing" für jung), und dass die Mark Brandenburg und das Havelland bis zum Fläming im Hochmittelalter - bekanntlich - vor allem durch Siedler aus Holland und Flandern besiedelt worden ist. Das war schon seit längerem Wissen, bzw. Vermutung in unserer Familie, dass wir von diesen Siedlern aus Holland und Flandern abstammen - wie wohl auch sonst ein großer Teil der traditionellen größeren Bauern in den Straßendörfern der Mark Brandenburg (die 1953 und später zu großen Teilen nach Westdeutschland gegangen sind). (Unser Hof hatte 44 ha.)

- Das sind erst mal nur die ersten groben Ergebnisse ohne weitere eigene Recherche in der Forschungsliteratur oder auf Internetblogs und -foren, wo man sich über all das noch weiter austauschen kann.

Hallo Verwandte!

Nun klicke ich weiter zu "DNA Relatives - View 23andMe-members who share DNA with you". Und was entdecke ich dort? Einen männlichen Cousin ersten Grades in den USA. Nanu? Hat einer meiner beiden dortigen Cousins auch schon seine Gene sequenzieren lassen? Hätte ich ja gar nicht gedacht! 10,9 % des Genoms teilen wir laut Angaben von 23andMe, wobei ich mich grade frage, ob das reicht, uns Cousins ersten Grades zu nennen. Sollten echte Cousins aufgrund von familiärer Abstammung nich - zumindest rein rechnerisch - ein Achtel ihrer Gene teilen (laut Voland/Soziobiologie 2000, S. 6)? Das wären dann 0,125, also 12,5 %. Kann das ein echter Cousin sein, wenn er nur 10,9 % gemeinsame Gene mit mir hat? Aber wie könnte sonst noch eine solche Gemeinsamkeit zustande kommen? - ??? (Es wurde von 23andMe angeboten, dass ich eine Email-Anfrage an meinen namentlich unbekannten Cousin senden kann, das habe ich auch gerade getan, bin gespannt auf die Antwort.)

Eine Kanadierin (sogar mit Name!) wird mir genannt als Cousine 3. bis 5. Grades. Hallo, Cousine! Sie ist aber "nur" englischer, schottischer und irischer Abstammung. Spannend. Oder verrückt. Wir teilen 0,68 % unserer Gene. Cousins und Cousinen 3. bis 6. Grades nennt mir 23andMe noch allerhand mehr! :) Vor einigen Jahren hat ja eine für mich aufsehenerregende Studie herausbekommen, dass auf Island am häufigsten Heiraten geschlossen werden zwischen Cousins und Cousinen, glaube, 2. (oder 3.?) Grades. Und zwar ganz ohne dass diese Menschen um dieses Verwandtschaftsverhältnis wüssten. Also eher unbewusst. Das fand ich schon damals sehr spannend. Deshalb - vielleicht - schade, dass mir hier vorerst Verwandten 2. oder 3. Grades so sicher nicht genannt werden können.

Kein Gesundheitsbericht von 23andMe in Deutschland - Mist!

Ein Cousin 5. Grades allerdings wohnt in Deutschland, auch mit Name genannt! Sieben weitere Cousinen und Cousins, zumeist 5. Grades ebenfalls. In Polen sogar 9, in New York 26, Philadelphia 12 und so weiter. Sogar einer in Japan (?!?), fünf in Russland.

Ups, nach Nachnamen-Übersicht tragen die meisten meiner entfernten Verwandten (ab 5. Grades) jüdische Familiennamen: Friedman, Levy, Schwartz, Goldberg, Cohen. Hallo, Verwandte! (Womöglich spiegelt sich in dieser Angabe auch nur wieder, dass aschkenasische Juden bei 23andMe schon zu überproportional hohen Anteilen Kunden sind, was passen würde zu dem hohen Interesse, das es in dieser ethnischen Gruppe überhaupt gibt an Abstammungs- und genetischen Fragen.)

Im Gegensatz zum durchschnittlichen Europäer mit 2,6 % Neandertaler-Genabschnitten habe ich nur 2,5 % derselben. ... Ääähm, und nun bin ich gerade auch etwas verwirrt. Mit Cousins 3. Grades teile 0,68 % der Gene, aber mit Neandertalern 2,5 %? - ??? Als was für Verwandte soll ich denn dann die Neandertaler bezeichnen? - - - Aha, beim genaueren Überlegen dämmert's womöglich: Bei dieser Prozentangabe sind ja die individuellen Unterschiede zwischen Neandertalern gar nicht mitgerechnet, berücksichtigt, bei den Angaben zu meinen jetztmenschlichen Cousins und Cousinen aber schon ...

Das ist zunächst die letzte Angabe, die ich auf's erste finde. Wo aber finde ich nun Angaben zu Genen, die meine Gesundheit, Körpermerkmale, psychischen Merkmale bestimmen? Ich werde wohl noch weiter suchen müssen. Dies erst mal als ein erster Eindruck. - Aktualisierung, 29.4.16. Tja, erst mal große Enttäuschung. Das, was mir fehlt, ist sehr umfangreich und nennt sich "Health Report". Und erst indem ich auf dem Forum von 23andMe herumfrage, erfahre ich:
Germany is one of the countries that doesn't receive health reports (but where customers also pay a lower price excluding shipping). Unknown if they'll eventually be provided.
- Aktualisierung, 4.5.16: Gestern (3.5.) erhielt ich das auch von 23andMe selbst bestätigt:
Hello Ingo, Thank you for contacting the 23andMe Team. 23andMe does not provide health reports to customers in Germany. Customers in your region currently receive uninterpreted raw genetic data, as well as ancestry information. We apologize if the current product offering was not clear to you at your time of purchase. Note, however, that 23andMe has taken several measures to inform potential customers of the service they are purchasing. Customers must read through and agree to health report disclaimer on the order page prior to proceeding. A similar disclaimer is provided during the barcode registration process. You can review this disclaimer on the order page here: https://store.23andme.com/en-int/cart/ It is possible that additional reports or products may be available in the future. However, regulatory bodies in your region may have requirements that prohibit the sale of or require changes to specific reports or products. Additional charges for new products may apply. Please let us know if you have any additional questions. Best Regards, The 23andMe Team
Also erlaubt das die Gesetzgebung in Deutschland nicht? (???) Übrigens muss das unter dem Kleingedruckten geschrieben worden sein. Naja, das Geld ist nicht zum Fenster hinaus geworfen. Man hat die Rohdaten und jetzt gilt es, andere Orte zu suchen, wo man einen Gesundheitsbericht mit ihnen erhalten kann.

Björn Höcke und r-/K-Strategien - Er redete nicht Quatsch, sondern referierte Lehrbuch-Wissen

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Ein Aufsatz in der Zeitschrift "Human Nature" aus dem Jahr 2009 (1), referiert im Lehrbuch "Soziobiologie" von Eckart Voland im Jahr 2013 (2), zeigt, dass die Argumentationslinie von Björn Höcke zu angeborenen Verhaltensunterschieden von menschlichen Großgruppen bezüglich r- und K-Strategien (12-17) ein berechtigtes Sachargument darstellt

Abb. 1: Die Zeitschrift "Human Nature"
Der Aufsatz stammt von einer Forschergruppe rund um den Evolutionären Psychologen Bruce J. Ellis von der Universität von Arizona in Tuscon, USA. Er ist in deutscher Übersetzung betitelt mit: "Grundlegende Auswirkungen von Umweltrisiken - Der Einfluss von harschen gegenüber unvorhersehbaren Umwelten in der Evolution und Entwicklung von Lebensphase-Strategien" (1).

- Warum ist es der vorliegende Blog "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!", betrieben von einem Feierabend- und Wochenend-Wissenschaftler und -Journalisten, und warum ist es nicht die gesamte sogenannte "Qualitätspresse" weltweit, die auf den im folgenden zu erläuternden Umstand aufmerksam macht?

Wird das folgende auch einmal wieder etwas aussagen über die "Qualität" der sogenannten "Qualitätspresse"? Oder soll das viel gepriesene "christlich-jüdische Abendland" weiter verblödet und verdummt werden anstelle dass es sich als moderne Wissensgesellschaften, um die es sich der Sache nach handelt, weiter entwickelt? Warum hat noch nicht einmal  jene - angebliche - "Qualitätspresse", die sich politisch - angeblich - Björn Höcke als nahe stehend empfindet, und in der es doch nicht nur dumme und unbelesene Leute gibt (wir wiesen schon an anderer Stelle hin auf den Lese- und Studieneifer etwa eines Alain de Benoist) bis heute auf diesen Umstand aufmerksam gemacht (3-8)? Obwohl doch schon seit Dezember an verschiedenen Orten auf ihn aufmerksam gemacht worden ist (siehe zum Beispiel: 13, 14, 17)?

Nun, naturwissenschaftsnahem Denken wird ja heute überhaupt wenig Raum eingeräumt in der öffentlichen Wahrnehmung und Debatte. Und zwar weder naturwissenschaftsnahes Philosophieren allgemein und noch viel weniger naturwissenschaftsnahes politisches Denken. Es steht wohl viel zu oft in Gegensatz zu "jüdisch-abendländischen" geistigen Kontinuitäten. Oder wie? Nur ab und an flackert ein naturwissenschaftsnahes Debattieren kurz auf. Etwa wenn ein Thilo Sarrazin über "Deutschland schafft sich ab" nachdenkt und dabei auch naturwissenschaftsnahes Denken zu rate zieht. Oder eben wenn ein Björn Höcke angeborene Verhaltensunterschiede zwischen menschlichen Gruppen bezüglich r- und K-Strategien anspricht. In Zeiten, in denen noch ein Steven Jay Gould die "Richtlinien" des naturwissenschaftsnahen Denkens bestimmte, mag es oft noch ein wenig mehr gewesen sein als ein kurzzeitiges Aufflackern eines naturwissenschaftsnahen Argumentes. Aber damals konnte man ja auch Naturwissenschaft noch ein wenig leichter mit jenem politischen Nihilismus in Einklang bringen, der heute als vorherrschend zu bezeichnen ist, und der gegenwärtig ein menschliches demographisches Massenaussterbeereignis auf der Nordhalbkugel hervorruft.

Der Wissenschafts-Propagandist Stephen Jay Gould als Beispiel


So vertrat Gould in seinem Buch "Zufall Mensch" die damals ganz "zeitgeistige" These, der Mensch sei ein Zufallsprodukt der Evolution. Das passte natürlich ihm als Anhänger einer Gotteswahn-Religion und allen Sympathisanten seines damit zusammenhängenden Denkens gut in den Kram. Denn dann konnte er sagen, dass die Evolution, sprich allgemein die Errungenschaften von Wissensgesellschaften dem Menschen wenig zu Fragen des Lebenssinnes sagen könnten. Dadurch blieb das angebliche "Alleinstellungsmerkmal" von Gotteswahn-Religionen erhalten. Und er konnte so unverblümt und unentlarvt seine Lehre vertreten, dass Geistes- und Naturwissenschaften "getrennte Magisteria" wären, so wie es den Priestern aller Religionen immer schon recht war und wie es ihnen auch heute nur immer recht sein kann. (Und wofür sie Karlspreise bekommen.) - Aber ausgerechnet jener damals junge Forscher, auf den sich Gould in seinem Buch am meisten berief, der bedeutende britische Paläontologe Simon Conway Morris, vertrat in einem nachfolgend erschienenen Buch "Inevitable Humans in a Lonely Universe" (korrekte deutsche Übersetzung: "Unvermeidlich Menschen in einem einsamen Universum") den klaren Gegenstandpunkt. Nämlich dass die Evolution, wo immer sie im Weltall stattfinden würde, immer nur etwas hervorbringen würde, das dem heutigen Menschen sehr ähneln würde. Etwa auch aufrecht auf zwei Beinen gehen würde, auch binokular sehen würde, auch fünf Finger an zwei Händen hätte, ein großes Gehirn hätte und so weiter. Allerdings wäre die Wahrscheinlichkeit, dass dies ein zweites mal im Weltall geschehen würde, nicht besonders hoch. Und das alles auf höchstem Niveau moderner Wissensgesellschaften argumentiert. Damit deckten sich seine Aussagen erstaunlich genau mit der Aussage der naturwissenschaftsnahen Evolutionären Philosophin Mathilde Ludendorff. - - - War das etwa der Grund dafür, dass über die These von Simon Conway Morris in der Öffentlichkeit viel weniger berichtet und sie erörtert wurde und wird als zuvor über die These von Stephen Jay Gould - ?

