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Die Piratenpartei - Bewusst brutal gegen die Wand gefahren?

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Die zynisch-offenkundige Überflutung des Führungspersonals der Piratenpartei mit Maulwürfen und Hijackern aller Art

"In dieser Partei herrscht Krieg", wurde schon Ende 2013 auf dem Bundesparteitag der Piratenpartei geäußert. Ist aus vielen damit verbundenen Erfahrungen zu schlussfolgern, dass die Piratenpartei eine Art "Spielwiese" darstellte, auf der Geheimdienste eine kleine Gruppe ihres politischen und geheimdienstlichen Nachwuchspersonals die ihnen beizubringende zynisch-offenkundige Brutalität und Abartigkeit ausprobieren ließ? 

Im Februar 2012 äußerte sich einmal Christoph Hörstel in einem Interview zu der Piratenpartei.


Diese Äußerung ist so bemerkenswert, dass sie hier auch verschriftlicht werden soll (Yt, ab 1:14:14):
Wir haben ja inzwischen auch eine Partei, die es aller Voraussicht nach in den Bundestag schafft. Das ist sozusagen die organisierte Wirrkopf-Partei, die Piraten. (...) Die Partei existiert seit vier Jahren und hat nichts zu sagen zu Afghanistan. Und natürlich haben diese sehr nett aussehenden und wirkenden Menschen nicht den Hauch einer blassen Ahnung von dem, was in Nah- und Mittelost gerade passiert. (...) Aber warum fragen die nicht? Warum holen sie sich nicht Experten, die bereit stünden? Immerhin, mit Professor Hanke reden sie offenbar. Und mit den Euro- und Europa-Sanierern, das tun sie. Aber das findet keinen Eingang in ihre Programmatik. Und das ist dann der Punkt, wo ich sage: Das ist ja eine Kunstpartei. Irgendwer hat die gefördert. Ein paar von denen habe ich kennen gelernt, aber das war der wohlmeinende Teil. Es gibt meiner Ansicht nach auch ein paar Leute mit ganz anderem Hintergrund. Und ich würde mich nicht wundern, um das so zu sagen, wenn da umgeleitete Gelder aus dem Verfassungsschutz eine Rolle spielen. Wir haben in Deutschland eine Geschichte für so etwas. Ich sag mal sozialliberaler Hochschulbund.
Er meint wohl den Sozialliberalen Hochschulverband (Wiki). Worauf Christoph Hörstel hier konkret anspielt, wird nicht ganz klar. Jedenfalls sei dieses Zitat mit Dank gebracht an Daniel Hermsdorf, der schon zur Zeit seines Erscheinens auf seinem Blog darauf verwies (filmdenken, 02/2012).

Totalitäre Meinungsmache durch den Berliner Klüngel

Abb.: 1 Mitgliederentwicklung der Piratenpartei Deutschland
Die Mitglieder-Entwicklung der Piratenpartei erlangte Ende des Jahres 2012 ihren Höhepunkt (s. Abb. 1). Danach gab es immer nur noch mehr Austritte als Eintritte. Und es stellt sich die Frage: Gab es denn nicht innerhalb der Piratenpartei auch schon einige Leute, die diese Entwicklungen so sahen und auch so benannten wie sie Christoph Hörstel benannte?

Im folgenden sollen einige Recherche-Ergebnisse dazu zusammen gestellt werden. So wurde schon Ende Juni 2011 in der TAZ über interne Vorgänge innerhalb der Piratenpartei berichtet (TAZ) (1):
Simon Lange, ehemaliger Sprecher der Bundespartei, erzählt von Passwörtern privater Computer, die auf Mitgliederversammlungen parteiintern ausgespäht worden seien, von persönlichen Diffamierungskampagnen, einem Strafantrag wegen Beleidigung. "Hier gibt es eine Aggressivität, die teilweise schon strafrechtlich relevant ist", sagt Lange.
Und am 13. Februar 2013 wird ein Braunschweiger Pirat namens Dennis Plagge folgendermaßen zitiert (RBB-Online) (2):
Ich bin seit 2009 bei der Piratenpartei. Eine bestimmte Gruppe, insbesondere im Landesverband Berlin, arbeitet mit Methoden, die unseren Grundsätzen massiv widerspricht. Das ist definitiv eine Art Klüngel. Und es gibt auch Hinterzimmerpolitik, ja. Es wird totalitär Meinung gemacht.
Es wurde in diesem Zusammenhang auf den häufig sehr rüden Ton von Christopher Lauer hingewiesen. Es wurde berichtet, dass Alexander Morlang seinen Parteikollegen Simon Lange schlichtweg physisch in den Rücken getreten habe. In einer Stellungnahme dazu redet sich dann der Bundesvorsitzende Horst Schlemmer - oh, Entschuldigung, nein, er heißt: Bernd Schlömer, bekennender Katholik und Mitarbeiter des Bundesverteidigungsministeriums - heraus. Er hat dazu schlichtweg "nichts Konkretes" zu sagen, außer - - - "politische Sprechblasen".

"In dieser Partei herrscht Krieg" (Ende 2013)

Der genannte Dennis Plagge hat dann auf dem Bundesparteitag der Piratenpartei Deutschlands in Bremen am 30.11. und 1.12.2013 eine Rede zu seiner Kandidatur für das Amt des Bundesvorsitzenden gehalten. Darin hat er etwas gesagt, durch das wir erst auf ihn aufmerksam geworden sind. Was er da sagte, sei ebenfalls einmal verschriftlicht (Yt):
Wo Streit ist, gibt es Gründe. Diese werden aber meist verschwiegen. Stattdessen wird Streit zur Parole ernannt. Worum es hier wirklich geht, sind Interessendurchsetzungen mit undemokratischen, ja, faschistoiden Methoden, Klüngelgruppen, Bedürfnisse, Selbstbestätigung und Angst. Die Wahrheit ist, dass sich seit 2009 Klüngel in der Partei gebildet haben, die ihre Interessen durchzusetzen versuchen. Und das hat wenig mit Ideologie und Flügel zu tun, sondern mit Selbstbestätigung. Wir alle haben den Wunsch, erfolgreich zu sein und in Parlamente einzuziehen. Die Bedingung lautet fünf Prozent. Deshalb ist uns Außendarstellung und Medienwahrnehmung statt Überzeugung mit dem Erfolg seit 2010 immer wichtiger geworden - unbewusst, wie Gift. Einige haben erkannt, dieses Bedürfnis anderer für sich zu nutzen, um persönliche Interessen durchzusetzen. Diese Gruppen haben gelernt, Stimmungs-Kampagnen gezielt einzusetzen, um die für sie Richtigen oder Falschen zu pushen oder zu diskreditieren. Medienberichte garantieren Listenplätze, wem man einen Makel andichtet, macht man unfehlbar. Diese Form von Gewalt und Manipulation findet man überall, nicht nur in Berlin. In Berlin gibt es aber einen Klüngel, der besonders menschenverachtend agiert und großen Einfluss auf die Bundespartei hat.Sie sehen sich als Elitepiraten, nannten sich teilweise selbst Sys-Piraten. Und deren Gesetz lautet: Sprich nicht über die Gruppe. Wer mitmacht, wird belohnt, wer nicht, bestraft. Mir gegenüber wurde gesagt: "Wer das nicht aushält, ist halt zu schwach. Kann ja jeder eine andere Gruppe gründen." Was hier in dieser Partei geschieht, ist systematisch Unterdrückung, Mobbing, Isolation durch Kontaktsperren, systematische Störung (?), sprachliche sowohl wie technische Manipulation, Hausverbot und Ausgrenzung. In dieser Partei herrscht Krieg. .... Narzissmus, Kriegsführung und der Desinformation .... Möglichkeit, einen Bundesvorstand zu wählen, der ...
Nur wenige Zeit nach dieser Äußerung schon war die Piratenpartei in der politischen Bedeutungslosigkeit versunken. Dem Redner wurde am Ende seiner Ausführungen - mit "Dankeschön" und unter teilweise höhnischem und jubelndem Gelächter aus dem Publikum - das Mikrophon abgeschaltet. Allerdings ist es diesem Wortlaut nach nicht auszuschließen, dass Dennis Plagge selbst eine Zeit lang zu diesem Berliner Klüngel der "Elitepiraten" gehört hat. Als Journalist ist er ja auch sonst sehr intensiv mit Geheimdienst-Themen befasst (3). Und hätte ihm sonst überhaupt gesagt werden können, dass er eine eigene Gruppe gründen könne, wenn er es in (oder mit?) der von ihm umschriebenen Gruppe nicht aushalte?

2014 kandidierte Dennis Plagge noch einmal für den Bundesvorsitz und aus diesem Anlass sagte er im Juni 2014 unter anderem (Kompass, 23.6.2014):
Innerparteiliche “Peergroups” beeinflussen mich nicht und ich bin auch in der Lage, Druck, „Shitstorms“, Angeboten oder Drohungen Stand zu halten. (...) Die Sachebene und die persönliche Ebene trenne ich sehr stark. Alles Andere wäre ja der selbe Filz, den ich auch selbst in der Vergangenheit kritisiert habe (übrigens nicht als erster in Berlin). (...) Es kann nicht sein, dass einige in der Piratenpartei meinen, dass sie aufgrund der „Peergroup“, oder eines Mandats mehr Rechte genießen als andere Piraten. (...) Mein Lieblingsvorstand setzt sich aus Piraten zusammen, die (...) insbesondere nicht unter dem Einfluss der aggressiven “Berliner Linie” stehen (...), die die Partei an den Abgrund geführt hat. (...) Ich habe durch meine Aufgaben als Bundesbeauftragter in Berlin und im Bund natürlich sehr früh tiefe Einblicke in Bereiche gehabt, die den meisten Mitgliedern so nicht zur Verfügung standen und dabei eben auch viele Schlüsselpunkte miterlebt, die am Anfang dieser jahrelangen Entwicklung standen. Das ist keine Spekulation sondern Wissen, das man erlebt, gehört und gesehen hat. Es ist natürlich einfach, Unterredungen im kleinen Kreis zu dementieren, auch wenn man die vielfachen Blüten dieser Entwicklungen heute überall sehen kann. Was ich dazu leisten kann, ist, dieses Wissen in den Dienst der Partei zu stellen und bei den Lösungen dieser Probleme anzuwenden. (...) Wenn man Liquid Feedback (LF) an den ursprünglichen Zielen und Versprechen misst, ist es faktisch gescheitert. (...) Nicht zuletzt markiert LF den Anfangspunkt, an dem undemokratische Methoden zur Interessendurchsetzung in der Partei Einzug gehalten haben. Das hat alles massiven Schaden für die Partei und ihre Mitglieder bedeutet.
An keiner Stelle gibt es auch in diesem Interview nur ansatzweise eine Andeutung darüber, dass "Klüngel"-Bildung tiefergehende Ursachen haben kann, dass Geheimdienste, Logen und Orden aus dem Hintergrund auch hier wieder einmal ihre Spielchen spielen könnten. Es erscheint einem geradezu auffällig, wie noch einer der wohl deutlichsten Kritiker des "Berliner Klüngels" um solche Mutmaßungen einen großen Bogen macht, obwohl sie doch nun wirklich mehr als naheliegend sind. Schon Christoph Hörstel hatte sie ja deutlich genug angesprochen.

Die Piratenpartei - Eine "Spielwiese" der Geheimdienste?

Was konnte mit den beschriebenen Vorgängen alles an Einzelvorgängen, Beobachtungen und Erlebnissen verbunden sein? Nachdem wir mehrere Blogbeiträge über Gerwald Claus-Brunner veröffentlicht hatten, haben wir durch Zuschriften aus der Leserschaft in den letzten Wochen darüber noch allerhand an Eindrücken erfahren können. So zum Beispiel: Es konnten einflussreichere Parteimitglieder so denken und sich so verhalten und Symbole zeigen wie das ein Satanist tun würde, der Mitglied der „Fraternitas Saturnis“ ist.

Es konnten andere Parteikollegen damit prahlen, dass sie Angehörige einflussreicher Logen sind, dass sie in der Vergangenheit Kapitalbetrug begangen haben, dass sie Staatsführer in nordafrikanischen Staaten beraten würden und weitere Dinge auf dieser Linie mehr, auf die sich solche Leute etwas einbilden mögen und womit sie zugleich glauben mögen, andere, Nichtsahnende einerseits sowohl beeindrucken wie andererseits einschüchtern und zugleich für sich und ihre Ziele „vereinnahmen“ zu können.

Es konnte ein anderes Parteimitglied hinwiederum - sagen wir vom Typus „Pirat LB“ (4) - eine Art Sonderstatus innehaben, eine Art Welpenstatus genießen und fröhlich und unbefangen „Kompromate“ sammeln wie das offen benannt wurde, es konnte filmen, fotografieren, sich in anderer Leute Computer, Handy's und Internet-Account's einhacken und behaupten, belastende Geheimdienst-Dokumente über andere Parteimitglieder zu besitzen und zugleich mit all diesen Tätigkeiten drohen und einschüchtern. Und dies alles, während wiederum andere Parteimitglieder diesem Verhalten gegenüber beschwichtigen mochten mit dem merkwürdigen Argument, man müsse junge Parteikollegen doch vor „den Fängen der Pädophilen-Gruppe“ bewahren und dürfe sie deshalb nicht zu streng verurteilen.

Und der ahnungslose Dummbürger bleibt zurück und fragt sich: Nicht verurteilen? Wegen einer Pädophilengruppe? Eine Pädophilengruppe im Umfeld der Piratenpartei? - - -

Ein solcher junge Parteikollege kann dann also - wenn man es recht versteht - Pädophilen-Gruppen beschwichtigen dadurch dass er kriminell tätig ist und "Kompromate" sammelt. Hätte man damit dann nicht eine klare Vorstellung von der Art dieser Pädophilen-Gruppe? Nämlich dass sie junge Leute einer Satanisten-Ausbildung unterwirft? Und hätte man dann nicht weiter klare Vorstellungen davon, was jene tun, die hier beschwichtigen und entschuldigen? Nämlich dass sie Mitwisser sind?

Ein weiteres Parteimitglied mag von Praktikanten im Deutschen Bundestag Dokumente erhalten, deren Namen „nicht geschwärzt“ sind, die also ebenfalls fröhlich als „Kompromate“ gesammelt werden.

Auch auf dem Gebiet des Geschlechtslebens ist man tätig - wie dies auch sonst aus Geheimdiensten bekannt und üblich ist, und woran man bei solchen Dingen wieder einmal erinnert wird.

So benutzte der britische Geheimdienst Männer, um Verhältnisse mit Frauen einzugehen. Das britische Fliegerass des Zweiten Weltkrieges, der spätere Schriftsteller Roald Dahl (1916-1990) (Wiki), wurde beispielsweise dazu eingesetzt, politisch einflussreiche Frauen der „America First“-Bewegung nach 1941 zu verführen und sie damit im Sinne der Kriegsinteressen Großbritanniens unter Beobachtung zu halten und zu „kontrollieren“ - wenn nicht gar politisch ganz zu „neutralisieren“.

Ähnlich ist bekannt, dass das "Ministerium für Staatssicherheit der DDR" mitunter gerne einmal eigene Mitarbeiter ein Verhältnis mit unter Beobachtung stehenden Frauen eingehen ließ. Das konnte bis hin zur Heirat gehen. Ebenso kann im Internet leicht recherchiert werden, dass in den freiprotestantischen Gemeinden der USA wiederholt die Erfahrung gemacht wurde, dass sich Jesuiten als Freiprotestanten ausgegeben haben und in angesehene Pfarrersfamilien der Gemeinden eingeheiratet haben.

Übrigens machte ja letztlich in irgendwie ähnlich gelagerter Weise jüngst innerhalb der Berliner CDU die Nachwuchspolitikerin Jenna Behrends (geb. 1990) Erfahrungen, die einer gewissen typischen Art des Verhaltens von Männer-Cliquen gegenüber einzelnen, einflussreicher werdenden Frauen nahe kommt (6).

Oder es mag eine Gruppierung geben, die eine Kandidaten-Vorauswahl vornimmt für die Aufstellung von Parteilisten zu Landtags- und Bundestagswahlen und die arbeitet wie ein Recruiting-Büro.

Psychosekte Piratenpartei

Es mag Parteimitglieder geben, die unter Alkoholeinfluss erzählen, dass sie V-Männer des Verfassungsschutzes seien.

Andere Parteimitglieder haben viel mehr Mailinglisten abonniert, als ein einzelner jemals allein lesen und auswerten könnte. 

Und in Verbindung mit solchen und vielen weiteren Erfahrungen und Erlebnissen, Einzelbeobachtungen schält sich dann ein Bild heraus des Wesens dessen, was da mitunter „Berliner Klüngel“ innerhalb der Piratenpartei genannt wird. Etwas, das sich auf unsichtbare Weise gegenseitig zuarbeitet. Alles Merkmale der Arten von Aktivitäten, die im Umfeld der Spitze der Berliner Piratenpartei zwischen 2010 und 2016 entfaltet worden sind zur Durchsetzung ihrer Machtposition und zum Erhalt derselben. Aber zu welchem Zweck? Wurde nicht geradezu jedes Anliegen der „Piratenpartei“ dabei nach außen hin diskreditiert und mit voller Wucht gegen die Wand gefahren? Und ohne dass nachher irgendwo ein größeres Bedauern der Beteiligten zu hören gewesen wäre darüber - ? Stattdessen stahl man sich danach stillschweigend davon, räumte sang- und klanglos die Abgeordnetenbüros ... - ?

Fast die Hälfte der Zugehörigen zu diesem Klüngel konnten auf manche näherstehenden Beobachter den Eindruck machen, als hätten sie eine Persönlichkeitsstörung, als agierten sie gespalten. Einmal agieren sie offen, herzlich, menschlich-warm-entgegenkommend, wie authentische und aufrechte Demokraten. Und ein andermal wieder können sie plötzlich kalt, unbeherrscht, brutal sein, austicken, ausfällig werden, beleidigen. Nicht nur Gerwald Claus-Brunner machte auf Beobachter, die mit ihm in Kontakt kamen, einen solchen gespaltenen Eindruck. Aber auch er gehörte offenbar letztlich zu einem solchen Typ Mensch ... Das wird uns nicht nur durch Aussagen bestätigt, die man in der Presse lesen kann, sondern auch durch Menschen, mit denen wir uns über ihn unterhalten haben und die ihn persönlich kannten.

Wenn er wirklich so gespalten war in seinem Verhalten wie zahlreiche weitere seiner führenden Parteikollegen, dann würde man manches, was aus seinem Leben berichtet wird, besser einordnen und verstehen können. So etwa der offenbar recht gut und zuverlässig - und nicht nur durch Presseveröffentlichungen - bezeugte Umstand, dass Gerwald Claus-Brunner auf seinem persönlichen Computer in seiner Wohnung Videos und Fotos gespeichert hatte, die mit Geheimkameras gemacht worden waren, die eingebaut waren in den Wohnungen anderer Parteimitglieder, so zum Beispiel in Duschen und WC-Räumen.

Auch der Umstand, dass Gerwald Claus-Brunner, obwohl er von nahestehenden Freunden dazu aufgefordert worden war, ermuntert worden war und ihm Unterstützung zugesichert worden war, sich dann doch nicht mit letzter Konsequenz gegen die Machenschaften des Berliner Klüngels gestellt hat, wie es seine Freunde ihm eigentlich ansonsten zugetraut hatten. 

Man erfährt, dass auch sonst Druck aufgebaut wurde gegenüber einzelnen Parteimitgliedern, dass sogar mit Schlafentzug gearbeitet wurde.

Man erfährt, dass einige sich zurück zogen, weil sie dem Druck psychisch nicht mehr gewachsen waren. Andere taten das auch, tauchten aber einige Monate später wieder auf - völlig gewandelt. So als wären sie gehirngewaschen, so als hätten sie eine Persönlichkeitsänderung durchgemacht. So als handele es sich bei der Piratenpartei insgesamt um eine Psychosekte.

Indem man von solchen und vielen weiteren, persönlichen Erfahrungen erfährt, beginnt man zu ahnen, dass das äußerlich wahrnehmbare politische Geschehen rund um eine Partei wie die Piratenpartei nur ein Oberflächen-Geschehen ist, nur die Spitze eines Eisberges ist, dem ein wenigstens gleich vielfältiges, komplexes Geschehen im Untergrund zugrunde liegt, das für viele Beteiligte viel entscheidender ist als das Vordergrund-Geschehen. Und das sie zumindest zeitweise auch viel stärker persönlich vereinnahmt als jenes. Es konnte dies so intensiv sein, dass die sensibelsten Menschen diesbezüglich der Piratenpartei am frühesten den Rücken gekehrt haben.

In diesem Geschehen ging es darum, am Machterhalt einer bestimmten Gruppierung zu arbeiten, es ging darum, missliebige Parteigenossen, die diesen Machterhalt gefährden können, ihres Einflusses und Ansehens zu berauben. Es ging darum, dass die Anliegen der Partei gehijackt und gegen die Wand gefahren wurden, dass dazu Parteimitglieder auf Linie gebracht wurden, dass sich Parteimitglieder den Zielen der herrschenden Gruppe unterordneten oder sich ihr zumindest nicht in den Weg stellten.

Das Geschehen mutet geradezu so an, als ob es zugleich als „säkulares“ Übungs- und Bewährungsfeld für noch unerfahrenere, altersmäßig jüngere Satanisten und ihre Mitläufer dienen würde, als ob schweigende Mitwisser auf dieses ihr Mitwissen festgenagelt werden sollten. Wer einmal kooperiert, kooperiert immer, so mag diesbezüglich die Erfahrung und Methodik von Hintergrundmächten sein. Und auf solche bewährten Methoden mag man setzen. Ekeltraining halt. Wer nicht kooperiert, wird an den Rand gedrängt. Oder erfährt Schlimmeres.

Die Kettenhunde der Hölle sind losgelassen

Ein Geschehen, in dem die Kettenhunde der Hölle losgelassen sind, und dem sich die einzelnen unterwerfen und von dem sie vordergründig profitieren, weil sie es von Kindesbeinen an nicht anders gewohnt zu sein scheinen, weil es ihnen zur zweiten Natur geworden ist. Und weil sie oft noch nicht einmal den Schimmer einer Ahnung haben, dass man auch anders leben könnte. Dieser letztere Umstand gerät völlig aus dem Blickfeld, und zwar um so mehr, um so mehr auch die Kultur der Mehrheitsgesellschaft, der dumpfen und dummen Masse sich immer mehr der in solchen Untergründen gepflegten "Kultur" anpasst, etwa in der Musikkultur, etwa in der ständigen Berieselung mit Krimis und Kriegsfilmen aller Art, mit Brutalitäten und Ausfälligkeiten aller Art, etwa in Nachrichtensendungen und politischen Diskussionen, sowie in der sonstigen dummblöden Fernseh-„Unterhaltung“. Etwa in der allseits propagierten Wahllosigkeit auf dem Gebiet des Geschlechtslebens. Überall geht es doch auch nur darum, wer übertrifft wen an Zynismus, wer betrügt wen am Besten, wer taktiert am Besten, wer ist der Schlaueste im Spiel, wer blendet am besten. Machtspielchen, Einschüchterungen, coole Sprüchchen, Drohungen, zynisches Verharmlosen oder gerne auch einmal vorgeschobenes Besorgtsein. Wohin man blickt.

Als Resümee solcher Erfahrungen und Beobachtungen schreibt uns ein Beobachter etwas so treffend Beobachtetes und so allgemeingültig Formuliertes, dass man diese Worte fast klassische nennen kann und auf vieles anwenden kann:
Wenn man die Öffentliche Meinung bezüglich einer sozialen oder politischen Gruppierung, Bewegung/Netzwerk und natürlich auch einer Partei oder Parteiströmung beeinflussen, wandeln oder zumindest Kritisches kontrollieren - bzw./oder nicht gewünschte Themen "verbrennen" möchte, klappt das am Besten, indem man sich (seine Gruppe)
1. selbst als Anhänger dieser Themen ausgibt und sich innerhalb der Bewegung bis in entsprechende Positionen engagiert, um sich dann
a) entweder so daneben zu benehmen (psychopathisch, rassistisch, antisemitisch, dumm, extrem o.ä.), dass man damit die Bewegung komplett lächerlich macht und am Thema Interessierte verprellt und abschreckt oder indem man
b) entsprechendes Programm/Projekt durch verdeckte Sabotage gezielt gegen die Wand fährt oder indem man
c) als Auffangbecken für Kritiker fungiert, um dann gezielt diese Szene zu schwächen, von den betreffenden Themen abzulenken und in gewünschte Bahnen zu lenken.
2. Gleichzeitig ist man so in der besten Position, um nicht manipulierbare Kritiker/Gruppen ausspionieren, erpressen, bestechen oder gezielt demontieren zu können. Diese Methode ist eigentlich uralt. Aus der ehemaligen DDR sind entsprechende Zersetzungsmaßnahmen durch die Stasi inzwischen gut dokumentiert. Angesichts der heute zur Verfügung stehenden Mittel und Techniken war die Stasi jedoch rückblickend in Sachen Effektivität Kinderkram... Und alles, was funktioniert, wird leider auch getan ...
An all solchen Beobachtungen und Erfahrungen wird übrigens auch erkennbar, dass die Piraten-Partei von der Gegenseite aus für eine Zeit lang durchaus als eine gefährliche Sache erachten worden sein muss anfangs. Welche Anliegen wurden als "gefährlich" erachtet? Dazu gehört sicherlich die Forderung nach dem "bedingungslosen Grundeinkommen". Das scheinen die Eliten zu fürchten. Sie brauchen schlecht bezahlte Menschenmassen, die für ihr geringes Gehalt gehetzte 40-Stunden-Wochen haben und dabei nicht zur Besinnung kommen über das Leben, das sie eigentlich führen.

In diesem ganzen Zusammenhang wird dann am Schluss auch das Bild von Gerwald Claus-Brunner differenzierter, wie schon angedeutet. Fast schon genau auf der Linie, auf der er im letzten Beitrag zu ihm hier auf dem Blog schon Eindrücke gesammelt worden waren.

Im Zusammenhang mit seiner Person erfährt man außerdem noch, dass er selbst oder einer seiner Brüder mit zwölf Jahren nach England ins Internat gegeben worden ist. Der Grund war, dass dieser Sohn zu Hause so viele Schwierigkeiten gemacht hatte. Wer sich mit elitärer Kriminalität beschäftigt hat, weiß, dass Internate ein wichtiger Baustein in diesem System darstellen, da hier junge Menschen - fern ihres Elternhauses - so "geformt" werden können, wie es die Elite braucht und wünscht.
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  1. Bergt, Svenja: Wahl 2011 - Klarmachen zum Kentern. TAZ, 1.7.2011, http://www.taz.de/!5117332/
  2. Marx, Iris: Das Piratenschiff geht unter - Eine Partei in der Krise. RBB-Online, 13.2.2013, http://www.rbb-online.de/klartext/ueber_den_tag_hinaus/landespolitik_berlin/das_piratenschiff_geht_unter_eine_partei_in_krise.html
  3. Plagge, Dennis: Ex-NSA-Chef Hayden „We kill people based on metadata“ entschlüsselt. In 2 Teilen, auf: Tarnkappe-Info, 26.6.2015, https://tarnkappe.info/aussage-von-ex-nsa-chef-kill-people-based-metadata-entschluesselt/
  4. Knake, Dennis: Piratenbengel sucht Aufmerksamkeit. Auf Nachrichten-Polizei, 15. Dez. 2011. http://www.nachrichtenpolizei.de/2011/12/15/piratenbengel-sucht-aufmerksamkeit/
  5. Im Zusammenhang mit letzterer wird dann raunend von einem Gay-Dating-Portal wie „Planet Romeo“ („Erasys“) gesprochen. - Ganz allgemein hat in den parteiinternen Erörterungen der Piratenpartei das Thema Pädophilie übrigens mehrfach eine nicht geringe Rolle gespielt (vgl. z.B.: http://netzwerkb.org/2012/03/16/warum-die-piratenpartei-fur-padokriminelle-interessant-ist/)
  6. Behrends, Jenna: Warum ich nicht mehr über den Sexismus in meiner Partei schweigen will. EDITION F, 23.9.2016, https://editionf.com/sexismus-parteien-jenna-behrends

Die "Identitäre Bewegung" - Demotiviert, weil sie die Neocon-Linie ihrer Leitung nicht mitmachen will

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Ein neues Video von "wir selbst" 
- Es kann als sehr symptomatisch empfunden werden für die geistige Lage im jungen, sogenannten "rechtskonservativen" Lager

Die Verschwörungstheoretiker sind schuld an einer derzeitig festzustellenden "Lähmung im patriotischen Lager". So der Tenor eines neuen Video's, das der anonym betriebene Videokanal "wir selbst", der sich im Umfeld des "Instituts für Staatspolitik" (IfS) bewegt, herausgebracht hat (1). Diese These ist natürlich ein sehr leckeres Pralinchen. Das wollen wir uns hier auf dem Blog denn doch einmal nicht entgehen lassen. Das wollen wir uns gründlich auf der Zunge zergehen lassen. So etwas bekommen wir ja schließlich nicht alle Tage geboten! Jedes Wort ein neues Pralinchen ....


