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"Niemals zuvor gab es für konservative Intellektuelle so reiche Ernte"

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Zaghafte Ansätze zu einem biopolitischen Diskurs, rund um Götz Kubitschek, Winter 2006/07

Einleitung

Für Schnellleser: Die wichtigsten Abschnitte sind rot gefärbt.

Das vormalige "Politische Tagebuch" von Götz Kubitschek ist seit etwa 2008 im Internet nicht mehr zugänglich. Es enthielt manche wertvollen Erörterungen, zumal auch in seinem Kommentar-Bereich. Identisches gilt übrigens auch für den alten Blog von Michael Blume, bevor dieser zu den Scilogs wechselte. Auch dieser alte Blog ist mitsamt seiner vielen Kommentare im Internet nicht mehr zugänglich. Insbesondere Erörterungen auf dem alten Blog von Götz Kubitschek aus dem Dezember 2006 dürften - so meinen wir - zur Bewertung und Einordnung bestimmter Entwicklungen in der Geschichte des rechtskonservativen Denkens in Deutschland in den letzten zehn Jahren dienlich sein. Wir nahmen auf sie auch schon einmal in einem Blogbeitrag von vor einem Jahr Bezug (GA-j!, 07/2012). Da uns ein bestimmter argumentativer Kernstrang der damaligen Erörterungen auch heute noch sehr wichtig erscheint, soll er hier in einem eigenen Blogbeitrag noch einmal dokumentiert werden.

Da bei solchen Diskussionen in Kommentar-Bereichen gewöhnlicherweise viele Themen parallel erörtert werden, musste im folgenden viel gekürzt werden, bzw. konnte nur ausschnittsweise dokumentiert werden.

Die Diskussionen waren damals schon deshalb andere als auf der heutigen Internetseite von Sezession, weil damals grundsätzlich jeder Blogbeitrag kommentiert werden konnte und weil vom Bloginhaber nur höchst selten in die Diskussionen eingegriffen wurde, sie auch nicht frühzeitig "geschlossen" wurden und so weiter. Das hat sich 2007/08 erst geändert mit der Intervention des damaligen dortigen Blogkommentators "Harki", der dann die neue Internetseite "Sezession" gestaltete (betrieben seit 2. Februar 2009). Dabei war ausgesprochenermaßen eine der wesentlichsten Absichten, den Kommentar-Bereich der Internetseite künftig wesentlich strenger zu regulieren, also keine durchgehend freien Erörterungen mehr zuzulassen.

Man wird im folgenden erstaunt sein, was dort 2006 alles erörtert werden konnte. Und ein Vergleich mit den Erörterungen auf Sezession seit 2008 wird vielleicht manchem die Augen öffnen.

"Männer"

Abb.: Götz Kubitschek (13.4.2015)
(Quelle: Metropolico.org)
Fangen wir also an. Auf dem alten Tagebuch hatte Götz Kubitschek am 15. November 2006 einen Beitrag veröffentlicht mit dem Titel "Männer". Er handelte von dem heroischen Einsatz britischer Elitetruppen in Afghanistan. Sein Tenor war, eine solche kämpferische Haltung gäbe es in der deutschen Bundeswehr nicht. 

In den vielen Kommentare ging es dann unter anderem um den Sinn solcher Auslandseinsätze. Der damals dort viel schreibende Kommentator "Harki" meldete sich gleich als erster zu Wort und war einfach nur begeistert davon, dass im Blogbeitrag von - - - "Männern" die Rede war. Manche anderen Kommentatoren sagten, dass ein Kampf allein um des Kampfes willen - den Götz Kubitschek letztlich in seinem Beitrag heroisierte hatte (in der deutlichen Nachfolge von Ernst Jünger) - unwürdig sei. Und sie setzten dieser Kampfhaltung als aufbauend entgegen:
Auf Deiner letzten Akademie, Götz, sah ich lauter gute, sensible, grüblerische Charaktere mit Moral, kämpferischer Haltung, Sinnsucher, Männer!
Darauf antwortete Götz Kubitschek:
Kann ich nur bestätigen, das macht die Akademien ja auch zum besten, was man übers Wochenende so treiben kann. Aber Du weißt ja: Nach dem Grübeln kommt entweder die Entscheidung oder das Zergrübeln.
Dies war zwar eine eher leichthin geäußerte Bemerkung. Aber das "Zergrübeln" war - zumindest damals - wirklich in Problem für Götz Kubitschek und seine Freunde, nicht nur in dieser Bemerkung, sondern auch sonst. Man klang damals oft ein wenig "bedrückt" wie es weiter unten noch benannt werden wird. Am 18. November nahm dann einer der subversiveren Kommentatoren auf dieser Seite diese Bemerkung auf und schrieb (im 25. Kommentar):
Noch mal zum Thema "Zergrübeln". In der geistesgeschichtlichen Lage des Jahres 2006 besteht für einen an Volkserhaltung interessierten Menschen keinerlei Anlass mehr zum Zergrübeln. Das einzige, was er sich mit einem gewissen nachdrücklichen Ehrgeiz aneignen muss, sind flüssigere englischsprachige Lesekenntnisse. Und dann muss er sich den Inhalt folgender Werke reinziehen:
1. "Human Evolutionary Genetics" von Mark Jobling und Mitarbeitern (2004)
2. "Before the Dawn" von Nicholas Wade (2006)
3. "Race Differences in Intelligence" von Richard Lynn (2006)
4. "A People that Shall Dwell Alone" und die beiden Folgebände von Kevin MacDonald (1994, 1998)
Und wenn dieser Mensch dann Feuer gefangen haben sollte (oder auch schon vorher), braucht er nur noch regelmäßig auf dem Blog des Humangenetikers Razib Khan mitlesen. Wir stehen heute mitten in einem Paradigmenwechsel, den Charles Murray schon im Jahr 2000 ("Deeper into the Brain") vorausgesagt hat. Das heißt: mitten in einer geistesgeschichtlichen Revolution. Niemals zuvor gab es für konservative Intellektuelle so reiche Ernte. Für den, der sich damit befasst, ist klar: Unsere Zeit kommt nicht, unsere Zeit ist da.
Der Internetblog von Razib Khan war damals zu finden unter gnxp.com, heute, nach mehreren Umzügen, ist er unter anderer Adresse zu finden. Die letzteren Worte dieses Kommentar bezogen sich auf eine damalige gemeinsame Veröffentlichung von Götz Kubitschek und Karlheinz Weißmann unter dem Titel "Unsere Zeit kommt". Nun, ein typischer Titel vor der Gründung der "Alternative für Deutschland", von "Pegida" und der "Flüchtlingskrise" seit Herbst 2015. Jedenfalls wurde die mit diesem eher subversiven Kommentar angestoßene Diskussion in den Kommentaren zu den nächsten Blogartikeln nach und nach weitergeführt.

"Dr. Kubon, privat"

Der nächste Blogartikel von Götz Kubitschek lautete "Dr. Kubon, privat" (20. November 2006). Der Inhalt desselben muss hier nicht weiter interessieren. Im 18. Kommentar vom 22. November nahm wieder ein subversiver Kommentator Bezug auf einen anderen Kommentar zuvor:
1. Ich finde Nietzsche gut. 2. Das anarchische Denken Friedrich Nietzsches passt nicht auf jede Situation im heutigen deutschen oder abendländischen Geistesleben. Die Dekadenz und Müdigkeit ist zu Ende, denn Nietzsche lebt insofern, als sich sein evolutionäres Denken derzeit in der Naturwissenschaft bestätigt: Die Humanevolution steht nicht still, die Evolution geht weiter. Sloterdijk hatte also grundsätzlich recht, als er neue "Regeln für den Menschenpark" forderte. Allerdings tat er das mit einer derart naiven oder auch frivolen Sprache, dass ihm natürlich jeder Frankfurter Schüler sofort und mit großer Leichtigkeit in die Beine kegeln konnte. Von solchen frivolen "tanzenden Sternen" sollte man sich lösen. Das Leben ist viel konkreter.
Das war natürlich so der "rauhe" Tonfall, mit dem man an solche "rauhen" Männer wie einen Großteil der Leser und Kommentatoren dieser Internetseite am ehesten heran kommt.

"Nach Preußen"

Der nächste Blogbeitrag von Götz Kubitschek lautete "Nach Preußen". Hierzu äußerte der subversive Kommentator am 24. November unter anderem:
Auch der preußische Staat war - in den etwas obszönen Worten Peter Sloterdijk's - ein bewussteres oder weniger bewusstes "Menschenzuchtprogramm" in exakt biologischem Sinne, genauso wie die aschkenasisch-jüdische Religion und so vieles andere. Also letztlich - unter anderem - eine Stufe in der Intelligenz-Evolution der Menschheit von 57 nach (bislang) 115 (Volksdurchschnitt). Zwischen der Kultur eines Volkes oder Staates und seinen Genen besteht ein dichtes, unverwechselbares Geflecht. Beispielsweise der Zuzug der protestantischen Salzburger oder Hugenotten war ein darwninischer Selektionsvorgang. (Natürlich wieder nur eines von tausenden von Beispielen.) Ich referiere hier, was wichtig ist - letztlich - nur TAZ, New York Times und JF.
Und auf einen Einwurf unter anderem:
Das Band zwischen Genen und Kultur ist ein sehr dehnbares. Und manchmal kann es zerreißen. Damit es nicht zerreiße, gaben Millionen von deutschen Soldaten während des Zweiten Weltkrieges ihr Leben hin. Es spielen nicht nur Gene eine Rolle, sondern auch kulturelle und muttersprachliche Prägungen. Wahrnehmungsmuster von Asiaten und Europäern unterscheiden sich klar - aber vor allem aufgrund kultureller Prägungen im frühen Lebensalter. Aber Ostasiaten besitzen beispielsweise keinerlei Anlage für das Zappelphilipp-Syndrom ADHS, was sehr viel mit Volkscharakter und damit auch Volkskultur zu tun haben dürfte.
Und etwas später schrieb er noch etwas allgemeiner:
Man kann zu dem Text von Götz Kubitschek viel sagen. Ich möchte es in folgenden Worten zusammenfassen: Warum so bedrückt?
Ein Einwurf darauf lautete (von einem "Geistestänzer"):
Der Rassendiskurs wird weltweit von unpolitischen Sozialverlierern genährt, die an Ich-Schwäche leiden.
Worauf entgegnet wurde (von einem "Peter"):
Es gibt aber noch eine andere Seite: die Genetiker, die den Genpool ethnisch geschlossener (Rasse-)Gemeinschaften abgrasen. Seit mehreren Jahren laufen zwei interessante, große Forschungsprojekte in den USA. Dort wird das Erbgut der beiden am meisten verschlossenen ethnoreligiösen Gemeinschaften - ultra-orthodoxe Ashkenazi-Juden (u.a. die Lubavicher) und deutsche Amish - untersucht, um zu Schlüssen über genetische Variation zu kommen. Beide Gruppen, Amish wie Azkhenazi, heiraten seit Jahrhunderten nicht exogen, sondern immer nur in ihrer eigenen Gruppe. ("Their Isolation Creates Gene Lab")
Ein ähnliches Projekt läuft in Südafrika mit den Buren (Afrikaner), die nach Hannah Arendt das einzige germanische Volk sind, was es geschafft hat, eine Rassereligion auszubilden. Ihr Buch "Ursprünge totalitärer Herrschaft" hat interessante Passagen zu den Buren.
Ein weiteres Projekt läuft gerade in der Schweiz: in irgendeinem Alpen-Bergdorf sollen vor 300 Jahren mehrere dänische Familien gesiedelt haben, die sich aufgrund von Religionsunterschieden nicht mit ihrer Umgebung gemischt haben und sich daher ihr Erbgut bewahrt haben. Der aktuelle Spiegel hat einen Artikel darüber.
Auf dieser Linie gab es dann noch viele weitere Diskussionsbeiträge. So ließ der genannte subversive Kommentator etwa die Worte fallen: 
Es wird hier gefragt, wie man mit dem Rassegedanken künftig umgehen sollte, aus welchen Motiven heraus er überhaupt thematisiert würde und es wird dargestellt, dass man - vielerorts - mit ihm (immer noch) nicht umgehen kann. Das ist alles törichtes Zeug. Weltfremdes Zeug. "Unintellektuelles Zeug".
Der Leiter des Human Genome Projektes, der im Jahr 2000 noch mit "stolzgeschwellter" Brust verkündete, "Rasse" könne man im menschlichen Genom nicht finden (Francis Collins zusammen mit Craig Venter und Bill Clinton), ist sehr, sehr kleinlaut geworden. Dass Rasse keine biologische Bedeutung habe, so ließ er diesen Sommer laut "Stern" verlauten, stimme so wohl nicht mehr. Richard Dawkins wusste das - ebenso wie Pankraz in der JF - schon im Jahr 2004 ("Der Mann mit der roten Krawatte"). (Und Anni Mursula weiß es dort seit diesem Jahr auch! - Dank noch einmal an sie auch an dieser Stelle.) Es handelt sich bei all dem um einen der größten Propaganda-Tricks des 20. Jahrhunderts, um "Lewontin's Fallacy".
Es wurde dann unter anderem auch die Zeitschrift "American Journal of Human Genetics" erwähnt, die "Online Mendelian Inheritance in Man"-, bzw. OMIM-Datenbank. Dazu schrieb ein weiterer Kommentator ("Reinform"):
Dem muss ich im Grundsatz weitgehend zustimmen. Es gibt Menschenrassen und damit gibt es Rassenunterschiede, und zwar nicht nur äußerlich. Demzufolge muss von jedem verantwortlich Denkenden der "Rassegedanke" bei politischen, bzw. soziologischen, gesellschaftlichen Überlegungen berücksichtigt werden. Wer mit der Realität, der Natur im Einklang politisch denken und handeln will, muss dies einfach berücksichtigen, alles andere wäre weltfremde Theorie.
Er weist dann noch ergänzend auf weitere Literatur hin:
A.W.F. Edwards: "Human genetic diversity: Lewontin's fallacy", in "BioEssays" (2003). Auch interessant in diesem Zusammenhang: "The cultural wealth of nations" von Mark Pagel und Ruth Mace in "Nature" (2004).
Kommentator "Harki" fiel dazu zunächst einmal nichts ein außer einer Bemerkung zu der vorgeblichen "Langweiligkeit von halbgaren Genetik-Traktaten". Am 28. November schrieb ein "Vanderbilt" in Reaktion auf weitere Diskussionsbeiträge:
Die Kritik, die Sie vorbringen in Bezug auf die Naturwissenschaft und deren Rezeption im konservativen Lager überzeugt mich. Ich hoffe, auch andere. Ich für meinen Teil werde versuchen, mich in Bezug auf die Thematik stärker als bisher auf dem Laufenden zu halten. Ich danke Ihnen für Ihre konstruktiven Beiträge.
Der subversive Kommentator darauf und auf andere Bemerkungen am nächsten Tag (im 51. Kommentar):
Ich bin auch "stolz", das Gregor Mendel Deutscher war. Noch stolzer wäre ich allerdings, wenn ich wüsste, dass die Deutschen sein Andenken zu würdigen wüssten und in jeder Lage fähig wären, sein Denken auf persönliches (und gesellschaftliches Handeln) anzuwenden. Und ich freue mich auch über den Nationalstolz der Briten über ihre "Giganten". Übertragen auf Deutschland hießen diese "Giganten": Gregor Mendel, Ernst Haeckel, August Weißmann. Wer zeitlich diese "Giganten" in Deutschland abgelöst hat, möchte ich an dieser Stelle offen lassen, da sie von Armin Mohler - offenbar - noch nicht zu den "kategoriensprengenden Autoren" der konservativen Revolution gezählt worden sind. Das war allerdings von dem Wissensstand der Zeit von Armin Mohler aus betrachtet.

"Für Einsteiger"

Götz Kubitschek veröffentlichte dann am 30. November den kurzen Blogbeitrag "Für Einsteiger". Am 1. Dezember brachte der subversive Kommentator dazu ein Zitat von Richard Dawkins, das damals im "Sunday Herald" erschienen war:
If you can breed cattle for milk yield, horses for running speed, and dogs for herding skill, why on Earth should it be impossible to breed humans for mathematical, musical or athletic ability? Objections such as "these are not one-dimensional abilities" apply equally to cows, horses and dogs and never stopped anybody in practice. I wonder whether, some 60 years after Hitler's death, we might at least venture to ask what the moral difference is between breeding for musical ability and forcing a child to take music lessons. Or why it is acceptable to train fast runners and high jumpers but not to breed them. (...) But hasn't the time come when we should stop being frightened even to put the question?
Er brachte es in deutscher Übersetzung und schrieb dazu:
Man sieht auch hier wieder, dass der "Linke" Richard Dawkins gleich haufenweise rechteste Rechte rechts überholt. Da muss das IfS bald aufpassen, dass es nicht plötzlich "links von der CDU" steht ... ;)
So wurde damals also noch mit einem ganz arglosen und ahnungslosen Augenzwinkern geschrieben. Dieses Augenzwinkern dürfte wohl so manchem in den letzten zehn Jahren, in denen sich auf dem Gebiet der hier erörterten Themen schlichtweg nichts getan hat von Seiten des Instituts für Staatspolitik, vergangen sein. Und am 2. Dezember schrieb der Subversivus:
Wenn ich einige Beiträge hier recht verstehe, dann sucht man angesichts der "Armada" von angelsächsischen "Giganten" (von Charles Darwin bis Richard Dawkins und Edward O. Wilson) auf deutscher Seite nach großen Denkern, Forschern und Theoretikern, die man ihnen - auch in diesen Bereichen - an die Seite stellen könnte, und auf die man selbst nun auch "stolz" sein könnte. Ich kann verstehen, dass ein solches Bedürfnis vorhanden ist. Und vielleicht ist es allzu "unwahrhaftig", wenn man neben Gregor Mendel nur solche Leute nennt wie Ernst Haeckel, August Weismann, Konrad Lorenz ... (Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Ilse Schwidetzky ...). Vielleicht ist das, wonach man in diesem Zusammenhang in tiefgehenderer Weise "fragt", mit den Namen Erich und Mathilde Ludendorff besser beantwortet.
Diese beiden letzteren waren auch "konservative Revolutionäre". Armin Mohler nannte sie noch keine "kategoriensprengenden". Da wird man unterschiedlicher Meinung sein können. Mit der Biograhpie von Franz Uhle-Wettler sind ja auch neue Grundlagen zur Beurteilung gelegt worden (weniger wohl - diesmal - durch Wolfgang Venohrs Biographie). General Uhle-Wettler ist aber nun Soldat, nicht Biologe. Wie hätte er da das biologische Denken der Frau dieses großen preußischen Soldaten beurteilen können? Vielleicht konnte das ein Sieger der Schlacht von Tannenberg 1914 doch besser?
Ich meine jedenfalls: Saper aude!
Ich meine jedenfalls, wir brauchen uns als Deutsche einer Mathilde Ludendorff im Angesicht dieser Armada nicht zu schämen. Wenn wir uns da als Deutsche schon schämen, was soll denn dann diese Armada erst denken? Muss man sich doch schon darüber wundern, dass im angelsächsischen Raum August Weismann eine viel größere Verehrung genießt, als in Deutschland.
Und am 4. Dezember 2006:
Ich will euch etwas sagen, liebe Freunde, warum es in Deutschland so wenig Verteidigung des naturwissenschaftlichen Standpunktes gibt. Stephen Jay Gould und viele andere Wissenschafts-"Propagandisten" haben uns davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, sich als Atheist mit Naturwissenschaft zu beschäftigen. Bist Du aber ein einsatzwilliger, -fähiger, aufopferungsvoller Mensch, dann rate ich Dir, beschäftige Dich am allerwenigsten mit Naturwissenschaft, denn da wird Dir all Dein warmes Herz, Deine Begeisterung, Deine Aufopferungswilligkeit für irgendeine größere Sache "abtrainiert", aus dem Leib operiert. Aber: Stimmt das? Oder anders gefragt: Ist es der Atheismus, der tatsächlich die beste und stringenteste Schlussfolgerung aus aller Naturwissenschaft ist? Es gibt überraschenderweise gleich haufenweise auch deutschsprachige und ins Deutsche übersetzte Autoren, die genau das verneinen.
Es werden dann die Namen genannt Konrad Lorenz, Hoimar von Ditfurth, Manfred Eigen, Werner Heisenberg, Paul Davies, Simon Conway Morris, Richard Dawkins. Und schließlich:
Einer der Gründe, warum sich diese Tatsache bisher nicht stärker auf das öffentliche Bewusstsein ausgewirkt hat, ist, dass auf Seiten der Philosophie, der traditionellen Schulphilosophie (und vor Kardinal Schönborn größtenteils auch der Theologie) diese große Steilvorlage aus der Naturwissenschaft schlicht nicht aufgenommen wurde, dass man schlicht an ihr vorbei gesehen hat. Man begnügt sich da mit ein bisschen Raimund Popper und dann hatte sich's. Manche, wenige gehen weiter, versuchen Ansätze des deutschen Idealismus an das moderne naturwissenschaftliche Weltbild heranzuführen. Aber - die Ergebnisse sind letztlich, ich sage: letztlich doch ebenfalls recht, nun sagen wir der Einfachheit halber: "bescheiden" (- bislang).
Was bleibt zu tun? Wo kriegt man philosophische Ansätze her, die einen in stärkstem Maße dazu motivieren, die Auseinandersetzung mit der Naturwissenschaft in den Mittelpunkt seines intellektuellen Seins zu stellen, weil man sieht, dass hier - und hier allein - Gott ist, Gott besonders nahe ist? Ich wüsste da wiederum jemanden. Halte aber im weiteren die Schnauze. 
Außerdem gibt es ja inzwischen auch schwache aktuellere Ansätze der Verteidigung des naturwissenschaftlichen Standpunktes in der deutschen Öffentlichkeit. Sie begrenzen sich derzeit immer noch auf ein - - - "Minimum" (... in den deutschen Bestseller-Listen ... - aber immerhin, FAZ-Herausgeber sind ja doch keine gänzlich zu verachtenden "Trommler" und "Propagandisten"). Und der Schirrmacher-Freund Eckard Voland hat jetzt sogar eine Soziobiologie-Kolumne in der FAZ. Bin gespannt, wann JF und Sezession folgen!)
Nun, so richtig gefolgt sind sie bis heute nicht. Immerhin lassen sie inzwischen Andreas Vonderach - selten genug aber dennoch - ab und an einmal zu Wort kommen. Ihr Feigenblatt! Ein Kommentator darauf am gleichen Tag ("Hoelderlin"):
Auch wenn es hier von Kubitscheks Beitrag abführt, eine Anmerkung zum Beitrag oben, 2.12.: Der Hinweis auf Mathilde Ludendorff ist tatsächlich interessant. Als Philosophin in der Nachfolge des Deutschen Idealismus, als Ärztin und Naturwissenschaftlerin (eine der ersten in Deutschland) und auch als konservative Frauenrechtlerin haben einige ihrer Werke tatsächlich einen Wert und es ist wirklich bedauerlich, dass über diese so wenig gesprochen und diskutiert wird.
Aber auf der anderen Seite hat die Ludendorff-Bewegung mit ihren unzähligen Verschwörungstheorien zu diesem Vergessen selber erheblich beigetragen, denn wer will sich das immerzu anhören!? So werden - und daran ist M. L. nicht unschuldig - Werk und Politik (und teilweise auch wirklicher Blödsinn) furchtbar miteinander verwirbelt.
Und die Sprache der Werke ist eben auch gewöhnungsbedürftig und oft nur aus ihrer Zeit heraus zu verstehen ... - man müsste die Grundgedanken (vor allem von "Triumph des Unsterblichkeitwillens") zusammenfassen, vielleicht in einem der "Perspektiven"-Bändchen der Edition Antaios!?? Damit könnten das Wesentliche dieser Denkerin vielleicht doch noch einmal "produktiv" befreit werden!?
Darauf der Subversus:
Hölderlin: Beste Einführung in Mathilde Ludendorffs Werk: Kevin MacDonald, der große "Verschwörungs-Theoretiker" des 21. Jahrhhunderts!!! (Grins) (Kevin MacDonald ist nur der jüngere, eineiige Zwillingsbruder von Mathilde Ludendorff - wenn so etwas biologisch möglich wäre.) (- Ich glaub, er hat noch nie auch nur eine Zeile von ihr gelesen.)
Leute: "Tanzfreudig will ich den Jüngling. Und waffenfreudig!!!" 

"Verleger-Leben III"

Und am 22. Dezember ("Peter"):
Hölderlin: Willst Du nicht mal ein nettes Buch über Mathilde Ludendorff schreiben und sie den linken Verfälschungen entreißen? Ein Käufer wäre in mir gewiss!
Und Subversivus am 1. Januar 2007:
Vielleicht bester deutschsprachiger Wissenschaftsbeitrag zur Demographie-Debatte im letzten Jahr:
Michael Blume, Carsten Ramsel, Sven Graupner:
"Religiosität als demographischer Faktor - Ein unterschätzter Zusammenhang?"
Marburg Journal of Religion, Juni 2006
frei zugänglich hier:
http://blume-religionswissenschaft.de/pdf/blume_germ2006.pdf
Es gab damals also immer wieder Versuche, das intellektuelle Niveau der Diskutierenden zu heben. Das schien damals und scheint bis heute nicht erwünscht zu sein, denn es ist bis heute nicht so, wie man es als wünschenswert ansehen könnte.

"Respekt"

Am 6. Januar 2007 schrieb "Harki" dann irgendwie recht unvermittelt in einem Kommentar zu dem Blogbeitrag "Respekt" von Götz Kubitschek:
Eine Milliarde Katholiken. 124 Ludendorffsche Gottgläubige, freundlich geschätzt. Viel Spaß in der Bataille. ;)
Darauf schrieb der Subversivus am gleichen Tag:
Harki, das wirft für mich neue Aspekte auf. Zumal der Gedanke, dass sich Wahrheit an der Zahl der Anhängerschaft einer Wahrheit messen lassen sollte. Dann hätten sich höchstwahrscheinlich die Wahrheiten eines Kopernikus, Kepler, G. Bruno, G. Gallilei, Newton nie so recht in der Geschichte durchsetzen können, oder wie? Gegen eine Milliarde Katholiken!
Gegebenenfalls wird diese Dokumentation künftig noch ergänzt.

AfD - Aus welcher Geschichte willst Du lernen?

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Verschwörungstheorien - Wichtiger Teil politischer Bildungsarbeit 

Ein Beitrag für AfD-Mitglieder und alle anderen Deutschen. In ihm sollen einmal einige Gedanken zur allgemeinen politischen Bildung vorgetragen werden, Gedanken, bezüglich denen bei Deutschen aller Art sehr viel Nachholbedarf besteht, ein Nachholbedarf, der weder durch die Bundeszentrale für politische Bildung, noch durch Stammtisch-Parolen gedeckt werden kann. In diesem Beitrag soll hierbei nur einmal ein wesentlicher Punkt aus diesem Bereich grundlegender politischer Bildung, bezüglich dessen es Nachholbedarf zu geben scheint, herausgegriffen werden. 

Es gibt zu fast jedem Thema der Zeitgeschichte eine offizielle Verschwörungstheorie. Zum Beispiel die folgende: "Adolf Hitler und die Deutschen haben sich gegen den Weltfrieden verschworen." Und diese eine offizielle Verschwörungstheorie ist dann angeblich jene Geschichte, aus der wir zu "lernen" haben. Das Lernpensum, das aus dieser einen Verschwörungstheorie abgeleitet werden kann und wird, ist dann natürlich nur ein sehr beschränktes und einseitiges. Und dementsprechend sehen dann auch die "Selbstverständlichkeiten" aus, mit denen Politiker - zum Teil auch Spitzenpolitiker der AfD - hantieren als "Lehren", die sie aus der Geschichte gezogen haben.

Aber: Mit solchen eindimensionalen offiziellen Verschwörungstheorien werden Völker natürlich dazu gebracht, gerade nicht aus der Geschichte zu lernen. Sie können nämlich erst dann aus der Geschichte lernen, wenn verschiedene Verschwörungstheorien neben einander gestellt werden und wenn es eine freie, nicht tabuisierte Erörterung darüber gibt, welche von mehreren Verschwörungstheorien nun die zutreffenden sind und was dann aus den betreffenden Verschwörungstheorien als Lehren für die Gegenwart und Zukunft abzuleiten sind. Die eindimensionale offizielle Verschwörungstheorie steht zur Auswahl oder alternative oder revisionistische.

Adolf von Thadden (1969)
Abb.: MI6-Informant und NPD-Gründer
Adolf von Thadden
In der Wochenzeitung "Junge Freiheit" - auch nur als Beispiel - galt bis vor wenigen Jahren für selbstverständlich, dass jene Verschwörungstheorien hinsichtlich des Dritten Reiches, aus denen zu lernen sei, andere sind als jene, aus denen heute offiziell gelernt wird. Da sich die Ausrichtung dieser Zeitung, seit sie sich Bernd Lucke anbiederte, nicht als besonders zuverlässig erwies und erweist, will man vielleicht gar nicht mehr so richtig wissen, wie es um jene politische Bildung bestellt ist, die sie ihren Lesern heute nahe zu bringen sich bemüht.

Kommt man nun aber - wieder nur als Beispiel - mit dem namhaftesten deutschen Kirchenkritiker der Nachkriegszeit, mit Karlheinz Deschner (1924-2014), zu dem Ergebnis, dass Adolf Hitler von der Wallstreet gekauft worden ist (so wie alle amerikanischen Präsidenten des 20. Jahrhunderts) (siehe sein Buch "Der Molloch"), hat das natürlich Folgen dahingehend, wie kritisch ich der Möglichkeit gegenüber stehe, dass auch die AfD - wie zuvor die NSDAP, die NPD (beginnend mit dem Informanten des britischen Geheimdiensts MI6 Adolf von Thadden [1921-1996]), die Grünen (unter anderem mit der linksradikalen, gewalttätigen "Putztruppe" rund um Joschka Fischer [geb. 1948]) und zahllose andere Parteien (die Sozialdemokraten, die Christdemokraten) gehijackt werden könnte von Menschen, die ganz andere Interessen vertreten als jene, für die diese Parteien einst nach außen hin angetreten sind.

Um aus solchen alternativen Verschwörungstheorien angemessen lernen zu können, sollte man - zum Beispiel - sehr genau den Inhalt der Publikationen von entsprechenden Verschwörungstheoretikern und Revisionisten lesen und sich darüber gegenseitig Vorträge halten und die Inhalte kritisch erörtern und verbreiten. Das ist jene politische Bildungsarbeit, die notwendig ist, wenn Deutschland überleben soll. Es geht zugrunde an eindimensionalen Verschwörungstheorien.

Der AfD am nächsten stehen hierbei nun vielleicht - unter anderem - Jürgen Elsässer und seine Veröffentlichungen. Aber auch er sei nur als ein Beispiel genannt für ein breites Spektrum, dem - zum Beispiel - auch der ehemalige SPD-Bundesminister Alexander von Bülow (geb. 1937) angehört, und die auch mit dem Schicksal rechtskonservativer Spitzenpolitiker von Jörg Haider über Uwe Barschel bis Jürgen Möllemann befasst sind.

Dieser Gedankengang richtet sich gegen so manche Gedankenlosigkeit, die man an der Basis der Berliner AfD bezüglich solcher Dinge vorfinden kann. In großen Parteiveranstaltungen in Berlin soll sich in den letzten Wochen auf die offene Frage, wer etwas zum Fall Wolfgang Gedeon sagen möchte, niemand zu Wort gemeldet haben. Das wird man vielleicht doch als einen Hinweis auf Gedankenlosigkeit bezeichnen dürfen.

Die Restabgeordneten der Landtagsfraktion in Baden-Württemberg scheinen jedenfalls aus alternativen Verschwörungstheorien schon so manche wesentliche Lehre gezogen zu haben. Das könnte man als vorbildlich ansehen.

Merkelsommer

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Aus aktuellem Anlass sei ein Artikel neu eingestellt, der schon vor drei Jahren, im August 2013, hier auf dem Blog veröffentlicht worden ist.

MAOA 2R-Gen und Gewalttätigkeit in islamischen Ländern


Der Anthropologe Andreas Vonderach auf "Sezession.de" (August 2013)

Der wissenschaftlich sehr sauber und stringent argumentierende Evolutionäre Anthropologe Andreas Vonderach hat schon im August 2013 im Kommentarbereich der Internetseite "Sezession" (1) aus Anlass der damaligen abstoßenden Vergewaltigung in Indien etwas geschrieben, von dem zuvor auch hier auf dem Blog gesprochen worden war (Wenn Politiker vergewaltigen), und was natürlich heute, im deutschen Sommer des Jahres 2016 erneute Aktualität bekommen hat. 
Abb.: "Bestraft Vergewaltiger, nicht Protestierende" - Proteste in Indien
Über die Gewalt in islamischen Ländern sagte er dort:
Ich fürchte, das ist nicht nur eine Sache der Kultur. 

Die meisten außereuropäischen Rassen sind impulsiver und aggressiver als wir. Das 2er-Allel des Monoaminoxidase A-Gens (MAOA 2R), eine Variante des sogenannten „Krieger-Gens“, das mit Impulsivität und Aggressivität korreliert ist, und das bei wegen schweren Straftaten verurteilten Gefängnisinsassen fast dreimal so häufig ist wie in der Normalbevölkerung, kommt bei weißen Europäern zu 0,1 bis 0,5 %, bei Ostasiaten nach bisherigen Untersuchungen gar nicht, bei Schwarzafrikanern zu 5,0 bis 5,5 % und bei Arabern zu 15,6 % vor. 

Da das Gen auf dem X-Chromosom liegt, von dem Frauen zwei haben, betrifft die Korrelation mit Impulsivität und Gewalttätigkeit fast nur Männer. Dazu paßt, daß in diesen Kulturen nach ethnologischen Berichten und der allgemeinen Homizidrate (Häufigkeit von Mord und Totschlag) Gewalt viel verbreiteter ist als bei uns.
Auf die Frage:
Daß das verminderte Vorkommen des „Krieger-Gens“ bei innereuropäischen und innerasiatischen Rassen eine Folge der Kultur ist (und nicht deren Ursache) halten Sie für ausgeschlossen ?
schreibt Vonderach:
Nein, das halte ich sogar für wahrscheinlich. Wir und die Ostasiaten haben uns unsere aggressiven Impulse in der Zivilisation weitgehend weggezüchtet, während die Araber als ausgesprochene Kriegergesellschaft sich die, verstärkt durch die Polygamie, wahrscheinlich regelrecht angezüchtet haben.

Ich kenne keine MAOA-2R-Daten für die Inder. Aber allgemein gelten die Südinder als eher friedlich, während die Nordinder schon etwas zu den Iranern und Arabern tendieren.
In diesen Ausführungen wird einmal erneut auf jene Gen-Kultur-Koevolution hingewiesen, die in den letzten Jahren immer stärker in das Blickfeld der Humangenetik geraten ist. Auch schreibt Vonderach:
Die Impulsivität, Aggressivität und starke sexuelle Ansprechbarkeit der Araber entspricht nicht nur der allgemeinen Erfahrung, sondern ist auch seit der Antike und dem Mittelalter immer wieder bezeugt. Die extremen Sanktionen in der islamischen Rechtsprechung scheinen hier ein notwendiges Korrektiv zu sein. Ebenso wie die Wegsperrung und Verschleierung der Frauen, die es in Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten schon in der Antike gab, lange vor dem Islam.

Den ethischen Unterschieden in der Aggressivität und der sexuellen Ansprechbarkeit entsprechen übrigens auch der Testosteronspiegel, bzw. der anderer Androgene (männliche Geschlechtshormone). Der ist bei den Ostasiaten am niedrigsten, bei uns etwas höher, und bei Arabern und Schwarzen am höchsten. Die ethnischen Unterschiede bestehen übrigens in erster Linie bei jungen Männern und verschwinden im Alter weitgehend.
Und:
Kulturen unterscheiden sich auch in den Werten, die in ihnen gelten. Vergewaltigung als Tatbestand ist eine europäische Erfindung. In anderen Kulturen gibt es höchstens den Tatsbestand der „Schändung“, aber dabei geht es um die (Familien-)Ehre und die Jungfräulichkeit, nicht um das Wohlergehen der Frau.


In vielen Kulturen gilt es nicht als Schande, wenn ein Mann sich eine Frau „nimmt“, wenn er die Gelegenheit dazu hat. Deswegen werden ja im Islam die Frauen so weggeschlossen, weil man es dort für geradezu normal hält, daß es zu Sexualkontakten kommt, wenn ein Mann und eine Frau allein und unbeobachtet sind. 

Vergewaltigung in der Ehe war im Islam geradezu die Norm. Im Irak war es üblich, daß der Mann zu Beginn der Hochzeitsnacht vor den Augen seiner Braut eine Katze schlachtete, um sie gefügig zu machen. Die Frau sollte beim ehelichen Beischlaf ausdrücklich keine sexuelle Befriedigung erlangen, denn sonst würde sie die auch bei anderen Männern suchen, meinte man. 

Und die Zwangsheiraten von Minderjährigen in Indien sind ja wohl auch nicht allzuweit von Vergewaltigungen entfernt.
Natürlich können diese Aussagen von Andreas Vonderach noch nach vielerlei Richtungen hin differenziert werden. So könnte hervorgehoben werden, dass die islamische Hochkultur reiche Zeugnisse beseelter Liebesgemeinschaften zwischen Frau und Mann kennt. Hierfür könnte unter anderem zurückgegriffen werden auf das Buch von Sigrid Hunke "Allahs Sonne über dem Abendland". Aber auch diese Differenzierungen werden an der Richtigkeit der sehr allgemeinen Aussagen von Vonderach nichts ändern.

Niedrigerer IQ = geringere Empathiefähigkeit?

Andreas Vonderach sagt auch:
Die Grausamkeit in vielen außereuropäischen Kulturen hängt übrigens auch mit dem – praktisch überall außer in Ostasien – niedrigeren IQ zusammen. Mit dem ist eine geringere Fähigkeit, von sich selbst zu abstrahieren und die Position des anderen einzunehmen, verbunden. Dies bedingt nach Auffassung der kulturvergleichenden Piaget-Forschung (Georg W. Oesterdiekhoff u.a.) eine geringere Empathiefähigkeit. Eine Folge ist die große Grausamkeit im Strafrecht oder gegen Gefangene oder auch gegenüber Tieren. Das gilt tendenziell auch für unsere Unterschichten.
Ob hier Oesterdiekhoff zu folgen ist, dessen Forschungen doch noch nicht so breit anerkannt (oder auch nur bekannt sind) wie die Forschungen sonstiger Forscher auf dem Gebiet der Erblichkeit von Intelligenz und Verhalten, sei hier zunächst dahingestellt. Einen wahren Kern können auch diese Aussagen haben. Gegenüber einem auch heute noch üblichen Einwand betont Vonderach noch einmal - es dauert in derartigen Diskussionen heute noch lange, bis es alle verstanden haben:
Ich habe nicht gesagt, daß a l l e s Genetik ist, und ja auch selbst einige Beispiele für kulturelle Faktoren angeführt. Und natürlich erklärt auch ein einziges Gen wie das MAOA-2R-Gen nicht a l l e s.

Aber ganz sicher ist auch nicht a l l e s Kultur. Es besteht eine Wechselbeziehung zwischen Kultur und Biologie. In traditionellen Kulturen (quasi allen außer unserer seit dem 19. Jhdt.) ist sozialer, ökonomischer und politischer Erfolg mit größerem Fortpflanzungserfolg verbunden. Dadurch züchtete sich jede Kultur auf die Werte hin, die in ihr anerkannt waren und die den sozialen Erfolg ermöglichten. Bäuerliche Kulturen züchteten sich so auf Fleiß, Voraussicht und Verlässlichkeit, kriegerische auf Maskulinität und Aggressivität. 

Die Araber sind auch körperlich maskuliner als wir, haben einen maskulineren Körperbau, stärkeren Bartwuchs usw. und eben auch mehr Androgene, die Ostasiaten dagegen einen weniger maskulinen Körperbau, weniger Androgene usw. Das sind natürlich nur grobe Tendenzen, die in jedem Volk ihre besondere Ausprägung finden.

Die Wikinger und alten Germanen waren sicher aggressiver als wir, weil sie auf einer entsprechenden historischen kulturellen Entwicklungsstufe standen, mit entsprechenden Werten. Aber wir sind auch nicht mehr genetisch mit ihnen identisch. Zwischen den alten Germanen und uns liegen außerdem 2 000 Jahre bäuerliche und städtische Kultur. Übrigens besteht auch heute noch eine positive Korrelation zwischen hellblonder Haarfarbe und Risikobereitschaft.
Das dürfte man alles als wesentliche Ausführungen erachten. Und auf einen weiteren Einwand:
Die Korrelationen des MAOA-2R-Gens sind eine Tatsache, genauso wie die von mir angeführten Populationsunterschiede. Die kann man nicht einfach so als „angeblich“ vom Tisch wischen. Der Begriff „Krieger-Gen“ ist natürlich eine Journalistenerfindung gewesen. Es geht um spontane, impulsive Aggressivität und geringe affektive Selbstkontrolle.

Das ist eine Eigenschaft, die nach allem, was wir wissen, wir Deutschen sehr wenig aufweisen. Das zeigt zum Beispiel die Tatsache, dass die spontanen Gewaltverbrechen in Deutschland und den anderen germanischen Ländern seit Beginn der Kriminalstatistik wesentlich seltener sind als in Ost- oder Südeuropa, von Außereuropa ganz zu schweigen. Meiner Meinung nach zeigt das auch das Verhalten der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg, wo spontane Übergriffe auf Zivilisten viel seltener waren als bei unseren Kriegsgegnern. Man denke nur an die Exzesse der Russen oder Tschechen, und selbst die Franzosen hatten da mehr auf dem Kerbholz als wir.
Das ist übrigens eine Frage, die hier auf dem Blog nach und nach noch genauer zu klären ist, inbesondere anhand der neueren Veröffentlichungen des Historikers Sönke Neitzel. Leider hat Neitzel noch nicht den Versuch gemacht, sein reichhaltiges, geheimdienstliches Quellenmaterial diesbezüglich statistisch auszuwerten, was erst eine wirklich fundierte Auswertung wäre. Vonderach aber ganz richtig weiter:
Soldatische Leistungen beruhen natürlich auf ganz anderen Eigenschaften.

Die amerikanischen Nationalcharakter-Studien im II. WK waren rein spekulativer, großteils psychoanalytischer Natur und keine wissenschaftlich seriösen Untersuchungen.

Die von Richard Lynn vorgebrachten Daten sind selbstverständlich empirische und belastbare Daten, selbst wenn er irgendwann einmal den IQ eines Landes aufgrund von anderen, ethnisch verwandten Nachbarländern geschätzt haben sollte. Das ist, wenn man den Landes-IQ wissen will und es keine Daten gibt, absolut legitim. Er hat darauf natürlich keine weiteren Schlussfolgerungen aufgebaut. Deswegen seine Ergebnisse, die wie gesagt auf belastbaren Daten beruhen, in Bausch und Bogen zu verwerfen, geht natürlich nicht an. Selbst wenn man Lynn beiseite ließe, gäbe es immer noch genug Daten, um die von ihm beschriebenen Rassenunterschiede zu belegen. 
Interessant - wieder einmal: Danach wurde die Diskussion recht schnell geschlossen. Was einmal erneut zeigt: Ob es also wirklich Anliegen von "Sezession" ist, dass alle Leser und Diskutanten eine einwandfreie Klärung der Zusammenhänge zwischen Genetik, Verhalten und den Unterschieden zwischen den Völkern bezüglich dieser Dinge wirklich verstehen, stehe dahin. Man ist Teil der christ-katholischen Lobby in Deutschland und fühlt sich da geistigen Zusammenhängen verpflichtet, die selten deutlich genug nach außen zum Vorschein kommen. Diese Zusammenhänge sind aber für den, der genau hinschaut, immer wieder klar erkennbar. Auch erkennbar in diesem Diskussionsabbruch. Man lässt auch Leute wie Andreas Vonderach nur so lange reden, so lange es nicht zu sehr ins Grundsätzliche und Weltanschauliche geht, so lange ein "christliches Menschenbild" nicht allzu sehr als obsolet im Raum steht und solange nicht nach alternativen, mit dem modernen naturwissenschaftsnahen Menschen- und Völkerbild besser vereinbaren humanen Welt- und Menschenbild gefragt wird.

Es sei abschließend noch gesagt, dass auch ein Begriff wie "Merkelsommer" natürlich verharmlosend und missleitend ist. Angela Merkel ist nur Politikdarstellerin und verantwortet nach außen eine Völkerzerstörung, für die ganz andere Kreise verantwortlich sind als nach außen sichtbar werden. Solange diese - nur allzu oft pädokriminellen, satanistischen - Kreise nicht intensiver unter die Lupe genommen werden, gewinnen wir ein falsches Bild von der heutigen Politik und was in ihr möglich ist und wie man sich dagegen wehren kann und sollte.

Im August 2013 hieß es in unserem Blogbeitrag noch: Im aktuellen Heft der Zeitschrift "Sezession" (August 2013) hat der wissenschaftlich sehr sauber und stringent argumentierende Evolutionäre Anthropologe Andreas Vonderach einen Beitrag über Kevin MacDonald veröffentlicht unter dem Titel "Jüdische Gruppenstrategie". In einer Inhaltsangabe heißt es:
Andreas Vonderach untersucht abwägend die jüngst übersetzten Bücher des US-Psychologen Kevin MacDonald, dessen Lebenswerk dem Judentum gewidmet ist.
Leider ist der Artikel offenbar nicht im Internet zugänglich. Auch wurde damals berichtet:
Ellen Kositza (...) schloss das Lektorat am neuen Buch von Andreas Vonderach ab, das die Völkerpsychologie zum Thema haben wird.
Hier sind überall Quellen genannt für ein modernes, aufgeklärtes, naturwissenschaftsnahes und humanes Menschen- und Völkerbild, das allein modernen Wissenschaftsgesellschaften würdig ist und von diesen breit zu erörtern ist, ganz unabhängig von der sonstigen politischen Zielsetzung und Ausrichtung. 
____________________________________________
  1. Vonderach, Andreas: Kommentare zu dem Artikel von Heino Bosselmann "Frauen in der Fremde" auf: Sezession.de, 19. März 2013

Lore Waldvogel spricht über Mathilde Ludendorff

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Die naturwissenschaftsnahe Philosophin Mathilde Ludendorff in einem aktuellen Interview behandelt

Hier auf dem Blog hatten wir schon auf einen Artikel über Mathilde Ludendorff hingewiesen, der im "Occidental Observer" über Mathilde Ludendorff erschienen war (GA-j!, 16.05.2016). Er stammte von Lore Waldvogel, einer promovierten Literatur- und Religionswissenschaftlerin.

Von dieser ist nun auch ein vierzig Minuten langes Interview veröffentlicht worden, in dem Lore Waldvogel über Mathilde Ludendorff befragt wird (Youtube). 



Das Interview führte ein Walter Spatz von der Identitären Bewegung Berlin mit ihr.  Die Identitäre Bewegung wird ja nun - "ganz offiziell" - vom Geheimdienst überwacht. Der Unterschied zum Handy von Angela Merkel scheint nur der offizielle Charakter der Überwachung zu sein. Offenbar hat man doch Hoffnung, damit noch den einen oder anderen jungen oder jung gebliebenen Menschen einschüchtern zu können. Ein wenig schizophren, aber was ist heutzutage eigentlich nicht schizophren.

Jedenfalls: Man ist doch ziemlich überrascht, wie "intellektuell" in diesem Interview gesprochen wird. Diese Lore Waldvogel kann einem gefallen. Das Interview mit ihr ist der Teil 4 des Podcast (00:32:41 bis 01:12:18). Dieser Teil ist betitelt "Völkischer Feminismus - Lore Waldvogel im Gespräch über Mathilde Ludendorff".

Abb. 1: Taschenbuchausgabe, 1995
Dem Interview ist unter anderem zu entnehmen: Lore Waldvogel liest in den Lebenserinnerungen von Mathilde Ludendorff Dinge, die man selbst zuvor noch nie darin gelesen hatte. Zum Beispiel dass Mathilde Ludendorff ja an der Charite in Berlin Medizin studiert hat. Das musste man dann gleich noch einmal nachlesen (Recherche-Ergebnisse dazu unten im Anhang). Vor allem aber freut einen, dass da in dem Interview jemand ganz unverkrampft über ein - zumindest diesem Blog - sehr wesentliches Thema spricht. Natürlich wird erkennbar, dass Lore Waldvogel noch viel mehr hätte sagen können. So hat sie noch nichts Ausführliches zum Thema "schöpferische Frau" gesagt, ein Thema, das man anhand von Mathilde Ludendorff sehr gut bearbeiten kann, was auch in der Literatur schon geschehen ist. Wozu auch schon auf unserem Blog mindestens ein Aufsatz erschienen ist (1).

Es mag ein ganz willkürlicher Vergleich sein, ein Vergleich der Lebenserinnerungen Mathilde Ludendorffs (2) mit dem Buch "Claras Kinder" von einer Tochter von Robert und Clara Schumann (3). Der Vergleich ergibt sich, wenn man zufälligerweise zu der Zeit, als das Interview veröffentlicht wurde, letzteres Buch las. Und es ist ein sehr schönes Buch über Clara Schumann, man hat noch nie so viel Hochachtung bekommen gegenüber Clara und Robert Schumann als durch dieses Buch. Und man hat auch viel Interesse dadurch bekommen, noch viel mehr über beider Leben zu lernen.

Und doch, so muss man - im Vergleich - sagen, packt einen nur ein einziges Kapitel aus den Lebenserinnerungen von Mathilde Ludendorff gleich noch viel umfassender als noch so schöne Erinnerungen der Eugenie Schumann. Welch ein Reichtum in so wenigen Worten oft. Was für ganz unterschiedliche Lebensbereiche werden auf so wenigen Seiten angesprochen. Man meint, dass eigentlich jeder Mediziner davon profitieren müsste, diese Erinnerungen zu lesen und diesen Blick auf das eigene Fach zur Kenntnis zu nehmen. Etwa auch Leute, die über die Medizingeschichte der Charite arbeiten.

Dieses Interview muss man sich mehrere male anhören. Weil in diesem sehr viele wesentliche Themen angesprochen werden und weil Lore Waldvogel herrlich vorbildlich differenziert argumentiert. Sie hat von Mathilde Ludendorff wirklich vieles verstanden. Sie macht in der Wiedergabe ihrer Gedanken - soweit übersehbar - keine Fehler. Und das will etwas heißen. In dem Gespräch sind auch viele Dinge sozusagen "zwischen den Zeilen" enthalten. Die Rolle der Frau und Mutter in modernen Wissensgesellschaften hat Mathilde Ludendorff sehr differenziert durchdacht und das gibt Lore Waldvogel außerordentlich genau und differenziert wieder. Danke für dieses Interview!

Es folgt noch ein Anhang.
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"Völkisch" - Frauke Petry spricht sich für die Enttabuisierung eines wichtigen Begriffes aus

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Der Blog "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" tat dies schon vor vier Jahren und löste damit Kontroversen in kirchenfreien, humanistischen Kreisen aus

Auf diesem Blog schrieben wir schon vor Jahren, dass man über die Möglichkeit eines "völkischen Humanismus" nachdenken müsse. Danke, dass nun auch die AfD einmal so weit ist, also die Partei "Alternative für Deutschland". 

Schon am 28. April 2016, einen Tag vor dem Parteitag der AfD in Stuttgart, teilte Frauke Petry auf ihrem Facebook-Account ein Foto mit der Nachricht "An den Rückzugs-Gerüchten ist nichts dran", teilte ein Interview, das sie dem RTL-Nachtjournal gegeben hatte, und schrieb dazu:
Außerdem rege ich im Interview dazu an, mit dem Begriff "Volk" oder "völkisch" entspannter umgehen, denn sich für das eigene Volk einzusetzen, ist die Aufgabe eines jeden Politikers und ich spreche über die Zukunft unserer Partei.
Im April reagierte die große Presse auf diese Aussage überraschenderweise nirgendwo. Erst jetzt, als Petry am 13. September diese Aussage in ähnlicher Weise wiederholt, wird sie breit in den Medien erörtert. Geradezu wie auf Stichwort.

Dieser Blog verwendete bis 2012 für seine Selbstbeschreibung den Begriff "völkischer Humanismus". Er bedurfte dazu nicht der Fürsprache einer Frauke Petry. Aber die Benutzung dieses Begriffes führte damals zu Diskussionen innerhalb des säkularen Humanismus in Deutschland, insbesondere in seinen Verbandszeitschriften und ihrem Umfeld. Diese Diskussion wurde auch hier auf dem Blog in einem Artikel ausführlicher dokumentiert (GA-j! 13.6.2013). Und dieser Artikel soll aus Anlass der aktuellen Erörterungen hier auf dem Blog noch einmal eingestellt werden. Damals, vor vier Jahren, war dieser Blog sicherlich der einzige, der diesen Begriff in positiven Zusammenhängen verwendete. Wir dürfen uns durch die derzeitigen Diskussionen rund um diesen Begriff in Deutschland in unserer damaligen Themenwahl bestätigt fühlen.

Und man möchte sagen: Wer einen Blick in die weitere geistige Entwicklung in Deutschland über die nächsten Jahre und Jahrzehnte werfen möchte, lese auf unseren Blogs. Er dürfte auf diesen auch sonst manche zukunftsträchtigeren Inhalte finden. Das liegt in der Natur der Sache, waren wir doch schon immer geistige Avantgarde. Jeder ist das im Grunde, der einen vorurteilsfreien, weltanschaulich ungebundenen Blick auf die Naturwissenschaft, insbesondere die Evolutionäre Anthropologie wirft.

Aber soweit übersehbar, gibt es zum Beispiel auch vom "Humanistischen Pressedienst" noch keine Stellungnahme zur aktuellen Debatte rund um den Begriff völkisch. Man darf auf eine solche Stellungnahme ein wenig gespannt sein. (Oder auch nicht, nämlich dann, wenn eine etwaige Stellungnahme beispielsweise von Armin Pfahl-Traughber stammen sollte .... ) Auch dieser hpd ist ja - bekanntermaßen - immer ein bisschen hinterher und gar zu oft ein wenig gar zu altbacken in den Wahrnehmungen und Argumentationsstrukturen. Und das scheint uns dann doch "Methode" zu haben. Denn viel zu viele wissen ja - gerade in diesen Kreisen -, dass es auch anders ginge.

- - - Nun die Dokumentation aus den Jahren 2011/13.