Abb. 2: Die Überlebenskurve für fünf unterschiedliche Lebewesen mit unterschiedlicher Fortpflanzungsstrategie
(Danke für diese Grafik von: Armin Kübelbeck)
In "Der falsch vermessene Mensch" ("Missmeasure of Man") vertrat Gould die These, dass es wenig Sinn mache, vom evolutionären, biologischen Standpunkt aus gesehen den Menschen in Menschenrassen und Völker einzuteilen. Inzwischen haben nun aber einige Forscher sogar ihre Ansicht begründet, dass Gould, um diese These vertreten zu können, Forschungsdaten gefälscht habe, sie jedenfalls zumindest sehr angreifbar ausgewertet habe. Das Buch von Gould gilt jedenfalls schon lange nicht mehr als einwandfrei seriöse Grundlage zu Erörterungen über die darin behandelten Fragen. Womit die Forschung ebenfalls - mit vielen anderen neueren Ergebnissen - sich in ihren Aussagen erstaunlich stark den Aussagen der naturwissenschaftsnahen Evolutionären Philosophin Mathilde Ludendorff näherte. - - - Ein Grund dafür, dass Gould's und "Lewontin's Fehlschluss" (wie es in der Forschung heißt) so erstaunlich selten in der Öffentlichkeit erörtert werden?

Man schweigt lieber ganz über naturwissenschaftsnahes Denken. Es könnte ja doch nur Wasser auf die Mühlen von - vorgeblich - "falschen Freunden" des Evolutionären Humanismus und damit einer fruchtbringenden Gestaltung der Zukunft der Völker der Nordhalbkugel sein. Da betreibt man dann doch lieber Politik im Einklang mit dem - vorgeblich - so humanen "christlichen Menschenbild", da verteidigt man doch lieber das "christlich-jüdische Abendland", in dem dann naturwissenschaftsnahes Denken - so wie im Mittelalter - nur noch eine Randerscheinung ist. Und in dem mit Emotionen auf politischem Gebiet wesentlich mehr erreicht werden kann, als mit sachlichem Denken.

Nur an wenigen Tagen in den vielen letzten Monaten und Jahren wurde also einmal kurzzeitig im Zusammenhang politischer Erörterungen der Mantel des Schweigens geöffnet was naturwissenschaftsnahes Argumentieren betrifft. Der AfD-Politiker Björn Höcke hatte also in einer Rede politische Fragen von einem evolutionären Gesichtspunkt aus erörtert (17).

Abb. 3: Rushton - Rasse, Evolution, 2005
Die Medienmeute und der politische Gegner fielen über ihn her. Er rede vollkommenen Blödsinn. Außerdem sei das "völkisches" und "rassistisches" Denken. Selbst nahe politische Freunde - freilich: christliche Freunde wie Karlheinz Weißmann oder Dieter Stein - waren von Abscheu erfüllt, meinten, dass man sich kontraproduktiver nicht hätte äußern können. Björn Höcke selbst wich in einer rechtfertigenden Stellungnahme dazu in der Sachaussage zwar um keinen Zentimeter zurück - immerhin! Aber er entschuldigte sich quasi dafür, dass er falsch verstanden worden sei! Und führte die inhaltliche Debatte bis heute - wie alle anderen - nicht weiter.

Selbst so überlegte politische Freunde Björn Höckes in der AfD wie der Südtiroler Philosoph Dr. Marc Jongen von der Universität Karlsruhe äußern lieber ihre Sympathien für Rudolf Steiner (siehe Facebook), als dass sie Verständnis für Höcke's naturwissenschaftsnahes, evolutionäres Denken aufbringen können. Und Höckes politischer Freund Götz Kubitschek, der die Rede Höckes veröffentlicht hatte, zog die Veröffentlichung schnell zurück, sich dafür entschuldigend, dass er Höcke mit der Veröffentlichung keinen guten Dienst erwiesen habe (17).

Und niemand, niemand, niemand weit und breit führte die Debatte inhaltlich weiter. Niemand.

"Der Häscher der Selbstgerchten"


Außer uns. Und außer ganz wenigen Denkenden in Deutschland. Und außer des Wissenschaftsjournalisten Marcus Anhäuser (14) und jener wenigen, auf die er sich bezieht - - - und schließlich außer jemandem, der sich nennt "DerHäscherderSelbstgerechten", der dann von Kritikern so schön begrüßt wurde als "DerMitMartialischenNamenTanzt". Es handelt sich bei diesem "Häscher der Selbstgerechten" um einen Blogger, der sich "Genhorst" nennt. Dieser gab schon am 14. Dezember - allerdings bis heute wenig beachtet - den entscheidenden Kommentar zu allen öffentlichen Erörterungen rund um Björn Höckes evolutionäres Denken ab (Genhorst 14.12.2015) (13). Der Verfasser dieser Zeilen ist bislang der einzige gewesen, dem dieser Blogbeitrag "gefiel", und der ihn auf Facebook weiter geteilt hat. Und der ihn in Kommentaren bei Marcus Anhäuser dann weiter auswertete. Das soll nun auch hier noch einmal dokumentiert werden. Denn - wie gesagt - niemand innerhalb der gesamten "Qualitätspresse" weltweit griff bislang diesen Hinweis auf. Womit der Vorwurf Lügenpresse voll und ganz gerechtfertigt ist.

Was hatte "Der Häscher der Selbstgerechten getan"? Er hatte einfach ein Zitat aus dem Lehrbuch meines Doktorvaters gebracht, auf das ich selbst gar nicht gekommen war (- Asche über mein Haupt!):
Soziobiologe Eckart Voland schreibt dazu in seinem Standartwerk „Soziobiologie“ (Springer-Verlag Berlin, Auflage von 2013) im Abschnitt „Menschen sind flexible K-Strategen“ (S. 166).
Und dieses Zitat brachte er dann auch am 5. Februar 2016 in den Kommentaren bei Marcus Anhäuser. Eckart Voland schrieb da also schon 2013:
“Allein schon angesichts ihrer vergleichsweise geringen Fruchtbarkeit, langen Jugendentwicklung und beachtlichen Lebenserwartung rangieren Menschen weit auf der K-Seite des r/K-Gradienten. Allerdings lässt sich eine durchaus nennenswerte Variabilität, sowohl im Populationsvergleich als auch im interindividuellen Vergleich, innerhalb einer Population in Bezug auf lebensstrategische Parameter beobachten. Man denke nur an den Unterschied in der realisierten Fruchtbarkeit, wie sie in den westlichen Industriestaaten vorherrscht und nicht einmal zur bloßen Regeneration der Bevölkerung ausreicht […] Angesichts dieser Unterschiede hat sich schon früh die Frage gestellt, ob das Konzept von “r-” versus “K-Strategie”, das zwar zur Erklärung von genetisch weitgehend fixierten Artunterschieden entwickelt wurde, nicht sinngemäß auch menschliche Unterschiede zu erklären vermag. Schließlich beobachtet man Unterschiede in individuellen Lebensvollzügen, die analog zum “r/K-Konzept” unterschiedlich stark ausgeprägte Fluktuationen in den sozio-ökologischen Lebensbedingungen einschließlich unterschiedlicher extrinsischer Mortalitätsrisiken abbilden. Wenngleich Menschen also K-Strategen sind, sind sie das auch auf verschiedene Weise. Idealtypisch vereinfacht lassen sich eher “langsame” von “schnellen” Lebensverläufen unterscheiden, wobei die “Geschwindigkeit” des reproduktiven Verhaltens als konditionale und funktional-adaptive Antwort auf das Ausmaß individuell erfahrener Lebenssicherheit verstanden wird. […] Die Forschung zur Plastizität der K-Strategie des Menschen hat längst ihre ursprüngliche Domäne, nämlich die Darwinische Entwicklungspsychologie verlassen und strahlt weit in benachbarte Disziplinen aus, die – sei es mit demografischen, kulturvergleichenden oder anderen Methoden und Datensätzen – die Vielfalt der menschlichen Lebensverläufe mit einer einheitlichen evolutionären Theorie einzufangen versucht.”
Darauf schrieben wir noch am gleichen Tag in den Kommentaren:
Was “Genhorst” da gefunden hat, ist schlichtweg die definitive ENTSCHEIDUNG in dieser Debatte. Und dieses Zitat müsste, wenn wir es denn nicht mit einer Pinocchio-Presse zu tun hätten, durch die gesamte große Presse gehen. Die moderne Humansoziobiologie mit ihrem im deutschen Sprachraum prominentesten Vertreter sagt, dass Menschen r-Strategen sein können als “Antwort auf individuell erfahrene Lebenssicherheit” UND auf der Ebene von Populationen (von der in dem Zitat die Rede ist). In Afrika gibt es r-Strategie als Antwort auf individuell erfahrene Lebenssicherheit auf Populationsebene. (...) Den WISSENSSTAND hat Björn Höcke schlichtweg zu allergrößten Teilen korrekt wiedergegeben. Ob er die richtigen politischen Schlussfolgerungen daraus gezogen hat, ist damit nicht gesagt. Aber Pinocchio-Presse bleibt Pinocchio-Presse. Peter Sloterdijk spricht absolut korrekt von Lügenäther.
Ich übergehe hier einen längeren Abschnitt in der Diskussion bei Marcus Anhäuser, in der auf Einwände gegen unsere Auslegung dieses Zitats geantwortet wurde. Es wird eine Diskussion sein, die sehr lehrreich sein dürfte für manche, die noch weniger in naturwissenschaftsnahem Denken geschult sind. Bis zum 9. Februar hatte ich dann endlich herausgesucht, was hier tatsächlich inhaltlich zur Erörterung stand. Ich schrieb:
Habe jetzt das obige Voland-Zitat im Original rausgesucht und sehe, dass sich Voland bezieht bei den zitierten Aussagen auf diese Studie aus dem Jahr 2009: http://www.u.arizona.edu/~ajf/pdf/Ellis,%20Figueredo,%20Brumbach,%20&%20Schlomer%202009.pdf (Schade, dass man das hier alles selber machen muss und die “Qualitätspresse” weit und breit sich in Deutschland darum nicht kümmert.) Im Abstract dazu heißt es abschließend: “This review demonstrates the value of applying a multilevel evolutionary-developmental approach to the analysis of a central feature of human phenotypic variation.” Ohne das Ding jetzt weiter gelesen zu haben, entnehme ich jetzt mal dem Wort “multilevel approach”, dass ich mit meiner obigen “Interpretaton” des Voland-Zitates 100% richtig liege. Denn multilevel heißt: die genetische Ebene ist eben NICHT ausgeschlossen.