Man kann den Tenor und die Inhalte dieses Video's gar nicht genug auf sich wirken lassen. In diesem Video ist viel zum Ausdruck gebracht.

Muss das von uns noch im einzelnen analysiert werden, was hier alles zum Ausdruck gebracht wird? Und insbesondere: Wer hier spricht? - - -

Greifen wir mal eines der vielen schönen Pralinchen heraus, nämlich den "recht interessanten" Umstand, dass unter den sonstigen weitgehend nichtssagenden Fotos, die ständig eingeblendet werden, um die Gefühlslagen zu spiegeln, von denen gerade die Rede ist, in Minute 6'55 - während nun noch sehr allgemein von den "bösen", den ganz "bösen""anderen" die Rede ist, nämlich von jenen, die das patriotische Lager "lähmen" - einmal ein Videokanal eingeblendet ist. Damit wird ein bisschen konkreter ein Hinweis gegeben, worauf der anonyme "wir selbst"-Sprecher wünscht,  seine Ausführungen bezogen zu sehen. Uns fiel unter den vielen dabei eingeblendeten Video's eines mit dem Titel "Identitätere Bewegung - Karnevalscherz" ins Auge (2). Weiß ich jetzt auch nicht, warum! :) Ist halt einfach ne klare Aussage, nicht wahr? Und das kann man sich ja schon einmal ansehen, dieses Video. Aha, es ist erst einen Monat zuvor, am 7. Februar 2017, veröffentlicht worden ....


... Ja, ja. Und man versteht es schon. Was an einem solchen Video besonders schmerzen und wehtun kann. Das ist natürlich der Umstand, dass hier der allseits beliebte Martin Sellner - ab Minute 2'49 - in Zusammenhänge gestellt wird, in die jemand wie der Sprecher von "wir selbst" niemanden gern gestellt sehen will, den er zu den "eigenen Reihen" zählt. Aber, ach je. Das ist nun wirklich kein neuer Zusammenhang! Wer etwa die Zeitschrift "Sezession" des IfS der vielen letzten Jahre gelesen hat, weiß, dass all diese Zusammenhänge so schon immer bestanden haben. Sie ergeben sich schon aus der christ-katholischen Grundausrichtung dieser Kreise. Und so konnte ja schon 2006 etwa der damalige Papstberater Spaemann in der Zeitschrift "Sezession" die These vertreten, dass es, was das jüdische Volk betrifft, nicht auf genetische Kontinuität ankäme, um sich in besonderer Weise mit ihm identifizieren zu können. Und auch der allseits beliebte und ach so "kluge" Autor Gunnar Heinsohn hat mit seiner besonderen Verbundenheit mit Israel weder in einem "Sezession"-Interview, noch sonst besonders hinter dem Berge gehalten (Tenor: "Ich habe Bewunderung für Israel und bin an Deutschland gewöhnt.") Wer hätte denn daran bislang größeren Anstoß genommen?

Nur noch mal zwischengeschoben: Gegen eine besondere Identifikation eines Nichtjuden mit dem jüdischen Volk ist grundsätzlich nichts zu sagen. Jeder darf sich mit dem Volk "besonders" verbunden fühlen, das ihn am meisten zusagt. Nur merkwürdig, dass gerade in politischen Führungskreisen es immer nur ein Volk ist. Warum zum Beispiel haben die Tschetschenen dort keine Lobby? Warum die Tuareg keine Lobby? Tschetschenien konnte vor den Augen der gesamten Weltöffentlichkeit zerbombt werden - kaum jemand zeigte Verbundenheit mit diesem Volk.

Kevin MacDonald wird weiter ignoriert und mit ihm fast die gesamte Evolutionäre Anthropologie


Der Tenor des ersten Video's ist jedenfalls, es solle bloß "Ideologiekritik" betrieben werden, aber nur ja keine "Verschwörungstheorie". Als ginge nicht beides zugleich! Und von dem Bereich, wo beides zugleich geschieht, nämlich in der Evolutionären Anthropologie, bzw. in der Wissenschaft allgemein ist schon einmal gar nicht die Rede, wieder einmal nicht. Wie schon seit Jahrzehnten nicht. Genau so wie wir es schon anhand Alain de Benoist hier auf dem Blog aufgezeigt haben. Allerliebst. Und es merkt immer noch keiner? Immer noch nicht? Uns fällt dazu nur noch ein: Freut Euch des Lebens, Großmutter wird mit der Sense rasiert. Ein Satz, der letztlich auf beide hier behandelten Videokanäle anwendbar ist.

In dem zweiten Video vom 7. Februar 2017, mit dessen Machern und politischer Einstellung wir sonst auch wirklich nicht viel am Hut haben, werden aber nun Zusammenhänge auf den Punkt gebracht, auf die wir hier auf dem Blog schon seit vielen Jahren hinweisen. Wenn wir auch - aufgrund von angebrachter Wissenschafts-Nähe - nicht nötig haben, das so emotional und aggressiv vorzutragen wie das in diesem Video geschieht. Im Umfeld des "Instituts für Staatspolitik" und des Ares-Verlages in Graz zum Beispiel wurde schon vor vielen Jahren auf die Veröffentlichungen des US-amerikanischen Evolutionären Psychologen Kevin MacDonald über Judentum und Antisemitismus als gruppenevolutionäre Strategien aufmerksam gemacht. Man hat die Auseinandersetzung mit diesem Autor Kevin MacDonald aber in diesem Umfeld nie gesucht. Bzw.: Es ist offensichtlich, dass man ihr tunlichst und bis heute aus dem Weg geht. Verschwörungstheorie, oh Gott, oh Gott! Lähmung, Achtung, Lähmung!

Die Folge einer solchen Nichtkonfrontation der Anhängerschaft mit dem Stand der Forschung sind dann solche Auseinandersetzungen wie die, die durch diese beiden Video's besonders prägnant charakterisiert werden.

Ich weise natürlich nicht gerne auf Videos hin mit einem vergleichsweise aggressiven Unterton, deren Macher (hier "Mut zur Wahrheit") zugleich ein ansonsten vergleichsweise undifferenziertes Geschichtsbild vom Dritten Reich zu zeichnen scheinen. Aber der Hinweis erfolgte ja auch nicht von mir, er erfolgte von dem freundlichen Videokanal "wir selbst". Er hätte ja auch unseren Blog - nur mal so als Beispiel ;) - einblenden können! :)

Es wäre gut, wenn diese zur Wahrheit Mutigen zunächst einmal das Dritte Reich selbst einen "Karnevalscherz" nennen würden, dann würden sie auch selbst glaubwürdiger wirken. Hier auf dem Blog sind jedenfalls - zusammen mit Karlheinz Deschner ("Der Molloch") und vielen anderen - wirklich genug Anhaltspunkte gesammelt worden dafür, dass auch das Dritte Reich ein "Karnevalscherz" war. In meinem Buch "Hitler und die Astrologen" verwende ich sogar fast den gleichen Ausdruck. Aber wir freuen uns sehr, dass in dem Video von "Mut zur Wahrheit" auf den lächerlichen Umstand hingewiesen wird, dass von diesen "Konservativen Revolutionären" noch nicht einmal die ganze Frage der "Geschichtspolitik" rund ums Dritte Reich aufgerollt wird. Das ist so lächerlich und schreit so sehr zum Himmel, dass darüber kein Wort mehr verloren werden muss. Aber sonderbar genug, dass man dazu - offenbar - erst eine sehr starke Identifizierung mit dem Dritten Reich besitzen muss, um darauf überhaupt nur aufmerksam zu werden.

Allgemeines Astroturfing am "rechten Rand"


Solche Video's wie diese beiden kommen eben heraus, wenn man die gebildete nachwachsende Generation eines Landes über Jahre und Jahrzehnte hinweg verdummt, sie nicht über die Fortschritte in der Wissenschaft, insbesondere in der Evolutionären Anthropologie und auch in der Zeitgeschichte informiert und aufklärt, sondern stattdessen über Jahre hinweg lieber Phrasen drischt. Wir haben all das hier auf dem Blog oft genug gekennzeichnet, zuletzt in unserem Artikel "Tapfer voran, AfD, mit Michael Klonovsky als informiertem Vordenker!" (GA-j!, 10.7.2016)

Im Umfeld der "Identitären Bewegung", des "Instituts für Staatspolitik"*) und der Partei "Alternative für Deutschland" spielt sich also gegenwärtig eine Auseinandersetzung ab zwischen zwei Lagern. Wieder einmal munteres Schäfchentreiben zwischen "seriösen" (!) "Rechtskonservativen" (4) und "unseriösen" (!) Neonazi's. Dabei sind beide in den meisten Aspekten nur Auswuchs von Astroturfing. Und warum dieses Schäfchentreiben? Um es nicht bemerkbar zu machen, dass es den "dritten Weg" längst gibt. Dass man die Globalisierungsmafia schon lange kritisieren kann, ohne dümmlich auf der "Neocon"-Linie, aber auch ohne auf einer Neonazi-Linie zu fahren. Solange nur diese beiden Alternativen gesehen werden, sind alle glücklich und niemand nimmt - wirklich - Anstoß. Ob nicht doch einmal eine junge Generation sich so viel Blödheit auf einmal nicht mehr zumuten will und gefallen lässt?

Vielleicht noch einmal ein Hinweis auf einen Aspekt in dem Video von "wir selbst", nämlich auf das neuerliche Herumdrehen von Worten. Dass die Konservativen Revolutionäre Selbstmordprogramme propagieren, vertreten wir hier auf dem Blog spätestens seit 2012 mit genau diesem Ausdruck. Und ich kann mich als Autor nicht erinnern, diesen Ausdruck von irgendwo übernommen zu haben. Irgendwann drängte er sich mir aufgrund der analysierten Inhalte einfach auf. Aber interessant erscheint da jetzt, dass dieser Begriff umgedreht wird (!) von diesen Konservativen Revolutionären und sie mal eben so schlankweg behaupten: Wer ihrer Linie nicht folgt, verfolgt ein Selbstmordprogramm. Das ist ein wunderhübsches Pralinchen.

Es ist das eine Art Dejavu. Nachdem ich selbst schon Jahre lang den Begriff "Verdummung" benutzt hatte, durfte ich feststellen, dass auch mein lieber Bloggerkollege Michael Blume - im Einklang mit Kirchenfürsten - neuerdings verwendete - natürlich wiederum: gegen die "Verschwörungstheoretiker". Ja, wenn man wenigstens noch Einfälle hätte. Aber alles, alles muss man sich von anderen abgucken. Das mal nur als einige wenige der vielen Pralinchen im Video von "wir selbst".

Abschließend noch das folgende. Man mag es erstaunlich finden, wie viel Mühe sich "wir selbst" gibt. Zum Beispiel im Einfühlen in die Gefühlslagen der jungen, nachwachsenden Generation eines Volkes, die sieht, wie ihm alle weltgeschichtlichen Felle davon schwimmen, alle. Hut ab, alle Achtung für diese Mühe im Einfühlen. Aber wer solches Astroturfing schon länger beobachtet - so wie wir - der weiß, dass man sich diese Mühe schon immer gegeben hat. Oh, man ist darin ganz schön gut. Da könnte ich Geschichten erzählen! Man wird da richtig zu einem "Versteher" von Leuten, die einen echten gesellschaftlichen Aufbruch erstreben. Für die Mühe jedenfalls gibt es schon einmal 10 bis 12 Punkte ganz unbesehen vom sonstigen Inhalt!

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*) beide übrigens rechtskatholisch gestrickt, wie schon - wenn an nichts anderem - zu erkennen an einem solchen Begriff wie "Reconquista" (3).
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  1. wir selbst: Die Lähmung im patriotischen Lager. 6.3.2017, https://www.youtube.com/watch?v=pAAfWD2D8yM
  2. Mut zur Wahrheit: Identitäre Bewegung - Karnevalscherz. 7.2.2017, https://www.youtube.com/watch?v=wE5nKfhWd3U
  3. Alexander, Nikolai (Reconquista Germania): Paranoide Trojanophobie. 4.5.206, https://www.youtube.com/watch?v=vMAC6ur0OPU
  4. noch mehr Astroturfing übrigens wohl hier: wir selbst: Gegen die Lähmung: Aktivierende Videos - 12 Videos. Zuletzt am 07.03.2017 aktualisiert. https://www.youtube.com/playlist?list=PL1afRUzqEVPyx8h0Uwj1XQ5pOA9OnMoiH

Ehret die Frauen!

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Männer und Frauen - Ein viel erörtertes Thema

Dieser Beitrag entstand auf Anregung einer Blogleserin und Autorin. Sie meint, daß ein wesentlicher Gedanke in der alternativen Öffentlichkeit noch zu wenig erörtert worden ist, nämlich die Einsicht, die Johann Wolfgang von Goethe einst in die Worte gekleidet hat: "Das ewig Weibliche zieht uns hinan ..."



Schlimm genug übrigens, daß solche zentralen Merkmale der deutschen Kultur wie das Wissen um diesen Umstand auch in jenen Kreisen so gut wie gar nicht angesprochen wird, die mehr oder weniger erkannt haben, daß die Pflege und Weitergabe der deutschen Kultur ein wesentliches Anliegen ist, um den Manipulationen einer verbrecherischen, politischen Elite Gegenkräfte entgegen zu stellen.

Eines der wesentlichsten Merkmale der deutschen Kultur 


Wenn es einem wirklich ernst mit diesem Gedanken ist, dann sollte man zunächst einmal Kilometer breit klaffende Bildungslücken schließen, die die bewusst herbei geführte Unkultur unserer heutigen Zeit mit sich gebracht hat.




Es sind also einmal einige Gedicht-Bändchen von Schiller, Goethe, Hölderlin oder ähnlichen Autoren zu lesen. Dort stehen schon einige der wesentlichsten Dinge drin über ein angemessenes, beseeltes Verhältnis zwischen Mann und Frau. Echten Künstlern war dieses angemessene Verhältnis immer wichtig, denn ihnen war bewußt, daß dasselbe zu den tragenden Säulen gehört, aus denen Kultur überhaupt heraus gelebt, weiter gegeben und geschaffen wird. Ebenso ist es eine tragende Säule einer würdevollen Gestaltung des politischen Lebens.

Also muß den Kulturschöpfern an einer kulturvollen Gestaltung des Zusammenfindens und Zusammenlebens von Mann und Frau immer schon gelegen haben. 

Da aber offenbar in der alternativen Öffentlichkeit bislang niemand darüber redet, seien in diesen beiden Videos ein paar ganz unvorbereitete Worte dazu gesagt. Mit Verweisen auf Goethe und Schiller. Im zweiten Teil folgen Verweise auf Hölderlin und Susette Gontard. Auch wird der Gedanke geäußert, daß das Politische tot ist und daß nur noch aus dem Bereich des Kulturellen heraus eine gesellschaftliche Erneuerung erfolgen kann, und daß das Politische eher dazu dient, das so wesentliche Nachdenken über die kulturelle Erneuerung der Völker der Nordhalbkugel in den Hintergrund treten zu lassen (mehr dazu siehe der neue Blog: FuerKultur). - Quintessenz:
"Ehret die Frauen!, sie flechten und weben
Himmlische Rosen ins irdische Leben ......"
Es sei noch angemerkt, daß ich Gedichte gar nicht gerne vorlese, schon gar nicht solche. Mir ist natürlich bewußt, daß der ganze pathetische Tonfall nicht mehr in unsere Zeit paßt. Aber das ist nur äußerlich so. Der innere Gehalt ist bleibend und dauerhaft und steht über der Zeit. Ein ernsthaftes Lesen still für sich ist solchen Gedichten in jedem Fall angemessener. So wie es bessere Video's von anderen zu diesem Thema gibt, lösche ich meine wieder - versprochen! (Mit meinem Video zu Cioran habe ich das auch gerade gemacht.)

(Die Videoaufnahme mußte übrigens unterbrochen werden, weil die um einen herumwuselnde Tochter auch ihre Aufmerksamkeit haben wollte. Das mit dem "eisigen Herzen" hat sie auffallender Weise aufgeschnappt. Warum ihr wohl gerade diese Worte auffielen!? Ihr muß man das alles übrigens gar nicht sagen, in ihrem Lieblingsfilm "Drei Nüsse für Aschenbrödel" ist das alles sowieso enthalten. Sie ist sechs Jahre alt und trägt noch alle Ideale unbewußt in sich, die man als Erwachsener sich erst mühsam wieder erwerben und erarbeiten muß.

Im Video wird auch auf den deutschen Schriftsteller Friedrich Franz von Unruh (1893-1986) (Wiki) hingewiesen und es wird aus seinem wertvollen Büchlein über Friedrich Hölderlin zitiert. Deshalb hier noch die entsprechenden Literaturangaben (1, 2). Weitere sehr empfehlenswerte Literatur zum Thema (3).

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  1. Kiesel, Helmuth: Rezension von Friedrich Franz von Unruh: "Werke". Kritische Werkausgabe, hrsg. von Leander Hotaki. Rombach Verlag, Freiburg, Berlin, Wien 2007. 6 Bde. in 7 Teilbdn., 3031 S., geb., 398,- [Euro]. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.11.2008, Nr. 270 / Seite 36, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/der-vergessene-bruder-1731166.html
  2. von Unruh, Friedrich Franz: Friedrich Hölderlin. Georg Truckenmüller Verlag, Stuttgart 1943
  3. Köhncke, Fritz: Die Frau in der germanischen Welt. Ihr Beispiel ein Segen für die Völker Europas. Verlag der Forschungsfragen unserer Zeit, Zeven 1968

Henning Eichberg ist gestorben - Ein Rückblick auf seine mysteriöse geistige Entwicklung

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Sein Weg von einem sehr fortschrittlichen, ja revolutionären politischen und wissenschaftlichen Denker hin zu einem immer noch - immerhin - anregenden Denker

Am 22. April 2017 ist der deutsche Historiker und Soziologe Prof. Dr. Henning Eichberg (1942-2017) (Wiki) gestorben, und zwar im politischen Exil in Dänemark. Ein geistig anregendes deutsches Gelehrtenleben hat damit seinen Abschluss gefunden (1-48). Henning Eichberg hat einmal Mitte der 1960er Jahre - angeregt durch die Franzosen um Jean Mabire, Alain de Benoist und Dominique Venner - angefangen als ein deutscher Revolutionär zu denken und zu wirken im Sinne eines tiefergreifenden gesellschaftlichen Auf- und Umbruchs. Lange Jahre galt er als der führende theoretische Kopf der volkserhaltenden Kräfte in Deutschland, wenn nicht in Europa. Er kam darüber auch mit anderen führenden Köpfen revolutionären, volkserhaltenden Wirkens in Deutschland und Europa ins Gespräch - etwa mit Rudi Dutschke oder Alfred Mechtersheimer.




Was aber noch bedeutender ist, ist der meistens weniger beachtete Umstand, dass Henning Eichberg aus dem akademischen Bereich heraus wirkte. Denn parallel zu dem Formulieren politischer Theorie verlief seine wissenschaftliche Laufbahn im Bereich der Historischen Verhaltensforschung. Dies ist ebenfalls ein vergleichsweise fortschrittlicher Wissenschaftsbereich. Der Autor dieser Zeilen hat selbst 1993 in jenem Doktorandenkreis von August Nitschke in Stuttgart referiert, in dem zwanzig Jahre zuvor auch Henning Eichberg seine akademische Laufbahn begonnen hat (worauf der Autor dieser Zeilen erst jetzt, aus Anlass des Todes von Eichberg aufmerksam wird). Aufgrund einer Pressekampagne erhielt Eichberg Mitte der 1970er Jahre - nach seiner Habilitation bei Nitschke - keinen Lehrstuhl in Stuttgart und musste ins politische Exil nach Dänemark gehen, wo er eine Professur erhielt. Damit einher ging schließlich eine sehr deutliche "Abmilderung" der vormaligen sehr fortschrittlichen und revolutionären politischen und wissenschaftlichen Positionen von Henning Eichberg und offensichtlich auch eine  recht deutliche Verengung seiner wissenschaftlichen Interessen. Über seine Fachgrenzen hinweg zur Biologischen Verhaltensforschung scheint er seither nicht mehr so oft geschaut zu haben ...

Dennoch blieb er auch danach ein fast immer anregender politischer und wissenschaftlicher Denker. Mit seinem Wuschelkopf a la Rainer Langhans wirkt er noch in seinen letzten Lebensjahren in Videoaufnahmen (28, 29) menschlich so sympathisch, dass man ihm nicht wirklich böse sein möchte um all seiner nicht begangenen geistigen Wege willen. Er hat sich immerhin eine lebenszugewandte, fröhliche Lebenseinstellung bewahrt und ist nicht verbittert. Trotz all der Irrtümer seiner Altersjahre - die nach unserer Einschätzung freilich auch noch gegenwärtig schwerwiegend das Lebensringen der Völker belasten - war und blieb er ein seltenes Brausewasser am politisch "rechten" wie politisch "linken""Rand". Und er lässt jetzt, nachdem er gestorben ist, insgesamt dennoch auf ein Leben mit überdurchschnittlichem persönlichen Einsatz zurück blicken.

Sein Leben - Wichtig für das Verständnis der geistigen Entwicklung in Deutschland in den letzten Jahrzehnten


Sein Leben und die Entwicklung seines Denkens zu verstehen, heißt, vieles in der Entwicklung des deutschen wissenschaftsnahen Denkens rund um das Gebiet der Volkserhaltung der letzten fünfzig Jahre überhaupt zu verstehen. Wir möchten es so formulieren: Wäre Eichberg bei seiner offenen Einstellung der 1970er Jahre geblieben, würde er heute weitgehend dieselben Positionen einnehmen, die dieser Blog einnimmt - als einer der ganz ganz seltenen im politischen Raum - (denn: welcher Blog tut es eigentlich noch?). Deshalb jedenfalls muss uns der Lebensgang von Henning Eichberg und die vielen von ihm nicht begangenen wissenschaftlichen und politischen Wege bewegen. An seiner geistigen Biographie sollte erkennbar sein, warum dieser Blog heute so einsam ist auf weiter Flur im geistigen Leben der Gegenwart, warum er so wenige Gesprächspartner auf Augenhöhe hat.

Als Hauptvertreter des biopolitischen Denkens im Deutschland der 1970er Jahre war Henning Eichberg dem politischen Denken seiner - und unserer! - Zeit weit voraus, ganz ohne Frage. Und offenbar verschreckt von den Reaktionen, die dieses Denken, das weit seiner Zeit voraus war, allseits in Deutschland hervorrief - sowohl auf politisch "rechter" wie auf politisch "linker" Seite (und beim "Establishment" sowieso) - wandte er sich von diesem biopolitischen Denken gerade in jener Zeit ab, in der es innerhalb der - seiner eigenen Disziplin eng benachbarten - biologischen Verhaltensforschung immer festere Grundlagen erhielt. Das ist für uns ein sowohl mysteriöses wie bewegendes Geschehen. Denn zwanzig Jahre nach Eichberg referierten wir in der Doktorandenrunde von August Nitschke gerade über jenes naturwissenschaftsnahe Menschenbild, von dem Eichberg zu jenem Zeitpunkt offenbar schon nicht mehr besonders viel wissen wollte. In dem vorliegenden Beitrag versuchen wir diese uns mysteriös erscheinende geistige Entwicklung so weit als möglich nachzuvollziehen, indem wir einfach chronologisch seine Veröffentlichungen durchgehen soweit sie im Internet gegenwärtig verfügbar sind. (Der vorliegende Beitrag muss nach und nach noch weiter ergänzt werden, sobald ihm auch schwerer erreichbare Literatur verfügbar geworden ist, insbesondere mehrere Buchveröffentlichungen.)

Die grundlegende Frage ist: Warum blieb Eichberg bei seiner Historischen Verhaltensforschung stehen und arbeitete ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr an der Integration der Erkenntnisse der biologischen Verhaltensforschung und Soziobiologie in ein selbstverständliches, vollständiges, ganzheitliches Menschen- und Völkerbild mit? Wo war für ihn das Problem? Warum sprach er - alt geworden - und nach einem ansonsten sehr selten vollzogenen Wechsel von der politisch "rechten" zur politisch "linken" Seite sogar so unaufgeklärt und undifferenziert von der "gefährlichen faschistischen Versuchung" seiner vorherigen Lebenszeit? Natürlich besteht diese Versuchung, ohne Frage. Ein modernes biologisches, mit dem wissenschaftlichen Kenntnisstand im Einklang stehendes Menschenbild kann leicht zu dieser Versuchung verführen. Aber gerade darum muss man doch die Dinge auf der Sachebene klären und erörtern anstatt mit ziemlich oberflächlichem Raisonnement einen Umweg um sie herum machen - !?

Einen vollständigen Bruch in der geistigen Biographie von Henning Eichberg scheint es dennoch offenbar nicht gegeben zu haben. Über das Volk und die Bedeutung des Volkes in der Politik dachte Henning Eichberg bis an sein Lebensende nach. Und das zumeist lebendig und kreativ. Das einzige, was festzustellen ist, ist, dass er schon früh dabei die Erkenntnisse der modernen Biologie nicht mehr mit einbezog in sein Denken. Und das ist der Hauptumstand, der uns im vorliegenden Beitrag umtreibt und dessen Ursachen und Begleitumständen wir im vorliegenden Beitrag nachgehen wollen. Wir haben eine ähnliche Entwicklung ja hier auf dem Blog schon bei Alain de Benoist untersucht und dargestellt (50, 51). Bei de Benoist scheinen uns die Ursachen für seine - ähnlich sonderbare - Entwicklung ziemlich leicht erkennbar zu sein. Henning Eichberg ist im Gegensatz zu Alain de Benoist aber offenbar ein geistig völlig freier Mensch und Kopf gewesen. Und hätte sich Eichberg nicht von der Naturwissenschaft abgewandt, so möchten wir vermuten, dass dies de Benoist auch nicht getan hätte ....

Eine Hauptquelle: Die Zeitschrift "Wir selbst" (1979-2002)


Was ist dafür an Literatur auszuwerten? Da sind die Bücher von Henning Eichberg (1-4), da sind unzählige Aufsätze von Henning Eichberg, insbesondere über Jahrzehnte hinweg erschienen in der geistig lebendigen Zeitschrift "Wir selbst" (5-31) und da ist schließlich eine vielfältige Sekundärliteratur über Henning Eichberg und das biopolitische Denken der 1970er Jahre (32-49). Am besten und dichtesten gewinnt man gegenwärtig einen Eindruck von den politischen Denkwegen von Henning Eichberg über das Online-Archiv der Zeitschrift "Wir selbst", eine Zeitschrift, die zwischen 1979 und 2002 erschienen ist (5). Fast scheint es ja so, als wäre diese Zeitschrift gegründet worden, um insbesondere ihm, Henning Eichberg, ein Forum zu geben und um sein Denken die ihm am nächsten stehenden Autoren zu gruppieren (Baldur Springmann zum Beispiel gehörte dazu und viele andere).