Säkularer Humanismus - kleinkariert und altbacken

Journalist Malte Jessl äußert sich denunzierend über "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!"


für den September 2016 in den Formulierungen leicht angepasst)

Abb. 1: Kirchenfreie Gesprächrunde neulich in Deutschland (oder so ...)
Eigentlich sollte sich ein Blog wie der unsere sagen: "Jede Publicity ist besser als gar keine". Aber die "Publicity" unseres Blogs in den Jahren 2011 bis 2013 in den Verbandszeitschriften der Kirchenfreien Deutschlands und ihres Umfeldes ließ einen doch ein wenig an diesem Grundsatz zweifeln. War denn das nicht alles nicht nur noch peinlich? Und war dieser Blog etwa schuld, damals zu solchen Peinlichkeiten Steilvorlagen geliefert zu haben (1 - 12)?

Kritikerin Adah Gleich

Im Nachgang zu den Diskussionen rund um die Facebook-Gruppe "Generation Giordano" (3 - 6) (die nach einer Art feindlicher Übernahme von den ursprünglichen Gründern neu gegründet wurde unter dem Namen "Initiative Humanismus") meinte eine Adah Gleich, uns in der Vierteljahres-Zeitschrift "Diesseits - Das Magazin für weltlichen Humanismus", herausgegeben vom "Humanistischen Verband Deutschlands", erwähnen zu müssen mit dem Satz (9):
An anderer Stelle appellierte Ingo Bading, Gründungsmitglied der "Initiative Humanismus", im Namen der "intellektuellen Freiheit" gar für die Aufhebung der Strafe für Holocaust-Leugnung.
Aber hallo. Wie konnte er nur. Diese Erwähnung unserer Wenigkeit erfolgte unter dem Titel "Rechtspopulismus in der säkularen Szene" (9). Im gleichen Aufsatz, bzw. im gleichen Heft sind übrigens neben diesem Blog gleich drei der altbekannten Kollegen und Freunde dieses Blogs erwähnt, bzw. wurden sie interviewt. Nämlich Michael Blume ("Natur des Glaubens"), Edgar Dahl ("Libertarian") und Frank Berghaus ("Wissen bloggt"). Und es war da doch interessant zu sehen, wer von uns vieren des "Rechtspopulismus" verdächtigt wurde und wer interviewt wurde. Der einzige Christ von diesen vieren, nämlich Michael Blume, erhielt zu seinem Standardthema - "Religiöse haben mehr Kinder als Atheisten" - ein ganzes Interview. Die drei Nichtchristen und Christentumskritiker unter diesen vieren - nämlich Edgar, Frank und ich, Ingo Bading - wurden des Rechtspopulismus verdächtigt. Damals hatten die beim "Humanistischen Verband Deutschlands" offenbar nichts Besseres zu tun. Man konnte sich schon damals fragen, ob das nicht alles nur noch peinlich ist?

Der Artikel von Adah Gleich wurde zwar in der konkurrierenden, vierteljährlich erscheinenden Verbandszeitschrift des 1976 gegründeten "Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten e. V. (IBKA)" (nämlich des "MIZ - Materialien und Informationen zur Zeit - Politisches Magazin für Konfessionslose und AtheistINNen") von Chefredakteur Gunnar Schedel eher in die Rubrik "Denunziation" als in die Rubrik "Aufklärung" eingeordnet (10). (So jedenfalls die beiden Begriffe des Titels seines Artikels [10]). Aber auch damit sollte noch nicht das letzte Wort in dieser peinlichen Erörterung gesprochen worden sein. Der Artikel von Gunnar Schedel rief in der gleichen Zeitschrift "MIZ" dann wieder einen Artikel eines Diplom-Biologen und Wissenschaftsjournalisten aus Mainz, bzw. Wiesbaden auf den Plan. Nämlich eines Malte Jessl (geb. 1979) (11).

Kritiker Malte Jessl

Jessl findet nun sowohl die Artikel von Adah Gleich wie von Gunnar Schedel oberflächlich. Und glaubt nun selbst natürlich wesentlich gründlicher und grundlegender zu argumentieren. Nein, sagt er, die säkulare Szene wird nicht "rechtspopulistisch unterwandert". Ja, meint er, die säkulare Szene und ihr "Aushängeschild", die Giordano Bruno-Stiftung - unternehmen aber dennoch eine "Gratwanderung" hart entlang des Abgrundes genannt "Biologismus". /... Freu! .../

Und im Mittelpunkt seines Artikels stand nun niemand geringerer als der Blog "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!". Weil wir uns - zugegeben! - den Anliegen der Giordano Bruno-Stiftung sehr verbunden fühlen. Und das nicht erst seit 2012. Sondern schon spätestens seit der Zeit als der Bloginhaber feststellte, dass auch sein früherer Doktorvater, der Humansoziobiologe Eckart Voland, dort mitmachte.

Egal. Malte Jessl's Artikel ist nun jedenfalls nicht viel weniger peinlich und oberflächlich als der von Adah Gleich. Aber ihn deshalb hier auf dem Blog ganz unbehandelt lassen geht auch nicht. Der Artikel von Malte Jessl hat zwar inzwischen eine verdiente Abfuhr durch Harald Stücker erfahren, auf den dann auch der "Humanistische Pressedienst" von Carsten Frerk von der Giordano Bruno-Stiftung hingewiesen hat (12). Damit kann man sich schon viele grundlegendere Einwände gegen Malte Jessl an dieser Stelle sparen. Allerdings geht Stücker auf viele Einzelheiten nicht ein. Dafür hat er wohl auch keinen Anlass. (Obwohl auch Stücker, den wir ebenfalls bislang noch nicht kannten, von Adah Gleich unter die "Rechtspopulisten" eingeordnet worden war. Denn das geht heutzutage ziemlich schnell ... Und wir haben hier noch längst nicht alle genannt, die von Adah Gleich unter diese Rubrik eingeordnet worden waren. Ist wohl auch nicht besonders wichtig. Sondern eher peinlich.)

Der Artikel von Malte Jessl - er kann vollständig im Netz nachgelesen werden (11) - bewegt sich entlang der "exemplarischen""ideologischen" Einordnung von drei Personen:
Lauter Leute, die der Naturwissenschaft zumindest sehr nahe stehen. Kritisierenswert findet Malte Jessl aber auch manche Äußerungen  
Die schon tausendmal zwischen zwei Menschenkiefern zerkaute Grundthese von Malte Jessl lautet so langweilig, ja, peinlich wie eh und je: die Giordano Bruno-Stiftung unternimmt mit solchen, soeben aufgezählten "Freunden" eine "Gratwanderung" entlang des Abgrundes "Biologismus". Eine Gratwanderung, die "nicht immer gelingt". So unkt Malte Jessl mit besorgtem, erhobenem Zeigefinger.

Vorweg sei gleich genommen: "Biologismus" ist ein bloßes, nichtssagendes Schlagwort, worauf schon Harald Stücker hinwies. Wenn nicht "Totschlagwort". Mit ihm ist in der Sache gar nichts gesagt. Malte Jessel konkretisiert deshalb sogar. Unter "Biologismus" versteht er den "Biologismus der 'Warum-Frauen-immer-Schuhe-kaufen-Schublade'." Ach ja! Und wer hätte jetzt noch Lust, dazu etwas zu sagen? Hallo? Wir befinden uns in einer Szene gebildeter Leute. Wie Harald Stücker schon sagte, sind das Diskussionen - Entschuldigung! - der 1970er Jahre. Inzwischen sind sage und schreibe vierzig Jahre ins Land gegangen. Mit welchen altbackenen Uralt-Humanisten bekommt man es denn hier zu tun? Gibt es einen solchen altbackenen Humanismus noch in angloamerikanischen Ländern? Etwa rund um Richard Dawkins? Man kann es sich fast kaum noch vorstellen. Aber möglich ist alles.

Thomas Junker, Sabine Paul und Ulrich Kutschera sind im übrigen in säkularen, humanistischen Kreisen genügend bekannt und anerkannt, als das sie sich selbst oder als dass andere sie in dieser Sache gegen einen Malte Jessl noch groß verteidigen oder in Schutz nehmen müssten. (Anmerkung 2016: Ist auch seither - soweit uns bekannt - nie geschehen. Wer hat Malte Jessl seither überhaupt in einer solchen Sache ernst genommen? Uns ist niemand bekannt.)

Kritisiert: Armin Geus

Hingegen werden die Namen Armin Geus und Remigius Geiser nicht jedem so geläufig sein wie die erstgenannten. Dem Autor dieser Zeilen jedenfalls waren sie ganz neu. Interessant also, wen da der Wissenschaftsjournalist Malte Jessl alles aufstöbert unter den Mitgliedern des Förderkreises der Giordano Bruno-Stiftung. Wie er das wohl wieder rausgekriegt hat? (2016: Malte Jessl übrigens arbeitet bis heute, 2016, für die Wissenschaftsredaktion von 3Sat und wir gehen davon aus, dass er dort auch - wie schon früher - so manchen guten Beitrag erarbeitet und veröffentlicht haben wird. Nur mit weltanschaulich-politischen Einordnung naturwissenschaftlicher Aussagen hat er es nicht so, das ist der einzige Kritikpunkt, der in diesem Blogartikel von 2013 gegen ihn vorgebracht wurde.)

Man lernt ja immer gern dazu. Mit Geus und Geiser also werde ich, Ingo Bading, von Malte Jessl in eine Reihe gestellt. Also sollte ich mir diese beiden "Kameraden" und "MitfalscheFreundederGBS" wohl einmal genauer anschauen.

(Das geht aber nicht von heute auf morgen. Im folgenden nur der Zwischenstand des Jahres 2013, seither kam es unsererseits zu keiner weiteren Beschäftigung mit der Biographie und dem Lebenswerk dieser beiden Personen.) Das Schlimme an Armin Geus sollte nach Malte Jessl sein, dass er 2008 einen Sammelband zur Islamkritik herausgebracht hat, in dem er neben Texten von Ralph Giordano, Thomas Junker, Hubertus Mynarek, Klaus Rainer Röhl auch Texte des Journalisten Dr. Günter Zehm (geb. 1933) und des Sozialphilosophen Professor Günter Rohrmoser (1927-2008) aufgenommen hatte. - Ja, du liebe Güte!, möchte man sagen. Wenn der gute Malte Jessl weiter keine Probleme hat. Das kann einem einfach viel zu billig sein, über einen solchen Umstand überhaupt irgend ein Wort zu verlieren.

Höchstens wäre hier der Wunsch zum Ausdruck zu bringen, dass Armin Geus nun zusammen mit Günter Rohrmoser dann gleich auch noch einen Sammelband zur Christentumskritik oder zur Kritik von "Gotteswahn"überhaupt herausgebracht hätte (*freundlich lächel oder grins*). Hätte einen schon interessiert, ob der gute Rohrmoser und Horst Mahler-Freund da ebenso fröhlich mitgemacht hätte. (Man darf vermuten: nicht.) Rohrmoser steckt(e) tief drin in der christ-katholischen Lobby. Für die nichts so kennzeichnend ist wie seine Freundschaft mit dem RAF-Terroristen und Stasi-Mitarbeiter Horst Mahler. Wenn sich Armin Geus von solchen Leuten die "Schwesterreligion" des Christentums "kritisieren" lassen will, soll er das doch tun. Aber man darf zunächst einmal davon ausgehen, dass Armin Geus noch andere Verdienste hat, als solcherlei, Verzeihung: ... Merkwürdigkeiten. Über die ich kein Wort verlieren würde. Nun, Malte Jessl hat halt so seine eigenen Sorgen, wenn er an die Giordano-Bruno-Stiftung denkt, benannt nach einem der größten Freigeister der Geschichte der Menschheit. (Ach je, wie kleingeistig erscheint einem das alles, wenn man sich nur einmal an diesen Geistesriesen und Feuergeist aus Italien erinnert ...)

Ja, man kann - "besorgt"! - einzelne Worte oder Taten einzelner Personen kritisieren. Aber diese Pauschalverurteilungen und -verdächtigungen, weil "mal der mit dem" usw.. Das sollte eigentlich einer freigeistigen Aufbruchbewegung unwürdig sein. Wer das nicht unwürdig findet, den kann ich gar nicht als jemanden empfinden, der sich einen gesellschaftlichen Aufbruch wirklich wünscht. Wollen wir eine derartige Gesellschaft "des Verdachts"? Hat da noch jemand Vertrauen in das Gute im Menschen? Oder herrscht das Ressentiment vor?

Kritisiert: Remigius Geiser

Und daß Remigius Geiser von Malte Jessl unredlich zitiert wird, kann jeder überprüfen, der den von Malte Jessl zitierten Text selbst liest (1) und sich nur ein wenig mit soziobiologischer Literatur auskennt. Geiser macht darin in der Tat eine eugenisch klingende Äußerung. Jessl zitiert aber nicht, daß Geiser dann weiter schreibt:
Man muß diese Vorhaltungen wissenschaftlich ernstnehmen, aber es gibt auch Gegenargumente.
Und weiter heißt es unter anderem:
Und drittens besteht neuerdings die Aussicht, daß die ganze Frage insgesamt irrelevant wird.
Nun, das klingt doch dann schon wesentlich differenzierter, als Malte Jessl es darstellt. Wie Jessl auch überhaupt nicht herausstellt, dass - wie an dieser Stelle - auch sonst der Text von Remigius Geiser ein nur deskriptiver (wissenschaftliche Theorien und Fakten referierender) Text ist. Ein Text, der unter der Berücksichtigung seiner letzten Sätze gelesen werden muss:
Es stimmt, die Soziobiologie ist die ultimative Herausforderung der menschlichen Sozialphilosophie. Sie ist eine völlig neue Weltanschauung, ein neues System der Welterklärung. Die "darwinische Revolution" (Richard Dawkins) ist eine ideologische Revolution von fundamentaler gesellschaftspolitischer Relevanz. Die bisher dominierenden Weltanschauungen (= Memplexe) werden nicht nur herausgefordert, sondern vielleicht sogar tödlich getroffen. Klar, dass sie sich zur Wehr setzen.
- Warum denkt man bei einem solchen Satz jetzt an Malte Jessl? Weiß man eigentlich nicht so recht (*freundlich grins*). Geiser jedenfalls weiter:
Die Menschheitsgeschichte bietet immer wieder interessante Überraschungen, unvorhergesehene Wendungen, unberechenbare Entwicklungen und eine ungewisse Zukunft. Wir stehen jetzt an einem Punkt, wo der Mensch sich der egoistischen Basis seines gesellschaftlichen Handelns voll bewusst wird. Mal sehen, was er daraus macht ...
Abb. 2: Richard Dawkins - er ist dort, wo es nötig ist
Wie wahr. Und sehr richtig: "Mal sehen, was er daraus macht." So lautet der letzte Satz von Geiser in einem 36-seitigen Manuskript. Geiser behauptet also nicht von sich, auf die von ihm bloß referierte "ultimative Herausforderung der menschlichen Sozialphilosophie" in Form der Soziobiologie eine befriedigende Antwort zu wissen. Welcher Schluß also vom Sein zum Sollen gezogen werden soll, läßt er in den meisten Fällen ganz offen. Oder er gibt von sich aus nur vage Lösungsvorschläge.

Was ja zunächst einmal auch gut ist, um überhaupt unsere Erkenntnisse über das Sein ergebnisoffen zur Kenntnis nehmen zu können. Und tatsächlich ist das ja die Frage, die so viele von uns umtreibt: "Mal sehen, was er daraus macht". Dieser Mensch von heute, dessen Denken und Instinkte vom Geist des Alten Testamentes noch immer tief durchtränkt sind. Da bestehen durchaus Gefahren, in der Tat. Und um diesen zu begegnen, nennen wir uns Humanisten und identifizieren wir uns mit Humanismus. Ich denke, das gilt auch für Remigius Geiser. Jedenfalls konnte mich Malte Jessl mit seinen kurzen Zitaten keineswegs vom Gegenteil überzeugen. Remigius Geiser ist kein "falscher Freund" des Humanismus. Wer das nachweisen will, muß anders argumentieren, als Malte Jessl.

Zwischenbemerkung: Altruismus wird durch die Soziobiologie erklärt, nicht "entzaubert"

Wobei langjährige Leser dieses Blogs wissen, daß wir schon den Grundansatz des Redens von "egoistischen Genen" - also auch den Grundansatz des Textes von Remigius Geiser - für verfehlt halten. Diese Begrifflichkeit stammt von Richard Dawkins, der bei all seinen Verdiensten keinen Unfehlbarkeitsanspruch aufgestellt hat. Dieser wird ihm auch von niemandem zugesprochen. Dawkins ist auch nicht der Begründer der Soziobiologie. Sondern nur ihr bekanntester Popularisierer (neben Edward O. Wilson).

Das Verhalten, das durch die Grundtheoreme der Soziobiologie erklärt werden soll, ist vielmehr altruistisches. Daß dieser (phänotypische) Altruismus durch eine naturwissenschaftliche Erklärung auf der Ebene der Gene "entzaubert" werden könnte, ist eine weit verbreitete Einschätzung, die in unserer atheistischen Gesellschaft auch besonders gut ankommt. Sie ist aber eine interpretatorische Vorwegnahme, die uns die Natur selbst und auch die Grundtheoreme der Soziobiologie wie sie in mathematischer Form vorliegen, nicht aufdrängen. Natürlich muß alles, was in der Natur existiert, genetisch überleben. Sonst würde es ja in der Natur nicht vorkommen. Und deshalb dürfen die Lebensprinzipien der Natur nicht mit dieser Rationalität im Widerspruch stehen. Darauf gründet das Denken der Soziobiologie.

Abb. 3: Simon Conway Morris
Daß das genetische Überleben aber das einzige Lebensprinzip in der Natur sein soll, ist ein Mythos, den auch der Begründer der Soziobiologie, William D. Hamilton, nie vertreten hat. Im Gegenteil. Er hat ähnlich wie etwa Isaac Newton immer betont, daß er glaubt, daß die Welt so wunderbar ist, daß sie sich nicht durch wenige mathematische Formeln entzaubern läßt (13). Es handelt sich jedoch um einen von Richard Dawkins formulierten Mythos, den auch Remigius Geiser ein wenig gar zu drastisch und übertrieben darstellt.

Wobei Richard Dawkins selbst schon längst viel weiter ist. Andere Lebensprinzipien der Evolution werden heute etwa mit dem allseitig vorkommenden Tatbestand von "konvergenter Evolution" erforscht. Simon Conway Morris schließt aus dem allseitigen Vorkommen derselben auf eine Zielgerichtetheit der Evolution (gegen Stephen Jay Gould's "Zufall Mensch"). Und Richard Dawkins schrieb schon 2004 im abschließenden Kapitel seines schönen Buches "Ancestors Tale", daß er grundsätzlich Conway Morris darin folgen könne. Dawkins denkt also viel ergebnisoffener als viele seiner stiernackigen Anhänger.

Kritisiert: Ingo Bading

Nun aber weiter im Text von Malte Jessl. Vorweg sei noch bemerkt, daß wir nach den Diskussionen rund um "Generation Giordano" (4 - 6) eine Zeit lang einmal versucht haben, den diffamierend gegen die Giordano Bruno-Stiftung angewandten Begriff "völkischer Humanismus" positiv zur Beschreibung unseres Blogs zu verwenden (7). Nachdem im April 2013 schon Facebook-Freundin und Blogleserin Nina Hagen die Verwendung dieses Begriffes kritisiert hat, haben wir ihn jetzt - ja, nach der Lektüre des Artikels von Malte Jessl! - wieder aus der Selbstbeschreibung des Blogs entfernt. Denn offensichtlich verleiten wir Kritiker unseres Blogs mit der Verwendung dieses Begriffes zu zu oberflächlichem Denken und Wahrnehmen. Während wir das genaue Gegenteil mit der Verwendung dieses Begriffes hatten erzielen wollen (7). Deshalb also jetzt nicht mehr in der Selbstbeschreibung. - Ob wohl der ganze Artikel von Malte Jessl geschrieben worden wäre - hätte geschrieben werden können -, wenn wir auf die Verwendung dieses Begriffes von vornherein verzichtet hätten? Jedenfalls setzt er seinen Artikel folgendermaßen fort:
Von der Evolution zum „Volk“
Zugestanden werden muss Geiser allerdings, dass er sich zumindest recht deutlich gegenüber Nationalismus und Rassismus abgrenzt.
Eine solche Abgrenzung ist nicht die Sache von Ingo Bading, auf den Adah Gleich auch kurz in ihrem Artikel eingeht. Bading ist Gründungsmitglied der Initiative Humanismus und Mitverfasser des „Manifests“ der Gruppe. Gleich wirft Bading – und hier zeigt sich wieder die Oberflächlichkeit ihrer Kritik – lediglich vor, dass er die Strafbarkeit der Holocaustleugnung ablehnt ...
In einer Anmerkung schreibt Jessl dazu: "Diese Position teilt Bading mit so unterschiedlichen Autoren wie Henryk M. Broder und Noam Chomsky, entsprechend wenig sagt sie also über seinen ideologischen Hintergrund aus." Eine sehr informierte Anmerkung, aus der sogar wir noch etwas lernen. Warum ist Diplom-Biologe Malte Jessl sonst nicht so gut informiert? Er fährt dann nämlich fort:
... und bemerkt dabei gar nicht die wirklich bedenklichen Aspekte seiner Ideologie. Auf Badings „Weltnetzseite“ [sic!] Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt ist folgende Selbstdarstellung zu lesen:
„Dieser Blog vertritt einen völkischen Humanismus, weil er mit den Erkenntnissen der Evolutionären Anthropologie und Humangenetik weiß, dass die Humanevolution bisher immer in Völkern stattgefunden hat und – ganz offensichtlich – auch künftig stattfinden wird. Und für diese Erkenntnis muss es einen Namen geben. Völkischer Humanismus scheint uns der geeignete dafür zu sein.
Die öffentliche Debatte rund um das Buch von Thilo Sarrazin ‘Deutschland schafft sich ab’ bewegte sich sowohl in ihrem rationalen wie in ihrem emotionalen Kern rund um diese sowohl natur- wie kulturwissenschaftliche Erkenntnis.
Es muss einfach verstanden werden, dass konsequent vertretener Evolutionärer Humanismus (EH) per se politisch unkorrekt ist, unter anderem deshalb, weil die Natur, Evolution und Humanevolution selbst sich nicht an politische Korrektheit gehalten haben und weil politische Korrektheit direkt in ‘Controlled Demolition’ ganzer fortschrittlicher Gesellschaften führt. Unter anderem weil EH deshalb zwangsläufig nicht nur Religions-, sondern auch Ideologiekritik mit einschließt und einschließen muß. Und unter anderem weil EH deshalb spätestens seit K.-H. Deschner und Colin Goldner, Robert Trivers, Richard Dawkins, Noam Chomsky, Kevin MacDonald, James Watson und vielen anderen auch immer Hintergrundpolitik- und Lobbymächte-Kritik mit einschließen muss.
Die Humanevolution fand 200.000 Jahre lang in Stämmen und Völkern statt. Es besteht viel Anlass dafür zu vermuten, dass die Weltall-Entstehung und die Evolution zielgerichtet erfolgt sind, was auch Richard Dawkins für möglich hält. Wenige andere Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft werden heute von allen globalisierenden Priestern und Ideologen mehr gefürchtet, als diese, denn mit ihnen ist ihnen ihre ‘Sinngebungs’-Funktion vollständig entzogen.
[...]
Multikulturelle Gesellschaften sind jene Gesellschaften, die weltweit am schlechtesten funktionieren (Robert Putnam) und die außerdem der Humanevolution nicht ausreichend Material geben, denn Humanevolution findet auf mehreren Ebenen statt, nicht nur auf der individuellen, sondern auch auf Gruppenebene, wie die Humangenetik allerseits derzeit besser erkennt.
Dies ist deshalb ein Blog wider das von Lobbymächten aufrecht erhaltene ‘Wissensgefälle’ zwischen Eliten und Volk. Ein Blog wider die zahlreichen gesellschaftlichen Selbstmordprogramme der intellektuellen Eliten.“ (Rechtschreibfehler korrigiert)
Es bleibt jedem selbst überlassen, wo genau zwischen den Eckpunkten „völkische Ideologie“, „Verschwörungstheorie“ und „geistige Verwirrung“ Bading einzuordnen ist. Dass seine Positionen indiskutabel sind und rein gar nichts mit Aufklärung und emanzipatorischer Religionskritik zu tun haben, sollte aber schon nach Lektüre dieser wenigen Zeilen klar sein – zahllose weitere Belege dafür lassen sich auf seinem Blog finden.
Was nun eigentlich an dieser Selbstdarstellung rein sachlich, inhaltlich "bedenklich" ist, was "indiskutabel" ist, was "geistige Verwirrung" darstellt, was "rein gar nichts mit Aufklärung und empanzipatorischer Religionskritik zu tun hat", sagt Malte Jessl nicht. Ihm ist es "schon nach Lektüre dieser wenigen Zeilen klar".

"Zahllose weitere Belege dafür lassen sich auf seinem Blog finden," unkt er noch weiter. Nun. Wenn er es nicht begründet, gibt es auch keinen Anlass, ihm zu begründen, warum wir das natürlich nicht so sehen.

Warum soll eigentliche eine Abgrenzung von Nationalismus und Rassismus "keine Sache von Ingo Bading" sein? Hat Malte Jessl zahllose Artikel dieses Blogs nicht gelesen? Wir grenzen uns sogar nicht nur von Nationalismus und Rassismus ab. Wir fragen auch: Wo kommen sie her? Und zwar in ihrer fürchterlichsten geschichtlichen Ausprägung. Und wir haben hier die Moral und Ideologie des Alten Testamentes identifiziert, auf der sich alle drei großen Weltreligionen gründen. Und wir haben die Moral und Ideologie völkischer, freimaurernaher Okkultlogen während des 20. Jahrhunderts dafür ausgemacht. All das braucht ja Malte Jessl nicht zu erwähnen, wenn er uns mangelnde Abgrenzung von Nationalismus und Rassismus vorwirft.

Gruppenselektion - Dieser Blog steht für Wissenschaft, nicht Ideologie

Um es aber auch noch einmal einem Malte Jessl klar zu sagen: Wir weisen es überhaupt entschieden zurück, dass wir eine "Ideologie" vertreten. Dass Evolution und Humanevolution Gruppenevolution sind, ist nicht "Ideologie", sondern eine in der Wissenschaft immer noch heiß erörterte Frage. Malte Jessl sollte schon davon gehört haben. Wenn nicht, sollte er schweigen. Denn schon an der Dauer der innerwissenschaftliche Diskussion rund um diese Fragen wird deutlich, dass diese Frage keine wissenschaftliche "Eintagsfliege" ist. Sie wurde von Charles Darwin höchstselbst in den Ring geworfen. Wie man schon am Untertitel seines Hauptwerkes ablesen kann.

Sie erfuhr dann von eben jenem eigentlichen Begründer der Soziobiologie William D. Hamilton erstmals in der Wissenschaftsgeschichte eine Zurückweisung (1964). Durch diese Zurückweisung wurde die Soziobiologie einstmals begründet. Im Jahr 1964. Und sie wurde von demselben innovativen Denker (!) nur wenige Jahre später (um und nach 1967), zusammen mit George R. Price wieder aufs Tapet zurück gebracht. Einfach durch mathematische Herleitung. Nicht durch irgend ein "Wunschdenken" (vgl. die wunderbaren autobiographischen Texte in "Narrow Roads of Gene Land" dazu [13]). Price war sicher der letzte, der mit einem solchen Ergebnis seiner Price-Gleichung gerechnet hatte. Und das alles geschah zu einer Zeit, als alle Welt noch Mühe hatte, die ursprüngliche Hamilton'sche Zurückweisung der Gruppenselektion nachzuvollziehen. So "gegenläufig" kann Wissenschaftsgeschichte sein.

Aber die Neuformulierung der Gruppenevolution durch William D. Hamilton und George Price hat seither mit Soziobiologen wie David Sloan Wilson und zahllosen anderen, schließlich sogar mit Edward O. Wilson ständig mehr Anhänger hinzugewonnen. Sie steht heute in der Mitte der soziobiologischen Forschung. Nur wird sie heute oft auch unter Begriffen wie "Superorganismus" erörtert. (Ein Ameisenstaat, ein Bienenvolk und natürlich auch eine menschliche Gesellschaft sind "Superorganismen".) Oder unter dem Begriff "multi-level-selction" (Mehr-Ebenen-Selektion). Von einem Diplom-Biologen wie Malte Jessl darf man erwarten, dass er sich zuvor informiert, bevor er, was diese Themen betrifft, von "Ideologie" spricht. Auf unserem Wissenschaftsblog "Studium generale" behandeln wir diese Fragen schon in der Kurzbeschreibung. Warum ist eigentlich nicht diese Kurzbeschreibung von Malte Jessl zitiert worden?

Mag ja sein, daß für Malte Jessl die ganze Soziobiologie "Ideologie" ist. So ein bischen klingt das bei ihm durch. Aber dann sollte er das auch so sagen. Oder liegt die "geistige Verwirrung" womöglich auch sonst auf seiner Seite? Nämlich in der Form, daß er von den eben genannten Entwicklungen noch nicht besonders viel sollte mitbekommen haben? Daß er nichts gehört hat von "Lewontins Fehlschluß", von der "Naturgeschichte der aschkenasisch-jüdischen Intelligenz", von der Aussage von Stephen Pinker im Jahr 2006, daß die "gefährlichste Idee der nächsten zehn Jahre" die Idee von den angeborenen Begabungsunterschieden zwischen den Völkern wäre?

Und warum soll es - womöglich - ein Zeichen für "geistige Verwirrung" darstellen, wenn man sich auf Robert Putnam beruft, den Autor von "Bowling Alone"? Den Erforscher multikultureller Gesellschaften? Wer ist hier geistig verwirrt oder überfordert? - Das Reden von "geistiger Verwirrung" ist im übrigen beleidigend.

Nachtrag (18.6.2013)

Wie wir erst nachträglich - und gewiß auch zu unserer Beruhigung feststellten - scheinen Adah Gleich und Malte Jessl innerhalb der GBS selbst nicht unumstritten zu sein. Rechtfertigte doch Malte Jessl vor einem Monat in einem "Diskussionsbeitrag" auf der Seite des von der GBS gegründeten "Humanistischen Pressedienstes" (14) - offenbar insbesondere gegenüber Michael Schmidt-Salomon persönlich - einmal erneut seine sehr pauschalen "Biologismus"-Vorwürfe im Grunde gegen einen großen Teil der Evolutionären Psychologie überhaupt.

Es steht nicht zu vermuten, daß er mit diesen neuerlichen Äußerungen sich gegenüber der Mehrheit der Leser überzeugender äußern würde, als mit seinen bisherigen. Und nicht die Glaubwürdigkeit der säkularen Szene steht auf dem Spiel, wie Malte Jessl darin unkt, sondern viel mehr seine eigene. Wie man ihm nur sehr ernsthaft raten kann. - Zum Beispiel: Hypothesen sind in der Wissenschaft dazu da, überprüft und danach angenommen oder verworfen zu werden. Jessl führt aber in seinem Artikel einige Hypothesen nur ganz kurz an, die er schon ohne empirische Überprüfung als "absurd" und damit offenbar gar nicht erst der Überprüfung für wert empfindet. (So wie er das ja oben auch gegenüber unserer Blogbeschreibung tat.) Eine dieser Hypothesen stammt noch dazu von dem verdienten Evolutionären Psychologen Edward O. Wilson persönlich.

So arbeitet aber die Wissenschaft nun einmal nicht. Und schon gar nicht die Soziobiologie. Richard Dawkins schreibt in seiner Neuauflage von "Das egoistische Gen", daß er inzwischen davon überzeugt worden wäre, daß einige Theorien, die er zuvor für zu "verrückt", zu "verstiegen" gehalten hatte, um wahr zu sein, nun doch für wahr halten würde. Und zwar im Zusammenhang mit seiner Behandlung des von Amoz Zahavi in die Wissenschaft eingeführten "Handicap-Prinzips". Konrad Lorenz hinwiederum übte sich darin, jeden Morgen eine seiner "Lieblingshypothesen" zu verwerfen. Das würde geistig frisch halten.

Vielleicht sollte sich Malte Jessl einfach für ein halbes Jahr einmal monatlich in das Doktoranden-Seminar des von ihm schon interviewten (15) Eckart Voland in Gießen setzen. Vielleicht bekommt er dabei dann ein besseres Gefühl dafür, wie man heutzutage sinnvoll in und mit - oder gerne auch gegen - die Soziobiologie oder soziobiologisches Forschen argumentieren kann. Und wie nicht. Auch Abstract-Bände von jährlichen Tagungen der US-amerikanischen "Human Behavior and Evolution Society" (HBES) oder ihres deutschen Ablegers, der "MVE-Liste" (auch einen europäischen Ableger gibt es) könnten hierfür dienlich sein. Welch eine Fülle von zum Teil schrillen und verstiegenen Thesen findet man da alljährlich behandelt. Das ist geistig durch und durch erfrischend. Das ist doch das Schöne an dieser Wissenschaft, dass sie noch jung ist und dem Ideenreichtum vielfältigsten Spielraum lässt.

Im Grunde verwundert der Eifer von Malte Jessl. Schließlich hat er als Journalist und Wissenschaftsjournalist doch ansonsten schon manches durchaus Beachtliche veröffentlicht, wie eine Netzsuche ergibt (16 - 21). Wir selbst, so erfahren wir dabei auch, zitierten ihn schon im Jahr 2008 im Zusammenhang mit einer uns sehr wichtigen Thematik (nämlich dem Zusammenhang zwischen Monogamie und der Evolution von Altruismus - - - der auch neuerlich im Jahr 2016 weitere wissenschaftliche Bearbeitung erfährt, siehe die Arbeit der verdienstvollen Kollegin Jacqueline Dillard in The Scientist, 1.8.2016).
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Literatur 
  1. Geiser, Remigius: Alles nur schnöder Egoismus - die biologischen Grundlagen des menschlichen Soziallebens. In: In Familie und Gesellschaft. (= Bräuche im Salzburger Land. Zeitgeist/Lebenskonzepte/Rituale/Trends/Alternativen. CD-ROM 3) Hrsg. Lucia Luidold und Ulrike Kammerhofer-Aggermann Redaktion: Melanie Lanterdinger. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde 15) Salzburg 2005; auch auf: http://remigius.org/
  2. Jessl, Malte: Das Gehirn im Doppelpack. Rezension von Hans G. Gassen "Das Gehirn". In: Spektrum der Wissenschaft, 2. 8. 2008 (weitere Artikel und Rezensionen in "Spektrum d.W." und in "Gehirn & Geist", 2008)
  3. Bading, Ingo: Mit Facebook-Demokratie wider die Macht von Lobbygruppen! GA-j!, 15. Oktober 2011
  4. Bading, Ingo: "Generation Giordano" - inmitten einer Wolke aufgewirbelten Staubes. "In erster Linie bin ich Humanist und Menschenfreund. Für mich gibt es keine Völker, sondern nur Menschen." (David Farago) GA-j!, 18. Oktober 2011
  5. Bading, Ingo: "Die Anerkennung biologisch-kultureller Evolution mit allen ihren beobachtbaren Unterschieden gehört zum Wesen des Humanismus." Lichten sich die Staubwolken rund um "Generation Giordano"? GA-j!, 21. Oktober 2011
  6. Gleich, Adah; Navissi, Frank: Wirbel um die Generation Giordano. In: MIZ 4/2011 (Materialien und Informationen zur Zeit) 
  7. Bading, Ingo: Ist Evolutionärer Humanismus "völkischer Humanismus"? Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 18.11.2012
  8. Stücker, Harald: Angst vor der Ungleichheit. Auf: Evidenz-basierte Ansichten, 21.1.2012
  9. Gleich, Adah: Woher der Wind weht - Rechtspopulismus in der säkularen Szene. In: diesseits – Das Magazin für weltlichen Humanismus, September 2012 (Editorial) (s.a. Wissenbloggt) [vollständiger Text kann auf Anfrage vom Blogautor zugesandt werden]
  10. Schedel, Gunnar: Aufklärung und Denunziation. In: MIZ 3/2012
  11. Jessl, Malte: Falsche Freunde. Rechte in der säkularen Szene sind selten, aber ein deutliches Zeichen für eine falsche Außenwirkung. In: MIZ 4/2012
  12. Stücker, Harald: Politisch korrekt und moralisch orientierungslos. Auf: Evidenz-basierte Ansichten, 13. 2. 2013; auch auf Freidenker.at, 13.2.2013; auch auf: Humanistischer Pressedienst, 10.6.2013  
  13. Hamilton, William D.: Narrow Roads of Gene Land. Vol. 1. Oxford University Press, Oxford 1996
  14. Jessl, Malte: Das Kreuz mit der Biologie. Diskussion. Humanistischer Pressedienst, Nr. 15885, 10.05.2013
  15. Jessl, Malte: Irrtum Sozialdarwinismus. Charles Darwin zum 200. Geburtstag (5). HR 2 Wissenswert, Freitag, 13.02.2009 (Audio) (pdf
  16. Jessl, Malte: "Im Namen des Islam werden im Iran Frauen hingerichtet" - Shahnaz M., vor 20 Jahren aus dem Iran geflüchtet, kritisiert die Religion aufs Schärfste. In: Frankfurter Rundschau, 4.4.2007
  17. Jessl, Malte: Ernst Haeckel - Darwins Prophet. Charles Darwin zum 200. Geburtstag. HR 2 Wissenswert, 16.02.2009 (Audio)
  18. Jessl, Malte: Der Mann, der uns zum Affen machte. Zum 175. Geburtstag von Ernst Haeckel. In: Spektrum der Wissenschaft, 13.2.2009Die Welt, 16.2.2009 
  19. Jessl, Malte: Warum die Sprache der Musik universell ist - Ein Stamm in Afrika hörte jetzt erstmals Elvis und die Beatles. In: Die Welt, 23.3.2009Berliner Morgenpost, 23.03.2009 
  20. Jessl, Malte: Debatte über den Ursprung der Menschenrechte. Veranstaltungsbericht. Humanistischer Pressedienst, Nr. 8193, 11.11.2009
  21. Jessl, Malte: Eine angeknabberte Plastiktüte. 3-Sat, 16.7.2012  

Ein "state-sponsored actor" spioniert 500 Millionen Email-Kontakte aus

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Der Bloginhaber benutzt als Email-Postfach einen Yahoo-Account. Interessant, was ihm Yahoo heute, am 23.9.2016, so mitteilt:
Ihr Account ist möglicherweise von einem Sicherheitsproblem betroffen. Hier erfahren Sie mehr zu dem Problem und wie Sie Ihren Account besser schützen können.
Überwachungskameras
Fotograf: Dirk Ingo Franke
Und dann:
Account Security Issue FAQs. We have confirmed, based on a recent investigation, that a copy of certain user account information was stolen from our network in late 2014 by what we believe is a state-sponsored actor. The account information may have included names, email addresses, telephone numbers, dates of birth, hashed passwords (the vast majority with bcrypt) and, in some cases, encrypted or unencrypted security questions and answers. The ongoing investigation suggests that stolen information did not include unprotected passwords, payment card data, or bank account information; payment card data and bank account information are not stored in the system that the investigation has found to be affected.
Und weiter:
We are working closely with law enforcement authorities and notifying potentially affected users of ways they can further secure their accounts. We are notifying potentially affected users by email and posting additional information to our website. Additionally, we are asking potentially affected users to promptly change their passwords and adopt alternate means of account verification. The ongoing investigation has found no evidence that the state-sponsored actor is currently in Yahoo’s network.
So, man hat also sein Passwort geändert. Und nun? Ist der "state-sponsored actor" draußen? Die Meldung hiervon geht heute auch durch die Presse (CNN):
"The FBI is aware of the intrusion and investigating the matter," an FBI spokesperson said. "We take these types of breaches very seriously and will determine how this occurred and who is responsible. We will continue to work with the private sector and share information so they can safeguard their systems against the actions of persistent cyber criminals." A large-scale data breach was first rumored in August when a hacker who goes by the name of "Peace" claimed to be selling data from 200 million Yahoo users online. The same hacker has previously claimed to sell stolen accounts from LinkedIn (LNKD, Tech30) and MySpace. Yahoo originally said it was "aware of a claim" and was investigating the situation. Nearly two months later, it turns out the situation is even worse. "This is massive," said cybersecurity expert Per Thorsheim on the scale of the hack. "It will cause ripples online for years to come."
Und (ABCNews):
Yahoo did not immediately respond to ABC News' request for comment on why users were finding out about the attack approximately two years after the fact. It wasn't clear whether users were vulnerable during that 2-year period. (...) News of the hack comes two months after the company announced that it would be sold to Verizon for about $4.83 billion. That deal has not yet closed.

Armenier und Deutsche - Wenn es um Völkermord geht, gibt es immer noch "zweierlei Maß"

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Das Beispiel des 2008 entdeckten Massengrabes in Marienburg in Westpreußen
- Neuere Entwicklungen
Der Deutsche Bundestag verneigt sich vor den Opfern der Vertreibungen und Massaker an den Deutschen und anderen Minderheiten in Osteuropa, die im Jahr 1945 ihren Anfang nahmen. Er beklagt die Taten der damaligen britischen, US-amerikanischen, sowjetischen, polnischen, tschechischen, serbischen, Regierungen, die zur fast vollständigen Vernichtung der Deutschen östlich der Oder, des Bayerischen Waldes und der Karawanken geführt haben. (...) In Absprache mit den damaligen Regierungen Großbritanniens und der Vereinigten Staaten, aufgrund ihrer duldenden Hinnahme  und im Auftrag der damaligen sowjetischen, polnischen, tschechischen und serbischen Regimes und Exil-Regierungen begannen in London, Washington und Moskau um 1940 herum die Planungen zur planmäßigen Vertreibung von 15 Millionen Deutschen und zur Vernichtung von über 2,5 Million Deutschen. [...] Der Bundestag bedauert die unrühmliche Rolle der britischen und der US-Regierung, die als militärische Hauptverbündete der Sowjetunion trotz eindeutiger Informationen auch von Seiten britischer und US-amerikanischer Diplomaten und Beobachter über die organisierte Vertreibung und Vernichtung der Deutschen nicht versucht hat, diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu stoppen.
Diese Resolution des Deutschen Bundestages hat es - unseres Wissens nach - bis heute nicht gegeben. Es hat auch keine vergleichbare Resolution gegeben. Wohl aber hat es eine Resolution des Deutschen Bundestages sehr ähnlichen Wortlautes gegeben. Und zwar vom 16. Juni 2016 zu dem Schicksal der Armenier im Osmanischen Reich in den Jahren 1915 und 1916 (Wiki). Der Wortlaut dieser Resolution lässt sich, wie im eben gebrachten Zitat gezeigt, sehr zwanglos auf den Völkermord an den Deutschen zwischen 1945 und 1950 anwenden.

Abb. 1: Flüchtlingstreck in Danzig, 20./21. Februar 1945 (Wiki)
Überhaupt aber dürfte ein Vergleich zwischen den beiden Wikipedia-Artikeln "Völkermord an den Armeniern" und "Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950" manche Einsichten bereit halten. Obwohl auch der letztere Artikel den Begriff "Völkermord" nicht für unangemessen hält zur Bezeichnung der von ihm behandelten Geschehnisse*), taucht dieser Begriff im Titel des Artikels nicht auf. (Auch nicht in den parallelen anderssprachigen Wikipedia-Artikeln.) Der erstere Artikel (zu den Armeniern) enthält einen sehr ausführlichen Abschnitt "Heutige Bewertung der Ereignisse", unterteilt nach Ländern weltweit. Der letztere Artikel enthält einen damit zu vergleichenden Abschnitt"Die Debatte über den Vertreibungsbegriff seit 1950". Dieser Abschnitt befasst sich mit einer fast ausschließlich innerdeutschen Debatte.

Erinnert einen dies nicht an irgendetwas? Ach ja: Diese Dinge sind geleitet von - Verzeihung! - "sekundärem Antigermanismus". Nämlich von der Vorstellung, die betroffenen Deutschen wären selbst schuld gewesen an dem an ihnen begangenen Völkermord. Und "sekundärer Antigermanismus" führt in keiner in deutschen Parlamenten vertretenen politischen Partei zu einem Fraktions- oder Parteiausschluss-Verfahren.

Abb. 2: Marienburg/Nogat - Hohe Lauben und Markt (Historische Postkarte)
Das Schicksal der Hereros in Südwestafrika und der Armenier in der Türkei ist deutschen Politikern, Journalisten und Akademikern also mit Recht sehr wichtig. Für das Schicksal von Deutschen im Jahr 1945 und danach bringen deutsche Behörden, Wissenschaftler und Journalisten dagegen nur auffallend wenig Interesse auf. Um der Armenier willen legt sich unser Staat mit der Türkei an. Unser Staat macht das zur "Chefsache". Angela Merkel selbst ist damit befasst.

Niemand aber legt sich um solcher Dinge willen mit irgendeinem der heute mit Deutschland sonst noch so befreundeten Staaten und Länder an. Unser Staat legt sich nicht an mit den USA oder Großbritannien, nicht mit dem Nachbarland Polen und auch nicht mit Rußland. Und auch nicht mit Tschechien oder Serbien. Er besteht nicht darauf, dass Polen, Rußland, Tschechien und Serbien den Völkermord sachgemäß aufarbeiten, der nach Kriegsende 1945 gegenüber den Deutschen geschehen ist. Er fordert von ihnen nicht die Anerkennung der Tatsache, dass es sich bei diesen Geschehnissen um Völkermord handelt.

Ein Massengrab von tausenden nackt verscharrter deutscher Männer, Frauen und Kinder, deren Todesursache zum Teil Kopfschüsse sind, direkt neben einem UNESCO-Weltkulturerbe bleibt unerforscht

Nach drei Jahren Amtstätigkeit ist Markus Meckel als Vorsitzender des "Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge" zurück getreten (JF). Manche erinnern sich bei diesem Anlass daran, dass ein westpreußischer Heimatkreisvertreter, Hans Joachim Borchert, am 6. August 2014 an diesen Herrn Meckel geschrieben hat betreffend des entdeckten Massengrabes tausender, vermutlich deutscher, offenbar nackt verscharrter Zivilpersonen - von Männern, Frauen und Kindern - in Marienburg in Westpreußen, direkt unterhalb des berühmten UNESCO-Weltkulturerbes, vermutlich aus dem Jahr 1945 oder danach (siehe Wiki). Die Vorgänge rund um die Nichtaufklärung der Geschehenisse rund um dieses Massengrab bis heute sind in keiner Weise angenehm zu lesen (Marienburg-Westpreußen).

Deutsche und polnische Institutionen weigern sich, zu sachgemäßer Aufklärung beizutragen, was sie jederzeit sofort tun würden, wenn es sich um Tote anderer Volkszugehörigkeit handeln würde. Zuletzt ging es den deutschen Vertriebenenvertretern nur noch darum, dass wenigstens der Text von Gedenktafeln nicht willkürliche Behauptungen enthält, die der flüchtigen Unernsthaftigkeit im Umgang mit dem Schicksal der Bestatteten auch noch schriftlichen Ausdruck geben. Herr Borchert schrieb also an Herrn Meckel folgende Worte (zit. n. Marienburg-Westpreußen):
Sehr geehrter Herr Präsident Meckel, 

ich wende mich an Sie in einer Angelegenheit, die mich und andere Marienburger seit Jahren bedrückt: das Verhalten - auch des Volksbundes - gegenüber den Toten von Marienburg. Der Volksbund hat die Toten, die in einem Massengrab in Marienburg gefunden wurden, in Neumark bei Stettin bestattet. Der Gedenkstein in Neumark trägt folgende Inschrift: 

„In diesem Gräberfeld ruhen 2116 unbekannte Tote. Ihre Gebeine wurden 2008 in Marienburg (Malbork) bei Bauarbeiten entdeckt, geborgen und im August 2009 in Stare Czarnowo wieder bestattet. Die 1001 Frauen, 381 Männer, 377 Kinder und 357 Personen, deren Geschlecht und Alter nicht mehr zu bestimmen ist, sind während der Kämpfe in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges ums Leben gekommen. Sie konnten nicht identifiziert werden. Sie haben als unbekannte Opfer des Zweiten Weltkrieges hier ihre letzte Ruhe gefunden.“

Vieles an diesem Text ist leider nicht richtig: Es gibt keine sorgfältig ermittelten Zahlen der toten Frauen, Männer und Kinder. Die Toten wurden nicht geborgen, ihre Gebeine wurden viel mehr ausgebaggert, ausgegraben und durcheinander geworfen. Unzutreffend ist auch, daß die Toten nicht identifiziert werden konnten. Eine Identifizierung wurde gar nicht versucht, möglicherweise hätten die Toten identifiziert werden können. Und daß die Toten in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges ums Leben gekommen sind, ist eine Behauptung, für die es keinen einzigen Hinweis gibt.
Man liest diese Worte nicht sehr gerne. Noch heute scheint zu gelten: Zivilpersonen deutscher Herkunft, die während oder nach dem Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen sind, dürfen keine zu große öffentliche - oder auch nur gründliche gutachterliche, wissenschaftliche - Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es darf nicht geklärt werden, um wen es sich dabei handelt und unter welchen Umständen diese Menschen ums Leben gekommen sind. Man überlege sich, wie mit den Toten von entdeckten Massengräbern anderer Genozide oder mutmaßlicher Genozide umgegangen wird.

Alle offiziellen Stellen in Deutschland drucksen herum und kümmern sich nicht. Welches Land der Welt geht so mit - offensichtlich - unschuldig ums Leben gekommenen Menschen um? Wir legen uns mit der Türkei an, weil wir nicht wissen, ob wir die Armeniermorde des Ersten Weltkrieges Völkermord nennen sollen oder nicht. Wir befassen uns mit den Toten des Volkes der Herero in Südwestafrika, die schon vor dem Ersten Weltkrieg ums Leben gekommen sind. Wir üben uns in Sensibilität gegenüber den Nachkommen dieser Toten. Aber eine Sensibilität gegenüber den Nachkommen und Verwandten unsere eigenen Toten gibt es schlichtweg nicht. (Erst wenn solches Unrecht wieder einmal notwendig sein sollte, um mit dem Hinweis auf dieses Haß zwischen die Völkern zu säen, wird man es - wohl - hervorziehen. So darf vermutet werden.) Dem Juristen Hans Joachim Borchert ist sehr zu danken für seinen Brief. Er schreibt weiter:
Ich lasse dahingestellt, wer für den unrichtigen Text des Gedenksteins verantwortlich ist. Jedenfalls teilte der Volksbund am 11. Oktober 2012 mit, er habe beschlossen, die Inschrift zu ändern; das werde aber nur in Absprache mit seinen polnischen Partnern möglich sein und einige Zeit in Anspruch nehmen. Im Jahre 2014 wandte ich mich zweimal an die Pressestelle des Volksbundes mit der Bitte um Auskunft zu der angekündigten Textänderung. Die Pressestelle antwortete nicht. Daraufhin wandte ich mich dreimal allgemein an den Volksbund; ich erhielt drei Eingangsbestätigungen, jedoch keine Antwort auf die Fragen.

Unter uns Marienburgern gibt es einige, die vermuten, daß sich unter den Toten vermißte Verwandte, Freunde, Nachbarn oder Bekannte befinden. Kaum jemand rechnet damit, in absehbarer Zeit die Namen der Toten zu erfahren, kaum jemand glaubt, daß die Todesumstände alsbald aufgeklärt werden.
Und das ist schon schlimm genug. Borchert weiter:
Aber was man doch wohl erwarten kann, ist die Verwirklichung des Volksbund-Beschlusses vom 11. Oktober 2012, also die Änderung der Inschrift. Außerdem wird man erwarten können, daß der Volksbund Anfragen zu den Toten von Marienburg beantwortet. Je mehr Zeit vergeht, desto stärker werden die Zweifel, ob die Änderung noch gewollt ist, ob sie jemals gewollt war. Ich frage also erneut: wann wird die Inschrift geändert?

Sehr geehrter Herr Präsident Meckel, ich veröffentliche diesen Brief im Internet unter www.heimatkreis-marienburg.de auf der Seite „Die Toten von Marienburg“. Ich beabsichtige, dort auch Ihre Antwort zu veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen 
Hans Joachim Borchert
Hans Joachim Borchert erhielt schließlich unter dem 16. September 2014 eine Antwort, nach der der Volksbund nichts an der Inschrift ändern wollte. Hierauf antwortete Borchert unter dem 22. September 2014 noch einmal mit sehr deutlichen Worten.

Abb. 3: Die Marienburg in Westpreußen im Frühjahr 1945 - von: Hajotthu aus Wikipedia
Man fragt sich: Beschäftigt sich denn der "Bund der Vertriebenen" mit solchen Fragen gar nicht? Die Landsmannschaft Westpreußen richtete Anfragen an das Auswärtige Amt, erreichte mit diesen aber nichts. Und behält die "Preußische Zeitung" (vormals "Ostpreußenblatt") die Vorgänge im Blick?

Zumindest hat Borchert Herrn Meckel davon überzeugen können, dass man nicht mit Sicherheit behaupten darf,  die toten Männer, Frauen und Kinder wären während der Endkämpfe des Zweiten Weltkrieges ums Leben gekommen, da eben das überhaupt nicht sicher ist. Borchert teilt als letzten Informationsstand auf seiner Internetseite mit, dass auch am Ort des Massengrabes nun am 12.9.2016 - endlich - eine Gedenktafel enthüllt werden sollte. Er schrieb am 2. August 2016:
Der Text der Gedenktafel
Auf Veranlassung von Herrn Präsident Markus Meckel teilte Frau Präsidentin Iza Gruszka vom Warschauer Büro des Volksbundes am 2. August 2016 den Text der geplanten Gedenktafel mit:

An dieser Stelle wurde bei Bauarbeiten im Jahre 2008
eine Grabstelle mit 2116 deutschen Toten gefunden,
die 1945 in Marienburg / Malbork ums Leben gekommen sind.
Die Gebeine dieser zivilen Opfer des Zweiten Weltkrieges
wurden geborgen und 2009 auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Glinna
(Gemeinde Stare Czarnowo, Woj. Zachodniopomorskie) wieder bestattet.
Borchert dazu:
Dieser Text soll nun, nach fast acht Jahren, an die Toten von Marienburg erinnern. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Wahrheit. Bemerkenswert ist, daß nicht mehr ausdrücklich behauptet wird, die Kinder, Frauen und Männer seien in den Kämpfen 1945 umgekommen. Die Formulierung, es handele sich um zivile Opfer des Zweiten Weltkrieges, umfaßt viele Möglichkeiten; sie umfaßt auch Kriegsfolgen wie Hunger, Krankheit und Massenverbrechen. Im Übrigen bleiben die bisherigen offenen Fragen:
Es gibt keine seriöse Zählung der Toten, sicher dürfte nur sein, daß es sich um weit mehr als 2000 Tote handelt.
Daß es sich um deutsche Tote handelt, ist wahrscheinlich, hierzu ist aber nichts festgestellt.
Ob die Menschen nur im Jahre 1945 – und nicht später – starben, ist ebenfalls nicht festgestellt.