Bruce J. Ellis aus Tuscon/Arizona


Abb. 4: Eckart Voland - Soziobiologie, 2013, 4. Aufl.
Die Originalarbeit, auf die sich Voland bezog, ist glücklicherweise frei zugänglich und so konnte aus dieser gleich die entscheidenden Passagen herausgesucht werden (worauf es dann auch - bis heute - keine Einwände mehr gab ;) ). Bezugnehmend auf hier nicht dokumentierte Diskussionsabschnitte schrieb ich also:
Der eben genannte Artikel von 2009 raisonniert auf genau der gedanklichen Linie, die ich oben schon erläutert habe. Aber er geht noch erheblich weiter! Er erörtert sehr WOHL auch sehr konkret verhaltensgenetisch vorgegebene Häufigkeitsunterschiede zwischen MENSCHLICHEN Populationen weltweit. Insbesondere auf S. 228f wird dies anhand einer genetischen Anlage für ADHS erörtert, eine Anlage, deren 7-fache Sequenz bei Chinesen und Buschleuten gar nicht vorkommt, die aber in einigen Volksstämmen Südamerikas sehr häufig vorkommt und z. B. unter Europäern ebenfalls mitverantwortlich ist für dortiges “novelity seeking”, für Abenteuerlust, Risikofreude und ADHS. Und diese Steuerungssequenz korreliert nach älteren Studien (u.a. Harpending) mit Nomadenhaftigkeit und Wanderungsfreude. Und nun der von Voland zitierte Aufsatz zu solchen angeborenen Lebenslauf-Häufigkeits-Unterschieden zwischen menschlichen Populationen in Bezug auf diese Veranlagung (LH = Life history):
“Variation between and within human populations in LH strategies has also been linked to measured genetic variation. For example, the modal slow human LH strategy may be supported by the common 4R variant of the human dopamine receptor D4 (DRD4) gene. DRD4 regulates dopamine receptors in the brain, and variants of this gene have been linked to individual differences in such personality traits as extraversion and novelty-seeking (Ebstein 2006). The 4R allele was apparently the most common form of the DRD4 gene throughout human prehistory (Wang et al. 2004). Under conditions of environmental harshness and resource limitation, which are common in pre-agricultural foraging societies, biparental investment in offspring, durable pairbonds, and strong family ties and cooperation (i.e., slower LH strategies) are generally needed to survive and reproduce successfully (see Draper and Harpending 1988; Geary 2000; Rodseth and Novak 2000). Harpending and Cochran (2002) suggest that these ancestral conditions helped to maintain the 4R allele, which is associated with more riskaverse mating and social behavior.
Whereas the DRD4 4R allele appears to have emerged around a half-million years ago and is common in most geographical locations, the DRD4 7R allele, which is associated with more impulsive and risk-prone behavior, appears to have been selected for during the past 40,000–50,000 years and has a widely variable and nonrandom global distribution (Chen et al. 1999; Wang et al. 2004). Based on an analysis of this distribution, Chen et al. (1999) have argued that the 7R allele promotes migratory behavior, with bearers of 7R more likely to lead populations far from their ancient lands of origin (e.g., South American Indians, Pacific Islanders). An alternative explanation, however, proposed by Harpending and Cochran (2002), is that the 7R allele is favored by selection under conditions of surplus resources. In such luxuriant contexts, where offspring can be successful without intensive biparental investment (as is common in many agricultural and modern societies), higher levels of energetic, impulsive, and noncompliant behavior characteristic of male bearers of the 7R allele may facilitate fast sexual behavior and success in intrasexual competition (Harpending and Cochran 2002; Penke et al. 2007). Recent increases in the frequency of the 7R allele (Ding et al. 2002) are consistent with this hypothesis. In total, 7R bearers may not only be more likely to become propagules colonizing new environments (generating between-group variation in LH strategies) but may also employ faster LH strategies than 4R bearers in well-resourced, multiniche environments (supporting within-group variation in LH strategy).
In sum, there is much variation in LH strategies between different human populations (e.g., Rushton 2004; Walker et al. 2006b; Walker and Hamilton 2008). On the one hand, genetic polymorphisms, such as those at the DRD4 locus, are potentially relevant because they may account for meaningful cultural and individual variation in LH strategies. On the other hand, comparative data from small-scale human societies suggest that differences between populations in LH strategies are responsive to mortality rates. Much more work is needed, however, to delineate the potential evolutionary and developmental bases of such differences and their coordination with environmental conditions.”
In diesem Falle würden also, wenn ich es recht verstehe, Buschleute und Chinesen auf der “K-nahen” Seite stehen, während südamerikanische Indianerstämme und abenteuerlustige, risikofreudige Europäerinnen und Europäer auf der “r-nahen” Seite stehen, weil sie wechselnde Sexualpartner haben und/oder auch einen sonstigen risikofreudigeren Lebensstil haben. Man sieht, das Thema ist in jedem Fall komplex. Aber daher zu kommen und zu sagen, es sei grundsätzlich “Blödsinn” von dem Höcke, in Bezug auf angeborene Verhaltensunterschiede beim Menschen auf Populationsebene von r- und K-Strategie zu sprechen – DAS ist: Blödsinn. Denn die Forschung geht auch jenseits von Philippe Rushton auf diesem Gebiet weiter, jenseits eines Autors übrigens, der auch in der Studie von 2009 als ernstzunehmender zitiert wird.
Seit diese Zitate der Öffentlichkeit bekannt gegeben und ihr erläutert worden sind, ist die öffentliche Erörterung rund um das evolutionäre Denken von Björn Höcke schlichtweg entschieden. All die Kritiker auf dem Blog von Marcus Anhäuser, die sich zuvor immer wieder mit neuen Einwänden gemeldet hatten, blieben, nachdem diese Zitate gebracht worden waren, stumm. Wahrscheinlich reden sie sich damit heraus, dass ihnen die Diskussion zu lang geworden war und sie ihr gar nicht mehr gefolgt wären. Freu. Könnte man doch mal versuchen! ;)

Aber man möchte doch gerne wissen, wann endlich Qualitätsprese Qualitätsberichterstattung betreibt. Statt Hetzpresse und Verblödungspresse zu sein. (Derselbe Blogbeitrag wie dieser ist auf unserem parallelen genuinen Wissenschaftsblog eingestellt worden, wobei dort im Anhang noch einige speziellere, rein wissenschaftliche Erörterungen angestellt werden.)
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ResearchBlogging.org
  1. Ellis BJ, Figueredo AJ, Brumbach BH, & Schlomer GL (2009). Fundamental Dimensions of Environmental Risk : The Impact of Harsh versus Unpredictable Environments on the Evolution and Development of Life History Strategies. Human nature (Hawthorne, N.Y.), 20 (2), 204-68 PMID: 25526958
  2. Voland, Eckart: Soziobiologie. Die Evolution von Kooperation und Konkurrenz. Springer-Verlag, Heidelberg u.a. 2013 (4. Auflage)
  3. Bading, Ingo: Ein Skandal der allerersten Güte. Das "Institut für Staatspolitik" in Schnellroda und sein geistig überaus schmalspuriges Auftreten. Auf: GA-j!, 12. Juli 2015
  4. Bading, Ingo: Rettet naturwissenschaftsnaher Katholizismus die europäischen Völker? Entwicklungen auf dem Internetblog "Projekt Ernstfall". GA-j!, 23. Juli 2015
  5. Bading, Ingo: "Eine Milliarde Katholiken gegen 200 Ludendorffer - viel Spaß in der Bataille". GA-j!, 28. Juli 2015
  6. Bading, Ingo: Verblödung auf der Internetseite Sezession. Katholische Rechtskonservative seit über 40 Jahren: "Gehe zurück auf Los und fange bei Null an". GA-j!, 15. August 2015
  7. Bading, Ingo: Alain de Benoist - Er hat "biologische Fragestellungen""allzu sehr in den Vordergrund gestellt. GA-j!, 7.10.2015 
  8. Bading, Ingo: Alain de Benoist - Ein rechtskonservativer Hijacker. GA-j!, 11.10.2015
  9. Bading, Ingo: Lasst sie nicht abreißen! - Die kulturelle und genetische Tradition. Begreift Euch als Erben! Eine Lesehilfe zu Peter Sloterdijk's neuestem Buch "Die schrecklichen Kinder der Neuzeit" (2014). GA-j!, 15. Oktober 2015
  10. Albrecht, Jörg: Das Fremde und das Vertraute. In: FAS, 17.11.2015
  11. von Rauchhaupt, Ulf: Lewontins Fehlschluß. In: FAS, 17.11.2015
  12. Zastrow, Volker: Neue Rechte - Höckes Rassetheorie. In: FAZ, 20.12.2015
  13. Genhorst: Höckes r- und K-Strategen. Auf: Das Wesen - EvoDevoAnthro, 14. Dezember 2015, https://genhorst.wordpress.com/2015/12/14/hoeckes-r-und-k-strategen/
  14. Anhäuser, Marcus: Liebe Biologen, #Höcke wäre Eure Chance gewesen (Nachtrag 28.1.16). Auf Placeboalarm, 15. Dezember 2015, mit 105 Kommentaren, http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/liebe-biologen-hoecke-waere-eure-chance-gewesen/
  15. „Sonst endet die AfD als ‘Lega Ost’“ - Interview mit Karlheinz Weißmann. In: Junge Freiheit, 21.12.2015
  16. Hermsdorf, Daniel: Volksverhetzung durch angebliche #Rassismus-Kritik? Filmdenken, 21.12.2015
  17. Bading, Ingo: Björn Höckes evolutionäres Denken Mangelndes Vertrauen in die Aufklärungs- und Humanisierungsfähigkeit moderner Wissensgesellschaften Oder: Warum die Öffentlichkeit ständig geistig und moralisch unterfordert wird. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 10. Januar 2016, http://studgenpol.blogspot.de/2015/12/die-debatte-um-bjorn-hockes.html
  18. Brynja Adam-Radmanic: Hat Höcke recht, aber wir dürfen es nicht sagen? - Ein Fakten-Check mit Anleitung zur Verhinderung totalitären Denkens. Auf: Wissensküche, 15. Dezember 2015 (mit 126 Kommentaren), http://wissenskueche.de/2015/12/hat-hoecke-recht-aber-wir-duerfen-es-nicht-sagen-ein-fakten-check-mit-anleitung-zur-verhinderung-totalitaeren-denkens/

Mein Genom: Begabungen, Neigungen, Körperreaktionen, Erbkrankheiten

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Die Gene, die Begabungen, Neigungen, Körperreaktionen und Erbkrankheiten bestimmen, kann inzwischen jeder für sich ablesen lassen
- Hier als Beispiel ein Ausschnitt meiner eigenen

Vor zwei Wochen war er endlich da, der "Ancestry Report", mein Vorfahren-Bericht von der Firma 23andMe, bei der ich mein Genom hatte sequenzieren lassen (GA-j!, 27.4.2016). Aber es hatte zunächst eine Enttäuschung gegeben: Der "Health Report", der Gesundheits-Bericht der Firma 23andMe, wird in Deutschland nicht zur Verfügung gestellt. Warum auch immer.

Aber nicht so schlimm! Auf dem Nutzer-Forum von 23andMe habe ich nun zwischenzeitlich den wertvollen Hinweis erhalten, dass man diesen "Health Report" auch bei "Promethase" bekommen kann (SNPedia, bzw. Promethease.com). Das kostet nur 5 Dollar (zu bezahlen per Kreditkarte oder über Bitcoin). Und nur fünf Minuten nach der Bezahlung bekommt man von dort den Bericht. Nämlich nachdem man die Rohdaten, die man von 23andMe erhalten hat, Promethase zur Verfügung gestellt hat.

Und nun lese ich die ersten Auszüge aus diesem Gesundheitsbericht von Promethase und schreibe hier gleich mit. Es soll im folgenden nur ein erster Ein- und Überblick gegeben werden. Es wird bald deutlich, dass es da zu fast jedem gefundenen Genotyp noch viel zu erforschen und weiter zu fragen gibt. Auch wird deutlich, dass es sich beim folgenden nur um einen ersten Ausschnitt handelt, und dass man Tag für Tag neue Entdeckungen macht.

Ein Wikipedia für humangenetische Beratung: "SNPedia"

SNPedia, so kann kurz gefasst gesagt werden, ist das Wikipedia für humangenetische Beratung. Da man mit ihm arbeiten muss, sollte man sich zuvor klar machen, wie SNPedia seine Auskünfte aufschlüsselt (nach SNPedia-Hilfe). Jedes SNP, also jeder "Einzelnukleotid-Polymorphismus" (Wiki), wird von SNPedia folgendermaßen charakterisiert, bzw. eingeordnet:

- Unter "Repute" (Ansehen) wird eine Aussage gemacht darüber, ob es generell als ein positives genetisches Merkmal eingeschätzt wird oder als ein negatives (good oder bad, gut oder schlecht). Entsprechend erfolgt auch eine farbliche Charakterisierung.

- Unter "Magnitude" (Bedeutsamkeit) wird eine Einschätzung gegeben, wie spannend das jeweilige SNP sein könnte, zum Beispiel aufgrund seiner Seltenheit oder seiner bedeutsamen Auswirkung willen. (Diese Einschätzung kann sich im Laufe der Zeit ändern, etwa durch neue Nutzer-Bewertungen oder durch neue Forschungsergebnisse.)

- Unter "References" (Referenzen) wird die Zahl der wissenschaftlichen Studien genannt, die bislang zu diesem SNP Erkenntnisse liefern (es können aber inzwischen auch schon mehr sein als angegeben).