Eichberg ging von der von ihm lebenslang vertretenen Historischen Verhaltensforschung nicht weiter zu der diesem Fach so nahe benachbarten Biologischen Verhaltensforschung und Soziobiologie, obwohl - oder gerade weil?! - zu seinen Lebzeiten in letzterem Wissenschaftsbereich ständig neue Argumente verfügbar wurden zur Begründung jener politischer Positionen, die Eichberg selbst als junger, feuriger, Vordenker des Ethnopluralismus, der Völkervielfalt in den 1970er Jahren vertreten hatte. Man wünschte sich, er lebte noch und man könnte ihm einige dringende Fragen stellen, zum Beispiel:

Welche Rolle spielt seiner Meinung nach die Naturwissenschaft für das moderne Menschen- und Gesellschaftsbild? Darf sie bei der ausgewogenen Beurteilung aller menschlichen Verhältnisse und Vergesellschaftungen unberücksichtigt bleiben, ohne in die Gefahr gar zu leicht manipulierbaren ideologischen Denkens zu geraten, das mit seinen vielen "Verschiebebahnhöfen" bis heute doch offensichtlich nicht zu einer größeren Emanzipation im Bereich des Menschlichen und Gesellschaftlichen beigetragen hat und beiträgt, sondern im Gegenteil gegenwärtig zu einer furchtbaren Vernichtung wertvollster gewachsener Hochkulturen auf der Nordhalbkugel führt?

Als Vertreter der Historischen Verhaltensforschung hat sich Eichberg seit seiner Habilitation in einem Wissenschaftszweig bewegt, der schon von seinem Grundansatz her die Nähe zur Naturwissenschaft in Anspruch nahm (nämlich zu der von Konrad Lorenz begründeten naturwissenschaftlichen Verhaltensforschung). Es wäre also aufzuzeigen, dass diese Nähe am Ursprung auf die weitere Entwicklung dieses Faches - und so auch auf die geistige Entwicklung von Henning Eichberg - erstaunlich wenig Einfluss genommen hat. Obwohl doch zeitgleich das Aufkommen der Soziobiologie zu konstatieren ist, die - zum Beispiel mit Christian Vogel und Eckart Voland in Göttingen - geistes- und naturwissenschaftliche Aspekte der Verhaltensforschung verbindet. Hat sich Henning Eichberg zu diesen Entwicklungen irgendwann einmal konkreter positioniert? Darüber ist uns bislang nichts bekannt geworden. Und wenn nicht: warum hat er dieser Entwicklung nicht mehr Platz in seiner eigenen geistigen Auseinandersetzung eingeräumt?

Abb. 1: Henning Eichberg 2015
Jedenfalls hat Henning Eichberg noch jene mühsame "Arbeit des Begriffs" kampfeslustig und einsatzbereit auf sich genommen, die die frühere langjährige Kulturredakteurin der "Jungen Freiheit" Angelika Willig (geb. 1963), eine promovierte Philosophin, ebenfalls als notwendig erachtete, mit der sie auch ansatzweise begann, die sie aber dennoch 1998 mit ihrem Aufsatz "Abschied von rechts" (erschienen in der "Jungen Freiheit") seither wenig perspektivlos zu einem kaum geistige Erfolge versprechenden Unternehmen erklärte. Und damit markiert sie die geistige Leerheit im Denken der volkserhaltenden Kräfte in Deutschland fast bis heute.

Geistiges Brausewasser im Deutschland der 1970er Jahre


In den 1970er Jahren war Eichberg eindeutig das Brausewasser in den geistigen Gefilden der volkserhaltenden Kräfte in Deutschland. Beschäftigt man sich mit einem Leben, wird sofort klar, wie lebendig die geistige Auseinandersetzung rund um die Erhaltung der Völker geführt werden kann. Es fällt sofort ein Licht auf die Art, wie dies in den letzten 20 bis 30 Jahren von seinen - angeblichen! - geistigen Erben, seien es nun kritische oder nicht, geführt wird. Diese Erben sind - verglichen mit einem Henning Eichberg - nur Museumsverwalter. Und mögen sie noch so laute Reden halten bei Pegida-Demonstrationen oder auf AfD-Versammlungen. Ja, auch Marc Jongen gehört zu solchen Museumsverwaltern. Man entschuldige schon! Man schaue sich doch nur den lebendigen Henning Eichberg dazu im Vergleich an.

Noch 2015 redet Eichberg auf Vorträgen frisch und unverbittert. Was für ein Leben. Warum wird man erst jetzt, anlässlich seines Todes auf dieses Leben aufmerksam? Und zwar durch einen Nachruf von Karlheinz Weißmann (48), der - durchaus mit Recht - als lesenswert in Kreisen weiter gereicht wird, denen Volkserhaltung wichtig ist? Der Grund ist ganz einfach: Weil Eichberg zwar in den letzten 30 Jahren sicherlich ein anregender Denker war - aber kein revolutionärer mehr. Revolutionär war er - - - bis er Professor wurde! Denk es, oh Deutschland.

Dem Autor dieser Zeilen war der Name Eichberg nur flüchtig in Erinnerung geblieben, weil er auf ihn im Zusammenhang mit den biopolitischen Debatten der frühen 1970er Jahre gestoßen war, auf die er ebenfalls erst sehr spät aufmerksam wurde (49), obwohl sie ja doch die sogenannte "Neue Rechte"überhaupt erst begründeten (wie einem dabei erst bewusst wird). Die damaligen so lebendigen biopolitischen Debatten werfen ein sehr grelles Licht auf die heutige Sterilität bezüglich dieser Debatten in der sogenannten "Neuen Rechten".

Auf einer Internetseite wie derjenigen der Zeitschrift "Sezession" etwa findet man den Namen Henning Eichberg oft erwähnt. Aber fast immer nur im Vorübergehen. Eine echte, tiefer gehende Auseinandersetzung mit seinem Leben, ein Weiterdenken seiner Positionen gab es dort in den letzten Jahren nirgendwo. Lächerlich, im Grunde, auf solchen langweiligen Seiten so etwas zu erwarten. (Brodkorb verfolgte zwar ein wenig - wie nebenbei - die Debatten, die Eichberg 2009 bis 2011 auf "Endstation rechts" führte, merkte dabei aber gar nicht, dass Eichberg, selbst wenn er sich so "krude"äußerte wie in diesen Debatten, immer noch jedem heutigen "neurechten" Möchtegern geistig weit voraus war. Und warum? Weil er einfach nur selbständig dachte und nicht bloß in Schablonen oder einem unglaublich steifen, sterilen christlich-rechtskonservativ Denken verhaftet blieb, bei dem der Jesuit hinter jeder Zaunritze hervorlugt. Die Debatten selbst rankten sich um ein solches immer inhaltsloseres Scheinthema wie die Unterscheidung zwischen "links/rechts", das Menschen ja wichtig sein muss, die weiterhin nur "Ideologiekritik" betreiben wollen und keinesfalls - - - - Verschwörungstheorie und anderen schlimmen Dinge (Biopolitik etwa, horribile dictu!). Zu diesen Menschen gehörte ja Eichberg an seinem Lebensende auch ... Schade eigentlich! Er hätte - von seinen Anfängen her gesehen - als ein echter Held in die deutsche Geschichte eingehen können.

Im folgenden eine künftig noch zu ergänzende Chronlogie zur Entwicklung des politischen Denkens von Henning Eichberg.

/ Eine Chronologie der geistigen Entwicklung von Henning Eichberg /


1967 - "Ich begegnete politischen Schriftstellern eines ganz anderen Typs"


Wir erfahren über die politischen Anfängen von Henning Eichberg (Robert Scholz, 8.1.2009):
Bereits 1966 - zu einem Zeitpunkt also, als Wahlerfolge der „alten Rechten“ gerade einsetzten - nahm der junge Publizist Henning Eichberg an einem deutsch-französischen Jugendaustausch teil, der ihn in ein Zeltlager mit jungen französischen Nationalisten in die Provence führte. Rückblickend schrieb Eichberg: „Ich begegnete politischen Schriftstellern eines ganz anderen Typs, als ich ihn aus Deutschland kannte; Dominique Venner, Jean Mabire und Fabrice Laroche (d.i. Alain de Benoist) waren eher eine Art von Berufsrevolutionären.“ Dieses Zeltlager bezeichnet Eichberg als„wesentliche[n] Anstoß, mich von der bürgerlich-konservativen ‚alten Rechten’ in Deutschland zu lösen und eine ‚neue Rechte’ zu entwerfen.“ Später arbeitete Eichberg sogar an der 1968 von Alain de Benoist gegründeten Zeitschrift „Nouvelle École“ mit.
Also sehr ähnliche Absichten wie jene, die zur gleichen Zeit (oder wenig später) Alain de Benoist in Frankreich verfolgte. Noch etwas genauer beschreibt Karlheinz Weißmann die damaligen Ansätze Eichbergs folgendermaßen (JF 2008):
Seit dem Frühjahr 1967 hatte er (...) in der Zeitschrift "Junges Forum" eine Reihe von Texten veröffentlicht, die alle die Möglichkeiten eines "progressivem Nationalismus" behandelten. Eichberg interessierte sich zwar auch für verschiedene neokonservative Bewegungen, aber sein Hauptaugenmerk galt damals den "europäischen Nationalisten" und dem Versuch, eine geschlossene rechte Ideologie zu schaffen. Viele seiner Leser irritierte - und solche "Provokation" war beabsichtigt - der Rekurs auf wissenschaftliche Theorien, die bis dahin niemand mit einer rechten Position verknüpft hatte; Eichberg forderte:
  • eine "neue Rationalität", die sich später an der Erkenntnistheorie des "Wiener Kreises" orientierte, 
  • die Nutzung ethologischer (Bedeutung der biologischen Differenzen zwischen Individuen einerseits, Rassen andererseits, Rolle der Territorialität und Aggressivität des Menschen) 
  • sowie soziologischer Erkenntnisse (Gruppengebundenheit des Individuums und dessen Bedürfnis nach Identität gerade unter den Bedingungen einer modernen Industriegesellschaft), 
  • aus denen dann erst die politischen Konsequenzen zu ziehen waren, etwa die Forderung nach kulturell homogenen Großräumen (bald von Eichberg mit dem Begriff "Ethnopluralismus" verknüpft) und der Aufbau eines organisatorischen Sozialismus.
An anderer Stelle sagt Karlheinz Weißmann das ergänzend (Vordenker, 2012):
... eine geschlossene rechte Ideologie zu schaffen. Sie sollte (...) Ergebnisse der Sozial- wie Naturwissenschaften nutzen, um mit dem unbrauchbar gewordenen Traditionsbestand - unter Einschluß des Christentums - aufzuräumen.
Das ist in der Tat ein ganzheitlicher Ansatz, den man ganz genauso heute auch noch verfolgen kann. Gibt es überhaupt eine Alternative zu diesem Ansatz? Er wird etwa in der Zeitschrift "Die Deutsche Volkshochschule" (Ratekau) seit 1988 (bzw. 1979) verfolgt (s. FuerKultur). Denn es ist das ja nicht "irgendein" theoretischer Ansatz, der neben vielen anderen stünde, sondern der einzig mögliche, der übrig bleibt. Es ist der einzig gebotene, weil weder die Wissenschaft teilbar ist in Disziplinen, die Einfluss auf das Menschen- und Gesellschaftsbild haben und solche, die das nicht haben, noch auch weil es sinnvoll, ein Menschenbild überhaupt ohne Berücksichtigung des Erkenntnisstandes der Wissenschaft zu formulieren. Letzteres aber wird bis heute ganz fröhlich auf Seiten der politisch Rechten - ebenso wie auf Seiten der politisch Linken - betrieben. Karlheinz Weißmann hält auch fest (JF 2008):
Armin Mohler hat einmal geäußert, daß seine eigenen Söhne mit der Rechten der sechziger Jahre sowenig anfangen konnten wie fast alle anderen jungen Leute. Es habe aber eine Ausnahme gegeben: Henning Eichberg. Der paßte schon wegen seines Äußeren nicht in das Schema, mit seinen halblangen Locken und offenem Hemd, dem Schreiben von Gedichten und Liedern und der Veröffentlichung von Privatdrucken in avantgardistischer Manier. Es steckt darin ein Verweis auf die Unwiderstehlichkeit von '68, und wenn Eichberg in manchem wie ein Linker wirkte, dann kopierte er nicht einfach ein Muster oder trieb Camouflage. Er war fasziniert vom politischen Aktivismus der Gegenseite, und seine Haltung gegenüber der Revolte hatte immer etwas Ambivalentes.
Ein faszinierender Mensch, der Henning Eichberg der 1970er Jahre.

1970 - "Keine einseitig biologistische Orientierung"


Über eine Veröffentlichung des Jahres 1970 erfahren wir (Hartmut Meyer 1986):
... konstatiert Henning Eichberg daher, "daß 'die Rasse oder Abstammungsgemeinschaft an sich keine politisch relevanten Großgruppen begründet'". Er wendet sich folgerichtig gegen die "einseitige biologistische Orientierung", um auf die andere Seite, die "subjektive Realität" des Nationalismus hinzuweisen, "auf das Wir-Bewußtsein, die Revolutionierung des Geistes, den Willen zur Einheit und zur politischen Selbstverwirklichung. Erst durch den Faktor Bewußtsein werden Gegebenheiten wie Volkstum und Rasse politisch relevant."
Hier ist der naturwissenschaftliche Kenntnisstand zum Menschen und zu Völkern noch selbstverständlich mit berücksichtigt. Und es wird ganz richtig eine "einseitige biologistische Orientierung" zurück gewiesen. Umgekehrt könnte man dann aber ganz entsprechend zu dem späteren Eichberg sagen, dass auch seine einseitig "kulturalistische Orientierung" zurück zu weisen wäre. 

1971 - "Territorialtrieb" - Assistent bei August Nitschke


Auf Wikipedia heißt es über Eichberg (Wiki):
Er wurde 1971 wissenschaftlicher Assistent bei August Nitschke am Institut für Sozialforschung der Universität Stuttgart, wo er sich 1976 mit Studien zur Soziologie Indonesiens und zur Geschichte des modernen Sports in historischer Verhaltensforschung habilitierte.
Wie gesagt, hat der Autor dieser Zeilen selbst im Doktoranden-Seminar von August Nitschke in Stuttgart im Jahr am 16. November 1993 ein Referat gehalten. Der Autor Henning Eichberg war ihm damals kein Begriff, der Autor dieser Zeilen war auch bis heute nie ein Leser der - im Grunde recht lesenswerten - Zeitschrift "Wir selbst" gewesen. Ich wohnte 1993 in Weil der Stadt, wo ich meine Magisterarbeit abschloss und mich an die Universität Stuttgart auf meine mündlichen Magisterprüfungen (an der Uni Mainz) vorbereitete. Dabei muss ich irgendwie auf August Nitschke aufmerksam geworden sein. Allerdings haben mich August Nitschke und auch das von ihm vertretene Fach Historische Verhaltensforschung 1993 nicht gar so besonders beeindruckt. Ich war damals innerlich schon weiter. Das war mir alles viel zu weit weg von jenem Brückenschlag zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft, an dem mir selbst damals schon sehr gelegen war. Ich trug Grundgedanken vor aus Hoimar von Ditfurth's „Der Geist fiel nicht vom Himmel“, aus Lumbsden/Wilson Gen-Kultur-Koevolution vor und kam dann abschließend auf Probleme des Krummhörn-Projekts von Eckart Voland zu sprechen. Man war dort in der Doktorandenrunde zwar sehr offen und interessiert, aber ich glaube, ich war der einzige in dieser Runde, der sich überhaupt für Soziobiologie interessierte. Letztlich war mein Eindruck: Das ist mir alles zu geisteswissenschaftlich. Aber immerhin, in der Rückschau ist doch zu sagen, dass zumindest Offenheit vorherrschte. - - - Über Eichbergs damalige biopolitische Positionen ist weiter zu erfahren (Heiler 2003, S. 9):
Der Territorialtrieb gilt der Sicherung des Gruppenreviers. Hauptzweck des Triebs ist die Abgrenzung vom fremden Territorium. “Es überlebt die Art, deren Mechanismus von Abgrenzung und Behauptung nach außen wie Solidarität nach innen am entschiedensten funktioniert“ formuliert der neurechte Ex-NPD-ler Henning Eichberg 1971.
Auch hier ist der naturwissenchaftliche Kenntnisstand noch voll berücksichtigt.

1972 - "Aktion Neue Rechte"


1972 spaltet sich ein Teil der NPD von ihrer 1967 durch den britischen Geheimagenten Adolf von Thadden gegründeten Mutterpartei ab, da es nicht gelungen war, den genannten britischen Geheimagenten vom Parteivorsitz zu entfernen (damals war natürlich noch nicht bekannt, dass er im Dienst eines Geheimdienstes stand ...) Henning Eichberg nun verfasste für die abgespaltene Gruppierung die  Grundsatzerklärung "Manifest einer europäischen Bewegung" (R. Scholz 2009). 1979 ging aus dieser Abspaltung, wenn man es recht versteht, auch die Zeitschrift "Wir selbst" hervor.

1973 - Warum nicht "1968 von rechts"?


Es ist dann zu erfahren (TOP 2007):
Am 26. Oktober 1973 war es, da konnte die Burschenschaft Thessalia zu Prag in Regensburg, 1961 Gründungsmitglied des radikal-völkischen Flügel der Dachorganisation Deutsche Burschenschaft, der Burschenschaftlichen Gemeinschaft, und damit laut Selbstverständnis dem „konservativen Prinzip“ verpflichtet, ihr 109. Stiftungsfest begehen. Der Redner, den die Burschen und ihre Alten Herren für geeignet befunden hatten, ihnen den Weg in die Zukunft zu weisen, war ein gewisser Henning Eichberg. Dieser hatte zu einem militärhistorischen Thema promoviert und arbeitete damals als Assistent für Sportgeschichte an der Universität Stuttgart. (...) Eichberg zögert nicht, den Transfer in die damalige Aktualität zu vollziehen: "Warum kam nicht (als Antwort auf 1968, d.V.) aus der Reihe der Burschenschaften eine Initialzündung, die Einbringung der nationalen deutschen Frage als revolutionärer Störfaktor?"
Da ist es, das Brausewasser der 1970er Jahre. Warum gibt es das seither nicht mehr? 1973 beruft sich Eichberg in seinem Buch "Der Weg des Sports"übrigens sehr selbstverständlich auf die Gedanken und Forschungen von Konrad Lorenz zur Evolution des Spielens. Er integriert also zumindest Teile des naturwissenschaftlichen Forschungsstandes in seine wissenschaftliche Arbeit.

1974 - Angeborene Intelligenz-Unterschiede zwischen Rassen


Über einen grundlegenden Aufsatz, den Henning Eichberg 1974/75 in den "Burschenschaftlichen Blättern" veröffentlichte, ist zu erfahren (zit. n. "Neue Rechte in Deutschland", S. 102):
Schwarze zum Beispiel hätten, so drückt es der Nationalrevolutionär Henning Eichberg in einem Beitrag in den "Burschenschaftlichen Blättern" aus, einen um 20 Prozent niedrigeren Intelligenzquotienten als Weiße, würden dafür jedoch über ein besseres Gedächtnis verfügen. Eichberg stützt sich hierbei auf Ergebnisse amerikanischer Wissenschaftler (z.B. Arthur Jensen), die diese Fakten bewiesen haben wollen. Der Nationalrevolutionär folgert daraus, "daß verschiedene Rassen eine genetisch und erblich verschieden strukturierte Intelligenz besitzen." Eichbergs Fazit: Kulturelle Errungenschaften werden als ausschließlich von Deutschen bzw. Europäern erbringbare Leistungen dargestellt. Anderen Individuen wird die Fähigkeit dazu aufgrund mangelnder Intelligenz abgesprochen.
Der letzte Satz dieses Zitates ist keine wörtliche Wiedergabe, er kann deshalb auch tendenziell verzerrt wiedergegeben sein. Das bleibe an dieser Stelle zunächst unentschieden. Jedenfalls ist hier klar der naturwissenschaftliche Kenntnisstand zum Menschen- und Gesellschaftsbild berücksichtigt, und zwar eben jener, der heute immer noch gültig ist. In einer Rückschau aus dem Jahr 2009 auf diese Zeit sagt Eichberg (Scholz/Brodkorb, 2010 Teil 1):
Vom - französisch inspirierten - Europa-Gedanken führte auch eine Linie zur rassistischen Versuchung. Der saß ich zwar nicht gänzlich auf, sie schlug sich aber vereinzelt doch in meinen Schriften von 1967-70 nieder. Europas "weiße" Identität - da lag eine rassische Deutung nur allzu nahe. Aber das blieb bei mir marginal, während die Vorstellung von einem "Europäischen Sozialismus" eine stärkere Dynamik entwickelte. Dass es sich bei der Europa-Orientierung letztlich um eine Flucht vor der deutschen Identität handelte, also um eine Flucht vor dem Volk, wurde mir erst später deutlich. Mein letzter Europa-Artikel erschien in den "Burschenschaftlichen Blättern" 1974. Damals kamen mir schrittweise Bedenken wegen des Mangels an Demokratie in der Europa-Schwärmerei.
Die "rassische Deutung" blieb bei ihm also marginal. Dabei geht es nicht um Deutung, sondern um Mitberücksichtigung des Kenntnisstandes, der dann natürlich auch zu deuten ist, ja. Im weiteren kommt Eichberg dann 2010 auf die "faschistische Versuchung" zu sprechen, die es damals für ihn gegeben habe, unter anderem aufgrund des Einflusses von Jean Mabire. Zu all dem haben wir zur Zeit noch zu wenig Zugang zu Originaltexten, um uns hierüber ein eigenes Urteil bilden zu können.

1976 - Habilitation bei August Nitschke in Stuttgart


1976 habilitierte sich Eichberg bei August Nitschke in Stuttgart (v. Lessen, Ostpreussenblatt 2001):
Als ihm, der zweifellos ein origineller und kreativer Denker von hohem intellektuellen Niveau ist, in Deutschland die Chance geboten wurde, nach seiner Habilitation eine Professur in Stuttgart zu bekommen, entfesselte die Illustrierte STERN, von der wir heute wissen, wie stark dort die Einflüsse der Stasi waren, eine wüste Kampagne gegen Eichberg, woraufhin er jede Chance verlor, im deutschen Wissenschaftsbetrieb eine adäquate Stellung zu bekommen.
Auch zu diesen Dingen würde man gerne mehr Einzelheiten erfahren.

1978 - "Grenze zum Biologischen fließend" / Rudi Dutschke


1978 schreibt Eichberg in seinem Buch "Nationale Identität" (S. 34):
Die aus dem Begriffspaar Natur/Kultur abzuleitende Grenze zum Biologischen ist jedoch fließend. Einerseits ist der Mensch physiologischbiologisch durch seine Kultur geprägt - vgl. Ilse Schwidetzky: Hauptprobleme der Anthropologie.
Auch dieses nur sehr kurze Zitat macht deutlich, dass Eichberg zu diesem Zeitpunkt noch sehr weitgehend die naturwissenschaftliche Anthropologie berücksichtigte, hier etwa in Form der wertvollen Bücher von Ilse Schwidetzky.

1977 hatte der in Dänemark lebende Rudi Dutschke in der Zeitschrift "das da" den Aufsatz "Die Deutschen und der Sozialismus" veröffentlicht (Wiki):
„Warum denken deutsche Linke nicht national? Die sozialistische Opposition in der DDR und in der Bundesrepublik müssen zusammenarbeiten. Die DDR ist zwar nicht das bessere Deutschland. Aber sie ist ein Teil Deutschlands.“ Um die westdeutsche Linke für die von ihr vernachlässigte „nationale Frage“ zu interessieren und die Behandlung dieses Themas nicht den Nationalisten zu überlassen, verwies er auf den von Karl Marx selbst betonten dialektischen Zusammenhang mit der sozialen Frage: „Unter solchen Bedingungen fängt der linke Deutsche an, sich mit allem möglichen zu identifizieren, aber einen Grundzug des kommunistischen Manifestes zu ignorieren: Der Klassenkampf ist international, in seiner Form aber national.“ Diese Ansichten stießen jedoch damals auf fast einhellige Ablehnung und manchmal Empörung.
Nun, das stimmt so rundweg nicht. Wir wissen heute, dass zahlreiche enge Weggefährten von Rudi Dutschke entweder damals oder später die nationale Frage als ähnlich wesentlich und revolutionär erkannten wie Dutschke: Bernd Rabehl, Horst Mahler, Rainer Langhans und viele andere mehr. Nur gelang es, diese Bewegung so zu zersplittern, dass sie als wirkungslos verpuffte. Aber in diesem Zusammenhang meldete sich auch Henning Eichberg schon im November 1978 in derselben Zeitschrift zu Worte und (Wiki)
führte in dem von Jochen Steffen und Klaus Rainer Röhl herausgegebenen Magazin das "da-avanti" eine vielbeachtete Diskussion mit Rudi Dutschke über die nationale Frage in Deutschland unter der Überschrift: „National ist revolutionär“.
Vollständig hieß sein Aufsatz: "National ist revolutionär! Was Rudi Dutschkes Thesen zur 'Nationalen Frage' für die Linken bedeuten" (Nachdruck in "Wir selbst", sowie auf "SachedesVolkes"). Darin schreibt Eichberg:
Um  1967 begann eine neue Generation diese Lage zu durchschauen. „Die marxistische  Linke  muß  Ansätze des Nationalismus weitertreiben, gerade auf den neuralgischen  Punkt,  daß Deutschland geteilt wurde durch  den Bundesgenossen USA”, schrieb Bernd Rabehl damals. Aber sobald die Neue Linke in die tatsächliche Auseinander­setzung ging (auf der Straße und in den Medien), ließ man das Thema fallen. Die Problemblindheit, die Rudi Dutschke jetzt beklagt, datiert seit jenen Tagen. Eine Chance wurde ver­paßt:  die nationalrevolutionäre Chan­ce.
Genau ein Jahr später starb Rudi Dutschke überraschend mit 39 Jahren in Aarhus in Dänemark - in der Badewanne. Er hatte nach Bremen umziehen wollen und dort aktiv in die Politik der Partei "Die Grünen" einsteigen wollen. Das hätte jenes damals schon geplante und in der Durchführung befindliche Hijacking der grünen Partei durch dieser Partei ganz andere Interessen deutlich erschwert. Der Tod von Rudi Dutschke wird also vielen sehr willkommen gewesen sein, die jede Art von "Querfront", wie sie sich damals innerhalb der "Grünen" anbahnte, damals und bis heute zu verhindern bestrebt waren, damit jede grundlegende gesellschaftliche Änderung.

Zwei Jahre später sollte Henning Eichberg ausgerechnet in jenem Dänemark eine Professur erhalten, in dem Rudi Dutschke von 1967 bis 1979 gelebt hatte.

1980 - Henning Eichberg stiert sie auch an, ... die "Rechristianisierung" 


Henning Eichberg war Nichtchrist. Dies geht auch aus dem Umstand hervor, dass er 1980 für den Nachdruck einer Geschichte der proletarischen Freidenkderbewegung ein Nachwort schrieb mit dem vielsagenden Titel: "Proletarische Freidenker. Über eine alternative Kulturbewegung, die in der Rechristianisierung der Linken untergegangen ist". Dieser Titel zeigt auf, dass sich Eichberg damals schon bewusst war, dass an einer Rechristianisierung der Linken gearbeitet worden ist. Diese hatte zur Folge, dass es noch heute keinen offiziellen laizistischen Arbeitskreis innerhalb der SPD gibt, ein geradezu lächerlicher Umstand angesichts der Tatsache, dass die Arbeiterbewegung der Hauptträger der ersten großen Kirchenaustrittsbewegung schon vor dem Ersten Weltkrieg gewesen ist.