Trotz der offenen Fragen ist die Tafel bedeutsam: In Marienburg gab es schreckliche Ereignisse. Die Toten jener Zeit sind nicht vergessen. An die Toten wird öffentlich erinnert.
Und am 19. August 2016:
Bereits Ende 2015 hatte der Marienburger Heimatkreisvertreter diesen Text vorgeschlagen:
Unweit dieses Standorts wurde bei Bauarbeiten im Jahr 2008 ein Massengrab mit 2116 unbekannten Toten freigesetzt, die am 14.08.2009 auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Neumark bei Stettin (Stare Czarnowo) eine würdige Ruhestätte fanden.
Die ehemaligen und jetzigen Bürger dieser Stadt gedenken dieser Toten.

Die Stadt Marienburg hatte diesen Text übernommen und an den Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium weitergegeben.
In dem Text ist weder von deutschen Toten noch von Kriegsopfern die Rede. Damit wäre der Überführung und Beisetzung der Toten durch den Volksbund die Grundlage entzogen.
Es bleibt abzuwarten, welcher Text auf der Gedenktafel erscheint.
Es ist angekündigt, dass auf der Internetseite der Heimatvertretung (Marienburg-Westpreußen) ein Bericht erscheinen wird über die Einweihung dieser Gedenktafel. Bisher ist offenbar nirgendwo im deutschsprachigen Raum über diese berichtet worden.

__________________________________________
*) In ihm heißt es jedenfalls ohne jede weitere einschränkende Einordnung:
"In einem Rechtsgutachten, das hinsichtlich der Sudetendeutschen im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung 1991 erstellt wurde, kam der UN-Völkerrechtsberater Felix Ermacora zu folgendem Ergebnis: 'Die Vertreibung der Sudetendeutschen aus der angestammten Heimat von 1945 bis 1947 und die fremdbestimmte Aussiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg widersprach nicht nur der in der Atlantik-Charta und dann in der Charta der UN verheißenen Selbstbestimmung, sondern die Vertreibung der Sudetendeutschen ist Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die nicht verjährbar sind.'"

Gerwald Claus-Brunner (1972-2016)

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"Er wirkte immer so, als hätte er eine multiple Persönlichkeitsstörung"

Gerwald Claus-Brunner (1972-2016). Dieser Politiker war für den Bloginhaber bislang ein Politiker wie jeder andere. Da der Bloginhaber 2012 sehr mit den "Piraten" sympathisierte (5, 6), fand er auch diesen Politiker damals überdurchschnittlich sympathisch. In den Jahren seither geriet er einem aus dem Aufmerksamkeits-Fokus. Mit Entsetzen nahm man die Berichte von seinen letzten Lebenstagen zur Kenntnis. Der ganze Blick auf Gerwald Claus-Brunner ändert sich, seit man gestern durch das Stern-Interview seines Bruders (1) erfahren hat, dass die Eltern von Claus-Brunner der Ludendorff-Bewegung angehören.

Wahlkampfplakat der "Piraten" mit Gerwald Claus-Brunner
(Vorschaubild eines Youtube-Videos)
Denn damit ist nämlich klar, dass der Bloginhaber seit Herbst 2015 mit diesem alten Ehepaar in Email-Kontakt steht, auch schon mehrmals mit ihm telefoniert hat, um Detailfragen aus der Geschichte dieser weltanschaulichen Bewegung zu klären.

Auch dieses Ehepaar war ihm bisher immer sympathisch. Von dem, was der Bruder erzählt und was auch schon Gerwald Claus-Brunner 2012 der TAZ erzählte (2), war dem Bloginhaber dabei nichts bekannt. Ihn wundert ein wenig, dass die TAZ nicht schon im Mai 2012 den Namen Ludendorff ins Spiel gebracht hat. Da mit Informationen Politik gemacht wird - und zwar Politik im Sinne jener, die solche Informationen natürlich über jeden (insbesondere Oppositions-)Politiker sammeln -, darf man schon fragen, wie diese Tatsache eingeordnet werden soll. Die TAZ schildert sehr anschaulich, wie Claus-Brunner im Frühjahr 2012 wegen seines Palästinenser-Kopftuches von Charlotte Knobloch kritisiert wurde, und dass dies sich zur ersten großen Krise seines Politikerlebens auswuchs und wie viel Selbstbeherrschung diese von ihm verlangte. Es bleiben aber nicht nur deshalb viele Fragen. Im folgenden einige Lese-Eindrücke vor allem aus dem Stern-Artikel vom Montag (1, S. 49):
Irgendwo im Dunkeln des Vergessens nagt eine alte Missbrauchsgeschichte. Ein Landarbeiter soll Gerwald betatscht haben. Der Vater jagte ihn vom Hof, man verzichtete auf eine Anzeige.
Und (1, S. 51):
"Er wirkte immer so, als hätte er eine multiple Persönlichkeitsstörung," sagt ein Fraktionskollege.
Hier sind die Fraktionsmitglieder. (Es ist ja interessant, dass eines von diesen immerhin diese Krankheit dem Namen nach kennt. Es wäre aber auch interessant zu erfahren, ob es weiß, wie diese Krankheit hervorgerufen wird, nämlich einzig und allein in Zusammenhängen organisierter elitärer Kriminalität in satanistischen Logen durch Gewalt an Kindern von Geburt an.) Und es heißt (1, S. 49):
Die Mutter will den Sohn schon als Kind zum Psychiater schicken. Er weigert sich. "Ich geh doch nicht zum Irren-Doktor." Ein Satz, den er später oft wiederholen wird.
Sein erster Liebhaber kam bei einem Unfall ums Leben. Sein älterer Bruder fuhr mit einem geklauten Auto nach Luxemburg und nahm sich dort - mit der Schrotflinte des Vaters - das Leben. Seine Schwester kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Am 5. Mai 2012 schrieb die TAZ (2):
Aufgewachsen ist Claus-Brunner auf einem Bauernhof in einem Dorf in Niedersachsen. Die Eltern waren streng, haben die fünf Kinder geschlagen, mit Stöcken, mit einem Gürtel, was gerade zur Hand war, knurrt Claus-Brunner. In der Schule wurde er gehänselt, weil er nach Kuhstall roch. „Ein Aggrokind“, sagt er. Mit 13 zündete er im Wald 50 Kilo Ammoniumnitratdünger an, „das gibt schon eine ganz ordentliche Detonation“, immer wieder schlug er andere zusammen. Er hörte erst auf, als er zwanzig war, als schon Gefängnis drohte. „Auskoppelung aus der Gesamtgruppe“, fasst Claus-Brunner seine Jugend zusammen. Noch in Niedersachsen machte er eine Lehre zum Fernmeldeelektriker, ging drei Jahre zur Bundeswehr, fand heraus, dass er schwul ist, wurde versetzt. Als sein erster Freund bei einem Autounfall ums Leben kam, hätten seine Eltern gesagt: Gut, dass er tot ist. Den Kontakt zu ihnen hat er abgebrochen.
So ganz scheint Claus-Brunner und/oder sein letzter Freund die Ludendorfferei nicht hinter sich gelassen zu haben. Heißt doch ein Twitter-Account von einem der beiden "Ludosophicus" (1, S. 50). Auf diesem Account ist der letzte (Re-)Tweet vom 8. September (3):
Christopher Lauer ‏@Schmidtlepp 8. Sep. Wäre Politik auf Piraten eigegangen wie auf AfD, hätten wir jetzt fahrscheinlose Bundesbahn, kein Urheberrecht, BGE und Weltraumaufzug.
Anhänger der AfD werden auf diesem Account durchgängig als "Faschisten" bezeichnet. Der offizielle Twitter-Account von Gerwald Claus-Brunner ("Realdeuterium") ist derzeit nicht öffentlich einsehbar. (Nur wer bestätigter Follower ist, kann ihn lesen.) Er hat 2.800 Follower. Sein Vorstellungstext:
Battle without Honor or Humanity ! Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin 17. Wahlperiode. Bisexuell, אני יהודי G. F. Brunner.
Das F. steht wohl für seinen Spitznamen "Faxe". Seit wann dort das Losungswort "Kampf ohne Ehre und Menschlichkeit" steht, wäre auch noch einmal interessant zu erfahren. Der Inhaber dieses Blogs hat erst jüngst auf seinem Parallelblog davon geschrieben, dass die Eltern von Gerwald Claus-Brunner in den 1980er Jahren eine schöne Schallplatte mit nichtchristlichen Weihnachtsliedern herausgegeben haben (4).

Soweit ihm seine Eltern seit letzten Herbst bekannt geworden sind, sind sie zutiefst politische Menschen. Wenn man sich recht erinnert, erzählten sie, dass sie erst in den 1960er Jahren zur Ludendorff-Bewegung dazu gestoßen sind als sie auf der Suche nach weltanschaulicher Orientierung waren. Innerhalb derselben fielen sie durch großes Engagement auf, standen aber wohl - aufgrund diverser Streitfälle (die dem Bloginhaber so gut wie gar nicht bekannt sind) - zumeist sehr am Rand derselben. Sie schrieben dem Bloginhaber am 1. November 2015:
Viele sogenannte "Ludendorffer" haben wir verabscheuen und verachten gelernt. Leider.
Am Telefon wirkten sie geistig noch sehr wach, aufgeweckt und anteilnehmend. Somit sollte man es nicht für ganz unwahrscheinlich halten, wenn sie auch von sich aus noch einmal zu den Aussagen ihrer beiden Söhne in der Presse Stellung nehmen. Allerdings haben sie das ja auch zu einem früheren Zeitpunkt offenbar nicht getan (auch nicht nach dem TAZ-Artikel vom Mai 2012 vermutlich nicht.) Und auch, als der Bloginhaber im Januar 2016 auf dem Parallelblog den Fall des Journalisten und Übersetzers Einar Schlereth behandelt hat, dessen Lebenserinnerungen tief vom Hass auf seine Eltern durchtränkt sind, die Ludendorff-Anhänger waren und die ihr Sohn nur als prügelnde Eltern in Erinnerung hat (7), zeigten sie keine Reaktion.

Andererseits möchte man ihnen auch Zudringlichkeiten irgendwelcher Art - etwa von Seiten von Journalisten - zumindest in der nächsten Zeit nicht wünschen.

Insgesamt: Dieser Blog würde ihnen für eine Stellungnahme zur Verfügung stehen.
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  1. http://www.stern.de/panorama/gesellschaft/gerwald-claus-brunner--bruder-spricht-ueber-ihre-traumatische-nazi-kindheit-7077472.html 
  2. http://www.taz.de/!595043/  
  3. https://twitter.com/Gropiuslerche  
  4. http://studiengruppe.blogspot.de/2016/05/aus-weiter-ferne-komm-ich-her.html
  5. Bading, Ingo: Die Piratenpartei - scheitert sie wie alle an mangelnder Geheimdienst-Kritik?, GAj!, 23. April 2012, http://studgenpol.blogspot.de/2012/04/die-piratenpartei-scheitert-sie-wie.html
  6. Bading, Ingo: Ein "überzeugter Katholik" wird Vorsitzender der Piratenpartei - Ist Regierungsdirektor Bernd Schlömer wirklich "klar zum Ändern"?, GAj!, 29. April 2012, http://studgenpol.blogspot.de/2012/04/ein-uberzeugter-katholik-wird.html
  7. Bading, Ingo: "Nobodies Memories" - Ein Leben als Sohn von prügelnden Ludendorff-Eltern - Der Journalist und Übersetzer von "Geheimakte Mossad" Einar Schlereth. Auf: Studiengruppe Naturalismus, 23. Januar 2016, http://studiengruppe.blogspot.de/2016/01/nobodies-memories-ein-leben-als-sohn.html

Thomas Pynchon, Satanismus und der ganze Rest - Ein paar Leseeindrücke

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"Kontrollierte Inszenierung des Holocaust" 
- Von Seiten jener, die bereit waren, "Hitler auf der Basis einer Demian-Metaphysik zu akzeptieren" ...

Wenn man ein Buch schreibt über Hitlers Verhältnis zur Astrologie (so wie der Blogautor vor 3 Jahren), macht man immer wieder seltsame Entdeckungen. Da wird man etwa von einem Blogleser auf das folgende Zitat in dem Tagebuch von Joseph Goebbels aus dem August 1930 hingewiesen:
Spät noch zu Wieds. Ein Astrologe Pluto ist da. Lügt aus den Sternen genau das, was wir aus der Realität glauben voraussagen zu können. Anni ist sehr skeptisch. Ich bin sehr erstaunt. Um 3h heim.
Sucht man dann herum, wer dieser "Astrologe Pluto" gewesen sein könnte, wird nach langer Sucherei klar: Es kann sich eigentlich nur um den in damaligen deutschen Astrologen-Kreisen recht angesehenen Astrologen Fritz Brunhübner (1894-1965) handeln. Also geht die Sucherei weiter. Findet man irgendwelche Hinweise über Kontakte zwischen Hitler und Brunhübner? Bis zum vorläufigen Ende der Recherchen im Jahr 2014 konnten von Seiten des Autors keine direkten gefunden werden. Aber das muss ja nicht besonders viel heißen.

Abb.: Thomas Pynchon - "Gravity's Rainbow"
(zuerst 1973)
Was man allerdings findet, ist, dass dieser Astrologe Brunhübner erwähnt wird in dem Hauptwerk eines bekannten amerikanischen Gegenwarts-Schriftstellers (Schriftsteller der Postmoderne). Trotz seiner "Bekanntheit" wird ihn nicht jeder gleich so ohne weiteres kennen. Es handelt sich um den Roman "Gravity's Rainbow" aus dem Jahr 1973 von einem Thomas Pynchon (geb. 1937). Der Roman wurde übersetzt ins Deutsche von Elfriede Jelinek. Titel im Deutschen: "Die beiden Enden der Parabel". Achtung, der englische Titel heißt wörtlich übersetzt: "Die Gravitation des Regenbogens". Die Titel beziehen sich alle auf den Hauptinhalt des Romans, nämlich auf die Entwicklung der ersten Fernlenkrakete V2 in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde während des Zweiten Weltkrieges. Hitlers "Wunderwaffe" am Ende des Zweiten Weltkrieges, als er - wie seine Astrologen - auf "Wunder" hoffte.

Und in der zentralen Episode 40 dieses Romans wird nun ein leitender Mitarbeiter dieser Heeresversuchsanstalt - die Romanfigur „Franz Pökler“ - mit viel Verständnis und Sympathie als nichts geringeres als - - - ein inzestuöser Pädokrimineller dargestellt. Und dieser erinnert sich an einer Stelle an eine Unterhaltung mit seiner Frau in der Mitte der 1930er Jahre. Und da hat diese Frau ihm gesagt1 (Hervorh. nicht im Original):
Der neue Planet Pluto,” so hatte sie ihm vor langer Zeit durch muffiges Dunkel zugeflüstert, ihre langgezogene Asta Nielsen-Oberlippe doppelt konvex in jener Nacht wie auch der Mond, der sie regierte, „Pluto steht jetzt in meinem Zeichen, gefangen zwischen seinen Klauen. Er bewegt sich langsam, so langsam und so fern … aber er wird ausbrechen. Er ist der grimmige Phönix, der sich sein Brandopfer selbst erschafft … eine vorsätzliche Auferstehung, inszeniert, unter Kontrolle. Ohne Gnade, ohne einen Eingriff Gottes.2Manche nennen ihn den Planeten des Nationalsozialismus, Brunhübner und diese Bande, die sich jetzt alle bei Hitler lieb Kind machen wollen. Sie wissen gar nicht, dass sie die buchstäblicheWahrheit sagen … Bist du wach? Franz ...“
(Original:) „The new planet Pluto,” she had whispered long ago, lying in the smelly dark, her long Asta Nielsen upper lip gibbous that night as the moon that ruled her, „Pluto is in my sign now, held tight in its claws. It moves slowly, so slowly, and so far away … but it will burst out. It is the grim phoenix which creates its own holocaust … deliberate resurrection. Staged. Under control. No grace, no interventions by God. Some are calling it the planet of National Socialism, Brunhubner and that crowd, all trying to suck up to Hitler now. They don't know they are telling the literal truth … Are you awake? Franz ...”
Am Ende des Romans steht ein rituelles Menschenopfer. Pynchon schreibt hier also von der „wohldurchdachten“, „kontrollierten“ „Inszenierung“ des Holocaust unter dem Zeichen des Pluto. Bei einem solchen Geraune und bei vielen anderen Inhalten seiner Romane erscheint es nicht mehr ausgeschlossen, dass Thomas Pynchon aus selbst erlebten Erfahrungen in satanistischen Logen und aus dem in ihnen vorliegenden Wissen heraus schreibt. Sprich: Er scheint aus einer Loge selbst heraus zum Beispiel über die Tatsache nachgedacht zu haben, dass und warum die Wallstreet und die amerikanische Industrie Hitler finanziert und groß gemacht haben. Auf solche Gedankengänge deutet ja auch, dass sein Werk von „merkwürdigen Kopplungen zwischen Tätern und Opfern“ handelt. Aber so weit sind Schriftsteller bis heute selten gegangen. Nämlich von einer „kontrollierten Inszenierung des Holocaust“ zu sprechen. Ein Satz, den Übersetzerin Elfriede Jelinek wohl mehr oder weniger „bewusst“ mit weniger deutlicher Begrifflichkeit übersetzt hat.

Man muss nur wenige entscheidendere Zitate des amerikanischen Schriftstellers Thomas Pynchon (geb. 1937) gelesen haben und nur einen oberflächlichen Eindruck von einem seiner schwer lesbaren unlesbaren Romane bekommen haben - wie "Gravity's Rainbow" ("Die beiden Enden der Parabel") -, um recht bald die sehr instinktsicheren Ahnung zu kommen, dass Thomas Pynchon ein eingeweihter Satanist und Freimaurer ist, der als solcher viele Kenntnisse hat sammeln können über die Hintergrundpolitik des 20. Jahrhunderts, insbesondere rund um das Dritte Reich. Und der in satanistischen Logen so ziemlich jede kriminelle Praktik sexueller Gewalt kennengelernt hat, die man dort kennen lernen kann. Immer wieder glaubt er in seinen Romanen zum Beispiel Pädokriminalität darstellen zu müssen und vieles vergleichbare mehr.

Die ganze Bande der Freimaurer-Schriftsteller

Irgendwie erinnert er an Marcel Dzama (geb. 1974) (1), der ebenfalls selbst das als Kind erlebt haben könnte, was er als Erwachsener mit einem anprangernden, infrage stellenden Unterton verherrlicht. Man möchte sich, um das gründlicher zu belegen, gar nicht zu sehr vertiefen in die deutende "Pynchon-Industrie" (2, 3), die wieder einmal den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen scheint. (Ähnlich wie bei dem Satanisten Hermann Hesse, der hier auf dem Blog ja schon gründlicher untersucht worden ist.)

Aber freuen würde man sich doch, einmal alle "sehenden", aussagekräftigen, wahrheitsgetränkten Pynchon-Zitate zur Hintergrundpolitik unserer Zeit konzentrierter zusammen gefasst zu sehen. So schreibt er in seinem Hauptwerk „Gravity's Rainbow“ von 1973 über einen missglückten Flugversuch der V2 in Peenemünde (4, 5) (Hervorh. n. i. Original):
Anfangs ging der größte Teil der Gelder und der Energie in die Entwicklung eines Triebwerks. Die erste Aufgabe hieß einfach, etwas in die Luft zu kriegen, ohne dass es dabei explodierte. Es kam zu kleineren Unglücksfällen (...). Die Explosion zerstörte den Prüfstand und tötete Dr. Wahmke und zwei seiner Mitarbeiter. Erstes Blut, erste Opfer. Kurt Mondaugen nahm es als ein Zeichen. Einer jener deutschen Mystiker, die mit Hermann Hesse, Stefan George und Richard Wilhelm groß geworden waren, bereit, Hitler auf der Basis einer Demian-Metaphysik zu akzeptieren ...
The blast demolished the test stand, killing Dr. Wahmke and two others. First blood, first sacrifice. Kurt Mondaugen took it as a sign. One of these German mystics who grew up reading Hesse, Stefan George and Richard Wilhelm, ready to accept Hitler on the basis of Demian–metaphysics ...
Allein diesen letzten Teilsatz lasse man sich einmal auf der Zunge zergehen. Kurt Mondaugen wird für Wernher von Braun stehen, der ja tatsächlich esoterische Neigungen gehabt zu haben scheint (ein Zitat von ihm über Wiedergeburt steht gleich am Anfang des Romans). Und wenn die eigene Waffe die eigenen Leute tötet, ist das natürlich sehr passend ein Zeichen für - - - "Demian-Metaphysik". Man möchte meinen, dass Hermann Hesse selbst so dem Nationalsozialismus gegenüber gestanden haben könnte. Und natürlich viele andere auf dieser Linie.

Zu den Freunden des genannten, die chinesische Kultur bewundernden Sinologen Richard Wilhelm (1873-1930) gehörten laut Wikipedia Albert Schweitzer, Hermann Hesse, Martin Buber, Carl Gustav Jung, Hermann Graf Keyserling, Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau und der indische Philosoph Tagore. Also einmal erneut "die ganze Sippe" beisammen, "the whole crowd" wie Thomas Pynchon sagen würde, der sich ihr irgendwie auch zugehörig fühlen wird.

(verfasst: 29.4.2014, veröffentlicht jetzt, 2 1/2 Jahre später)


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1Pynchon, Thomas: Die Enden der Parabel. Roman. Aus dem Amerikan. Übers. v. E. Jelinek und T. Piltz. Rowohl, Reinbek b. Hamburg 1991, S. 649f

2Wohl noch etwas genauer und treffender übersetzt: „... Aber er wird explodieren. Er ist der grauenvolle Phönix, der seinen eigenen Holocaust erschafft …. eine wohldurchdachte Wiederauferstehung. Inszeniert. Unter Kontrolle.“

  1. Bading, Ingo: Freimaurer-Kunst. Ein neuer Fall von freimaurerischem Satanismus im Kulturleben? Auf: GA-j!, 6. Mai 2012
  2. Hummel, Volker: Global Player im 18. Jahrhundert. Über Thomas Pynchons "Mason & Dixon". Auf: Telepolis/Heise, 20.09.1999
  3. Bernhard Siegert, Markus Krajewski (Hg.): Thomas Pynchon: Archiv - Verschwörung - Geschichte. VDG, Weimar, 2003 
  4. Pynchon, Thomas: Die Enden der Parabel. Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Elfriede Jelinek und Thomas Piltz. Rowohl, Reinbek b. Hamburg 1991, S. 630
  5. zit. auch bei Sell, Otto: Die sauberen Schweine. Eine akkumulative Lektüre zu Thomas Pynchons "Gravity’s Rainbow" (Die Enden der Parabel, 1973). Auf: http://www.ottosell.de/pynchon/gr40.htm

Die deutschen Klassiker - vollzählig und kostenlos auf "Google Play Bücher"

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Was das Herz begehrt - Die größte Klassiker-Bibliothek, die jemals auf einen kleinen Nachttisch passte

Auf einem Tablet kann man unter der "App""Google Play Bücher" heute alle deutschen Klassiker lesen, kostenlos und unglaublich praktisch. Auch Klassiker-Ausgaben, für die man sehr ausgewählte Bibliotheken aufsuchen müsste, um sie im Original lesen zu können, und die, wenn sie überhaupt nachgedruckt worden sind, sicher im Buchhandel nur für einen sehr teuren Preis zu erwerben wären. Ausserdem zerfällt das Papier dieser Originalausgaben, so dass es sowieso nicht gut ist, wenn diese von zu vielen Menschen in die Hand genommen werden. Und das i-Tüpfelchen: Man kann sie auch noch in der schönen Frakturschrift der Originalausgaben lesen! Alles Umstände genug, um diese Meldung auf die Titelseite der Tageszeitungen zu bringen, wenn wir denn tatsächlich eine - - - "Qualitätspresse" hätten ....

Abb. 1: Ein Tablet ersetzt Bücher überraschend gut
Die Ausgaben aller deutschen klassischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. In den Auflagen der damaligen Zeit. Kostenlos. Und natürlich nicht nur die deutsche Literatur, sondern die Weltliteratur insgesamt. Was für ein Fund! Was für ein Reichtum! Und nur durch Zufall sind wir vor einigen Tagen darauf gestoßen. Weil auffallend wenig von solchen Jahrhundert-Ereignissen in der technischen Entwicklung der Menschheit gesprochen wird in der "großen Öffentlichkeit", weil auffallend wenig Freude darüber weiter gegeben wird. 

Um nur erste Beispiele zu geben: Die Hölderlin-Gesamtausgabe von Christoph Theodor Schwab aus dem Jahr 1846! Was für ein Fund. Wer hatte diese schon jemals in der Hand? Und jetzt ist sie nur wenige Tabletklicks von uns entfernt! Denn jeder, der sich mit Hölderlin schon einmal etwas gründlicher beschäftigt hat, weiß, welche Bedeutung diese frühe Gesamtausgabe drei Jahre nach dem Tod Hölderlins hatte. Und sie liest sich so wunderbar, so frisch. Auf Abb. 1 eine Seite der Dichtung "Tod des Empedokles" aus dieser Ausgabe, man sieht: durch und durch lesenswert! Auch leicht zu lesen.

Auch die Briefe von Susette Gontard an Hölderlin finden sich in einer kostenlosen Ausgabe. Wie hinreißend sind sie zu lesen, einmal erneut. Dann unzählige Bücher etwa - nur wieder als Beispiel - von dem jederzeit lesenswerten Peter Rossegger. Ich habe gerade - nur wieder als Beispiel - das erste - schöne - Kapitel seines Buches "Wanderleben" gelesen, ein Buch, das ich noch gar nicht kannte, obwohl ich sehr viele antiquarische Rosegger-Bände gesammelt habe und wie meinen Augapfel hüte. Schiller: unzählige Gesamt- und Einzelausgaben. Leopold von Ranke. Eine bekannte Biographie über Spinoza aus dem 19. Jahrhundert, in die ich noch gar nicht reingeschaut habe, auf die ich aber sehr gespannt wird. Was das Herz begehrt.

Und nur diese wenigen Stichproben genügen schon, um einem klar zu machen, dass hier eine völlig neue Lese- und Suchwelt eröffnet ist. Kulturschätze über Kulturschätze. Es ist wie mit dem derzeit schon so reichhaltigen Angebot klassischer Musik auf Youtube, das ganze Musikbibliotheken ersetzt. Noch 2013 hieß es in einem Artikel über "Google Play Books" (bei "Androit User"):
Auf den ersten Blick scheint es nur wenige kostenlose Bücher zu geben. Eine Handvoll Klassiker sind gratis zu haben.
Abb. 2: Lesen in Dresden, September 1945
Fotograf: Richard Peter, sen. (Deutsche Fotothek)
Das war also 2013, von einer Handvoll kann heute jedenfalls nicht mehr die Rede sein. Was damals weiter geschrieben wurde, gilt aber auch heute noch:
... Es gibt aber in der App keine Kategorie, die auf die Gratis-Bücher verweist. Doch gibt man als Suchbegriff "Kostenlose Bücher" ein, erhält man eine umfangreiche Liste. Anders ist es, wenn der Google Playstore über einen Browser besucht wird. Dann finden sich alle Titel unter einer eigenen Rubrik wieder. Englisch- und deutschsprachige Titel sind bunt gemischt. Auch "Don Quichote" auf spanisch gibt es. Die meisten Titel sind dabei eingescannte Versionen von frei verfügbaren Werken. Oft sind jedoch auch Originalscan und Textversion vorhanden, wie beispielsweise bei den Nibelungen. Interessant ist es sicher, einen Blick auf Grimm´s Kinder- und Hausmärchen zu werfen.
Kein Wunder jedenfalls, dass einem bei solchen Möglichkeiten derzeit auf Google Play Bücher zuerst nur zum größten Teil die seichteste Literatur bis hin zu Schundliteratur angeboten wird. Aber gräbt man nur ein wenig tiefer - ist man sofort reich beschenkt. Und sicher gibt es bald auch weitere Apps, auf denen man auch noch andere schöne Literatur wird finden können, auch des 20. Jahrhunderts, die man jetzt noch nicht auf Google Play Bücher findet. Vielleicht gibt es sie schon, nur der Autor dieser Zeilen weiß noch nichts davon.

Alles Gute muss sich heutzutage "einschleichen" in das Volk. Wehende Fahnen werden ihm in den "Qualitätsmedien" nicht vorangetragen. Sollte einem nicht auch das zu denken geben?

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Anmerkung: Die Bezeichnung "Tablet" wird - nicht besonders gelungen - eingedeutscht mit "Flachrechner" (s. Wiki.) Wir brauchen wohl einen neuen Ernst Ludwig Jahn, der uns die vielen neuen Fremdwörter gelungener eindeutscht. Für so eine schöne Erfindung muss sich doch ein schönes deutsches Wort finden lassen!

Bolschewisierung Osteuropas - Ernst Jünger wusste schon 1939 um dieses freimaurerische Kriegsziel

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Der Roman "Auf den Mamorklippen" munkelt im Jahr 1939 viel über die Kriegsziel-Planung der westlichen Allierten und - natürlich - der 1939 weiter bestehenden deutschen Freimaurerei (etwa im Umfeld des Admirals Canaris und seiner Leute)

Wie ich in meiner Magisterarbeit (3) dargelegt habe, hat es Planungen zur Bolschewisierung Osteuropas und zur Zweiteilung Europas und Deutschlands entlang der Elbe unter Vertreibung der Deutschen östlich der Oder etwa seit 1937 in den USA (William Bullitt) und in Großbritannien gegeben. Dass 1939 auch Ernst Jünger (1895-1998) und wohl auch sein Bruder Friedrich Georg Jünger (1898-1977) in diese Pläne eingeweiht waren, zeigt allzu deutlich sein Roman "Auf den Mamorklippen". Nachdem Alexander Benesch auf den Autor Guido Giacomo Preparata und sein Buch "Wer Hitler mächtig machte", hingewiesen hat (1, 2), fällt uns in diesem Buch unter anderem die darin enthaltene Deutung des Romanes "Auf den Mamorklippen" von Ernst Jünger auf. Sie gibt erste Anhaltspunkte dazu, wie eigentlich sein Roman "Auf den Mamorklippen" zu lesen ist. Hat man diese ersten Anhaltspunkte erst einmal zur Kenntnis genommen, ist die vollständige Entschlüsselung dieses Romans nicht mehr schwer. Ob der US-Italiener Guido Giacomo Preparata (geb. 1968) (Wiki) der erste war, der mit einer solchen Deutung begonnen hat, ist nicht ganz klar. Er bewegt sich jedenfalls im akademischen Bereich, vergleichbar in etwa mit dem Schweizer Daniele Ganser (geb. 1972) (Wiki). Über Preparata heißt es etwa auf Wikipedia:
Seine Hypothesen ähneln stellenweise dem Denken von Antony C. Sutton und Carroll Quigley. Ernst Jüngers „Auf den Marmorklippen“ deutet er nicht als Werk versteckten Widerstandes, sondern im Gegenteil als Allegorie auf den kommenden Krieg gegen Josef Stalin und das bolschewistische Russland.
Ernst Jünger, 1995
Jevgenij Kulikov (Bildhauer): Ernst Jünger, 1994
Nun, fast richtig, aber nicht ganz richtig. Denn in dem von Freimaurern und Katholisch-Gesinnten durchsetzten deutschen Widerstand standen keineswegs alle Beteiligten für das "Gegenteil", sondern einflussreiche Kräfte um Wilhelm Canaris, Reinhard Gehlen, Alexis von Roenne - vermutlich auch Martin Bormann - arbeiteten offensichtlich ebenfalls auf diese Bolschewisierung Osteuropas hin.

Jedenfalls gehört in diesen Zusammenhang auch, dass Jünger die Niederschrift des Romans am 28. Juli 1939 beendete (s. Helmut Kiesel). Zwei Tage zuvor, am 26. Juli, hatte der deutsche Legationsrat Karl Schnurre dem sowjetischen Botschaftsrat Astachow die deutsche Bereitschaft zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt gegeben (Wiki). Jüngers Buch erschien dann nach Kriegsausbruch im Spätherbst 1939, als sowohl Deutschland wie die Sowjetunion ihren Machtbereich territorial erweiterten.

Wenn man den Roman von Ernst Jünger aber nun aus dieser neuen Perspektive liest, dann weiß man auch, dass Jünger - wie die führenden westliche Planer (3) - den künftigen Kriegsablauf und das künftige Kriegsende mit der Bolschewisierung Osteuropas, der Ermordung von 2,5 Millionen Ostdeutschen und der Vertreibung von 15 Millionen Deutschen aus Ostmitteleuropa sehr klar voraus gewusst hat und dementsprechend sehr detailliert schildern konnte. Also natürlich voraus gewusst hat, nicht nur geahnt hat. Denn dafür sind seine Voraussagen in vielen Details viel zu genau und treffend.

1914 - "Die Luft der Freimaurerei, die von Grund auf böse war"

Die beiden Brüder Jünger hatten Teile ihrer Jugend vor 1914 in Hannover verbracht. Und sie waren vermutlich schon vor 1914 Freimaurer geworden. Diese werden in dem auffallend autobiographisch gefärbten Roman "Mauretanier" genannt. Wer hätte das vor 1914 anderes sein können als die Freimaurer? Es dürfte deshalb lohnend sein, einmal zusammen zu tragen, wer in der Freimaurerei Hannovers damals eine Rolle gespielt hat. Hannover war unter anderem auch der Lebensmittelpunkt von Paul von Hindenburg und natürlich zahlreicher anderer "alter Herren" der konservativen (und verborgen: freimaurerisch-revolutionären) Eliten.

Zentral zum Verständnis seines Romans ist eine Figur, die Ernst Jünger den "Oberförster" nennt. Er beschreibt diese Figur als ein leitendes Mitglied seiner Freimaurerloge, das offenbar rechtskonservativen Adelskreisen angehört, das aber im künftig voraus gewussten Krieg als leitende Figur auf Seiten der bolschewistischen Mordhorden kämpft und siegt und dann auch in den besiegten Städten mit seinem Mitarbeiter "Biedenhorn" die Polizeigewalt übernimmt. Unter diesen Figuren kann man sich natürlich viele Gestalten der Geschichte vorstellen, Nationalsozialisten, die bewusst das Vordringen des Kommunismus förderten (dies ist von Martin Bormann mit guten Argumenten angenommen worden), Gegner der Nationalsozialisten, die bewusst das Vordringen des Kommunismus förderten oder später auch Offiziere des "Nationalkommittes Freies Deutschland" um den General von Seydlitz. Ernst Jünger hatte ja auch gute Kontakte zur Stahlhelmführung, in der wohl die Mehrheit Freimaurer waren, und von denen viele wohl auch nach Hannover gravitierten. Unter all diesen gab es ja auch offen oder verdeckt agierende "Nationalbolschewisten".

Um so mehr wir über die Geschichte des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges erfahren (auch hier auf dem Blog schon oft behandelt), um so mehr wird ja deutlich, wie viele Figuren es gegeben hat, die äußerlich auf der Seite des Dritten Reiches standen, innerlich und im Hintergrund aber auf eine Niederlage Deutschlands in diesem Krieg hinarbeiteten, eine Niederlage aber erst nach einem langen und erschöpfenden Krieg. So gibt es beispielsweise nicht nur hinsichtlich des Erfolges der westalliierten Invasion im Sommer 1944, sondern auch hinsichtlich des gleichzeitigen überraschend schnellen Zusammenbruchs der Heeresgruppe Mitte im Sommer 1944 im Osten deutliche Hinweise darauf, dass beides von Seiten der leitenden Figuren des deutschen Geheimdienstes vorbereitet und ermöglicht worden war, nämlich von Alexis von Roenne im Westen und von Reinhard Gehlen im Osten. Und auch Wilhelm Canaris ist offensichtlich in einem solchen Sinne tätig gewesen.

Leute, die Adolf Hitler schon vor 1933 nur als den "Eisbrecher" des Kommunismus in Mitteleuropa betrachtet haben, und die ihm in diesem Sinne zu Macht und zu Erfolg verholfen haben, kann man inzwischen sehr viele heranziehen, um sich eine solche merkwürdige Figur des Romans wie den "Oberförster" zu veranschaulichen. Am Schluss des Romans ist er tätig wie eine Art sowjetischer Kommissar, anfangs erhält man den Eindruck, es könnte jemand gemeint sein wie Paul von Hindenburg oder Alfred Hugenberg, bzw. natürlich noch ein höher Eingeweihter als diese beiden Politikdarsteller bei den Freimaurern (im Roman "Mauretanier" genannt) (alle Hervorhebungen im folgenden nicht im Original) (4):
Der Oberförster war uns seit langem als Alter Herr der Mauretania bekannt. Wir hatten ihn auf den Conventen oft gesehen und manche Nacht mit ihm beim Spiel gesessen und gezecht. Er zählte zu den Gestalten, die bei den Mauretaniern zugleich als große Herren angesehen und als ein wenig ridikül
(komisch, lächerlich, lachhaft)
empfunden werden - so wie man etwa einen alten Oberst der Landwehr-Kavallerie, der hin und wieder von seinen Gütern kommt, beim Regiment empfängt. (...) Damals empfand ich auch das Starre an seinem Wesen kaum als störend, denn alle Mauretanier nehmen im Lauf der Zeit den automatischen Charakter an. Vor allem in den Blicken tritt dieser Zug hervor. So lag auch in den Augen des Oberförsters, besonders wenn er lachte, der Schimmer einer fürchterlichen Jovialität.
Bei diesen "automatischen" freimaurerischen Charakteren darf man gerne an die freimaurerischen "Freiheitskämpfer", dargestellt an und in dem größten Freimaurertempel der Welt, nämlich dem Völkerschlachtdenkmal von Leipzig, denken (siehe andere Beiträge hier auf dem Blog). Zusammen mit seinem Bruder Friedrich Georg habe er die Mauretanier- (sprich Freimaurer-)Zeiten später als Irrtum erkannt. Nun aber dachte er 
an die Lage, in der wir uns befanden, als dieser Orden uns an sich zog. (...) Wir begannen, von Macht und Übermacht zu träumen. (...) Bei solcher Neigung war es unvermeidlich, daß Mauretanier sich uns näherten. Wir wurden durch den Capitano, der den großen Aufstand in den Iberischen Provinzen erledigt hatte, eingeführt.
Vielleicht handelte es sich um einen höheren Offizier, der 1900 den Boxeraufstand in China oder 1906 den Hereroaufstand in Südwestafrika oder der ähnliche Aufstände niederschlug. Jünger munkelt wissend weiter und an der Treffsicherheit, mit der er hier spricht, wird nur allzu schnell klar, dass er die Freimaurerei nicht nur "von außen" kennt:
Wer die Geschichte der geheimen Orden kennt, der weiß, daß sich ihr Umfang schwierig schätzen läßt. Desgleichen ist die Fruchtbarkeit bekannt, mit der sie Zweige und Kolonien bilden, so daß man, wenn man ihren Spuren folgt, sich bald in einem Labyrinth verliert. Das traf auch für die Mauretanier zu. Besonders seltsam war es für den Neuling, wenn er in ihren Räumen Angehörige von Gruppen, die sich tödlich haßten, im friedlichen Gespräche sah. Zu den Zielen der Mauretanier zählte auch die artistische Behandlung der Geschäfte dieser Welt. Sie verlangten, daß die Macht ganz ohne Leidenschaft und göttergleich gehandhabt würde, und entsprechend sandten ihre Schulen einen Schlag von klaren, freien und stets fürchterlichen Geistern aus. Gleichviel, ob sie innerhalb des Aufruhrs oder an der Ordnung tätig waren - wo sie siegten, siegten sie als Mauretanier, und das stolze „Semper victrix" dieses Ordens galt nicht seinen Gliedern, sondern seinem Haupte, der Doktrin. Mitten in der Zeit und ihren wilden Läufen stand er unerschütterlich, und in seinen Residenzen und Palästen setzte man den Fuß auf festen Grund.
Auffälligerweise wird auf dem Wikipedia-Artikel zu diesem Roman gar nicht erwähnt, dass dieser Roman in zentralen Handlungssträngen es mit "geheimen Orden" zu tun hat. Merkwürdig, nicht? Sollten die bisherigen Deuter und Interpreten des Romans diese Seite desselben völlig überschlagen haben? Jünger erlebte in der Loge das Herannahen des Ersten Weltkrieges folgendermaßen:
Bei den Mauretaniern aber herrschte unberührte Stille wie im Zentrum des Zyklons. Wenn man in den Abgrund stürzt, soll man die Dinge in dem letzten Grad der Klarheit wie durch überschärfte Gläser sehen. Diesen Blick, doch ohne Furcht, gewann man in der Luft der Mauretania, die von Grund auf böse war. (...) Seit jenen Tagen kannte ich die Grenzen, die dem Übermut gezogen sind, und vermied, den dunklen Saum der Forsten zu betreten, die der Alte seinen „Teutoburger Wald" zu nennen liebte, wie er überhaupt in vorgespielter, schlingenreicher Biederkeit ein Meister war.
Der Alte ist hier wieder der "Oberförster". Der Krieg wurde also - offensichtlich - ausgelöst, um zur Weltrevolution des Oberförsters zu kommen. Wahrlich eine Luft, die von Grund auf böse war.

Der Bolschewismus - Die Frucht des Ersten Weltkrieges

Dann wächst - während des Ersten Weltkrieges und danach - die Macht des Bolschewismus in Osteuropa und in Deutschland, und zwar unterschwellig genährt von dem freimaurerischen "Oberförster", weshalb man sich bei diesem auch jemanden wie den Grafen Brockdorf-Ranzau vorstellen könnte, der als deutscher Botschafter in Dänemark für die Finanzierung der bolschewistischen Revolution in Petersburg mitverantwortlich war und der 1917 dafür sorgte, dass Lenin von der Schweiz nach Rußland reisen konnte. Über einen solchen freimaurerischen "Oberförster" schreibt Ernst Jünger jedenfalls:
Gerade hierin lag ein meisterhafter Zug des Oberförsters: er gab die Furcht in kleinen Dosen ein, die er allmählich steigerte, und deren Ziel die Lähmung des Widerstandes war. Die Rolle, die er in diesen Wirren, die sehr fein in seinen Wäldern ausgesponnen wurden, spielte, war die der Ordnungsmacht, denn während seine niederen Agenten, die in den Hirtenbünden saßen
also: unter den Kommunisten
den Stoff der Anarchie vermehrten, drangen die Eingeweihten in die Ämter und Magistrate, ja selbst in Klöster ein, und wurden dort als starke Geister, die den Pöbel zu Paaren treiben würden, angesehen. So glich der Oberförster einem bösen Arzte, der zunächst das Leiden fördert, um sodann dem Kranken die Schnitte zuzufügen, die er im Sinne hat.
Der Widerstand (gegen den Kommunismus) soll also allmählich gelähmt werden. Wenn Ernst Jünger das 1939 schreiben konnte, dann wusste er auch, dass das Dritte Reich - aus der Sicht solcher Oberförster - dazu diente, in der richtigen "Dosierung" den Widerstand gegen den Bolschewismus zu lähmen. Und genau das ist ja die Geschichte des 30-jährigen Krieges von 1914 bis 1945. Bei diesem "Oberförster" könnte man also auch an Menschen denken wie den Admiral Canaris, an Martin Bormann, an Freimaurer und Katholisch-Gesinnte jedenfalls, die die "weltgeschichtliche Rolle", die der Kommunismus zu spielen hatte, kannten: nämlich die bürgerliche Welt zu zerstören im Dienste der weltweiten Globalisierung und Versklavung der Völker.

1925 - Ernst Jünger lässt seine Freimaurermitgliedschaft "ruhen" (angeblich)

Sieben Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges - also 1925, als er dazu ausersehen wurde, eine Bewegung wie die "Neuen Nationalisten" hervorzurufen, will Ernst Jünger in die "Feierzunft" der Freimaurerei versetzt worden sei, sprich, seine Mitgliedschaft in dieser ruhen gelassen haben:
Wir kamen bei den Mauretaniern um ehrenvollen Abschied ein und wurden mit dem schwarz-rot-schwarzen Bande in die Feierzunft versetzt. 
Ein kleiner Scherz des Ernst Jünger. Bekanntlich kann man aus der Freimaurerei sich nicht "verabschieden", man bleibt immer Mitglied. Und gewiss wird - so wissend wie Ernst Jünger ständig geredet und geschrieben hat, er nicht nur Johannisfreimaurer, sondern Hochgradfreimaurer geworden sein. Auch achte man auf "sieben" Jahre. Dieser Siebenjahres-Zyklus spielt ja auch im Leben des Anthroposophen Otto Schily so seine Rolle und im Denken so manches anderen Okkultgläubigen. Aber lassen wir dem Ernst Jünger einmal diesen Scherz durchgehen, wenn er fortsetzt:
In diesem Orden hoch emporzusteigen, hatte es uns wohl nicht an Mut und Urteilskraft gefehlt. Doch war die Gabe uns versagt geblieben, auf das Leiden der Schwachen und Namenlosen herabzusehen, wie man vom Senatoren-Sitze in die Arena blickt.
Dieser Scherz ist schon ein etwas heftigerer. Das möchte er zwar vielleicht sich und den Lesern einreden. So musste er ja auch schreiben, schließlich war die Freimaurerei 1939 - offiziell - verboten. Da tat eine gewisse Distanzierung not. Aber natürlich nur eine gewisse. Tatsächlich nämlich schreibt Ernst Jünger fast durchgängig genauso so wie er es hier charakterisiert hat: "wie vom Senatoren-Sitze in die Arena" hinabblickend, so wurde er auch von unzähligen anderen Lesern schon empfunden. Diese Gabe ist ihm also keineswegs "versagt geblieben", nein, er lebte sie schlicht ein Leben lang. Nun, das ist dann eben so die "Logik" von Freimaurern und sonstigen Eingeweihten. Man behaupte nur dreist, wie man gesehen werden möchte - es werden schon genug glauben. So verdammt ja auch E. R. Carmin in "Das Schwarze Reich" jene "Zombifizierung der Politik", die er in diesem Buch letztlich nur wissend glorifiziert. Und um solche Trickserei nicht gar zu schwer entschlüsselbar zu machen, folgt denn auch bei Ernst Jünger gleich wieder eine Verteidigung der Freimaurerei:
Wie aber, wenn die Schwachen das Gesetz verkennen, und so in der Verblendung mit eigener Hand die Riegel öffnen, die zu ihrem Schütze geschlossen sind? So konnten wir auch die Mauretanier nicht durchaus tadeln, denn tief war Recht und Unrecht nun vermischt; die Festen wankten, und die Zeit war für die Fürchterlichen reif. Die Menschen-Ordnung gleicht dem Kosmos darin, daß sie von Zeit zu Zeiten, um sich von neuem zu gebären, ins Feuer tauchen muß.
Nein, die Freimaurer sind nicht schuld, dass die "Schwachen" mit "eigener Hand" die Riegel öffneten. Wie sollten sie denn auch! Haben Sie noch nicht genug, lieber Leser? Der Autor kann Ihnen versichern: dieser Artikel wurde nicht an einem Tag verfasst. Zwischen dem ersten Entwurf und der abschließenden Bearbeitung lagen mehrere Wochen. Zu doof kommt einem der ganze Inhalt dieses Romanes vor.

1927 oder 1928 übrigens sprach Erich Ludendorff Ernst Jünger persönlich an auf seinen Kampf gegen die Freimaurerei (wie Jünger irgendwo berichtet). Ludendorff versuchte, Ernst Jünger auf seine Seite zu ziehen. Dafür hatte Jünger zwar nur ein müdes Lächeln. Aber vielleicht waren es auch solche Anlässe, die ihn seine Freimaurermitgliedschaft "ruhen" ließen. Unter Rechtskonservativen und Völkischen hatte man damals mit einer Freimaurermitgliedschaft nicht mehr gar so viel Ansehen.

Ein lebender Leichnam Loyolas warnt und schützt Ernst Jünger wiederholt vor persönlichen Gefahren

Ernst Jünger ist ja noch kurz vor seinem Tod zum Katholizismus übergetreten. Wie bei vielen Elitären - etwa auch Hermann Hesse - fließen bei Enrst Jünger Freimaurerei und der in Orden gegossene Katholizismus fast übergangslos ineinander. Und so wandte er sich denn einem Jesuiten oder führenden Katholiken zu, nachdem er seine Freimaurermitgliedschaft ruhen ließ. Im Roman besteht eine gute Freundschaft zu einem Mönch, einem einflußreichen Kleriker in Deutschland. Ganz offensichtlich soll ein Jesuit dargestellt werden, ein "lebender Leichnam":
Wir fanden in Pater Lampros einen Mann, der etwa fünfzig Jahre zählen mochte, von mittlerer Gestalt und feinem Gliederbau. Als wir ihm nähertraten, faßte uns ein Bangen, denn Gesicht und Hände dieses Mönches kamen uns ungewöhnlich und befremdend vor. Es schien, wenn ich es sagen soll, als ob sie einem Leichnam angehörten, und es war schwer zu glauben, daß Blut und Leben sich darin befand. Sie waren wie aus zartem Wachs gebildet - so kam es, daß das Mienenspiel nur langsam an die Oberfläche drang und mehr im Schimmer als in den Zügen des Gesichtes lag. Auch wirkte es seltsam starr und zeichenhaft, wenn er, wie er es liebte, während des Gespräches die Hand erhob. Und dennoch webte in diesem Körper eine Art von feiner Leichtigkeit, die in ihn eingezogen war gleich einem Atem-Hauche, der ein Puppenbild belebt. Auch fehlte es ihm nicht an Heiterkeit.
Der letzte Satz darf natürlich nicht fehlen zu dem kaffkaesken Bild, das Ernst Jünger hier wieder einmal über die Hintergrundpolitik des 20. Jahrhunderts zu geben weiß, hier und auch sonst. Vielleicht soll hier der Nuntius Pacelli dargestellt sein, der sich ja auch gut mit dem rechtskonservativen bayerischen Thronfolger Kronprinz Rupprecht und der ganzen bayerischen Königsfamilie bestens verstand. Wozu jedenfalls auch das folgende passen könnte:
Sein Grundsatz war, daß jede Theorie in der Natur-Geschichte einen Beitrag zur Genesis bedeute, weil der Menschengeist in jedem Alter die Schöpfung von neuem concipiere - und daß in jeder Deutung nicht mehr an Wahrheit lebe als in einem Blatte, das sich entfaltet und gar bald vergeht.
Und weiter:
Wir durften die Muße, die uns Pater Lampros schenkte, um so höher schätzen, als sein Name bei den Christen in hohem Ansehn stand, und viele, die Rat und Trost erhofften, sich ihm näherten. Doch liebten ihn auch solche, die an den Zwölf Göttern hingen, oder die aus dem Norden stammten, wo man die Äsen in weiten Hallen und umzäunten Hainen ehrt. 
Gemeint sind also die Neuheiden oder jene, die äußerlich so taten, als wären sie Neuheiden, also etwa jemand wie Friedrich Hielscher:
Auch ihnen, wenn sie zu ihm kamen, spendete der Pater aus der gleichen Kraft, doch nicht in priesterlicher Form. Oft nannte Bruder Otho, der viele Tempel und Mysterien kannte, es an diesem Geiste das Wundersame, daß er so hohe Grade der Erkenntnis mit der strikten Regel zu vereinigen verstand.
Wahrlich "wunderbar"!!!! Und weiter:
Bei dem Vertrauen, das alle Kräfte, die an der Marina (sprich: in Deutschland) wirkten, dem Pater Lampros zollten, war er in den Gang der Dinge vollkommen eingeweiht. Er übersah das Spiel, das dort getrieben wurde, wohl besser als jeder andere.
Und:
Wir fragten uns zuweilen, ob die Verderbnis ihm schon zu weit fortgeschritten scheine, um sie zu heilen; oder ob Bescheidenheit und Stolz ihn hinderten, im Streite der Parteien aufzutreten, sei es in Worten, sei es mit der Tat. Doch traf wohl Bruder Otho den Zusammenhang am besten, wenn er sagte, daß für Naturen wie die seine die Zerstörung des Schrecklichen entbehre, und sie geschaffen seien, in die hohen Grade des Feuers einzutreten wie durch Portale in das Vaterhaus.
Nein, ein Satanist hat das gewiss nicht geschrieben ... Und er spricht auch nicht von einem Satanisten. Und so macht man es in Geheimgesellschaften, wenn alles dem Feuer ausgeliefert werden soll, aber gewiss nicht die engsten Mitarbeiter und Freunde:
Wie dem auch sei - wenn Pater Lampros die Sicherheit für sich verschmähte, so zeigte er sich doch getreu um uns besorgt. Oft kamen seine Zettel (...) und mahnten uns, (...) auf Exkursion zu gehn. Wir ahnten dann, daß er uns zu bestimmter Stunde an entferntem Orte wissen wollte, und handelten danach. Er mochte diese Form wohl wählen, weil er vieles unter Siegeln, die unverletzlich sind, erfuhr.
Also, sie waren wieder bei einem "Mauretanier", nur diesmal im christlichen und Mönchs-Gewand. Sie hatten sich von Geheimgesellschaften gar nicht "verabschiedet". Wir ahnten es ja schon. Und diese Zettel scheint Ernst Jünger auch viele zwischen 1939 und 1945 erhalten zu haben, er scheint auf manche "Exkursionen" nach Paris und anderwärts gesandt worden zu sein, die ihn vor allzu großer Frontnähe in Sicherheit brachten.

Dann berichtet Ernst Jünger von Versuchungen, sich vor 1933 auf die Seite Adolf Hitlers zu schlagen. Aber der Rat des genannten lebenden Leichnams bewahrte sie vor dieser Versuchung. Es gab aber auch, so nennt es Jünger, "schwache Tage":
Doch sollen wir auch jene nicht verschweigen, in denen das Niedere über uns Gewalt gewann. In unseren schwachen Stunden erscheint uns die Vernichtung in schrecklicher Gestalt, wie jene Bilder, die man in den Tempeln der Rache-Götter sieht.
In unseren "schwachen Stunden". Wenn man also nicht vom Senator-Sitz aus in die Arena blickte. Es wird an solchen Stellen deutlich wie tief Ernst Jünger vom satanistischen Denken durchtränkt gewesen sein muss: Der Schrecken verliert seine Schrecken, wenn man nur seinen Standpunkt hoch genug wählt, wenn man zu den - angelich - "Starken" gehört. Hier ist er ganz dicht bei Friedrich Hielscher, der exakt genauso geschwafelt hat. Dann wird geschildert, wie der Bolschewismus näher und näher kommt mit Grausamkeiten und Vernichtungen aller Art. Dabei kann natürlich berücksichtigt sein, dass Ernst Jünger auch den Faschismus als eine Art Bolschewismus verstanden wissen können wollte. Aber natürlich wusste er 1939, dass noch viel mehr "Bolschewismus"über Europa kommen würde, als bis dahin über Europa gekommen war.