- Unter "Frequency" (Häufigkeit) wird eine Angabe gemacht über die Häufigkeit des SNPs in jener Population, der man von SNPedia (bzw. 23andMe) - vorläufig - zugeordnet worden ist. Es handelt sich auffälliger Weise schlussendlich wieder einmal um Ethnien. Weil wenig anderes "Sinn" macht. Und warum macht es wenig Sinn? Nun, weil der Mensch, wie wir seit bald zehn Jahren unaufhörlich auf unseren Blogs und auch auf den Scilogs*) betonen und herausarbeiten, bislang immer in Völkern, in Ethnien evoluiert ist. Und weil es viel Sinn macht, wenn die Menschen sich darauf ausrichten, dass das auch künftig so sein wird. Weshalb auch Frauke Petry so viel recht gehabt haben wird, als sie einen Tag vor dem letzten AfD-Parteitag in Stuttgart, nämlich am 28. April 2016, in einem Fernseh-Interview - und im Anschluss daran auf ihrem Facebook-Profil - dazu angeregt hat (Facebook),
mit dem Begriff ,Volk' oder ,völkisch' entspannter umgehen, denn sich für das eigene Volk einzusetzen, ist die Aufgabe eines jeden Politikers und ich spreche über die Zukunft unserer Partei.
Aber das hier nur am Rande. Populationen jedenfalls werden auf SNPedia zunächst nur von jenen gebildet, die auch am häufigsten bei SNPedia mitarbeiten. Ich bin bislang dort eingeordnet in die Population der Europäer nord- und westeuropäischer Abstammung ("Caucasians from Northern and Western Europe"). Aber es gibt dort inzwischen auch schon die Populationen der Mexikaner, der Hanchinesen, der Toscana-Italiener, der Japaner, der (Yoruba-)Afrikaner, der Massai und der Inder. Und es ist mitunter außerordentlich spannend, die Häufigkeit der eigenen Gene (genauer: SNP's) in der eigenen Bevölkerung mit der Häufigkeit der eigenen Gene (genauer: SNP's) in den anderen Populationen zu vergleichen. Was mit einem Mausklick möglich ist. Das ist fantastisch. Bei der Koffeinverstoffwechslung beispielsweise oder bei der Hautfarbe habe ich da gleich sehr spannende Dinge gefunden (siehe unten!).

- Unter den "Topics" kann man dann auch noch zusätzlich nach typischen ethnischen Genmerkmalen suchen, etwa für "aschkenasische Juden" (bislang 23 SNP's), Afrikaner (bislang 4 SNP's), amerikanische Ureinwohner (bislang 2 SNP's), Neandertaler (bislang 36 SNP's). Man kann hier aber auch suchen nach SNP's, die verantwortlich gemacht werden für die Lebensdauer (aging), für Sommersprossen, Haarfarbe, Augenfarbe, Intelligenz, Persönlichkeitstyp, psychische Anfälligkeiten ("mental health"), musikalische Begabung, Schmerzverarbeitung und so weiter und so fort.

Nach all diesen Sortierungs-Möglichkeiten kann ich meine eigenen SNP's sortieren und einordnen, vergleichen, bzw. werden mir die "spannendsten" zunächst vorgeschlagen. Ich muss zugeben, dass ich trotz all dieser Sortierungsmöglichkeiten vieles nicht gleich finde, was ich gerne schneller finden würde. Aber hier lernt man ja Tag für Tag dazu durch Ausprobieren. Und dieser Blogbeitrag kann und will eigentlich nur jeden Leser dazu anregen, dieses Ausprobieren selbst durchzuführen. Es handelt sich dabei um humangenetische Volksbildung vom Allerfeinsten. Sozusagen um ein "Selbstlernprogramm". Obwohl natürlich - zum Beispiel - die Volkshochschulen ruhig auch einmal Kurse anbieten könnten, wie man solche Dinge für sich recherchiert. 

Erhöhtes Risiko für Schilddürsenkrebs

Also. Ich habe (gegenüber der Durchschnittsbevölkerung)

- ein 1,6 fach größeres Risiko, Prostatakrebs zu bekommen ("rs6983267(G;G) 1.6x increased risk for prostate cancer; also other cancers 1.4 times as likely to develop colorectal cancer"),

- ein siebenfach größeres Risiko, eine Glatze zu bekommen ("gs122").

Ich habe ein erhöhtes Risiko gastrointestinale Blutungen zu bekommen, wenn ich Ibuprofen nehme ("problem metabolizing NSAIDs impaired NSAID drug metabolism, which is a risk factor for gastrointestinal bleeding when taking any of these medications: aceclofenac, celecoxib, diclofenac, ibuprofen, indomethazine, lornoxicam, meloxicam, naproxen, piroxicam, tenoxicam and valdecoxib").

Ich habe eine genetische Anlage für hellgrüne, braune oder haselnussbraune Augenfarbe ("gs241"). Mein Phänotyp ist aber graublau! :)

Ich habe ein 9,2-fach erhöhtes Risiko, Schilddrüsen-Krebs zu bekommen, weil mein damit in Verbindung stehendes SNP homozygot ist ("rs2145418(G;G)"). Und sofort stellt sich mir die Frage, ob dieses SNP auch etwas mit jener Schilddrüsenhormonmangel-Erkrankung zu tun haben kann, die nicht bei mir, aber bei Verwandten erstes Grades vorkommt. Da ist also gleich ein erster konkreter Ansatzpunkt da, in der nächsten Zeit weiter zu recherchieren.

Ich habe - aufgrund einer Genvariante ("rs16969968(A;A)") - ein höheres Risiko, von Nikotin abhängig zu werden, die zugleich ein geringeres Risiko mit sich bringt, von Kokain abhängig zu werden. Nun scheint diese Genvariante aber durch andere (bekannte oder unbekannte) Genvarianten wieder modifiziert zu werden. Sowie durch günstige Kindheits- und Sozialisierungs-Bedingungen. Beide Eigenschaften sind jedenfalls seit fünfzig Jahren phänotypisch Null Komma nichts zu beobachten gewesen bei mir.

Ich habe ein erhöhtes Risiko, an Zöliakie zu erkranken ("rs3184504(T;T)"). Und in der Tat: Zöliakie-Erkrankung gibt es zwar nicht unter den Verwandten ersten, wohl aber unter genetischen Verwandten zweiten Grades.

Ich habe ein 3,6-fach erhöhtes Risiko, sexuelle Dysfunktion zu bekommen, wenn ich SSRI-Antidepressiva nehme ("rs6311(C;C)"). Zum Glück habe ich noch keine genommen. Aber Citalopram ist mir vor knapp zwei Jahren schon einmal - angesichts von Dauerstress - von Bekannten empfohlen worden. Ich hab es ungebraucht in der Schublade liegen lassen, inzwischen ist das Verfallsdatum überschritten. Eine innere Stimme muss mich gewarnt haben. - Weiter heißt es:
"rs6311 together with rs6314 have a modest effect on depression severity. (...) Three (rs643627-rs594242-rs6311: A-C-T), two (rs594242-rs6311: C-T) and a single functional (rs6311: T) marker were protective against suicidal behavior. The complementary markers (rs594242-rs6311: G-C and rs6311: C) were associated with increased risk for non-violent and impulsive suicidal behavior. Furthermore, CC-homozygotes for the functional SNP rs6311 reported more anger- and aggression-related behavior."
Also dieses SNP scheint schon für sich ein Schutz gegen Selbstmord-Verhalten zu sein, scheint aber überdurchschnittlich mit Zorn- und Aggressions-Verhalten verbunden zu sein. Vielleicht ist ja letzteres der Schutz gegen Selbstmord-Verhalten, weil man Frust nicht in sich hinein frisst. Ja, so würde ich mich schon mitunter charakterisieren. (Schon in der Schule plädierte ich im Unterricht für den Grundsatz: "Macht kaputt was euch kaputt macht!")

Erhöhtes Risiko für Zöliakie

Ich bin heterozygot, was eine genetische Anlage für Hemochromatose betrifft, die eine häufige nord- und mitteleuropäische Erbkrankheit ist, und die (wohl) auftritt, wenn man homozygot ist. ("You are unlikely to be affected unless also a carrier of rs1800562(A) C282Y, but others in your family may be. This is a treatable condition.") ("rs1799945(C;G)") Ich habe noch nicht gehört, dass das in meiner Familie irgendwo aufgetreten ist.

Tja, was nicht alles in Deinen Genen steht, kleiner Mann
(Aufnahme von 1966)

Ich habe noch eine weitere Anlage, die ein zweifaches Risiko mit sich bringt, eine Glatze zu bekommen ("rs2180439(T;T)"). Die Gene haben sich gegen mich verschworen.

Ich habe ein 1,3-fach erhöhtes Risiko, Brustkrebs zu bekommen (das sollen auch Männer kriegen können, wir mir gerade gesagt) ("rs2981582(C;T)".

Ich habe ein 1,5-fach größeres Risiko, eine koronare Herzerkankung zu bekommen ("rs1333049(C;G)").

Wow, und das folgende ist ja auch spannend: Ich kann leichter Irrtümer vermeiden dank einer Dopamin-Rezeptor-Variante ("rs1800497(C;C)"), die zugleich mein Risiko, ADHS, Alkohol-, Nikotin- und Essen-abhängig zu werden (sprich übergewichtig zu werden), sowie zu postoperativer Übelkeit, herabsenkt. Es gibt da etwa den schönen Satz: "Lower obesity due to increased pleasure response to food." Also: Ich habe eine geringeres Risiko, übergewichtig zu werden, weil ich eine intensivere Lust-Reaktion, Befriedigung habe über Essen, das ich zu mir genommen habe. Aha, aha. .... 

Wem soll ich noch etwas von dieser tollen Variante abgeben? :) Dopamin gilt ja als Glückshormon. Und es dürfte sehr spannend sein, nun allerhand Forschungsstudien zu dieser Genvariante zu lesen ... (Die findet man, das kann ich ja gleich mal sagen, schön versammelt auf der OMIM-Datenbank, die "Online Mendelian Inheritance of Man"-Datenbank.) Hier kommen wir dick hinein in den Bereich der Verhaltensgenetik, der ja noch viel spannender ist als die Genetik bloß körperlicher Merkmale. Das ist übrigens fast schon ein philosophischer Satz: Indem mir mein Körper eine intensivere Lust-Empfindung beim Essen gibt, esse ich nicht mehr (!), sondern weniger. Hätte man nicht ohne diese Erkenntnis geglaubt, dass größere Lustreaktion dazu führt, dass man noch mehr essen möchte?

"Increased pleasure response to food"

Ich habe auch eine Variante, die die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich das Empfinden habe, dass Koriander wie Soße schmeckt. So so.

Ich habe ein 1,3-fach erhöhtes Risiko, an Typ 2-Diabetes zu erkranken. Das damit in Zusammenhang stehende SNP (Einzelnukleotid-Polymorphismus) liegt auf Chromosom 6 und kommt, häufiger bei aschkenasischen Juden vor und haben - soweit ich sehe - im nördlichen und westlichen Europa ("Caucasians from Northern and Western Europe") 10 % der Bevölkerung ("rs7754840(C;C)".

Soweit ein erster kleiner Einblick. Übrigens gibt es in den USA eine neue Berufsrichtung, den "genetic counselor" (Wiki). Also den "genetischen Ratgeber". Jemanden, der einem hilft, die Rohdaten der Sequenzierung seines persönlichen Genoms besser zu verstehen und daraus konkrete Handlungsrichtlinien abzuleiten. Ein toller Beruf, in Deutschland läuft das unter "humangenetische Beratung" (Wiki).

Ein Blick in die Verwandtschaft bestätigt vieles

Ergänzung: Noch am gleichen Tag der Veröffentlichung dieses Beitrages (da war er nur halb so lang wie jetzt) habe ich die Zuschrift einer weiblichen Verwandten mütterlicherseits bekommen:
Hier einige Familien-Krankheiten: Eine Deiner Tanten hat Typ II Diabetes. Deine Großmutter hatte Dickdarmkrebs (und auch schwarzen Hautkrebs), Brustkrebs können auch Männer kriegen (Brustkrebs hatten eine Deiner Großtanten und eine ihrer Töchter), zwei oder drei Deiner Onkel haben/hatten Prostatakrebs, Glatze hatte Dein Großvater, seine Söhne haben noch keine. Nikotinsüchtig waren Dein Großvater und zwei seiner Söhne, einer davon ist es noch immer.
Das bestätigt ja sehr schnell sehr deutlich vieles von dem oben Gesagten. Durch weitere Gespräche erfahre ich: Mein Großvater mütterlicherseits kam schon mit schütterem Haar aus dem Ersten Weltkrieg nach Hause. Weil er so viel den Helm tragen musste, heißt es. Mein Opa väterlicherseits war ebenfalls ein starker Raucher ("Overstolz ohne"). Und eine Tante väterlicherseits hatte Brustkrebs.