Eichberg benutzt hier einen Begriff, den wir hier auf dem Blog - ganz unabhängig von ihm - etwa seit 2007 oder 2008 ebenfalls benutzen, und zwar um genau das zu charakterisieren, was Henning Eichberg selbst einst als Nichtchrist in den 1970er Jahren begründet hatte. Man möchte meinen, dass man mit Henning Eichberg zusammen doch auch einen Aufsatz hätte schreiben können über die von ihm begründete Neue Rechte, einen Aufsatz mit dem Titel: "Eine alternative Kulturbewegung, die in der Rechristianisierung der Rechten untergegangen ist". - - -

Gerne würde man wissen, welche Gedanken Henning Eichberg hierzu zu äußern gehabt hätte. Und wie er den Befund bewertet hätte, dass ausgerechnet ein dezidierter "katholischer Protestant" wie Karlheinz Weißmann den am meisten beachteten Nachruf auf ihn von "rechter" Seite im Jahr 2017 geschrieben hat. Ebenfalls ein deutliches Zeichen von rückschrittlicher Rechristianisierung. Wo sind all die vielen "neurechten", wissenschaftsnahen Nichtchristen der frühen 1970er Jahre geblieben? Keiner mehr da, der auf Eichberg einen Nachruf schreiben kann? Auch auf der Internetseits von "Wir selbst" oder auf der Internetseite des Bublies-Verlages finden wir keinen Nachruf bislang auf Henning Eichberg.

1982 - Ein Revolutionär geht ins Exil und wird Professor


1982 erhält Henning Eichberg eine Professur in Dänemark. In der Zeitschrift "Wir selbst" ist von diesem Zeitpunkt an immer von seinem "politischen Exil" in Dänemark die Rede. Es scheint fast so, als ob mit der Erlangung der Professur zugleich einhergeht eine bewusstere Abwendung von seinem vormaligen, so fortschrittlichen biopolitischende Denken.

1984 - "Kulturgemeinschaft derer mit dem hohen IQ"


Zwei Jahre später, 1984, macht er sogar eine Abwendung von der "positivistischen Wissenschaft" insgesamt kenntlich (die er doch auch als Historischer Verhaltensforscher betreibt?), bzw. von Auswüchsen derselben wie er sie versteht. Da schreibt er nämlich in "Wir selbst" (3/1984):
... Inzwischen sind nämlich ganz andere Mythen als solche entdeckt und zum Gegenstand der Kritik geworden, die ideologischen Grundlagen der Industriegesellschaft selbst. Der „Fortschritt” des industriellen Kapitalismus erwies sich als zielloses Fort-laufen mit hängender Zunge auf eindimensionaler Aschenbahn. Die Überholmythen des staatswirtschaftlichen Systems Osteuropas stehen dem in nichts nach. Die „Rationalität” der positivistischen Wissenschaft führte zum Gehirn-Kult und letztlich zur Samenbank und Kulturgemeinschaft derer mit dem hohen IQ. „Wachstum”, „Leistung” , „Erziehung”, „Produktivität” - Mythen, Mythen, nichts als Mythen.
Hier wird ein riesiges großes Missverständnis formuliert. Die „Rationalität” der positivistischen Wissenschaft ist kein Mythos. Sondern schlicht Wissenschaft. Hier wird für uns zum ersten mal ein seichtes und oberflächliches Denken bei Eichberg erkennbar, er flüchtet sich hier wohl in eine Art sponti-haftes Verhalten oder Denken: "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt". Das ist schade, sehr schade. - - - Was Professuren offenbar alles aus Menschen machen können.

IQ und IQ-Unterschiede zwischen Völkern sind nun also - nach Eichberg - "Mythen, nichts als Mythen"! Und es wird schon spürbar: Diese Meinung selbst ist gar nicht in der Rationalität verwurzelt, sondern im für Eichberg bis zu seinem Lebensende so wichtigen - - - "Habituellen". Das Habituelle ist aber keine Erkenntniskategorie. Die Wissenschaft war an ihrer vordersten Front dem zu ihrer Zeit gültigen Habituellen meist weit voraus. Aber was kann ein "Sponti" wie Henning Eichberg damit anfangen? Er möchte wortlustig und flott formulieren. Er möchte - offenbar - "ankommen", "dabei sein". Er möchte nicht mehr Revolutionär sein. Und er möchte mit seinem Weltbild auch nicht in den Sachen selbst wurzeln. Ihm ist Konsequenz rund um ein unteilbares, einheitliches Weltbild (s. E.O. Wilson - "Einheit des Wissens", 1998) nicht wichtig. Er beendet seinen Aufsatz mit den Worten:
Alle Geschichte nimmt ihren Ausgang vom Körper und seinen Sinnen. Und dort endet sie wieder.
Das ist auch sonst wohl einer der durchgängigsten Gedanken in seinem Leben. Auf die biologische Unterschiedlichkeit der Körper scheint er dabei keinerlei Augenmerk gehabt zu haben. Oder doch? Diese genetisch bedingte Unterschiedlichkeit der Körper ist übrigens nicht nur im Leistungssport von Bedeutung. Sie ist auch im Umfeld rund um etwa tänzerische Begabung von Bedeutung. Überhaupt ist der Körper unsere Seele (Gerhard Roth: Wie das Gehirn die Seele macht). Und darum sind mit körperlichen biologischen Unterschieden zwangsläufig seelische biologische Unterschiede verbunden. Schade, Henning Eichberg, dass Du dem Bewusstseinsstand Deiner Jugendjahre ab 1982 nicht mehr treu geblieben bist. Sehr schade. Du hättest Dir sonst um die Erhaltung der Völker am Ende des 20. und am Beginn des 21. Jahrhunderts viele Verdienste erworben. Denn in diesem Bewusstseinsstand liegt der Knackpunkt diesbezüglich.

1987 - "Abkoppelung", auch vom biologischen Denken


1987 veröffentlicht Eichberg sein Buch "Abkoppelung". In diesem heißt es zum Beispiel (S. 107) (nur nach Google Bücher-Ausschnitten zitiert, das muss noch genauer herausgesucht werden):
.... den Nationalismus auf das menschliche (und tierische) Territorialverhalten zurückzuführen. Dabei ergeben sich jedoch zwei Probleme: Das Territorium, von dem die Biologen sprechen, ist viel zu klein, als daß es mit der Nation in Zusammenhang gebracht werden könnte. Es wird vom einzelnen Individuum, organisiert in Kleingruppen, von einer Grenze zur anderen durchstreift. Damit kann das Territorium Gefühle mobilisieren, die vielleicht in der Heimatliebe - bezogen auf Dorf, Tal, Stadt - eine Entsprechung haben. Die Nation hingegen ist keine übersichtliche Einheit dieser Art. - Damit ist allerdings nicht ausgeschlossen, daß ... Ähnliches gilt für die Versuche einiger biologischer Verhaltensforscher, nicht im Territorial-, sondern im Gruppenverhalten die Grundlage von Nationalismus zu sehen. Gruppenverhalten findet sich in Klöstern und Jugendbanden, in Arbeitsteams und in ... ...
Immerhin, gedanklich setzt er sich hier noch mit den damaligen biologischen Forschungen auseinander. Spätestens von diesem Zeitpunkt an sieht sich Eichberg selbst als Linker und vertritt einen als links verstandenen Nationbegriff, es ist von nun ab von seinem "humanistisch gefärbten Nationalismus" die Rede (Venner 1994, S. 35, 38, 40). All das wird aber verschiedentlich auch als der "scheinbare Wandel des Henning Eichberg" wahrgenommen (Venner 1994, S. 35).

1991 - Eichberg wird als "rechts-" und "links-"alternativ wahrgenommen


1991 heißt es im Klappentext zu einer rein ideologischen Untersuchung des Denkens von Henning Eichberg durch Frank Teichmann, wobei Wissenschaft und Scheinwissenschaft wild durcheinander gewürfelt werden:
In den letzten Jahren bemüht sich die politische Rechte in Europa, ihre Ideologie zu modernisieren. Mit Begriffen wie "nationale Identität", "Ethnopluralismus", "Bio-Humanismus" versucht sie, ihre alten Überzeugungen in ein neues, scheinwissenschaftliches Gewand zu kleiden. Einer der profiliertesten Vertreter dieser "Denkfabrik" ist der Kultursoziologe und Sportwissenschaftler Prof. Dr. Henning Eichberg. Seine Arbeiten wurden in Zeitschriften des rechten sowie des linken bzw. alternativen Spektrums veröffentlicht und lösten Irritationen aus, da sie "linke" und "rechte" Argumentationsweisen scheinbar in Einklang bringen. Neben einem Überblick über die politische Karriere Eichbergs in den Organisationen der Rechten wird in dieser Arbeit durch einen Vergleich der sportwissenschaftlichen Publikationen mit den explizit politischen die übergreifende rassistische Argumentationsweise Eichbergs nachgewiesen. Dabei ergibt sich nicht nur ein kritischer Überblick über alle wesentlichen Bestandteile der "modernisierten" Ideologie der gesamten Rechten, sondern es werden auch die Methoden und "Tricks" offen gelegt, welche es Eichberg ermöglichen, diese rassistische Ideologie im Wissenschaftsbetrieb sowie in alternativen Kreisen zu verbreiten.
Aus dem Inhalt: Eichbergs Weg bei den Rechten - Das biologi(sti)sche Menschenbild - Die okzidentale Erkenntnistheorie - Die Grünen von rechts - Der Ethnopluralismus - Der neue alte Nationalismus - Die Rezeption Eichbergs in der Sportwissenschaft - Konstituierungsproblematik der Sportwissenschaft.
Zu diesem Zeitpunkt dürfte sich Eichberg selbst schon von den hier kritisierten - angeblich "rassistischen" - Positionen entfernt haben - wie schon angedeutet. Oder trug auch diese Darstellung zu Eichbergs weiterer Entfernung und Distanzierung bei? Dem Volksgedanken allerdings bleibt Eichberg immer treu. 1992 fordert er in "Wir selbst" eine "volkliche sensible Politik".

Exkurs: Die naturwissenschaftsnahe Wende im Menschen- und Gesellschaftsbild seit 1994


An dieser Stelle soll kurz eingeschoben werden, was sich in dem Jahrzehnt zwischen 1994 und 2005/10 tat auf jenen Gebieten der Naturwissenschaft, die einen besonderen Bezug zum biopolitischen Denken aufweisen (siehe: 52, 53). 1994 und 1998 erschien die Trilogie von Kevin MacDonald, die den Volksgedanken aus naturwissenschaftlicher (soziobiologischer) Sicht heraus charakterisiert und sein Wirken analysiert anhand der 2000-jährigen Geschichte, sowie der Gegenwart von Judentum und Antisemitismus. Als Kevin MacDonald der Vorwurf gemacht wurde, er wäre antisemitisch, verteidigte ihn sein Fachkollege David Sloan Wilson mit dem Argument: Wenn Kevin antisemitisch ist, müsste man mich antikalvinistisch bezeichnen, denn ich habe den Kalvinismus als eben solche gruppenevolutionäre Strategie analysiert wie MacDonald es mit Judentum und Antisemitismus getan hat. Daran wird erkennbar, was für eine unangreifbare Position man durch Naturwissenschaft einnimmt. Der Volksgedanke wurde hier also mit dem Begriff "gruppenevolutionäre Strategie" benannt, der auch auf Religionsgemeinschaften angewandt werden kann. 1994 erschien das wesentliche Buch "The Bell Curve", dessen Inhalt deutsche Intelligenzforscher heute als völlig seriös bezeichnen, 2003 erschien "Human Accomplishment" vom selben Autor Charles Murray, in dem die weltgeschichtliche Einzigartigkeit der westlichen, europäischen Kultur aufgezeigt wird.

Wenn Henning Eichberg die Diskussionen rund um diese Werke alle ignoriert haben sollte, so wird ihm ein solches Ignorieren doch als Sportsoziologe nicht möglich gewesen sein, als im Jahr 2000 Jon Entine's "Taboo - Why Black Athletes Dominate Sports and Why We’re Afraid to Talk About It"erschienen ist. In vielen heutigen sportsoziologischen Überblicksdarstellungen findet sich in Literaturlisten das Buch Entine's bald hinter den Veröffentlichungen Eichbergs angeführt. - Wie hat sich Eichberg zu Entine geäußert, hat er jemals zu ihm Stellung bezogen, wo ihm doch der Körper im Sport so wichtig war? Sollte er dieses Buch ignoriert haben, müsste man ihn der Unredlichkeit zeihen.

2006 erschien "Race Differences in Intelligence" von Richard Lynn, ein Buch, das die Positionen Eichbergs aus den 1970er Jahren zur angeborenen Unterschiedlichkeit der Intelligenzbegabung von Völkern weltweit auf bis dahin nicht dagewesener empirischer Basis nachwies. Konnte ein Henning Eichberg darüber hinweggehen? Seit dem Sommer 2005 wird der Aufsatz "Natural History of Ashkenazi Intelligence" von Henry Harpending und Mitautoren diskutiert (Wiki). Alles das wesentlichste Entwicklungen in der modernen Naturwissenschaft, die zeigen, dass der Volksgedanke nicht unabhängig von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt werden kann.

Und dementsprechend griff diese wissenschaftlichen Entwicklungen auch Thilo Sarrazin 2010 in seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" auf, das schon im Titel den Volksgedanken in den Mittelpunkt stellt. Doch all diese Veröffentlichungen haben - jenseits des vorliegenden Blogs - nirgendwo nachhaltiger dazu geführt, dass beim Nachdenken über das Volk und über Volkserhaltung - und beim politischen Argumentieren rund um dieselben - die moderne Naturwissenschaft ganz selbstverständlich mitgedacht und mit berücksichtigt wird. Als Björn Höcke ein einziges mal in einer internen Rede ein naturwissenschaftsnahes Argument brachte, reagierte die gesamte politische Welt von ganz rechts bis ganz links mit hilfloser Aufgeregtheit, nirgendwo wurde dazu die angemessene Sachargumentation vorgetragen - außer hier auf dem Blog (54) und auf unserem Parallelblog "Studium generale". Warum stehen wir so einsam da? Warum hat das 1970er Denken von Henning Eichberg in Deutschland keine Tradition begründet? Warum ist demgegenüber die heutige "Neue Rechte" innerlich und argumentativ so ausgehöhlt und steril?

Diese heutigen Erscheinungen liegen nicht zuletzt darin begründet, dass sich das ab einem sehr frühen Zeitpunkt offenbar auch Hennig Eichberg erlaubt hat, naturwissenschaftliche Tatsachen zu ignorieren oder gar zu "Mythen" zu erklären. Dass Henning Eichberg das getan hat, ist letztlich unentschuldbar - bei aller sonstigen Sympathie. 2005 gelingt es Eichberg sogar - und gar nicht einmal ganz unüberzeugend - die Anliegen der "Antideutschen" positiv in das eigene Weltbild zu integrieren. - Hätte ihm eine solche Integration dann nicht auch mit dem naturwissenschaftlichen Kenntnisstand leicht fallen müssen? Nein, wir stehen diesem Umstand ohne Verständnis gegenüber.

Provozieren wollte er doch immer. Oder wollte er das - als Professor - dann doch nicht mehr gar so sehr? Womit könnte heute - und spätestens seit 2005 - was den Volksbegriff betrifft besser provoziert werden als mit naturwissenschaftlichen Fakten und Eröterungen? Das wussten doch viele politisch Linksstehende schon besonders gut seit 2005, seit dem Erscheinen von "Natural History of Ashkenazi Intelligence" (Steven Pinker etwa, Abraham Foxman und viele dergleichen mehr, auch mehrere deutsche, linksstehende Journalisten) (zusammengestellt in: 52). Aber soweit uns übersehbar, hat sich Eichberg mit biologischen Argumenten das letzte mal im Jahr 1987 - und in tendenziell ablehnendem Sinne - geäußert.

1996 - Menschen sind "schon gar nicht biologisch""determiniert"


1996 schreibt er in "Wir selbst" (1/1996):
So wurden die Menschen der Moderne national und nationalistisch in einem existenziellen Sinne von Zugehörigkeit. Man ist als „Deutscher“, „Franzose“, „Sorbe“, „Friese“, „Bretone“ etc. zugehörig etwa so, wie man - von seiner Lebenspraxis her - Moslem, Christ, Jude oder Freidenker ist. Nur kann man die Religion in der Moderne leichter wechseln, während die Wahlmöglichkeiten der nationalen und ethnischen Identität begrenzter - und doch keineswegs voll determiniert (und schon gar nicht biologisch) sind. In diesem Sinne ist der Nationalismus keine Ideologie, sondern er liegt im Vor-Ideologischen. Er nimmt religiöse Sozialqualitäten auf, aber er reicht psycho-sozial tiefer als die Religion. Aus dem Christentum - und damit aus der historischen religiösen „Verantwortung“ für Kreuzzüge, Mission und Kulturvemichtung - können wir aussteigen; aus der deutschen Verbindung mit „Auschwitz“ nicht.
Vom Einzelmensch her gesehen ist die Zugehörigkeit zu einem Volk vor allem durch die muttersprachliche Prägung gegeben, diese ist irreversibel. Sie findet vor der Geburt und während des ersten Lebensjahres statt und Menschen jeder biologischen Herkunft können auf jede beliebige Muttersprache geprägt werden. Insoweit hat Eichberg in diesem Zitat recht.

Aber wie damit schon deutlich wird: Die (Mutter-)Sprache der Gemeinschaft hat Einfluß auf meine Identität. Wie aber wird die Sprache der Gemeinschaft geformt? Nach allem, was wir heute wissen und bei der vollständigen Beschreibung mitberücksichtigen müssen, wird sie geformt durch ein komplexes Zusammenspiel von Geschichte, Kultur und Biologie (Populationsgenetik). Dieses Zusammenspiel wird Gen-Kultur-Koevolution genannt. Und wir erkennen seit der vollständigen Sequenzierung des menschlichen Genoms und seit den ungeheuren Erfolgen der ancientDNA-Forschung, dass "jüngste Humanevolution" stattfindet, sprich, auch "regional" stattfindet. Dass sich innerhalb weniger hundert oder tausend Jahre völlig neue genetische Eigenschaften in menschlichen Völkern - oder mit menschlichen Völkern - ausbreiten können. Und von dieser Seite her ist der Satz von Eichberg vollkommen falsch. Der Einzelmensch ist durch die Muttersprache "determiniert" (bestimmt), die Muttersprache ist ein Produkt von Geschichte, Kultur und Biologie.

Gemeinschaften mit anderen biologischen und geschichtlichen Voraussetzungen formen Kulturen mit anderen Stimmungsgehalten und darum mit anderer Muttersprache. Auch kann eine bestimmte biologische Herkunft besser im Einklang mit einer muttersprachlichen Prägung stehen als eine andere biologische Herkunft. Denn in der Muttersprache sind auch Neigungen enthalten zu bestimmten Arten des religiösen Erlebens, bzw. zur Kulturgestaltung, es sind in ihr Mentalitäten enthalten. Eine wesentliche Unterscheidung ist auf diesem Gebiet die Konsens-Kultur Ostasiens und die Invidiual-Kultur Europas. Schon längst liegen populationsgenetische Daten vor, die nahelegen, dass diese Mentalitätsunterschiede von der Populationsgenetik der jeweiligen Völker stabilisert werden.

Wenn die Genetik eines Menschen aber nicht zu dieser Art des religiösen Erlebens, bzw. zu dieser Art der Kulturgestaltung und Mentalität passt, wird er das in der Muttersprache enthaltene Erleben unbewusst, halbbewusst oder auch bewusst für sich umformen. Sprich: Hätten Hunde eine Sprache, die durch prägungsähnliches Lernen erworben wird, so könnte dennoch ein Bernhardiner nicht plötzlich zu einem Dackel werden, nur weil er auf die Art des Bellens eines Dackels geprägt ist. Sein Bernhardiner-Sein wird sich sonderbar ausnehmen, wenn er wie ein Dackel "bellt", auch ihm selbst. Und schon Richard Dawkins hat ja 2004 (in "Ancestors Tale") darauf aufmerksam gemacht, dass wir Dissonanzen, Unstimmigkeiten zwischen Biologie und Kultur ja allzu deutlich wahrnehmen, ja, dass unsere Wahrnehmung sogar kulturelle oder biologische Unterschiede dort sehen "will", wo sie so ausgeprägt gar nicht vorhanden sind, dass unsere Wahrnehmung als Unterschiede verstärkt.

Volk liegt darum in der Tat im Vor-Ideologischen, da hat Eichberg recht. Es reicht sogar tiefer als die Religion. Da hat Eichberg auch recht. Es wurzelt schlicht in der Evolution, in den populationsgenetischen Häufigkeitsunterschieden zwischen den Völkern und in der damit in Verbindung stehenden, evolutionär zu beschreibenden Kulturgeschichte der Menschheit.

Deshalb haben Völker natürlich auch eine ganz klar biologisch zu beschreibende Identität. Es ist lächerlich, diesen Umstand auszuklammern. - Übrigens ruft der Begriff "determiniert" in diesem Zusammenhang zumeist falsche Assoziationen hervor. Menschsein selbst ist von seiner Möglichkeit zur Freiheit hin bestimmt. Freiheit aber verwirklicht sich immer in einem Rahmen von Determiniertheiten, die auch derzeit immer genauer beschrieben werden durch die Wissenschaft. Manfred Eigen hat das schon im Titel seines sehr grundlegenden Buches gut auf den Punkt gebracht, das er nannte "Das Spiel - Naturgesetze steuern den Zufall". Naturgesetze sind jene "Determiniertheiten", die Freiheit überhaupt erst möglich und spannend machen, die sie zur Herausforderung machen.

Im gleichen Jahr 1996 bringt Eichberg sein Buch "Die Geschichte macht Sprünge" heraus. In der Zeitschrift "Wir selbst" lautet der Anzeigentext zu diesem Buch folgendermaßen:
Henning Eichberg, der bedeutendste Nationalismus-Theoretiker der Gegenwart, analysiert die Bedeutung des Nationalen in Hinblick auf Identität und Entfremdung, auf Krieg und Frieden, auf den Zusammenhang von Nation und Revolution. Die brillanten Einzelstudien sind durchzogen vom Denken Johann Gottfried Herders, N.F.S. Grundtvigs und Martin Bubers. Eichberg entwirft eine moderne, libertäre Philosophie des Volkes, die kein System darstellt, sondern einen Prozeß des Infragestellens auslöst. Was ist die nationale Frage nach dem Vollzug der staatlichen Einheit? Das scheinbar festgefügte westliche Wertesystem wird als brüchig erkannt. In Umrissen wird deutlich: Das Volk und nicht die Verfassung ist Ausgangspunkt gelebter Demokratie.
Es wird spürbar, dass sich Eichberg von Jahr zu Jahr weiter von der Zur-Kenntnisnahme biologischer Forschungen entfernt hat. Aber das sollte im einzelnen jeweils hier noch eingearbeitet werden.

1998 - Ausgegrenzt


1998 erscheint ein (ausnahmsweise einmal ziemlich nichtssagender) Aufsatz von Henning Eichberg in "Wir selbst"über Völker und Grenzen. Er erscheint direkt vor einem Aufsatz von I. Eibl-Eibesfeldt, der auch nicht besonders brisant ist (aus heutiger Sicht). Aber dieser Umstand macht klar, daß ja selbst die biologische Verhaltensforschung, personifiziert durch Eibl-Eibesfeldt, in der längsten Zeit der letzten Jahrzehnte es tunlich vermieden hat, konsequenter biopolitisch zu argumentieren. Und als Eibl-Eibesfeldt es dann dennoch tat, wurde er vehement ausgegrenzt. Diese Erfahrung hatte Eichberg schon Jahrzehnte vorher gemacht. Er wurde akademisch aus Deutschland nach Dänemark ausgegrenzt. Und dort fand er "Grenzen" dann nicht mehr so wichtig wie "Unterschiede". Nun, selbst Peter Sloterdijk singt heute wieder - mit anderen Vordenkern - das Loblied der Grenze. Damit wird deutlich: Eichberg war leider einfach geistig ein bisschen zu beweglich und hat zu stark auf den Zeitgeist reagiert. Ein Eibl-Eibesfeldt hat sich nie als Revolutionär verstanden, ein Eichberg aber schon. Von einem Revolutionär aber erwartet man mehr.

1999 - Menschenrecht ist Volksrecht


1999 stellt Eichberg einem Aufsatz in "Wir selbst" voran einen Auszug aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 (Wir selbst 1/1999):
Art. 15.1. Everyone has the right to nationality. 2. No one shall be arbitrarily deprived of his nationality nor denied the right to change his nationality. Art. 21.3 The will of the people shall be the basis of the authority of government. Art. 27.1. Everyone has the right freely to participate in the cultural life of the community.
Er schreibt dann so nachvollziehbare Dinge wie:
Menschenrecht schließt die Selbstbestimmung des Volkes und damit der Völker ein und ist damit Volksrecht. Menschen bilden Völker und andere Vergemeinschaftungsformen, von denen sogar in der eher westlich-individualistischen Ausgabe der Menschenrechte ausdrücklich die Rede ist. Die universelle Deklaration der Menschenrechte von 1948 spricht ausdrücklich vom Recht auf bzw. von family (Artikel 16), association (20), community (27,29), nationality (15) und people (21). Völkerrecht ist also im wahrsten Sinne des Wortes Völker-Recht und eben nicht (nur) Staatenrecht. Wer von den Völkern nicht reden will, wie kann der von Menschenrecht sprechen? Es gilt aber auch der umgekehrte Zusammenhang: Wer von den Menschen nicht reden will, soll von den Völkern schweigen. Jahrzehntelang hat z.B. die Neue Rechte ihren Hohn über die Menschenrechte ausgegossen. (...) Gegen den NATO-Krieg opponieren kann man nur von einer klaren Grundlage der Menschen- und Völkerrechte aus. 
Dass sich Henning Eichberg weiterhin mit so guten Argumenten zum Volksgedanken bekennt, das ist ein Umstand, dem wir ihm dennoch sehr positiv anrechnen wollen. Hat man so gute Argumente schon einmal in einer Pegida- oder AfD-Rede gehört? Der Autor dieser Zeilen kann sich nicht daran erinnern.

2004 - Festschrift für Alain de Benoist


2004 schreibt Eichberg einen Beitrag für eine Festschrift auf Alain de Benoist, wobei er (nach JF 19.3.2004)
die Gelegenheit nutzt, sogar auf die Vergeblichkeit des Kampfes der "Nouvelle Droite" um die vielzitierte "kulturelle Hegemonie" aufmerksam zu machen.
Um dazu mehr sagen zu können, müsste man den Originaltext verfügbar haben. Man gewinnt jedoch den Eindruck, dass die Kategorien "einen wahren Standpunkt vertreten" und "politisch erfolgreich sein" von Eichberg unzulässiger Weise nicht ausreichend auseinander gehalten werden. Es sei festgehalten: Bei einer konsequenten Orientierung am naturwissenschaftlichen Denken sollte einem ein solcher Fehler nicht so leicht unterlaufen.

2005 - Die "Antideutschen" als Bewahrer der deutschen Identität


2002 war das Erscheinen der Zeitschrift "Wir selbst" eingestellt worden - aus welchen Gründen auch immer. Im August 2005 wird in der "Jungen Freiheit" dann berichtet, dass Henning Eichberg in der Zeitschrift "Volkslust" ein neues Forum gefunden hat:
Hat Henning Eichberg in der "Volkslust" sein neues deutsches Forum gefunden? Der Kultursoziologe und einstige Nationalrevolutionär sorgt sich um den Seelenzustand der deutschen Linken, gespalten in PDS-nahe "Antiimperialisten" und politisch heimatlose "Antideutsche", die bei "Antikapitalismus" und US-feindlichem "Antiimperialismus" sogleich an Auschwitz denken. Den Adepten eines Hermann Gremliza, Herausgeber der Zeitschrift Konkret, und der Fan-Gemeinde der antideutschen Postille Bahamas attestiert Eichberg eine "Betroffenheit, die eine speziell deutsche ist". Nolens volens fungieren so selbst die "linken" Extremneurotiker als Bewahrer der nationalen Identität. Für Eichberg "gibt es eben keine 'Gnade der späten Geburt', wie die bürgerliche Rechte sie sich ausdachte". Ausgedacht hatte sich den Satz ursprünglich der bürgerliche Linke Günter Gaus. Eichberg scheint hier so vergeßlich wie die "linken" Kohl-Verächter von gestern.
Nun, immerhin auch einmal ein ungewöhnlicher Gedanke, wenigstens kein steriler, sondern ein fröhlicher.

2006 - Die Langweiligkeit rein ideologischen Denkens ...