1939 - Diskussionen in Logen und Orden rund um einen Morgenthau-Plan

Der weitere Handlungsablauf wird dann eher Zukunftsprognose. Da kommt - kurz vor Kriegsende 1945 - ein adliger Freimaurer (sprich "Mauretanier") mit dem Namen Braquemart zu Besuch auf die Mamorklippen am Bodensee (wo die Jünger-Brüder 1939 wohnten, und den den autobiographischen Bezugspunkt im Roman darstellt):
Er  war der Meinung, daß es auf Erden seit Anbeginn  zwei Rassen gebe, die Herren und die Knechte, und  daß im Lauf der Zeiten zwischen ihnen Vermischung eingetreten sei. In dieser Hinsicht war er ein  Schüler vom alten Pulverkopf und forderte wie dieser die neue Sonderung.
Mit dem "alten Pulverkopf" ist natürlich der Oberförster gemeint. Auch hier ist wieder Friedrich Hielscher ganz nah. Braquemart träumt von dem alten Ägypten, einem Idealstaat der Freimaurer:
Auch ließ  er den längst versiegten Strom die Schiffe mit den Purpurdecks hinunterfahren; man sah die hundert Ruder mit insektenhaftem Regelmaß ins Wasser tauchen und hörte den Klang der Becken und der Geißel, die auf den Rücken der unglückseligen Galeeren-Sklaven fiel. Das waren Bilder für Braquemart. Er zählte zum Schlage der konkreten Träumer, der sehr gefährlich ist.
Und weiter lässt sich Jünger aus über einen damaligen inneren Konflikt unter den Freimaurern, nämlich einen solchen zwischen "Nihilisten" und "Anarchisten", zwischen den Plänen des freimaurerischen "Oberförsters" und den Plänen des freimaureischen Braquemart für die Zukunft Deutschlands ("Marina"). Wenn man diese Gedanken zu Ende denkt, schwant einem, was für Ungeheuerlichkeiten damals die freimaurerischen Logen und katholischen Orden auch in Deutschland ausbrüteten. Es werden hier die Diskussionen geführt, wie sie nur wenige Jahre später rund um den "Morgenthau-Plan" und vergleichbare Pläne vor allem in den USA geführt wurden:
Darin bestand jedoch Verschiedenheit insofern, als der Alte die Marina mit wilden Bestien  zu bevölkern im Sinne hatte, indessen Braquemart sie als den Boden für Sklaven und für Sklaven-Heere betrachtete. Es drehte sich dabei im Grunde um einen der inneren Konflikte unter Mauretaniern, den hier in seinen Einzelheiten zu beschreiben nicht  tunlich ist.
Allerdings: "nicht tunlich", den Nazis schon im Jahr 1939 die Zukunft Deuschlands so konkret voraus zu sagen. Für das Deutschland östlich der Oder, des Bayerischen Waldes und der Karwanken setzten sich die Pläne des "Oberförsters" durch (Entvölkerung), für das verbliebene Deutschland die Pläne Braquemarts (Sklaverei mit der Peitsche des Kapitalismus links, Sklaverei mit der Peitsche des Sozialismus rechts der Elbe). Schöne "Arbeitsteilung" und Dreiteilung Deutschlands. Und weiter über Braquemart wieder so recht freimaurerisch-satanistisch:
Auch faßte er wie alle seinesgleichen das Leben als ein Uhrwerk auf, und so erblickte er in Gewalt und Schrecken die Antriebs-Räder der Lebensuhr.
Ernst Jünger spricht ganz wie ein viel wissender Okkultgläubiger:
Vor der Entscheidung treffen sich die Geister wie die Ärzte am Krankenbett. Der eine möchte zum Messer greifen, der  andere will den Kranken schonen, und der Dritte sinnt auf Mittel von besonderer Art. Doch was sind Menschenrat und -wille, wenn in den Sternen schon der Untergang beschlossen liegt?
Womit dann abschließend die Astrologiegläubigkeit des Herrn Jünger zu Tage tritt. Logen- und Ordensgespräche kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.

Einige Details des Infernos von 1945 sehr präzise im Voraus geschildert

Dieser Freimaurer Braquemart zieht mit einem freimaurerischen Begleiter in die Schlacht mit dem freimaurerischen, bolschewistischen Oberförster und wird von dem Lumpenpack des Oberförsters gelyncht. Also einmal erneut wie in der im Freimaurerdenkmal für die Völkerschlacht von Leipzig von 1813 zelebriert: Freimaurer gegen Freimaurer. Die Köpfe der beiden Freimaurer, mit denen die Jünger-Brüder noch kurz zuvor Freimaurergespräche geführt hatten, werden von den bolschewistischen Horden auf Spieße gesteckt. Man möge sich vielleicht an die Leiche Mussolinis im Jahr 1945 erinnern. Ernst Jünger erfasst Begeisterung beim Anblick dieser beiden aufgespießten Köpfe:
Ich fühlte (...) die Tränen mir in  die Augen schießen - doch jene Tränen, in welchen mit der Trauer uns herrlich die Begeisterung ergreift. Auf dieser bleichen Maske, von der die abgeschundene Haut in Fetzen herunterhing, und die aus der Erhöhung am Marterpfahle auf die Feuer herniederblickte, spielte der Schatten eines Lächelns von höchster Süße und Heiterkeit, und ich erriet, wie von dem hohen Menschen an diesem Tage Schritt für Schritt die Schwäche abgefallen war - so wie die Lumpen von einem König, der als Bettler verkleidet ging.
So also haben Freimaurer und Ordensnahe ihre - - - "notwendigen""Opfertode" im Zweiten Weltkrieg gefeiert oder feiern lassen. Man mag auch denken an die noch kurz vor Kriegsende erschossenen Eingeweihten Wilhelm Canaris oder Albrecht Haushofer. Bei der Schilderung des Todes des Begleiters des Freimaurers Braquemart darf man dann gerne an Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler oder Hermann Göring denken und sich dabei fragen: Woher hatten die ihre Ideen? Ernst Jünger 1939:
Ich erriet, daß er zur rechten Zeit die Pille eingenommen hatte, die jeder Mauretanier am Körper führt. Es ist dies eine Kapsel aus buntem Glase, die man zumeist im Ringe und in den Augenblicken der Bedrohung im Munde führt. In dieser Haltung genügt ein Biß, die Kapsel zu zermalmen, in die ein Gift von ausgesuchter Wirkung eingeschlossen ist.
Das ist schon erstaunlich, dass der Jünger das so genau voraus wusste. Hatte man denn gar nichts dem Zufall überlassen? Aber Hitler hatte ja schon 1923 und 1932 über Selbstmord-Pläne nachgedacht und sich zu ihnen geäußert. Und auch für ihn stand ja vieles in den Sternen geschrieben. Da hier so präzise die Zukunft vorausgesagt wird, sei aber auch noch zitiert, was weiter dazu von Ernst Jünger ausgeführt wird:
Dies ist die Prozedur, die in der Mauretanier-Sprache als die Berufung an die dritte Instanz bezeichnet wird - entsprechend dem dritten Grade der Gewalt, und sie gehört zum Bilde, das man in diesem Orden von der Würde des Menschen hegt. Man hält die Würde durch den gefährdet, der niedere Gewalt erduldet; und man erwartet, daß jeder Mauretanier zu jeder Stunde zum tödlichen Appell gerüstet sei.
War das die Lehre, die auch Adolf Hitler früh von seinen "Artamanenbrüdern" gelehrt bekommen hatte? Man wundert sich ja schon ein wenig über die Einheitlichkeit der Todesart an der Spitze des Dritten Reiches. Solche "Selbstmord-Epidemien" wie in Deutschland im Frühjahr 1945 (5) hat es während oder nach dem Ersten Weltkrieg nicht gegeben. Kam sie 1945 wirklich aus heiterem Himmel? Oder hatten - - - Orden ein Losungswort ausgegeben?

Aus dem Inferno der Endtage des Zweiten Weltkrieges mit Totschlag, Raub und Morden, Vergewaltigungen, brandlohen Städten, vertriebenen Männern, Frauen und Kindern retten sich Ernst Jünger und sein Bruder nach England, das abgeschlagene Haupt desjenigen Freimaurers mit sich führend, der sich mit einer Giftkapsel das Leben genommen hatte. Dieses Haupt - vermutlich sinnbildlich eines Widerstandskämpfers gegen den Nationalsozialismus? oder gegen den Bolschewismus? oder gegen beide?, jedenfalls ein echter und rechter "Freimaurer" - sollte beim Wiederaufbau der zerstörten Dome in Deutschland in die Grundmauern eingemauert werden. Also auch schon an den freimaurerischen Wiederaufbau nach dem Krieg dachte Ernst Jünger 1939 ....

Soweit in einem ersten - vermutlich noch viel zu schnell dahin geschriebenen - Durchgang das, was man im dem Roman "Auf den Mamorklippen" finden und lesen kann. Jedenfalls, wahrlich "die Luft" war böse, aus der das alles kroch. Und wahrlich im letzten Teil eine sehr lebensnahe Prophetie. Ist es mehr? Nein. Bertold Brecht hatte schon recht, als er diesem Werk rundweg absprach, zu guter Literatur zu gehören. Es ist bestenfalls Logen-, bzw. Ordens-Literatur, so wie sie hier auf dem Blog schon in vielen führeren Beiträgen charakterisiert worden ist. BEsonders erinnert dieser Roman an das Buch "Das Reich" von Friedrich Hielscher aus dem Jahr 1932, das hier auf dem Blog schon gründlich behandelt worden ist. Der Roman bezieht seine ganze Bedeutung, all das angeblich "Geheimnisvolle", das ihn umgibt, aus einem Wissen, das Uneingeweihten nicht zugänglich ist. Aber nur geheimnisvoll munkeln ist noch nicht eine Literatur, die auch ohne Munkeln irgendeinen Wert hätte.
________________________________________________
  1. Preparata, Guido Giacomo: Wer Hitler mächtig machte. Wie britisch-amerikanische Finanzeliten dem Dritten Reich den Weg bereiteten. Perseus-Verlag Basel 2010 (engl. OA.: Conjuring Hitler. How Britain and America made the Third Reich. Pluto Press, London Ann Arbor 2005)
  2. Benesch, Alexander: Der Geheimplan zur Neutralisierung von Europas Konservativen. Auf: Recentr.com, 30. Mai 2016, http://recentr.com/2016/05/30/der-geheimplan-zur-neutralisierung-von-europas-konservativen/
  3. Bading, Ingo: Wie kam Stalin in die Mitte Europas .... 
  4. Jünger, Ernst: "Auf den Marmorklippen" (1939) 
  5. Huber, Florian: "Kind, versprich mir, dass du dich erschießt". Der Untergang der kleinen Leute 1945. Berlin Verlag, Berlin 2015 (303 S.)

Politik im Fünfjahres-Rhythmus

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2000 - 2005 - 2010 - 2015

Der Paradigmenwechsel in der Evolutionären Anthropologie seit den Jahren 1994 und 2000 und die Antwort der Globalisierungs-Mafia darauf

2000

Im Jahr 2000 wurde die vollständige Sequenzierung des menschlichen Genoms durch den US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton and den britischen Premierminister Tony Blair verkündet (Wiki). In den nächsten fünf Jahren wurde Wissenschaftsbeobachtern klar, dass damit ein Paradigmenwechsel in der Evolutionären Anthropologie verbunden war. Grob gesagt: Die genetischen Häufigkeitsunterschiede zwischen den Völkern und Rassen im kodierenden Genom wurden nun für alle - für Wissenschaftler und Öffentlichkeit - allzu deutlich sichtbar und konkret benennbar.

Ein enger Mitarbeiter des langjährig prominenten Humangenetikers Luigi Luca Cavalli-Sforza beeilte sich deshalb auch, die langjährige ideologisch bestimmte Interpretation humangenetischer Forschung richtigzustellen unter dem Titel "Lewontins Fallacy" (2003). Richard Dawkins nahm früh den Faden der Diskussion auf in seinem Buch "The Ancestors Tale" (2004). Und viele andere folgten. Allerdings drang das Wissen um diesen Paradigmenwechsel nicht in die große Öffentlichkeit und selbst Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten bemühen sich bis heute hartnäckig, ihn zu übersehen, ihn zu beschweigen oder mit billiger Rhethorik zu zerreden. Angeblich um "der guten Sache willen".

2005

Zahlreiche Wissenschaftler auch innerhalb des aschkenasischen Judentums beließen es allerdings nicht bei bloßer Rhethorik. Im Jahr 2005 erschien die bahnbrechende Studie "Natural History of Ashkenazi Intelligence" (Wiki). Sie wurde an prominenter Stelle besprochen sofort nach Erscheinen in der größten Tageszeitung der Welt, in "The New York Times", sowie in "The Economist". Sodann wurde sie zustimmend kommentiert von zahlreichen jüdischen Journalisten und prominenten Vertreten des Judentums weltweit (so auch vom Leiter der Anti-Defamation-League Ted Foxman oder von Deborah Lipstadt, vom vormaligen Bürgermeister von New York und so weiter). Auch in deutscher Sprache griffen einige jüdische Journalisten dieses Thema auf, all dies blieb aber für das große (nichtjüdische, wissenschaftsferne) Publikum zumeist ganz unbemerkt.

Im Jahr 2006 stellte der bekannte jüdische Evolutionäre Anthropologe Steven Pinker die jährliche Frage der Internetseite "The Edge", er formulierte sie folgendermaßen (The Edge):
Was ist Ihre gefährlichste Idee?
What is your dangerous idea?
Seine eigene Antwort lautete (s. The Edge; interessanterweise ist zur Zeit seine Autorschaft zu dieser Antwort auf der Seite selbst nicht mehr kenntlich gemacht! - freu!):
Menschengruppen könnten sich genetisch in ihren durchschnittlichen Begabungen und Charaktereigenschaften unterscheiden.
Im Jahr 2005 gab es verschiedene Veröffentlichungen über etwas, von dem ich voraussagen will, dass es die gefährlichste Idee des nächsten Jahrzehnts ist: das Menschengruppen sich genetisch in ihren durchschnittlichen Begabungen und Charaktereigenschaften unterscheiden könnten.
Im Original sei dies noch etwas ausführlicher zitiert:
Groups of people may differ genetically in their average talents and temperaments
The year 2005 saw several public appearances of what will I predict will become the dangerous idea of the next decade: that groups of people may differ genetically in their average talents and temperaments. (...)
In March, developmental biologist Armand Leroi published an op-ed in the New York Times rebutting the conventional wisdom that race does not exist. (The conventional wisdom is coming to be known as Lewontin's Fallacy: that because most genes may be found in all human groups, the groups don't differ at all. But patterns of correlation among genes do differ between groups, and different clusters of correlated genes correspond well to the major races labeled by common sense.)
In June, the Times reported a forthcoming study by physicist Greg Cochran, anthropologist Jason Hardy, and population geneticist Henry Harpending proposing that Ashkenazi Jews have been biologically selected for high intelligence, and that their well-documented genetic diseases are a by-product of this evolutionary history.
In September, political scientist Charles Murray published an article in Commentary reiterating his argument from The Bell Curve that average racial differences in intelligence are intractable and partly genetic.

2010

... Wo unsere Welt anonym gestaltet wird ...
Im Jahr 2010 startete man einen Versuchsballon, als wie gefährlich sich diese Idee nun wirklich in den zehn Jahren seit 2005 herausstellen würde. Man ließ Thilo Sarrazin über diese Idee einige Bemerkungen machen in seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" (Wiki). Und man ließ darüber in Deutschland eine große Debatte entbrennen, in dem man das Buch im Vorabdruck in der Bild-Zeitung veröffentlichte.

Der Verlauf der Debatte beruhigte die Globalisierungs-Mafia. Man erkannte: Man kann die emotionalen Wellen ruhig hochschlagen lassen, man behält trotzdem alles im Griff. Kaum ein führender deutscher Intellektueller führte die Debatte um die "gefährlichste Idee" auf wissenschaftlichem Niveau weiter, noch nicht einmal Peter Sloterdijk, der nach seinen Erfahrungen rund um seinen Vortrag "Regeln für den Menschenpark" wohl schon genug eingeschüchtert war was Umgang mit gefährlichen Ideen betrifft. Man konnte das auch noch fünf weitere Jahre beobachten, ohne dass irgend etwas Weltbewegendes, sprich, für sie Gefährliches geschah.

2015

Nachdem man mit der Gründung der Partei "Alternative für Deutschland" (Wiki) im Frühjahr 2013, mit der Gründung der außerparlamentarischen Opposition "Pegida" (Wiki) im Herbst 2014 und mit der semi-völkischen Ausrichtung der ersteren im Sommer 2015 von langer Hand vorbereitet hatte, dass man eine von der Globalisierungsmafia tolerierbare Oppositionsbewegung würde im Griff behalten können, selbst dann, wenn sie sich semi-völkisch positionieren würde - und das war möglich, so lange sie nicht einwandfrei naturwissenschaftsnah argumentierte - ließ man im Frühherbst 2015 den Flüchtlingsstrom auf Deutschland los (Wiki). Hei, was war die Globalisierungs-Mafia so fröhlich, als ihr das alles so rundum gelang! Heia, hussassa!

2000 - 2005 - 2010 - 2015. Ihr Deutschen und ihr anderen Völker der Nordhalbkugel - soll es immer so weiter gehen? Stimmungsmache der Völker gegeneinander? Ermöglicht durch Übersehen des erreichten Standes hinsichtlich des naturwissenschaftnahen Welt- und Menschenbildes?

Ein Leiter von "gouvernment assassins"-Truppen der NATO - Seine Ehefrau spricht

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Das sich selbst reproduzierende System der staatlich beauftragten, verhaltensprogrammierten Regierungs-Mörder ("gouvernment assassins") und der parallel aufgebauten Politikdarsteller
- Im Dienste der Freimaurerei, des Jesuitenordens und der NATO
- Die Aussagen der Kay Griggs von 1998 und 2005 über ihren Ehemann George Griggs

George Griggs (geb. 1937)
(von News Spikes)
Christoph Hörstel hat jüngst auf ein Interview aufmerksam gemacht (Yt), das die US-Amerikanerin Kay Griggs (geb. 1939) 1998 einem Pfarrer gegeben hat (Rick Strawcutter aus Adrian in Michigan) (1).

Kay Griggs stammt aus einer generationenlangen Familie von Reserveoffizieren des US-amerikanischen Marinegeheimdienstes in Virginia Beach und Norfolk, also einem der größten Militärhäfen der USA, gut 300 Kilometer südlich von Washington D.C. und hat sich aufgrund dieser Vergangenheit auch für mehrere Jahre auf eine Ehe mit einem Angehörigen dieses US-Marinegeheimdienstes eingelassen. Sie erfuhr erst nach der Eheschließung zahlreiche Details aus dem Leben ihres Mannes.

Vorweg bemerkt sei: Das Pendant des US-Marinegeheimdienstes war in Deutschland der Marinegeheimdienst unter dem Admiral Wilhelm Canaris (zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg), bzw. sind seither MAD, BND, Bundesamt und Landesämter für Verfassungsschutz, sowie BKA.

In diesem Interview lernt man sehr viel Neues, Konkretes über die Hintergründe der internationalen Verbrechergeschichte des 20. Jahrhunderts. Denn der Ehemann von Kay Griggs war ein leitender Offizier von NATO-"dirty tricks"-, sprich Attentats- und Mördergruppen. Auch war er in seiner Tätigkeit Jahre lang eng verquickt mit der Mafia, mit dem internationalen Drogen- und Waffenhandel, der von den Häfen der Ostküste der USA (Bosten, New York, Norfolk) seinen Ausgang nahm und unter der Oberleitung von Personen des öffentlichen Lebens stand, die George Griggs alle bekannt waren, und der wiederum verquickt war mit den Tätigkeiten der internationalen Attentäter- und "dirty tricks"-Gruppen. Und bei all dem gab es auch immer eine enge Zusammenarbeit mit dem Mossad, bzw. insgesamt mit der Israel-Lobby in den USA. Dieses Interview bildet ein wesentliches neues Puzzelstück, um die Kriminalgeschichte des 20. Jahrhunderts und die dafür Verantwortlichen deutlicher zu überblicken.

Eine wesentlicher Gedanke, der in diesem Interview enthalten ist, ist der Gedanke, dass Kriege immer wieder dazu gebraucht werden, um jeweils eine neue Generation von "Stay behind"-Truppen zu trainieren, auch zu traumatisieren, um mit diesen kriegstraumatisierten Soldaten nach ihrer Kriegsteilnahme "weiter" arbeiten zu können. (So wurde ja auch in deutschen Ministerien, Bundes- und Landesämtern gerne weiter gearbeitet mit den Angehörigen der SS-Einsatzkommandos, die an Judenerschießungen im Osten beteiligt waren. Zur Aufstellung derselben war ja das Reichssicherheitshauptamt in Berlin gebildet worden, das gerichtlich nach 1945 niemals verfolgt worden ist, sondern es wurde nur ausführendes Personal niederer Ränge vor Gericht gestellt. Wie alles hier auf dem Blog schon behandelt worden ist.)

Von den ausersehenen künftigen Angehörigen der Stay behind-Truppen, der "Black men"-Truppen werden Profilings gemacht auf Hinweise darauf, dass sie das für sie vorgesehene Mind control-Programm, die Verhaltens-Programmierung erfolgreich durchlaufen werden. Es werden dafür auch gerne familiär und sozial desintegrierte junge Männer aus Rumänien, Haiti oder der Dominikanischen Republik mit geringem Selbstwertgefühl ausgewählt. "Günstige" Prognosen haben sie, wenn sie schon über homosexuelle Vergewaltigungen und Mittäterschaften gefügig gemacht worden waren und/oder weiter gefügig gemacht werden können durch Retraumatisierungen.

Die Verhaltens-Programmierung, Gehirnwäsche geschieht in diesen Truppen immer nach Satanismus-ähnlichem Muster, wobei Traumatisierungen, Gewalt, sexuelle Gewalt, Pädokriminalität, Einschüchterungen aller Art, insbesondere Morddrohungen und andere typische und brutale Rituale reiner Männergesellschaften (und von Elitetruppen) der wesentliche Bestandteil sind. Das Führungspersonal dieser Truppen wird auf den Elitehochschulen der USA und in anderen Ländern, in den dazu gehörenden elitären Klubs und freimaurernahen Geheimgesellschaften herangezogen, vor allem aber auch in den Kadettenanstalten von Armee und Marine.

Auch vorgesehene künftige, bedeutende Politiker und Angehörige von Königshäusern befinden sich unter diesen, die unter der Oberaufsicht von Geheimdienstleuten schon die Schullaufbahn durchlaufen. Sie werden als "aufgehende Sterne" ("rising stars") bezeichnet und durchlaufen ebenfalls eine traumabasierte Verhaltens-Programmierung. Eine solche soll - laut Kay Griggs - zum Beispiel auch Bill Clinton durchlaufen haben. Und es darf mit gutem Grund angenommen werden, dass die Angehörigen des britischen Königshauses solche schon seit vielen Jahrhunderten durchlaufen haben.

Von dem Interview von Kay Griggs gibt es auch Transkripte im Internet. Und das ist wesentlich, denn diese erleichtern es, die Aussagen in schriftlicher Form nachvollziehen zu können, vor allem auch die vielen darin genannten ungewohnten Namen und Begriffe (z.B.: Kay Griggs). 2005 hat Kay Griggs dem Journalisten Jeff Rense ein weiteres Telefoninterview gegeben (MixCloud a, b). Die Österreicherin Andrea Sadegh, die vermutlich einen Sohn an diese Stay behind-Truppen verloren hat, hat schon vor einem Jahr auf Facebook über diese Interviews von Kay Griggs längere Ausführungen gemacht (Andrea Sadegh). Sie schrieb unter anderem:
Als Kinder gebrochene Erwachsene werden zu Tätern, eben zu programmierten Tätern - auch die Kinder der Elite erleiden dasselbe, es sind keinesfalls nur "untere Schichten" betroffen.
Sie macht also darauf aufmerksam, dass das ein sich selbst reproduzierendes System ist, wobei man es den in diesem System handelnden Personen dann fast kaum noch zum Vorwurf machen kann, dass sie selbst - von Kindheit und Jugend an systematisch eingebunden in dieses System - aus diesem nicht ausbrechen. Zumal sie auch immer wieder erlebte oder selbst begangene Morde an Kameraden davon überzeugen, dass ein solches Ausbrechen ganz sinnlos ist. Von solchen Kameraden-Morden berichtet Kay Griggs immer wieder. Sie vermutet, dass der Bruder ihres Ehemannes ermordet wurde, ebenso die erste Ehefrau ihres Ehemannes. Diese Personen wissen also, dass die Macht dieses Systems auch über ihr eigenes Leben und über ihren eigenen Tod viel größer ist als die lächerliche "Macht" der kritischen Öffentlichkeit - nach außen sich demokratisch gebender - angeblich aufgeklärter Gesellschaften.

Sie ertrinken ihre Seele im Alkohol, im Zynismus, in geschlechtlichen Ausschweifungen und Gewalttaten aller Art, auch gegenüber ihren Ehefrauen und Geliebten - - - und - das ist ziemlich neu: in der Weltanschauung des Existentialismus. Diese Flucht in die Weltanschauung des Existentialismus, die auch George Griggs aufweist, ist ein interessanter, bislang so nicht bekannt gewesener Gesichtspunkt. Diese Weltanschauung wird ja insbesondere seit 1945 über die ganze Welt hin propagiert. Wahrscheinlich sehr deutlich gefördert vom CIA (zur Beeinflussung der Kulturen weltweit durch die Kulturpolitik des CIA haben wir hier auf dem Blog einen weiteren Blogartikel in Vorbereitung). Mitunter rechtfertigen diese Personengruppen ihre Mordtaten und Verbrechen intern auch dadurch, dass sie sagen, dass einzelne Morde ganze Kriege verhindern könnten ... Nun, das ist eine billige Rechtfertigung, das wissen sie selbst.

Der von uns sehr geschätzte Journalist Joël van der Reijden hat schon 2011 ebenfalls mit Kay Griggs Kontakt aufgenommen. Er überprüfte die Angaben ihrer Interviews anhand weiterer Quellen (1). Übrigens findet sich ein Transkript ihres Interviews, sowie eine Übersicht von Fotografien von vielen der darin genannten Personen im Internet (Altruistic World Online Library).

Kay Griggs also wurde 1939 in Norfolk in der Nähe von Virginia Beach geboren. Sie war verheiratet mit George Griggs, einem - wie sie es nennt: "Gouvernment Assassin", einem Regierungsmörder. Sie nennt ihn auch einen "gouvernment mercenary", einen "Regierungssöldner". Sie spricht somit von den NATO-"Stay behind"-Truppen, über die der Schweizer Daniele Ganser - und inzwischen auch andere Autoren - Bücher veröffentlicht haben.

Erzogen in elitären Kreisen in Princeton (1950er Jahre)

Der Ehemann von Kay Griggs, George (Raymond) Griggs (geb. 1937) (1)(s. News Spike 2014), wurde auf einem Eliteinternat in Princeton erzogen zusammen mit einigen Prinzen aus dem saudischen Königshaus. Er erwarb den Abschluss der dortigen elitären Hun-School im Jahr 1955. Schon hier spielte offensichtlich - wie in so vielen Eliteinternaten der Jesuiten und der Reformpädagogik auch in Deutschland - homosexuelle Pädokriminalität eine Rolle. Kay Griggs:
He never saw his parents in eightyears. Now think about this: his parents were shipped to California. I believe strategically so that they couldcontrol his mind.
Joël van der Reijden schreibt über den dortigen verantwortlichen Lehrer und dann den lebenslangen Überwacher von George Griggs (1):
Charles T. Caddock, Jr. - According to Kay Griggs: George's pedophile and homosexual mentor at Princeton's Hun School. Inducted George and put him through four years of mind control, together with a person named Alexander Robinson. Did gay games with boys like running around naked in the woods. Involved in sex orgies, partly with his wife, in Indonesia and northern Virginia (Rush River lodge?). Head teacher/bodyguard for the Saudi boys at the Hun School, where the Saudi's had bought Russell House (did exist). Corrupted them in a way that "Muslims would not have done ordinarily." At parties at ARAMCO they would get the Muslim sons really drunk and encourage homosexual behavior. Kay was told that George kept contact with Charles Caddock all his life. Died in one of the Saudi mansions, a place called Eslay Rose (?).
Darauf folgte die Ausbildung im Kadettenkorps der US-Marine, sowie das Studium in Princeton, Kay Griggs sagt:
The next­door neighbour became his wife. Heknew he had to marry because of what he had gone through and it was, I think so shameful and so hard onhim, that he married right at graduation day practically from Princeton University. 
Interessanterweise sagt Kay Griggs, dass ihr Ehemann in den elitären Kreisen von Princeton nicht nur mit den saudischen Prinzen zusammen war, sondern auch mit Albert Einstein zusammen traf:
They have the rich ones - then they get the little ones in. My introducing into that to the big guys is like George met Einstein. Einstein was in that little ring that the Saudis were in. It was a very elite, Camus … (...) Einstein was in that little Princeton ring before he died. George… they partied together. 
Joël van der Reijden ergänzt (1):
Kay has listed CIA director Allen Dulles, CIA director William Colby, CIA deputy director Frank Carlucci, Reagan's secretary of state George Shultz and Bush's secretary of state James Baker among the civilian Princeton sex party associates of her husband. Not in her 1998 interview, but on the Rense radio show, August 3, 2005. (...) All of these individuals did graduate from Princeton.
Die weitere Biographie von George Griggs (1): 1956 besuchte George Griggs das NATO Defense College in Rom. 1966 nahm er aktiv am Vietnam-Krieg teil. Er arbeitete an einem Ausbildungszentrum für Attentäter und Terroristen in Ost-Timor, das einstmals von Mountbatten gegründet worden war. In den 1970er Jahren arbeitete er für die "U.S. Defense Liaison Group" in Indonesien. 1983 geschah das Beirut barracks bombing, bei dem 241 amerikanische Soldaten ums Leben kamen und dessen Hintergründe bis heute nicht geklärt sind (Wiki). Zu dieser Zeit war George Griggs in Beirut geheimdienstlich tätig. Kay Griggs sagt:
Keep in mind my husband is infamous (schändlich), Princeton graduate, Chief of Staff for Al Gray, whoruns all the dirty tricks for the Army, you know. Linda Tripp worked for Carl Stiner, who is a partner of JimJoy. And Carl Stiner and my husband were the triumvirate in Beirut. (...) And Linda Tripp worked for Carl Stiner down there. (...) She and her husband were both delta force duos. They send them but then they divorcedso that broke up that. But she, she’s a dirty tricks person, Linda.
Man sich nur nach und nach in all die Auskünfte einarbeiten, die Kay Griggs gibt. Man muss das auch immer wieder abbrechen, um sich zu erholen. Dies ist also nur ein erster und vorläufiger Blogartikel.

1996 das Ende der Ehe zwischen George und Kay Griggs - und Lebensgefahr für letztere

Mitte der 1980er Jahre war Kay Griggs "assistant director" des "VirginiaCenter for World Trade" in Virginia Beach und lernte dort ihren Ehemann George Griggs kennen. Sie machte sich das erste mal unbeliebt bei ihrem Ehemann, als sie die Oben-Ohne-Tänzerinnen in einer Art Marine-Offizierscasino fotografierte und sich auch schriftlich beim Restaurant-Besitzer über sie beschwerte. Denn dort seien lauter verheiratete Offiziere - oft mit ihren Ehefrauen - Gäste.

Ihr Ehemann erzählte ihr sehr offen sehr viel über seine Tätigkeit. Er verschwand oft sehr plötzlich, ohne dass sie wusste, wo er war. Sie fand aber bei sich zu Hause sein Tagebuch und sein Adressbuch. Aufgrund des Adressbuches konnte sie während der Suche nach ihrem Ehemann viele alte Freunde ihres Ehemannes anrufen und hat sich mit diesen mitunter stundenlang unterhalten. Und aufgrund all dieser Auskünfte konnte sie sich nach und nach sehr viel von dem, was vor sich ging und vor sich gegangen war in seinem Leben, zusammen reimen. In ihrer Ehe gab es viel Gewalt, was sie anfangs darauf zurück führte, dass ihr Ehemann Vietnamkriegs-Veteran war. 

Das Ende der Ehe war dann der 28. Dezember 1995. An diesem Tag verschwand plötzlich ihr Ehemann und sie stand ohne Geld da. Sie hatte sprichwörtlich nichts zu essen wie sie schreibt. Auf der Suche nach ihrem Ehemann hatte sie auch Kontakt mit den Kollegen desselben. Der Marinegeheimdienst versuchte dann ihre Recherchetätigkeit zu sabotieren. Am 4. März 1996 wurde in ihre Wohnung eingebrochen. Es wurde nach dem Beirut-Tagebuch ihres Ehemannes gesucht, von dem sich noch heute eine Kopie in ihrem Besitz befindet.

Am 27. April 1996 wurde der CIA-Chef William Colby ermordet. Zwei Wochen zuvor hatte Kay Griggs noch mit ihm telefoniert, da sie wusste, dass Colby ihren Ehemann kannte. Kay Griggs glaubt auch sehr genau die Personengruppen zu kennen, die Colby ermordeten. Sie hat mit den Typen von Mördern, die ihr Ehemann für solche Morde ausbildete, selbst gesprochen. (Siehe unten dazu mehr.)

In dieser Zeit rettete Sarah McClendon (1910-2003) (Wiki) Kay Griggs das Leben, wie letztere sagt. Sarah McClendon war eine Jahrzehnte lange, öffentlich sehr bekannte "Hofjournalistin" des Weißen Hauses. Während des Zweiten Weltkrieges war sie Mitarbeiterin des amerikanischen Geheimdienstes. Sie sagte Kay Griggs, sie solle nach Washington kommen, sonst würde sie ermordet. Dort lebte Kay Griggs dann ein halbes Jahr bei ihr, wobei sie auch die Abteilung Naher Osten des Außenministeriums besuchen konnte, worüber sie berichtet, weil sie konsterniert war, dass in dieser Abteilung zwar viele Juden arbeitete und viele Zeitschriften über Israel auslagen, aber dass sie dort keinen einzigen Palästinenser oder Muslim antraf.

Sarah McClendon ermöglichte es Kay Griggs, dass sie am 3. Juli 1996 vor dem Presseclub mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit gehen konnte. (Gibt es dafür unabhängige Fundstellen im Internet? Ich konnte sie noch nicht finden.)

Auskünfte über die Hintergründe zahlreicher politischer Morde und Attentate seit Napoleon

Im Interview erzählt Kay Griggs über das Beirut-Tagebuch ihres Ehemannes:
General John J. "Jack" Sheehan, General Victor H. Krulak, MarineCorps Generals, Al Gray (Alfred M. Gray, Jr.), Donald G. Cook andespecially General Jim Joy and General Carl Stiner (Carl Wade Stiner) are evil men. And theyare in this diary meeting with my husband almost every day in Beirut. They trained the Men in Black whokilled those people in Waco. 
Waco ist eine Stadt im amerikanischen Bundesstaat Texas. Dort gab es eine Sekte der Siebentage-Adventisten, deren Besitz 1992 51 Tage lang militärisch belagert wurde. Bei der Erstürmung kamen desselben 81 Menschen ums Leben (Wiki), was viel Kritik in der Öffentlichkeit hervorrief:
It was General Joy and General Steiner [General Felix Martin Julius Steiner?].Steiner's army. Dirty tricks. Special Operations. And this is what my husband does for a living, is trainmercenaries, young boys, from countries like Romania, Dominican Republic, Haiti, allthese countries. They’re training them to be murderers and taxpayers' dollars are paying for this.
Und:
These kids join the army orthe Marine Corps and they select these kids based on some criteria to train them. They psychologically profile them. The profile, which is similar to my husbands and Lee HarveyOswald’s and [Timothy] McVeigh’s and some of the others, who were all part of this program. Dahmer,Jeffrey Dahmer was profile then hidden, you know, they… what most Americans do not know is thatall of these men are… Jeffrey Dahmer has a military background, they're all army.They were all picked out because they're perverted or twisted. Sexually perverted.
Eingeschoben sei: Timothy McVeigh (1968-2001) (Wiki) hatte am zweiten Golfkrieg teilgenommen, reiste durch die USA, um ehemalige Kameraden zu besuchen. Er reiste auch als Beobachter zu der Belagerung der genannten Sekte in Waco. Er bekannte sich vor Gericht zu dem Bombenanschlag in Oklahoma City, der aber wahrscheinlich noch andere Hintergründe hatte und nicht die Tat eines Einzeltäters war (erörtert zum Beispiel in dem Buch Alexander von Bülow). Jeffrey Dahmer (1960-1994) (Wiki) war ein US-amerikanischer Serienmörder im Bundesstaat Wisconsin. Er war als Angehöriger der US-Armee in Rheinland-Pfalz stationiert. Kay Griggs weiter:
Part of the criteria is they look for people who've got something in their history that gives thema weird bend. Like, they were molested when they were a child or they come from dysfunctional families, abuse… Strong mother, weak father or no father, poor, because these guys are looking for security. They willstay in the military and do anything for that security. This was my husband’s scenario. My husband and Oswald are just two peas in apod. Exactly the same personality, the same type, in the same elite group, I might add, which was doing workwith Communists and Russians and Czechoslovakians with Romanians. I met assassins, I met drug lords,[Manucher Ghorbanifar?] whose family were the drug lords in the Beqaa [Bekaa] valley. I mean, he knowsthe elite of the elite of the elite and that's why I was warned, twice, not to talk. I was told that I that I would be killed. (...) He's a robot, my husband. Except when he's drinking and I think that's why he drank. (...)
When you're talking about shooting people like ducks… (...) And that’s what George would tell me, killing it's nothing, there's noemotion involved, you just get rid of some body and he said he was an existentialist and that these murderswere necessary. (...) He, his group - they are not Christians.They’re what he calls existentialist.
And they study German Clausewitz [Carl Philipp Gottfried vonClausewitz], Nietzsche [Friedrich Nietzsche], Sartre [Jean­Paul Charles Aymard Sartre], Camus [AlbertCamus], Montesquieu [Charles­ Louis de Secondat, Baron de La Brède et de Montesquieu] and his thesisat Princeton, which is a written for him by a very good friend of his named Todave, who is a French count,and his thesis was on this.And supposedly it was in French but my French is better than his so he could not have written that byhimself. (...) I know that it was written for him.
But in the intelligence world and in the Communistworld and the world that my husband was in one had to know French because all of the terrorist trainers andthe guys who were funding guerrillas and everything, were in Paris and New Orleans.They would go back and forth, still the fourth marines is out of New Orleans. And that's been going on along time ever since Disraeli [Benjamin Disraeli]. Even before, I think. They had hit squads and, you now,undercover groups in New Orleans. And George would go to New Orleans, all the marines, this is where they train do terrorist training. Lake Pontchartrain and places like that.
Lake Pontchartrain liegt in der Nähe von New Orleans, diese Gegend war vor dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg französische Kolonie. Und wie gleich erwähnt wird, gibt es Diskussionen, ob militärische Trainingslager am Lake Pontcartrain etwas mit dem Mord an John F. Kennedy zu tun haben. Kay Griggs weiter:
This would be during the nineteen­eightie. (...) From the nineteen, I think New Orleans has been a school for a place where debauchery and murder andcults flourish. There's a New Orleans connection with the J.F. Kennedy assassination. (...) My husband and Oswald were in the same club. General Jim Joy is in that club,General Louis Buehl [Louis H. Buehl III], who is my husband's benefactor, or whatever you want to call it, isin that club. There are Russians in that club. (...) What I want to tell you about General Al Gray, my husband was a Chief of Staff for General Al Gray,who was a Commodore of the Marine Corps, (...) he’s a homosexual. He’s what they call a ‘Cherry Marine’.
Das zusammenhaltende Band dieses "Clubs", dessen Gravitationszentrum seit Jahrhunderten zwischen New Orleans und Paris liegt, ist natürlich die Freimaurerei. Kay Griggs sagt über das Beirut-Tagebuch ihres Ehemannes:
The Beirut diary tells how the intelligence community the Army and MarineCorps assassins, snipers are, how they operate in the city during a crisis. My husband was the liaisonbetween the White House and president Jamal. So he, my husband is a friend of spoke off Scowcroft[Lieutenant General Brent Scowcroft], McFarlane [Colonel Robert C. McFarlane], Ledeen [Michael Ledeen]all of these men are personal friends of George’s. Colby [William Colby], I spoke with personally on thephone. Two weeks later was murder. He went to Princeton, my husband knew him, he knew my husband. Colby told me that…
Und dann kommt ein Abschweifer über den Tod von William Colby:
They called boating accident. I know exactly how that happened because, you see the SEAL teams, SEAL team six… four, six andeight are on the east coast and then the odd numbers are on the west coast. And some of the people whoaffiliated with the SEALs … It wouldn’t be hard for a SEAL to come from underwater and tip the boat over and makesure that the man is dead, that sort of thing. The Israelis train with the SEALs. They do a lot of wet ops – murders.
Nun, damit sagt sie nichts anderes als das, was Viktor Ostrovsky in seinen Büchern über die Mördergruppen des Mossad sagt. Überhaupt gibt es viele Parallelen zwischen ihrem Bericht und jenem von Viktor Ostrovsky, was zeigt, wie eng amerikanische und israelische Geheimdienstkreise zusammen arbeiten (auch - nach Ostrovsky - mit deutschen Geheimdienstkreisen zusammenarbeiten, natürlich). Über Bill Clinton sagt Kay Griggs:
Well of course he was one of those profiled boys. But the difference between Bill Clinton - andI'm not saying Bill Clinton's better, but - Bill Clinton did not go, he didn't know anything about theassassinations.
Nun, er wird schon allerhand darüber wissen. Nach dem Bericht der Cathy O'Brien ging Bill Clinton selbst auf solche Menschenjagden auf nackte, junge Mädchen im Wald, wie sie in satanistischen Kreisen üblich sind. - Kay Griggs entschuldigt wohl Bill Clinton ein wenig, weil sie von seiner Hofjournalistin viel Hilfe erfahren hat:   
Bill Clinton, when I was living with Sarah McClendon, senior White House correspondentwho saved my life, because she said ‘Misses Griggs, you get up here to Washington right now or you're dead.You’re going to be dead’. And I still feel as though I probably will be. I'll certainly be financially ruined.They are still doing psychological operations in my home, sabotaging my car, messing with my telephone,my radio. You cannot believe what I have been through in the last two years. It is horrible. And it’s beingdone to other women and other wives and other men who don't go along with the program. They aremurdering marines, they're murdering sailors. (...) They poisoned people.
Sie nennt auch einen Mike Fuller, einen Freund ihres Ehemannes einen "gouvernment assassin", einen Mörder im Regierungsauftrag so wie der Ehemann von Kay Griggs und sagt über diesen:
He was in Afghanistan and Rhodesia, South Africa, and I met him and his wife through SarahMcClendon. He’s a real wonderful patriot who is speaking out about what the NATO community and theArmy and Marine Corps are doing.
Ja, das sollte auch noch einmal überprüft werden, wo das geschehen und dokumentiert ist.

Warum Vietnam-Krieg 1966?

Weiter sagt Kay Griggs:
That was Walt WhitmanRostow and his crowd. He's a very dangerous man because Walt Whitman Rostow is a communist. He was one of the wise men in Kennedy’s administration. I think he was probably responsible forthe movement that got Kennedy murdered. I believe it was an Israeli group which did it with some of theserouges.
Sie hatte vorher schon den Ausdruck "NATO rouges assassins" benutzt und später den Ausdruck "Israeli rouges", also alles Mördergruppen im Dienste der Geheimdienste. Weiter:
Wise men is an insider term. Kennedy’s wise men were guys like the Harvard crowd and he was tryingto bring them in to change things around a lot.Walt Whitman Rostow was the one who got us into the Vietnam War because he wanted to sell theweapon and stuff. Victor Krulak, who is the present commandant father, Krulak was hislackey. Walt Whitman Rostow’s lackey. Walt Whitman Rostow went with Taylor, General Taylor [GeneralMaxwell Taylor] and wrote the report that got us into the Vietnam War and all the time that the Pentagon wassaying, ‘No, no, no, no’ he was a cheerleader for the weapon sales, he Henry Kissinger – Heinz.He and Henry, Walt Whitman Rostow, Eugene Debs Rostow [Eugene Victor Debs Rostow], these werecommunists, named for communist.
Der hier genannten Heinz muss auch noch recherchiert werden. Möglicherweise war Friedrich Wilhelm Heinz, ein deutscher leitender Geheimdienstoffizier, zum Schluss im Dienste Adenauers, sein Vater. Eine Biographie über Walt Whitman Rostow (1916-2003) (Wiki) heißt "America's Rasputin - Walt Rostow and the Vietnam War". Er bekleidete eine hohe Stelle im Auswärtigen Amt unter Kennedy. Eugene V. (Victor Debs) Rostow (1913-2002) (Wiki) war ein Bruder des vorgenannten. Über diese und William Weld (geb. 1945) (Wiki), sicherlich alles Freimaurer und Hochgrad-Freimaurer, sowie Angehörige der Mafia (Kay Gribbs nennt diese auch "mob") sagt Kay Gribbs weiter:
Eugene Debs Rostow and his son runsthe big Boston mob, the port there. His name is Nicholas Rostow [Charles Nicholas Rostow] with the Weld.You know with William Weld? They’ve done all that drug business in Mexico for years. They had thatRussian, you know, the one who was murdered by the... assassin Ramón [Ramón Mercader] you know, hewas Stalin’s competitor and he escaped. (...) They killed Trotsky. (...) Trotsky was murdered by this same, per region, Spanish/Czechoslovakian/Georgian/Russian group whichare all part of the former [abware?].
Sie meint die Freimaurer-Achse New Orleans-Paris, an die sich die genannten anderen Gravitations-Achsen anschließen. Und sie sagt weiter:
This group, which is run, which was run out of Paris, is still being run out of Paris revolutionary,terrorist group, which is controlling these Marines and Army… Steiner’s group, they all operate together.The man who started all this program during Vietnam communists, who were in the Spanish communistmovement. They actually promoted communists in the OSS [Office of Strategic Services], which was startedby this William Donovan [William J. Donovan]. They said they were promoting and using communists who work actually wanting to get rid of ourform of government as a stepping stone to world domination. So this group, now, in the Army, in the MarineCorps has communists at the very top, who are really, you know, existentialist which means they don'tbelieve in god, they don't believe in Christ, they live for the moment, they believe in sort of, one world whichhas no religions in it.They're the ones who put Napoleon in power, they're the ones who put Oliver Cromwell in power,they're the ones, probably, who actually were behind the Roman Empire and maybe the EgyptianEmpire.They put puppet people in power and they actually run it from behind the scenes.
Offensichtlich spricht sie hier von den Freimaurern. Und man darf annehmen, dass sie hier Gedanken weiter gibt, die ihr Ehemann während seiner betrunkenen Zustände äußerte. Weiter:
There's an excellent book ‘The Mind of an Assassin’ [Isaac Don Levine]which is about the background of Trotsky’s assassin. A man, a young man named Ramón, who was trained,he was Soviet paid, I think he had experience in Spain, they organised it in Paris, I believe and, of course, upto the present time there had been assassins operating out of Rome, Milan in particular, Naples and Paris.And these are all anarchists, all mob related, use mob funding.
"Mob funding" heißt hier: Finanziert durch Waffen- und Drogenhandel der Mafia. Bekanntlich sind übrigens auch die Mörder von Sarajewo aus der Freimaurerei heraus tätig geworden und haben vor ihrer Tat die Freimaurerlogen in Frankreich, England, Deutschland und anderen Ländern bereist (siehe das Buch von Vladimir Dedjer über den Mord von Sarajewo 1914). An anderer Stelle wird Kay Griggs mit den Worten zitiert:
Das Marinekorps ist der Mörder für das Verbrechersyndikat. Das Militär wird von dem Syndikat geführt. Das Militär ist das Syndikat.
Und über ihren Ehemann:
Er sagte mir, was sie taten: Sie ziehen die Söhne von berühmten Familien auf - sie kultivieren sie. Sie werden "aufsteigende Sterne" genannt. Sie ziehen sie ein, dann "drehen" sie sie um.
Man muss nicht mehr alle Zeugen und Zeuginnen dieser Verbrecher-Geschichte des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts ermorden. Warum auch? Die Völker, die solche Geheimdienste agieren lassen, sind doch selber schon lange tot. Also kann man einige von solchen Zeugen ruhig ein wenig reden lassen und Leute wie Sarah McClendon darf sich als eine Wohltäterin solcher Zeugen feiern lassen.

Oder ist es anders? Unsere Bundesregierung will Fluchtursachen bekämpfen und beteiligt sich am Angriffskrieg gegen Syrien zum Sturz von Assad und verkauft dauernd mehr statt weniger Kleinwaffen und Waffen aller Art in diese Region. Sogar ganz offiziell. Da kann doch die Elite ruhig reden. Verbrechen sind erlaubt. Ist doch "Politik". Das schreibt man so hin und wird dabei selbst zum Zyniker ....

Wie gesagt, bis hier nur eine erste Auswertung.
_______________________________________________

  1. Joël van der Reijden, ISGP: The clique of Colonel George Griggs According to wife, Kay Griggs Based on Kay Grigg's 8 hour interview (1998) List plus biographies put together by Joël van der Reijden. Auf: ISGP, 5.11.2011, https://isgp-studies.com/kay-griggs-colonel-george-griggs-child-sexual-abuse-military; z.T. auch auf: News Spike, 9.6.2014, http://spikethenews.blogspot.de/2014/06/kay-griggs.html 

Gerwald Claus-Brunner - Er hatte starke innerparteiliche Gegner - Warum redet niemand über sie?

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"Er meinte es ernst mit seinem Mandat. Er blieb seinen Zielen treu. Er hielt seine Zusagen ein."

Abb. 1: Gerwald Claus-Brunner 2011 (Wiki)
Der eines unnatürlichen Todes gestorbene Berliner Kommunalpolitiker Gerwald Claus-Brunner (1972-2016) (Wiki) hat von Seiten der Internetseite Berliner-Wassertisch.info, dessen Autor vermutlich Wolfgang Rebel ist, einen tadellosen Nachruf erhalten (1). Dieser Nachruf rüttelt einen ziemlich auf. In diesem Nachruf steht ein so entscheidender Satz wie der folgende: 
Ohne ihn (also ohne Gerwald Claus-Brunner) wäre die vollständige Rekommunalisierung (der Berliner Wasserbetriebe) vermutlich nicht geglückt.
- Warum wusste man das bisher nicht? In der Berichterstattung rund um den Tod von Gerwald Claus-Brunner stand darüber nichts. Auch auf seinem Wikipedia-Artikel steht bis heute darüber so gut wie gar nichts. Und es steht in dem Nachruf ein solcher Satz wie dieser:
Er hat mehr für die Stadt getan, als manche seiner Kollegen, die im Politbetrieb mehr Erfolg hatten und haben.
Warum wusste man auch darüber bisher nichts? Auch darüber findet man in der Berichterstattung rund um seinen Tod so gut wie nichts. Was ist hier los? Das heißt doch: Gerwald Claus-Brunner war ein kommunalpolitischer Faktor in Berlin. Das hat man in der gesamten Presseberichterstattung rund um seinen Tod nirgendwo lesen können. Dieser Umstand ist schon einmal hochgradig merkwürdig. Er sei deshalb im vorliegenden Beitrag auch ausführlicher dokumentiert. Um so schöner, wenn dieser Blog dabei auch einmal einen Seitenblick auf die verdienstvolle Arbeit des "Berliner Wassertisches" werfen kann. Zunächst soll der Nachruf von Wolfgang Rebel (Berliner-Wassertisch.info) hier fast vollständig zitiert werden (1):
Es ist uns ein Bedürfnis, seine politische Arbeit, soweit sie uns betraf, zu würdigen, weil sie in mancherlei Hinsicht herausragte. Wer unsere Pressemitteilungen und zuletzt unser Redemanuskript für den Piraten-Bundesparteitag im August gelesen hat, weiß, dass sein Beitrag für die Rekommunalisierung der Berliner Wasserbetriebe unersetzlich war. Zu diesem Herzensanliegen von uns und von der überwältigenden Mehrheit der Berliner Bürger haben sehr viele beigetragen – doch ohne ihn wäre die vollständige Rekommunalisierung vermutlich nicht geglückt. Die Wasserprivatisierung hatte die Berliner bekanntlich mehrere Hunderte Millionen Euro gekostet – insofern hat er mehr für die Stadt getan, als manche seiner Kollegen, die im Politbetrieb mehr Erfolg hatten und haben.  Es ist jedoch nicht nur die unersetzliche sachliche Unterstützung gewesen, für die wir ihm dankbar sind. Viel mehr noch hat es uns beeindruckt, dass Faxe einer der wenigen Politiker war, der es ernst meinte mit seinem Mandat. Elitärer Dünkel lag ihm fern. Faxe war angetreten, die Politik wieder bürgernaher zu machen und das tat er auch. Selbst als es ungemütlich wurde, als ihn seine Gegner mit einer Mitleidlosigkeit bekämpften, die auf den Nicht-Politiker monströs wirkte, als er auch in den Medien übermässig in die Schusslinie geriet, als er politisch mehr und mehr kaltgestellt wurde, blieb er seinen Zielen treu und hielt seine Zusagen ein. Eigenschaften, die uns menschlich sehr berührt haben und die wir nicht häufig angetroffen haben.
"Als ihn seine Gegner mit einer Mitleidlosigkeit bekämpften, die auf den Nicht-Politiker monströs wirkte ..." Woher kam dieser Haß? Etwa, weil einer aufrecht blieb? Geradlinig? Und darum auf das Handeln aller anderen schon allein deshalb ein "unbequemes" Licht warf? Jetzt versteht man auch, weshalb er als Leitwort auf seine Twitter-Seite geschrieben hatte "Battle without hounour and humanity". Wenn ein Politiker, der eines unnatürlichen Todes stirbt, von Freunden einen solchen Nachruf erhält, erhalten kann, kann es nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn die Polizei die Ermittlung der Todesumstände nach 48 Stunden einstellt und wenn in der Presseberichterstattung nach seinem Tod kein gutes Haar mehr an diesem Politiker gelassen wird, wenn sie jede Ausgewogenheit verliert. Noch nicht einmal die TAZ, die den politischen Lebensweg von Claus-Brunner bis zum Jahr 2012 mit viel Anteilnahme begleitete, unternimmt auch nur irgend etwas, um hier wieder etwas ins Gleichgewicht zu bringen. In den Medien hatte Gerwald Claus-Brunner ganz offensichtlich im Herbst 2016 keine Freunde mehr. Ein solcher Nachruf hebt sich viel zu deutlich aus den sonstigen Stellungnahmen und der Berichterstattung aus Anlass des Todes von Gerwald Claus-Brunner ab, als dass man nicht einen großen Verdacht in Richtung Parteilichkeit der Presseberichterstattung zu hegen gezwungen ist. Und genau damit hat es Wolfgang Rebel vom Berliner Wassertisch in einer zweiten Stellungnahme in dieser Sache auch zu tun.