Da wären also in unserer Familie baldmöglichst Vorsorge-Untersuchungen anzuraten. Das war mir so noch nicht klar. Und das dürfte schon ein erster sehr konkreter Nutzen sein, wenn man seine Gene sequenzieren lässt. Nämlich zu wissen, dass und welche Vorsorgeuntersuchungen für einen von Bedeutung sein könnten.

Meine Leber verstoffwechselt Koffein sehr schnell

Fortsetzung am Folgetag, den 15.5.: Aha, indem ich aus der Rubrik "Topics" einige spannende auswähle, erhalte ich schnell weitere spannende Ergebnisse. Nämlich:

Meine Leber verstoffwechselt Koffein schnell ("rs762551(A;A)"). Dieses SNP haben 53 % aller Nordmitteleuropäer, 58 % aller Mexikaner, 44 % aller Hanchinesen, 40 % der Toscana-Italiener, 35 % der Japaner, 32 % der (Yoruba-)Afrikaner, 28 % der Massai, 25 % der Inder:
"caffeine is broken down faster in your liver, so it has less effect on you. (...) In terms of genotypes, only rs762551(A;A) individuals are considered fast metabolizers. Individuals who are rs762551(A;C) heterozygotes or rs762551(C;C) homozygotes are both considered slow metabolizers."
- - - Ich bin allerdings der Meinung, dass Koffein eine sehr große Wirkung auf mich hat. Deshalb ist für mich genaue Dosierung sehr wichtig. Zum Frühstück zwei Tassen Kaffee (nicht zu stark und nicht zu schwach) und um 15 Uhr noch einmal eine Tasse Kaffee ist für mich gleichbedeutend mit der Möglichkeit geistiger Höchstleistungen. Trinke ich den Nachmittagskaffee (oder grünen oder schwarzen Tee) nach 17 Uhr, schlafe ich in der Regel schlecht ein oder schlafe überhaupt schlechter, bzw. unruhiger. Tja, da gibt es also allerhand Diskussions- und Vergleichsbedarf.

Wann gibt es für so etwas endlich ein deutschsprachiges Forum? Das - wie mir scheint - sehr stark moderierte Nutzer-Forum auf 23andMe (auch nur für angemeldete Nutzer) ist vornehmlich mit Herkunfts-Haplotypen befasst, die man - im Vergleich mit den hier behandelten kodierenden SNP's - inzwischen doch längst als ziemlich langweilig empfinden kann. Außerdem ist es auch noch thematisch wenig übersichtlich gegliedert. Ich kann den Eindruck nicht loswerden, als hätte das Methode. Mag sich aber jeder denken dazu, was er will. Jedenfalls ist mir noch nicht ganz klar geworden, warum der Konstanzer Biologe Axel Meyer die Internetseite von 23andMe als so empfehlenswert ansieht, wie er das Anfang des Jahres auf Facebook getan hat. Es wäre gut, wenn dieser Bereich der "consumer genetics" bald wieder weniger monopolisiert würde als dies derzeit der Fall ist mit 23andMe und als Folge der Einstellung des Dienstes der Isländischen Firma DeCodeMe, die lange Zeit so gute wissenschaftliche Arbeit geleistet hat, und die auch weiterhin viel Schwung in diese Entwicklung hätte bringen können (Wiki).

Wie spannend die ganze Thematik ist, wird auch gleich sehr deutlich an dem folgenden, sehr tollen Ergebnis: "rs1426654(A;A)" auf Chromosom 18 ist (mit-)verantwortlich für die Hautfarbe und bedeutet laut SNPedia, dass ich "wahrscheinlich hellhäutig und europäischer Abstammung" bin:
estimates that the rs1426654(A) allele (light skin pigmentation) spread through the European population around 6,000 - 12,000 years ago. Prior to that, 'European ancestors' were most likely relatively brown-skinned.
Dieses SNP hat sich also erst seit und mit der Einführung des Ackerbaus in Europa ausgebreitet. Die ausgestorbenen Jäger und Sammler, die zuvor in Mitteleuropa lebten, waren (nach der Untersuchung der erhaltenen DNA in ihren Skeletten dunkelhäutiger. Aufgrund dieser evolutionären Geschichte hat dieses SNP heute bei Nordwesteuropäern eine Häufigkeit von 100 %, bei Toscana-Italienern eine solche von 99 %, bei Indern von 89 %, bei Mexikanern von - - - 33 %, bei Massai von - - - 10 % (- immerhin! auffällig! spannend! - woher kommen überhaupt die 10 %?!) und bei Hanchinesen, Japanern, Afrikanern eine Häufigkeit von sage und schreibe - - - 0 %! Es liegt hier also konvergente Evolution von heller Hautfarbe vor, sprich parallele Evolution in Nordeuropa und in Nordasien. Das ist ja schon seit einigen Jahren bekannt und ich schrieb darüber auch schon auf meinem Wissenschaftsblog. Schön, das jetzt in den eigenen Genen wieder zu sehen.

Ich bin voller Vertrauen und Einfühlsamkeit gegenüber meinen Mitmenschen - und gegenüber Kindern ;)

Weiter: SNP "rs53576(G;G)" auf Chromosom 3 ergibt eine Variante im Oxytocin-Rezeptor-Gen und lässt mich - womöglich - Stress besser verarbeiten und mich leichter die Emotionen anderer erkennen und mich weniger schreckhaft sein. Es scheint so zu wirken, als ob ich eines zusätzlichen Sprühstosses Oxytocin in die Nase nicht bedürfte, um all diese positiven Eigenschaften Wirklichkeit werden zu lassen. Es lässt mich also allgemein mehr Vertrauen in meine Umwelt haben und mich ein verträglicher, umgänglicher Mensch sein! Wer möchte diese Variante auch haben? ;)

Sie scheint aber nur zu 0,4 % in der Bevölkerung verbreitet zu sein (- ?). Wirklich? Vielleicht lese ich das auch grade falsch. Studien haben jedenfalls ergeben, dass Menschen mit dem G-Allel einfühlsamer sind, sich weniger allein fühlen, auch als Eltern einfühlsamer sind und niedrigere Häufigkeit von Autismus aufweisen. SNPedia führt zahlreiche neuere Studien an für das eben Gesagte. Das ist ja praktisch ein Supergen! Super, Ingo! (Oh, weia, wenn ich das meinen nächsten Angehörigen erzähle, die verstehen die Welt nicht mehr ... Die werden sagen: Ingo, was bloß hast Du mit dieser Begabung gemacht. Wie ist sie auf den Hund gekommen!)

Der einsichtsvolle Humangenetiker sagt an dieser Stelle vielleicht: Da wird es noch Antagonisten geben, also Genvarianten, die gegenteiliges Verhalten wahrscheinlich machen! :) Tja, wir können eben nichts Positives ohne das Gegenteil denken!

Aber noch ein anderer Gedanke: Hat jemand, der so verträglich und vertrauensvoll ist, mehr Mut, sich von Menschen zu isolieren, als jemand, der das nicht ist? Sprich, mehr Mut, abweichende Meinungen zu vertreten? Könnte ja sein ... Dann wäre der Blog "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" der "rs53576(G;G)"-Blog! :)

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*) Aus diesem Anlass sehe ich heute, am 15. Mai 2016 gerade, dass mein Scilogs-Beitrag aus dem Jahr 2011 im Rahmen des dortigen "Bloggewitters""Deutungshoheit der Biowissenschaften" (siehe auch hier) nicht mehr im Netz zugänglich ist! (siehe auch GA-j! 2011) Deshalb wurde er gerade hier auf dem Blog (erneut) öffentlich zugänglich gemacht.

Die Soziobiologie war noch nie ein "zahnloses" Konzept

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Vorbemerkung: Da ich heute, am 15. Mai 2016, gerade sehe, dass mein Scilogs-Beitrag aus dem September 2011 im Rahmen des dortigen "Bloggewitters""Deutungshoheit der Biowissenschaften" (siehe auch hier) nicht mehr im Netz zugänglich ist (siehe auch GA-j! 2011), veröffentliche ich ihn hier auf dem Blog so, wie ich ihn schon 2011 zur Sicherheit auch hier abgespeichert hatte. Damals wie heute Dank an Elmar Diederichs, dessen öffentlich ausgesprochene Einladung, Gastbeiträge auf seinem Blog "Mind at Work" zu veröffentlichen, ich damals angenommen hatte. 

Die "Deutungshoheit der Biowissenschaften" - was für ein Thema. Und im Umfeld der früher so berüchtigten Soziobiologie schon seit Jahrzehnten diskutiert. Heute kann man ja harmlose Lippenbekenntnisse zum Grundkonzept der Soziobiologie und zur evolutionären Bedingtheit des Menschen formulieren, ohne daß besonders viele Leute einmal genauer nachfragen, ob diese Lippenbekenntnisse eigentlich noch etwas zu tun haben mit dem revolutionären Konzept, mit dem die Soziobiologie einst, in den frühen 1970er Jahren angetreten war. 

Die wissenschaftliche Akzeptanz dieser einstigen Außenseiter-Disziplin "par exzellence" stieg in dem Umfang, in dem sich die Regenbogenpresse eines Teils ihrer Themen annahm. Dieser Umstand ist auch heute noch vielen innerwissenschaftlichen Diskussionsbeiträgen und Lippenbekenntnissen anzumerken.

Die Soziobiologie - einst angetreten als ein revolutionäres Konzept

Im Gegensatz dazu forschen und publizieren im vollen Bewußtsein der Tragweite der "Deutungshoheit der Biowissenschaften" Leute wie Edward O. Wilson, Richard Dawkins und all ihre mit ihnen sympathisierenden Kollegen schon seit Jahrzehnten. Aber ebenso die Gegner dieser als "Hardliner" empfundenen Biologen, wie etwa Richard Lewontin, Stephen Jay Gould und andere. Um diese Gegner ist es in den letzten Jahren stiller und stiller geworden. "Lewontin's Fehlschluß", nämlich daß das Konzept "Rasse" für die menschliche Biologie und Psychologie keine Bedeutung habe, ist in der Wissenschaft unwidersprochen eben als ein solcher Fehlschluß (und auch als ein auf den Kopf gestellter naturalistischer Fehlschluß) festgestellt worden. Wenige aber nur trauen sich, sich selbst und anderen die revolutionären Implikationen klar zu machen, die mit der Widerlegung von "Lewontin's Fehlschluß" einhergehen für unser Weltbild und für die "Deutungshoheit der Biowissenschaften".

Das zentrale Paradigma, das die "Deutungshoheit der Biowissenschaften" mit sich bringt seit einigen Jahrzehnten, ist, daß der Mensch von den Biowissenschaften immer deutlicher als Gruppenwesen, als "zoon politikon" erkannt wird. Der Paradigmenwechsel vom "Mensch als Werkzeugmacher" zum "Menschen als soziales Wesen" vollzog sich schon vor Jahrzehnten. Die Schlußfolgerungen dieses Paradigmenwechsels hinsichtlich einer Deutungshoheit der Biowissenschaften sind aber bis heute nur spärlich und zögerlich gezogen worden.

Steven Pinker: Genetisch mitbeeinflußte Begabungen könnten unterschiedlich auf Rassen und Völker verteilt sein

Robin Dunbar wies nach, daß Gehirngröße und Gruppengröße über den ganzen Primatenstammbaum hinweg miteinander korrelieren, daß also die Gehirngröße des Menschen und der Umfang der sozialen Beziehungen, die er bewältigen kann, miteinander in ähnlichen kausalen Zusammenhängen stehen wie bei allen Primaten ("Dunbars Number") (siehe sein wunderschönes Buch "Klatsch und Tratsch"). Jane Goodall zeigte am Beispiel der wildlebenden Schimpansen auf, wie sich das Gruppenleben unserer engsten Verwandten im Tierreich in "Krieg und Frieden" gestaltet. Andere zeigten anhand der Bonobos wiederum ein ganz anderes Gruppenleben auf. Im Anschluß an solche Forschungen formulierten David Sloan Wilson und Kevin MacDonald ihr Konzept von den "gruppenevolutionären Strategien", die implizit oder explizit in menschlicher Kultur, in menschlichen Religionssystemen beschlossen liegen.