Im März 2006 berichtet die "Junge Freiheit"über das dritte Heft der "Volkslust":
Das dritte Heft der Volkslust ist da. Die Redakteure und Mitarbeiter um Hanno Borchert, die das Erbe der nationalrevolutionären Zeitschrift "Wir Selbst" angetreten haben, sehen eine der wesentlichen Missionen "der authentischen Linken" darin, das Volk "in Bewegung" zu versetzen. Dementsprechend widmen sich wichtige Aufsätze der aktuellen Ausgabe der Positionsbestimmung. Mit dem ewig jungen Thema der vermeintlichen oder tatsächlichen "Zweiteilung politischer Positionen" befaßt sich Henning Eichberg. Es geht - wieder einmal - um die Frage, wie zeitgemäß die Unterscheidung zwischen Rechts und Links noch ist und wie es um den sagenumwobenen "dritten Weg" bestellt ist. Unter der Überschrift "Rechte Hand, linke Hand und keine dritte" läßt Eichberg keinen Zweifel daran, daß die Unterscheidung nach seiner Auffassung nach wie vor ihre Berechtigung hat: "Wer das Ende von Rechts-Links behauptet, steht in der Regel selbst rechts", behauptet Eichberg, der einen Blick zurück in die siebziger Jahre wirft. In dem damaligen Versuch, das Rechts-Links-Schema zu überwinden, sieht er einen der grundlegenden Impulse der frühen grünen Bewegung, in der sich Menschen von "bürgerlichem" und "linkem" Habitus getroffen hätten. Dennoch: "Die Kette der Versuche, sich jenseits des Gegensatzes von Rechts und Links zu plazieren, liest sich als eine Serie von Vergeblichkeiten." Als Beleg für seine These führt Eichberg die Grünen an, die sich längst zu einer "normalen" bürgerlichen Partei - auch: "Kriegspartei" - gewandelt hätten. Dennoch sieht er die Rechts-Links-Einteilung nicht als "natürlich" und somit ewig an. Nach einem geschichtlichen Abriß läßt Eichberg die Ideengeschichte hinter sich und wendet die Frage ins Ästhetische. Er befaßt sich mit der Körperlichkeit und vergleicht die "Körperrepräsentationen und idealtypischen Körperbilder auf der Rechten und Linken", in denen er charakteristische Unterschiede entdeckt. Das Körperbild der Linken unterscheide sich von dem rechten "narzißtischen Stil der Selbstdarstellung und politischen Mythologie". Letztlich kommt Eichberg zu dem Schluß, daß es in die Illusion führe, anzunehmen, es lasse sich ein dritter Weg jenseits von Links und Rechts finden. (...) Linke Herzen erwärmen dürften (...) Eichbergs Gedankensplitter "Also doch Sozialismus?" Hier wird das Heft seinem Anspruch, "links" zu sein, vollends gerecht, zumal das Fragezeichen hinter "Sozialismus" nur im Inhaltsverzeichnis auftaucht.
Nunja, da wird eben deutlich, wohin man gerät, wenn man immer nur einseitig geisteswissenschaftlich, sprich ideologisch denkt. Irgendwann ist das dann auch nicht mehr so der Bringer.

2010 - "Antidemokraten in der bürgerlichen Mitte"


Aber sehr richtig schreibt Henning Eichberg 2010 auf "Endstation rechts" zum Mißbrauch des Extremismus-Begriffs:
Einerseits sind zahlreiche von der Extremismusforschung so benannte Extremisten engagierte Demokraten, und andererseits gibt es zahlreiche Nicht- oder Antidemokraten, die in der bürgerlichen Mitte angesiedelt sind und nicht unter die Extremisten gezählt werden.
Über diesen Gedanken freilich wäre noch viel zu sagen. Und wir haben hier auf dem Blog - ausgerechnet ebenfalls seit dem Jahr 2010 - zu dieser Erkenntnis viel gesagt (siehe zum Beispiel unter dem Label "Eliten-Kontinuität" oder unter dem Label "korrupte Politiker" oder unter dem Label "Regierungskriminalität", "Elitärer Satanismus" und so weiter und so weiter.

2015 - "Politische Systeme lachen nicht"? - Voll daneben, Henning Eichberg!


Sieht man sich Eichbergs Äußerungen noch aus dem Jahr 2015 an, dann wird deutlich, daß er als Professor immer auf der rein geisteswissenschaftlichen August Nitschke-Linie geblieben ist. Er argumentiert im Rahmen von Historischer Verhaltensforschung und damit vornehmlich geisteswissenschaftlich - freilich, was hier wesentlich ist: frischer geisteswissenschaftlich als es im Allgemeinen üblich ist. Es sind zwar "schöne" Gedanken - aber wie mir scheint oft nicht recht zu Ende gedacht. Interessanter Weise hat Eichberg in einem recht allgemein gehaltenen Vortrag über die Philosophie des Spieles und die demokratische Selbstbestimmung aus dem Jahr 2015 immerhin an einer Stelle auch schon den Begriff "organisierte Kriminalität" benutzt (33'53). Das Ende seines Vortrages klingt doch verbal recht stark:
Im Spiel lachen wir. Lachen ist im Hier und Jetzt angesiedelt, es ist orts- und situationsgebunden. Politische Systeme mögen funktionieren. Aber sie lachen nicht.
Verbal recht stark. Es ist wohl eine typisch französische Eigenart, fasziniert seinen eigenen Worten und Formulierungen hinterherzulauschen in der Täuschung, dass wenn etwas nur schon gut klingt und Emphase hat, es auch schon wahr ist. Man spürt also noch hier immer den geistigen Gestus der 1968er Bewegung hindurch. Und es wird auch schon deutlich, dass sich Henning Eichberg bis zu seinem Lebensende seine innere und geistige Freiheit bewahrt hat.

Aber aus Sicht meiner doch sehr schalen und trockenen, "positivistischen" Vernunfterkenntnis heraus muss ich Henning Eichberg dennoch deutlich widersprechen: Auch das politische Kabarett ist - bekanntlich - ein Spiel. Ein Spiel, in dem mit "allem und jedem" gespielt wird, wirklich mit allem und jedem. Man lacht über das politische System und immunisiert das System - und sich - damit zugleich gegen alle grundlegenden Veränderungen. Es wird einem am eigenen Verhalten immer deutlicher, dass man bestimmte politische oder wirtschaftliche Zusammenhänge eigentlich nur noch im Gestus des Lachens entgegen nehmen möchte. Da einem sonst das Lachen im Halse stecken bleibt. Aber damit ist das politische Kabarett längst zu einem "totalen" Selbstläufer geworden. Es klärt auf - und ändert nichts. Lachende Heloten. Heloten, die noch über ihre eigene Blödheit, ihre abgrundtiefe Blödheit lachen. Hier ist das Lachen auch keineswegs nur im Hier und Jetzt angesiedelt. Es ist sehr allgemeiner Art. Und so sieht eine Art jenes Lachens aus, mit dem politische Systeme lachen.

Deshalb ist der ganze Satz falsch. Außerdem: Hat man etwa einen Menschen wie Jimmy Savile (Wiki), eine der "Ikonen" des Systems, die Personifizierung des Systems schlechthin, jemals anders als lachen gesehen? Es mutete doch allen sehr harmlos an, sein Lachen, so fröhlich .... Das System lacht und wirft Bomben, das ist doch schon seit langer Zeit so.

2016 - Die Langweiligkeit rein ideologischen Denkens ...


Wie nahm Henning Eichberg noch im Jahr 2016 von Dänemark aus die Partei "Alternative für Deutschland" wahr (Globkult [Fernuni Hagen], 11. Mai 2016) - ?:
Bei ihrem Einzug in die Parlamente sah man ihre Sprecher als beschlipste Vertreter bürgerlicher Tugenden. Sie stellten sich als eine neue konservative Bewegung dar, wirtschaftsliberal, antiökologisch, familienpolitisch reaktionär und antisozialistisch. Die AfD positionierte sich gegen Mindestlohn, für Steuererleichterungen für die Reichen, gegen die Förderung erneuerbare Energien - Atomkraft ja danke. Das erinnerte an eine bundesweite CSU, mit historischen Reminiszenzen an Partei Freier Bürger, Schill-Partei, DVU und Republikanern. Dem habituell konforme Auftreten entsprach das Programm einer alten Rechten, die in der Mitte ankommen wollte.
In der Tat, nationalrevolutionär war und ist das alles nicht, da hat er recht. Dennoch ist seine, stark vom "Habituellen" her vorgenommene Analyse doch ebenfalls mehr als langweilig. Naja. In seinem in diesem Beitrag noch einmal gegebenen Rückblick auf sein eigenes Leben kommt er höchstens in folgenden Worten auf seinen Anteil an der biopolitischen Debatte der 1970er Jahre zu sprechen:
Was man sich jedoch wünschen könnte, wären grundlegend kritische Fragen an meine Position. Eine Frage wäre, warum und wie weit Eichberg in den 1960ern in die Nähe faschistischen Denkens gerückt war. (Das ist für mich selbst eine durchaus unbehagliche Frage.)
Wir glauben in dem vorliegenden Beitrag noch weitaus unbehaglichere Fragen an Henning Eichberg gestellt zu haben als diese.

- - - Der vorliegende Beitrag muss, wie sichtbar geworden ist, noch ergänzt werden. Aber in groben Umrissen sollte schon klar geworden sein, womit man es bei der geistigen Entwicklung von Henning Eichberg zu tun hat: Ein fröhliches, offenes Denken, das sich ab 1982 nicht immer den vollen politischen und wissenschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit gestellt hat.

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Bücher und Aufsätze von und über Henning Eichberg:
  1. Eichberg, Henning: Der Weg des Sports in die industrielle Zivilisation. Nomos-Verlagsgesellschaft, 1973 (172 S.) (GB)
  2. Eichberg, Henning: Nationale Identität. Entfremdung und nationale Frage in der Industriegesellschaft. Langen-Müller, München 1978 (GB)
  3. Eichberg, Henning: Abkoppelung. Nachdenken über die neue deutsche Frage. Bublies, 1987 (218 S.) (GB)
  4. Eichberg, Henning: Die Geschichte macht Sprünge. Fragen und Fragmente. Siegfried Bublies, Koblenz 1996
  5. Eichberg, Henning: Beiträge in "Wir selbst". Siehe: Siegfried Bublies, Ulrich Behrenz, Hanno Borchert, Elfriede Fink, Gerhard Quast, Roland Wehl: Wir selbst - Online-Archiv der früheren Zeitschrift (1979-2002), http://www.wir-selbst.de/
  6. Eichberg, Henning: "Modernismus" oder irrationale Hingabe? In: Nationalismus heute, Junge Kritik 1, Beiheft des Deutschen Studenten-Anzeigers, Coburg 1970, S. 71
  7. Eichberg, Henning: Ethnopluralismus. Eine Kritik des naiven Ethnozentrismus und der Entwicklungshilfe. Verlag Deutsch-Europäischer Studien, 1973 (15 S.) [Band 73, Ausgabe 5 von Junges Forum]
  8. Eichberg, Henning: Nation Europa - Europa der Völker. Eine Kritik und Alternative zum bürgerlichen Europakonzept. In: Burschenschaftliche Blätter, 7/1974, S. 169ff, 8/1974, S. 206ff, Fortsetzung 1/1975, S. 3ff
  9. Eichberg, Henning: National ist revolutionär. Was Rudi Dutschkes Thesen zur "Nationalen Frage" für die Linken bedeuten. In: dasda avanti, November 1978; erneut in: Wir selbst 3/1999, http://wir-selbst.de/wp-content/uploads/2014/02/Wir_selbst_1999_03.pdf (Diskussion mit Rudi Dutschke)
  10. Eichberg, Henning: "Produktive" und "Parasiten". Industriegesellschaftliche Muster des Volksgruppenmordes. In: Zeitschrift für Kulturaustausch, 1981; Nachdruck in: Die Geschichte macht Sprünge. Koblenz, S. 89-96
  11. Eichberg, Henning: Wider die innere Kolonisierung - N. F. S. Grundtvig und Friedrich Ludwig Jahn - Sinne, Mythen und volkliche Identität. In: Wir selbst, 3/1984, S. 39ff, http://wir-selbst.de/wp-content/uploads/2014/02/Wir_selbst_1984_03.pdf
  12. Eichberg, Henning: ’Kommen die alten Götter wieder? Germanisches Heidentum im 19./20. Jahrhundert. Zur Genese alternativer Mythen. In: H.P. Duerr: Unter dem Pflaster liegt der Strand, 13, Berlin 1984, S. 7-53. - Erweitert in Bernd Thum (Hrsg.): Gegenwart als kulturelles Erbe. München 1985, S. 131-172
  13. Eichberg, Henning: Wer sind wir eigentlich. Zur Kultursoziologie als Identitätswissenschaft. In: Wir selbst, 2/1990http://wir-selbst.de/wp-content/uploads/2014/02/Wir_selbst_1990_02.pdf
  14. Eichberg, Henning: Wer von den Völkern nicht reden will, soll von den Menschen schweigen. Fragmente zur neuen Unübersichtlichkeit. In: Wir selbst 3-4, 1992http://wir-selbst.de/wp-content/uploads/2014/02/Wir_selbst_1992_02.pdf
  15. Eichberg, Henning: Das gute Volk. Über mulitkulturelles Miteinander. In: "Ästhetik und Kommunikation" Nr. 84, Februar 1994. Um den "Nachtrag" erweitert, wurde der Text nachgedruckt in: "Wir selbst" Nr.1/2, 1999, http://www.bublies-verlag.de/contents/de/d120.html
  16. Eichberg, Henning: Das Volk ist der Weg. Über Herder. In: Wir selbst, 1/1995http://wir-selbst.de/wp-content/uploads/2014/02/Wir_selbst_1995_01.pdf
  17. Eichberg, Henning: Der Unsinn der „Konservativen Revolution”. Über Ideengeschichte, Nationalismus und Habitus. In: Wir selbst, 1/1996http://wir-selbst.de/wp-content/uploads/2014/02/Wir_selbst_1996_01.pdf
  18. Eichberg, Henning: Volk, folk und Feind - Grenzüberschreitungen - und eine umstrittene politische Biographie. In: Wir selbst, Koblenz 1/1998, S. 24-53
  19. Eichberg, Henning: Leben mit Grenzen - Zur gesellschaftlichen Trialektik des Unterscheidens. In: Wir selbst, 1/1998, http://wir-selbst.de/wp-content/uploads/2014/02/Wir_selbst_1998_01.pdf
  20. Eichberg, Henning: Der Troll, der Golem und der Joker. Sozialismus und Kultur in Zeiten der Globalisierung. In: Wir selbst - Zeitschrift für nationale Identität, 3/1998, http://wir-selbst.de/wp-content/uploads/2014/02/Wir_selbst_1998_03.pdf
  21. Eichberg, Henning: Verfassungspatriotismus heißt Krieg. Über das deutsche Psychodrama im Kosovo und die Rechnung ohne das Volk. In: Wir selbst, 1/1999, http://wir-selbst.de/wp-content/uploads/2014/02/Wir_selbst_1999_01.pdf 
  22. Eichberg, Henning: Opfermythen, Tätermythen  - Über Volk und identitäre Bilder - besonders in Deutschland. In: Wir selbst, 4/1999, http://www.wir-selbst.de/1999/04/
  23. Eichberg, Henning: "Baumzeit - ja danke!" - Grüner Protest und grünes Leben. In: Wir selbst 1/2000, http://wir-selbst.de/wp-content/uploads/2014/02/Wir_selbst_2000_01.pdf
  24. Eichberg, Henning: /Beitrag/ In: Liber Amicorum Alain de Benoist, Les Amis d'Alain de Benoist, Paris 2004 (298 S.) (Festschrift für Alain de Benoist)
  25. Eichberg, Henning: Rechte Hand, linke Hand und keine dritte. In: Magazin Volkslust (Redaktion Volkslust, Fidea e.V., Hamburg), 2006 (behandelt in JF 2006)
  26. Eichberg, Henning: Feindbild Extremist? - Moderne Bewegungen und die Konstruktion des ”Anderen“. Auf: Endstation Rechts, 24.10.2010, http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/extremismus/artikel/feindbild-extremist-moderne-bewegungen-und-die-konstruktion-des-anderen.html
  27. Eichberg, Henning: Die 1968er und die nationale Frage - links und rechts. Eine historische Studie erweitert den Blick. Rezension von Ma­nu­el Sei­ten­be­cher: Mah­ler, Masch­ke & Co. - Rech­tes Den­ken in der 68er-Be­we­gung? (Schö­ningh, Paderborn 2013, 557 S.). In: IABLIS - Jahrbuch für europäische Prozesse (Fernuni Hagen), 2013, https://themen.iablis.de/2013/eichberg13rez.html
  28. Eichberg, Henning: A reason for human existing? A philosophical reflection about 'playing'. 2015, https://www.youtube.com/watch?v=NGklyuBfOjc
  29. Eichberg, Henning: Play, game, display, sport and democratic self-determination. Vortrag auf der Konferenz "Play the Game 2015 - Rethink sports philosophy: Towards a democratic body culture" in Aarhus, Dänemark. https://www.youtube.com/watch?v=wnlt4ziPHX4 (19'30-34'48)
  30. Eichberg, Henning: Wandlungen der neuen Rechten. Die neue nationale Frage, und wie man sich rechts den linken Feind erdichtet. Rezension von Sebastian Maaß: Die Geschichte der Neuen Rechten in der Bundesrepublik Deutschland (Regin, Kiel 2014, 368 S.), in: Globkult (Fernuni Hagen), 11. Mai 2016, https://www.globkult.de/politik/besprechungen/1094-sebastian-maa%C3%9F-die-geschichte-der-neuen-rechten-in-der-bundesrepublik-deutschland,-kiel-regin-verlag-2014,-368-seiten
  31. Eichberg, Henning, Volk - wer wo was oder warum nicht? Arbeitsthesen zu einer humanwissenschaftlichen Volkstheorie. o.O., o. D. (zit. bei Peter Brand 2010)
  32. Kratz, Peter: Die nationalrevolutionäre Connection Gaddafi - Mechtersheimer - Schönhuber. Quellen und rotgrüne Querverbindungen neofaschistischer Deutschland-Vereiniger. Bonn 1990, http://www.bifff-berlin.de/Gadganz.htm
  33. Teichmann, Frank: Henning Eichberg - nationalrevolutionäre Perspektiven in der Sportwissenschaft. Wie politisch ist die Sportwissenschaft? Peter Lang GmbH, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 1991 (296 S.)
  34. Borchert, Hanno: Zeitschriftenkritik: "Junges Forum" - Das andere Europa. In: Junge Freiheit, 17/97 18. April 1997, https://phinau.de/jf-archiv/online-archiv/file.asp?Folder=-1&File=17aa7.htm&STR1=eichberg&STR2=&STR3=&STR4= 
  35. v. Leesen, Hans-Joachim: Die dänische Büßer-Variante - Henning Eichberg kommt über den Sohn erneut ins Gerede. In: Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 07. Juli 2001, http://www.webarchiv-server.de/pin/archiv01/2701ob09.htm
  36. Brauner-Orthen, Alice: Die Neue Rechte in Deutschland. Antidemokratische und rassistische Tendenzen. Leske und Budrich, Opladen 2001 (GB)
  37. Heiler, Kurt: Biopolitik und Bioethikdebatte in Deutschland - Von der „Neuen Rechten“ in die „Neue Mitte“. In: Heiler, Kurt (Hrsg.): Faschistisches Menschenbild, Gentechnik und Biopolitik. Herausforderungen an antifaschistische Arbeit. Ergebnisse eines Wochenendseminars Kommission „Neofaschismus“ der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BDA) in NRW und Hartmut-Meyer-Archiv. 2003, http://www.nrw.vvn-bda.de/bilder/Biopol.pdf, S. 6-16
  38. Brandt, Peter: Folkelighed - ein Übersetzungsproblem? In: Volkslust, Heft 2, 2005 (s. JF2005); erneut in: GlobKult Magazin, 10. Februar 2010, https://www.globkult.de/gesellschaft/identitaeten/485-folkelighed-ein-uebersetzungsproblem
  39. Ammon, Herbert: Lustanregungen einer volklichen Linken - In Abgrenzung von einer grenzenlosen globalen Zivilgesellschaft - Zur neuen Ausgabe der Zeitschrift "Volkslust". In: Junge Freiheit, 34/05 19. August 2005, https://phinau.de/jf-archiv/online-archiv/file.asp?Folder=05&File=200534081943.htm&STR1=eichberg&STR2=&STR3=&STR4=
  40. Schmidt, Marcus: Zeitschriftenkritik - Volkslust Positionsbestimmungen. In: Junge Freiheit, 11/06 10. März 2006, https://phinau.de/jf-archiv/online-archiv/file.asp?Folder=06&File=200611031046.htm&STR1=eichberg&STR2=&STR3=&STR4=
  41. Kerstin Köditz/Volkmar Wölk: "Die nationale Frage als revolutionärer Störfaktor"? Völkischer Antikapitalismus als Ideologie der Systemopposition von rechts. In: TOP Theorie Organisation Praxis 15.05.2007, http://top-berlin.net/de/texte/broschueren/die-nationale-frage-als-revolutionaerer-stoerfaktor
  42. Heni, Clemens: Salonfähigkeit der Neuen Rechten. "Nationale Identität", Antisemitismus und Antiamerikanismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1970-2005. Henning Eichberg als Exempel. Tectum-Verlag 2007 (510 S.)
  43. Weißmann, Karlheinz: Keine Scheu vor Lenin und Mao - Der andere 68er: Henning Eichberg beschwor die revolutionäre Kraft des Nationalismus. In: Junge Freiheit, 16/08, 11. April 2008, https://phinau.de/jf-archiv/online-archiv/file.asp?Folder=08&File=200816041143.htm&STR1=eichberg&STR2=&STR3=&STR4=
  44. Scholz, Robert: Von der NPD zur ANR zum IfS - Kleine Entstehungsgeschichte der deutschen Neuen Rechten. Auf: Endstation Rechts, 8.1.2009, http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/allgemeines-1/artikel/von-der-npd-zur-anr-zum-ifs-kleine-entstehungsgeschichte-der-deutschen-neuen-rechten.html
  45. Scholz, Robert: Für einen „modernen Nationalismus“ - Das Manifest der „Aktion Neue Rechte“. Auf: Endstation Rechts, 9.1.2009, http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/allgemeines-1/artikel/fuer-einen-modernen-nationalismus-das-manifest-der-aktion-neue-rechte.html 
  46. Scholz, Robert; Brodkorb, Mathias: Über Habitus, Ideologie und Praxis: Im Gespräch mit Henning Eichberg (In 2 Teilen). Auf: Endstation rechts, 5.6.2010, http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/allgemeines-1/artikel/ueber-habitus-ideologie-und-praxis-im-gespraech-mit-henning-eichberg-teil-1.html
  47. Weißmann, Karlheinz: Henning Eichberg. In: Sezession, Folge 38, Oktober 2010, https://sezession.de/22772/rechte-intelligenz.html/2; erneut in: Weißmann, K./Lehnert, E.: Staatspolitisches Handbuch, Band 3: Vordenker. Edition Antaios, Schnellroda 2012; erneut als: "Henning Eichberg ist verstorben". Auf: Sezession, 4. Mai 2017, https://sezession.de/57237/henning-eichberg-ist-verstorben
  48. Weißmann, Karlheinz: Wer bin ich? Nachruf: Die Suche nach Identität war das zentrale Thema des kürzlich verstorbenen Historikers und Kultursoziologen Henning Eichberg. In: Junge Freiheit, 19/2017, 5. Mai 2017, https://phinau.de/jf-archiv/online-archiv/file.asp?Folder=17&File=201719050549.htm&STR1=eichberg&STR2=&STR3=&STR4=
  49. Bading, Ingo: Die Behandlung naturwissenschaftlicher Fragen in der Zeitschrift „Mensch und Maß“ seit 1961. Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte der Philosophie von Mathilde Ludendorff. Unveröffentlichtes Buchmanuskript, 168 Seiten, erarbeitet 2014
  50. Bading, Ingo: Alain de Benoist - Er hat "biologische Fragestellungen""allzu sehr in den Vordergrund gerückt" - Früher, liebe Freunde, früher! Heute weiß er es besser! Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 7. Oktober 2015, http://studgenpol.blogspot.de/2015/10/alain-de-benoist-er-hat-biologische.html
  51. Bading, Ingo: Alain de Benoist - Ein rechtskonservativer Hijacker. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 11. Oktober 2015, http://studgenpol.blogspot.de/2015/10/alain-de-benoist-ein.html
  52. Bading, Ingo: Völker und Rassen in neuer Sichtweise seit der vollständigen Entzifferung des menschlichen Genoms. Entwicklungen – Zusammenschau – Bibliographie. 2006 (unveröffentlicht; nur als Manuskript)
  53. Bading, Ingo: 200.000 Jahre Humanevolution. Gliederung, Themenliste und Literaturverzeichnis eines Buchprojektes zum neuesten Forschungsstand. 2007, http://www.lulu.com/spotlight/studium_generale
  54. Bading, Ingo: Björn Höcke und r-/K-Strategien - Er redete nicht Quatsch, sondern referierte Lehrbuch-Wissen. Auf: GA-j!, 8. Mai 2016, http://studgenpol.blogspot.de/2016/05/bjorn-hocke-und-r-k-strategien-er.html
  55. Venner, Michael: Nationale Identität. Die Neue Rechte und die Grauzone zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus. Papyrossa Verlag, Köln 1994

"Wir hatten ein Schulfach, das hieß Schuld"

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Wir Deutschen - Und die Briten hatten ein Schulfach, das hieß Haß
"Wir hatten ein Schulfach, das hieß Schuld. Zwei mal die Woche hatten wir Schuld. Am Freitag hatten wir Schämen. Und als ich vierzehn war, hab ich gedacht, ich hab Polen überfallen, ich war dabei, ich war irgendwie dabei."
So erzählte der deutsche Spaßmacher Michael Mittermeier (Jahrgang 1966) (Wiki) vor zwei Wochen im ARD (Yt, 1'26'32ARDMediathek). Und er ist nur eine Woche nach mir geboren worden und ich habe es exakt genauso erlebt (dabei wuchs er doch in Bayern, ich in Hessen auf). Und dann erzählt der Mittermeier, wie er einmal in New York auf der Bühne von einem jüdischen Spaßmacher abgelöst wurde, der dann einen Witz nach dem anderen über ihn als "lustigen Nazi" vom Hocker riss:
"Und ich saß halt da mit diesem deutschen Grundreflex, siebziger Jahre in der Schule. Immer dieses: Du bist Deutscher, du bist schuldig, fall net auf, fall net auf, du bist schuldig, du bist schuldig, du bist schuldig. Und das hast du so im Kopf. Sag jetzt nichts, schau nach unten."



Jetzt ist Mittermeier ja 50 Jahre alt. Jetzt kann er ja allmählich über sein kindliches Trauma sprechen. Sogar vor Londoner Publikum (Yt2015):



Und er und andere priesen das vor zwei Wochen an als Völkerverständigung und das deutsche Publikum klatschte wohlgefällig.

Ob das aber schon ausreicht für echte Völkerverständigung? Dem Londoner Publikum hätte ich noch ganz andere Dinge erzählen können, etwa über seine Eliten. Vieles weiß es davon doch selbst. Und ein Blick in meine Magisterarbeit (1) hätte da noch mancherlei zusätzliches Stichwort geben können.

Völkerverständigung?


Trotzdem: Das, was Mittermeier da sagt, ist - was meine Person betrifft - in keiner Weise eine satirische Übertreibung (so kennzeichnete er das gesprächsweise [Stern2015; s.a. KSTA2012]). Unser Gesellschaftskunde-Lehrer - er hatte ein großes Porträt von Karl Marx über dem Wohnzimmer-Sofa hängen - hat mit uns den gesamten Spielfilm "Holocaust" (1979) (Wiki) während des normalen Schulunterrichtes angesehen. Dieser Spielfilm hat eine Länge von geschlagenen sieben Stunden. Und er macht dich fertig. Dazu ist er gedreht worden.