Parteiordnungsverfahren von Benedict Ugarte Chacón gegen Sigrun Franzen (2013 bis 2015)


Am 18. September 2011 hatte die Piratenpartei in der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 8,9 Prozent der Stimmen erreicht und war damit in das erste Landesparlament in Deutschland eingezogen (Wiki). Sigrun Franzen vom Berliner Wassertisch berichtet über die Aktivitäten des engen Mitarbeiters des Piraten-Fraktionschefs Martin Delius, nämlich von Benedict Ugarte Chacón, da sie und damit Teile des Berliner Wassertisches von diesem "wissenschaftlichen Mitarbeiter" schwer angegriffen worden ist. Die folgenden Texte wurden wohl vor dem Oktober 2014 veröffentlicht, als man schon absah, dass die Piraten nicht mehr so wie früher in der Wählergunst standen. Sie schreibt (3):
Die Piraten haben sich vor der Abgeordnetenhauswahl für eine Rekommunalisierung der Wasserbetriebe und für eine Klage gegen die Wasserverträge ausgesprochen. Außerdem gab es eine Liquid-Feedback-Abstimmung der Parteibasis, bei der auch mehrere Abgeordnete für die Klage stimmten. Schließlich hat die Fraktion der Piratenpartei eine Organklage eingereicht, woraufhin der letzte verbliebene Wasserkonzern Veolia seine Beteiligung an den BWB zurückgegeben hat. (...)

Im Juli 2012 verbreitete Benedict Ugarte Chacón eine Email auf der Mailingliste des berliner-wassertisch.net, der am Mehringdamm tagt. Dort behauptete er, dass keine Fraktion des Abgeordnetenhauses vorhätte, eine solche Organklage einzureichen. Statt einer juristischen Aufarbeitung riet er zu Aktionen zivilen Ungehorsams zur Durchsetzung der Rekommunalisierung. Meiner Ansicht nach griff Ugarte Chacón damit der Entscheidung der Piratenfraktion in unzulässiger Weise vor und untergrub die Versuche des berliner-wassertisch.info, eine Klage gegen die Wasser­privatisierungs­verträge zusammen mit Mitgliedern der Piratenfraktion auf die Beine zu stellen (zudem war sein Aufruf zum „zivilen Ungehorsam“ geeignet, durch misslungene Aktionen den Ruf des Wassertischs in der Öffentlichkeit zu diskreditieren).

Da Herr Ugarte Chacón zu diesem Zeitpunkt bereits Fraktions­mitarbeiter war, musste die Bürgerinitiative davon ausgehen, dass Bemühungen für das Klagevorhaben zwecklos sein müssten. Deshalb denke ich, dass die Parteimitglieder ein Recht darauf hatten zu erfahren, dass Benedict Ugarte Chacón in Bürgerinitiativen den tatsächlichen Meinungsbildungsprozess der Piraten falsch wiedergibt.
Sie schreibt dann weiter:
Diese Organklage wurde im April 2013 beim Verfassungsgericht Berlin von der Piratenfraktion eingereicht und richtete sich gegen die Beschneidung des Budgetrechts von Abgeordneten durch die Gewinngarantie in den Wasser-Privatisierungsverträgen von 1999. Damit bestand die letztmalige Chance, die mit der Teilprivatisierung verbundene und bis zuletzt zugunsten privater Wasserkonzerne weitergeführte Politik juristisch aufzuarbeiten. Auch hätte im Erfolgsfall versucht werden können, durch eine Rückabwicklung der Verträge den ehemaligen privaten Anteilseignern einen Teil der durch Preissmissbrauch erlangten Profite doch noch wieder abzunehmen.
Das konnte aber verhindert werden. Sigrun Franzen:
Letztlich führte die Klage zwar aus verschiedenen Gründen nicht zu dem gewünschten juristischen Erfolg vor dem Verfassungsgericht, aber es war sicherlich kein Zufall, dass der letzte verbliebene Anteilseigner der BWB, der Wasserkonzern Veolia, ausgerechnet in dem Monat, in dem die Klage beim Verfassungsgericht einging, seine Meinung geändert und seinen Rückzug aus den BWB bekannt gegeben hat. Die Organklage kann also als ein großer Erfolg der Berliner Piratenpartei bei der Rekommunalisierung der Wasserbetriebe betrachtet werden. Herr Ugarte Chacón hat zu diesem Erfolg sicherlich nicht beigetragen.
In einer privaten E-mail schrieb Sigrun Franzen damals,
dass ich der Ansicht bin, dass Ugarte Chacón die juristische Aufarbeitung der Teilprivatisierung der BWB behindert. (...) Ich behaupte in ihr nichts, was nicht schon vorher andernorts im Internet viel deutlicher veröffentlicht worden wäre. Der “Wasserpresseblog” hatte die journalistische Tätigkeit von Ugarte Chacón im Hinblick auf seine Wasserbericht­erstattung genauer unter die Lupe genommen. Er kam zu dem Schluss: “Herr Ugarte Chacón schreibt in seiner Berichterstattung systematisch gegen die juristische Überprüfung der Wasserverträge und die Rekommunalisierung durch Vertrags-Rückabwicklung an.” Zu seinen Mitteln stellten sie fest, dass Herr Ugarte Chacón in seinen „Artikeln seine Absichten nicht durch objektive Berichterstattung und argumentative Auseinandersetzung, sondern durch Missbrauch seiner journalistischen Tätigkeit, mittels Unterdrückung von Infor­matio­nen und falschen Tatsachen­behaup­tungen“ durchsetzt. Und weiter: „Dabei schreckt Herr Ugarte Chacón offensichtlich auch nicht davor zurück, andere Personen zu beleidigen oder zu verleumden.“  Herr Ugarte Chacón hat – seinen Angaben auf Twitter zufolge – die Aussagen des Wasserpresseblogs juristisch prüfen lassen. Offensichtlich erfolglos. Juristische Schritte wurden nie eingeleitet. (...)

Seine schrägen Mittel hat Ugarte Chacón eingesetzt, um seine eigenen politische Interessen durchzusetzen. Ugarte Chacón hat bereits, bevor er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Piratenpartei wurde, versucht, die juristische Aufarbeitung der Wasserverträge zu behindern. Diese Absicht hat er aus der Piratenfraktion heraus weiterverfolgt, als die Fraktion schon längst die Organklage beschlossen hatte. Damit hat er meiner Ansicht nach eindeutig die Interessen der Piratenpartei verletzt. Ob er sich damit qualifiziert hat, die Aufklärung im BER-Ausschuss zu befördern, wage ich zu bezweifeln.

Wenn die Piraten bei der nächsten Wahl nicht ins Abgeordnetenhaus gewählt werden, dann liegt dies meiner Meinung nach auch daran, dass Leute wie Ugarte Chacón das Ansehen der Partei schädigen und die Fraktion nicht in der Lage oder willens ist, wirksam gegen solche Aktivitäten vorzugehen.
Durch die beiden erwähnten Mails fühlte sich Benedict Ugarte Chacón von Sigrun Franzen "verleumdet" und konnte es sogar erreichen, dass der Vorstand der damaligen Berliner Piraten im September 2013 ein "Parteiordnungsverfahren" gegen Sigrun Franzen einleitete. Um sich gegen dieses zu wehren, richtete Sigrun Franzen ihre Internetseite ein. Auf dieser schreibt sie auf der Titelseite:
Auf der Landesmitgliederversammlung der Piratenpartei am 3. Oktober 2015 wurde die Ordnungs­maß­nahme zurückgenommen. Der Justiziar des Bundesvorstandes Christian Reidel sagte dazu öffentlich, dass dieses Verfahren „… kompletter Murks von vorn bis hinten“ war. Ganz herzlich möchte ich mich beim Bundesvorstand und beim Landesvorstand, die die Ordnungsmaßnahme überprüft und zurückgenommen haben, und bei allen anderen bedanken, die mich in dieser Angelegenheit unterstützt haben.
Im Zusammenhang mit ihrer Dokumentation bringt sie auch das folgende Zitat, das manches Licht auf die Aktivitäten dieses Ugarte Chancon zu werfen scheint (4):
Zur Person von Ugarte Chancon ließe sich noch einiges sagen, zum Beispiel zu seiner unrühmlichen Schlüsselrolle beim Untergang des Sparkassen-Volksbegehrens. Fest steht: Jede Bewegung hat ihre Spitzel, Maulwürfe und Intriganten und die Piraten wären gut beraten, genau hinzusehen, wen sie sich in ihre Reihen holen bzw. wer aus welchen Gründen welche Personen einschleust.
Warum wird all dies an dieser Stelle so ausführlich dokumentiert?

Fraktionsausschlussverfahren gegen Gerwald Claus-Brunner (Januar 2016)


Nun, Gerwald Claus-Brunner wies auf diese Internetseite von Sigrun Franzen vor dem Oktober 2014 auf Twitter hin mit den Worten:
Es darf gelesen werden: sigrun-franzen.de Text spricht für sich alleine.
Abb. 2: Wolfgang Rebel 2015 (Yt bzw. Yt)
Und dieser simple Twitter-Beitrag wurde ihm von Teilen der Piratenfraktion so sehr zum Vorwurf gemacht (2), dass er Bestandteil des Vorwurfskatalogs wurde, mit Hilfe dessen Gerwald Claus-Brunner aus der Fraktion ausgeschlossen werden sollte. Und hieran wird erkennbar, welcher massiven Feindschaft Gerwald Claus-Brunner innerhalb seiner eigenen Fraktion gegenüberstand. Und das womöglich hinter dieser Feindschaft nicht nur persönliche Animositäten standen. Dies illustriert also ein wenig die Worte des eingangs zitierten Nachrufs. Berliner-Wassertisch.info schreibt (2):
Der Antrag wurde im Januar dieses Jahres (2016) wegen fraktionsschädigenden Verhaltens gestellt. Angeblich seien der „Frieden und die Abläufe“ der Piratenfraktion erheblich gestört worden. Da ein Fraktionsausschluss ein gravierendes Instrument ist, das nur selten angewandt wird, müssten dort also sehr gravierende Verstöße benannt sein. Was findet man dort tatsächlich? (...)

Bei der auf dem Blog des Piratenmitglieds (Sigrun Franzen) mit abgehandelten juristischen Aufarbeitung der Wasser-Privatisierung machten auch vier der Antragsteller (Delius, Herberg, Höfinghoff, Weiß) keine gute Figur. Genau genommen wurde bei dem Antrag 
auf Fraktionsausschluß von Gerwald Claus-Brunner
also weniger über ,psychologisch-auffällige‘ Tweets Gerwald Claus-Brunners, sondern über die juristische Aufarbeitung der Wasserprivatisierung seitens der Piraten und Ex-Piratenfraktionäre abgestimmt.
Was aber geschah parallel zum Antrag auf Fraktionsausschluss von Gerwald Claus-Brunner? Nun, jene, die ihn betrieben, seilten sich zu jener Zeit gerade von der Piratenpartei ab:
Im Hinterzimmer liefen bereits die Verhandlungen von drei Piraten-Abgeordneten (Delius, Höfinghoff, Weiß) und mehreren Fraktionsmitarbeitern (u.a. die beiden Fraktionsmitarbeiter, um die es in dem Antrag ging) mit dem Linken-Parteichef Klaus Lederer (die Ankündigung erfolgte mit einem großen Interview im Tagesspiegel).
Es wurde damals angebahnt, was inzwischen geschehen ist, nämlich dass sie zur Linkspartei wechselten. Da man die erforderliche Stimmenanzahl zum Fraktionsausschluss allerdings nicht erreichte, blieb Gerwald Claus-Brunner in der Fraktion, musste aber übelstes Mobbing über Twitter aushalten, das auch zitiert wird (2). Er wird da von Ugarte Chacón, bzw. dessen Umfeld - Stephan Urbach - ohne Umschweife mit dem A-Wort bedacht (2):
Gerwald Claus-Brunner hatte nach unseren Informationen gegen Urbach wegen dieses Tweets Anzeige erstattet.
Es wird dann gefragt (2):
Ist es wirklich glaubhaft, dass es den Abgeordneten und Mitarbeitern mit dem Ausschluss-Antrag gegen Gerwald Claus-Brunner um den „Frieden“ in der Piratenfraktion ging? (...) War es nicht eher der Versuch einiger der Antragsteller, die eigene politische Arbeit zu rechtfertigen und gleichzeitig der ungeliebten Fraktion zusätzlichen Schaden zuzufügen? (...) Tatsache ist aber auch, dass sie damit ihren Fraktionskollegen Gerwald Claus-Brunner öffentlich vorgeführt und persönlich stark getroffen haben. Einen Einblick in den begleitenden Twitter-Shitstorm gab der Tweet von Stephan Urbach. Welchen Psychostress ein solcher Vorgang bei dem Betroffenen auslöst, kann man sich kaum vorstellen. Wir würden dieses Vorgehen als politisch motiviertes Mobbing bezeichnen. Es war nicht der einzige Vorfall, der unter diese Rubrik fällt.
"Politisch motiviertes Mobbing". Und es ist da schon hochgradig auffällig, dass in der großen Presse über "alles" rund um Gerwald Claus-Brunner berichtet wird, nicht aber über den Umstand, dass er gerade in den Monaten zuvor erst ein Opfer von "politisch motiviertem Mobbing" seiner eigenen Fraktion geworden war! Dass auch, soweit übersehbar, die TAZ darüber nichts berichtete, zeigt, dass sie längst auf seiten der innerparteilichen Gegner von Gerwald Claus-Brunner stand und steht. Man spürt es förmlich: Wenn hier nicht irgend ein großer Elefant im Raum steht, ohne dass jemand ihn zu sehen gewillt ist, wo denn dann? Ist wirklich alles über die Hintergründe dieser beiden Todesfälle bekannt? Über die Presseberichterstattung wird sicherlich ganz richtig gesagt (2):
Wer diesen Antrag (auf Fraktionsausschluss) als Hauptbeleg für eine vermeintliche grundsätzliche Unzurechnungsfähigkeit für ihn (Gerwald Claus-Brunner) verwendet, setzt unserer Ansicht nach eine Parteiintrige fort. Diese Zeilen sollen Gerwald Claus-Brunner nicht zum Heiligen stilisieren. Die Umstände seines Todes und der weiteren Person haben uns in mehr als einer Hinsicht erschüttert und sind nicht zu entschuldigen.
Wir wollen aber doch festhalten: Zu den Umständen seines Todes hat die Polizei nach 48 Stunden alle Ermittlungen eingestellt. Man kann auch sagen, dass dann weiterhin die Unschuldsvermutung gelten muss. Claus-Brunner ist vor keinem Gericht dieser Welt zum Mörder verurteilt worden. Das ganze Geschehen erinnert viel mehr an die Todesfälle in einer anderen einstmaligen Oppositionspartei, die auf Linie zu bringen war, nämlich an die Todesfälle von Gert Bastian und Petra Kelly. Auch diese hatten innerparteiliche Gegner. Und hinter diesen standen starke politische Interessen (Atomlobby, Waffenlobby, etc.). Auch die Hintergründe ihres Todes sind abschließend nie geklärt worden. Auch hier gab und gibt es meinungsstarke Vorverurteilungen, etwa durch eine Alice Schwarzer .... Aber ganz richtig gilt weiterhin (2):
Es ist offensichtlich, dass hier ein Mensch im Ausnahmezustand gehandelt hat. Den Versuch, ausgehend von dieser Tat aus sein gesamtes politisches Wirken zu diskreditieren und zu pathologisieren, betrachten wir – gelinde ausgedrückt – als Fehlgriff.
Dem kann zugestimmt werden. Die ungeklärten Umstände des Todes eines Menschen können niemals sein gesamtes vorheriges Leben diskreditieren, zumal wenn in diesem Leben wertvolle Dinge geschehen sind. Dass man aber darauf innerhalb der Presseberichterstattung schamlos spekulierte, sagt über diesen Fall eigentlich schon alles.

Außerdem noch ein weiterer Gedankengang. Seit 2012 war öffentlich bekannt, da in der TAZ darüber berichtet worden ist, dass Gerwald Claus-Brunner Überlebender sexueller Gewalt in seiner Kindheit war, also Überlebender von versuchtem Seelenmord. Wenn die Todesumstände der beiden "Piraten" also tatsächlich so stattgefunden haben, wie offiziell dargestellt, dann sind diese einzuordnen in Folgeerscheinungen dieses versuchten Seelenmordes. Warum ist auch das in der Presseberichterstattung nicht geschehen? Warum lässt man es der Bild-Zeitung durchgehen, wenn sie in krass das bis zu seinem Lebensende stattfindende "politisch motivierte Mobbing" gegen Gerwald Claus-Brunner fortsetzt und von "Gruselvideos" des "Mörderpiraten" spricht? Ist das nicht eine Ungeheuerlichkeit?

Zwei Nachrufe von Freunden


In einem lesenwerten, weil sehr berührenden Nachruf vom 19. September 2016 von seiten einer Leipziger Parteifreundin heißt es (5):
Faxe hat für uns alle fünf Jahre dieses riesige Abenteuer Abgeordnetenhaus durchgehalten, obwohl es ihm Partei, Fraktion und andere Abgeordnete vom ersten Tag an nicht nur nicht leicht, sondern denkbar schwer gemacht haben. Was er dafür vernachlässigt hat, war sein Privatleben, genauer gesagt: den Wuschelkopf. Der Wuschelkopf war, so habe ich Faxe immer verstanden, seine große Liebe. Die, das hat Faxe immer am meisten zu schaffen gemacht, irgendeiner obskuren Sekte anheimgefallen war, ...
- es handelt sich, wie im folgenden Blogbeitrag noch genauer erläutert wird, um die Anhänger der indischen Näherin Mata Amritanandamayi (geb. 1953), die nach der Ordensregel der Ramakrishna-Mönche leben, und über die 2013 die früheste, erste Anhängerin, die Australierin Gail Tredwell, ihr Erinnerungsbuch "Holy Hell" veröffentlicht hat. In diesem berichtet sie von Gewalt, sexueller Gewalt und schamloser Bereicherung an Spendengeldern in Millionenhöhe. Alles sicherlich genug Gründe, dass Gerwald Claus-Brunner die Anhängerschaft an einen solchen Mönchsorden "zu schaffen machte". Und auch unter Kenntnisnahme dieser Umstände konnte die Polizei nach 48 Stunden ihre Ermittlungsbemühungen zu den Hintergründen des Todes eines Anhängers dieses indischen Mönchsordens beenden?
... während sich Faxe für uns im Abgeordnetenhaus abstrampelte und doch so viel lieber seine Kraft eingesetzt hätte, um den Wuschelkopf aus den Fängen dieser Sekte zu befreien. Die Sorge um ihn verleitete Faxe in den letzten Monaten dazu, seine Kandidatur und seine Zeit im Abgeordnetenhaus zu bereuen, weil er das Gefühl hatte, dort unerwünscht zu sein, nichts zu bewirken und gleichzeitig glaubte, den Wuschelkopf retten zu können, wenn er nur mehr Zeit für ihn und weniger Zeit für die Politik verwendet hätte. Daß selbst ein seelenloser Stahlbolzen gegen eine Sekte machtlos ist – das hat Faxe mir nicht geglaubt.
Gerwald Claus-Brunner nannte sich selbst gern "seelenloser Stahlbolzen", was zeigt, womit sich ein Überlebender versuchten Seelenmordes innerlich auseinanderzusetzen hat. "Lily" Gabelmann weiter:
Daß jemand so eigenständiges, eigensinniges und eigenwilliges wie Faxe mir vertraute, mir Dinge anvertraute – es macht mich stolz. Ich habe nie als selbstverständlich empfunden, daß er zu mir so viel Vertrauen faßte, daß wir uns über Themen abseits der Politik unterhalten konnten. Umso mehr erschütterte mich, wenn nachts das Handy klingelte und ein weinender Faxe sich alle Sorgen um den Wuschelkopf von der Seele redete. Faxe, unerschütterlicher Fels in der Piraten-Brandung – er konnte einen ganz schön hilflos machen. (...)

Unser letztes Beinahe-Treffen fand (nicht) statt, als er den Wuschelkopf zu einem seiner Sekten-Seminare nach Leipzig begleitete und mich um ein Kaffeetrinken bat. Als ich mitbekam, daß er gar nicht allein hier war, sondern sich für mich eine Stunde abknappsen wollte, sagte ich ihm, er solle doch lieber Zeit mit dem Wuschelkopf verbringen, die ihm doch so wichtig war. Ich sagte ihm, wir würden uns schon demnächst noch mal irgendwie sehen.
Eine Amma-Regionalgruppe in Leipzig ist auf der Internetseite derzeit nicht verzeichnet (Amma). Um was für ein Seminar es sich gehandelt hat, wäre noch einmal zu eruieren. - Ein anderes Parteimitglied schreibt (6):
Faxe war für mich immer der Prototyp eines Piraten.
Unangepaßt.
Nervig.
Und immer mit guten Argumenten in sachlichen Diskussionen.
Er hat gemacht.
Nicht geredet.
Ein Faxe, ein Wort.
Immer verläßlich.
Er hat mit den Menschen geredet.
Nicht über sie.
Er hatte Argumente.
Er war keine begnadete Labertasche wie z.B. Christopher Lauer.
Aber er hat auch mehr als heiße Luft produziert.
Er hat – immer charmant – politische Gegner mit Fakten auflaufen lassen.
Nicht mit Witzchen.
Und er ist sich immer treu geblieben. Und den Piraten. Der Idee hinter den Piraten. Ganz egal, was „Parteifreunde“ oder „Fraktionskollegen“ ihm antaten. Er war Faxe, er ist Pirat. (...) Und allen Hatern und Mobbern, die Faxe weder als Mensch noch als Politiker sahen – spart Euch Eure verlogenen Beileidsbekundungen, Eure geheuchelte Betroffenheit!
Vielleicht lebte Gerwald Claus-Brunner - als Überlebender versuchten Seelenmordes in seiner Kindheit - ein Leben, in dem er immer nur verlieren konnte. Wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet, hat er in seinem Leben viel erreicht. Der Autor dieser Zeilen hat das Gefühl, dass er erst nachdem er sich von der Berichterstattung der großen Medien in diesem Fall abgewendet hat, und nachdem er den vorliegenden Blogbeitrag zusammen gestellt hat, die angemessene Perspektive auf das Leben von Gerwald Claus-Brunner gewonnen hat. Und damit bleibt die Frage: Was hat die große Presse zu vertuschen, wenn sie über ihn nicht ausgewogen berichten kann?
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  1. Rebel, Wolfgang (vermutlich): Gerwald Claus-Brunner ist gestorben. Statt eines Nachrufes. Auf: Berliner Wassertisch - Wasser gehört in BürgerInnenhand, Berlin, 19.09.2016, http://berliner-wassertisch.info/statt-eines-nachrufs_gerwald_claus-brunner/
  2. Rebel, Wolfgang (vermutlich): Offener Brief an den Tagesspiegel zur Berichterstattung im Fall Gerwald Claus-Brunner. Auf: Berliner Wassertisch, 22. September 2016, http://berliner-wassertisch.info/offener_brief_tagesspiegel_berichterstattung_claus-brunner/
  3. Franzen, Sigrun: Stellungnahme zum Parteiordnungsverfahren, das im September 2013 von dem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Piratenfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Dr. Benedict Ugarte Chacón gegen Sigrun Franzen in die Wege geleitet wurde. Vor Oktober 2014. Auf: Sigrun-Franzen.de, http://sigrun-franzen.de/gegenstand-des-ordnungsverfahrens/, http://sigrun-franzen.de/hintergrund/, http://sigrun-franzen.de/fazit/, http://sigrun-franzen.de/
  4. Wassertisch setzt Desinformationspolitik durch gezielte Falschinformationen fort. http://berliner-wasserbuerger.de/?page_id=2009 
  5. Ute Elisabeth 'Lily' Gabelmann (Stadträtin für die Piraten in Leipzig): Seasons in the Sun (Ein persönlicher Nachruf), 19. September 2016, http://stadtraetin.piraten-leipzig.de/2016/09/19/seasons-in-the-sun-ein-persoenlicher-nachruf/, http://stadtraetin.piraten-leipzig.de/2016/09/21/programming-note/
  6. Jochen Schmidberger (Ulm): Faxe. 19. September 2016, https://piratlaser.wordpress.com/2016/09/19/faxe/

"Sie haben Dich Jahre lang wie den letzten Dreck behandelt"

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Die Piraten-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses in ihrem Verhalten gegenüber Gerwald Claus-Brunner

Abb. 1: Gerwald Claus-Brunner 2011 (Wiki)
Am 15. September 2016 ist der vormalige Mitarbeiter des Abgeordnetenbüros von Gerwald Claus-Brunner, Jan Mirko L., durch brutale Gewalt ums Leben gekommen. Vier Tage später, am 19. September, auch Gerwald Claus-Brunner selbst. Die Polizei behauptet, Gerwald Claus-Brunner habe sich in einem Abschiedsbrief zu Mord und Selbstmord bekannt. Der Wortlaut dieses Abschiedsbriefes scheint nicht bekannt zu sein. Und wie umfangreich die Echtheitsprüfungen dieses Abschiedsbriefes waren, ist wohl auch nicht bekannt. Die Polizei hat schon nach 48 Stunden alle Ermittlungen zu den beiden Todesfällen eingestellt. Im folgenden Beitrag sollen - ergänzend zum letzten Blogbeitrag - noch allerhand weitere recherchierbare Auskünfte über Gerwald Claus-Brunner zusammengestellt werden. Im "Focus" wurde berichtet (1):
Auf dem Aufstellungsparteitag für die Berliner Abgeordnetenhauswahl im Januar (2016) wurde Claus-Brunner schließlich abgestraft. Einen Platz zwischen 1 und 7 auf der Landesliste hatte er sich gewünscht. Er landete auf Listenplatz 26 von 29. „Damit hatte er nicht gerechnet. Die Partei hat einen großen Teil seines Lebens ausgemacht“, sagt ein Vertrauter. Die positive Bestätigung, die seine Partei dem 44-jährigen immer gegeben hatte, war weg. Dass er durch den tiefen Fall der Piratenpartei zudem sein Mandat und somit seine Einnahmequelle im September verlieren würde, war schon länger klar.
Im "Stern" wurde über seinen vormaligen Mitarbeiter und seine "große Liebe" berichtet (2):
... Jan Mirko L. lebte fortan von Hartz IV. Er pflegte seine über 90 Jahre alte Großmutter. Ab und an fuhr er in ein Meditationszentrum der Anhänger von Mata Amritanandamayi, einer Inderin, die Weltfrieden und Nächstenliebe predigt. Über das Zentrum hatte er eine afghanische Flüchtlingsfamilie kennengelernt. Er passte auf die Kinder auf, wenn die Mutter zum Sprachkurs musste. Ging mit dem Vater einkaufen.
Mata Amritanandamayi (geb. 1953) ist eine Näherin aus Indien, die seit ihrem 22. Lebensjahr "Visionen" hat, von Gott "erleuchtet" ist und spirituelle Lehren gibt. Letztes Jahr hat sie auch den Papst besucht. Sie "verschenkt""Umarmungen" in Massenveranstaltungen in vielen Städten Deutschlands und weltweit. Und sie unterstützt obdachlose Familien (Wiki):
Die Anhänger Ammas sind in lokalen Satsang-Gruppen organisiert, die sich meist zwischen einmal pro Monat bis einmal pro Woche treffen. Daneben gibt es einige Dutzend Brahmacharis und Sannyasis, die in von Amma organisierten Gemeinschaften leben und sowohl Männer als Frauen umfassen. Die Ordensregel wurde von den Ramakrishna-Mönchen übernommen, die auch die erste Mönchsweihe übernahmen.
Der "Amma-Treff Berlin" befindet sich in Wundtstr. 13 in Berlin-Charlottenburg und schreibt über sich:
Das Amma-Treff Berlin ist ein Ort der Begegnung für Menschen, die auch nach Ammas Veranstaltungen in Kontakt bleiben und regelmäßig spirituelle Praxis ausüben oder sich ehrenamtlich engagieren möchten (...). An mehreren Tagen der Woche finden Treffen zum gemeinsamen Singen spiritueller Lieder (Bhajans) und zum Meditieren statt.
Dienstags und Donnerstags jeweils um 17.30 Uhr:
Die Berliner Amma-Gruppe ist in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich aktiv: Unterstützung von aus Krisengebieten nach Berlin geflüchteten Menschen 
und anderes. Es werden auch Kurse zum Erlernen einer speziellen Meditationspraxis angeboten. 2013 veröffentlichte die früheste Anhängerin der "spirituellen Lehrerin", genannt "Amma", eine Australierin, ihr Buch "Heilige Hölle", in der sie von Gewalt und sexueller Gewalt in nächster Umgebung ihrer "spirituellen Lehrerin" berichtet, ebenso von Mißbrauch von Spendengeldern in Millionenhöhe (9, 10). Die Beschuldigte wies alle Behauptungen zurück. Aus dieser Sekte jedenfalls wollte Gerwald Claus-Brunner Mirko L. "befreien", der allerdings seinerseits zur Polizei ging, weil er sich von ihm verfolgt und belästigt fühlte (Stalking). Einerseits also war Gerwald Claus-Brunner privat mit dieser Thematik befasst, während er sich politisch noch ganz anderen Auseinandersetzungen stellen musste.

"Sie mobbten dich täglich"


Bei weitergehender Recherche erfährt man, dass der vormalige Piraten-Abgeordnete Christopher Lauer schon ab einem sehr frühen Zeitpunkt nicht zu den Freunden von Gerwald Claus-Brunner gehörte (4):
Der Möchtegern-Politiker Christopher Lauer, der von Axel Springer für irgendwas Geld bekam und plötzlich das Leistungsschutzrecht töfte fand, hat offenbar auch Spaß am Medienrecht. Neulich erinnerte ein Berliner Pirat ungebeten an Lauers schäbiges Verhalten von 2010 gegenüber einem Pirat (...): Gerwald Claus-Brunner. Der wollte damals für die Piratenpartei einen Wagen beim Berliner CSD anmelden, was an der vom Veranstalter geforderten Kaution von 1.000,- € zu scheitern drohte. Nachdem die Berliner Piraten nicht in die Gänge kamen, wandten sich Claus-Brunner und andere an den Bundesvorstand und boten persönliche Bürgschaften für den Fall an, dass nicht genug Spenden zusammenkämen. Der Bundesvorstand beschloss daraufhin ad hoc die Teilnahme mit dem Truck. Als dies Lauer zu Ohren kam, fühlte sich die Diva übergangen. Daher bewegte der Intrigant den Bundesvorstand zur Rücknahme der Beauftragung, indem er die Einbringlichkeit der Bürgschaften in Zweifel zog.
Die damaligen Äußerungen sind noch Jahre später Anlass für juristische Auseinandersetzungen wie man an dieser Stelle erfährt. Es wird aber noch konkreter. Ein Freund von Gerwald Claus-Brunner - auf dessen Nachruf im eben gebrachten Zitat Bezug genommen war - berichtet in diesem (5):
Ich weiß von all den hinterfotzigen Aktionen, die bereits 2010 gegen Dich liefen, als Christopher Lauer Dich erst im Landesverband Berlin verleumdete und diese Verleumdung dann auch in den Bundesvorstand von Bingen 2010 weiter trug. (...)

Niemand hielt es damals für nötig, Dir mitzuteilen, warum Dein Antrag für die Teilnahme am Christopher Street Day in Berlin abgelehnt wurde, weder im Landesvorstand oder im Bundesvorstand. Christopher Lauer machte es sich damals zur persönlichen Aufgabe, gegen Dich zu hetzen, hinten rum, so wie er es halt gerne hat. (...) Du gingst zur nächsten Landesvorstandssitzung der Berliner Piraten, knalltest 1000 Euro in Bar mitten auf den Tisch und fragtest nur trocken aber für Dich typisch laut "Fragen!?" Der CSD Antrag wurde dann doch positiv beschlossen. (...) Tja und als Du dann 2011 mit 14 weiteren Parteikollegen in das Berliner Abgeordnetenhaus einzogst, war es eben jener Christopher Lauer wieder, der Dich von Anfang an auf dem Kieker hatte. (...)

Als Du jetzt von uns gingst, meinten die @15Piraten sich als besonders harmonisch, gar sozial darstellen zu müssen und heuchelten etwas von Anteilnahme an Deinem Tod. Ich (...) will mich beherrschen, aber es fällt mir unheimlich schwer, diese unfassbare Heuchelei unkommentiert stehen zu lassen. (...)

Dein Steckenpferd war von Anfang an die Arbeit in den Ausschüssen. Du warst immer ein Arbeitstier und Du arbeitetest Dich in viele komplexe Themenfelder erfolgreich ein und vertratest stets eine sehr piratige Sichtweise auf vorhandene Probleme. Leider warst Du aber bestimmten Kollegen mit sehr egomanen Partikular-Interesen ein Dorn im Auge und so dauert es nicht lange, dass Deine werten Kollegen in der Fraktion Dich beinahe täglich mobbten! Sie machten sich über Deine Art und Weise, wie Du sprichst lustig, Deine bisweilen steife Körperhaltung, Deinen leichten Autismus, über die Jahre ekelten sie Dich nach und nach aus allen Ausschüssen heraus und es ging bis hin zu haltlosen Ordnungsmassnahmen und einem versuchten Fraktionsausschluss! Stets waren die Hauptakteure hinter all diesen menschenverachtenden Vorgängen die Herren Delius, Herberg und Lauer. Und weil Du praktisch alleine in der Fraktion Dich wehren musstest, weil die übrigen Kollegen meist wegschauten und den Mund hielten, batest Du oft auch bei mir um Hilfe bei der Recherche in den sozialen Medien. (...) Und wir erinnern uns noch gut wie der aktuelle Landesvorstand in Berlin bei den einzelnen Fraktionsmitgliedern Druck machen musste, damit man Dich nicht rauswirft.

Und nach all den Jahren, nach 5 Jahren beständigen Hasses gegen Dich, Mobbing gegen Dich und all dies durch die 15 Piraten bzw. insbesondere Delius, Herberg und Lauer. Ausgerechnet DIE wagen es nun, Anteilnahme zu heucheln? Sicher, es gibt wenige Ausnahmen bei den 15 Piraten. Menschen wie Graf, glaube ich die ehrliche Anteilnahme, aber die prominenten Akteure der 15 Piraten haben Dich immer wie den letzten Dreck behandelt und ich könnte Stahlkotzen, wenn ich deren Tweets zu Deinem Tod lese. Ihr Verhalten gegen Dich, das ständige Mobbing hat Deiner Krankheit und Deinem Lebensmut sicherlich auch nicht gerade gut getan.
Nichts, gar nichts von all dem liest man in den "Qualitätsmedien", auch nicht, was hervorgehoben sei: in der TAZ. Also auch nicht in jener Zeitung, die ihm in den Anfangsjahren noch manche verständnisvollere Aufmerksamkeit zugewandt hatte. Zeitungen, die aber alle um so lieber angebliche "Gruselvideos" des "Killerpiraten" Gerwald Claus-Brunner genüßlich zelebrieren, während in der Öffentlichkeit scheinbar niemand nachprüfen kann - und womöglich noch nicht einmal die Polizei gründlich nachgeprüft hat - ob der Brief, in dem sich Gerwald Claus-Brunner angeblich zu den angeblichen letzten Taten seines Lebens "bekannt" hat, wirklich von ihm selbst geschrieben worden ist und was darin genau geschrieben steht. Spätestens seit dem angeblichen Selbstmord der Kirsten Heisig (1961-2010) muss man in Berlin nicht mehr alles glauben, was Staatsanwaltschaften und Polizeibehörden so alles ermitteln, bzw. nicht ermitteln.

Ausschnitte aus den politischen Aktivitäten von Gerwald Claus-Brunner (2012/13)


Im Mai 2012 hieß es noch (TAZ 5/2012):
Die Piraten scheinen die politische Konkurrenz nervös zu machen. Aber je mehr sie von den Gegnern zu Außenseitern gemacht werden, desto höher könnten ihre Werte in den Umfragen steigen. Das Bedürfnis nach irgendeiner Art von Anti-Establishment-Partei scheint riesig.  In Berlin muss Gerwald Claus-Brunner unterdessen lernen, wie man als Oppositionspolitiker Politik macht. "Parteien sind letztlich auch nur Teil des Systems, das man eigentlich ändern will", knurrt er jetzt manchmal. "Mir ist das alles viel zu angepasst."
Schon im Mai 2012 also. Zur gleichen Zeit, am 17. Mai 2012, schrieb ein Christoph Müller-Holtz an Gerwald Claus-Brunner über Abgeordnetenwatch die folgenden bemerkenswerten Dinge (6):
Ich möchte Sie dafür loben, Anliegen aller Art von Verbänden aller Art nur über Fachausschüsse anhören zu wollen. Es bliebe zu wünschen, würde diese für einen Volksvertreter eigentlich selbstverständliche Haltung Schule machen. Und erst recht bliebe zu wünschen, dass Abgeordnete nicht als gleichzeitige Verbandsvertreter ihr Brot von beiden Seiten geschmiert bekommen. Frage: Gedenken Sie, über Ihr persönliches Beispiel hinaus im Abgeordnetenhaus diese beklagte Einheit von Mandat und Partikularinteresse zum Thema zu machen? Wenn Ja: Was gedenken Sie, konkret zu unternehmen?
Gerwald Claus-Brunner antwortete am 19. Mai 2012:
Dazu müsste ich zuerst einmal die genaue Rechtslage erforschen lassen, was ich in naher Zukunft auch machen werde, ich vermute aber mal, dass das freie Mandat eines Abgeordneten in diesem Bereich greift und somit dann auch eine Verfassungs/gesetzesänderung nötig wäre, zudem die jeweiligen Mehrheiten definitiv nicht gegeben sind.Somit bleibt nur mein persönliches Handeln und eigenes Vorbild.
Ich denke, hier hat ein Politiker einmal begriffen, worauf es ankommt in der Politik, wenn er sagt: "Somit bleibt nur mein persönliches Handeln und eigenes Vorbild." Man hört schon hier heraus, dass er mit dieser Haltung schon im Frühjahr 2012 sehr isoliert in seiner Fraktion gestanden zu haben schein. Dass es selbst zu dieser Frage keinen Konsens gab in der Piraten-Fraktion. - Wirklich nicht? Ebenfalls im Mai 2012 wurde darüber berichtet, dass Gerwald Claus-Brunner darauf verzichtete, eine Einladung des illustren "Völklinger Kreises" anzunehmen. Von diesem eingeladen zu sein, rechneten sich im Herbst 2016 viele Berliner AfD-Kommunalpolitiker als Ehre an und als Zeichen, dass sie allmählich im Establishment, sozusagen, ankommen. Gerwald Claus-Brunner scheint da schon vier Jahre zuvor viel weiter gewesen zu sein. Schon im Mai 2012 schlug ihm deshalb Kritik entgegen, beispielsweise von einem Herrn R. Schwertfeger, der dazu neben vielem anderem schrieb (6):
Sie werden im Tagesspiegel mit der Auffassung zitiert, der Völklinger Kreis repräsentiere "Bessergestellte". Woran machen Sie das fest?
Gerwald Claus-Brunner antwortete darauf im September 2012 insgesamt sehr eingängig, unter anderem schrieb er (6):
Der Völklinger Kreis ist ein Zusammenschluß von Führungskräften, somit keinesfalls repräsentativ für die gesamte Bevölkerung und stellt für mich auch keinen Ansprechpartner dar, dazu gibt es in unserer Demokratie andere Parteien, die auf die Zielgruppe, die der Völklinger Kreis darstellt (repräsentiert), besser zugeschnitten sind. Führungskräfte sind im Arbeitsleben bessergestellt als der normale Mitarbeiter, somit also einfache Tatsache, wenn ich von einem Kreis der Bessergestellten rede. Insgesamt hat mir das Geschrei und die tatsachenverdrehende Berichtserstattung die vom VK initiert wurde, mich darin bestätigt, dass ich erstens richtig gehandelt habe und zweitens erst recht nicht mehr mit dieser Organisation ein Wort wechseln werde.
Gibt in meiner Fraktion aber genug Strömungsgünstige, die da eher zugänglich sind, wenden Sie sich in Zukunft an diese.
Wow. Was für Sätze. So wünscht man sich Politiker. Klare Kante. Wow. Ich kenne keinen weiteren Politiker, der zu so etwas fähig war und ist. Oder sie sind schon lange nicht mehr in der Politik tätig. Vielleicht in den Anfangsjahren der "Grünen". Vielleicht Petra Kelly und Gert Bastian ... Um so mehr man sich mit diesem Gerwald Claus-Brunner beschäftigt, um so begeisterter ist man von ihm. Und um so mehr lernt man - insbesondere - über die TAZ, wenn sie diesem Politiker - ausgerechnet nach dem Artikel vom 5. Mai 2012 (?!!!) (TAZ, 5.5.2012) - nicht mehr so zugewandte Aufmerksamkeit gewidmet hat wie bis dahin.

Das "Handelsblatt" bestätigt den oben zitierten Bericht des Freundes, wenn es schrieb (7):
Bereits nach der ersten Zeit im Abgeordnetenhaus - und nach einigen internen Querelen bei den Piraten - hatte Claus-Brunner geklagt, er sei moralisch und seelisch am Ende. Später sagte er: „Ich halte durch, weil ich sicher bin, dass ein großer Teil der Basis hinter mir steht.“
Ein Jahr später, im Mai 2013, tickte Christopher Lauer gegenüber Gerwald Claus-Brunner aus und die TAZ berichtete damals noch, dass im regulär angefertigten Videomitschnitt dazu fehlt ganz "zuuuufälligerweise" der Ton fehlte (TAZ 5/2013): 
Fraktionschef Christopher Lauer und Gerwald Claus-Brunner (Markenzeichen Latzhose und Palästinenser-Kopftuch) gerieten derart aneinander, dass die wöchentliche Sitzung unterbrochen wurde. (...) Im Netz findet sich zwar ein Videomitschnitt der Sitzung, doch der Ton bricht plötzlich ab, als sich Fraktionschef Christopher Lauer wegen eines Antrags des Kollegen Claus-Brunner in Rage redet. Im Chat zur Sitzung fragt jemand: „Was ist das? Ich kann es echt nicht fassen, dass die so ausgetickt sind.“ (...) Sollte hier ein Eklat nachträglich „unter den Tisch gekehrt werden“, wie im Blog Popcornpiraten gemutmaßt wird? Christopher Lauer bestreitet das. ...
Soweit übersehbar, wurde danach von den innerparteilichen, bzw. -fraktionellen Angriffen, von Mobbing und Ausgrenzung gegenüber Claus-Brunner in den Zeitungen - und auch nicht in der TAZ - nicht mehr berichtet: Wer steckt da mit wem unter einer Decke?

"Erich-Honecker-Gedenkplanetarium" in Berlin? (September 2016)


Vorläufig abschließend noch ein paar weniger wichtige Dinge. Aber als kritischer Bürger - der in vielen Fällen die Arbeit der Kriminalpolizei übernehmen muss in heutiger Zeit, muss man ja nach vielen Richtungen hin ermitteln. Und deshalb sei im folgenden auch noch dem Umstand nachgegangen, dass Gerwald Claus-Brunner noch eine Woche vor den Geschehnissen rund um sein Lebensende, nämlich unter dem Datum des 6. September 2016, drei schriftliche "Kleine Anfragen" an das Berliner Abgeordnetenhaus verfasst hat, die am 9. September 2016 dort eingegangen sind, und deren Beantwortung just an jenem 15. September 2016 veröffentlicht worden sind, an dem die letzten Tage seines Piraten-Freundes und seiner selbst anbrachen (8).

Im Vorbeigehen müssen wir an dieser Stelle sogar den "Qualitätsjournalismus" der Bild-Zeitung korrigieren, die am 22. September 2016 (Bild, 22.9.2016) großspurig davon berichtete, dass Gerwald Claus-Brunner unter dem Datum des 14. Juli 2016 seine letzte "Kleine Anfrage" an das Berliner Abgeordnetenhaus gerichtet hatte als angeblich "letzte Amtshandlung". Falsch, liebe Bild-Zeitung, die letzten drei uns bis jetzt bekannt gewordenen "Kleinen Anfragen" stellte Claus-Brunner wie gesagt unter dem Datum des 6. September 2016, also knapp acht Wochen später. Wäre das nicht eine neue Schlagzeile wert, liebe "Bild-Zeitung"? Immerhin, in der letzten Zeile des genannten Artikels spricht die Bild-Zeitung von der Möglichkeit späterer Anfragen auch noch. - - -  

Gerwald Claus-Brunner war schon in mehreren Jahren zuvor in vielen seiner Anfragen mit dem Geschehen und den Personalien rund um die Berliner Planetarien beschäftigt. Warum er sich auf dieses Thema so eingeschossen hat und unter anderem auch so kritisch auf den Leiter des Zeiss-Großplanetariums Tim Florian Horn, wäre interessant zu erfahren. Jedenfalls gab er der ersten seiner drei letzten Anfragen zu der von Tim Florian Horn organisierten Wiedereröffnung des Zeiss-Großplanetariums am Prenzlauer Berg am 25. August 2016 den Titel "Ein Erich-Honecker-Gedenk-Planetarium für 13 Millionen € - Geschichtsvergessenheit beim Senat?". Und er stellte folgende Fragen (8):
Ist dem Senat bewusst, dass der 25. August der Geburtstag Erich Honeckers ist? Wer hat den Eröffnungstermin festgelegt? Aus welchem Grunde wurde das Zeiss-Großplanetarium ausgerechnet am Geburtstag Honeckers wiedereröffnet? Ist dem Senat bekannt, dass der Bau und der Betrieb des Zeiss-Großplanetariums ein Lieblingsprojekt Honeckers war? Ist dem Senat weiterhin bewusst, dass das Planetarium nach dessen Errichtung am 9. Oktober 1987 - dem Jahr der 750 Jahrfeier Berlins - von Erich Honecker persönlich eröffnet wurde? (...) Planen der Senat und/oder der derzeitige Leiter des ZGP weitere unbedachte Aktionen dieser Art?
(Dem Autor des vorliegenden Blogartikels fiel diese Thematik ins Auge, weil er selbst schon über die großen Interessen Hitlers und Mussolinis für Großplanetarien recherchiert hat. Unter anderem, weil anhand dieser Interessen inzwischen von der Wissenschaft klar und deutlich herausgearbeitet worden ist, dass Hitler ein Anhänger der okkulten Welteislehre von Hörbiger gewesen ist. Und wer fähig ist, an diese zu glauben, war - wie viele Zeitgenossen Hitlers - auch fähig, an Astrologie zu glauben.) In der Antwort jedenfalls, die unter dem Datum des 15. September 2016 verfasst und veröffentlicht wurde (Eingang im Abgeordnetenhaus am 21. September) wird nur ganz oberflächlich und wegwerfend auf diese sehr konkreten Fragen eingegangen. Die zweite Kleine Anfrage betitelte Gerwald Claus-Brunner "Wissenschaftstheater für die breite Öffentlichkeit sieht anders aus! Ausgrenzung durch zu hohe Preise am neuen Zeiss-Großplanetarium". In dieser Anfrage kritisierte er die festgelegten Eintrittspreise von 8 Euro, ermäßigt 6 Euro:
Wurden die Preise gezielt so hoch angesetzt, um die soziale Teilhabe und Bildungsmöglichkeit  aller Berlinerinnen und Berliner zu verhindern? Wenn ja, warum? Ist der Senat der Ansicht, dass vor allem einkommensschwache Familien durch die hohen Preise ausgegrenzt werden und so deren Kinder das einmalige Erlebnis Wissenschaftstheater, welches der derzeitige Leiter des ZGP in aufreibender Kleinarbeit errichtet hat, verwehrt bleiben wird? Wenn ja, was wird der Senat gegen diesen Missstand unternehmen? Wenn nein,warum nicht? Nimm der Senat es in Kauf, dass Kinder aus einkom- mensschwachen Familien bei ZGP-Besuchen durch ihre Klasse oder Kita-Gruppe durch die Nicht- Teilnahme  aufgrund des hohen Preises von 4 €/Kind innerhalb der sozialen Gruppe ausgegrenzt und diskriminiert werden?
Die dritte Anfrage "Ein rauschendes (doppelt durchgeführtes) Eröffnungsfest zur Wiedereröffnung des ZGP?" zielte auf die Kosten der Eröffnungsfeier und die Teilnehmer derselben. Sie wurde dahingehend beantwortet, dass 338 geladene Gäste daran teilnahmen und dass sich die Kosten der Feier auf 32.324 Euro beliefen.

Insgesamt hat Gerwald Claus-Brunner zwischen 2011 und 2016 ungefähr 276 Kleine Anfragen gestellt, das sind pro Woche grob eine. Er war mit den unterschiedlichsten Themen befasst (etwa auch mit dem Verlust des Oberdecks der Wannsee-Fähre), immer wieder aber auch mit Anfragen zu den Berliner Planetarien. Eine Anfrage vom 15. April 2015 erbrachte als Antwort (KlAnfr), dass der Leiter des Zeiss-Großplanetariums Tim Florian Horn, weder einen naturwissenschaftlichen, noch einen pädgagoischen Studienabschluss besitzt, und dass sich unter den 13 Bewerbern für die Leitung desselben überhaupt nur vier Personen mit einem naturwissenschaftlichen Studienabschluss befanden. Claus-Brunner bohrte in dieser Sache noch in mehreren Folge-Anfragen weiter nach, erhielt aber nie eine Auskunft darüber, welche wissenschaftlichen Qualifikationen Tim Florian Horn nun wirklich aufzuweisen hat, außer dass er praktische Erfahrungen in Video-Projektionen gesammelt hat.

2014 stellte Gerwald Claus-Brunner auch eine Anfrage zur Verlängerung der Studienzeit durch die Einführung der Bachelor/Master-Studiengänge im Bereich Maschinenbau (KlAnfr). Eine Durchsicht seiner Kleinen Anfragen erbringt aber wohl noch keinen guten Überblick über seine tatsächliche fünfjährige politische Arbeit im Abgeordnetenhaus. Es wäre gut, wenn man darüber noch einmal einen umfassenderen Überblick irgendwo finden könnte.
_____________________________________________
  1. Joseph Hausner: Gerwald Claus-Brunner - Die dunklen Abgründe im Leben des Piraten-Politikers. In: Focus, 21.09.2016, http://www.focus.de/politik/deutschland/gerwald-claus-brunner-die-dunklen-abgruende-im-leben-des-piraten-politikers_id_5969822.html 
  2. Herrnkind, Kerstin: Gerwald Claus-Brunner - Terror bis in den Tod. In: Stern, 30.10.2016, http://www.stern.de/panorama/gesellschaft/gerwald-claus-brunner--terror-bis-in-den-tod-7121912.html
  3. Jan Herrmann,Tasja Klusmeyer: Piraten-Politiker besuchte die CJD-Realschule - Gerwald Claus-Brunner tötete einen Mann und sich selbst. In: Haller Kreisblatt, 06.10.2016, http://www.haller-kreisblatt.de/lokal/versmold/20939275_Piraten-Politiker-besuchte-die-CJD-Realschule.html
  4. Kompa, Markus: Halloween: Politgruselclown vs. Killerpirat. 31.10.2016, http://www.kanzleikompa.de/2016/10/31/halloween-politgruselclown-vs-killerpirat/
  5. Lange, Simon: Ciao Faxe! Auf: Simons Blog, 19. September 2016, http://simonlange.eu/2016/09/19/ciao-faxe/, http://simonlange.eu/2016/10/23/bribbelbrabbel/
  6. Claus-Brunner, Gerwald: Antworf auf eine Frage zum Thema Demokratie und Bürgerrechte. Abgeordnetenwatch, 2.9.2012, http://www.abgeordnetenwatch.de/gerwald_claus_brunner-652-47021.html#questions
  7. Gerwald Claus-Brunner - Piraten-Politiker tot aufgefunden. In: Handelsblatt, 19. September 2016, http://www.wiwo.de/politik/deutschland/gerwald-claus-brunner-piraten-politiker-tot-aufgefunden/14570578.html 
  8. Claus-Brunner, Gerwald: Kleine Anfragen an das Abgeordnetenhaus. https://kleineanfragen.de/berlin/17/19067, https://kleineanfragen.de/berlin/17/19068, https://kleineanfragen.de/berlin/17/19069
  9. Schwere Vorwürfe gegen Umarmerin Amma - Die indische Guru-Frau, die regelmässig in Winterthur auftritt, soll Mitarbeiter schlagen und ein Vermögen horten. Das Buch einer Ex-Mitarbeiterin hat es in sich. Tagesanzeiger, 03.02.2014, http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Schwere-Vorwuerfe-gegen-Umarmerin-Amma/story/27141074
  10. Gail Tredwell: Holy Hell - A Memoir of Faith, Devotion, and Pure Madness. Wattle Tree Press 2013

Gerwald Claus-Brunner - Starb er als ein Gegner der Berliner Freimaurerei?

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Starb er als Gegner freimaurerischer "Raub- und Beutegemeinschaften"?

Gestern erhielten wir zu unserem vorletzten Blogbeitrag folgenden anonymen Kommentar:
Ich bin ein Mitarbeiter des im Zusammenhang mit Hr. Brunner genannten Betriebes. Schaue bitte auf die ehemaligen Eigentümer dieses Betriebes !! Diesen wurde das leistungslose Einkommen genommen. In der Zeit der Holding waren die BWB ein Tummelplatz gewisser Logenbrüder, die auf Kosten des Betriebes in einem extremen Luxus lebten. Teuerste Fahrzeuge und Partys wurden vom Berliner Wassergebührenzahler bezahlt. Sein inszenierter Tod ist als Zeichen zu sehen.
Mit diesen wenigen Worten werden Zusammenhänge benannt, auf die wir von selbst so konkret nicht gekommen wären. Es stellt sich aufgrund dieses Kommentars für uns zum ersten mal sehr konkret die Frage: Welche Rolle spielen Freimaurerlogen in der Berliner Politik? Wir können schon lange nicht glauben, dass sie keine Rolle spielen würden. Aber in diesem Kommentar hört man zum ersten mal etwas sehr Konkretes darüber.