Eine "Evolutionäre Religionswissenschaft" bildete sich in den letzten Jahren und wies nach, daß diese "gruppenevolutionären Strategien" entweder zu evolutionsstabilen oder zu evolutions-instabilen Demographien der betroffenen Gruppen, Religionsgemeinschaften und Völker führen können - je nach dem. Der Grundgedanke von Charles Darwin wurde damit auf deutlich erweitertem Wissensstand einmal aufs Neue bestätigt, wie er schon im Untertitel seines Hauptwerkes enthalten ist: "On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life".

Was für ein Anspruch hinsichtlich "Deutungshoheit der Biowissenschaften"!

Und dann - und dann kam die Mondlandung in der modernen Humangenetik. Die vollständige Sequenzierung des menschlichen Genoms und damit die Erkenntnis, daß Gensequenzen für Körpermerkmale, psychische Merkmale und Intelligenzmerkmale weltweit in ihrer Häufigkeit auf die Völker unterschiedlich verteilt sind. Steven Pinker zog schon 2005 die Schlußfolgerung und erklärte, daß genetisch angeborene Begabungen - als Ergebnis der Evolution - unterschiedlich auf Völker und Rassen verteilt sein könnten. Unzählige Humanwissenschaftler auf der ganzen Welt stimmten ihm zu.

Frank Schirrmacher: Die gespenstische Abgebrühtheit der gesellschaftlichen Eliten macht nur noch sprachlos

Die Debatte ist im vollen Fluß. Der naturwissenschaftlich informierte Historiker und Politiker Thilo Sarrazin nahm sie 2010 auf. Der soziobiologisch informierte Frank Schirrmacher erkannte sofort die eigentlichen Implikationen der Sarrazin-Debatte in Bezug auf die "Deutungshoheit der Biowissenschaften". Und auch Norbert Bolz sprach von "Geschichtszeichen". Deutsche Intelligenzforscher wie Heiner Rindermann und der von Hirnforscher Gerhard Roth geförderte Detlef Rost haben in der Öffentlichkeit noch wenig Unterstützung von Seiten der biowissenschaftlich orientierten Fachkollegen erhalten. Auf die Dauer wird sich diese Situation aber nicht halten lassen.

Und dann erst wird in vollem Umfang erkennbar werden, wie implikationsreich die "Deutungshoheit der Biowissenschaften" geworden ist. Sie stellt grundlegende gesellschaftliche Konzepte infrage, wie sie heute von allen großen Parteien des deutschen Bundestages vertreten werden. Weshalb Thilo Sarrazin auch in der Debatte im letzten Jahr von ihnen allen so scharf geschnitten wurde. Norbert Bolz hatte recht: Die Politiker - aber auch viele Biowissenschaftler - leben heute noch in einer Parallelgesellschaft und sind sich der schiefen Ebene gar nicht bewußt, auf der sie sich bewegen. Man darf gespannt sein, wie sich hier die geistigen Auseinandersetzungen künftig weiter gestalten werden.

Was ist dran an den technischen Möglichkeiten, die Bastian Greshake aufzeigt. Wird es künftig parallel zu einem "Guttenplag" noch ganz andere Internetseiten geben, die die Kommunikationsunwilligkeit zahlreicher Biowissenschaftler zu den eigentlich gesellschaftlich brisanten Fragen bezüglich der "Deutungshoheit der Biowissenschaften" aufbrechen werden? Wird es Frank Schirrmacher sein, der mit einem neuen Bestseller seine jüngst geäußerte "Sprachlosigkeit"überwindet, als er über die CDU und ihren Verrat grundlegendster bürgerlicher Werte sagte:
"Der geradezu verantwortungslose Umgang mit dem demographischen Wandel macht in seiner gespenstischen Abgebrühtheit einfach nur noch sprachlos."
Wir leben in aufregenden Zeiten!

Im "Occidental Observer" - Ein Gedenkartikel auf Mathilde Ludendorff

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Zu ihrem 50. Todestag - Tenor: Sie war nicht nur intelligent - sie hatte auch Humor

Ein mitreißender Gedenkaufsatz zum 50. Todestag von Mathilde Ludendorff ist nicht in Deutschland, nicht in deutscher Sprache erschienen, aber offenbar von einer Deutschen verfasst und erschienen in der amerikanischen Internetzeitung "Occidental Observer" (1), herausgegeben von dem kalifornischen Evolutionären Psychologen Professor Kevin MacDonald, dessen Arbeiten über Judentum und Antisemitismus als gruppenevolutionäre Strategien wir sehr schätzen.

Und damit hat dieser Blog nun vorgestern, am 13. Mai 2016, erheblich Unterstützung in der Welt des Geistes und des Internets erhalten. In Welten, in denen er sich bislang oft verzweifelt einsam und isoliert fühlte. Danke auch nach Salzburg für den Hinweis auf das, was im vorliegenden Beitrag zu berichten ist. Eine - wie es scheint junge - Autorin, die sich Lore Waldvogel nennt, die Literaturwissenschaft studiert hat und promoviert ist in Religionswissenschaft, hat diesen außerordentlich gelungenen Gedenkartikel veröffentlicht.

"She had a great sense of humor"

Diese Worte schreiben wir schon nieder, bevor wir ihren Artikel überhaupt zu Ende gelesen haben. Nämlich nachdem wir beim Lesen innerhalb dieses Gedenkartikels bis zu dem folgenden zu zitierenden Absatz vorgedrungen waren, und zwar über den Humor von Mathilde Ludendorff. Denn wenn man verstanden hat, dass diese Frau Humor hatte, und dass dieser ihr jeder Zeit hilfreich war, dann hat man vieles über diese Frau verstanden. Und die Autorin Lore Waldvogel hat genau dieses - und in der Tat noch vieles andere - außerordentlich gut verstanden. Ihre Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht scheint ihr das Verständnis des Wollens von Mathilde Ludendorff sehr erleichtert zu haben. Ob Lore Waldvogel auch unsere Blogs gelesen hat? Zumindest bislang noch nicht sehr gründlich. Denn in ihrem Aufsatz sind sehr selbständige Urteile enthalten. Sie scheint also unabhängig von uns auf dieselben Kernanliegen gekommen zu sein, die dieser Blog vertritt. Und auch auf Kernanliegen unserer dreibändigen Dokumentationsreihe "Satanistische Okkultlogen in der Weltpolitik" (2013). Hoffentlich wird sie da von Zeitschriften wie der rechtskatholischen "Neuen Ordnung" und der rechtschristlichen "Sezession", für die sie seit Dezember auch schreibt, nicht künftig gemieden oder scheel angesehen. Jedenfalls ist es sehr treffend und selbständig geurteilt, wenn sie im "Occidental Observer" schreibt:
Apart from her striking intellectual independence, Mathilde had a great sense of humor, which helped her deal effectively with cases of induced madness through religious and occult teachings. In her book on the subject (Induziertes Irresein durch Occultlehren, 1933), she finishes them all off in one blow: Christians, Jesuits, Freemasons, and the occult movements that were flooding the scene in the Weimar Republic, including Yoga as transmitted to German audiences by Indologist Jakob Wilhelm Hauer. She skillfully quotes select passages from original writings and lets them speak for themselves — some leaked to her by patients — which glaringly reveal the level of (self-)deception and absurdity of these belief systems. As a reader, you seriously begin to wonder why you were ever attracted to some of these ideas.

Notwendig: "eine Vergegenwärtigung der geistigen Schätze, die man uns hinterlassen hat"

Was für großzügige und freie Worte. Lore Waldvogel. Diesen Namen werden wir uns merken. Sie urteilt zusammenfassend über Mathilde Ludendorff:
As far as I can see, this is a thoroughly and traditionally German approach, which, contrary to popular myth, revolts against imperialism, cultural arrogance, self-righteousness or intellectual cruelty against other peoples. Perhaps, it might be a good idea for the English-speaking Alternative Right and the German New Right to remember this.
Perhaps. Vielleicht. Das möchten wir wohl auch meinen. Es wird Zeit. Lore Waldvogel schreibt auch so außerordentlich richtig:
The General had warned against Hitler, prophesying that he would not be able to stop the blood-thirstiness of the SA, for which he himself was responsible.
Und gestern schrieb sie dort noch in einem Kommentar in Antwort auf Missverständnisse anderer Kommentatoren:
There is absolutely no relationship between Blavatsky and Ludendorff. Mathilde opposed occultism and thought it amounted to brainwashing and stultification (see her book on Induced Madness through Occult Teachings). She even ridiculed astrology. Hers was a very sane and sober response to occultism and various teachings promising “happiness”, that had sprung up in those days for various reasons (from my point of view because of A) a disillusionment with Christianity, and B) the spiritual and moral crisis effected by modernization and industrialization). It would be wrong to classify her as New Age (which is a very loose and unspecific term), just because she developed metaphysical teachings, too, or because she identified with Germanic attitudes to nature and life in general. The Hippie movement goes back to the German Lebensreform movement around the turn of the century, indeed, which had a pagan, environmentalist angle and supported animal welfare.

Die erste Evolutionäre Psychologin der Geschichte

Abb.: Professor Kevin MacDonald
Und dazu habe ich selbst gerade noch geschrieben ("Your comment is awaiting moderation"):
I think, at this forum there is even much more to say about Mathilde Ludendorff. She is *the* german Kevin MacDonald. She was the first evolutionary psychologist in history. And I say that as someone who is genuinly informed about the paradigm shift in modern Evolutionary Anthropology (Lewontin’s fallacy, race realism and all that). I say that as someone, who has read “A Culture of Critique” with a lot of excitement. Mathilde Ludendorff had framed her thinking about the “Volksseele” and about the “völkische Idee” quite as a group evolutionary strategy as it is defined by Kevin MacDonald and others. Only without using the term itself. Between the theoretical writings of Mathilde Ludendorff about group evolutionary strategies (which includes those of religious movements as we know it), and the writings of Kevin MacDonald there is no place for a sheed of paper.
If you read her thinking about the evolution of human sexuality you are able to recognize that her thinking is more modern than that of a lot of Evolutionary Psychologist’s thinking today (in her book “Erotische Wiedergeburt” = “Der Minne Genesung”, that means: The healing of human sexuality). Please translate her in your language. It is important to have a philosophy that is in accordance with modern natural sciences and that gives a RELIGIOUS worldview too. (I like to avoid the term “mystical”, Mathilde Ludendorff does it too.)
There is a lot of research going on today about the possibility of religious experience inside the human psyche. Look into the books of this pupil of Emil Kraepelin and you will find a lot of stimulus for that. We in germany are enthusiastic about Charles Darwin and all those british and american giants of evolutionary thinking following him. You in USA are enthusiastic about german thinkers like Ernst Haeckel, August Weismann, Emil Kraepelin. Put her on your list too: Mathilde Ludendorff. Nothing is wrong with that.
I have written books about the backround of Mathilde Ludendorff’s book “Induziertes Irresein durch Okkultlehren” here: http://www.lulu.com/spotlight/studium_generale (Also about Adolf Hitler controled by astrologers ….) I am running a blog in german language about the Ludendorff movement here: http://studiengruppe.blogspot.de/ And I am running a blog in german language about the political awakening of the european people here: http://studgenpol.blogspot.de/ Some things in english language I have written here, also about “Hamilton’s Unequation and the Principle of Division of Labour in Complex Societies”: http://studgen.blogspot.de/. Thank you to Lore Waldvogel.

Und wer ist Lore Waldvogel?

Abschließend noch: Wer ist Lore Waldvogel?:
Lore Waldvogel holds a Ph.D. in Literature and an M.A. degree in Religious Studies. Her essay “Carl Gustav Jung and the German Soul” (in German) was published in Sezession. An expanded version will be published in the forthcoming issue of Neue Ordnung.
Über die Dezember 2015-Ausgabe der Zeitschrift "Sezession" wird berichtet (2):
Die Dozentin Lore Waldvogel beschäftigt sich mit der Lehre Carl Gustav Jungs und den aus ihr zu ziehenden Schlüssen über eine deutsche "Volksseele".
Sie wird sich dann übrigens auch bewusst sein, so hoffen wir, dass auch Carl Gustav Jung von Mathilde Ludendorff sehr kritisch geschehen wurde, wie unserer Dokumentation zu entnehmen ist. Auch Jung war okkultgläubig. Fast allen deutschen "Konservativen Revolutionären" der 1920er Jahre fehlt jene gesunde Naturwissenschaftsnähe, die vor Okkultismus und Gotteswahn aller Art schützt, und für die Mathilde Ludendorff weit und breit fast ganz allein steht in diesem Umfeld. Jung hat, so schreiben wir hier auf dem Blog, den bekennenden Satanisten und Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse behandelt. Er hat auch Frauen behandelt, die an multipler Persönlichkeitsstörung litten. Man möchte meinen, dass er - wie auch schon von Sigmund Freud vermutet wurde - über die durch rituellen Satanismus hervorgerufene multiple Persönlichkeitsstörung mehr wusste, als er öffentlich sagte. Aber das hier nur am Rande.