Damals hatte ich genau jenes Alter von 14 Jahren, von dem Mittermeier spricht. Und das Ansehen eines solchen Mammutfilmes kann man nur verteilen auf neun Unterrichtsstunden. Das zog sich also über Wochen hin. Stundenbeginn: Knopfdruck, Spielfilm läuft, Klingelingeling, Stunde ist zu Ende, Spielfilm wird unterbrochen. Das war mein schulischer Alltag: Realschule Homberg/Efze, etwa 1980, etwa 6. Klasse (- Stayfriends, das zum Mitschreiben!, Mitschüler, ihr könnt es bezeugen: Wir hatten ein Schulfach, das hieß Schuld).

Und ich konnte ja nicht ahnen, daß wenn ich dieses Fach noch einmal als Wahlpflichtfach (oder so ähnlich) wählen würde im nächsten Schuljahr, ich wieder diesen Lehrer kriegen würde und ich diese Prozedur noch ein weiteres mal über mich würde ergehen lassen müssen (- ehrlich, so war das!).

Übrigens hatten die Briten während des Zweiten Weltkrieges ein Schulfach das hieß "Haß". Auch das ist in meiner Magisterarbeit behandelt (1). George Orwell berichtet darüber in "1984". Das haben wir doch alle gelesen, oder etwa nicht? Täglich waren fünf Minuten Haß zu konsumieren .... Merkwürdig. Kein Thema für deutsche Komödianten? Ein Baby fliegt durch die Luft und wird vom Maschinengewehr zersiebt? Es gibt nichts Lustigeres als tote Deutsche?

(Ach übrigens, lieber Leser: Den ganzen Rest des ARD-Rummels von vor zwei Wochen kann man sich schenken. Selbst bei Piet Klocke fehlt einfach der Reiz des Neuen. Schön ist vielleicht noch, wie Mittermeier von der Unterstützung durch seine Familie spricht. Sie wird auch eine große Hilfe gewesen sein dabei, an seinem "german Schuldkomplex" zu arbeiten ...)

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  1. Bading, Ingo: Wie kam Stalin in die Mitte Europas? Kriegsziele der westlichen Demokratien seit 1941. Magisterarbeit, Universität Mainz 1993, überarbeitete Neufassung 2007. Auf: Academia.edu und http://www.lulu.com/spotlight/studium_generale

"Landgraf, werde hart"

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Von der Weisheit einer deutschen Sage des Mittelalters

Es gibt deutsche Sagen, deren Inhalt überzeitlichen Charakter hat, und die sehr direkt in die Seele von Menschen greifen können, die noch heute leben und zum Handeln aufgefordert sind. Zu diesen Sagen gehört jene vom "Hart geschmiedeten Landgraf". 

Abb. 1: Landgraf Ludwig II. der Eiserne (1128-1172)
Grabstein in Eisenach
Fotograf: Wolfgang Sauber (Wiki)

Diese Sage ist sehr kurz. Sie soll im folgenden vollständig wiedergegeben werden (1). Denn es mag ja durchaus viele geben, die das Wort "Landgraf, werde hart" schon einmal irgendwo gehört haben. Aber kennt man auch die Geschichte dazu? Die Sage handelt interessanterweise gar nicht einmal von einer Sagengestalt, sondern von einer historischen Gestalt der deutschen Geschichte, nämlich dem Landgrafen von Thüringen, Ludwig II., dem Eisernen (1128-1172) (Wiki). Dieser war mit der Schwester Jutta des deutschen Kaisers Friedrich Barbarossa verheiratet. So lautet sie:

Der hart geschmiedete Landgraf

Zu Ruhla im Thüringerwald liegt eine uralte Schmiede, und sprichwörtlich pflegte man von langen Zeiten her einen strengen, unbiegsamen Mann zu bezeichnen: er ist in der Ruhla hart geschmiedet worden.

Landgraf Ludwig zu Thüringen und Hessen war anfänglich ein gar milder und weicher Herr, demütig gegen jedermann; da huben seine Junkern und Edelinge an stolz zu werden, verschmähten ihn und seine Gebote; aber die Untertanen drückten und schatzten sie aller Enden. Es trug sich nun ein Mal zu, daß der Landgraf jagen ritt auf dem Walde, und traf ein Wild an; dem folgte er nach so lange, daß er sich verirrte, und ward benächtiget. Da gewahrte er eines Feuers durch die Bäume, richtete sich danach und kam in die Ruhla, zu einem Hammer oder Waldschmiede. Der Fürst war mit schlechten Kleidern angetan, hatte sein Jagdhorn umhängen. Der Schmied frug: wer er wäre? "Des Landgrafen Jäger." Da sprach der Schmied: "Pfui des Landgrafen! wer ihn nennet, sollte alle Mal das Maul wischen, des barmherzigen Herrn!" Ludwig schwieg, und der Schmied sagte zuletzt: "Herbergen will ich dich heut; in der Schuppen da findest du Heu, magst dich mit deinem Pferde behelfen; aber um deines Herrn willen will ich dich nicht beherbergen." Der Landgraf ging beiseit, konnte nicht schlafen. Die ganze Nacht aber arbeitete der Schmied, und wenn er so mit dem großen Hammer das Eisen zusammen schlug, sprach er bei jedem Schlag: "Landgraf werde hart, Landgraf werde hart, wie dies Eisen!" und schalt ihn, und sprach weiter: "Du böser, unseliger Herr! was taugst du den armen Leuten zu leben? siehst du nicht, wie deine Räte das Volk plagen und mären dir im Munde?" Und erzählte also die liebe lange Nacht, was die Beamten für Untugend mit den armen Untertanen übeten. Klagten dann die Untertanen, so wäre niemand, der ihnen Hülf täte; denn der Herr nähme es nicht an, die Ritterschaft spottete seiner hinterrücks, nennten ihn Landgraf Metz, und hielten ihn gar unwert. Unser Fürst und seine Jäger treiben die Wölfe ins Garn, und die Amtleute die roten Füchse (die Goldmünzen) in ihre Beutel. Mit solchen und andern Worten redete der Schmied die ganze lange Nacht zu dem Schmiedegesellen; und wenn die Hammerschläge kamen, schalt er den Herrn, und hieß ihn hart werden wie das Eisen. Das trieb er an bis zum Morgen; aber der Landgraf fassete alles zu Ohren und Herzen, und ward seit der Zeit scharf und ernsthaftig in seinem Gemüt, begunnte die Widerspenstigen zwingen und zum Gehorsam bringen. Das wollten etliche nicht leiden, sondern bunden sich zusammen, und unterstunden sich gegen ihren Herrn zu wehren.

Diese Sage ist erstaunlicherweise schon 300 Jahre nach dem Tod des Landgrafen aufgeschrieben worden. Wir erfahren (Wiki):
Während Ludwigs Herrschaft wurde die Bevölkerung Thüringens vom Adel häufig tyrannisiert und drangsaliert. Daraufhin begann er gegen diese Zustände hart einzugreifen, was ihm schließlich auch seinen Beinamen einbrachte. Um diese Taten Ludwigs rankt sich auch eine Sage, die 1421 von Johannes Rothe aufgezeichnet wurde. Danach habe der Landgraf eines Abends unerkannt in einer Schmiede in Ruhla ein Nachtlager gefunden. Der Schmied habe auf seinen Landesherrn und die Zustände im Land heftig geflucht und schließlich gerufen: „Landgraf, werde hart!“ Diese Worte hätten den Landgrafen schließlich bewogen, gegen das Raubrittertum einzuschreiten. Der Sage nach soll er die Missetäter vor einen Pflug gespannt und einen Acker umgraben lassen haben.
Es ist das eine Sage, die eine Charakterschwächen der Deutschen aufs Korn nimmt, die gerade in heutigen Zeiten einmal wieder besonders stark ausgeprägt ist: ihre Gutmütigkeit. 

Abb. 2: Postkarte aus dem Jahr 1912

Im Grunde muß doch heute fast jeder Deutsche zum Schmied in Ruhla in die Schule gehen. Es ist dort eine Lehrzeit von nicht weniger als zehn Jahren zu veranschlagen. Man bringe sich eine gute Freundin mit - so wie Jutta, die Schwester des Kaisers -, um diese schwere Lehr- und Leidenszeit emotional gut durchzuhalten und um dabei Mensch zu bleiben (3).

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  1. Der hart geschmiedete Landgraf. In: Heinz Rölleke: Das große Deutsche Sagenbuch. Albatros-Verlag 2001, http://gutenberg.spiegel.de/buch/sagen-aus-th-58/26
  2. Jutta Assel; Georg Jäger: Sagenmotive auf Postkarten - Eine Dokumentation. Der Schmied von Ruhla oder: Landgraf werde hart! und Der Edelacker. Eingestellt: Januar 2015, http://www.goethezeitportal.de/wissen/illustrationen/legenden-maerchen-und-sagenmotive/der-edelacker.html
  3. Ludendorff, Mathilde: Vom tiefen Leid gottnaher Menschenliebe. In: diess.: Von der Moral des Lebens. Verlag Hohe Warte, Pähl 1977, S. 108-115

"Herrn Badings Inquisitionsschriften" ...

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Diskussionen rund um die Freimaurer-Symbolik am Völkerschlachtdenkmal von Leipzig
2011 bis heute

Wer sich zuvor schon einmal ein wenig auseinander gesetzt hatte mit dem Nachdenken des Ehepaares Erich und Mathilde Ludendorff darüber, ob dem 1927 eingeweihten Denkmal zur Schlacht bei Tannenberg Freimaurer-Symbolik zugrunde läge, der mußte aufhorchen in dem Augenblick, in dem der Öffentlichkeit bekannt wurde, daß das Völkerschlachtdenkmal von Leipzig voller Freimaurersymbolik ist, ja, daß es sogar 1913 am Abend vor der offiziellen Einweihung durch den deutschen Kaiser von mehreren hundert Freimaurern im Geheimen eingeweiht worden ist (Wiki, Freimaurer-Wiki).

Die Mutter des Autors dieses Blogs hatte eines Abends im Fernsehen eine Sendung gesehen, in der von dieser geheimen freimaurerischen Einweihung am Vorabend der offiziellen die Rede war. Der Blogautor recherchierte diesen Dingen hinterher (1-22) und fand, daß es zu dieser Thematik vor allem ein wichtiges Buch gibt, in dem die Freimaurer-Symbolik des Völkerschlacht-Denkmals und alle damit zusammenhängenden Fragen erörtert wird (3, 4).

Er besorgte es sich und schrieb dazu im November 2011 eine Rezension (15). Von dieser stellte er eine kürzere Fassung auch auf Amazon ein. Einer der beiden Autoren des rezensierten Buches - wohl Frank Heinrich - soll vor Wut an die Decke gegangen sein, als er diese Rezension las und soll sich um eine Löschung der Rezension auf Amazon bemüht haben. Vergeblich. Als nächstes war festzustellen, daß der ganze Verlag, in dem das Buch einstmals erschienen war, von der Bildfläche verschwand. Als nächstes war festzustellen, daß dieser Verlag dann plötzlich doch wieder da war (22).

Und nun stellen wir heute fest, daß auf der Internetseite dieses Verlages sich zum ersten mal auch eine - kleine, kurze - Stellungnahme zu unseren kritischen Beiträgen über die Freimaurer-Symbolik am Völkerschlachtdenkmal von Leipzig findet (23). Darauf soll im vorliegenden Beitrag kurz hingewiesen werden, die nur sehr kurze Stellungnahme soll hier ebenso kurz erörtert werden. Und wir warten dann noch, wann - zum Beispiel - der von uns sehr geschätzte Leipziger alternative Journalist Hagen Grell dieses Thema aufgreift.

"Herrn Badings Inquisitionssschriften" ... 😉



Die genannte Stellungnahme (s. mdg-books) ist unter der Rubrik "Absonderliche Kommentare" eingeordnet. Ach, da wird uns das Herz doch warm. Es wird dort bislang zwar nur auf zwei "absonderliche Kommentare" eingegangen. Es ist aber noch auf zwei weiteren, noch leeren Seiten Platz für die Behandlung weiterer "absonderlicher Kommentare". Diese werden also noch erwartet. Auch das macht uns das Herz warm. Womöglich sind sie schon bekannt und man hat nur noch nicht Zeit gehabt, auf sie einzugehen.

Oder möchte vielleicht noch jemand einen "absonderlichen Kommentar" schreiben? Wir fänden das dringend notwendig. Schon damit die beiden beiden leeren Seiten nicht leer bleiben müssen.

Nun, unser"absonderlicher Kommentar" findet sich dort derzeit gleich als erster behandelt. Eine wirklich schöne Rubrik, unter der wir da eingeordnet werden. Und dann gleich an erster Stelle. Oho, oho, was sollen wir bloß von uns denken! Wir verstehen natürlich schon: Uns einfach nur unter der Rubrik "Presse" einzuordnen, wo so manche wohlwollende Rezension zitiert wird - oh je, das geht natürlich nicht.

Dennoch: Ohlala! Wir fühlen uns geehrt! Vielen Dank, Herr Heinrich. Warum eigentlich nicht gleich? Warum lassen Sie sich sechs Jahre Zeit dafür? Und versuchten anfangs - nur so hintenrum - (siehe oben) unsere Amazon-Rezension löschen zu lassen? (Sie widersprechen dieser Behauptung ja jedenfalls bislang nicht!) Da nun diese Stellungnahme nur so kurz ist, wird man zunächst einmal feststellen dürfen, welchen Behauptungen von unserer Seite sie alles nicht widerspricht. Ohlala, man darf doch meinen, daß das eine ganze Menge ist. Aber kein Widerspruch bedeutet natürlich keinesfalls (!!!) Zustimmung, wir wissen das schon, Herr Heinrich. Wir wissen das schon. Dennoch wollen wir es als bemerkenswert festhalten. Wenn es irgendetwas wirklich Krasses gegeben hätte unter unseren Behauptungen, das zu widerlegen Ihnen leicht und/oder wichtig wäre - sie hätten das doch sicherlich getan.

Ach, wir nehmen uns viel zu wichtig. Das wissen wir schon.

Denn im Grunde ist das ja alles nur "lächerlich" und "übel", was wir schreiben. Das muß man nicht alles im einzelnen widerlegen. Trotzdem steht da über die - - - "Inquisitionsschriften" des Ingo Bading - das ist doch eine ganz bemerkenswerte Kennzeichnung - nein, die müssen wir noch ein bisschen auf uns wirken lassen: Menschen, die ein Buch schreiben, dessen Titel seiner Gesamt-Aussage nach lauten könnte "Über Schlachtfelder, über Massenmorden hinweg zu Gott!" werfen uns mal eben "Inquisition" vor, weil wir einem solchen Gesamt-Tenor schlichtweg ziemlich kritisch gegenüber stehen. Also wenn das nicht wunderhübsch ist, was soll dann wunderhübsch sein? Da steht dann also (mdg-books):
Er macht aus uns beiden Autoren, Satansdiener, Satansjünger. Vergißt aber zu erwähnen, welchen Satan er meint. Meint er den jüdischen, christlichen oder gar den islamischen-muslimischen Satan? Darüber schweigt er sich aus.
Grins! Oh je, ganz fröhlich schweigen wir uns darüber aus. Na so was aber auch. Und warum? Weil es uns, ähm - - - egal ist, Herr Heinrich! Weil wir uns über solche "Unterschiede" noch nie Gedanken gemacht haben. Oh, wir sind schon schlimm. So undifferenziert zu arbeiten. Aber interessant, was Ihnen überhaupt wichtig erscheint, wenn Sie unsere Kritik lesen. Sie scheinen sich auch dann noch gar nicht aus Ihren okkulten "Wichtigkeiten" herauslösen zu können. Natürlich muß es für einen Okkultgläubigen wichtig sein, welchen Satan er anbetet. Ohne Frage. Für unsereinen: nein, nicht wichtig. Gotteswahn und Satanswahn - warum sollen uns da die Unterschiede groß interessieren?

Sie interessieren uns schon deshalb nicht, weil wir uns gar nicht erinnern können, daß das aus dem behandelten Buch oder den Verlagsaktivitäten irgendwie hervor ginge, welcher Satan nun ganz konkret verehrt würde. Unserer Erfahrung nach ist man doch in solchen Kreisen wie diesen da immer recht "synkretistisch". Sollte man da nicht der Meinung sein, daß man mit einer solchen Arbeitshypothese - es würde ein synkretistisch verstandener Satan verehrt - erst einmal arbeiten dürfte?

"Absonderlicher Kommentar"😉


Die 5. Auflage aus dem September 2015
Aber wenn Herrn Heinrich - oh je, warum fällt uns grade der Satz "Heinrich, mir graut's vor Dir" ein (Mensch, immer diese blindwütigen Assoziationen, typisch, typisch [Wiki]) - ausgerechnet diese Frage so wichtig ist, erkläre er uns doch zunächst einmal, welchen Satan er denn nun tatsächlich anbetet. Er könnten doch nun der Öffentlichkeit einfach einmal - sagen wir: Spaßes halber - mitteilen, welcher Satan denn das nun ist. Dem Wortlaut dieser Ausführungen wird ja doch wohl recht fröhlich entnommen werden dürfen, daß es ja offensichtlich irgendeiner sein muß. Oder irrt man sich schon wieder?! Ach je, man irrt sich gewiß. Wir tappen ja doch immer so im Dunkeln als Uneingeweihte. Es ist gräßlich!

Herr Heinrich widerspricht in seiner Stellungnahme im Grunde nur unserer Beobachtung, daß der Erzengel Michael ziemlich satanistische Züge und Eigenschaften aufweist. Das geschah, wenn man sich recht erinnert, in irgendeiner Logenrede, die auf dem Freimaurer-Wiki wiedergegeben wird, auch schon. Und das ist einem natürlich schon klar, daß man als Weißmagier keinesfalls als Schwarzmagier angesehen werden möchte, weder intern in okkulten Kreisen, noch viel mehr extern. Der Erzengel Michael ist der Gute, das wissen wir nun schon. Darüber kann sich ja dann die Leserschaft schon ihr eigenes Urteil bilden. Wir bleiben bei unserer Feststellung: Das Völkerschlachtdenkmal von Leipzig zelebriert nach der Interpretation von Herrn Heinrich den Gedanken: Über Schlachtfelder, über Massenmorden hinweg zu Gott.

Diesem Grundgedanken widerspricht Herr Heinrich auch nicht. Und das reicht im Grunde schon, um jenen Gotteswahn zu kennzeichnen, der hier vorliegt. Gotteswahn ist - soweit es Monotheismus angeht - immer zugleich Satanswahn. (Und auch Herr Heinrich spricht - interessanterweise! - nicht von der Möglichkeit eines nicht-monotheistischen Satans, auch das sei nebenbei festgehalten. So weit reicht sein Synkretismus jedenfalls offenbar nicht.)

Und so sei am Schluß einfach einmal nur ein Dank ausgesprochen, daß Herr Heinrich auf unsere kritische Stellungnahme auf seiner Internetseite hinweist und - scheinbar - nicht mehr dafür plädiert, daß unsere Stellungnahme gelöscht werden sollte von irgendwelchen Zensur-Ministerien. (Natürlich wissen wir nicht, was sich Herr Heinrich intern alles als Vorgehen gegenüber "Inquisitionsschriften" wünscht, das können wir uns ja nur ausmalen.) Wir wünschen uns nur, daß Herr Herr Heinrich und Herr Affeldt der Neuauflage ihres Buches einfach den Titel geben: "Über Schlachtfelder, über Massenmorden hinweg zu Gott! Hurra!" Das ist der richtige Buchtitel, mehr sagen wir nicht. Und das reicht uns. In Hamburg während des G20-Gipfels ist doch auch wieder fröhlich nach diesem Motto gehandelt worden von internen und externen - - -Kapuzenträgern.

Und wenn schon so schön zu Telefonanrufen aufgemuntert wird von Herrn Heinrich, dann gehen wir noch einen Schritt weiter und schlagen vor, daß wir die Inhalte dieses Buches einfach einmal auf einer Podiumsdiskussion in Leipzig über mehrere Stunden hinweg erörtern. Vielleicht finden wir ja zu einem Konsens, der Herrn Heinrich, uns und den Leipzigern gefällt! Auf jeden Fall scheinen die Standpunkte in der Tat im mündlichen Gespräch leichter zu klären sein. Private Telefongespräche mit Satansanbetern führt der Autor dieser Zeilen allerdings nur sehr ungern. Nichts für ungut.


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  1. Affeldt, Rolf; Heinrich, Frank: Das Völkerschlachtdenkmal gibt sein Geheimnis preis. Nouvelle Alliance, Leipzig 1993
  2. Hans-Dieter Schmid: Völkerschlachtdenkmal, Völkerschlachtgedenken und deutsche Freimaurerei im Jubiläumsjahr 1913. In: Marlis Buchholz u. a. (Hrsg.): Nationalsozialismus und Region. Festschrift für Herbert Obenaus, Bielefeld 1996, S. 355-379
  3. Affeldt, Rolf; Heinrich, Frank: Testament der Freimaurer. Das Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig. Helikon Joggers, Bartsch & Sippenauer, Leizpig 1999
  4. Affeldt, Rolf; Heinrich, Frank: Testament der Freimaurer. Das Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig. MdG-Verlag, Leipzig 2000 (4. Aufl.) 2009 (224 S.); auch auf englisch: MdG-Verlag 2008
  5. Förster, Otto W.; Hempel, Günter Martin: Leipzig und die Freimaurer. Eine Kulturgeschichte. Taurus Verlag 2007 (Amazon)
  6. Ludwig, Karin; Erler, Michael: Tempel, Logen, Rituale. Die Geheimnisse der Freimaurer. Dokumentarfilm, Deutschland 2008. 44 Minuten. Ein Film der Neuen Mediopolis Filmproduktion GmbH Leipzig im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks. Ausgestrahlt auf: ARD, 20.8.200823.30 UhrPhoenix, 10.2.2009Schweizer Fernsehen, 7. und 9.6.20093Sat, 9. Juli 2009, 20.15 Uhr3Sat, 17.7.2011MDR, 12.6.2011Phoenix, 26.11.2011 (Google VideoVeoh)
  7. Süß, Alexander: Leipziger Freimaurer in Wort und Stein. Der Einfluss der Logen auf das Völkerschlachtdenkmal und die Verlagsstadt. Salier Verla, Leipzig 2009 (siehe Rezension von Ralf Julke)
  8. Heinrich, Frank: Architekt Clemens Thieme. MdG Verlag, Leipzig 2009 (90 S.)
  9. Erler, Michael: Das Geheimnis des Völkerschlachtdenkmals. (In der Reihe: Mitteldeutsche Wahrzeichen.) Dokumentarfilm, Deutschland, 30 Min. (Moderator: Axel Bulthaupt) MDR, 15.11.2011, 20.45 Uhr (Interview mit Frank Heinrich).
  10. Ullrich, Jens: Das Völkerschlachtdenkmal und die Freimaurer. Logenbrueder.de, 2005
  11. Treffpunkt Leipzig: Auf den Spuren der geheimnisvollen Freimaurer.
  12. Bading, Ingo: Schreckensmale okkulter Priesterdiktatur - Die Schlachtendenkmäler von Leipzig und Tannenberg - Freimaurerziele 1813, 1913 und 1927 - Sturz von Kaiser und Reich, Zwingherrschaft über die Völker Europas durch Aufhetzung zu Krieg und Völkermord. Auf: GA-j!, 27. November 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/11/schreckensmale-okkulter.html
  13. Bading, Ingo: Über Schlachtfelder zu Gott: Das okkult-satanistische Völkerschlachtdenkmal in Leipzig Der Reigen der okkult-freimaurerisch-anthroposophisch-satanistischen Veröffentlichungen des MdG-Verlages rund um das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. GA-j!, 28. November 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/11/uber-schlachtfelder-zu-gott-das-okkult.html
  14. Bading, Ingo: Kriegerdenkmäler als Freimaurerdenkmäler - das Beispiel Tannenberg (1927) "Mit den besten Empfehlungen" - der "Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland". GA-j!, 9. Dezember 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/12/kriegerdenkmaler-als.html
  15. Bading, Ingo: Die Freimaurer und die SS: "Todesmutige Männer in schwarzen Uniformen" Kriegsverherrlichung und Satanismus in Leipzig. GA-j!, 9. Dezember 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/12/die-freimaurer-und-die-ss-todesmutige.html
  16. Bading, Ingo: Oktogonale Kriegerdenkmäler in Deutschland und England - mit geheimem Hintersinn?, GA-j!, 22. Dezember 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/12/oktogonale-kriegerdenkmaler-in.html
  17. Bading, Ingo: "Freimaurer müssen Front machen gegen Staaten und Regierungen, die dem großen Menschheitsziel entgegenlaufen""Sind gepanzerte Fäuste notwendig?" - Offenbar weitere Erläuterungen zum Freimaurerdenkmal in Leipzig in einem angekündigten Reprint aus dem Jahr 1927. GA-j!, 31. Dezember 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/12/freimaurer-mussen-front-machen-gegen.html
  18. Bading, Ingo: Husch, husch - zurück in die Höhlen ... Wohin ist er verschwunden, der "MdG-Verlag", jener anthroposophische, satanismusnahe Freimaurer-Verlag in Leipzig? - Oder: "Wo sind all die Indianer hin? ..." GA-j!, 8. Januar 2013, http://studgenpol.blogspot.de/2013/01/husch-husch-zuruck-in-die-hohlen.html
  19. Bading, Ingo: "Ende der Sperre: Nie" - Auf dem öffentlichen Internetforum der deutschen Freimaurer Weil wir - "geschickt zusammengestellt" - gegen die Freimaurer ... "hetzen" Aber: Wird wirklich nach den Prinzipien offener Gesellschaften gehandelt auf dem öffentlichen Internet-Forum der "Vereinigte Großlogen in Deutschland"? GA-j!, 27. Juni 2013, http://studgenpol.blogspot.de/2013/06/ende-der-sperre-nie-auf-dem.html
  20. Bading, Ingo: Hundert Jahre Völkerschlachtdenkmal - ein Grund zum Feiern? Ein Völkerschlachtdenkmal-Verherrlicher und Freimaurer "geht vor Wut an die Decke ..." - Unser Blog hatte ihn doch nur gründlich gelesen und rezensiert .... Auf: GA-j!, 18. Oktober 2013, http://studgenpol.blogspot.de/2013/10/hundert-jahre-volkerschlachtdenkmal-ein.html
  21. Bading, Ingo: "Mein Denkmal ist ein anderes ..." Nochmals zum Völkerschlachtdenkmal von Leipzig. GA-j!, 3. November 2013, http://studgenpol.blogspot.de/2013/11/mein-denkmal-ist-ein-anderes.html
  22. Bading, Ingo: Totgesagte leben länger Der MdG-Verlag in Leipzig ist wieder da und - bewirbt weiter den "umstrittenen" Freimaurerkoloß daselbst. GA-j!, 15. Februar 2016, http://studgenpol.blogspot.de/2016/02/totgesagte-leben-langer.html
  23. Heinrich, Frank: Absonderliche Kommentare von Herrn Ingo Bading. Ohne Datum, http://www.mdg-books.com/presse-seite2.html [12.7.17]

"What is the enemy? - White supremacy!"

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Vom naturalistischen Fehlschluß in naturwissenschaftsnahen politischen Erörterungen

Das Wichtigste in Kürze: Charles Murray (geb. 1943) (Wiki), Autor des Bestseller "Bell Curve" von 1994, in dem angeborene Intelligenzunterschiede zwischen aschkenasischen Juden, Ostasiaten, Europäern und Schwarzafrikaner behandelt werden in Bezug auf die soziale Schichtung in der mulitkulturellen Gesellschaft in den USA, sollte Anfang März an einer US-amerikanischen Elite-Universität, dem Middlebury College, einen Vortrag halten. Dieser wurde durch Studentenproteste verhindert. Die Vorfälle lösten in der amerikanischen Öffentlichkeit eine Erörterung aus darüber, was, wie, wo und warum rund um die von Charles Murray und andere aufgeworfenen Erkenntnisse der modernen Intelligenzforschung erörtert werden sollte. Ein wenig Fahrt aufgenommen hat die dortige öffentliche Erörterung der Fragen durch den Umstand, daß der bekannte Gotteswahn-Kritiker Sam Harris aus diesem Anlaß ein langes Interview mit Charles Murray führte. In Deutschland hat noch niemand (niemand!) auf diese aktuelle Erörterung in den USA hingewiesen, deshalb der folgende Blogbeitrag.