Abb. 1: Gerwald Claus-Brunner 2011 (Wiki)
Die Aussagen klingen auf den ersten Eindruck hin sehr echt und plausibel, da sie sehr konkret sind. Und lässt man sie länger auf sich wirken, fällt einem ein, dass uns schon vor Wochen gesagt wurde, dass ein weiteres Familienmitglied von Gerwald Claus-Brunner Freimaurer ist und deshalb unter gewissen Zwängen stünde. Da stellt sich ja dann die Frage: In welchem Verhältnis stand Gerwald Claus-Brunner selbst zur Freimaurerei? Da Gerwald Claus-Brunner schon sehr gereizt und empört reagierte, als sich der Völklinger Kreis an ihn wandte und anzubiedern versuchte, wird man sich wohl so seinen eigenen Reim machen können, wie er auch zu Zusammenschlüssen wie der Freimaurerei stand. Aber gibt es dazu womöglich konkrete Äußerungen?

Eine gewisse - zumindest ideologische - Nähe zur Freimaurerei könnte man in der Tatsache sehen, dass er - womöglich auch mit Verweis auf seine jüdische Großmutter - auf sein Twitter-Profil schrieb "Ich bin Jude" und sich einen Davidstern um den Hals hängte. Auch die Kernideologie der Freimaurerei - Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem - ist bekanntlich jüdisch, alttestamentarisch.

Und übrigens war Claus-Brunner ja an zahlreichen Großbauprojekten - auch in Israel selbst - tätig (Jüd. Allg. 11.11.2011). Er sagte zu seinem "Palästinensertuch" (Welt, 3.11.2011):
Er habe das Tuch 1995 von der Gastfamilie geschenkt bekommen, während er als Elektriker im Hafen von Haifa einen Kran repariert habe. (...) „Im Nahen Osten ist das Tuch ein praktisches Kleidungsstück. Es dient als Witterungs- und Sonnenschutz."
Beziehungsweise (TAZ, 5.5.2012):
Im Jahr 1995 hat ein Kollege ihm auf einer Baustelle in Israel, in der Nähe von Haifa, das Palästinensertuch geschenkt (...). „Auf dem Bau hat jeder dort so ein Tuch auf dem Kopf: Gegen die Sonne“, erklärt Claus-Brunner.
Er sagte das, nachdem er von Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden in Deutschland angegriffen worden war. Und er verhielt sich geradezu so, als würde er - als Widerspenstiger - wie in einem Familienstreit agieren mit der Aussage: Ich gehöre doch zu euch. Allerdings als ein Widerspenstiger, der zugleich weiß, wie weit er gehen kann und darf und dass er nicht zu weit gehen darf.

In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch erwähnenswert, dass Gerwald Claus-Brunner unter anderem am Bau des Gotthard-Basistunnels mitgearbeitet hat, der 2002 begonnen wurde (Wiki) und dessen Einweihungsfeier am 1. Juni 2016 unter Beteiligung der europäischen Regierungschefs ja dadurch von sich Reden machte (Blick, 2.6.2016),
dass es wie eine okkulte Sex-Orgie aussah,
weil sie zahlreiche krass-satanistische Elemente enthielt (SRF, 2.6.2016). So dass viele Anlass hatten, von einer "Illuminaten-Zeremonie" zu sprechen.

"Bauopfer" beim "Tempelbau Salomons"?


War die politische Arbeit von Gerwald Claus-Brunner auch als ein solches "Bauprojekt" konzipiert worden, bei dem es gerne auch einmal Bauopfer (Wiki) geben würde? Dürfen wir das heraushören, wenn wir erfahren: "Sein inszenierter Tod ist als Zeichen zu sehen" - ? Und daran schließt sich die Frage an: Welche Rolle spielte und spielt die Freimaurerei auch in der Piratenpartei Deutschlands, bzw. Berlins, bzw. in der Piraten-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses? Inzwischen ist ja dankenswerter Weise darauf hingewiesen worden, dass zahlreiche Fraktionsmitglieder das von den Piraten hoch gehaltene Transparenz-Prinzip selbst nicht eingehalten haben (siehe Blog: "Die verborgenen Geschichten hinter den Schlagzeilen", 4.10.2016).

Offenbar hat man sich ja in den letzten Jahren häufiger über viele "Verschwörungstheorien" von Gerwald Claus-Brunner lustig gemacht innerhalb - und außerhalb - seiner Fraktion. In vielen seiner "Kleinen Anfragen" spürt man, wenn man es nun so konkret anhand des Eingangszitates hört, heraus, dass er freimaurerähnlichen Filz in vielen Zusammenhängen der Berliner Politik vermutete und unterstellte. Noch in seiner letzten kurzen Rede im Berliner Abgeordnetenhaus vom 23. Juni 2016, in der er am Ende seinen baldigen Tod voraussagte, hatte Gerwald Claus-Brunner im Zusammenhang mit dem neuen Berliner Zeiss-Großplanetarium und seinem Leiter Tim Florian Horn gesagt:
Hier ist offensichtlich sehr viel im Schwarzen, was da auch bleiben soll, (spürbar) anhand der Macht und der Kraft, die investiert wird, um mich in diesem Zusammenhang ruhigzustellen und kleinzuhalten. Das find ich unerhört.
Tim Florian Horn ist Leiter des Zeiss-Großplanetariums geworden aufgrund von persönlichen Beziehungen zu Berliner Staatssekretären, wie man hört, ohne jedenfalls den dafür nötigen Studienabschluss zu besitzen. Hier hatte Gerwald Claus-Brunner in zahlreichen Anfragen "Licht ins Dunkle" bringen wollen, auch auf den merkwürdigen Umstand hingewiesen, dass das Zeiss-Großplanetarium, das einstmals von Erich Honecker eröffnet worden war, ausgerechnet am Geburtstag von Erich Honecker wieder eröffnet worden ist (siehe voriger Blogbeitrag).

Ich kann mich noch gut erinnern, wie im Jahr 2010 oder 2011 auf einem Parteitag der Piraten eine Zuhörerin jemanden öffentlich fragte, ob er für den Geheimdienst arbeite oder ähnlich. Sie wurde von den Zuhörern ausgelacht, was man schon damals sehr bezeichnend finden konnte, und wozu man sich damals schon sagte: Wenn man bei den Piraten für eine solche Frage ausgelacht werden kann, dann kann man von dieser Partei nicht viel erwarten. Diese Partei hat es also zwischenzeitlich bei ihren Mandatsträgern nicht durchgesetzt, dass sie alle Zugehörigkeiten zu Geheimdiensten und -gesellschaften offenlegen.

Im weiteren Blogartikel haben wir einmal begonnen, unser Wissen über den politischen Lebensweg von Gerwald Claus-Brunner chronologisch zusammen zu stellen. Diese Chronologie ist natürlich bislang sehr unvollständig. Sie soll künftig nach und nach durch weitere relevante Angaben vervollständigt werden.

Im Oktober 2009 wurde Gerwald Claus-Brunner Mitglied der Piratenpartei (Berl. Ztg., 22.9.2016).

Im Jahr 2010 gab es eine Auseinandersetzungen rund um die Teilnahme der Piraten am Christopher Street Day in Berlin, Christopher Lauer agierte schon damals, so wird von mehreren Seiten berichtet, als ein ausgesprochener Gegner von Gerwald Claus-Brunner (S. Lange, 19.9.16).

Im Jahr 2011 kommen die Piraten ins Berliner Abgeordnetenhaus.

Mai 2012: Gerwald Claus-Brunner reagiert äußerst gereizt auf eine anbiedernde Einladung an ihn von Seiten des Völklinger Kreises. Er verbittet sich von diesem "Kreis" jede weitere Kontaktaufnahme. Er zeigt klare Kante. Ein solches Verhalten ist bislang von kaum einem anderen deutschen Politiker bekannt geworden. Derzeitige AfD-Politiker zum Beispiel fühlen sich sehr geehrt und gebauchpinselt, wenn sie von diesem "Völklinger Kreis" eingeladen werden. Es ist für sie eine Art "Eintrittskarte" in das etablierte Establishment, ein Zeichen dafür, dass sie künftig Erfolg haben werden. Womit man dann sehr viel weiß. Wenn nicht alles ....

4. Dezember 2012: "Die Raub- und Beutegemeinschaft der (teil)privatisierten Berliner Wasserbetriebe"


Am 4. Dezember 2012 schreibt die Berliner Fraktion der Grünen als Pressemitteilung auf ihrer Internetseite zu den Erörterungen rund um die Berliner Wasserbetriebe (Bündnis 90/ Die Grünen „Sonderausschuss Wasserverträge ist gescheitert“ vom 14.12.2012; Hervorhebung nicht im Original):
Durch die von der großen Koalition im Jahr 1999 beschlossene Teilprivatisierung wurde eine Raub- und Beutegemeinschaft von privaten Investoren und dem Land Berlin vereinbart. Sie geht zu Lasten der Berliner Wasserkunden und wurde oft und lautstark kritisiert und gerichtlich beklagt. Die öffentliche Empörung über die Teilprivatisierung und die vereinbarten Gewinngarantien kulminierte in der erfolgreichen Volksabstimmung. Unzweifelhaft war die Intention des Wassertisch-Gesetzes und der abstimmenden Bevölkerung darauf gerichtet, die Nachteile der Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe nicht weiter zu ertragen. Dazu hätten die Verträge der Teilprivatisierung aufgelöst werden müssen. Die SPD- und CDU-Fraktionen waren und sind offensichtlich nicht gewillt, die Raub- und Beutegemeinschaft aufzukündigen. Stattdessen wurden die Anteile eines der privaten Investoren übernommen, um das Land weiter im bestehenden Vertragsgefüge zu belassen. Gerade vor dem Hintergrund der Preissenkungsverfügung des Bundeskartellamts muss die politische Entscheidung von SPD und CDU als Entscheidung gegen die Interessen der Berlinerinnen und Berliner angesehen werden. 
Am 9. April 2013 tickt Christopher Lauer in einer Fraktionssitzung gegenüber Gerwald Claus-Brunner aus. Dies ist Anlass für einen TAZ-Artikel. In dieser Fraktionssitzung ging es erst um die Organklage der Piratenpartei Berlin beim Verfassungsgericht Berlin mit Unterstützung des Berliner Wassertisches, zum zweiten um den fahrscheinlosen öffentlichen Nahverkehr. SieheYoutube: ab etwa der 5. Minute referiert Gerwald Claus-Brunner, ab 24'10 spricht Christopher Lauer, ab 54. Minute äußerst sich Lauer ungehalten über die Dauer der Debatte, ab der 60. Minute spricht Sigrun Franzen vom Wassertisch, ab 1 Std., 48 Min. ist plötzlich der Ton weg während Christopher Lauer zum nächsten Thema spricht, nämlich dem kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, zu dem Claus-Brunner ebenfalls sehr engagiert ist. Ab 1 Std. 50 Min. schlägt Christopher Lauer dabei mit den Fäusten auf den Tisch. Und die TAZ fragt mit recht, warum hier plötzlich der Ton weg ist.

April 2013: Organklage der Piratenpartei Berlin beim Verfassungsgericht Berlin

September 2013: Parteiordnungsverfahren gegen Sigrun Franzen

Oktober 2014, Gerwald Claus-Brunner twittert:
Es darf gelesen werden: sigrun-franzen.de Text spricht für sich alleine.
Ende 2014: Jan Mirko L. kündigt seine Stelle im Abgeordnetenbüro von Gerwald Claus-Brunner (Stern, 30.10.2016).

3. Oktober 2015: Parteiordnungsverfahren gegen Sigrun Franzen wird zurückgenommen

15. Dezember 2015: Wahlkampfvorbereitungen für Berlin mit langen Redebeiträgen von Gerwald Claus-Brunner (s. Youtube), an denen erneut erkennbar wird, wie aktiv und engagiert er ist, und wie sehr er in der Partei anerkannt ist.

Januar 2016: Antrag auf Ausschluss von Gerwald Claus-Brunner aus der Fraktion. Als Grund wird auch sein Twitter-Verweis auf die Internetseite von Sigrun Franzen angeführt. Außerdem (Focus, 21.9.16):
Auf dem Aufstellungsparteitag für die Berliner Abgeordnetenhauswahl im Januar (2016) wurde Claus-Brunner schließlich abgestraft. Einen Platz zwischen 1 und 7 auf der Landesliste hatte er sich gewünscht. Er landete auf Listenplatz 26 von 29. „Damit hatte er nicht gerechnet. Die Partei hat einen großen Teil seines Lebens ausgemacht“, sagt ein Vertrauter. Die positive Bestätigung, die seine Partei dem 44-jährigen immer gegeben hatte, war weg. Dass er durch den tiefen Fall der Piratenpartei zudem sein Mandat und somit seine Einnahmequelle im September verlieren würde, war schon länger klar.
19. Mai 2016: Geburtstagsfeier von Gerwald Claus-Brunner, sein Freund, vormaliger Büromitarbeiter und zeitweiliger Lebenspartner Jan Mirko L. ("Wuschelkopf") ist anwesend (Stern, 30.10.2016).

1. Juni 2016 (Stern, 30.10.2016):
Am 1. Juni zeigte der Pirat (Gerwald Claus-Brunner) Jan Mirko L. wegen Verleumdung an. "Die Anzeige dient meinem Selbstschutz, um den falschen Verdächtigungen etwas entgegenzusetzen, weil damit meine Reputation und Leumund nachhaltig beschädigt wird", gab der Politiker bei der Berliner Polizei zu Protokoll. Claus behauptete, Jan Mirko L. würde herum erzählen, dass er "mehrfach" in dessen Wohnung eingebrochen sei und "dort Spionage/Videokameras installiert" habe. Er denunzierte Jan Mirko L. als Verrückten: "Herr Mirko L. sollte ob dieser paranoiden Wahnvorstellung einen Facharzt aufsuchen, da hier offensichtlich eine schwere Persönlichkeitsstörung vorliegt."
Den gleichen gehässigen "Ratschlag" - zum Arzt zu gehen - sollte Gerwald Claus-Brunner von Alexander Morland während seiner Rede im Abgeordnetenhaus bekommen. Die Fotos, die mit solchen Spionagekameras erstellt werden können, haben offenbar auch andere Mitarbeiter von Claus-Brunner auf dessen Computer gesehen.

4. Juni 2016: Noch hundert Tage bis zur Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses. Gerwald Claus-Brunner trägt ein Meterband, an dem er täglich einen Tag abschneidet. Er rechnet mit seinem baldigen Lebensende, sagt, dass ihm sieben Ärzte bestätigt hätten, dass er an einer unheilbaren Krankheit litte. Im Nachhinein erscheint es vielen Nahestehenden so, als ob dieses Maßband zugleich die letzten Tage bis zu seinem "vorgesehenen" Lebensende beinhalteten.

Man könnte sich vorstellen, dass ihm sein Tod angekündigt worden ist. Sollte Gerwald Claus-Brunner einmal kurzzeitig Mitglied einer Freimaurerloge gewesen sein, dann weiß er, dass Freimaurerlogen sich das "Recht" herausnehmen, über Leben und Tod von Mitbrüdern mittels Geheimgerichtsbarkeit zu entscheiden.

23. Juni 2016 - "Es wird viel Kraft investiert, mich ruhig zu stellen und klein zu halten"


Am 23. Juni 2016 hält Gerwald Claus-Brunner im Berliner Abgeordnetenhaus seine letzte kurze Rede, die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung wird nach seinem Tod darüber schreiben (FAS, 25.9.16):
Es wurde immer bizarrer. Claus-Brunner sah überall Verschwörungen und erhob haltlose Korruptionsvorwürfe, etwa bei der Stiftung der Berliner Planetarien und Sternwarten. Das war auch das Thema seiner letzten Rede im Parlament, in der er seinen Selbstmord andeutete.
Auffallenderweise wird diese Rede selten vollständig zitiert. Das soll deshalb im folgenden getan werden und dazu das Video der Rede selbst eingestellt sein:


Es ist schon hochgradig auffällig, was für eine hämische, höhnische Stimmung insgesamt in diesem Abgeordnetenhaus vorherrscht. Wer möchte sich einer solchen Stimmung eigentlich aussetzen? Wenn man sich die Reden anderer an diesem Tag ansieht, wird deutlich, dass sich diese respektlose, höhnische Stimmung nicht nur auf Gerwald Claus-Brunner bezog. Vielleicht sind Berliner Politiker vieler Parteien so. Der Zuruf "Geh mal zum Arzt" klingt jedenfalls nicht sehr besorgt. Er scheint aus Claus-Brunners eigener Fraktion zu stammen, womöglich von Alexander Morland. Jedenfalls sagt Gerwald Claus-Brunner laut des Sitzungsprotokoll (Parlament-Berlin) (leicht korrigiert entsprechend der Videoaufnahme) folgendes (Hervorhebung nicht im Original):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Senatoren beliebigen Geschlechts! Sehr geehrte Kollegen beliebigen Geschlechts! Sehr geehrte Gäste beliebigen Geschlechts!
[Zuruf von der CDU: Mein Geschlecht ist nicht beliebig!]
Es wird hier ein Gesetz beschlossen, bei dem ich schon seit zwei Jahren mit Schriftlichen Anfragen - 20 Stück an der Zahl - versucht habe, auch in diesem Bereich von Filz und Korruption Licht ins Dunkle zu bringen. Ich wurde dabei auch von der eigenen Fraktion, von den eigenen Kollegen angegriffen und diesbezüglich bezichtigt.
[Andreas Gram (CDU): Was?]
Das finde ich nicht in Ordnung. Und ich finde es auch nicht in Ordnung, dass über den Inhalt dieser Schriftlichen Anfragen hinweggesehen wird, dass der Senat die Schriftlichen Anfragen teilweise ungenügend beantwortet hat, sodass mehrfach Nachfragen mehrfach notwendig waren und trotzdem hier kein Licht ins Dunkle gebracht werden konnte. Hier ist offensichtlich sehr viel im Schwarzen, was da auch bleiben soll anhand der Macht und der Kraft, die investiert wird, um mich in diesem Zusammenhang ruhigzustellen und kleinzuhalten. Das find ich unerhört. Und dementsprechend ...
[Zuruf von Alexander Morlang (PIRATEN)]
- Sei still, Alex! Das kannst du ein anderes Mal machen. Ich finde das nicht in Ordnung von dir. So.
[Unruhe]
Gerade du! So. Im Allgemeinen möchte ich mich noch einmal bei allen bedanken, die hier im Haus mit mir zusammengearbeitet haben. Ich werde ...
[Zuruf: Geh mal zum Arzt!]
- Ja, mach mal weiter so! Könnt ihr gerne alles machen. Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Ihr werdet ab dem 18. 9. es noch bereuen, dass es diese Fraktion, der ich angehöre, nicht mehr geben wird.
[Dr. Manuel Heide (CDU): Da bin ich nicht so sicher!]
Doch, ich tue das, seitdem ich in den letzten Tagen zur Kenntnis nehmen konnte, welchen geraden politischen Lebensweg Gerwald Claus-Brunner bis zu seinen letzten Lebenstagen hinter sich brachte und wie viel Anerkennung dieser Umstand auch innerhalb seiner Partei fand, wenn auch nicht - offenbar - innerhalb seiner Fraktion. Weiter sagt er:
Das werde ich euch so sagen. Und ihr werdet auch in der laufenden Legislaturperiode für mich am Anfang irgendeiner Plenarsitzung mal aufstehen dürfen und eine Minute stillschweigen. - Vielen Dank, das war's!
[Beifall von Dr. Uwe Lehmann-Brauns (CDU)]
Vizepräsidentin Anja Schillhaneck: Vielen Dank, Herr Abgeordneter! - Eine kurze Anmerkung: Zwischenrufe wie „Geh mal zum Arzt!“ oder Ähnliches sind wirklich unangemessen!
[Beifall bei der SPD, der CDU und den GRÜNEN]
Das sollten Sie bitte unterlassen!
Über den Satz von Claus-Brunner "Es wird viel Kraft investiert, mich ruhig zu stellen und klein zu halten,"sollte man nicht mit Flüchtigkeit hinweg gehen, auch nicht über die hier wahrnehmbare zutiefst hämische Stimmung im Berliner Abgeordnetenhaus im Allgemeinen und in der Piratenfraktion im Besonderen. - Wie kann eigentlich die Staatsanwaltschaft Berlin nach 48 Stunden die Ermittlungen zu den Umständen seines Todes einstellen, wenn ein solcher Satz Bestandteil seiner letzten Rede ist?

Wie ist im übrigen die Formulierung "in der laufenden Legislaturperiode" einzuordnen in Verbindung mit der Formulierung "irgendeine Plenarsitzung"? Grob finden zwei Vollversammlungen, also Plenarsitzungen, pro Monat statt. Allerdings stand am 23. Juni die Sommerpause bevor und am 18. September war Neuwahl, also konnten eigentlich nicht mehr gar so viele Plenarsitzungen "in der laufenden Legislaturperiode" erwartet werden. De facto hat in der damaligen laufenden Legislatur nach dieser Plenarsitzung vom 23. Juni nur noch eine Plenarsitzung stattgefunden, nämlich die 85. am 8. September 2016. Am 27. Oktober 2016 folgte dann die konstituierende Sitzung der nächsten Legislaturperiode (siehe als Übersicht etwa: RBB Abgeordnetenhaus). Darf man dieser Äußerung entnehmen, dass Gerwald Claus-Brunner - trotz des genannten Maßbandes - doch nicht ganz so konkrete Gedanken darüber hatte, wann genau er in den nächsten Monaten sterben würde?

23. Juni 2016: Am gleichen 23. Juni 2016 taucht ein gefälschtes Facebook-Profil von Jan Mirko L. auf (Stern, 30.10.2016), durch das sich dieser "verfolgt" ("gestalked") fühlt. Gibt es Beweise dafür, dass Gerwald Claus-Brunner selbst dieses Profil erstellt hat?

27. Juni 2016: Jan Mirko L. stellt Strafanzeige gegen Gerwald Claus-Brunner wegen Nachstellung. (Stern, 30.10.2016). Von dieser Anzeige hat Gerwald Claus-Brunner womöglich nie etwas erfahren.

7. Juli 2016: "Sie hatten die Pest an Bord"


Der Journalist Johannes Schneider schreibt darüber in einem Artikel mit dem zutiefst hämischen Titel "Sie hatten die Pest an Bord", Tagesspiegel digital, 5.6.16 [sic!, wohl falsch datiert, wohl eher: 5.7.2016]):
Ein zitierfähiges Beispiel für verkommene Sitten: Da kommentiert Gerwald Claus-Brunner - das ist der mit dem Kopftuch und der Latzhose - im Abgeordnetenhaus ein Gesetz zur Zusammenführung der Planetarien und Sternwarten in eine Stiftung. Es ist Claus-Brunners letzte Wortmeldung im Parlamentsplenum vor der Sommerpause und mutmaßlich die letzte hier in seinem Leben. Im September wird gewählt, Claus-Brunner steht auf Platz 26 der Landesliste der Piraten, die in Meinungsumfragen zuletzt zwischen nicht messbar und drei Prozent lagen. Er spricht von seinen Mühen, mit schriftlichen Anfragen - 20 an der Zahl - „in diesem Bereich von Filz und Korruption Licht ins Dunkle“ zu bringen. Leider seien die aber unzureichend beantwortet worden. So richtig verständlich machen, wo das Problem liegt, kann Claus-Brunner in dem kurzen Beitrag nicht. Auch nach fast fünf Jahren im Parlament wirkt er am Rednerpult seltsam deplatziert, wibbelt in der Hüfte, während er schematisch zwischen abgelesenen Phrasen und strengen Blicken ins Publikum wechselt.
Kann der Autor dieser Zeilen so nicht wahrnehmen. Es ist einfach ein Mensch, der - womöglich - nicht so stromlinienförmig agiert und spricht wie alle anderen. Sonst äußert er immer, wo man ihm auch zuhören kann, sehr klare, kluge, durchstrukturierte Gedanken. Weiter Johannes Schneider über die Blicke von Claus-Brunner:
Die treffen auch die eigene Fraktion: Auch sie habe ihn nicht unterstützt, angegriffen gar. „Geh mal zum Arzt!“, ruft irgendwann Alexander Morlang, Sprecher für Forschung und Technologie mit langen Haaren und offenkundig kurzer Zündschnur, und bekommt daraufhin von Parlaments-Vizepräsidentin Anja Schillhaneck zu hören, dass „Geh mal zum Arzt!“ ja wohl „mal gar nicht“ gehe. Tage später wird Schillhaneck sagen, sie habe da eine Fraktion am Tiefpunkt erlebt. 
Johannes Schneider portraitiert am Ende seines Artikels 10 der 15 Mitglieder der Piratenfraktion, im Grunde recht wohlwollend. Gerwald Claus-Brunner ist nicht dabei.

17. August 2016, Jan Mirko L. lernt auf dem Elblichtfestival bei Magdeburg eine neue Freundin kennen: Anne W. (Stern, 30.10.2016).

Ende August soll Gerwald Claus-Brunner, was in der Boulevard-Presse ("Bild-Zeitung") genüsslich breit getreten worden ist (wozu aber der "Bildblog" sehr kritische Worte fand) ein Gerät bestellt haben, das im Geschlechtsleben manches Homosexuellen eine Rolle spielen mag, zudem aber in einer Größe, die sonst nicht hergestellt wird (Promiflash, 27.9.16):
Der Auftrag sollte so schnell wie möglich geliefert werden.
Man kann nur wenig konkrete Schlussfolgerungen aus dieser Angabe ziehen, jedenfalls muss man nicht zwangsläufig solche aus ihr ziehen, wie sie in der Boulevard-Presse nahegelegt werden. (Schließlich kann ein solches Gerät auch rein symbolischen Charakter haben.)

Donnerstag, den 15. September 2016


Über den Todestag von Jan Mirko L., Donnerstag, den 15. September 2016, wird berichtet (Stern, 30.10.2016):
Am Morgen des 15. September fuhr er zu der Flüchtlingsfamilie, passte auf die afghanischen Kinder auf. Mittags kehrte er zurück, aß mit Anne. "Er war gut drauf" , sagte sie später. Gegen 14 Uhr ging L. erneut aus dem Haus, er wollte zu einem Freund, Tischtennis spielen. Anne W. blieb allein zurück, verließ die Wohnung gegen 17 Uhr. Die beiden hatten sich für den späteren Abend lose verabredet. Noch war nicht klar, wer bei wem übernachten würde.
Nachmittags war Gerwald Claus-Brunner an seinem Wahlkampfstand. Seine große Kiste benutzte er schlicht für den Transport der Materialien seines Wahlkampfstandes. Kurz nach 18 Uhr kaufte er in einem Kiosk ein (FAS, 25.9.16):
Drei Stunden später stand er vor der Wohnungstür seines Opfers. Ein Nachbar gab an, erst einen erstaunten Ruf gehört zu haben und dann einen dumpfen Knall. Laut Staatsanwaltschaft starb Jan Mirko L. an stumpfer Gewalt gegen den Oberkörper. (...) Zwei Stunden später trug Claus-Brunner die Leiche in jenem schwarzen Kasten aus dem Haus und transportierte sie auf der Sackkarre in seine elf Kilometer entfernte Wohnung. 
Fotos von der Wohnung von Jan Mirko L. zeigen nicht auf, dass in dieser irgendwelche körperlichen Auseinandersetzungen stattgefunden haben. Das Bett sieht schlicht so aus, als ob da gerade jemand aufgestanden sei. Weiter wird berichtet (Stern, 30.10.2016):
Spätabends las eine Piraten-Mitarbeiterin einen Tweet von Gerwald Claus auf Twitter. "Mein Herzmensch wurde heute in Berlin totgeschlagen." Wenig später war der Tweet gelöscht.
Hier spricht Gerwald Claus-Brunner in der dritten Person: "wurde erschlagen", also so, als ob er dabei gewesen wäre aber nicht der Täter selbst wäre. Gab es Zeugen, die beim Abtransport der Kiste durch das Treppenhaus eine zweite Menschenstimme hörten?

Freitag bis Sonntag, 16. bis 18. September 2016


Am Freitag, den 16. September 2016 veröffentlicht Gerwald Claus-Brunner die Twitter-Nachricht:
Echter Kacktag heute, übertrifft sämtliche schlechten Tage, die ich je erlebt hatte bisher. Hoffe, das Wochenende macht's besser. 
Dieser Nachricht ist die Erwartung des Weiterlebens zu entnehmen. Wenn er selbst nicht der Täter war, den Täter aber zugleich decken wollte, vielleicht musste, würde es womöglich Sinn machen, so zu schreiben. Außerdem wird berichtet (Berl. Ztg., 22.9.2016):
Am selben Tag soll er Bekannten gesagt haben, dass er sich in die Psychiatrie einweisen wolle.
Auch wenn er nur Mitwisser eines Mordes war, hätte er dazu natürlich Grund sehen können. Vielleicht hätte die Psychiatrie dann auch ein Schutz für ihn sein können. Am Nachmittag veröffentlichte er auf Twitter ein Foto von Jan Mirko L. in der S-Bahn und schrieb dazu:
Meine Liebe, mein Leben, für dich lieber Wuschelkopf, für immer und ewig!
Spätestens am Samstag, den 17. September 2016, können der Abschiedsbrief und das Abschiedspaket bei der Post aufgegeben worden sein. Am Sonntag, den 18. September 2016, fand die Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin statt. Es wird berichtet (Berl. Ztg., 22.9.2016):
Am Sonntag, dem Wahltag, setzte Claus-Brunner mit einem Stromschlag seinem eigenen Leben ein Ende. 

Montag, den 19. September 2016: "Was er zusagt, hat er sehr ernst genommen" 

Die weiteren Ereignisse am Montag, den 19. September 2016 (Tagesspiegel, 21.9.16):
Am Montagvormittag soll laut dem Vorsitzenden der Berliner Piraten, Bruno Kramm, ein Abschiedsbrief Claus-Brunners in einem Parteibüro angekommen sein. Ein Mitarbeiter habe den Brief geöffnet und die Polizei benachrichtigt.
Und (Stern, 30.10.2016):
Am 19. September ging gegen Mittag ein Brief im Büro der Berliner Piratenpartei ein. "Wenn Ihr das hier lest, bin ich tot. Bitte informiert die Polizei und gebt ihr den Wohnungsschlüssel, den ich beigelegt habe." Die Feuerwehr öffnete die Tür zu Claus' Wohnung und fand die Leichen von Gerwald Claus und Jan Mirko L. Im Flur stand ein Müllsack mit Kabelbindern, mit denen das Opfer offenbar für den Transport im Koffer gefesselt wurde. Bei der Obduktion stellten die Gerichtsmediziner fest, dass Jan Mirko L. neun gebrochene Rippen hatte. Sie gehen davon aus, dass Gerwald Claus auf dem Brustkorb seines Opfers kniete, als er es erwürgte.
Über die ersten Reaktionen innerhalb der Piratenpartei wird berichtet (Tagesspiegel, 21.9.16):
Noch vor Bekanntwerden der Mordvorwürfe hatte sich Kramm betroffen geäußert. Er stehe in Kontakt mit Brunners Bruder in den USA, um ein mögliches öffentliches Begräbnis vorzubereiten. „Parteimitglieder aus ganz Deutschland haben mich kontaktiert, weil sie sich persönlich von Faxe verabschieden wollten“, sagte Kramm. „Faxe“ war der Spitzname Claus-Brunners. Bereits am Montagabend hatten Claus-Brunners alte Parteifreunde zu einer Trauerfeier vor seinem Bürgerbüro in Steglitz aufgerufen. „Obwohl wir die Einladung spontan verschickt haben, sind viele Menschen gekommen, haben getrauert und sich an die gemeinsame Zeit mit Faxe erinnert“, sagte Kramm.
Auf Twitter meldeten sich zahlreiche Menschen zu Wort, die Gerwald Claus-Brunner kannten. Eine "Natalie" @Mermaid_ip schrieb über Gerwald Claus-Brunner, der auf Twitter den Namen @RealDeuterium hatte (Twitter):
Auf dem BPT11 vertraute mir @RealDeuterium an, der politische Kampf sei das einzige, was ihn am Leben hält - das klang ernst. #Faxe 
2011 fanden zwei Bundesparteitage statt, am 14./15. Mai in Heidenheim an der Brenz und am 3./4. Dezember 2011 in Offenbach am Main. Letzterer schon nach dem Einzug der Berliner Piraten ins Abgeordnetenhaus. Womöglich hatte Gerwald Claus-Brunner also schon 2011 mit dem Leben abgeschlossen und wollte nur noch so viel als möglich politisch aus diesem herausholen. Ein Buck Rogers schrieb (Twitter):
@piratenberlin -- Faxe hatte es schwer, seine Auffassung gegen 14 MdA. Echte Freunde hatte er wenige. Wir haben echten Piraten verloren.
Jessica Miriam Zinn ‏@JeZ_Zc (Twitter):
Auf #Faxe konnte man sich immer verlassen. Was er zusagt, hat er immer gemacht und das sehr ernst genommen. Er hat gute Arbeit abgeliefert. So viele Aktionen von #Faxe haben mich erfreut, soviel wo er einfach angepackt hat, anstatt lang zu diskutieren. Soviel was wir so schätzten.

Mittwoch, 21. September 2016: Claus-Brunner war "eine sehr schwer geführte Persönlichkeit"


Am 21. September 2016 wird ein schriftliches Geständnis von Gerwald Claus-Brunner bekannt (Stern, 30.10.2016):
Zwei Tage später überließ ein Exfreund von Gerwald Claus der Polizei ein ungeöffnetes Päckchen, das der Abgeordnete ihm vor seinem Tod geschickt hatte. In dem Päckchen fand die Kripo ein paar Geldbündel, das Testament des Politikers - und sein Geständnis: "Ich habe am 15. September um ca. 22 Uhr Mirko im Affekt getötet. Ich kann ohne ihn nicht leben und folge ihm."
Diese Mitteilung liest sich, wenn man möchte, etwas merkwürdig. Warum soll in einem solchen Schreiben kurz bevor man sich selbst das Leben nimmt, noch eine so genaue Zeitangabe wie "um ca. 22 Uhr" wichtig sein? - - -

Kriminologe Prof. Lorenz Böllinger

Am selben 21. September 2016 veröffentlicht die "Welt" ein kurzes Interview mit dem Kriminologen Prof. Lorenz Böllinger. Er hat erstaunlich schnell eine Deutung parat. Und dabei gebraucht er, wenn man möchte, doch ein wenig auffällige Formulierungen. Er sagt (Welt, 21.9.2016):
Es muss sich hier um eine sehr schwer geführte Persönlichkeit handeln mit einer Spaltung zwischen dem Leben in der Öffentlichkeit als Politiker einerseits und einem Privatleben, in dem's ihm ging wie vielen anderen Menschen auch, dass es nämlich ganz gravierende Beziehungsschwierigkeiten gibt.
Es fällt einerseits auf, dass der Sprecher die Betonung auf das Wort "Spaltung" legt. Ein weniger stark belegtes Wort hätte das Wort "Doppelleben" sein können. Denn als Kriminologe sollte man doch von einer psychischen "Persönlichkeitsspaltung" nur dann reden, wenn von eben dieser Krankheit selbst die Rede ist oder sein kann. Schon in unserem ersten Blogartikel zur Gerwald Claus-Brunner hatten wir davon berichtet, dass ein Mitglied der Berliner Piraten-Fraktion von eben dieser Krankheit mit Bezug auf Gerwald Claus-Brunner sprach. Eine Krankheit im übrigen, an der zahlreiche Menschen leiden, die zugleich berichten, dass sie in freimaurerischen Zusammenhängen entstanden ist durch die Folter- und Gewaltpraktiken des rituellen Satanismus. Die ansonsten hier angesprochene Unterteilung zwischen Berufs- und Privatleben kennt jeder Mensch und es besteht bestimmt kein Anlass, für eine solche Trennung gleich den Begriff "Spaltung" zu verwenden. Im übrigen machen insbesondere die hier auf dem Blog schon zitierten Erinnerungen von "Lily" Gabelmann deutlich, dass es eine so strikte Trennung zwischen Berufs- und Privatleben - oder gar eine "Spaltung" zwischen beiden - im Leben von Gerwald Claus-Brunner gar nicht gegeben hat. Menschen, denen er vertraute und die Verständnis zeigten, teilte er sehr offen und ehrlich auch sehr private Einzelheiten aus seinem persönlichen Leben mit.

Nicht zuletzt deshalb ist weiterhin auch die Formulierung "sehr schwer geführte Persönlichkeit" ein wenig auffallend. Es mag wohl gemeint: ein "sehr schwer geführtes""Doppelleben". Aber warum nennt es der Kriminologe dann nicht so? Bei einer Formulierung wie "sehr schwer geführte Persönlichkeit" hört man eigentlich zunächst etwas ganz anderes heraus. In der Regel werden nämlich Mitarbeiter und Vertrauensleute von Geheimdiensten - - - "geführt". Ebenso werden auch Logenangehörige "geführt" (durch "Nacht zum Licht"). Aber es mag in der Tat manche Angehörige solcher Dienste oder Logen geben, die es im Nachhinein bereuen, sich auf eine solche "Führung" eingelassen zu haben, und die dann in der Tat zu "sehr schwer geführten Persönlichkeiten" mutieren können. Man möchte meinen, das politische Wirken von Gerwald Claus-Brunner könnte mit solchen Worten - aus Sicht von organisierten Hintergrundmächten - sehr gut gekennzeichnet sein.

In dem Artikel zu dem Video heißt es (Welt, 21.9.2016):
Der Polizei gilt das Geständnis als Beweis dafür, dass es keine weiteren Mittäter gibt. (...) Wie die „Welt“ zudem aus Ermittlerkreisen erfuhr, hat der Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner einem seiner Fraktionskollegen vor seinem Tod einen Brief geschrieben, in dem er die Tat komplett zugibt. Der Polizei gilt das Geständnis als Beweis dafür, dass es keine weiteren Mittäter gibt. Die Ermittlungen werden aufgrund des Briefes demnächst eingestellt werden. (...) Für weitere Tatbeteiligte soll es nach Informationen der „Welt“ bisher keine Anhaltspunkte geben.
Es ist hochgradig auffällig, wenn die Staatsanwaltschaft im Fall des Todes eines Politikers, der so viele Gegner in der Politik hatte und der mit so vielen brisanteren Fällen von Filz und Korruption befasst war in seinem politischen Leben nach 48 Stunden die polizeilichen Ermittlungen nach den Hintergründen des Todes dieses Politikers einstellen lässt. Das wundert auch manchen engeren Mitarbeiter von Gerwald Claus-Brunner und mutet ihnen komisch und merkwürdig an. Schließlich gäbe es doch gerade in einem solchen Fall noch allerhand zu ermitteln, bevor man wirklich Abschließendes sagen könnte.

Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Berlin, Oberstaatsanwalt Martin Steltner

Des weiteren gibt Oberstaatsanwalt Martin Steltner, der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Berlin, eine Erklärung ab. Hatte dieser sich nicht auch schon zum Fall Kirsten Heisig geäußert - - - ? Richtig, hier auf dem Blog waren wir mit ihm schon befasst (GA-j!, 22.11.2010). Nachdem man den damaligen Blogartikel über Kirsten Heisig gerade noch einmal gelesen hat, kommt man zu dem Ergebnis, dass man der Berliner Staatsanwaltschaft bei "Selbstmorden" von guten Leuten im politischen Leben Berlins gar nichts glauben sollte. Gar nichts. (Wie sieht es eigentlich aus mit den Hintergründen zu dem Hubschrauberabsturz jenes mit der Berliner Immobilienbranche beschäftigten Menschen, von dem vor einigen Jahren berichtet wurde? Auch in diesem Fall sicher keine neuen Ergebnisse bislang, wie man vermuten darf ...)

Am selben 21. September 2016 lehnte sich Stephan Urbach, bis 2013 prominenteres Mitglied der Piratenpartei, danach fröhlicherer Gesprächspartner von Karl-Theodor zu Guttenberg und Sibylle Berg (Wiki), recht weit aus dem Fenster, als er über Gerwald Claus-Brunner schrieb:
Schuld sind übrigens die, die ihn seit Jahren gedeckt haben und noch immer decken.
Also die Idealisten in der Piratenpartei, wenn man es recht versteht, die Aufrechten und Geradlinigen sind schuld, so meint er. In der Berliner Zeitung vom Folgetag steht (Berl. Ztg., 22.9.2016):
In der Pressestelle der Fraktion will der Sprecher am Mittwoch nichts sagen. Auch nicht auf die Frage, warum Gerwald Claus-Brunner eigentlich seit Jahren keinen regulären Sitz in einem Parlamentsausschuss mehr hatte. Es sei zu schwierig, darauf eine Antwort zu geben, dafür bitte er um Verständnis. (...) Es gibt Leute, die bezeichnen den Umgang der Fraktion mit Claus-Brunner als Mobbing. Doch ... (...) Im Parlament muss man taktisch sein, zu Kompromissen bereit. Und das war Gerwald Claus-Brunner nur selten. Anfangs lief es gut, er saß in dem Sonderausschuss, der die Rekommunalisierung der Wasserbetriebe begleitete, ein Kernthema der Piraten. Auch im Finanzausschuss hatte er einen Sitz. Aber es funktionierte nicht auf Dauer. „Hinter harmlosen Fragen witterte er Verschwörungen“, sagt ein Fraktionskollege. Immer wieder stimmte Claus-Brunner gegen die Fraktion. Vertreter anderer Parteien beschwerten sich über sein Verhalten. Schließlich beriefen die Piraten ihn ab. Was ihm blieb, war ein Vertreterposten im Petitionsausschuss. Dort engagierte er sich mit Herzblut. „Die Fraktionszugehörigkeit spielt im Petitionsausschuss keine Rolle, es geht immer um die Sache“, sagt die Grünen-Abgeordnete Anja Kofbinger. „Ich denke, das hat ihm sehr gefallen.“
Es war früh von den Piraten - vielleicht von Claus-Brunner selbst - der Gedanken ins Gespräch gebracht worden, ob sich die Abgeordneten überhaupt getrennt nach Fraktionen im Parlament hinsetzen müssten. Wie man finden kann, ein schöner Gedanke. Er wurde freilich abgeschmettert. Es würde ja viel zu "unübersichtlich", säßen die Politiker nicht "in Formation". Na klar! Und interessant auch, dass sich vor allem "Vertreter anderer Parteien"über sein Verhalten beschwerten. Dann muss er ja doch wohl gute Piraten-Politik gemacht haben, wenn sich Nichtpiraten über ihn beschweren - ? Was, es gab Piraten-Politiker im Abgeordnetenhaus, über die sich Vertreter anderer Parteien nicht beschwert haben? Was?!?!

Donnerstag, 22. September 2016: Der "korrupte, unehrliche Flügel der Piratenpartei"


Am 22. September 2016 schreibt Julia Schramm (geb. 1985), die inzwischen für die Amadeu Antonio-Stiftung arbeitet, und auf die viele Bürger deshalb so absolut gar nicht mehr zu sprechen sind, auf Facebook, worauf auch in "Die Welt" hingewiesen wurde:
In den Tagen nach der Wahl haben sich die Ereignisse bei den Piraten überschlagen. Nach der Wahlniederlage wurde bekannt, dass Claus Gerwald Brunner - Faxe - sich das Leben genommen hat. Schnell wurde eine Rede von ihm im Plenum öffentlich, wo er auf einen baldigen Tod anspielte. Diese Nachricht schockte mich und machte mich traurig. Faxe und ich waren nie Freunde, im Gegenteil, er beschimpfte mich gerne und regelmäßig, ich gehörte für ihn zum korrupten, unehrlichen Flügel, dem es nur um das eigene Wohl gehe. Ich habe die Partei irgendwann verlassen und sah Faxe seitdem auch nicht mehr. 
Aus diesem Anlass redet sie nun das Gesamtanliegen der Piratenpartei schlecht. Man möchte meinen, dass das kritisiert werden darf und dass eine solche undifferenzierte Sichtweise im Sinne jener Kräfte ist, denen eine echte Oppositionspartei niemals recht war und sein konnte:
Die Reaktionen der verbliebenen Mitglieder der Piratenpartei betrübten mich ebenso - wie eh und je übertrafen sie sich in Schuldzuweisungen und Bösartigkeiten, in Verschwörungstheorien und genereller Hyperaktivität. Als dann herauskam, dass es neben dem Suizid noch ein Verbrechen gegeben hat, dass Faxe ("wahrscheinlich") einen Menschen ermordet hat (die schaurigen Details entnehmt ihr bitte der Boulevardpresse) wurde mir klar, was die Piratenpartei und die damit verbundenen Dynamiken in den Sozialen Medien eigentlich für eine vollkommen irre Dimension haben und hatten. Mir wurde klar, dass dieser Wahnsinn, der sich Partei nannte, der aber vielleicht auch nur ein Phänomen des Zeitgeistes war, Menschenleben zerstörte und zerstört. Dass das alles kein Spiel ist, nie war und dass, im Namen politischer Differenzen, menschliche Tragödien nicht nur hingenommen wurden, sondern pathologisches Verhalten glorifiziert wurde, ignoriert, hingenommen wurde, dass zu Gunsten einer Harmonie und Parteiräson, die sowieso niemals real war, Menschen geschützt wurden, die schwer entrückt waren, die Hilfe gebraucht hätten, denen Hilfe angeboten wurde, die sie aber verweigerten, bis sie einem anderen Menschen das Leben nahmen.  Die Piratenpartei war eine krasse, eine lehrreiche Zeit, eine Zeit, die Menschen eine Plattform gegeben hat, die sonst vielleicht nie eine bekommen hätten. Sie war so groß wie die Abgründe tief waren. Wir können dankbar dafür sein, wenn wir lebend und gesund aus diesem Wahnsinn rausgekommen sind. RIP
Sie äußert sich ähnlich unkritisch zu den Todesfällen Claus-Brunner/Miro L. wie Alice Schwartzer sich unkritisch äußerte zu den Todesfällen Petra Kelly/Gert Bastian. Am gleichen Tag wird berichtet (Welt, 22.9.2016):
Wie Sprecher Martin Steltner sagte, hat Claus-Brunner ein Paket mit persönlichen Gegenständen und einem Brief an seinen früheren Lebensgefährten geschickt. In dem Schreiben habe der 44-Jährige die Tötung eines 29-Jährigen eingeräumt. Wie Steltner auf Anfrage sagte, gibt es keine Hinweise auf eine Tatbeteiligung anderer. Deshalb werde die Staatsanwaltschaft den Fall nicht weiterverfolgen. Und: „Gegen Tote wird nicht ermittelt.“ Das Paket sei bei dem früheren Lebensgefährten nicht angekommen und schließlich am Mittwoch der Polizei übergeben worden. - Details aus dem Brief unbekannt (Zwischenüberschrift) - Ob in dem Brief stand, wann und wie das Opfer starb, sagte der Sprecher nicht.
Und es wird noch über "weitere Todesopfer" gemutmaßt, sowie über weitere von Claus-Brunner angemietete Wohnungen und Räume in Berlin berichtet (Welt, 25.9.2016):
Die Piraten müssen sich nun schwere Vorwürfe gefallen lassen. "Schuld sind übrigens die, die ihn seit Jahren gedeckt haben und noch immer decken," twitterte der ehemalige Piratenpolitiker Stephan Urbach. In seinem Abschiedsbrief soll Claus-Brunner den Mord gestanden haben, der möglicherweise nicht der einzige war. Die Polizei will nicht ausschließen, dass es weitere Todesopfer geben könnte, denn nach Informationen der B.Z. sollte Claus-Brunner mehrere Wohnungen und Räume in Berlin angemietet haben, die nun von der Polizei durchsucht würden.
In dem Artikel zum Video steht:
Noch steht der Name des Täters an seinem alten Büro. „Das mussten wir so machen, aus rechtlichen Gründen“, erklärt ein Abgeordneter und betont: „Seit drei Jahren war der politisch nicht mehr in der Fraktion tätig.“ Die Berliner Piraten geben sich im Fall Claus-Brunner einsilbig, wollen nur noch ihre Sachen packen.
"Einsilbig", schon klar. Und es wird über die Piraten allgemein gesagt:
Politisch haben sie in den fünf Jahren wenig erreicht.
Das stimmt aber doch offensichtlich nicht. Zumindest die vom Berliner Wassertisch sehen das ganz anders und sie loben insbesondere einen dafür: Gerwald Claus-Brunner. - Merkwürdig!

Am 27. September 2016 stellt "Bildblog" fest über die Berichterstattung der Boulevardpresse fest (Bildblog, 27.9.16):
Wir haben heute noch einmal bei der Berliner Staatsanwaltschaft nachgefragt, und ihr Sprecher Martin Steltner hat uns bestätigt: Es gibt weiterhin keinen Nachweis dafür, dass der frühere Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner den Mann, der tot in seiner Wohnung lag, vor dessen Tod sexuell missbraucht hat. An den bisherigen Erkenntnissen dürfte sich auch nichts mehr ändern: Da sich Claus-Brunner später selbst das Leben nahm und gegen Tote nicht ermittelt wird, sind die Ermittlungen inzwischen eingestellt.
Auch "Bildblog" benutzt die neutrale Formulierung "der tot in seiner Wohnung lag". Hört man hier auch eine Kritik durch an der unkritischen Haltung der Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft gegenüber dem "Bekennerbrief"?

Vorläufig abschließende Überlegungen: Die resignative Haltung von Gerwald Claus-Brunner


Ein neuer Fall "Aktenzeichen XY ungelöst". Neben so vielen anderen Fällen. Allerdings darf eines gesagt werden: Der Mordfall Uwe Barschel wird inzwischen als gelöst gelten dürfen. Nur redet niemand darüber. Aber jeder kann ja Wikipedia und die dort genannte Literatur nachlesen (Wiki). Und er kann dort auch nachlesen, dass offizielle Versionen zu Todesfällen von Politikern gerne einmal sehr - - - "umstritten" sein können ... Sprich, schlichtweg erlogen sind.

Noch einige abschließende Überlegungen zu Gerwald Claus-Brunner. Es wird berichtet, dass er aus dem Kreis seiner Umgebung heraus dazu angeregt wurde, sich mehr auf die Hinterbeine zu stellen gegen seine Ausgrenzung aus der Fraktion, dass ihm dazu auch Unterstützung angeboten worden ist, dass Gerwald Claus-Brunner das aber wiederholt abgelehnt hat. Es wird hier ein gewisser Zug von Resignation erkennbar, den man ja auch sonst häufiger - etwa schon in den Jahren 2011 und 2012 - bei ihm heraus hört (etwa 2011: "der politische Kampf sei das einzige, was ihn am Leben hält - das klang ernst"). Einem Menschen, an dem in seiner Kindheit und Jugend versuchter Seelenmord begangen worden ist, wird man eine solche Haltung sicher nicht zum Vorwurf machen können.

Er hatte sich ein Stück weit auf die Hinterbeine gestellt - und das möglicherweise schon mehr als jeder andere heutige Abgeordnete in Deutschland (!). Und das auch mit einer gewissen Hartnäckigkeit, die manchem Bewunderung abnötigte. Und doch wollte er nicht weiter gehen, als er gegangen ist. Daran könnte sich die Überlegung anschließen: Kannte er so grob seine Spielräume? Und wusste er, dass er schon bei der bisherigen Art der Ausschöpfung seiner Spielräume für sich selbst nicht gerade lebensverlängernd tätig war? War ihm das angedeutet worden?

Eine wenig beantwortete Frage ist diejenige, warum so viele Politiker, wenn sie Morddrohungen oder -ankündigungen erhalten haben, mit diesen nicht sofort an die Öffentlichkeit gegangen sind, nicht die "Flucht an die Öffentlichkeit" angetreten haben. Von Alfred Herrhausen ist dieser Umstand bekannt, von Uwe Barschel und von vielen anderen mehr. Mitunter hat man das Gefühl, dass sie hier geradezu resignativ ein Spiel mitspielen. Und würde dies nicht auch aus dem Verhalten von Claus-Brunner herausklingen? Falls er Mordankündigungen erhalten haben sollte, hätte er ja sehr deutlich einen etwaigen Täterkreis gedeckt, wenn er gegenüber Parteimitgliedern von einer - offenbar gar nicht vorliegenden - unheilbaren Erbkrankheit sprach. Aber vollständig gedeckt auch wieder nicht, denn er sagte ja seinen Tod in seiner letzten Rede voraus. Aber auch hier wieder ganz ohne auf etwaige Täterkreise konkreter hinzuweisen. Ist das ein allgemeineres Muster in den Äußerungen von Claus-Brunner? Dass er wusste, was für ein Spiel gespielt wird, aber immer nur die Symptome ansprach, nicht die Wurzeln antastete? Im resignativen Tenor seiner Worte, die da lauteten:
Ja, mach mal weiter so! Könnt ihr gerne alles machen. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Wobei er vielleicht meinte, dass diejenigen, die jetzt noch lachen, sich nach seinem Tod dafür würden rechtfertigen müssen dafür, dass er tot wäre und aufgrund welcher Umstände er in den Tod getrieben worden ist. Wobei er vielleicht noch nicht in Rechnung gestellt hatte, welche Version seines Selbstmordes der Öffentlichkeit dann präsentiert würde. Zugegeben, all das mag nach viel Spekulation klingen. Diese ist auch nur gerechtfertigt, wenn es Berechtigung gäbe, das Eingangszitat ernst zu nehmen, das da unter anderem lautete:
Sein inszenierter Tod ist als Zeichen zu sehen.