Schon am 30. Dezember 2015 machte Lore Waldvogel auf sich aufmerksam mit folgenden bedenkenswerten Sätzen (3):
In aktuellen politischen Debatten um die Frage „Wer sind wir, und was gibt es hier eigentlich zu verteidigen?“ vermisse ich manchmal eine Vergegenwärtigung der geistigen Schätze, die man uns hinterlassen hat, und die die deutschsprachige Kultur von anderen Ländern, die sich auch als abendländisch-christlich verstehen, unterscheidet.
In diesen Dingen sind wir ganz und gar auf ihrer Seite.
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  1. Lore Waldvogel: Commemorating Mathilde Ludendorff on the 50th Anniversary of Her Death. In: Occidental Observer (White Identity, Interest and Culture), 13. Mai 2016, http://www.theoccidentalobserver.net/2016/05/commemorating-mathilde-ludendorff-on-the-50th-anniversary-of-her-death/
  2. Lore Waldvogel: C.G. Jung und die deutsche Seele. In: Sezession, Dezember 2015, http://www.sezession.de/52293/sezession-69-ist-erschienen.html
  3. Lore Waldvogel: Filmtip zum Jahreswechsel: „Morgenröte im Aufgang – Hommage an Jacob Böhme“. Sezession, 30. Dezember 2015, http://www.sezession.de/52696/filmtip-zum-jahreswechsel-morgenroete-im-aufgang-hommage-an-jacob-boehme.html
  4. Lore Waldvogel: Muslime, Migranten und Vergewaltigungen: ein Blick auf die Hintergründe. Sezession, 12. Januar 2016, http://www.sezession.de/52825/muslime-migranten-und-vergewaltigungen-ein-blick-auf-die-hintergruende.html

Beseelungswissen (III) - Gerhard Roth - Wie das Gehirn die Seele macht

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Das schon in einem früheren Beitrag beandelte Buch von Gerhard Roth "Wie das Gehirn die Seele macht" findet erfreulicherweise auch anderenorts manche Aufmerksamkeit. Dabei ist mitunter noch das Missverständnis festzustellen, dass die von Roth behandelten Inhalte nur dem Menschen Seele zusprechen. Das ist natürlich nicht so, auch wenn Roth in seinem Buch keine ausgesprochene Tier- oder gar Pflanzenpsychologie betreibt. Ich schrieb diesbezüglich an einen Leser dieses Buches:

"Ich habe das Gefühl, dass Du Gerhard Roth ein bisschen Unrecht tust, wenn Du sagst, Roth würde sagen, Seele würde NUR durch Gehirn, Nervenzellen hervorgebracht werden. Das ist zunächst nahe liegend, da er ja Hirnforscher ist und von der menschlichen Seele spricht. 

Ich selbst hatte mich ja auch schon mit dem Buch von Gerhard Roth beschäftigt:
http://studgenpol.blogspot.de/2016/03/beseelungswissen-ii-gerhard-roth-wie.html

Wobei mir bewusst ist, dass ich das Buch von Roth auch in diesem Aufsatz noch längst nicht ausrdeichend ausgeschöpft hatte. Vor allem hatte ich auch den mündlichen (Video-)Vortrag von Roth zum gleichen Thema ausgewertet und zitiert, wo er manches vielleicht ein bisschen deutlicher und prägnanter sagt als im Buch. 

Und dort hatte ich mich ja gerade auch darüber gefreut und das hervorgehoben, dass er - gerade auch im Video-Vortrag - so oft von Seele im Sinne der von Dir zitierten Brockhaus-Definition spricht. So dass ich das Gefühl habe, dass man ihm schon von daher unterstellen darf, dass er die Frage nach der Seele von Lebewesen ohne Nervenzellen durchaus mit bedacht hat und mit bedenkt (wenn das auch nicht der Schwerpunkt dieses Buches und Vortrages ist - vielleicht ist das auch anderswo behandelt).

Ich bringe aber auch ein Zitat von Seite 370 des Buches, wo mir scheint, dass doch recht deutlich wird, dass Roth diese Sichtweise in seinem Buch insgesamt mitbehandelt. Dort schreibt er:

>>In diesem Buch haben wir mit "Seele" die Gesamtheit der Vorgänge bezeichnet, die sich in unserem bewussten, vorbewusst-intuitiven und unbewussten Fühlen, Denken und Wollen ausdrücken. Hierfür gibt es im Deutschen kein besseres Wort, auch wenn "Geist" und "Psyche" wesentliche Teile davon abdecken.<<

Hier klingt doch auch eine Antwort auf diese Frage mit, insofern er ja von "vorbewusst-intuitivem und unbewusstem Fühlen, Denken und Wollen" spricht. Ein unbewusstes Wollen hat ja auch eine Pflanze oder ein Mehrzeller ohne Nervenzellen. Aber wenn man auch sonst das Buch genauer durchgeht, wird ja klar, welche immense Rolle nicht nur Nervenzellen für das (menschliche) Seelenleben haben, sondern eben auch Hormone, Stresshormone, Glückshormone, Bindungshormone und so weiter. Und zwar sowohl Produktionsorte wie auch Rezeptionsorte (Zahl der Rezeptoren im so wesentlichen "Belohnungszentrum" des Gehirns zum Beispiel). Und HORMONE haben ja auch Pflanzen (Phytohormone). Und es gibt gewiss mancherlei auch aktuellere Literatur, die aus dieser Sicht der Pflanzenwelt ebenfalls Seele zuspricht. 

Das sollte sicher noch einmal überprüft werden. In diesem Bereich ist in der Naturwissenschaft allerdings weiterhin der Seelenbegriff sicher noch eine Minderheitenmeinung. Ich glaube aber, dass das Buch von Gerhard Roth mittelfristig auch in DIESE Richtung Schritt für Schritt Wirkung zeigen wird. Und zwar um so mehr, um so mehr auch das religiöse Erleben und das Erleben des Wahren, Guten und Schönen (siehe Manfred Spitzer) Thema der Hirnforschung wird."


Und dem möchte ich hier noch hinzufügen: 

Wenn man das Buch von Gerhard Roth verstehen will, sollte man sich zunächst schon im Vorfeld klar machen, über welche Schritte die Evolution eigentlich das Seelische evoluiert haben kann. Wie kommt ein beliebiges, sich von seiner Umwelt abschließendes und gegenüber einer Umwelt seine eigene Identität behauptendes Einzelwesen überhaupt dazu, ein Einheitsgefühl mit seiner Umwelt, mit der Welt überhaupt zu entwickeln? Sollte ein solches Einzelwesen nicht in großer Gefahr stehen, für immer und dauerhaft ein Leben isoliert für sich zu leben? Genau das ist ja in der Evolution nicht geschehen. Die Umwelt-Beziehungen der Einzelwesen wurden ja mit jedem Evolutionsschritt komplexer und komplexer. Und zwar nicht nur über Nahrungsaufnahme, Verdauung und Ausscheidung, nicht nur über Einatmen und Ausatmen, sondern auch durch Sinnesrezeptoren, die dem Einzelwesen Auskunft über die Außenwelt geben, über Nervenzentren, die diese Auskünfte verarbeiten und möglichst sinnvolle Handlungsantworten erarbeiten, wobei sie kontrolliert und gesteuert werden von Verhaltenshormonen, die die Verrechnungsprozesse mit Gefühlen begleiten, verstärken oder abschwächen, mit Gefühlen der Lust, der Unlust, mit dem Aufbau von Erwartungen, mit dem Gefühl von Befriedigung und Bestätigung, wenn die Erwartungen erfüllt werden, mit dem Gefühl von Enttäuschung und Unlust, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Was dann wieder in von Roth beschriebenen Rückkopplungen Lernprozesse in den Nervenzentren auslösen kann. 

Diese Verhaltenshormone bewirken aber noch mehr. Sie lassen das Einzelwesen insbesondere gegenüber Artgenossen, Paarungspartnern und Nachkommen Empathie und Einfühlsamkeit erleben, Mitleid und Mitfreude. Die US-amerikanische Primatologin Barbara King vertritt die These, dass diese Empathie und das damit einhergehende Gefühl der Zugehörigkeit zu den Eltern, zur Verwandtschaft oder zur sozialen Gruppe eine der stärksten Wurzeln war und ist für jenes seelische Erleben der Einheit des Einzelwesens mit seiner Umwelt, das der Mensch, der zur Sprache gefunden hat und bewusst über solche Dinge nachdenken kann, seit Jahrtausenden religiöses Erleben genannt hat.

Wenn wir aber nun von Gerhard Roth erfahren, dass und wie Oxytocin, Vasopressin, Serotonin, Dopamin, Cortisol und andere Verhaltens-, Vertrauens-, Misstrauens-, Glücks-, Bindungs-, Stress- und so weiter -hormone und ihre jeweiligen Rezeptoren in den Nervenzellen des Gehirns zusammenwirken, um das zustande zu bringen, was Gerhard Roth und mit ihm die moderne Hirnforschung das Seelische nennt, dann wissen wir damit auch, dass das so definierte Seelische nicht etwas ist, was sich auf den Menschen beschränkt.

Das geht ja schon daraus hervor, dass wesentlichste Erkenntnisse über alle hier vorliegenden Zusammenhänge an Tieren erforscht werden und auch werden können. Denn Tiere, insbesondere Säugetiere, zeigen alle grundlegenden, von Roth beschriebenen Zusammenhänge insbesondere des limibischen Systems -nach Roth der Sitz des Seelischen - beim Menschen auch schon. 

Ihnen fehlt nur das Bewusstsein und die Sprache, um sich mit uns über solches Erleben austauschen zu können. Also auch das Gehirn von Tieren macht natürlich Seele. 

Muhammad Ali über rassegemischte Ehen

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Wer kennt die Tierart Liger?

Der Boxer Muhammad Ali äußert sich hier im Fernsehen über rassegemischte Ehen. Mir gefällt, was er sagt (Yt).


Das, was er sagt, nämlich dass Menschen dazu neigen, mit genetisch näher Verwandten unterbewusst und bewusst besser zu kooperieren als mit genetisch entfernter Verwandten, ist durch verhaltensbiologische Experimente vielfältig bestätigt. Richard Dawkins spricht darüber auch sehr schön in dem Kapitel "A Grasshoppers Tale" seines wunderschönen Buches "The Ancestors Tale" aus dem Jahr 2004.

In seinem Leben hatte Muhammad Ali mehrere Frauen. Soweit übersehbar, scheint er sich bei der Wahl derselben an das gehalten zu haben, was er hier sagt. Wenn man ihm grundsätzlich zustimmt bei dem, was er sagt, heißt das aber noch nicht, dass man der Meinung ist, dass rassegemischte Menschen mehr oder weniger wert sind als andere Menschen. Mir ist auch kein vernünftiger Mensch bekannt, der eine solche Meinung vertritt.

Selbst eine so völkische deutsche Evolutionäre Psychologin wie Mathilde Ludendorff (1877-1966) beschreibt in ihren Lebenserinnerungen ihre Freundschaft mit dem jungen begabten Schriftsteller Otto Braun (1897-1918) (Wiki) als erfüllt von tiefem Respekt ihm gegenüber. Dieser war ein im Ersten Weltkrieg als junger Mensch gefallener Sohn der deutschen Frauenrechtlerin Lily Braun und ihres jüdischen Ehemannes Heinrich Braun. Mathilde Ludendorff geht auch von der Tatsache aus, dass alle modernen Völker rassegemischte Völker sind und leitet von diesem Umstand die angeborenen und kulturell ausgeprägten und weitergegebenen Begabungsprofile dieser Völker ab. Hinsichtlich des modernen japanischen Volkes nahm sie beispielsweise an, dass es entstanden ist durch (bronzezeitliche) Beimischung von Menschen europäischer Abstammung, eine Vermischung, die sie sogar als positiv bewertete.