Der naturwissenschaftsnahe, rechtskonservative Thinktank "American Enterprise Institute" hat Studentengruppen an der einen oder anderen US-amerikanischen Universität. Nun gibt es das "Middlebury College" im US-Bundesstaat Vermont (Wiki) - gelegen etwa 300 Kilometer nördlich von Boston und 50 Kilometer südlich der kanadischen Grenze. Es gehört zu den Eliteuniversitäten der USA. Und dort hat eine solche Studentengruppe nun ein Mitglied des genannten Instituts, den schätzenswerten Autor Charles Murray (geb. 1943) (Wiki), gebeten, einen Vortag zu halten.

Von diesem Vortrag gibt es ein Video (1). Im Publikum ist aufgebrachte Stimmung, es läßt aber alle Vorredner von Charles Murray aussprechen. Als dann Charles Murray selbst an das Podium tritt, erhebt sich wohl etwa die Hälfte aller im Saal anwesenden Studierenden, kehrt ihm den Rücken zu und liest im Sprechchor einen Text ab. Am Schluß hämmert dieser Sprechchor sich selbst und den sonstigen Zuhörenden in oftmaliger Wiederholung den Satz ein: "What is the enemy? - White supremacy" (1; etwa ab Minute 23). Man fühlt sich an die Agitprop-Propaganda in kommunistischen Staaten erinnert. 

Und das ist natürlich ein hochgradig intellektuell differenzierter Debatten-Beitrag, würdig einer amerikanischen Elite-Universität.

Das Schlagwort "White supremacy" ist in Deutschland (noch) wenig gebräuchlich. Was mit ihm angesprochen sein soll, kann man auf Wikipedia nachlesen (Wiki). Es erfordert natürlich nur wenig intellektuellen Scharfsinn, sich klar zu machen, daß dieses Schlagwort den sogenannten "naturalistischen Fehlschluß" unterstellt, nämlich den vom Sein zum Sollen, also: Weil die aschkenasischen Juden angeborenermaßen das intelligenteste Volk der Erde sind, müssen sie auch über alle anderen Völker herrschen. Oder: Weil die Ostasiaten angeborenermaßen die zweit-intelligentesten Menschengruppe auf der Erde sind, müssen sie an der Herrschaft über alle anderen Völker mitbeteiligt werden. Oder: Weil die Weißen europäischer Herkunft angeborenermaßen die dritt-intelligenteste Menschengruppe sind - aber zugleich aufgrund der Geschichte die unverfrorenste von allen - muß sie über alle Völker herrschen. Oder: Weil die Schwarzafrikaner zu den angeborenermaßen weniger intelligenten Völkern gehören, müssen sie versklavt und beherrscht werden.

Das ist natürlich alles ganz und gar platt gedacht. Aber genau deshalb wird ja das Denken in solchen naturalistischen Fehlschlüssen von Religionsgesellschaften, Geheimgesellschaften, Geheimdiensten, Großbanken und sonstigen Hintergrundmächten seit gut hundert Jahren allerorten gefördert, wo es diesen dienlich erscheint, nämlich: um eine Beschäftigung mit den damit verbundenen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen aus humanem Geist heraus von vornherein in der bestmöglichen Weise zu diskreditieren.

Jedenfalls: Der Vortrag von Charles Murray mußte abgebrochen werden und an anderem Ort durchgeführt werden. Dabei scheint es zu Rangeleien gekommen sein, wobei Menschen verletzt wurden (Wiki). Übrigens hat Charles Murray in früheren Jahren auch schon ganz unbeanstandet Vorträge an deutschen Universitäten gehalten. Sein Buch "Human Accomplishment" läßt einen tiefen Blick werfen in die Tatsache, daß über 90 % aller kulturellen Errungenschaften der Menschheit 1. von Europäern, 2. von Männern hervorgebracht worden sind. Mit diesen Forschungen kann man sich wissenschaftlich seriös auseinandersetzen. Aber das geht natürlich nicht in Sprechchören.

Sam Harris führt ein Interview mit Charles Murray


Jedenfalls hat der ganze Vorgang nun in den USA eine Erörterung des Themas Meinungsfreiheit ausgelöst. Mehr oder weniger entscheidend ist aber, daß auch der Gotteswahn-Kritiker Sam Harris (geb. 1967) diesen Vorfall zum Anlaß genommen hat, um am 23. April 2017 mit Charles Murray ein über zweistündiges Interview zu führen (2).

Und dies hinwiederum führte dazu, daß die Erörterung nun auch ihren Weg in den angesehenen US-amerikanischen "National Review" gefunden hat (3, 4). Dort befürworten in zwei Artikeln Hochschullehrer, daß es keine Rede- und Forschungstabus zu diesem Thema geben dürfe. Immerhin! Will heißen: Der erste Artikel meint, das Thema könne gerne weiter in abseitigen Internetforen und -blogs (wie unserem) weiter diskutiert werden - aber bitteschön nicht in den großen Medien. Oder gar in Parteien, Verbänden und so weiter. Nun, hier wird offenbar nur das Faktum anerkannt, daß man eine Diskussion im Internet sowieso schwer verhindern kann! :) 

Aber auch gegen diese Nonchalance stellt sich der antwortende Artikel, der meint, das Thema müsse auch in den großen Medien offen behandelt werden (4).

An inhaltlichen Sachargumenten gibt es - soweit wir das übersehen - kaum neue, deshalb soll an dieser Stelle auf diese Erörterungen nur hingewiesen werden, ohne daß wir uns hier zunächst mit weiteren Einzelheiten befassen wollen. Das haben wir an früherer Stelle schon genügend getan hier auf dem Blog. (Etwa 2010 rund um die Debatte um das Buch von Thilo Sarrazin "Deutschland schafft sich ab".)

Als auffällig sei noch vermerkt, daß - soweit übersehbar - dies der erste deutschsprachige Blog ist, der auf diese Erörterungen in den USA überhaupt hinweist, von anderen deutschsprachigen Medien ganz abgesehen. Und das, obwohl es doch auch in Deutschland viele Sympathisanten von Sam Harris in der kirchenfreien Szene gibt. Als auffällig sei weiterhin vermerkt, daß die ganzen deutschen Rechtskonservativen rund um Pegida, Identitäre Bewegung und AfD natürlich hochgradig wichtigere Dinge zu tun haben, als sich mit solchen grundlegenden Verschiebungen im Welt- und Menschenbild überhaupt zu befassen. Dort möchte man die Menschen - offenbar - lieber dumm lassen, damit man "später" dann um so besser als Rechtspopulist naturalistische Fehlschlüsse predigen kann. Ohne Frage.

Denn der Autor dieser Zeilen weiß aus verschiedenen Äußerungen, die er selbst gehört hat oder die ihm mitgeteilt wurden, daß den führenden Politikern der AfD bekannt ist, daß das naturwissenschaftsnahe Argument das stärkste Argument in der politischen Debatte ist. Es gibt da ganz klar irgendwelche Hintergrund-Stichwortgeber, die diesen Politikern "beratend" zuraunen, daß das Argument zwar vorhanden ist und grundsätzlich benutzt werden kann, daß man es aber - vorerst - (aus welchen taktischen Gründen auch immer) noch nicht benutzen dürfe. Es wird das erkennbar am Denken, Handeln und an (vereinzelten) Äußerungen von solchen Politikern und Politikberatern wie Björn Höcke, Alexander Gauland oder Michael Klonovsky. Daß ein solches Bewußtsein und Denken zum Beispiel besonders prägnant bei Hans-Thomas Tillschneider (geb. 1978) vorliegt, ist uns von dritter Seite, von Seiten eines Leser dieses Blogs, sehr eindrucksvoll übermittelt worden. Wir wissen: Hans-Thomas Tillschneider ist sich der Kraft des naturwissenschaftsnahen Argumentes bewußt. Und benutzt es ganz bewußt nicht.

Da nun bei dem vielen Taktieren des Führungspersonals der AfD auch sonst allzu deutlich durchscheint, daß hier viele gruppenevolutionäre Strategien verfolgt werden - - - nur keine deutschen - ist es nur zwangsläufig, daß dies auch und insbesondere bezüglich des Umgangs mit dem naturwissenschaftsnahen Menschen- und Völkerbild so geschieht. Es könnte ja Völker retten. Und wer will das schon.

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  1. DiGravio, Will: Students Protest Lecture By Dr. Charles Murray at Middlebury, 2.3.2017, https://www.youtube.com/watch?v=a6EASuhefeI
  2. Harris, Sam: Waking Up With Sam Harris #73 - Forbidden Knowledge (with Charles Murray). 23.4.2017, https://www.youtube.com/watch?v=Y1lEPQYQk8s
  3. McWorter, John: Stop Obsessing Over Race and IQ - It serves no purpose. In: National Review, 10.7.2017, http://www.nationalreview.com/article/449208/race-iq-debate-serves-no-purpose
  4. Anomaly, Jonathan; Boutwell, Brian: A Reply to John McWhorter - We shouldn’t obsess about race and IQ, but we should openly discuss it. In: National Review, 12. Juli 2017, http://www.nationalreview.com/article/449388/race-iq-dont-obsess-over-it-do-discuss-it

Dienen Menschenopfer der Stabilisierung menschlicher Gesellschaften seit vielen Jahrtausenden?

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Neue Forschungsergebnisse zur Funktion von kultischen Männerbünden und Menschenopfern

Im folgenden wird auf zwei neue Themenkomplexe innerhalb der Wissenschaft hingewiesen:
  1. Kultische Geheimbünde - Haben sie indogermanische Ursprünge?
  2. Dienen Menschenopfer der Stabilisierung hierarchischer Gesellschaften seit vielen Jahrtausenden?
  3.  

1. Kultische Geheimbünde - Haben sie indogermanische Ursprünge?  


Männerbünde und -orden ebenso wie Männer-Geheimbünde und Männer-Geheimorden sind niemals schärfer in der Geschichte kritisiert worden als durch die deutsche völkische Bewegung der 1920er Jahre und innerhalb derselben selten schärfer als durch das Ehepaar Erich und Mathilde Ludendorff der 1920er und 1930er Jahre. In jener Zeit wurde die Rolle der Freimaurerei für die Herbeiführung, den Ausbruch, den Verlauf und das Ende des Ersten Weltkrieges sehr umfangreich erörtert und kritisiert. Es wurde unterstellt, sie würde durch Krieg und Revolutionen versuchen, die "Weltrepublik" herbeizuführen und die gewachsenen Völker und Kulturen zu zerstören und in eine asiatisch-negroide Zukunftsrasse umzuwandeln. Dasselbe unterstellte man dem Jesuitenorden und der katholischen Kirche. Und dasselbe unterstellte man - vor allem in den 1930er Jahren - auch östlich-esoterisch ausgerichteten Männerorden und Priesterkasten, die auf den Dalai Lama als äußeres Oberhaupt hin ausgerichtet seien.

Man stellte diesbezüglich auch bald fest, daß nicht nur das gesamte politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben zu großen Teilen von solchen Geheim-Orden und -Bünden, ihren öffentlich bekannten Ablegern unterwandert worden war, wenn nicht gar in wesentlichen Teilen erst hervorgerufen wurde und von den ihnen zugehörigen Astrologen beraten wurde, sondern daß dies insbesondere auch für die rechtskonservative Szene und die völkische Bewegung selbst gälte. Und so machte man schließlich diese Geheimbünde auch für die Machtergreifung der Nationalsozialisten verantwortlich, dessen Verbrechen und leichtfertiges Mit-dem-Krieg-Spielen man als ein beabsichtigtes Hijacking, eine Entführung des ursprünglichen völkischen Gedankens begriff, natürlich um ihn zu diskreditieren.

Aufgrund dieser vorherrschenden Stimmung in der damaligen völkischen Bewegung mußten sich hinwiederum die Nationalsozialisten, wenn sie erfolgreich sein wollten, nach außen und insbesondere auch gegenüber der eigenen Anhängerschaft das Aussehen geben, als ob sie die Freimaurerei und die katholische Kirche und den mit ihnen einhergehenden Okkultismus bekämpfen würden. Deshalb wurde die Freimaurerei offiziell im Dritten Reich verboten. Alle Männerbünde versuchten aber während des Dritten Reiches ein Verbot ihrer selbst und ihre sonstige Bekämpfung zu verhindern und zu unterlaufen, indem sie sich nach außen hin als "völkisch" tarnten und schließlich, indem sie den Männerbund-Gedanken kurzum als einen völkischen Gedanken propagierten.

Otto Höfler gegen Bernhard Kummer - 1933  bis 1945


Als solche Propagandisten spielten mehrere Autoren eine Rolle, keiner aber eine größere als der österreichische Katholik Otto Höfler (1901-1987) (Wiki). Dieser hat sich 1931 mit seinem Buch "Kultische Geheimbünde der Germanen" in Wien habilitiert und es 1934 erscheinen lassen - und zwar mit der ganz bewußten Absicht, den kultischen Geheimbund als etwas "Echt-Deutsches", "Echt-Germanisches" dem Nationalsozialismus und dem Dritten Reich unterzuschieben (1). Otto Höfler wurde deshalb auch durch eine breite Strömung innerhalb der nationalsozialistischen Partei gefördert und ließ sich von ihr fördern. Insbesondere im Männerorden SS selbst berief man sich auf den in diesem Buch behandelten Gedanken, daß schon die heidnischen Germanen "kultische Geheimbünde" gekannt hätten, die sogenannten "Einherrier". Und daran wollte man innerhalb der SS anknüpfen. Auch noch in der rechtskatholischen Zeitschrift "Sezession" wurde Otto Höfler als ernst zu nehmender Autor behandelt.

Abb. 1: Bernhard Kummer
Diesem Otto Höfler nun und der von ihm repräsentierten Geistesströmung stellte sich der deutsche Nordist Bernhard Kummer (1897-1962) (Wiki, engl.) entgegen, der der Ludendorff-Bewegung vor und nach 1945 sehr nahe stand, und der sich scharf gegen die Unterstellung aussprach, daß es bei den heidnischen Germanen kultische Männerbünde gegeben habe. Auf dem englischen Wikipedia-Artikel zu Bernhard Kummer ist sein Konflikt mit der SS ausführlicher dargestellt als auf dem deutschen:
Kummer's academic career was retarded by a conflict with Otto Höfler which became part of the conflict between the Ahnenerbe and the Amt Rosenberg, with which Kummer was affiliated. Höfler originally fanned the flames of their disagreement with a dismissive treatment of Kummer's work in his Kultische Geheimbünde der Germanen (1934), but Kummer fought back "with almost every weapon he could get." Kummer attacked Höfler's version of the Germanic Continuity Theory as based on the equation of the ancient Teutons with primitives and therefore inherently denigratory. He accused the Catholic Höfler, whose work emphasises initiatory cults and secret societies, of "an un-Nordic predilection for strange rites and ecstatic practices". Höfler was able to point out the potential destructiveness of such sectarianism in the Third Reich, and his viewpoint easily supported the notion of National Socialism as the culmination of Germanic history, whereas Kummer had to resort to a reawakening of suppressed cultural forces. Heinrich Himmler intervened in the quarrel and Kummer was forced to withdrew his attacks on Höfler and resign from the journal Nordische Stimmen, which he had founded; only then did his academic career advance.
Zu diesen Auseinandersetzungen hat der Tübinger Gerd Simon viele Dokumente zugänglich gemacht (2). Bernhard Kummer stand in diesem Kampf fast als "Einzelkämpfer" gegen die gesamte Staatsmacht, insbesondere gegen die SS. Wie er sich zu diesen Fragen gedanklich positionierte, hat er in den 1950er Jahren noch einmal in seiner Schrift "Gott Odin - Ein Chronist und sein Gefolge" dargestellt (3). Der Gott Odin war für ihn der Völkerwanderungsgott, ein Gott, der nicht zum ursprünglichen Kanon der Indogermanen und Germanen gehörte, sondern erst sehr viel später eingeführt worden sei. Er würde ganz ungermanische Züge tragen und mit ihm sei viel ungermanisches Geistesgut in die germanische Welt hineingeraten. All das hätte sie aufnahmebereiter gemacht für das Christentum und das damit verbundene Männerordens- und Priester-Prinzip, das den einzelnen Menschen aus Sippe und Familie heraus löst. Um das zu belegen, wurde auf viele Bibelzitate zurückgegriffen, etwa auf Matthäus 10.37 ("Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, ist mein nicht wert.").

Rituelle Hunde-Tötungen bei den Indogermanen - 1.900 bis 1.700 v. Ztr.


In einer soeben veröffentlichten Studie des Archäologen und derzeit angesehendsten archäologischen Indogermanen-Forschers David Anthony (4) werden Funde präsentiert, nach denen in der Urheimat der Indogermanen in der Zeit nach den ersten großen Abwanderungen der Indogermanen nach Süden (4.600 v. Ztr. nach Varna in Bulgarien, 4.000 v. Ztr. nach Maikop nördlich des Kaukasus), nach Westen (2.500 v. Ztr. als Schnurkeramiker/Glockenbecherleute in Mitteleuropa) und nach Osten (als Arier in Nordindien, als Perser in Persien), also in der Zeit 1.900 bis 1.700 v. Ztr. in der Winterzeit Hunde rituell getötet worden wären (5). Und Anthony stellt diesen Befund nun in einen großen Zusammenhang, nach dem es indogermanisches Gemeingut gewesen wäre, daß es jugendliche "Kriegsbanden" gegeben hätte, die in großer Wildheit gelebt hätten und große Freiheit gehabt hätten und die Einweihungsrituale hätten durchlaufen müssen, in denen Wölfe und Hunde eine Rolle gespielt hätten. Anthony erinnert in diesem Zusammenhang an die - in diesem Zusammenhang vergleichsweise harmlosen - Lupercalien (Wiki) in Rom, beruft sich aber überhaupt auf eine vielfältige Forschungsliteratur seit 1945 zu den indogermanischen Mythen und Überlieferungen rund um diese Fragen, also auf Forschungsliteratur, so scheint es, in den Fußstapfen von Otto Höfeler.

Es steht außer Zweifel, daß es auch heute noch völkische, logenartige, "ariosophische""Bünde" gibt, die sich auf solche Forschungen berufen werden, wenn sie die Arbeiten in ihren eigenen völkischen Geheimlogen weiter betreiben werden. Man denke etwa an die Ariosophische Bruderschaft, in deren Thüringer Umfeld sich doch offenbar auch der Politiker Björn Höcke von der AfD zu bewegen scheint, was um so naheliegender ist, wenn er - wofür fast alles spricht - unter dem Pseudonym "Landolf Ladig" geschrieben haben sollte, was deutlich genug auf die Thule-Okkult-Romane des ariosphischen, SS-nahen Okkultautors Wilhelm Landig (Wiki) zurück weisen würde.

Also gälte es einmal aufs Neue, in der Forschung scharf abzugrenzen, was dort wirklich sichere Erkenntnis ist und was Interpretation ist. Dazu müßte man die von Anthony angeführte Literatur sehr genau studieren. Wozu gerne aufgefordert sein soll. Beiträge zu diesen Fragen nehmen wir gerne für diesen Blog entgegen.

Gleichgültig, welches Ergebnis eine solche Untersuchung hätte, wäre natürlich im übrigen sowieso zu sagen, daß wir heutigen Nachkommen der Indogermanen uns nicht mit allen Verhaltensgewohnheiten unserer Vorfahren identifizieren können und wollen, sondern daß hier - wie immer - ausgewählt werden muß vom Standpunkt der heutigen Zeit, was erhaltenswürdig oder erneuerungswürdig wäre und was einfach Bestandteil früherer Zeiten war, und was heute nicht mehr zeitgemäß wäre.

Es deutet sich aber wohl schon von vornherein an, daß die kultischen und Lebens-Gewohnheiten der indogermanischen Völker von solcher Vielfalt waren, daß man einerseits als heutige verquastete Okkultloge immer irgendeinen Anknüpfungspunkt finden wird und sei er noch so konstruiert, und andererseits, daß diese niemals unter der Drohung von Todesstrafe mittels Geheimgerichtsbarkeit einem solchen totalitären Gehorsams-Prinzip unterworfen waren wie dies in von monotheistischem Geist Schwarzer Pädagogik geprägten Okkultlogen des 20. Jahrhunderts vom Jesuitenorden über die Freimaurerei bis hin zur tibetischen Priesterschaft hin üblich ist, verbunden mit all der Pädokriminalität und all dem elitären Satanismus, der dafür als "notwendig" erachtet zu werden scheint. Aus allen indogermanischen Kulturen spricht ein ganz anderer Geist. Insofern fragt man sich dann auch so ganz allmählich, welche Agenda eigentlich - - - David Anthony zu verfolgen scheint.

2. Dienen Menschenopfer der Stabilisierung hierarchischer Gesellschaften seit vielen Jahrtausenden?


Möglicherweise noch um manches spannender aber wird es, wenn man in der Zusammenfassung einer weiteren aktuellen Forschungsstudie von den Autoren Russell D. Graya und Joseph Watts aus dem Bereich der Evolutionären Anthropologie einen Satz wie den folgenden liest (6):
Ritual human sacrifice does play a causal role in promoting and sustaining the evolution of stratified societies by maintaining and legitimizing the power of elites.
Also: Rituelle Menschenopfer bedingen ursächlich die Förderung und Aufrechterhaltung der Evolution hierarchischer Gesellschaften, indem sie die Macht der Eliten befestigen und legitimieren.
Boah. Dieser Satz haut einen um. Der Satz stammt von jenen Forschern, die zuvor schon - 2015 - die Rolle von ("übernatürlichen") personalen Gottheiten ("supernatural""big gods", "großen Göttern") für die Entstehung komplexer Gesellschaften erforscht hatten. Ihre diesbezüglichen Studien seit 2015 sind in ihrem Literaturverzeichnis angeführt. Da es sich bei diesen Forschungen um sehr ernstzunehmende Studien handelt aus dem Bereich der "third-party-punishment"-Theorien zur Erklärung der Entstehung von Altruismus in menschlichen Gesellschaften, dürfte er erhebliches Gewicht haben. Und im Text der Studie heißt es dazu dann ausführlicher (6):
Religious narratives in early human societies often legitimize the authority of those in power and involve rituals that benefit the elite at the expense of underclasses (64). A particularly gruesome example is the practice of ritualized human sacrifice that occurred in early human societies throughout the world (64–68). According to the Social Control Hypothesis (64, 66, 68), ritualized human sacrifice was used by social elites as a religiously sanctioned means of terrifying underclasses into obedience.
Zu Deutsch: Religiöse Narrative in frühen menschlichen Gesellschaften legitimieren häufig die Autorität der Machthaber und schließen Rituale mit ein, die der Elite nützen auf Kosten der Unterschichten (64). Ein besonders schreckliches Beispiel ist die Praxis ritueller Menschenopfer, die in frühen menschlichen Gesellschaften rund um die Erde aufgetreten sind (64-68). Gemäß der "Soziale Kontrolle-Hypothese" (64, 66, 68) wurden rituelle Menschenopfer von sozialen Eliten benutzt als eine religiös sanktionierte Methode, um die Unterschichten einzuschüchtern und zum Gehorsam zu bringen. 
_____________________________
64. Carrasco D  (1999) City of Sacrifice: The Aztec empire and the role of violence in civilization (Beacon, Boston)
65. Bremmer JN  (2007) The Strange World of Human Sacrifice (Peeters, Leuven, Belgium)
66. Turner CG, Turner JA  (1999) Man Corn: Cannibalism and Violence in the Prehistoric American Southwest (Univ of Utah Press, Salt Lake City)
67. Girard R  (1987) Violent origins: Ritual killing and cultural formation. Violent Origins, eds Hamerton-Kelly R, Burkert W, Girard R, Smith J (Stanford Univ Press, Stanford, CA), pp 73–105
68. Winkelman M  (2014) Political and demograpic-ecological determinants of institutionalised human sacrifice. Anthropol Forum 24:47–70
Das ist eine schrille These. Sie beruft sich auf eigene Forschungen an 93 traditionellen austronesischen Gesellschaften, die im letzten Jahr veröffentlicht worden sind. In der Zusammenfassung derselben heißt es (7):
We find strong support for models in which human sacrifice stabilizes social stratification once stratification has arisen, and promotes a shift to strictly inherited class systems. Whilst evolutionary theories of religion have focused on the functionality of prosocial and moral beliefs, our results reveal a darker link between religion and the evolution of modern hierarchical societies.
Zu Deutsch: Wir finden starke Belege für Modelle, in denen Menschenopfer die soziale Hierarchie stabilisieren, wenn sie erst einmal entstanden ist, und daß sie den Übergang zu streng erblichen Klassensystemen fördern. Während evolutionäre Theorien der Religion bislang ihr Augenmerk auf die Funktionalität von prosozialen und moralischen Glaubensinhalten gelegt haben, decken unsere Forschungsergebnisse eine dunklere Verbindung zwischen der Religion und der Evolution moderner hierarchischer Gesellschaften auf.
Und in ihrem neuesten Aufsatz schreiben sie dazu weiter (6):
We found human sacrifice to have been remarkably common in traditional cultures, occurring in almost half of those sampled. Typically, social elites orchestrated the sacrifices, with social underclasses becoming the victims. The results of our analyses showed that human sacrifice coevolved with social stratification and functioned to stabilize social inequality in general, as well as facilitated the emergence of rigid class systems. This result does not imply that human sacrifice was necessarily functional for the whole group, nor that it would have these effects in modern societies, which have developed more sophisticated methods of sustaining social inequality. What our results do show is that ritual human sacrifice was used by social elites as a tool to maintain their social standing in the early stages of social complexity.
Rot markiert wurden hier Ausführungen deshalb, weil die Forscher hier ausdrücklich auf Distanz gehen zur eventuellen Rechtfertigung von Menschenopfern zur Aufrechterhaltung von gesellschaftlicher Stabilität in modernen Gesellschaften.  In der Studie von 2016 heißt es im Text (7):
Evidence  of human sacrifice was observed in 40 of the 93 cultures sampled (43%).  Human sacrifice was practiced in 5 of the 20 egalitarian societies (25%),  17 of the 46 moderately stratified societies (37%), and 18 of the 27  highly stratified societies (67%) sampled.
Zu Deutsch: Belege für Menschenopfer wurden in 40 der 93 Kulturen gefunden, die ausgewertet worden sind (43%). Menschenopfer wurden praktiziert in 5 von 20 egalitären Gesellschaften (25%), in 17 von 46 moderat hierarchisch gegliederten Gesellschaften (37%) und in 18 der 27 stark hierarchisch gegliederten Gesellschaften (67%). 
Und sie illustrieren diese Zahlenangaben mit folgenden Ausführungen (7):
The practice of human sacrifice was widespread throughout traditional Austronesian cultures. Common occasions for human sacrifice in these  societies included the breach of taboo or custom, the funeral of an  important chief, and the consecration of a newly built house or boat. Ethnographic descriptions highlight that the sacrificial victims were typically of low social status, such as slaves, and the instigators were of  high social status, such as priests and chiefs. The methods of sacrifice included burning, drowning, strangulation, bludgeoning, burial,  being crushed under a newly built canoe, being cut to pieces, as well as  being rolled off the roof of a house and then decapitated.

Kritische Einwände und weiterführende Gedanken zu dieser Studie


Nun ist zunächst zu sagen, daß 43 % von allen Gesellschaften ein häufiges Vorkommen ist. Aber mehrheitlich sind auch traditionelle austronesische Gesellschaften frei von Menschenopfern gewesen. Das heißt schon einmal: Es geht durchaus auch ohne. Punkt. Weiterhin ist zu sagen, daß die Korrelation von Menschenopfern mit stark hierarchischen Gesellschaften zwar vorhanden ist, aber ebenfalls nicht besonders stark ausgeprägt ist. Das heißt: Auch stark hierarchisch strukturierte Gesellschaften können ohne Menschenopfer funktionieren. 33 % können das. Das sind doch schon einmal wichtige Fakten.