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  1. Küppers, Kirsten; Bergt, Svenja: Politik in Latzhosen - Pirat Gerwald Claus-Brunner sitzt seit Oktober im Berliner Parlament. In: TAZ, 5.5.2012, http://www.taz.de/!595043/ 
  2. Claus-Brunner, Gerwald: Antworf auf eine Frage zum Thema Demokratie und Bürgerrechte. Abgeordnetenwatch, 2.9.2012, http://www.abgeordnetenwatch.de/gerwald_claus_brunner-652-47021.html#questions
  3. Geisler, Astrid: Berliner Piraten-Fraktion Lauer sehen statt hören Als in der Piratensitzung die Fetzen flogen, war Fraktionschef Lauer plötzlich stumm geschaltet. Nur eine „Tonpanne“, versichert die Landtagsfraktion. TAZ, 16.5.2013, http://www.taz.de/!5067294/
  4. Schwere Vorwürfe gegen Umarmerin Amma - Die indische Guru-Frau, die regelmässig in Winterthur auftritt, soll Mitarbeiter schlagen und ein Vermögen horten. Das Buch einer Ex-Mitarbeiterin hat es in sich. Tagesanzeiger, 03.02.2014, http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Schwere-Vorwuerfe-gegen-Umarmerin-Amma/story/27141074
  5. Franzen, Sigrun: Stellungnahme zum Parteiordnungsverfahren, das im September 2013 von dem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Piratenfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Dr. Benedict Ugarte Chacón gegen Sigrun Franzen in die Wege geleitet wurde. Vor Oktober 2014. Auf: Sigrun-Franzen.de, http://sigrun-franzen.de/gegenstand-des-ordnungsverfahrens/, http://sigrun-franzen.de/hintergrund/, http://sigrun-franzen.de/fazit/, http://sigrun-franzen.de/
  6. Schneider, Johannes: Sie hatten die Pest an Bord - Fünf Jahre Piraten im Abgeordnetenhaus. In: Tagesspiegel, 5.6.2016 [wohl falsch datiert, womöglich: 5.7.2016], http://digitalpresent.tagesspiegel.de/sie-hatten-die-pest-an-bord
  7. Gerwald Claus-Brunner - Piraten-Politiker tot aufgefunden. In: Handelsblatt, 19. September 2016, http://www.wiwo.de/politik/deutschland/gerwald-claus-brunner-piraten-politiker-tot-aufgefunden/14570578.html 
  8. Rebel, Wolfgang (vermutlich): Gerwald Claus-Brunner ist gestorben. Statt eines Nachrufes. Auf: Berliner Wassertisch - Wasser gehört in BürgerInnenhand, Berlin, 19.09.2016, http://berliner-wassertisch.info/statt-eines-nachrufs_gerwald_claus-brunner/
  9. Ute Elisabeth 'Lily' Gabelmann (Stadträtin für die Piraten in Leipzig): Seasons in the Sun (Ein persönlicher Nachruf), 19. September 2016, http://stadtraetin.piraten-leipzig.de/2016/09/19/seasons-in-the-sun-ein-persoenlicher-nachruf/, http://stadtraetin.piraten-leipzig.de/2016/09/21/programming-note/
  10. Jochen Schmidberger (Ulm): Faxe. 19. September 2016, https://piratlaser.wordpress.com/2016/09/19/faxe/
  11. Lange, Simon: Ciao Faxe! Auf: Simons Blog, 19. September 2016, http://simonlange.eu/2016/09/19/ciao-faxe/, http://simonlange.eu/2016/10/23/bribbelbrabbel/
  12. Behrendt, Michael: Gerwald Claus-Brunner gestand Tat in Brief an Fraktionskollegen. Welt, 21.9.2016, https://www.welt.de/politik/deutschland/article158297779/Gerwald-Claus-Brunner-gestand-Tat-in-Brief-an-Fraktionskollegen.html
  13. Joseph Hausner: Gerwald Claus-Brunner - Die dunklen Abgründe im Leben des Piraten-Politikers. In: Focus, 21.09.2016, http://www.focus.de/politik/deutschland/gerwald-claus-brunner-die-dunklen-abgruende-im-leben-des-piraten-politikers_id_5969822.html 
  14. Kneist, Sigrid; Beikler, Sabine; Hackenbruch, Felix: Ermittler - Opfer wurde wohl in Wedding getötet. In: Tagesspiegel, 21.9.2016, 13.45 Uhr, http://www.tagesspiegel.de/berlin/tod-von-piraten-politiker-gerwald-claus-brunner-ermittler-opfer-wurde-wohl-in-wedding-getoetet/14576296.html
  15. Rebel, Wolfgang (vermutlich): Offener Brief an den Tagesspiegel zur Berichterstattung im Fall Gerwald Claus-Brunner. Auf: Berliner Wassertisch, 22. September 2016, http://berliner-wassertisch.info/offener_brief_tagesspiegel_berichterstattung_claus-brunner/
  16. Andreas Kopietz, Frederik Bombosch: Gerwald Claus-Brunner - Die Anatomie eines Verbrechens. Berliner Zeitung, 22.09.16, 09:02 Uhr, http://www.berliner-zeitung.de/berlin/gerwald-claus-brunner-die-anatomie-eines-verbrechens-24783208
  17. Brunner verschickte Paket – Überraschung bei Obduktion. Welt, 22.9.2016, https://www.welt.de/vermischtes/article158314172/Brunner-verschickte-Paket-Ueberraschung-bei-Obduktion.html
  18. Michael Behrendt, Jan Lindenau: Gerwald Claus-Brunner, Menschenfreund und Mörder. Die Welt, 25.09.2016, https://www.welt.de/politik/deutschland/article158356014/Gerwald-Claus-Brunner-Menschenfreund-und-Moerder.html
  19. Rosenfelder, Lydia: Dann wurde „Pirat“ Claus-Brunner zum Mörder. FAS, 25.09.2016, http://www.faz.net/aktuell/politik/neue-details-zum-fall-claus-brunner-14451487.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
  20. Seine unheimlichen Vorlieben und Kontakte. Die Internet-Sex-Welt des Killer-Piraten. In: Bild, 25.9.2016, http://www.bild.de/bild-plus/news/inland/gerwald-claus-brunner/die-internet-sex-welt-des-killer-piraten-47993808,view=conversionToLogin.bild.html
  21. Kerstin Herrnkind, Dominik Stawski: Interview mit Claus-Brunner-Bruder: „Alarmsignale ziehen sich wie ein roter Faden durch Gerwalds Leben“. Stern 40/2016, 26. September 2016, online 30. September, abgerufen am 2. Oktober 2016, http://www.stern.de/panorama/gesellschaft/claus-brunner-bruder---alarmsignale-ziehen-sich-wie-ein-roter-faden-durch-gerwalds-leben--7079216.html (Online am 26. September: http://www.stern.de/panorama/gesellschaft/gerwald-claus-brunner--bruder-spricht-ueber-ihre-traumatische-nazi-kindheit-7077472.html)
  22. Juliane R.: Piraten-Politiker - Absurde Sextoy-Bestellung vor seinem Tod. Promiflash, 27. September 2016, https://www.promiflash.de/news/2016/09/27/absurde-sextoys-das-bestellte-claus-brunner-vor-seinem-tod.html
  23. Tschermak, Moritz: „Bild“ wühlt in Gerwald Claus-Brunners In­tim­sphä­re. Auf: Bildblog, 27.9.2016, http://www.bildblog.de/82218/bild-wuehlt-in-gerwald-claus-brunners-intimsphaere/
  24. kosmo168: Die Piratenpartei – Wolfszeit für die Piraten – Teil 1. Auf: Caro im Chaos ~ Die verborgenen Geschichten hinter den Schlagzeilen. 4.10.2016, https://caroimchaos.wordpress.com/2016/10/04/die-piratenpartei-wolfszeit-fuer-die-piraten-teil-1/
  25. Herrnkind, Kerstin: Gerwald Claus-Brunner Terror bis in den Tod. Stern, 30.10.2016, http://www.stern.de/panorama/gesellschaft/gerwald-claus-brunner--terror-bis-in-den-tod-7121912.html
  26. Kompa, Markus: Halloween: Politgruselclown vs. Killerpirat. 31.10.2016, http://www.kanzleikompa.de/2016/10/31/halloween-politgruselclown-vs-killerpirat/

Das ist wirklich wunderlich: Wolfgang Eggert sieht KEINEN katholischen Geheimvatikan

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"Astroturfing" in der deutschen alternativen Öffentlichkeit? - Jedenfalls: Dies und andere Fröhlichkeiten hier in Ihrem wolkig-fröhlichen Frühstücks-Fernsehn auf "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" Schauen Sie doch mal wieder rein!!! ... :)

Eine freundliche und aufmerksame Blogleserin macht uns auf den Umstand aufmerksam, dass der ansonsten oft sehr schätzenswerte investigative Journalist Wolfgang Eggert (Jg. 1962) hinsichtlich der Vatikan-Lobby und hinsichtlich des damit verbundenen Jesuitenordens auffallend große Beißhemmung zeigt. Das wäre ja verwunderlich. Kann das sein? Man möchte das erst nicht so richtig glauben. Dann aber bekommen wir folgendes Video, nun, sagen wir einmal raunerisch: ... "zugespielt". ;) 


Es handelt sich um ein Telefon-Interview, das ein langhaariger Michael Grawe, der Betreiber eines "Kulturstudios" (s. Psiram), im Rahmen von OKiTALK, einem "Bürgerradio von Österreich" (s. Psiram), am 18. Februar 2016, also vor genau einem Jahr, mit Wolfgang Eggert geführt hat. Mit dazu geschaltet war ein weiterer lang- und filzhaariger Frank Stoner von einem "Radio Emergency". Ein Gespräch, das - wenn wir es recht sehen - auf Youtube erst vor einem Monat hochgeladen und zugänglich wurde (Yt). 

Am Rande sei notiert, ich weiß, ehrlich gesagt, gar nicht, warum es einen drängt, auch diese neue Information weiterzugeben: Von der genannten freundlichen Blogleserin lernten wir gerade auch einen neuen Begriff kennen. Er nennt sich "Astroturfing" (Wiki). Den schaue man sich auch gerne einmal auf Wikipedia an. Was steckt allein in dem ersten Satz des Wikipedia-Artikels zu diesem schööööönen Begriff. Dieser ersten Satz lautet so lapidar wie schmerzensreich-lächerlich (Wiki):
Der Begriff Astroturfing, auch Kunstrasenbewegung, bezeichnet - insbesondere im amerikanischen Sprachraum - politische Public-Relations- und kommerzielle Werbeprojekte, die darauf abzielen, den Eindruck einer spontanen Graswurzelbewegung vorzutäuschen.
Vorzutäuschen. Schluck. 

Ähm .... - Das ist auch irgendwann einmal genauer weiterzuverfolgen. Ähm ... Es gibt so viele Bewegungen, die von sich den Eindruck erwecken, als stünden sie für "Gesellschaftlichen Aufbruch - jetzt!" Während unsereiner - die Ersten, Wahren und Echten - ein Rand-, Nischen- und Schattendasein fristet. Nicht wahr? Darüber könnte man ja auch einmal nachdenken. 

"Der Vatikan ist ein richtig großer Player -  Ich sehe es nicht"

Aber jetzt erst einmal zurück zu Wolfgang Eggert. In diesem Radiointerview lässt der genannte Michael Grawe Wolfgang Eggert sage und schreibe vier Stunden lang reden. Wow. Das hören wir uns jetzt nicht alles an. (Denn es wiederholt sich ja doch viel, was man schon anderswo gehört oder gelesen hat.) Ja, aber ganz genau: Da sagt der Wolfgang Eggert das dann alles ganz offen. Nämlich nach genau einer Stunde und 27 Minuten (Yt). Zuvor war von den amerikanische "Endzeit-Christen" die Rede, die sich insbesondere auf das Kapitel "Offenbarung" in der Bibel beziehen, und deren Wirken sich bekanntermaßen beispielsweise bis in die unmittelbare Umgebung der Bush-Regierung verfolgen lässt. Beispielsweise. Und dann sagt der langhaarige Michael Grawe:
Da kommen wir natürlich zu einem weiteren Player, wenn wir schon dabei sind, und zwar: der Vatikan. Der Vatikan sollte doch der erste sein, der gegen Satan kämpft, oder nicht?
(Nun, gegen Satan kämpfen nur Bibel- und Satansgläubige, besser ist es, wenn man gegen Satansgläubige kämpft - und das ist der Vatikan ja selbst. Das ist also schon eine fast selbst-widersprüchliche Frage. Gott und Satan haben ja so ihre ganz besonderen, sich gegenseitig bedingenden Beziehungen zueinander im okkulten und bibelgläubigen Denken. Aber wollen wir mal nicht "genauer als der Papst" sein.) Wolfgang Eggert sagt also nun dazu, dass er diese Diskussion auch schon mit Oliver Janich und anderen geführt habe und führt weiter aus:
Ich sehe den Vatikan zwar in einer sehr, sehr starken Machtposition, in wesentlich stärkerer Machtposition, als man das den evangelischen Gruppen zutrauen würde, nur: die Negativität politischer Ambivalenz, die hast du bei den Evangelikalen, bei den evangelischen Gruppen in Amerika oder inzwischen auch in Europa. (...) Es gibt viele Leute, die sagen, der Vatikan ist ein richtig großer Player und er ist ein negativer Player. Ich sehe es nicht. Ich bin aus der Kirche ausgetreten und ich bin auch nicht katholisch. Ich hätte keinen Grund, den Vatikan in Schutz zu nehmen.
Und so raspelt er noch allerhand Gedanken weiter, zu denen wir als Kommentar gerade auf Youtube schrieben:
Zu den Jesuiten (1:34:49): Ok, ich gebe zu, die Aufdeckungs-Literatur ist nicht besonders reichhaltig. Aber zumindest eine Alternative zu Avro Manhatten wäre, wenn es um die Vatikan-Lobby und die Jesuiten und ihr Wirken im 20. Jahrhundert geht, wohl sicherlich der Autor Alighiero Tondi (Wiki). Der ist wenig bekannt. Aber über diesen Autor wurde mir manches klar.
Dann sagt der Wolfgang Eggert etwas später:
Es war der CIA, der auch im Malteserorden vertreten gewesen ist,
und der viele führende Nationalsozialisten nach 1945 - schuldige, schwer schuldige und unschuldige - auf der sogenannten "Rattenlinie" nach Südamerika geschleust hat. Eggert sagt also selbst, dass es Überschneidungen zwischen dem CIA und den Jesuiten gibt. Und diese sind ja nun wirklich, man entschuldige schon!, unübersehbar (denn: wer war der Bruder von Allen Dulles? ... - na also!)(zu solchen Zusammenhängen wird dann auch im Gespräch noch einiges gesagt). Und dennoch streitet Wolfgang Eggert ab, dass die Vatikanlobby ähnlich mit dem CIA zu tun hätte wie Mossad und Israel-Lobby. Entschuldigung, das muss wohl kaum weiter charakterisiert werden. Bzw.: Auf "keinem Auge blind" wird man Wolfgang Eggert da nicht mehr bezeichnen können.

"Okkulte Geopolitik - Der rote Faden in der Geschichte"
(Vorschaubild)
Da muss man der freundlichen Blogleserin wirklich und zu seinem großen Bedauern recht geben. Auch der lang- und filzhaarige Frank Stoner "tickt" während des Gespräches im Denken ähnlich wie Wolfgang Eggert. Schön, dass Vatikan und Jesuitenorden, von denen letzterer schlichtweg verboten gehört nach bundesdeutscher Gesetzeslage, da doch so ihre - - - "Fürsprecher" haben in der alternativen Szene. Aber war es eigentlich anders zu erwarten? Wir hatten ja auch schon den schätzenswerten Alexander Benesch in eine solche Kategorie eingeordnet, ohne dass wir jemals etwas dazu Widersprechendes gefunden hätten.

Im übrigen: Es sind gerade die freikirchlichen Gemeinden in den USA, also die Basis der sogenannten "Evangelikalen", bei denen es viele gibt, die sagen, dass diese streng bibelgläubigen Gemeinden massiv vom Jesuitenorden unterwandert sind. Was man ihnen sofort glaubt, wenn man sich mit solchen Themen ein wenig eingehender beschäftigt hat.

Kunstrasen-Bewegung

Und Frank Stoner macht dann noch die lustige Aussage, dass das britische Imperium "nicht katholisch" sei. Wir sammelten hier auf dem Blog anlässlich des letzten Papstbesuches in Großbritannien andere Eindrücke .... (s. GA-j! 2010). Deshalb meinen wir, ja: lustig. Vielleicht fördern verfilzte Haare doch nicht das Denkvermögen? Man weiß es nicht ...

Auch empfehlt es sich wohl, sich einmal mit dem "Unterwerfung tut wohl"-Autor, dem Geheimkatholiken und meist gelesenen protestantischen deutschsprachigen Theologen nach 1945, nämlich mit Klaus Berger zu beschäftigen (z.B. anhand von: Die Zeit, 2005). Noch Fragen? Allein der Fall Klaus Berger spricht Bände über Bände über Bände. Ebenso spricht die Tatsache, dass der Jesuitenorden in Deutschland und andernorts in der Welt nach dem Bekanntwerden der Mißbrauchsfälle weltweit spätestens ab 2010 nicht verboten wurde, Bände über Bände über Bände über den umfassenden Einfluss, den dieser Orden in Politik und Medien besitzt. Wir haben auch sonst massenhaft Hinweise für seine Macht und seinen Einfluss hier auf dem Blog gesammelt. Sollen wir noch glauben, dass Wolfgang Eggert und Frank Stoner da selbst glauben, was sie reden? Es fällt uns schwer ....

Etwa ab einer Stunde und 40 Minuten werden dann wieder andere Themen erörtert. Übrigens gefällt mir die Kombination aus Radiointerview mit jeweils eingeblendeten Fotos sehr gut. Man geht da sehr gerne mit. Man möchte die ja auch gar nicht ständig alle live sehen. Vielleicht möchte man sich noch nicht einmal selbst ständig so live sehen. Nur mal so nebenbei ... :) Vielleicht sollte man auf dieser Linie weiter produzieren.

Allerdings dann noch mit etwas intelligenteren Inhalten .... Und nicht so mit einer sich der Jugendsprache anbiedernden Redeweise, die gerne kombinierbar ist mit einer Haltung wie "Da stellen wir uns mal alle ganz dumm", und die beide im Grunde auch schon etwas Verräterisches an sich haben. Oder irrt man sich?

Insgesamt jedenfalls: Leute, ihr Kunstrasenleute, ihr seid durchschaut. Immer mehr Leute durchschauen euch. Kunstrasten, wohin man guckt. Wächst da doch so ein Plastikhälmchen hoch, heißt Frauke Petry. Wächst da doch so ein anderes Plastikhälmchen hoch, heißt ... und so weiter. Viel Spaß noch. Wir klinken uns aus und beschäftigen uns mit wichtigeren Themen.

Am vorletzten Tag des Zweiten Weltkrieges gefallen

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Am 7. Mai 1945 gefallen - In einer Kreisstadt im Elb-Havel-Winkel

- Gibt es einen auch noch aus heutiger Sicht nachvollziehbaren "Sinn" für den Tod von Soldaten in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges östlich der Elbe?

Der Großvater einer Berliner Familie starb noch am vorletzten Tag des Zweiten Weltkrieges. Und zwar in Kämpfen um die letzte von deutschen Soldaten noch gehaltene Kreisstadt in Deutschland, nämlich Genthin im Elb-Havel-Winkel, eine Stadt zwischen Brandenburg und Magdeburg. Dort wo 1921 das Henkel-Werk erbaut wurde und wo das Waschmittel "Persil" hergestellt wurde. Der Tod des damals um die 40 Jahre alten, dreifachen Familienvaters kann noch heute exemplarisch Anlass geben zum Innehalten. Er kann Anlass geben zu der Frage nach den örtlichen und zeitgeschichtlichen Umständen, die zu ihm führten und zu der Frage, mit welchem Sinn ein solcher Tod noch am vorletzten Tag dieses größten Krieges der Weltgeschichte - verbunden gewesen sein kann.

Ein Familienvater aus Berlin

Es existiert ein Verzeichnis der am 7. Mai 1945 "bei Genthin", sowie im dortigen Ortsteil "Altenplathow" gefallenen deutschen Soldaten (3). Es umfasst etwa 30 Gefallene. Unter ihnen sind sechs "Wachtmeister der Schutzpolizei", von denen die meisten um die 40 Jahre alt waren, von denen mehrere aus Berlin kamen, und von denen zwei mit deutschem Familiennamen auf dem Gebiet der UdSSR geboren waren. Bei ihnen wird es sich um Russland-Deutsche handeln. Der genannte Familienvater gehörte ebenfalls zu dieser Gruppe. Er war ein Bankangestellter aus Berlin-Mariendorf und Vater dreier Mädchen, die 13, fünf und zwei Jahre alt waren. Aufgrund einer Kurzsichtigkeit war er vom Wehr- und Kriegsdienst zurückgestellt worden und in den letzten Kriegsjahren auf der Feuerwache von Berlin-Mariendorf zum Dienst eingeteilt worden. Wahrscheinlich wurden die dort Tätigen eigentlich "Wachtmeister der Feuerschutzpolizei" genannt wie ein in Genthin Gefallener ebenfalls bezeichnet wird. Jedenfalls hat er das Schicksal der Stadt Berlin während des Zweiten Weltkrieges miterlebt.*) Und vermutlich hat er, da viele Berufspolizisten Kriegsdienst leisteten, nach und nach immer mehr Polizeiaufgaben übernehmen müssen. 

Abb. 1: Ein Wachtmeister der Schutzpolizei aus Essen (als Beispiel)
Die Familie bewohnte ein Reihenhaus mit Garten in Marienfelde. Als auch ihr Haus und die gesamte Straße in, in der es stand, den Bomben zum Opfer fiel, konnte der Familienvater seine Frau und die jüngste Tochter noch selbst aus dem verschütteten Keller retten. Seine älteste Tochter irrte am gleichen Tag durch die Trümmer und suchte ihre Mutter. Die Familie erinnert sich, dass der Vater Ende 1944, Anfang 1945 zum Volkssturm eingezogen wurde. Noch im November hatte er seine mittlere Tochter von den Verwandten in Sachsen abgeholt, damit er seine Familie in diesen Tagen um sich hätte. Die Erinnerung wie ihr Vater sie abholt, in Uniform gekleidet, sind die letzten, die seine damals fünfjährige Tochter noch an ihn hat.

Im Januar oder Februar 1945 kam er noch einmal kurz nach Hause, als er nach zwei Schwarzmeer-Deutschen "fahnde" musste. So hat es die Familie in Erinnerung.  Vielleicht handelte es sich bei diesen Schwarzmeer-Deutschen um solche, die auch mit diesem Familienvater zusammen am 7. Mai 1945 bei Genthin gefallen sind und auf dem Territorium der UdSSR geboren worden waren**). Ob er mit seiner Einheit nach diesem letzten Besuch an den Endkämpfen im Süden von Berlin teilgenommen hat und sich diese im Zuge derselben nach Westen abgesetzt hat und sie auf diese Weise schließlich in Genthin landete, darüber ist vorerst wenig zu sagen.

Es wird im folgenden noch dargestellt werden, dass viele deutsche Truppenteile in den Endkämpfen des Elbe-Havel-Winkels in ihrer Zusammensetzung außerordentlich "zusammengewürfelt" waren. Zum Beispiel waren für Truppenteile Lazarette mit Magenkranken sogar in Wien ausgeräumt worden und zu Regimentern zusammengestellt worden, die noch in diesen Endtagen des Krieges von Wien nach Döberitz verlegt wurden (1). Soldaten der spanischen blauen Division konnten sich unter ihnen befinden ebenso wie viele junge Angehörige des Reichsarbeitsdienstes, die in aller Eile zu neuen Divisionen zusammen gestellt worden waren. Flakhelfer, Luftwaffen-Angehörige ebenso wie Marine-Angehörige. Und unter ihnen eben auch mehrere "Wachtmeister der Schutzpolizei", die womöglich auch für feldpolizeiliche Aufgaben eingesetzt waren.

Die "Armee Wenck"

Aber wie kam es überhaupt dazu, dass am 7. Mai 1945 noch hundert Kilometer westlich von Berlin deutsche Soldaten und Volkssturmmänner im Alter zwischen 17 und 62 Jahren (nach Ausweis der genannten Liste der Gefallenen) gegen die Sowjetarmee kämpften? Adolf Hitler war doch längst tot. Schon seit einer Woche (siehe auch: 1). Hitler hatte Ende April 1945 auf die östlich der Elbe neu zusammen gestellte "Armee Wenck" seine letzte Hoffnung gesetzt. Hier waren noch einmal mehrere Divisionen aufgestellt worden vornehmlich aus jungen Reichsarbeitsdienst-Leuten, aus den Genesenden der örtlichen Lazarette und aus Versprengten, die von Ost, West, Süd und Nord bis in die noch nicht besetzten Landesteile in der Mitte Deutschlands geströmt waren, bzw. die dort "gestrandet" waren.

Hitler hatte gehofft, dass diese "Armee Wenck" das von der Roten Armee eingeschlossene Berlin befreien könne. Mit ihren Angriffsspitzen kam die Armee Wenck aber nur wenig über Potsdam Richtung Berlin hinaus. Ihr gelang es hier lediglich, Truppen aus dem Kessel von Halbe - es waren noch über 10.000 von vormals 100.000 Soldaten - es zu ermöglichen, sich südlich von Berlin nach Westen abzusetzen. Nachdem hier alles Mögliche geschehen war und nachdem deutlich genug übersehbar war, dass es unmöglich war, Berlin zu "entsetzen", worauf Hitler am 30. April in der Reichskanzlei Selbstmord begangen hatte, sah General Wenck seine Aufgabe darin, seine Armee - insgesamt 100.000 Soldaten - bei Tangermünde über die Elbe in amerikanische Kriegsgefangenschaft gehen zu lassen und sie nicht der Sowjetarmee auszuliefern.

Abb. 2: Oberst Reichhelm - Bericht über die Kämpfe der deutschen 12. Armee (13.4. - 7.5.1945), Kartenanlage 4
Damit nun die Armee so geordnet nach Tangermünde und andere Elb-Übergänge abziehen konnte, wie es tatsächlich geschehen ist, musste sie sich gegen die zum Teil scharf verfolgende Rote Armee wehren. Eine der letzten Abwehrlinien der Armee Wenck wurde dabei dann noch am 7. Mai 1945 in Genthin verteidigt, nämlich nach Süden hin der Plauer Kanal (bzw. der Elb-Havel-Kanal), damit die hunderttausend anderen Kameraden der Armee Wenck im Rücken dieser Abwehrlinie bei Ferchland, Tangermünde und bis hinauf nach Havelberg noch rechtzeitig und wohlbehalten über die Elbe abziehen konnten. Dies ist der Armee Wenck tatsächlich auch so gelungen. Zu danken hat sie das jenen Soldaten, die für sie noch in den letzten Tagen des Krieges ihr Leben ließen. Unter ihnen die Gruppe der genannten "Wachtmeister der Schutzpolizeit".

Die Kreisstadt Genthin als Dreh- und Angelpunkt

Über die Kreisstadt Genthin als Dreh- und Angelpunkt waren in den Vortagen zahllose Truppenteile von Potsdam und Brandenburg kommend in nicht endenden Kolonnen auf der Reichsstraße 1 (heute Bundesstraße 1) und ab Genthin nach Norden auf der heutigen Bundesstraße 107 Richtung Elbe (Ferchland, Jerichow) abgezogen. Auch strandeten in der Stadt Genthin in Lazarettzügen über 2000 Verwundete. Viele von ihnen konnten nur als inzwischen auf der Fahrt Verstorbene entladen werden und wurden gleich zum Friedhof gebracht. Unter den 100.000 Soldaten, gegliedert in mehrere Divisionen befanden sich auch - es sei dies hier nur willkürlich und beispielhaft angeführt - Teile der SS-Panzeraufklärungsabteilung 10 "Frundsberg". Sie kam im Zuge ihrer Absetzbewegung am 3. Mai 1945 durch Genthin. Den handschriftlichen Aufzeichnungen des damaligen Abteilungsführers, eines SS-Sturmbannführers Heinz Brinkmann, ist zu entnehmen (2):
Mittwoch, 2. Mai 1945: Ganztägiges Warten in Belzig auf Befehle der Armee Wenck, die aber nicht erteilt werden. Donnerstag, 3. Mai 1945: Da immer noch kein Befehl der Armee Wenck vorliegt, selbstverantworteter Abmarsch nach Genthin.  Ab Freitag dem 4. bis Sonnabend dem 5. Mai 1945: Die bis hierhin zusammengehaltenen Reste der SS-Pz.A.A.10, etwa 100 Führer, Unterführer und Mannschaften, ziehen abwartend in den Waldungen zwischen Redekin und Jerichow an der „Alten Elbe“ unter. Sonntag, 6. Mai 1945: In Tangermünde/Elbe begibt sich um 18:35 Uhr der Rest der SS-Pz.-Aufklärungs-Abt.10 geschlossen in US-Gefangenschaft.
Hieran ist erkennbar, dass es sich um einen vergleichsweise geordneten Rückzug der Armee Wenck bis zur Elbe handelte, hinter den Linien und geschützt durch Deckungstruppen, die diesen Abzug durch ihren Einsatz noch in den letzten Tagen des Krieges ermöglichten. Es haben sich in Genthin einige Zeitzeugen-Berichte erhalten, die das Geschehen allerdings nicht aus der Perspektive der militärischen Kommando-Behörden erlebten, welche letztere natürlich einen besseren Überblick hatten. So schrieb der Genthiner Direktor der Spar- und Gewerbebank, sowie Volkssturmfuhrer Peter Reisewitz am 3. Mai in sein Tagebuch (zit. n. 6, S. 354):
Ein fast immerwährendes Brummen durchzieht die Stadt in der Nacht, es sind die mot. Fahrzeuge, Panzer, Geschütze usw., die hier in unsere Gegend einrücken, wo sich die letzten Kämpfe abspielen werden. (...) Berlin soll gefallen sein.
Auch viele Einwohner Genthins begannen, auf den überfüllten Straßen zu Fuß mit Handgepäck oder mit Handwagen Richtung Elbe zu fliehen. Peter Reisewitz schreibt über die Folgenacht vom 3. auf den 4. Mai (6, S. 361f)
von Wagenrollen und dem Anmarsch einer riesigen Armee und flüchtigen Soldaten. (...) Ich ging eben durch die Straßen der Stadt. Überall ruhende Truppen, fahrende, reitende Männer.  (...) Alle Waldungen liegen voll, alle Dörfer liegen bis zum Brechen voll.
Damit diese Truppenteile abziehen konnten, mussten mitziehende Angehörige derselben auf Befehl der Armeeleitung noch in den letzten Tagen des Krieges im Kampf ihr Leben lassen. Auf einer Lageskizze, die kurz nach dem Ende der Kämpfe in amerikanischer Kriegsgefangenschaft von den beteiligten deutschen Führungsoffizieren angefertigt wurde (8) (Abb. 2) ist zu erkennen, dass es am 2. Mai entlang der Havel westlich von Brandenburg - durch die dort eingesetzte "Division Konitzky", in der sich viele Magenkranke befanden (1), eine Abwehrlinie gab, hinter der die Armee Wenck über die Reichsstraße 1 und die von dort nach Norden abbiegenden Landstraßen Richtung Elbe zogen. Dabei fluteten sie unter anderem durch Genthin.

Die Kämpfe entlang der Verteidigungslinie an der Havel waren zum Teil sehr schwere. Zu den schwersten gehörten jene um die Stadt Rathenow an der Havel, die besonders früh angegriffen wurde. Die deutschen Soldaten verteidigten die Innenstadt über mehrere darin festgelegte Verteidigungslinien hinweg und über mehrere Tage so zäh, zum Teil fanatisch, dass dabei schließlich 80% der vormals sehenswerten Altstadt vernichtet worden ist und die Stadt ihr Jahrhunderte altes, liebenswertes Angesicht verloren hat. Viele Soldaten - junge, unerfahrene wie erfahrene - kamen dabei ums Leben, ebenso Bewohner der Stadt Rathenow und darin gestrandete Flüchtlinge und Ausgebomte.

Auch Brandenburg und Plaue wurden verteidigt. Aus dem Brandenburger Panzerwerk rollten dabei noch bis zuletzt neu gefertigte Panzer direkt in den Kampf.

Am Freitag, den 4. Mai 1945, gingen die Russen schließlich unter heftiger deutscher Gegenwehr, die mit über zehn Gefallenen einherging, an der Fährstelle Tieckow über die Havel. Das ist südlich von Pritzerbe. Sie nahmen die Haveldörfer Kützkow und Bahnitz ein (1). Mit Recht vermuteten sie, dass hier der Widerstand geringer sein würde, als in Städten wir Rathenow oder Brandenburg. Da dieser überraschende Vorstoß eine der Rückmarschstraßen über Milow Richtung Tangermünde gefährdete, unternahmen die Deutschen am Mittag und Nachmittag vom Dorf Möthlitz aus mit zwei Sturmgeschützen einen Gegenangriff (1). Das Dorf Möthlitz wurde infolge dessen erst am Abend nach schwerem Beschuss endgültig von den Russen eingenommen. Es wurde also von deutscher Seite hinhaltender Widerstand geleistet, aber nur soweit er notwendig war, damit hinter diesen Deckungslinien die Armee Wenck noch geschlossen über die Elbe abziehen konnte. Unnötige Opfer wurden - soweit übersehbar - von der deutschen, militärischen Führung in diesen Tagen nicht verlangt. Dieser Vorwurf ist in der Literatur - soweit übersehbar - im Zusammenhang mit diesen Kämpfen auch nirgendwo ernsthafter gemacht worden. An der Fährstelle Tieckow und in Möthlitz, aber auch in den anderen Dörfern sind aufgrund dieser Kämpfe jedenfalls noch viele deutsche und russische Soldaten gefallen.

Die Truppen der Division Konitzky, die abziehen konnten, sammelten sich unter anderem in weiter zurück liegenden Dörfern wie Zabakuck, wo es erneut - und noch schwerere - Kämpfe geben sollte.

In den drei folgenden Tagen sollte dann auch noch die Kreisstadt Genthin Kämpfe erleben. Viele Bewohner hatten sich zeitweise der Hoffnung hingegeben, dass Genthin ebenso kampflos den Russen überlassen würde als sogenannte "offene Stadt" wie es mit der Nachbarstadt Burg geschehen war. Aber das sollte sich als Irrtum herausstellen. Dazu hätte der Rückzug der Deutschen und ihr Übersetzen über die Elbe noch schneller vonstatten gehen müssen und hätten die russischen Truppen nicht so scharf nachdrücken dürfen wie sie es eben getan haben.

Genthin wurde von der 250. Schützendivision der 3. Armee der Sowjetunion angegriffen. Ihr Kriegstagebuch ist inzwischen veröffentlicht und übersetzt worden und diese Quelle soll im folgenden ebenfalls ausgewertet werden (s. Nexusboard). Diese Division hatte am 2. Mai 1945 Teltow erreicht. Nachdem Berlin gefallen war, erhielt sie den Auftrag, weiter nach dem Dorf Kade zu marschieren in Verfolgung der abziehenden deutschen Truppen. Von dort aus nahm sie in den Folgetagen die Dörfer südlich des Elb-Havel-Kanals (des Plauer Kanals) ein, um schließlich von ihnen aus Genthin anzugreifen und darüber das östliche Elbufer zu gewinnen und dabei den Deutschen noch möglichst viel Schaden zuzufügen.

Hüttermühle war eines dieser Dörfer vier Kilometer südlich von Genthin. Die Verteidigungslinie durch diese Dörfer hindurch ist in der Kartenskizze von Abbildung 1 nicht eingezeichnet. Sie wurde zeitlich also wohl erst nach der Havel-Verteidigungslinie gemäß Armeebefehl formiert. Der Bericht eines der Einwohner von Hüttermühle - Günter Baeker - lautet (zit. n. 6, S. 362):
Alle verbliebenen alten Männer werden zum Volkssturm geholt und müssen auf der heutigen B107 Panzersperren errichten. Diese werden aus dicken Baumstämmen errichtet und an beiden Seiten wurden Gräben geschaufelt, die ein Umfahren verhindern sollen. (...) Alle Höfe werden vollgestellt von Armeefahrzeugen. Der leitende Offizier versucht uns zu überreden bzw. zu überzeugen, das Dorf zu verlassen und über die Elbe zu den Amis zu gehen, denn in den nächsten Tagen wird hier sicher gekämpft.
Zur gleichen Zeit passieren über den Elb-Havel-Kanal noch 200 Kähne Genthin Richtung Elbe (6, S. 371). Nördlich von Genthin wird dann am 5. Mai das Dorf Zabakuck von mehreren hundert Männern Waffen-SS (Kampfgruppe Stübing) und anderen Truppenteilen (Division Jahn) verteidigt. Bis hier sind auch jene verbliebenen Truppenteile der Division Konitzky zurück gegangen, die zuvor die Havel bei Bahnitz und Tieckow verteidigt hatten. Um 18 Uhr können die Sowjets das Dorf erobern. Um 23 Uhr wird es auf Armeebefehl von den Deutschen zurück erobert, nachdem Flakgeschütze vom Wasserwerk Genthin und von der Genthiner Chaussee aus den Gegenangriff vorbereitet hatten (6, S. 372).

Der Kampf um das Dorf Zabakuck, der auch noch die beiden Folgetage weiter tobte, ist auch Gegenstand von Erörterungen auf Internetforen geworden (Panzer-Forum):
In Henrik Schulze, 19 Tage Krieg, S. 373, wird eine SS-Kampfgruppe Stübing erwähnt, die mit 300-400 Mann sich nördlich Genthin eine heftige Schlacht mit den Russen um das Dorf Zabakuck geliefert haben ... die Rote Armee konnte das Dorf erst am 7. Mai endgültig besetzen. Führer der Kampfgruppe war der DKiG-Träger Hstuf. Hans Stübing aus Föhrde in Brandenburg. In der Führerliste zuletzt geführt im November 1944 als Chef der 2./SS-PzRgt.1. 
Aber dem wird widersprochen:
Zabakuck wurde nicht von der Kampfgruppe Stübing, sondern von der Kampfgruppe Haaf zurückerobert. Aber vielleicht waren die weiter nördlich im Ort Altenklitsche im Einsatz. Dort liegen über 50 Gefallene auf dem Dorffriedhof und ich konnte nie herausfinden, welcher Einheiten die angehörten. Meine Vermutung ist, dass es eventuell diese Kampfgruppe war, oder auch Div. Konitzky. Kampfgruppe Stübing war aber noch in Zabakuck, bevor die Russen den Ort besetzt haben, die sollen aber nach Angaben des Btl. Artzes der Fallschirmjäger in Richtung Nord abmarschiert sein.
Jedenfalls wird Zabakuck am 6. Mai noch einmal von den Sowjets erobert und von den Deutschen zurück erobert. Daran ist erkennbar, wie massiv die Sowjetunion hier noch in den letzten Kriegstagen versuchte, den Abzug der Armee Wenck über die Elbe zu verhindern. Stalin lebte ja immer in der großen Sorge, dass die Westmächte die große militärische und wirtschaftliche Schwäche, in der sich die Sowjetunion im Sommer des Jahres 1945 befand, dazu nutzen würde, um verlorenes Terrain in der Mitte Europas zurück zu gewinnen. Er konnte es bis zu seinem Tod nicht verstehen, dass das Kriegsziel der Westmächte die Bolschewisierung Osteuropas bis zur Elbe war (10). Erst am 7. Mai gegen 9 Uhr kann Zabakuck endgültig von den Russen besetzt werden, zur gleichen Zeit wie Genthin. 24 deutsche Soldaten sind in den Kämpfen um Zabakuck ums Leben gekommen, auch zehn Zivilpersonen. Die Zahl der gefallenen russischen Soldaten ist - wie meistens - nicht bekannt.

5. Mai 1945 - Kämpfe um Belicke, Kade und Warchau

Im Kriegstagebuch der erwähnten 250. sowjetischen Schützendivision heißt es (zit. n. Nexusboard):
Zur Tagesmitte des 5. Mai 1945 erreichten die Truppen der 250. SBKOSD den Wald südwestlich von Kade. Je ein Schützenbataillon des 926. und 918. SR wurden auf Fahrzeuge (Amphibien) verladen und erhielten als bewegliche Verfolgungsgruppe die Aufgabe: weitere Bewegung in Richtung Genthin, forcieren des Plauer Kanals und zum Abend das Elbufer erreichen. Um 23.00 Uhr am 5. Mai 1945, bei Annäherung an Belicke
dem westlichen Nachbardorf von Kade
wurde die bewegliche Gruppe vom Gegner aus Handfeuerwaffen, Maschinengewehren und Granatwerfern beschossen und nahm unverzüglich den Kampf auf. Eine zielstrebige Offensive entwickelnd durchbrachen die Truppen der Division die gegnerischen Sperren welche die fernen Zugänge der Stadt Genthin deckten. Sie eroberten die Ortschaften: Warchau, Brandenburg-West, Kade, Karow, Belicke.
Dies sind die Dörfer auf der Linie zwischen Kirchmöser im Osten und Belicke im Westen, alle einige Kilometer südlich des Elbe-Havel-Kanals. Weiter:
Die Truppen des Gegners, die sich in Richtung der Elbübergänge zurückzogen und sich auf eine Kapitulation bei den Alliierten vorbereiteten, leisteten unseren angreifenden Truppen hartnäckigen Widertand. Die Sperrriegel des Gegners, aufgestellt an den fernen Zugängen zur Stadt Genthin, einem wichtigen Widerstandsnest des Gegners, leisteten den angreifenden Truppen der Division besonders heftigen Widerstand. Verluste der Division für den 5. Mai 1945: 1 Gefallener, 6 Verwundete.
Von diesem Widerstand in den Dörfern südlich von Genthin sind uns bislang keine Zeitzeugen-Berichte bekannt. Es darf aber auch hier vermutet werden, dass die angegebenen sowjetischen Verlustzahlen nicht die tatsächliche Zahl der Gefallenen und Verwundeten wieder gibt. Der Bankdirektor Reisewitz bekam von den Kämpfen im Süden der Stadt offenbar am 5. Mai noch nicht so viel mit. Er notierte aber (6, S. 370):
Wieder eine unerhörte Spannung.
Deutsche Kolonnen würden Richtung Brandenburg fahre und von dort in umgekehrter Richtung zurück fahren. Und zwei Stunden später schreibt er:
Ich bin durch Genthin gegangen. (...) An den Gesichtern kann man unsere Not erkennen. Alles ist toternst. Die Straßen der Stadt leeren sich.

6. Mai 1945 - Die Genthiner Bank wird Bataillons-Gefechtsstand

Am nächsten Morgen, einem Sonntag, beginnt der sowjetische Angriff auf Genthin. Im Dorf Klietznik, von Genthin 12 Kilometer nordwestlich Richtung Elbe gelegen, schrieb eine Tagebuchschreiberin (4):
Sonntag, 6. Mai 1945: Richtung Genthin Beschuss hörbar.
Übrigens sind in der oben eingestellten militärischen Lageskizze des Obersten Reichhelm (Abb. 2) zwei Zeitdaten falsch eingetragen. Die deutsche Frontlinie vom angegeben "3.5." (gestrichelt) wäre richtiger zu benennen gewesen mit "5.5." (abends), bzw. "6.5." (morgens). Auch die eingetragene Frontlinie vom "6.5." (kleine Kreise) ist falsch. Denn am 6. Mai abends zog sich die Frontlinie, wie gleich dargestellt werden wird, noch durch den Nordwestteil der Stadt Genthin. Die eingetragene Frontlinie (in Abb. 2) ist also richtiger zu datieren auf "7.5." (abends). Immerhin kann die Karte den vergleichsweise planmäßig verlaufenden Rückzug der "Armee Wenck" zur Elbe und die dabei eingenommenen Deckungslinien anschaulich machen. - Im Kriegstagebuch der sowjetischen 250. Schützendivision heißt es zum Morgen des 6. Mai (zit. n. Nexusboard):
6. Mai 1945 - Die Truppen der Division erreichten am Morgen des 6.5.45 die Linie: 918. SP - eroberte die Brücke über den Ojergraben 1,5 km nordöstlich Mützel, 922. SP - führt den Kampf um Mützel, 926. SP - eroberte Mollenberg und Hüttermühle.
Die Dörfer Mützel und Hüttermühle liegen südlich von Genthin. Die dort verteidigenden deutschen Truppen werden sich nun - wie immer unter Verlusten - auf den Stadtrand von Genthin zurück gezogen haben. Vielleicht war hierbei schon die oben genannte Gruppe der "Wachtmeister der Schutzpolizei" mit dabei. Weiter heißt es im Kriegstagebuch der sowjetischen Division, den Verlauf des 6. Mai bis zum Abend zusammen fassend (zit. n. Nexusboard):
Am 6. Mai 1945 um 9.00 Uhr entbrannten heftige Kämpfe mit dem Gegner, der die nahen Zugänge zur Stadt Genthin verteidigte. Am 6. Mai 1945 um 16.00 Uhr: 918. SP - brach von Südosten aus angreifend in Genthin ein und erreichte nach heftigen Straßenkämpfen das Stadtzentrum. 922. SP - erobert die Arbeitersiedlung südwestlich von Genthin und dringt in den südwestlichen Stadtrand ein. 926. SP - in Richtung Parchen-Parey angreifend wird die Höhe 36,1 eingenommen, der letzte Punkt, der einen Zugang zur Elbe versperrt.
In den Morgenstunden des 6. Mai 1945 hört Bankdirektor Reisewitz Brückensprengungen in Genthin. Er berichtet von weiterhin Richtung Norden abziehenden deutschen Truppen. Dann kommt die Stadt in unmittelbare Frontnähe. Seine folgenden Einträge geben den unmittelbarsten Eindruck vom Geschehen während der Kämpfe um Genthin. Er schreibt (zit. n. 6, S. 380f):
Meine Bürotür wurde geöffnet, ein Melder tritt ein und erklärt, dass mein Zimmer Btl.Gefechtsstand sei. Gleich nach ihm trat ein Offizier ein und erklärte mir, dass ich das Zimmer zu verlassen habe, dann folgten weitere. Dann folgte eine erhebliche Knallerei, unsere Nebelwerfer schossen wie wild, wahrscheinlich in Richtung Kade und hinter unserem Bahnhof sowie in die Kriegsopfersiedlung. Es sammelten sich Melder auf Melder, Befehle gingen heraus. Das Tack-Tack der Maschinengewehre ertönte aus der Richtung der Karowerstr. Verwundete kamen, zum Teil hinkend. (...) Ein Oberleutnant war Bataillons-Führer, er hatte nur ein Auge und war auch sonst am Schädel verletzt. Sein Adjutant war ein Oberfeldwebel, der nur einen Arm hatte. Sie hatten offensichtlich noch mit weiteren Bataillonen die Nachhutsicherung der 9. Armee. Sie mussten diese Armee soweit schützen, damit ein Übergang über die Elbe erfolgen konnte. (...) Hin und her wogte der Kampf mit den einzelnen Feindgruppen, was aus den Meldungen der einzelnen Melder hervorging. Die Spannung stieg immer weiter. Überall lagen ermüdete Soldaten, sie schliefen, sie sprangen auf, wenn ihnen befohlen wurde. Jetzt wollen sie die vollste Konsequenz tragen, d.h. Genthin verteidigen.
Reisewitz übersah die große Lage nicht und rechnete offenbar mit schweren Kämpfen um das Stadtzentrum, wozu es dann aber doch nicht kam. Wann und wie dieser Bataillons-Gefechtsstand wieder abgezogen ist, scheint Reisewitz in der Aufregung dieses Tages nicht mehr schriftlich festgehalten zu haben. Er hat aber - sicherlich nach Abzug des Bataillons-Gefechtsstandes spätnachmittags - festgehalten:
An der Kreuzung Mühlenstrasse, Markstr. hat sich ein deutscher Trupp mit einem Maschinengewehr niedergelassen. (...) Es wird wahrscheinlich in den nächsten Stunden Straßenkämpfe geben.
Die Mühlenstrasse befindet sich im Zentrum der Stadt gleich westlich vom Marktplatz und nördlich vom Bahnhof. Der Hauptteil der deutschen Truppen wird zu diesem Zeitpunkt jedoch schon nach dem Stadtteil Altenplathow, der nördlich des Kanals liegt, abgezogen sein und es wird sich bei dem Maschinengewehrtrupp nur um eine Nachhut handeln. Das Stadtzentrum von Genthin wurde in den Abendstunden zum Niemandsland zwischen den beiden Frontlinien.

Nördlich des Kanals befand sich seit 1921 die Waschmittelfabrik Henkel, wo, wie schon erwähnt wurde, das bekannte Waschmittel "Persil" hergestellt wurde. Ein leitender Mitarbeiter dieses Werkes, das sich im Bereich der (heutigen) Fritz-Henkel-Straße befand (und von dem sich dort noch heute Restteile befinden), berichtet (zit. n. 6, S. 381):
Der Russe drängt durch die Karower und Henkel-Strasse zum Kanal.
Das hieße also, er drängte von Süden und von Norden auf den Kanal zu. Zwölf Einwohner der Stadt Genthin kommen an diesem Tag ums Leben. Ein Soldat namens Helmut Homann ist am südöstlichen Stadtrand eingesetzt und berichtet (zit. 6, S. 382):
Unsere Kampfgruppe (...) wird von einem Major geführt, der selbst am Stock gehen muss. (...) Wir waren ein zusammengewürfelter Haufen aus allen Waffengattungen und Teilen, Heer, Artillerie, Panzer, Marine, Luftwaffe und alle in ihren Uniformen, es sah bunt aus. Auch Heeresangehörige wussten nicht, wie sie sich im Bodenkampf zu bewegen haben. (...) Ich weiß auch nicht mehr wie viele wir waren, 150 oder 200?
Der genannte Homann wird durch einen Schuss an der Schulter verletzt und zurück geschickt. Vielleicht gehörte er zu jenen Verletzten, die Reisewitz sah. Im Kanal lag erstaunlicherweise eine von Amerikanern betriebene Fähre, auf der er in amerikanischer Gefangenschaft kam. Ein Leutnant namens Heinrich Schmitz beschoss mit MG von einem Gutspark am Stadtrand von Genthin aus auf nach Westen vorgehende feindliche Truppen. Daraufhin kam ein Parlamentär mit weißer Fahne und drohte mit strassenweiser Erschießung von Einwohnern, wenn er den Kampf nicht einstellen würde. Der Leutnant stellte den Beschuss ein und geriet bald darauf in russische Gefangenschaft. Der schon genannte Mitarbeiter der Henkel-Werke berichtet (6, S. 383):
22 Uhr: In der Henkel-Straße ist ein schweres russisches MG in Stellung gegangen. Der Kampf hält die ganze Nacht über an. Gegen 23 Uhr werden die ersten Häuser in der Henkel-Straße besetzt. Alle noch intakten Brücken werden gesprengt.
Dies vollzog sich nördlich des Kanals. Die Reste der Armee Wenck zogen Richtung Nordwesten ab zu den Elbübergängen zwischen Ferchland und Tangermünde. Aus diesem Grund wurde der südöstliche und östliche Teil der Stadt Genthin - einschließlich der Henkel-Werke - früher geräumt als der nordwestliche Teil um Altenplathow. Am Abend und in der Nacht zum 7. Mai haben sich die deutschen Verteidiger im Ostteil der Stadt auf das Nordufer des Kanals und nach Altenplathow zurückgezogen, um die Abzugsstraße nach Ferchland und Jerichow (heutige B 107) weiter zu verteidigen. Schwerere Kämpfe direkt im Stadtzentrum von Genthin scheint es deshalb dann doch nicht mehr gegeben zu haben. Aber um so schwerere sollte es dann am Folgetag noch um Altenplathow und um das im Wald entlang der heutigen B 107 Richtung Jerichow gelegenen Silva-Werk geben, eine 1936 errichtete Munitions-Fabrik.

7. Mai 1945 - Viele Wohnungen von Genthinern werden geplündert

Im Kriegstagebuch der 250. sowjetischen Schützendivision wird sicherlich am Mortgen des 7. Mai notiert (zit. n. Nexusboard):
Am Abend des 6. Mai 1945 und in der Nacht zum 7. Mai 1945 wurden heftige Straßenkämpfe in Genthin geführt. In der Nacht zum 7. Mai 1945 nahm die Division eine Umgruppierung der Kräfte vor: 926.SP - das Regiment hatte fast die Elbe erreicht, es wurde gestoppt und im Eilmarsch nach Genthin geworfen. 
In der Rückschau wird über den vorhergehenden Tag, den 6. Mai, gesagt:
Am Morgen des 7. Mai 1945 warfen die Truppen der Division den Gegner nach heftigen Kämpfen auf das Nordufer des Plauer Kanals zurück. Der Gegner verteidigte hartnäckig Genthin, den letzten Verteidigungspunkt auf dem Weg unserer Truppen vor der Elbe. In hohem Masse wurden Bauwerke, Häuser und Barrikaden auf den Straßen zur Verteidigung genutzt, der Gegner verwickelte unsere Truppen in schwere Straßenkämpfe. Der Kampf um jede Straße, Kreuzung und um jedes Haus hatte hartnäckigen, leidenschaftlichen Charakter. Besondere Aktivitäten entwickelten einzelne Maschinengewehre, die an Straßenkreuzungen aufgestellt waren und Scharfschützen, die ihr Feuer aus Fenstern, Kellern, Dachböden und von den Dächern aus führten. Jede Straße wurde von Maschinengewehr- und organisiertem Feuer aus Handfeuerwaffen bestrichen.
Über dieses Geschehen liegen uns einstweilen von deutscher Seite keine Zeitzeugen-Berichte vor. Und worauf die folgenden Sätze beruhen könnten, die eher unwahrscheinlich klingen, müsste ebenfalls noch einmal überprüft werden:
Ein Teil der Soldaten und Offiziere, bekleidet als Zivilisten waren hinter den Linien der angreifenden Truppen und führten das Feuer in deren Rücken und an den Flanken der angreifenden Truppen. Zum Abend des 6. Mai 1945 war der Widerstand des Gegners in Genthin gebrochen und der Gegner wurde auf das Nordufer des Plauer Kanals und Altenplathow zurück geworfen, von wo er den Widerstand mit Feuer auf unsere angreifenden Truppen fortsetzte. Nach Angaben von Gefangenen wurde Genthin vom 487. IR verteidigt. Verluste der Division für den 6. Mai 1945: 6 Tote, 55 Verwundete
Das 487. Infanterie-Regiment hatte am Krieg gegen die Sowjetunion als Bestandteil der Heeresgruppe Mitte teilgenommen und hatte sich beim Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte im Juni 1944 nach Ostpreußen durchschlagen können (11, S. 98, 151). Direktor Peter Reisewitz schreibt in seinem Tagebuch über den Morgen des 7. Mai (6, S. 391):
Gegen 7 Uhr früh kommen die ersten Russen. Sie gehen vorsichtig sichernd durch die Straßen Genthins.
Reisewitz versuchte, offiziell die Stadt zu übergeben, fand aber unter den russischen Soldaten dafür keinen interessierten Ansprechpartner. Stattdessen erlebt er die Plünderung seiner Wohnung und die vieler anderer Genthiner Wohnungen durch "Horden" von "Ostarbeitern", also freigelassenen Zwangsarbeitern. Deprimiert versucht er am Abend des 7. Mai die wichtigsten Ereignisse festzuhalten:
Die Einnahme von Genthin erfolgte durch Spähtrupps. Zwischen 7 und 8 ballern die Feldgeschütze über uns hinweg nach der anderen Seite des Kanals. Wahrscheinlich wollen die Truppen irgendwo übersetzen. Raubend und plündernd ziehen Horden von Ausländern und russischen Soldaten durch die Stadt. Während eines Gespräches mit einem russischen Oberleutnant drängt sich eine Horde Ostarbeiter der übelsten Sorte hinein, gelangt durch das Treppenhaus in unsere Wohnung und plündert sie aus. Das haben wir heute überall erlebt rund um uns. (...) Am Vormittag lag ein heftiger Beschuss auf Altenplathow und wahrscheinlich bis zur Elbe. Altenplathow ist in Russenhänden, das konnten wir wahrnehmen aus der Ruhe an der Front.
Schon kurz zuvor hatte er notiert:
Nachmittags gegen 4 Uhr herrscht Ruhe an den Fronten. Wir sind so deprimiert, dass wir Schluss machen wollen ...
Der Bankdirektor Reisewitz begeht noch am gleichen Tag mit seiner Frau und seiner Tochter Selbstmord. Woraus erkennbar wird, dass die Erschütterung, die die Menschen erlebten, sich in ihren gleichzeitig aufgeschriebenen sachlichen Worten nur sehr wenig andeutet.