Kennt jemand die Tierart "Liger" (Wiki)? Ich kenne ein achtjähriges Mädchen deutscher und südkoreanischer Abstammung, das als Referatsthema in der Schule sich diese Tierart ausgesucht hat, um sie der Klasse vorzustellen. Man versteht, dass das ihre Art ist, sich mit einer solchen gemischten Abstammung auseinander zu setzen. Ich wünsche allen rassegemischten Menschen - wie allen Menschen überhaupt - die Stärke von Löwen und Tigern. Und die Stärke und den Freimut eines Muhammad Ali. Denn diese Stärke und diesen Freimut braucht man heutzutage. Man muss sich gegen so viel schreiendes Missverständnis zwischen Menschen durchsetzen und gegen so viel gegenseitige Herabsetzung ....

Tapfer voran, AfD, mit Michael Klonovsky als informiertem Vordenker!

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Michael Klonovsky schreibt schnell Dinge hin, die man als langsamer Deutscher nur schwer verdauen kann ... Versuchen wir es wenigstens, das mit der Verdauung - - -

Der "rechtskonservative" Intellektuelle Michael Klonosky, einstmals Focus-Journalist, derzeit politischer Berater von Frauke Petry und ein Mensch, der voller Bewunderung und Stolz über den Staat Israel und das jüdische Volk reden kann, dem auch seine zweite Ehefrau angehört, hat im Fall Wolfgang Gedeon schon vor zwei Wochen die vielleicht bemerkenswerteste Stellungnahme überhaupt abgegeben (28.06.2016). Er brachte zunächst das folgende Zitat:
„Die jüdische Tradition setzt voraus, daß unter der Messias-Herrschaft bzw. Gottesherrschaft die Völker ihre angestammten Kulte preisgeben (müssen) und zur Anerkennung der Autorität der Torah gezwungen sein werden, ohne die Torah selber zu studieren oder gar halten zu dürfen. Sie haben vielmehr unter Anerkennung des Gottes Israels als des alleinigen Gottes und der Torah als höchster Offenbarungsautorität unter Androhung der Todesstrafe sich auf die Praktizierung der sieben ‚noachidischen Gebote’ zu beschränken und erwerben sich so den ihnen geziemenden Anteil am endgültigen Heilszustand.“
Abb.: ... Michael Klonovsky ...
Und nachdem er dieses Zitat gebracht hat, schreibt Klonovsky weiter:
Schreibt Gedeon? Nein, das steht so bei Johann Maier, „Geschichte der jüdischen Religion“, Herder Verlag 1992. Maier war Gründer und Direktor des Martin-Buber-Instituts der Universität Köln, an der er von 1966 bis 1996 als Professor für Judaistik lehrte.
Und dazu sage ich: Genau den Gedanken dieses Judaistik-Professors äußerte ich selbst auch schon während meines Geschichtsstudiums an der Freien Universität Berlin etwa 1990 in einem Hauptseminar über "Das Judentum in der Antike", gemeinsam veranstaltet von den Professoren Alexander Demandt (Alte Geschichte) und Peter Schäfer (Judaistik), und zwar ohne dass mir jemand widersprach. (Ich hatte ganz schön Bammel, als ich solche verwegenen Ziele dem Judentum unterstellte.) Meine Seminararbeit war mit der Judengesetzgebung der römischen Kaiser der Spätantike befasst (vor allem Codex Theodosianus und Codex Justinianus). (Ich sollte sie vielleicht einmal herauskramen und veröffentlichen.) In der damaligen Judengesetzgebung war das ständig wiederholte Hauptthema das Verbot des Proselytenmachens durch die Juden. Ein Verbot, an das sie sich natürlich überhaupt nicht hielten, weshalb diese Verbote von den Kaisern ja auch ständig wiederholt werden mussten. Die Juden bekehrten alle ihnen nur erreichbaren Menschen zum Judentum. Die ersten nichtjüdischen Christen und Moslems waren demnach: Proselyten. Man könnte auch sagen, dass die Freimaurerei aus dieser Proselytenmacherei hervorgegangen ist. Insgesamt ein Thema voller Implikationen und Schlussfolgerungen. Und was für ein erschreckender Text, der Text von Johann Maier. - - - Aber was macht nun Herr Michael Klonovsky mit diesem Zitat? Er schreibt:
Die Texte liegen nun mal vor, die Tradition existiert.
Machen wir dahinter einmal einen Punkt. "Die Tradition existiert." Herr Klonovsky spricht hier nicht in Vergangenheitsform, er sagt nicht: "Die Tradition existierte." Man darf ja dann schon mal fragen: Wo denn? In welchen Köpfen existiert diese Tradition. Diese - offenbar - gemein-jüdische Tradition? Nein, solche Fragen bekümmern den Herrn Klonovsky nicht. Er schreibt ganz fröhlich weiter:
Aber nur Narren oder Fundamentalisten nehmen das alles für bare Münze, ...
Sie nehmen für bare Münze, was ein Professor für Judaistik in einem Buch schreibt. Wie können sie nur? Wozu schreibt ein Wissenschaftler ein Buch? Etwa damit man seine Inhalte für bare Münze nimmt! Was für ein Irrsinn. Der Professor wollte natürlich ein Witzbuch verfassen. Er selbst war der Narr und schrieb ein Buch für Narren! Oder war er ein Fundamentalist? Oder wer war und ist Fundamentalist? Ach je, wir wissen es wirklich nicht ... (... Vielleicht Herr Klonovsky? Warum schreibt er sonst so zynisch wie es im weiteren zu lesen sein wird? Wir wissen es nicht ...) Nun also Klonovsky weiter:
... und der Politischen Korrektheit schaudert’s ...
... freilich ...
an der falschen Stelle.
Freilich!
In Rede stehen Phantasien ...
... "Phantasien". Es war zwar die Rede von einer "jüdischen Tradition", die "existiert". Aber man kann ja da mal schnell und schlankweg sagen, dass diese existierende jüdische Tradition ein "Phantasma" ist. Sonst wäre man ja ein Antisemit, wenn man sie nicht für Phantasien hielten. ... Oder - ? Hören wir also weiter von diesem "Phantasma" ...
... eines kleinen, von den damaligen Großmächten an die Peripherie gedrängten und teilweise versklavten Völkchens, die natürlich von Vergeltungsgelüsten und Kompensationsbedürfnissen durchsetzt sind, ...
Und wenn ein solches Volk Vergeltungsgelüste hat, dann brauchen nichtjüdische Völker diese ja überhaupt nicht als gefährlich ansehen. Warum auch. Es sind ja bloß Phantasmen. Klonovsky sieht keine Gefahr. Bei seiner schnellen Hinwegschreiberei muss er auch noch folgenden Nebensatz einfügen:
... (hier sind sowohl Nietzsches schöpferisches Ressentiment als auch Odo Marquards Homo compensator am Wirken) ....
Das geht nicht anders. Einen Begriff wie "schöpferisches Ressentiment" muss man sich auch erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Aber das nur nebenbei. (Klonovosky hat sich über dieses schöpferische Ressentiment auch schon Gedanken gemacht: 18.02.2016., wobei sich herausstellt, dass Ressentiment nach Nietzsche keineswegs schöpferisch, sondern gegen-schöpferisch ist. Aber das ist ja für einen Klonovsky kein Problem. Er kann ja auch sonst leicht schwarz zu weiß und weiß zu schwarz umschreiben, Existenz zu Phantasie und Phantasie zu Existenz ...) Dann aber kann Klonovsky eigentlich nur noch bewundern:
... eines Volkes, dessen heilsgeschichtlichen Optimismus ...
er meint eben jene "jüdische Tradition", die zugleich "existiert" und "Phantasie" ist, zugleich weiß und schwarz ist,
... man übrigens nur bestaunen kann, das sich mit bewundernswerter Beharrlichkeit seit mehr als zweieinhalbtausend Jahren in der Geschichte hält, obwohl ihm die Umstände zwischen (evtl.) Nebukadnezar II., Titus und Hitler mehrfach den Garaus hätten bereitet haben müssen ...
... Fundamentalisten werden das dann ja wohl nicht sein, die so etwas zuwege bringen ...
und das, weil es dem Boden entrissen wurde, in dem es wurzelte, stattdessen im Himmel der Gottesfurcht und der Verheißung Luftwurzeln schlug, um ein Bild Heinrich Heines aufzugreifen. Und genauso wie Krone und Wurzel hat sich auch die Richtung des Ressentiments umgekehrt - die Juden verwandelten sich in dessen Zielscheibe.
Also, lesen wir mal genau: Das Ressentiment, das die Juden den nichtjüdischen Völkern entgegenbrachten, kehrte sich um und traf nun die Juden selbst. Oh jeeee! Wenn das mal nicht sekundärer Antisemitismus ist nach der Definition unseres seligen Herrn Werner Patzelt! Ich muss mir große Sorgen machen, Herr Klonovsky. Und was ist zwischenzeitlich mit besagter "jüdischer Tradition" geworden? Mit all diesen ... "Phantasien" ...? Klonovsky:
Dass dieses unbedeutende, in alle Welt zerstreute, permanenter Verfolgung ausgesetzte Völkchen heute einen Staat besitzt und Einfluss und Atomwaffen im Megatonnenbereich - Geist und Geld besitzt es ja seit Olims Zeiten -, ...
... Israel-Lobby halt ...
... dass es jenes Jerusalem zurückerobert hat, welches ihm in Zeiten der Demütigung als Verheißung immer vor Augen stand - „Und nächstes Jahr in Jerusalem!“ lautete der uralte Abschiedsgruß -, das gilt den Antisemiten natürlich als Beweis für seine weltherrschaftsplanende Teufelsbündnerei, ...
- nein, nicht die "Phantasie" einer real-"existierenden""jüdischen Tradition", sondern der reale Erfolg des jüdischen Volkes in der Welt,
... während es unsereinem bloß ein Beleg dafür ist, was ein intelligentes, Intelligenz gezielt produzierendes und förderndes, ...
- ja, ja, da hat jemand Kevin MacDonald gelesen (1994/1998) und "Natural History of Ashkenazi Intelligence" (2005), ohne Frage. Aber warum sagen Sie es nicht klar, Herr Klonovsky? Die doofen Nichtjuden sollen davon wohl doch nicht zu viel wissen, oder? Klonovsky weiter:
... starkes, an sich glaubendes Kollektiv - eine „Rasse“ im Sinne Spenglers, Rasse hat man, Rasse ist man nicht - gegen alle Widerstände zuwege bringen kann, mögen auch viele seiner Angehörigen an Diabetis und Unmanierlichkeit und manche an einer grässlichen Chuzpe leiden.
Ob man so viele Worte des Stolzes auch über das deutsche Volk lesen kann aus der Feder des Herrn Klonovsky? Das wäre doch einmal interessant zu erfahren. Aber er hat eine flüssige Schreibe, da fließt einem so etwas ja leicht aus der Feder. Michael Klonovsky weiter:
... Apropos Atomwaffen und Wehrhaftigkeit: Zusammen mit meiner Frau besuchte ich einmal ihren alten Klavierlehrer, der am Rande Jerusalems – oder, wie ich lieber sage: Urushalims – ein Grundstück besitzt, auf dem er einen kleinen Konzertsaal mit zwei Flügeln und Porträts der großen Komponisten an den Wänden gebaut hat. Der alte Mann kam, eskortiert von einem respektgebietenden Pitbull, an das Tor, und als er es öffnete, erblickte ich die Auschwitz-Häftlingsnummer an seinem Unterarm. Die Tätowierung und der Kampfhund: Was für ein rundes, stimmiges, schönes Bild!
Ein rundes, stimmiges, schönes Bild! Ein solches will Herr Klonovsky ja auch zusammen mit Frauke Petry abgeben. - Bitte die Widersprüche klären, über die Sie mit schneller Schreibe in Ihrem Text hinweg gehen: "Existierende jüdische Tradition"? Oder "Phantasie", "Narretei", nicht für "bare Münze" zu nehmen? Der aufmerksame Leser hat wohl schon verstanden, über was Michael Klonovsky hier mit schneller Schreibe hinweg hat gehen müssen. Und er hat sich sein Urteil gebildet ...
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