7. Mai 1945 - Kampf um Altenplathow

Im Kriegstagebuch der 250. sowjetischen Schützendivision heißt es über diesen 7. Mai (zit. n. Nexusboard):
7. Mai 1945 – Die 250. SBKOSD nahm nach teilweiser Umgruppierung der Kräfte am Morgen des 7. Mai 1945 den Angriff wieder auf. Gegen 8.00 Uhr war Genthin vollständig vom Gegner gesäubert und die Division war verwickelt in hartnäckige Kämpfe um die Übergänge über den Plauer Kanal. Um 17.00 Uhr war der Widerstand des Gegners am Nordufer gebrochen und die Truppen der Division forcierten den Kanal im Abschnitt Genthin-Hagen. Nach kurzem aber heftigem Kampf wurde Altenplathow eingenommen und die erfolgreiche Offensive in Richtung Nielebock und Ferchland fortgesetzt. Den zurückweichenden Gegner verfolgend erreichten die Truppen der Division um 21.00 Uhr das Ostufer der Elbe im Abschnitt Ferchland-Derben und vereinigten sich mit den Truppen der amerikanischen Armee.

Der Gegner, von unseren Truppen aus Genthin vertrieben, zog sich auf das Nordufer des Plauer Kanals zurück und sprengte alle vorhandenen Übergänge. Starke Deckungsgruppen in Altenplathow und am Nordufer des Plauer Kanals zurück lassend zogen sich die Hauptkräfte eilig in Richtung Elbe zurück, um sich den Alliierten zu ergeben. Bis zur Tagesmitte des 7. Mai 1945 versuchte der Gegner mit allen Mitteln ein Übersetzen unserer Truppen über den Plauer Kanal zu verhindern und verteidigte das Nordufer des Kanals und Altenplathow hartnäckig. Den zielstrebigen Attacken unserer Truppen konnte der Gegner nicht standhalten, gab die Verteidigungspositionen auf und zog sich ungeordnet in Richtung Elbe zurück, Technik, Bewaffnung und Fahrzeuge zurück lassend. Die Elbe erreichend setzte ein großer Teil der Soldaten und Offiziere auf das Westufer über und ergab sich den amerikanischen Truppen, die inzwischen das Westufer der Elbe erreicht hatten. Verluste der Division für den 7.5.45: 1 Toter, 7 Verwundete.
Unter den "starken", in Altenplathow zurückgelassen Deckungstruppen befand sich nun offenbar auch die genannte Gruppe der "Wachtmeister der Schutzpolizei", von denen zumindest einer zuvor sicher nur wenig militärische Ausbildung genossen hatte und zudem kurzsichtig war. Er fiel hier vermutlich in den Nachmittagsstunden des 7. Mai zusammen mit mehreren seiner Kameraden - am vorletzten Tag des Krieges - damit noch möglichst viele andere seiner Kameraden am gleichen Abend (oder am Folgetag) bei Ferchland über die Elbe in amerikanische Kriegsgefangenschaft gehen konnten.

Angesichts der zahlreichen deutschen Toten in Altenplathow und auch sonst "bei Genthin" (zwei davon bei den "Silva-Werken") werden die russischen Verluste ebenfalls höher gewesen sein als hier im Kriegstagebuch der Division angegeben. Auch ist in ihm von den Kämpfen mit den Deckungstruppen um das Silva-Werk im Wald nördlich von Altenplathow nicht ausdrücklich die Rede. Hier starben aber ebenfalls mindestens zwei deutsche Soldaten.

Die hartnäckige Verteidigung durch "starke" Deckungstruppen wird befohlen gewesen sein, weil in Ferchland sich noch zu viele deutsche Truppenteile auf der Ostseite der Elbe befanden.

Übergang der deutschen Soldaten über die Elbe bei Ferchland

In Ferchland gingen die deutschen Soldaten spätestens seit 5. Mai über die Elbe, anfangs unter Widerstreben der Amerikaner. Tag für Tag setzen von hier bis hinauf bei Tangermünde und Havelberg tausende und zehntausende von Soldaten und Flüchtlingen über die Elbe. Insgesamt handelt es sich schließlich um 100.000 Soldaten und 10.000e von Flüchtlingen (7, S. 8), die noch über die Elbe gehen konnten. "Kinder, nehmt Kämme, es kommen lausige Zeiten," rief ein Oberleutnant an der Elbfähre bei Ferchland und verteilte aus einem Karton Haarkämme an die übersetzenden Soldaten (6, S. 402). Denn kilometerweit blieben am Ostufer der Elbe Heeresgut aller Art und lange Fahrzeugkolonnen und Geschütze der Wehrmacht zurück. Am Westufer sammelten sich die Deutschen in riesigen Gefangenenlagern.

Dank des planmäßigen Absetzens und hinhaltenden Widerstandes gerieten an der Elbe kaum größere deutsche Truppenteile in sowjetische Gefangenschaft. Damit dies gelingen konnte, sind zwischen Havel und Elbe zwischen dem 4. und 8. Mai 1945 noch einmal hunderte ihrer Kameraden aller Truppengattungen gefallen. Und es sind auch noch einmal hunderte von Zivilpersonen durch die Kämpfe ums Leben gekommen. Sie wussten zwar alle, dass Hitler tot war. Aber es gab sicherlich nur wenige, die freiwillig in sowjetische Gefangenschaft gegangen wären, solange es für sie noch eine Möglichkeit gab, zu den Amerikanern gelangen zu können. Deshalb wurde damals das sofortige Niederlegen der Waffen von der Armee-Führung (General Wenck) bis hinunter zum einfachen Soldat kaum als Handlungsalternative in Erwägung gezogen. In Berichten von Zeitgenossen ist davon auch kaum die Rede.

Das westliche Kriegsziel war seit 1941 - wenn nicht seit 1937 - die Bolschewisierung Osteuropas bis zur Elbe (10). Deshalb auch bestanden sie noch 1944 und 1945 auf dem Kriegsziel der bedingungslosen Kapitulation und gingen auch noch in diesen Jahren nicht auf Waffenstillstandsangebote deutscher Generale im Westen ein. In diesen Umständen vor allem ist die Ursache dafür zu suchen, dass auch noch zwischen dem 4. und 8. Mai 1945 zwischen Elbe und Havel so viele Menschen sterben mussten. Bis 1989 predigten der Westen (die NATO), bzw. die "freie Welt", dass man dem Kommunismus kampflos keinen Fußbreit Boden überlassen dürfe, Berlin wurde zur Frontstadt des Kalten Krieges erklärt und man hielt sogar den Einsatz von Atomwaffen für gerechtfertigt zur Verteidigung Europas westlich der Elbe. Und da hätten die Deutschen zu diesem Thema vor 1945 völlig anders denken sollen? Wo sie doch gerade erst von den Flüchtlingen aus Ost- und Westpreußen, Pommern und Schlesien so viele konkrete Hinweise bekommen hatten, wie es denen erging, die unter den sowjetischen Zugriff gerieten? Wo in jenen Tagen und Wochen tausende und zehntausende von Deutschen, ganze Familien, Selbstmord begingen? Nein, dieser militärische Widerstand und auch die damit verbundenen Verluste in den Endtagen des Krieges erscheinen auch heute noch nachvollziehbar aus deutscher Perspektive und auch als weitgehend "alternativlos".

Am 8. Mai kamen Tod und Verderben dann schließlich auch noch nach Ferchland an der Elbe, den die sowjetischen Truppen stoßen schnell nach, nachdem - wie wir hörten - der Widerstand bei Altenplathow überwunden worden war (6, S. 395):
Bevor die Füsiliere den Fluss erreichen, müssen sie über ein freies Feld, das unter schwerem Granatwerfer- und MG-Beschuss liegt. Viele werden verwundet oder getötet. "An der Elbe stehen bereits 10.000, die alle hinüber wollen. Es ist ein furchtbares Drama, als der Iwan dazwischen schießt. Manche springen rein und versuchen hinüber zu schwimmen."
Viele ertrinken. Andere kommen mit Schlauchbooten, Flößen und Fähre an das andere Ufer. Andere lassen sich sogar - verwundet - von ihrem treuen Pferd hinüber ziehen. Selbst wenn also die Gefallenen bei Altenplathow überlebt hätten, hätten sie doch bei Ferchland in neue Gefahr kommen können. 

8. Mai 1945 - Das Begraben der Gefallenen

Am 8. Mai übergab die 250. Schützendivision um 10 Uhr die Stadt Genthin auf Befehl ihres Korpskommandeurs einer anderen Einheit. Sie hatte also gar nicht Gelegenheit, sich in der Stadt festzusetzen. Sie musste auf ihre Ausgangsstellungen südlich der Stadt zurück gehen (zit. n. Nexusboard).

Nach den Kämpfen wurden die Leichen der gefallenen Soldaten zumeist gleich vor Ort bestattet. Im Wald nördlich von Genthin und Altenplathow übernahmen das unter anderem die Förster. Als Angehörige gefallener Soldaten nach der Wende (1990) die Gegend besuchten und nach dem Grab ihres Angehörigen suchten, konnte ihnen der örtliche Förster mitteilen, dass die Gräber inzwischen auf den Friedhof nach Genthin umgebettet worden waren. Dort stand schon ein Ehrenmal für die Genthiner Gefallenen des Ersten Weltkrieges (Abb. 3). Die Umbettung geschah wohl schon vor 1953. In der Dokumentation der auf dem Friedhof von Genthin bestatteten Menschen des Jahres 1945 erhält man noch einmal eine Art Zusammenfassung der Geschehnisse rund um Genthin Anfang Mai 1945 (3):
Die Kriegsgräberstätten auf dem Friedhof in Genthin enthalten fast keine Namen. Der ehemalige „Ehrenfriedhof“ wird überragt von einer großen Plastik die zwei Soldaten darstellt, einer sterbend und einer trauernd. Dieses war vor 1945 die zentrale Figur des Kriegerdenkmals für die Gefallenen des 1.Weltkrieges (in den 1970er Jahren abgerissen). Auf diesem Ehrenfriedhof wurden bis zum Mai 1945 die in den Lazaretten verstorbenen geordnet beigesetzt und 90 Namen sind in der Friedhofsverwaltung bekannt, aber nur drei Namenstafeln befinden sich dort.
Im hinteren Teil des Friedhofs befindet sich ein Massengrab mit einem schlichten Gedenkstein und der Inschrift „Opfer des zweiten Weltkrieges mahnen zum Frieden“. Hier wurden in den letzten Wochen des Krieges die durch Bombenangriffe, Kämpfe und Selbstmord Umgekommenen, sowie viele Tote aus ankommenden Lazarettzügen begraben. Diese sind angeblich alle unbekannt. Es existiert jedoch ein Friedhofsbuch aus dieser Zeit. (...) Die Namen werden hier zum ersten Mal veröffentlicht (und auch dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zur Verfügung gestellt). Die vielen am selben Tag Umgekommenen (in der Liste auch mit der gleichen Uhrzeit) beruhen auf ausgeladenen Lazarettzügen, bei denen die vielen vorgefundenen Toten alle den gleichen Todeszeitpunkt der Ausladung der Opfer erhielten (darüber existieren erschütternde Beschreibungen der Beteiligten). Da in diesen Listen andere Opfer mit der Bezeichnung „Ehrenhain“ gekennzeichnet sind, und wiederum andere bei der Verwaltung gelistete fehlen, ist diese Trennung wohl nicht genau. Deshalb werden hier alle Namen in einer Liste wiedergegeben (die im Krankenhaus verstorbenen wurden meist auf dem alten Friedhof bestattet, der heute eingeebnet ist). Todesort ist wenn nicht anders angegeben Genthin.
In der Friedhofsliste werden, neben den hier aufgelisteten sieben unbekannten Toten, weitere 31 unbekannte tote Soldaten ohne weitere Angaben aufgeführt. Die meisten Gefallenen die in dieser Liste hier mit dem Todesort „bei Genthin“ verzeichnet wurden, sind in den Wäldern um Genthin gefallen und im Buch mit „im Jagen“ und  einer Nummer versehen. So wurden die einzelnen Waldstücke gekennzeichnet. Bei einigen sind auch die Forsthäuser in der Nähe verzeichnet. Viele Soldaten sind bei Kämpfen um die Silva Metallwerke und dem umliegenden Wald gefallen.  In den Listen sind auch alle Zivilopfer verzeichnet, die durch Kämpfe, Selbstmord und Übergriffe der Roten Armee umkamen. Es sind insgesamt ca. 185 Personen. Eine Liste dieser Personen wird später nachgereicht, wenn die Zuordnung genauer geklärt ist.  Laut einer Angabe aus dem Jahre 1953 sollen im Ehrenhain 90 Soldaten bestattet sein, und im Massengrab ca. 300 Personen.
Im September 1945  wurden auch in Berlin wieder die sechsjährigen Kinder eingeschult. So auch die mittlere Tochter eines der bei Genthin gefallenen "Wachtmeister der Schutzpolizei". Am Tag ihrer Einschulung erfuhr die Familie vom Soldatentod des Vaters. Die Ehefrau besuchte das Grab ihres Mannes bei Genthin noch im selben Jahr. Einwohner von Genthin erzählten ihr noch, wie damals im Wald bei Genthin viele deutsche Soldaten zu fliehen versuchten, wie auch viele noch versuchten, ihre Uniformen auszuziehen. Dass aber auch das letztere ihnen oft nichts genutzt hätte.

Es gehört zum Wesen unserer Kultur, sich dieser gefallenen Soldaten zu erinnern und auch das Geschehen nicht zu vergessen, durch das sie alle ums Leben gekommen sind.

Abb. 3: Ehrenmal auf dem Alten Friedhof in Genthin (1931 eingeweiht)

*** *** ***

Die Berggräber
Aber erst Gräber
Schaffen Heimat,
Erst unsre Toten
Geben uns Licht.
Erst wo auf Hügeln
Klagende knieen,
Erst über Särgen
Werdet ihr Volk.
Erst wo auf Trümmern
Herrlichen Erbes
Ihr in Euch einkehrt,
Werdet ihr Licht. 
Ernst Bertram
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*) Shitomir liegt 140 Kilometer westlich von Kiew und in der Nähe der Siedlungen der Wolhynien-Deutschen. "Charisk" könnte für "Tscharysch" (Russisch "Чарыш") stehen, einen Fluss im Altai-Gebirge (Wiki).
**) Bei diesem Familienvater handelte es sich um einen Berliner, der Anfang der 1930er Jahre zusammen mit seiner Frau aus der Kirche ausgetreten und Anhänger der Philosophie von Mathilde Ludendorff (1877-1966) geworden war. Das Ehepaar hatte sich Ende der 1920er Jahre in einem Berliner Wanderverein auf Wanderungen in der Mark Brandenburg kennengelernt. Solche biographischen Angaben werden auf unserem Parallelblog "Studiengruppe Naturalismus" unter der Rubrik "Lebensläufe von Ludendorff-Anhängern" gesammelt.
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  1. Bading, Ingo: Der 4. Mai 1945 - Das Kriegsende in den Dörfern des Havelbogens Möthlitz, Kützkow und Bahnitz. Eine regionale Studie zu den letzten Kämpfen des Zweiten Weltkrieges. Auf: Studium generale, 7. August 2011, http://studgendeutsch.blogspot.de/2011/08/der-4-mai-1945-das-kriegsende-in-den.html 
  2. http://www.forum-der-wehrmacht.de/index.php/Thread/26337-SS-Aufkl-Abt-10-Frundsberg/ (nach "Die Hellebarde" 20/99)
  3. Krukenberg, R.: Genthin (2. Weltkrieg), Landkreis Jerichower Land, Sachsen-Anhalt  PLZ 39307  Kriegsgräberstätten, Gedenktafel im Gymnasium. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler 2012, http://www.denkmalprojekt.org/2012/genthin_2.wk_lk-jerichower-land_sa.html 
  4. Auf dem Weinberg wird die weiße Fahne gehisst. Ruth Bodensieck aus Berlin war 1945 nach Klietznick evakuiert und führte in den letzten Wochen vor Kriegsende Tagebuch. In: Volksstimme, 08.05.2015, http://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/genthin/1472844_Auf-dem-Weinberg-wird-die-weisse-Fahne-gehisst.html 
  5. Weniger, Klaus: Der Gesang der Lerche bleibt: Ein Bericht über die Kriegsjahre 1943 - 1945. (GB)
  6. Schulze, Henrik:19 Tage Krieg. Die RAD-Division "Friedrich-Ludwig-Jahn" in der Lücke zwischen 9. und 12. Armee. Die Mark Brandenburg im Frühjahr 1945. Verlag Dr. Erwin Meißler, Hoppegarten 2011
  7. Kurowski, Franz: Armee Wenck. Die 12. Armee zwischen Elbe und Oder - Endkampf um Berlin 1945. Förderkreis für deutsche Geschichte,  Emmelshausen 2005
  8. Reichhelm, Oberst: Bericht über die Kämpfe der deutschen 12. Armee (13.4. - 7.5.1945), Karten-Anlage 1 bis 4, auf: http://f15919.nexusboard.de/t603f7-Lagekarte-Armee-April-Mai.html
  9. Einsatzbericht der deutschen 309. Infanterie Division zwischen Havel und Elbe vom 27.04. bis 07.05.1945. Kartenanlage, auf: http://f15919.nexusboard.de/t603f7-Lagekarte-Armee-April-Mai.html
  10. Bading, Ingo: Wie kam Stalin in die Mitte Europas? - Kriegsziele der westlichen Demokratien seit 1941. (159 S.), http://www.lulu.com/shop/ingo-bading/wie-kam-stalin-in-die-mitte-europas-kriegsziele-der-westlichen-demokratien-seit-1941/ebook/product-17483517.html 
  11. Bölscher, Bernd: An den Ufern der Oder. Genesis eines Kriegsendes. Books on Demand, Norderstedt 2016 (siehe Google Bücher)

Verführungscoach Maximilian Pütz im Gespräch mit Hagen Grell

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Dieses jüngst erschienene Video über das gegenseitige Sich-näher-Kommen zwischen Männern und Frauen, das definitiv heute ein großes Problem in Deutschland darstellt, kann eigentlich nur wärmstens empfohlen werden (Yt). 

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Millionen von deutschen Kinderwünschen werden nicht umgesetzt, weil Deutsche nicht den Lebenspartner haben, mit dem zusammen sie Kinder haben können oder wollen. Darauf haben wir hier auf dem Blog schon vor Jahren häufiger in Blogartikeln hingewiesen.

In diesem Video findet man womöglich den einen oder anderen sinnvollen Ansatz zur Lösung des Problems. Ich will damit nicht sagen, dass mir die Wortwahl des Maximilian Pütz - zumal wenn es um Benennung menschlicher Geschlechtlichkeit geht - immer und in jedem Fall gefällt. Aber in diesem Interview hält er sich diesbezüglich wohltuend zurück. 

Die beiden passen gut zusammen, der Hagen Grell und der Maximilian Pütz. Witzig, die vielen Grimassen von Hagen Grell während Maximilian Pütz redet.

Sollte es aber auf diesem Gebiet zu positiven Verhaltensänderungen in unserer Gesellschaft kommen, würde das noch nicht heißen, dass das Problem an sich gelöst wäre. Denn zusammen Kommen ist erst die halbe Miete. Es kommt darauf an, zusammen zu bleiben. Und dazu muss wieder die Seele von Menschen angesprochen werden, die Seele und das seelische Erleben von Männern und Frauen. Ohne seelischen Einklang gibt es keine dauerhaften, seelisch starken Partnerschaften zwischen Mann und Frau zum Wohle und zum Gedeihen glücklicher Kinder.

Übrigens haben wir auf unserem Parallelblog darauf hingewiesen, dass monogame Lebensweise in der Evolution schon seit Millionen von Jahren mit Intelligenz-Evolution und mit Altruismus-Evolution in engem Zusammenhang steht, eine Erkenntnis, die erst seit dem Jahr 2007 begonnen hat, sich in der Wissenschaft durchzusetzen (mit Forschungen von Robin Dunbar und anderen) (Konrad Lorenz freilich hat das schon Jahrzehnte vorher gewusst oder besser: geahnt).

/Mit dem nachfolgenden Video von Hagen Grell zum selben Thema muss nicht jeder etwas anfangen können./

Die kalte Ratio und die vernunftmäßige Aufklärung können die modernen Gesellschaften allein nicht retten

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Die nichtrationale Seite der Wirklichkeit und ihre Erfahrung über das "Werterleben" muss nach und nach in den Mittelpunkt aller Bemühungen innerhalb der alternativen Öffentlichkeit gestellt werden. Über ihr Wesen muss nach und nach intensiver nachgedacht werden als bisher, es muss endlich der Anfang damit gemacht werden, dass sie und ihr Wesen und ihre Ausdrucksformen erörtert werden.

In den letzten Tagen hatten wir einen Austausch mit einem befreundeten Blogger innerhalb der alternativen Öffentlichkeit. Aus diesem Austausch sollen im folgenden die wesentlicheren Gedanken gebracht werden, die in ihm von unserer Seite aus vorgebracht wurden. Oftmals fällt es leichter, in Rede und Widerrede die eigentlich wichtigen Dinge zu erörtern, als nur aus der eigenen inneren Kontemplation und Besinnung heraus.
/ Zu unserem Artikel hier ist noch gestern gleich auch eine Antwort veröffentlicht worden (Filmdenken). Dazu im abschließenden Abschnitt dieses Artikels noch einige Ausführungen./

Fangen wir also an:

Es ist eine klare Unterscheidung zu treffen zwischen Vernunft-Erkenntnissen, wie sie in der Wissenschaft im Allgemeinen und auch im Alltags- und Berufsleben im Vordergrund stehen auf der einen Seite und dem seelischen Erleben und der daraus gewonnen "Gotterkenntnis" wie das durch die Philosophie benannt wird (Mathilde Ludendorff) auf der anderen Seite. Man kann der Meinung sein, dass es unübersehbar ist, dass unser Volk oder die Völker der Nordhalbkugel so klug, intelligent und aufgeklärt sein mögen wie immer sie wollen und wie immer man das wünschen mag: Wenn nicht der moralische Wille vorhanden ist, als moderne Wissensgesellschaft zu überleben, wenn nicht der aus dem seelischen Erleben geborene Zorn vorhanden ist, wenn nicht die sittliche Reife vorhanden ist - und das sind alles Dinge, die nicht vornehmlich in der Vernunft wurzeln und geboren werden, sondern eben im seelischen Erleben - wenn wir nicht jeder von uns eine einheitliche, in sich geschlossene Persönlichkeit werden, eine unbeugsame, dann wird alle noch so wertvolle, bloß rationale Aufklärung nichts helfen.

Die kalte Ratio allein kann nicht die Retterin moderner Gesellschaften sein


"Volksschöpfung" wie Erich Ludendorff das genannt hat, besteht immer aus zwei Dingen: 1. aus der Vernunft-Erkenntnis, der Aufklärung, 2. aus der "Gott-Erkenntnis", dem Schaffen einer Einheit im kulturellen, weltanschaulichen Bereich, dort wo Moral geformt wird, wo die sittliche Haltung von Einzelmenschen und ganzen Völkern geformt werden. Und auf letzteres zielte Erich Ludendorff, zielten beide Ludendorffs vor allem und in letzter Instanz. Sie waren um die Zahl der Anhänger und Abonnenten nicht in erster Linie besorgt. Sie waren darum besorgt, dass die inhaltliche Linie tadellos ist. Das war die erste Priorität. Soweit man sehen kann, sehen sich heute noch die meisten politischen Aufklärer bislang nicht in erster Linie als ein "moral entrepreneur" (wie das in der Wissenschaft einmal benannt wurde) oder anders ausgedrückt als ein Kulturrevolutionär.

Abb.: Der moderne Mensch in seiner Angefochtenheit
Vincent van Gogh, Selbstbildnis, Paris 1887
Aber die meisten großen politischen Bewegungen der Vergangenheit waren zugleich kulturelle Bewegungen, haben die moralischen Grundlagen der Gesellschaft geändert oder versucht, das zu tun. Hierfür gibt es innerhalb der alternativen Öffentlichkeit soweit übersehbar, nur wenige Ansätze, nur wenig "Gespür", dass hier ein weites Feld des Nachdenkens, der Erörterung überhaupt offen steht. Und hier steht wie ein alternativloser Monolith im Raum der gewonnene Stand der Philosophie im 20. Jahrhundert (Mathilde Ludendorff), der alles das bietet, was fehlt.

Man mag zum Beispiel die isländischen Sagas des Mittelalters lesen (1). Sie gehören zur Weltliteratur (Wiki). Und in ihnen findet man viele Aspekte des Menschentypus der Zukunft. Der vormittelalterliche Mensch, der nicht so in sich gespalten war wie der mittelalterliche Mensch, der in sich geschlossene, einheitliche Mensch, der aus einer großen Einheit, aus einem großen, in sich geschlossenen moralischen Wollen heraus gehandelt hat. Da wollte Erich Ludendorff hin. Und diesbezüglich ist alles bloße "Vernünfteln" ziemlich zweitrangig. Es ist gar nicht einfach, diese Einheit im Menschlichen wieder zugewinnen. Aber Vernunft-Konstruktionen helfen bei einer solchen Art von Volksschöpfung für sich genommen nicht weiter.

Nun kann man den Begriff "sittliche Reife" ja gerne auch einen "abstrakten Begriff" nennen. Aber will man etwa sagen, dass das Wesen der Kultur durch die Vernunft zu erfassen ist? Also das Wesen des Schönen (was ist das: schön?), das Wesen des Wahren, das Wesen des Guten? Das Wesen, der Gehalt von auf das Wesentliche gerichteter Liebe und von entsprechendem Hass? Kommt man dem Wesen des Wahren zum Beispiel schon allein mit der Forderung nahe und schöpft es vollständig aus, wenn man sagt, es dürfe nicht gelogen werden?

Man mag philosophisch keine großen Interessen haben. Man könnte aber der Meinung sein, dass jemand, dem es so angelegen ist, der Welt und der Menschheit zu einem besseren Zustand zu verhelfen - wie das für viele Autoren in der alternativen Öffentlichkeit gelten mag -, dass sie sich doch wenigstens ein annähernd richtiges Bild davon verschaffen sollten, was - zum Beispiel - einem Immanuel Kant Anliegen war, als er "Die Kritik der reinen Vernunft" schrieb und was den Philosophen des Deutschen Idealismus Anliegen war. Ging es dem Philosophen Fichte in seinen "Reden an die deutsche Nation" bloß um einen "abstrakten Begriff" von Sittlichkeit und Moral und Charakter? Hat er nur "aus dem Bauch heraus" argumentiert?

Gibt es nichts Wesentliches und Wertvolles, was durch die Vernunft nicht erfasst werden kann?


Gibt es nichts Wesentliches und Wertvolles, was durch die Vernunft nicht erfasst werden kann? All das halte ich für grundlegende Fragen. Ebenso zum Beispiel die Frage: Was ist der Sinn des Lebens? Wer hat auf solche Fragen eine Antwort? Und kann die Antwort auf solche Fragen wesenhaft eine Vernunft-Antwort sein?

In der derzeit am besten bewerteten Amazon-Rezension zu Rüdiger Safranski's Schiller-Biographie heißt es:
Schillers Werke sind nämlich keineswegs von vorgestern, sondern sie haben nach wie vor eine hohe Aktualität und jeder, der sich in irgendeiner Form künstlerisch betätigt, sollte seine Kunstphilosophie kennen. Nicht umsonst heißt es in Schillers letztem vollendeten Werk, dem szenischen Gedicht "Die Huldigung der Künste":
Mich hält kein Band, mich fesselt keine Schranke,
Frei schwing ich mich durch alle Räume fort,
Mein unermeßlich Reich ist der Gedanke,
Und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort,
vor allem aber "der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt" (Über die ästhetische Erziehung des Menschen)." 
Und mit diesem Zitat soll gesagt sein: Das niedrige intellektuelle Niveau der heutigen Deutschen beklagen und einen deutschen Dichter und Denker wie Friedrich Schiller als "unmodern" bezeichnen, das passt keineswegs zusammen. Niemand wird Deutschland retten können, niemand, der sich nicht zu Friedrich Schiller in seiner ganzen Bandbreite bekennt. Ich halte es für Niveaulosigkeit sondergleichen, Dichter und Denker des 19. Jahrhunderts als solche und nur weil sie solche sind, schon abzuwerten. Was ist denn das für eine Ehrfurchtslosigkeit vor den großen kulturellen Überlieferungen unseres Volkes? Dafür habe ich keinerlei Verständnis und sage mit Schiller:
Der Künstler ist zwar der Sohn seiner Zeit, aber schlimm für ihn, wenn er zugleich ihr Zögling oder gar noch ihr Günstling ist. Eine wohltätige Gottheit reiße den Säugling bei Zeiten von seiner Mutter Brust, nähre ihn mit der Milch eines bessern Alters und lasse ihn unter fernem griechischen Himmel zur Mündigkeit reifen. Wenn er dann Mann geworden ist, so kehre er, eine fremde Gestalt, in sein Jahrhundert zurück; aber nicht, um es mit seiner Erscheinung zu erfreuen, sondern furchtbar wie Agamemnons Sohn, um es zu reinigen.
Also, kulturelles deutsche Bildungsideal ist es, seinem Jahrhundert fremd zu sein. Weil man um bessere Jahrhunderte weiß. Warum soll eine solche These in irgendeiner Form "unmodern" sein oder unpassend in welchem Diskurs auch immer? Was soll das!? Auf dem 19. Jahrhundert oder überhaupt auf irgendeinem Jahrhundert was dessen geistige, kulturelle Leistungen betrifft, herumzureiten - ?

Sind die deutschen Dichter und Philosophen des 19. Jahrhunderts - "unmodern"?


Könnte es sein, dass sich mancher Mitautor in der alternativen Öffentlichkeit, wenn man ihn auf Herz und Nieren prüft, als ein kulturloser Barbar herausstellt? Kulturlosigkeit durch die akademische "Kultur der Kritik" des 20. Jahrhunderts (um einmal einen Buchtitel von Kevin MacDonald zu zitieren)? Auf vielen Blogs findet man allein nur den Namen Friedrich Schiller kein einziges mal genannt. Aber sehr häufig Namen der "westlichen" Popkultur des 20. Jahrhunderts (in der Regel der Zeit nach 1945). Und jetzt werden einem diese vielen Blogautoren sicher auch erklären (können), warum es so viel wertvoller und wesentlicher ist, sich mit Personen der Popkultur oder Schauspielern zu beschäftigen als mit Friedrich Schiller. Aber dann kann man dazu nur noch eines sagen: Dann handelt man wie ein kulturloser Barbar.

Es sollte einen wundern, wenn man dann der erste wäre, der darauf überhaupt nur aufmerksam wird. Aber einer muss ja mal die Aufmerksamkeit auf alle diese Dinge richten.

Es ist ganz unglaublich, welche Antworten man mitunter auf die oben gestellten Fragen erhält, etwa auf die Frage danach, ob es etwas gibt, das nicht durch die Ratio erfasst werden könne. Solche Antworten können mitunter so grotesk platt, ungebildet und geschichtslos geurteilt klingen, dass es geradezu kracht. Aber man versteht schon. Die parawissenschaftlichen Propagandalehren der "Kultur der Kritik" des 20. Jahrhunderts entstanden ja sicherlich aus dem Bemühen und der Tendenz heraus, den modernen Medienkonsum jeder Kultur zu berauben. Und dann kommt barbarische Kulturlosigkeit dabei heraus.

Ihr Autoren der alternativen Öffentlichkeit! Zieht Euch doch einmal etwas an. Beschäftigt Euch doch nicht immer nur mit - Krimis. Sei es ausgedachten oder Krimis der Wirklichkeit. Ohne Kultur stehen wir ganz nackt da. Goethe findet man auf einem dieser Blogs einmal erwähnt in dem Tenor, dass man sich auf Goethe und Fußball einigen könne als Minimalkonsens einer Gesellschaft. Sonst fällt der Name Goethe in vielen Jahren nicht ein einziges mal. Da stehen also Goethe und Fußball auf einer Ebene. Auch auf unserem eigenen Blog hier fallen solche Namen verzweifelt wenig. Und man kann doch zu der Meinung kommen, dass hier etwas übel im Argen liegt. Und dass einem das spät genug auffällt.

Meine Frage ist nicht, was heute Zustand ist und was heute - aufgrund von Machtverhältnissen und aus manipulativer Absicht heraus - für Kinos, Theater und für die Musikbeschallung der Massen produziert wird. Sondern wo der Bereich ist, aus dem heraus eine Erneuerung einer Gesellschaft allein bewerkstelligt werden kann. Und ich sage und behaupte und verteidige, dass dieser Bereich im Wesentlichen ein Bereich jenseits der Ratio ist, und dass es als Kulturrevolutionär notwendig ist, sich zu befähigen, über diesen Bereich Aussagen zu treffen. Die Ratio allein rettet uns nicht. Weil der Mensch nicht allein von der Ratio lebt. Weil der Mensch überall dort, wo er zutiefst Mensch ist, eben nicht die Ratio in den Vordergrund stellt.

Ein Sonnenuntergang ist durch Vernunft und Vernünfteln nicht adäquat zu erfassen. Mit Hilfe der Ratio kann der Naturwissenschaftler nur erklären, wie er physisch entsteht (Brechung von Lichtstrahlen durch Luftschichten, etc.). Über den ästhetischen Gehalt eines Sonnenuntergangs hat er mit dieser nüchternen ,rationalen Erklärung noch gar nichts gesagt. Gar nichts. In einem frühen Blogbeitrag zitierten wir einmal ein Nietzsche-Zitat (das von Peter Sloterdijk gebracht worden war):
"Das verächtlichste Geschöpf unter der Sonne ist der Mensch ohne Sehnsucht."
Sehnsucht ist kein rationales Konzept. Und zu einem Konzept wie Sehnsucht weiß vermutlich keiner der vielen, von manchem zitierten Theoretiker der Postmoderne und der "Kultur der Kritik" irgendetwas Gehaltvolles zu sagen, wenn es über Dinge wie "Bedürfnisbefriedigung" und "Sehnsüchte der Massen" hinausgehen sollte. Um nur einmal einen Aspekt zu nennen.


"Das verächtlichste Geschöpf unter der Sonne ist der Mensch ohne Sehnsucht"


Und in der Tat: es gibt unter den Philosophen und Denkern des 20. Jahrhunderts nur wenige, die gültig über die nichtrationale Seite der Wirklichkeit sprechen können. Deshalb ist über diese wenigen zu sprechen. Man hört sich ja gerne Alternativen zu diesen wenigen an. Es sind eben nur wenige bekannt. Wenn man weitere kennen lernen könnte, würde man sich darüber freuen. Dieter Henrich ist mit all seinen Hölderlin-Deutungen nicht schlecht. Sigrid Hunke ist mit "Europas andere Religion" nicht schlecht. Es gibt vieles, was den Stand der Philosophie des 20. Jahrhunderts, wie er durch Mathilde Ludendorff repräsentiert wird, ergänzt. Ersetzen kann diesen Stand kein weiterer Autor. Das möchten wir hier postulieren, nachdem wir uns lange genug im Reiche des Geistes umgetan haben.

Wer Kulturlosigkeit benennt und kritisiert, muss Alternativen kennen und benennen. Warum sonst alles nur zynisch benennen und kritisieren? Das wird mit der Zeit dumm und dumpf. Man will doch irgendwo hin mit seiner Kritik. Man will doch durch Kritik Platz schaffen für Besseres. Also muss das Bessere auch positiv benannt werden. Und ich will auch exakt den Grund nennen, warum es benannt werden muss: Weil wir ohne Wurzeln im Metaphysischen ständig weiter manipuliert werden und manipulierbar bleiben. Weil damit die Manipulation begann. Dass man uns aus dem Metaphysischen heraus riss. 

Wenn ich einen Weg aufzeigen will weg von der Manipulation, muss ich einen Weg aufzeigen hin zum Metaphysischen. Dort allein ist jene Kraft, die zu vielen Arten von Aushalten und Durchhalten befähigt, die den notwendigen "langen Atem" verleiht. Denn mit schnellen Erfolgen rechnete doch (und auch das nur bis vor wenigen Monaten) nur noch ein Björn Höcke. Um dieses langen Atems willen forderte General Ludendorff 1935 von der Wehrmacht-Generalität nicht: "Kritisiert die herrschenden Verhältnisse, lernt sie durchschauen". Das war ihm sowieso selbstverständlich. Nein, er richtete den Blick ins Positive, er forderte: "Machet des Volkes Seele stark". Also: Lasst seine Sehnsucht wachsen, wahr, wahrhaftig zu sein, nicht in diesem erstickenden Meer der Lüge zu leben, lehrt es Sehnsucht nach Reinheit, nach Wahrheit, nach Schönheit.


Aber dazu ist erstes Erfordernis anzuerkennen die Tatsache: All diese so wertvollen Eigenschaften sind nichtrational, werden durch den Versuch rationalen Erfassens entwürdigt, entweiht. Kritisieren und "entzaubern" können inzwischen Tausende von Autoren in der alternativen Öffentlichkeit. Und sie bewirken: Nichts. Es wird Zeit, den Blick ins Positive zu richten und zu fragen: Welchem positiven Gehalt muss man sich denn zuwenden, wenn das Negative in seiner ganzen Nacktheit und Bloßheit vor aller Augen stehen soll, damit es sich von selbst erledigt und niemand mehr großartige Analysen verfassen muss, die doch immer nur eines sagen, nämlich dass Lüge Lüge ist und Böses böse ist.

Das Wesen der Kunst und des Künstlerischen ist das Absichtslose. Das Wesentliche dessen, was die meisten analysieren in der alternativen Öffentlichkeit oder meinen analysieren zu müssen, ist das Manipulative. Oder unterstellt man etwa, Gestalten und Schauspieler der Popkultur wären durch reinen Zufall oder ohne Absicht zu dem geworden, was man von ihnen behaupten und unterstellen kann? Warum soll man sich dauernd und stetig, Jahre lang mit den irrwitzig gewordenen Absichten, Manipulations-Absichten irgendwelcher Spinner und Verbrecher beschäftigen - - - anstatt sich gleich dem Wesen der Kultur hinzuwenden, das nämlich darin besteht, nicht mit der Absicht herüberzukommen zu manipulieren.

"Man spürt die Absicht und ist verstimmt"


Daher ja auch kommt der schöne Satz "Man spürt die Absicht und ist verstimmt." Und auf wie viele Gelegenheiten ist er anwendbar.

Alles Menschliche, was nicht Kunst, was nicht Kultur ist (im Sinne der Deutung wie sie in der Philosophie des 20. Jahrhunderts gegeben worden ist - aber auch wie es das Kulturbewusstsein des Bildungsbürgertums des 19. Jahrhunderts sowieso schon ausgemacht hat), ist für die Erfüllung des menschlichen Lebens wertlos, wenn nicht sogar kontraproduktiv. Es lenkt von den wesentlichen Dingen ja erst ab.

Indem man sie noch großartig kritisiert, lenkt man ein weiteres mal die Aufmerksamkeit seiner Leserschaft auf Wertloses, anstatt sie gleich auf Wertvolles, Wertbehaftetes hinzulenken. Die meisten Figuren der Popkultur, der nach 1945 "lizensierten" und vom CIA geförderten Kultur können einen doch nur anekeln. Die zugrunde liegende Konstellation "Krimi" selbst zum Beispiel schon kann einen doch nur anekeln. Der Krimi ist doch übrigens ein "Kultur"-Produkt Englands des ausgehenden 19. Jahrhunderts, wenn man das recht in Erinnerung hat. Der besserwisserische Gestus in fast allen Krimis kann einen doch nur anwidern. Der besserwisserische Gestus von Krimiautoren ebenfalls. Das ist doch die kulturlose Barbarei Englands, gegen die sich schon Heinrich Heine gewehrt hat, gegen die sich die Deutschen seit 1914 wehren.

Noch niemals hat irgend jemand behauptet, dass ein Krimi - in schriftlicher oder filmischer Form - etwas kulturell Wertvolles darstellen würde. Oder etwa doch? Krimis sprechen die Bedürfnisse nach "Sensation" beim "Konsumenten" an. Das Anliegen eines Friedrich Schiller in "Die ästhetische Erziehung des Menschen" ist ein gänzlich anderes. Ja, er hat auch "Der Geisterseher" geschrieben. Aber in dem Augenblick, in dem er merkte, dass das Interesse des Publikums am Fortgang der Geschichte ein anderes war, als er, Schiller, es selbst an der Fortentwicklung seiner Geschichte hatte, in dem Augenblick war ihm diese ganze Sache verleidet, hat er das Werk abgebrochen, ist es Fragment geblieben. Wie sehr möchte man so vielen Krimi-Autoren wünschen, dass sie diese künstlerische und menschliche Reife eines Friedrich Schiller auch besessen hätten oder besitzen würden und irgendwann einmal aufhören würden, "Fragmente"übrig lassen würden und sich dann auf Wertvolles konzentrieren würden.

Schiller hat sich über das Wesen von Kultur und Kunst Gedanken gemacht. Er war Kultur- und Kunstphilosoph, er war nicht ein Vertreter der so seichten, billigen "Kultur der Kritik" wie sie im 20. Jahrhundert so unglaubliche Ausmaße angenommen hat. Dabei war ihm das Theater "als moralische Anstalt" wichtig. Die moderne "Kultur der Kritik" ist doch eigentlich nur Kultur- und Kunstphilosophie entkleidet jedes Metaphysik-Bezuges, indem - zum Beispiel - gesagt wird: alle Medien und alle transportierten Inhalte sind gleichwertig. Sind sie nicht! :) Oh Gott, sie sind nicht gleichwertig! Hallo! Sie sind es nicht!!!

Vor 1945 wusste das jeder Mensch, der sich nur ein bisschen mit Kultur beschäftigt hat (und er hat das bestimmt nicht in Hitler- oder Goebbels-Reden gelernt). Und heute will man mit großartigen Bemühungen dartun, dass nicht alles gleichwertig ist, was in der Medienwelt geschieht, arbeitet aber einen starken, unhintergehbaren Kulturbegriff gar nicht heraus, der es erlauben würde, Kultur und Kunst von bloß manipulativer Medienwelt zu unterscheiden, von bloß manipulierbaren Konsumenten zu unterscheiden.

Damit bleibt alles manipulativ, auch nach der vorgelegten Analyse. Denn man hat ja nicht das Wesen dessen benannt, was nichtmanipulativ ist.


Wo fängt jenes Wesen der Kultur an, das nicht manipulativ und manipulierbar ist?


Wer hat sich eigentlich schon einmal mit dem Philosophen Wilhelm Dilthey beschäftigt? Er war der erste oder einer der ersten, der die grundlegend unterschiedlichen Herangehensweisen zwischen Geistes- und Naturwissenschaft herausgearbeitet hat. Auch bei ihm wird man feststellen, dass für ihn die nichtrationale Seite der Wirklichkeit im Zentrum des Erkenntnisanspruchs der Geisteswissenschaften steht. Aber wahrscheinlich ist er auch - - - "veraltet", seit die manipulierten und manipulativen parawissenschaftlichen akademischen Diskurse der "Kultur der Kritik" sich wie Gedanken-Viren ausgebreitet haben.

Dass in den letzten 100 Jahren in der Kunstphilosophie bleibende Neuerkenntnisse erlangt worden wären, womit will man das aufzeigen und begründen? Ist man von moderner Kunst- und Kunstphilosophie wirklich befriedigt? Ich merke, dass viele durch geschichtslose, parawissenschaftliche, akademische Diskurse im Umfeld der "Kultur der Kritik" heute viel zu sehr selbst umerzogen und manipuliert sind, um offen zu sein für die große Kunstphilosophie, die das antike Griechenland und die insbesondere Deutschland seit Johann Joachim Winckelmann hervorgebracht haben, und die man sich auch von Rüdiger Safranski referieren lassen kann, die der von uns verehrte Professor Rudolf Malter in Mainz referieren konnte, und an der man als wurzelloser und geschichtsloser Parawissenschaftler der "Kultur der Kritik" scheinbar keinen Anteil mehr nehmen kann oder will.

Bei vielen Äußerungen von Menschen in der alternativen Öffentlichkeit spürt man dann auch eine gewisse Abwertung des Kulturellen heraus in dem Sinne, dass es sich ja hier "nur" um - - - "Schöngeistiges" handeln würde. Die großen Künstler haben sich gegen diese Abwertung alle gewehrt. Sie hätten sich nicht für die Kunst, für die Kultur eingesetzt, wenn es "nur" etwas Abseitiges, "Schöngeistiges" wäre, was mit dem Lebensalltag, mit dem politischen Machtverhältnissen nichts zu tun hätte.

Die Kunst und die Kultur stehen mit dem gesamten Leben eines Volkes in allertiefstem Zusammenhang. Wenn sie es nicht tun, dann wäre das eben schon ein Zeichen dafür, dass es sich nicht um echteste Kunst oder Kultur handelt, sondern eben um Scheinkunst, um Machwerke. Scheinkunst und Machwerke freilich können "abseits" stehen. Sie werden von seelisch lebendigen Menschen nicht vermisst.

Es ist dem modernen, seelenlosen Menschen von heute schwer zu vermitteln, dass etwas so wenig Greifbares, "Handfestes" wie die Kunst und die Kultur etwas Wichtigeres sein soll, als die Politik, das Politische, das Wirtschaftliche. Es ist aber schlichtweg so. Zu sagen, eines Menschen Kulturverständnis wäre "19. Jahrhundert", tut einem Menschen, der zugleich tief im naturwissenschafltichen Wissen der Gegenwart verwurzelt ist, nicht weh. Was hätte das 20. Jahrhundert an Kulturellem zu bieten, was das 19. Jahrhundert aufwiegen würde? Was soll man da nennen? Der Expressionismus in der Malerei und Dichtung, auch noch die Neue Sachlichkeit. Aber was danach kommt, spricht in der Regel wenige an außer kleine exklusive Zirkel. Wer will denn - zum Beispiel - Zwölftonmusik hören?

Es ist also die Rede von Dingen, die ein reiches Innenleben erschließen. Diese sind unabhängig von "teuren" Musik- und Theateraufführungen. Bei so etwas handelt es sich nicht per se um etwas Elitäres. Die Lebensreformbewegung der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts bemühte sich vielfältig um "Kunst fürs Volk", auch die Arbeiterbewegung tat das, auch die Nazis taten das, viele Verlage taten das, bspw. Reclam, Diederichs. Die Namen sind im Grunde Legion. Und so lange ist das alles auch noch gar nicht her. Interessant allerdings, dass man an alles das heute erst wieder erinnern muss.

Es ist also verstärkt zu fragen nach heutiger Kultur, die reiches Innenleben erschließt. Nach solcher, die mich ernst macht, mich erschüttert, Katharsis bewirkt. Solche Dinge müssen Menschen doch wichtig sein, die gesellschaftlichen Wandel zum Besseren wollen.

Aber unser Zeitalter ist das Zeitalter des schrankenlosen Nihilismus, des Materialismus, des Atheismus. Das ist die kunst- und sinnfernste Zeit, die überhaupt nur denkbar ist. Es ist doch vermessen, ihr zu unterstellen, dass sie kulturell ähnlich fruchtbar wäre oder sein könne wie frühere Jahrzehnte und Jahrhunderte. Das geht doch gar nicht.

Niemand ist dazu aufgefordert worden, mit überkommenen, abgelebten Formen letztlich mittelalterlicher Religiosität zugleich auch das Kulturbewusstsein des Abendlandes - wie es sich bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts - unter den kulturbewussten Menschen herausgebildet hatte, über Bord zu werfen. Warum also tun wir es? Warum setzen wir diese lebendige Tradition nicht fort?

Einiges zu Daniels Antwort auf diesen Artikel


Soweit war dieser Artikel gestern veröffentlicht worden. Der Medienwissenschaftler Dr. Daniel Hermsdorf - mit ihm war die Auseinandersetzung geführt worden - hat auch gleich auf diesen Blogbeitrag geantwortet (Filmdenken). In der Antwort fragt er:
Sherlock Holmes, Poe, „Der Name der Rose“, „The Manchurian Candidate“, die Großstadt-Bilder von Chandler und Hammett, Einzelwerke von Dürrenmatt oder Walser, soziologische Studien von Maj Sjöwall / Per Wahlöö – alles vollkommen wertlos?
Hierzu antworte ich: "Der Name der Rose" definitiv. Diesen Roman habe ich quergelesen, freilich nicht aus kulturellem Interesse (warum auch?), sondern weil man bei seinem Autor viel hintergrundpolitisches Wissen vermuten muss. Kulturell ist dieser Roman gänzlich wertlos. Man ist geradezu erstaunt, dass das vielen Lesern nicht gleich auf den ersten Blick auffällt. Im Grunde bestätigt mich auch der Wikipedia-Artikel zu diesem Roman (Wiki), auf dem es heißt:
Zahlreiche Merkmale teilt "Der Name der Rose" auch mit Trivialromanen. So sind die Hauptfiguren stark typisiert, es findet eine klare Trennung in gute und böse Figuren statt, zahlreiche Klischees und Stereotype werden aufgerufen. Dieses Vorgehen kann als Pastiche verstanden werden, und damit als bewusste Auseinandersetzung mit der Rolle von Trivialität in der Literatur. Dieses Stilmittel ist ebenfalls typisch für viele postmoderne Romane; Stereotype werden bewusst aufgerufen, um sie klar als Stereotype auszustellen und sie gerade dadurch zu hinterfragen.
Ja, ja, das "Hinterfragen"!!! Schmunzel. Mehr bleibt den Denkern und "Künstlern" der "Postmoderne" doch nicht mehr. Dürrenmatt's "Besuch der alten Dame" hat mich schon in der Schule abgestoßen. Auch "Manchurian Candidate" ist mir grob als Schlüsselroman aus hintergrundpolitischen Zusammenhängen bekannt, kann mich nicht erinnern, dass auch das ein Roman wäre, der einen innerlich erheben würde, innerlich befreien würde, stark machen würde, Katharsis bewirken würde. Martin Walsers Text "Ich vertraue" schätze ich. Aber ich glaube, dass es Gründe gibt für die Ahnung, dass der Großteil seiner Werke keinen bleibenden kulturellen Wert enthält. Die anderen genannten Autoren habe ich nie gelesen, vielleicht mag Sherlock Holmes noch einen vergnüglichen Aspekt haben - ?

Auf Wikipedia lese ich gerade, dass "Der Name der Rose" auf einer Liste der 100 besten Bücher des 20. Jahrhunderts steht (Wiki). Auf ihr steht zum Beispiel auch "1984" von George Orwell. So sehr ich diesen Roman als rationalen Aufklärungsroman, der die Vernunft in wertvollster Weise anspricht, schätze, so wenig ist dieser Roman echte Kultur, also Ausdruck von Gotterleben, der damit ein solches auch hinwiederum wecken könnte. Ich freue mich, dass sich auf dieser Liste Jack London befindet und einige andere Autoren.

Aber als Autoren der 1920er bis 1970er Jahre, denen man bleibenden Gehalt zusprechen möchte, die deshalb ja auch schon mitunter auf unseren Blogs behandelt wurden, weil sie uns heute noch in dem hier behandelten Sinne viel geben können, können neben Rainer Maria Rilke auch etwa genannt werden: Agnes Miegel, Josef Weinheber, Karl Springenschmid, Edwin Erich Dwinger, Romain Rolland (etwa sein "Beethoven"), Gustav G. Engelkes (s. St.gr.). Was die bildende Kunst betrifft, so wird man die drei Bände des Grabert-Verlages "Kunst in Deutschland 1933 bis 1945" als repräsentative Zusammenstellung bleibenden, kulturell wertvollen Gehalts dessen anführen können, was in dem im Buchtitel genannten Zeitraum geschaffen wurde. Natürlich gehören dazu auch ein Großteil jener Künstler, die in dieser Zeit von den Nazis als "Entartete Kunst" an den Pranger gestellt wurden.

Ansonsten lese ich aus der Stellungnahme von Daniel, dass er sich oft persönlich angesprochen und kritisiert fühlt. Das kann nicht ausbleiben. Es ging mir aber - zumindest in diesem meinen Blogartikel - darum, eine allgemeinere Position darzustellen unabhängig von jener noch etwas individuelleren Gelagertheit, die bei Daniel vorliegen mag. Deshalb hätte ich es auch besser gefunden, wenn er ähnlich allgemein geantwortet hätte.

Und vor allem hätte ich es besser gefunden, wenn er stärker auf meine Kernproblematik eingegangen wäre: Welche Bedeutung spielt seiner Meinung nach der Bereich des Nichtrationalen, der Bereich der Werterlebnisse im öffentlichen Diskurs? Und welche Rolle sollte er spielen, wie sollte man auf diesen Bereich zugehen?

Insgesamt ist zu sagen: Es ging mir vor allem darum, einen Standpunkt erst einmal zu formulieren, sozusagen ins "Unreine" hinein. Und es sollte dazu sicher noch angemerkt werden, dass eine argumentativ dichtere und gültigere Darstellung dieses Standpunktes in Buchform schon vorgelegt worden ist (2).

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  1. Sammlung Thule, Altnordische Dichtung und Prosa, Bde.1-24, herausgegeben von Felix Niedner und Gustav Neckel, Jena, 1912–1930, Bd. 10 Fünf Geschichten aus dem westlichen Nordland (Walter Heinrich Vogt, Frank Fischer)
  2. Leupold, Hermin (d.i. Gerold Adam): Philosophische Erkenntnis in ihrer Beziehung zur Naturwissenschaft. Die Deutsche Volkshochschule, Bühnsdorf 2001, 2014
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