Soweit man das in Erinnerung hat, begreifen sich durchgängig Menschen eines Stammes auch in Austronesien als Menschen eines Stammes und nicht zuerst als Angehörige einer Schicht innerhalb dieses Stammes (Oberschicht oder Unterschicht). Die Bewertung der Angehörigkeit zu einer Schicht oder Klasse als bedeutsamer denn die Angehörigkeit zu einem Stamm ist eine außerordentlich moderne Bewertung, die natürlich vor allem auf Karl Marx zurück geht ("Arbeiter aller Länder vereinigt euch!"). Eine streng hierarchisch gegliederte Gesellschaft war gewiß zum Beispiel die traditionelle indische. Aber bekanntlich haben hier die "Kasten" oftmals quasi-ethnischen Charakter. Außerdem weiß man gut, daß als Menschenopfer auch sonst oft Kriegsgefangene benutzt wurden oder eben Sklaven, die vormals auch Kriegsgefangene gewesen sein können, also jeweils Angehörige ursprünglich eines anderen Stammes. Ebenso wurden sicherlich überdurchschnittlich oft Verhaltensauffällige"geopfert", die sich gegen herrschende Sitten oder Gesetze verbrochen haben. (Das nimmt man ja zum Beispiel mit guten Gründen von vielen germanischen "Mooropfern" an.) In diesem Fall wäre zu fragen, ob die Funktion des "Opfers" wirklich so stark hervorzuheben ist gegenüber der Funktion schlicht der "Strafe" (in diesem Fall eben der Todesstrafe). Aber das sind letztlich alles Detail-Diskussionen, die natürlich jetzt zu führen sind.

Insgesamt ist es jedenfalls auffällig, daß die Autoren Oberschichten und Unterschichten einander so kraß gegenüber stellen wie man das selten aus völkerkundlichen Berichten selbst heraus liest, zumal aus dem austronesischen Raum. Man glaubt gerade angesichts dieser Tatsache deutlich zu spüren, daß die Autoren sich über den elitären Satanismus und die elitäre Pädokriminalität im Umfeld der heutigen organisierten Kriminalität und Regierungskriminalität auf höchsten Regierungs- und Geheimdienstebenen auf der Nordhalbkugel so wie sie hier auf dem Blog seit 2011 zur Genüge behandelt worden sind, für die Namen wie Dutroux in Belgien und Jimmy Savile in Großbritannien stehen und wie sie - weitgehend erfolglos - versucht wurden, etwa von Renate Rennenbach (SPD) im deutschen Bundestag zur Sprache zu bringen (von anderen im britischen Parlament oder sonstigen Volksvertretungen) schon informiert haben. Über jene organisierte Pädokriminalität also, die - nach einigen Berichten in den alternativen Medien - neuerdings sehr deutlich auch Wladimir Putin zur Sprache gebracht haben soll als Problem der US-amerikanischen Eliten. Wobei Putin allerdings selbst von dem so spektakulär in Großbritannien ermordeten russischen Journalisten Alexander Litwinenko - und mit glaubwürdigen Argumenten - der Pädokriminalität beschuldigt worden ist. Diese traut man einem Politiker durchaus zu, der sich von politischen Beratern wie Alexander Dugin beraten läßt, der Okkultlogen verherrlicht, man traut sie einem Politiker zu, der über Tschetschenien ein Terrorregime verhängt hat, der dort seit Jahren einen Völkermord begeht wie er einigermaßen beispiellos ist für das beginnende 21. Jahrhundert.

Sicher ist jedenfalls, daß schon die Stadtdespoten des vorkeramischen Neolithikums im Levanteraum (PPNB), von deren einigermaßen zur Grausamkeit fähigen Gesichtszügen man sich über die sogenannten "plastered skulls" einen hinreichenden Eindruck verschaffen kann, und die ebenso grausam aussehende Kaffeebohnen-Augen-Göttinnen verehrten, Menschenopfer begangen haben. (So wurde zum Beispiel auf dem Boden eines Brunnens das Skelett eines Kleinkindes gefunden, das mit dem Gesicht nach unten lag und das alle Anzeichen eines bewußten Menschenopfers aufwies.) Zu solchen autoritär regierten Despotien passen Menschenopfer sicherlich besonders gut und in solchen Gesellschaften haben Menschenopfer sicher jene Rolle gespielt, die die Autoren als "notwendig" zur Aufrechterhaltung der Stabilität vieler Gesellschaften der Menschheitsgeschichte ansprechen.

Außerdem sei noch als auffällig erwähnt, daß die Autoren gar nicht mitzuberücksichtigen scheinen, daß Menschenopfer, ausgeführt durch "Eliten" natürlich zugleich auch dazu dienen, andere Angehörige der Elite selbst einzuschüchtern. Merkwürdig und auffällig genug auch das Übersehen dieser Funktionalität.

Und weiterhin wird - soweit übersehbar - nicht der "Teufelskreis" erörtert, der bezüglich solcher Gebräuche dadurch entsteht, daß Menschen, die in ihrer Kindheit traumatische Erfahrungen erlebt haben, etwa indem sie rituellen Menschentötungen beiwohnen oder gar als Mittäter herangezogen werden, besonders leicht dazu neigen, als Erwachsene selbst wieder anderen Traumata zuzufügen, und daß es vergleichsweise schwer für solche Menschen ist, aus solchen Teufelskreisen auszubrechen, zumal wenn eben der allgemeine kulturelle Einschüchterungsgrad dermaßen hoch ist wie er ja auch hier angenommen wird.

_______________________________________________________
  1. Höfler, Otto: Kultische Geheimbünde der Germanen. Diesterweg, Frankfurt 1934 – nur Band 1 erschienen. ( Habilitationsschrift an der Universität Wien aus dem Jahr 1931 mit dem Titel "Totenheer - Kultbund - Fastnachtsspiel".)
  2. Simon, Gerd: Homepage, https://homepages.uni-tuebingen.de//gerd.simon/, u.a. pdf
  3. Kummer, Bernhard: Gott Odin - Sein Chronist und sein Gefolge. Ein missionsgeschichtliches Problem und eine politische Gefahr. Mit einem Nachtrag: Zur Textkritik der ersten Eddastrophe. 2. Auflage, Verlag der Forschungsfragen unserer Zeit, Zeven 1967
  4. Bading, Ingo: Neue Forschungen zur Entstehung der Indogermanen Wie entstanden die modernen europäischen Völker?  - Ancient-DNA-Forscher David Reich berichtet über den aktuellen Forschungsstand. Auf: Studium generale, 2. Juli 2017, http://studgendeutsch.blogspot.de/2017/07/neue-forschungen-zur-entstehung-der.html
  5. Anthony, David; Brown, Dorcas: The dogs of war - A Bronze Age initiation ritual in the Russian steppes. In: Journal of Anthropological Archaeology, 2017, https://www.academia.edu/34065125/The_dogs_of_war_A_Bronze_Age_initiation_ritual_in_the_Russian_steppes  
  6. Russell D. Graya and Joseph Watts: Cultural macroevolution matters. In: PNAS, July 25, 2017 vol. 114 no. 30, http://www.pnas.org/content/114/30/7846.full
  7. Watts, Joseph; Oliver Sheehan,    Quentin D. Atkinson,    Joseph Bulbulia    & Russell D. Gray: Ritual human sacrifice promoted and sustained the evolution of stratified societies. In: Nature     532,     228–231     (14 April 2016), https://www.nature.com/nature/journal/v532/n7598/abs/nature17159.html

1946 - Die USA verurteilten Deutsche wegen Menschenversuchen zum Tode, die sie selbst begingen ....

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Karl Brandt - Der Leibarzt Adolf Hitlers 
- Eine Biographie über ihn wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet

Zur Mordmoral der Nazis, zu ihrer Euthanasie, ihren Menschenversuchen und zur Haltung der Kriegsgegner in diesen Fragen

Eine Biographie über Hitlers Beauftragten für die geheime Durchführung der Euthanasie an Geisteskranken und Schwerstbehinderten im Dritten Reich, also eine Biographie über seinen Leibarzt Karl Brandt (1904-1948) (Wiki) (1) macht nachdenklich. Sie macht schon allein deshalb nachdenklich, weil Karl Brandt - wie von vielen festgestellt wurde - auf allen überlieferten Fotografien als ein menschlich sympathischer, vor allem auch sehr ernsthafter und überlegter Arzt und Mensch zu sehen ist und weil es viele Anzeichen in seiner Biographie dafür gibt, daß sein Leben auch eine ganz andere Richtung hätte einschlagen können. So wollte Karl Brandt in seiner Jugend etwa Mitarbeiter von Albert Schweitzer in Afrika werden. Er führte eine sehr glückliche Ehe mit der mehrfachen deutschen Meisterin im Schwimmen Anni Rehborn (geb. 1904) (Wiki).

Abb. 1: Karl Brandt - Während seines Schlußwortes im Nürnberger Ärzteprozeß

Er gehörte lange Jahre zum engsten Kreis Adolf Hitlers. Was aber nicht verhindern konnte, daß er noch Anfang 1945 im Auftrag Adolf Hitlers von einem Standgericht zum Tode verurteilt werden konnte, weil er - angeblich - versucht hatte, die westliche Front hin zu den Amerikanern zu überschreiten und weil er seine Familie in Thüringen zurück gelassen hatte, das von den Amerikanern besetzt worden war und weil er den einen oder anderen tatsächlichen oder vermuteten Fürsprecher unter den Leuten des 20. Juli hatte.

In der Affäre rund um den Leibarzt Adolf Hitlers Theodor Morell im Herbst 1944, in der sich mehrere Ärzte - darunter Brandt - gegen Morell ausgesprochen hatten, hatte sich letzterer durchsetzen können, was auch zur Absetzung Brandts geführt hatte.

Dem Verfasser dieses Blogbeitrages will es scheinen, daß die Zugehörigkeit zum engsten Kreis um Adolf Hitler und der damit verbundene "Führerglaube" dazu führte, daß Karl Brandt kaum noch wahrzunehmen schien, welche Mordmoral von Adolf Hitler schon vor 1933 öffentlich vertreten worden war und im Röhm-Putsch 1934 praktiziert worden war, und daß gerade diese gelebte und praktizierte Mordmoral, daß das dabei gelebte Ausschalten des Rechtsstaates ihn als Arzt vor besonders schwere Entscheidungen stellen konnte, wenn er schließlich - im Auftrag Adolf Hitlers - leitende Positionen im deutschen Gesundheitswesen, bei der Durchführung der Euthanasie und bei Menschenversuchen übernehmen sollte. Daß es bei den ihm vorgeworfenen Taten keine einwandfreie Rechtsstaatlichkeit gegeben hatte, daß ihnen nicht der frei gebildete Konsens der deutschen Öffentlichkeit zugrunde lag, diese Umstände wiegen schwer.

Man hat das Gefühl, daß der "Führerglaube" dazu führte, daß bestimmte Gehirnregionen, die moralisches Verhalten kritisch bewerten, einfach ausgeschaltet wurden, auch bei so ernsthaft und überlegt erscheinenden Menschen wie dem Arzt Karl Brandt. Jedenfalls findet man in der Biographie über ihn (1) keinen wirklich deutlicheren Hinweis darauf, daß er sich des Prekären seiner Situation im Umfeld von Adolf Hitler überhaupt bewußt gewesen wäre. Aber ein rundes Bild ermöglicht diese Biographie schon deshalb nicht, weil aus den benutzten Lebenszeugnissen von Karl Brandt immer nur ausschnittsweise zitiert wurde und weil man den Gesamtzusammenhang des jeweiligen Originaltextes dieser Dokumente nicht auf sich wirken lassen kann.

Im Internet finden sich ausschnittsweise Filmaufnahmen des Prozeß-Schlußwortes von Karl Brandt (2) und es findet sich - leider nur auf zynischsten Nazi-Seiten - das Schlußwort wenigstens einmal im Gesamtzusammenhang, ebenso die letzten Worte von Karl Brandt kurz bevor er hingerichtet wurde, und nachdem eine Fülle von Gnadengesuchen - auch von deutschen Bischöfen - abgewiesen worden waren (3). Das Schlußwort zeigt, daß Brandt immer noch eine Beauftragung durch Adolf Hitler als "Motiv, das der Gemeinschaft gilt" empfand und als solches vor Gericht auch nicht hinterfragte. Dazu fehlte ihm sicherlich der zeitliche Abstand. Hätte er ein ähnlich langes Leben gehabt, wie Albert Speer, so hätte er sicherlich wie Albert Speer sein eigenes Verhalten vor 1945 mehr hinterfragt als es ihm bis 1946 möglich gewesen ist.

Das Schlußwort zeigt weiterhin, daß für Karl Brandt die Gespräche mit dem Pastor Friedrich von Bodelschwingh (1877-1946) (Wiki) über das Thema Euthanasie 1940 und 1941 sehr wichtig waren. Nach der Biographie wird es nicht für unglaubwürdig gehalten, daß auch von Bodelschwingh in diesen Gesprächen für besonders schwere Fälle Euthanasie befürwortete, daß sich seine Kritik aber insbesondere gegen die damalige Art der Durchführung derselben, insbesondere ohne gesetzliche Grundlage richtete (1, S. 243). Es ist sehr schwer, sich über diese Biographie (1) zügig ein rundes Bild von Karl Brandt zu verschaffen, da diese Biographie Defizite aufweist, von denen einige in einer vor einigen Tagen veröffentlichten Amazon-Rezension wie folgt benannt worden sind (4).





Eine Einordnung in das internationale Szenario - Sie fehlt völlig (Amazon-Rezension)


Diese Biographie (1) weist eine Fülle von Defiziten auf. Auf drei wesentlichere soll im folgenden hingewiesen werden. So hätte zunächst schon einmal historisch eingeordnet werden müssen, wo die Mordmoral der Nationalsozialisten eigentlich herkommt, innerhalb dessen Rahmen sich diese Biographie bewegt.

Allen aufmerksamen politischen Beobachtern, insbesondere auch den vielen demokratischen deutschen Politikern, die 1933 dem Ermächtigungsgesetz Adolf Hitlers zustimmten oder die sich außerhalb Deutschlands positiv über den Unrechtsstaat Hitlers aussprachen, mußte die Mordmoral der Nationalsozialisten, die Adolf Hitler selbst öffentlich schon vor 1933 befürwortet hatte, bekannt sein. Sie wußten also, was sie taten, als sie den Rechtsstaat in Deutschland außer Kraft setzten oder seine Außerkraft-Setzung befürworteten. Diese Mordmoral war bekannt geworden etwa durch die "Boxheimer Dokumente" des Werner Best aus dem Jahr 1931, jenes nachmaligen, bis 1989 niemals in Deutschland verurteilten "dritten Mannes hinter Himmler und Heydrich", der in Vorbereitung des kommenden Krieges 1937 die Einsatzkommandos aufstellte, wozu zuvor das Reichssicherheitshauptamt in Berlin begründet werden mußte. Auch hatte Hitlers Reaktion auf den "Mord von Potempa" schon vor seiner Machtübernahme keinen Zweifel an seiner Mordmoral lassen können. Viel weniger noch dann die Durchführung der Morde während des sogenannten Röhm-Putsches.

Daß es nun weiterhin viele Hinweise darauf gibt, daß diese nationalsozialistische Mordmoral spätestens seit 1919 in eben jenen völkischen Okkultlogen gepflegt und unterschwellig propagiert wurde, aus denen auch die NSDAP hervorging (Thuleorden, Skaldenorden usw. usf.), wird ebenfalls nicht abgehandelt. Dabei kann man das etwa anhand der Person Ludwig Müller von Hausen schon auf Wikipedia nachlesen.

So hatte es jeder demokratische Politiker und aufgeweckte politische Beobachter eigentlich nur als eine Frage der Zeit ansehen können, wann im Dritten Reich Euthanasie an Geisteskranken und Schwerstbehinderten durchgeführt werden würde - natürlich im Geheimen, ohne Recht und Gesetz und unter fast größtmöglicher Rücksichtslosigkeit gegenüber den davon Betroffenen und ihren nächsten Angehörigen.

Warum es aber nun im Dritten Reich so viele deutsche Ärzte gab, die diesen Zusammenhang zwischen der Mordmoral der Nazis einerseits und dem Euthanasie-Programm andererseits NICHT sahen und sich auch noch nach 1945 zu sehen weigerten, hier einen Zusammenhang zu sehen, das schlüssig zu erklären, bleibt diese Biographie einfach schuldig. Soweit der erste Punkt.

Bemerkenswert ist aber besonders, aus welchen Gründen  Karl Brandt 1947 in Nürnberg zum Tode verurteilt worden ist und aus welchen Gründen nicht. Und hier werden weitere besondere Versäumnisse des Biographen deutlich.

Das Urteil war ja doch - so wie es darstellt wird - letztlich sehr "spitzfindisch". Es ließ überraschenderweise offen, ob die durchgeführte Euthanasie als Ganzes würdig der Todesstrafe wäre oder nicht. Es betrachtete das (wenn man das als Leser recht versteht) quasi als "innerdeutsche" Angelegenheit. Karl Brandt wurde allein deshalb zum Tode verurteilt, weil er nicht scharf genug darauf geachtet hätte, daß nicht auch Nichtdeutsche, also ausländische Staatsangehörige unter die Euthanasie mit einbezogen werden würden. Natürlich, das geltende Völkerrecht läßt das - soweit man das als Leser erkennen kann - nicht zu. Ob aber die damalige Siegermacht - angesichts der zahllosen eigenen Kriegsverbrechen - befugt war, deshalb ein Todesurteil auszusprechen und ob es etwas mit menschlicher Größe zu tun hat, dass es auch ausgeführt wurde, stehe aber unter solchen Umständen wirklich dahin und man vermißt hier wiederum eine klare Einordnung von Seiten des Biographen.

Noch interessanter ist aber die erörterte Diskussion um die durchgeführten Menschenversuche im Nürnberger Prozeß, für die Karl Brandt mitverantwortlich war und um derentwillen er weiterhin zum Tode verurteilt wurde. Sein deutscher Verteidiger legte schlicht Belege vor, daß Menschenversuche in den USA zu gleicher Zeit an Gefängnisinsassen ebenfalls durchgeführt worden waren, die zum Tode führen konnten (Infizierung mit Malaria). Und nun wurde interessanterweise sogar jener Verantwortliche für die amerikanischen Menschenversuche als Gutachter vor das Gericht gezogen. Interessant. Wußte man ja gar nicht! Und die Versuche an sich wurden nun gar nicht in Abrede gestellt. Aber aufgrund des Hinweises auf sie wurde Karl Brandt nun nicht wegen Menschenversuchen an sich zum Tode verurteilt (!), sondern nur weil er nicht die "informierte Einwilligung" jener Menschen eingeholt hatte, die diesen Versuchen unterworfen worden waren, wie das - angeblich - zeitgleich in den USA geschehen sei.

Und die Brandt-Biographie, die von einem deutschen Historiker in Großbritannien verfaßt worden ist, hat nun überhaupt kein Interesse daran zu überprüfen, wie die Aussage dieses US-amerikanischen Gutachters vor dem Nürnberger Gericht eigentlich zu bewerten ist aus heutiger Sicht, entweder vom ethischen Standpunkt aus oder auch einfach nur dahingehend, ob sie überhaupt wahr war oder nicht. Welcher Gefängnisinsasse gibt denn freiwillig und informiert seine Zustimmung dazu, sich mit Malaria infizieren zu lassen? Man entschuldige schon einmal. So etwas muß doch erörtert und aufgeklärt werden.

Scheinbar hatte aber auch die westliche Öffentlichkeit damals kaum ein kritisches Interesse für das, was hier von dem US-amerikanischen Gutachter eingestanden worden war, nämlich daß es Menschenversuche in US-amerikanischen Gefängnissen gab.

All das ist in der vorliegenden Biographie überhaupt nicht ausgelotet worden. Man kann aber einmal - nachdem man hier ein Interesse entwickelt hat - einen Blick in Wikipedia-Artikel werfen wie "Unethical human experimentation in the United States". Da liest man, nachdem die eben schon erwähnten Malaria-Versuche an Gefängnisinsassen - wiederum - ganz unkritisch aufgeführt worden waren: "In related studies from 1944 to 1946, Dr. Alf Alving, a professor at the University of Chicago Medical School, purposely infected psychiatric patients at the Illinois State Hospital with malaria, so that he could test experimental treatments on them."

Und da wird man ja wohl schon einmal die kritische Frage stellen dürfen, ob ausgerechnet psychiatrisch erkrankte Patienten besonders geeignet sind, "informierte Einwilligungen" zu den an ihnen vorgenommenen Versuchen zu geben. Muß man das alles nicht behandeln, wenn man eine Biographie über Karl Brandt schreibt?

Das alles ist eine reichlich irre Thematik. Aber darüber muß es doch kritische historische Aufarbeitungen geben. Aber der Biograph von Karl Brandt bedient ausschließlich das übliche klischeehafte "germano-zentrische" Geschichtsbild. Er hat es scheinbar gar nicht nötig, die Biographie von Karl Brandt in ein internationales Szenario hineinzustellen. Das würde ja scheinbar wieder einmal die - vorgebliche - "Einzigartigkeit" der deutschen Verbrechen "relativieren" - - - ? Dabei haben das ja ganz eindeutig die Nürnberger Richter selbst schon getan, indem sie Brandt nicht für das verurteilten, was eingestandenermaßen zeitgleich gängige Praxis in den USA war.

Im übrigen ging das von Seiten US-amerikanischer Wissenschaft noch "fröhlicher", "informiert" und "freiwillig" weiter damals, direkt zeitlich parallel zum Prozeß in Nürnberg und zum Vollzug des Todesurteils an Brandt! Heißt doch schon der nächste Satz des zitierten Wikipedia-Artikels:

"In a 1946 to 1948 study in Guatemala, U.S. researchers used prostitutes to infect prison inmates, insane asylum patients, and Guatemalan soldiers with syphilis and other sexually transmitted diseases, in order to test the effectiveness of penicillin in treating the STDs."

Na, das wird ja doch wohl alles herrlich freiwillig und informiert gewesen sein. Daran wird man doch keinen Zweifel haben dürfen.

Schon aus diesen wenigen Anhaltspunkten entnimmt der Autor der vorliegenden Rezension: Das Todesurteil an Karl Brandt ist schlichtweg als heuchlerische "Siegerjustiz" einzuschätzen. Und der Gesamttenor der vorgelegten Biographie läßt eine gründliche Einordnung des Geschehens in Deutschland in das damals international "übliche" Szenario vermissen. Ein außerordentlich deutliches Versäumnis.

Solche unkritischen Biographien tragen zur Perpetuierung US-amerikanischer Verbrechen weltweit bis heute bei. Unsere drei Cent zu solchen Fragen.
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  1. Schmidt, Ulf: Hitlers Arzt Karl Brandt. Medizin und Macht im Dritten Reich. Aus dem Engl. von Helmut Ettinger. Aufbau, Berlin 2009 (zuerst englisch 2007)
  2. Brandt, Karl: Ausschnitt aus seinen Schlußworten im Nürnberger Ärzteprozeß, https://www.youtube.com/watch?v=EcD12nO3BVA
  3. Brandt, Karl: Prozeß-Schlußwort und Letzte Worte. https://deutschesreichforever.wordpress.com/tag/dr-karl-brandt/
  4. Bading, Ingo: Rezension von "Hitlers Arzt Karl Brandt", 2. August 2017, https://www.amazon.de/review/R1EKKTXO6NJ2M4/ref=pe_1604851_66412761_cm_rv_eml_rv0_rv

Anregungen für die Naturwissenschaft durch Okkultwahn?

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Manche Okkulte und Wahngläubige sehen offenbar ihre Felle davon schwimmen

In der alternativen Öffentlichkeit gibt es eine geistige Strömung, die versucht, die moderne Naturwissenschaft - Kosmologie und Evolution - als Leistung und Ausfluß okkulten Denkens darzustellen. Nichts ist so doof als daß es nicht Leute geben würde, die solche Gedanken auch vertreten.

Wir wurden von einem Blogleser auf einen entsprechenden Aufsatz (1) hingewiesen. Ein "Möchtegern-Philosoph finnischer Herkunft" (About), der mit dem Namen "Hauki Pesukone" auftritt - was auf Deutsch übersetzt heißen würde "Hecht Waschmaschine" (also: der Hecht in der Waschmaschine?) -, und der im Leitwort seines Blogs erklärt, an Zufälle zu glauben, doch kein Vertrauen in sie zu haben (wow, was für ein hipper Kerl!), erzählt erst einmal etwas darüber, daß er den Jesuiten die Fortsetzung ihrer Jahrhunderte langen Verschwörung in heutiger Zeit mit angepaßten Mitteln zutraut. Man beginnt innerlich mitzugehen. Bis er erklärt, daß die Theorie von der flachen Erde nicht per se zurück zu weisen sei. Ooooooookayyy ..... Ähm.

Und dann geht er der Theorie nach, daß es die Sphären (Umlaufbahnen) des Kopernikus schon in der Kabbala gegeben hätte. War Nikolaus Kopernikus, der große deutsche Astronom (2), also Kabbalist? Doofe Frage, ich weiß. Aber wie gesagt: Nichts ist so doof als daß es nicht Leute gäbe, die das vertreten (vielleicht weil sie dafür bezahlt werden, vielleicht von Jesuiten .... man weiß es nicht). - Erst antwortete ich dem Blogleser, der mir den Link gesendet hatte:
Warum schickst Du das?
Am Anfang schreibt der sehr gut, wie ich fand. "Hätte ich selbst schreiben können," ist da so mein Gedanke. (Und das kann einen ja dann auch wieder Verdacht schöpfen lassen ...) Aber an der Stelle, wo er mit der Flachen Erde anfängt, wird klar, daß er in keiner Weise fest im modernen naturwissenschaftlichen Wetlbild verankert ist. Und das haben alle Okkulten am allerliebsten. Denn erst solche Leute sind mit jedem, wirklich jedem Quark zu manipulieren. Deshalb ja auch halte ich die Verankerung im modernen naturwissenschaftlichen Weltbild für so durch und durch zentral. Daß das heliozentrische Weltbild kabbalistisch sein soll, ist einfach nur Schwachsinn. Da lese ich gar nicht weiter. Kopernikus war Naturwissenschaftler.
Ich vermute, Du schickst es mir, um darauf hinzuweisen, daß die Okkulten neuerdings die modernsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse als ihre eigenen beanspruchen, weil sie merken, daß ihnen sonst die Felle wegschwimmen. Wenn Du es in diesem Sinne meinst: vielen Dank, ja, das wußte ich in diesem Extrem-Ausmaß noch nicht. Und das ist natürlich ein deutlicher Hinweis. Die verfügen über immense Ressourcen. Sie haben viel Zeit, viele Köpfe. Und sie kämpfen mit allen Mitteln und auf allen Fronten. Es ist ein sehr eigenes Geschehen, sich in Konfrontation mit diesen Mächten eigenes seelisches Erleben und selbstständiges Denken zu bewahren, bzw. überhaupt erst zu entwickeln und zu entfalten. Da man ja auch allerseits sieht, mit welchem Erfolg Okkulte die Welt vernebeln. Irgendwelche Dumme, die es glauben, finden sich ja offenbar fast immer.
Der Blogleser antwortete unter anderem darauf:
Wer sich auf das Newtonsche Weltbild bezieht, muß doch zumindest auch beachten, daß dieses Denken parallel zu okkultistischen Studien verlief (s. Wiki: Isaac Newton's occult studies).
Muß er das? Nun gut, diese Seite von Isaak Newton wird nicht jedem bekannt gewesen sein, dem Autor dieser Zeilen nicht. Aber daß die okkulten Studien von Issak Newton oder auch seine religiösen Ansichten größeren Anteil hatten an der Entwicklung seiner naturwissenschaftlichen Erkenntnisse hatte, findet man auf Wikipedia zunächst nirgendwo deutlicher ausgeführt (oder übersieht man etwas?). Unsere Antwort darauf zunächst:
Na, das läuft auf eine ähnliche These hinaus wie die, die mir ein Katholik und Biologiestudent aus Österreich vor zwei Jahren schrieb, der meinte, die gesamte moderne Naturwissenschaft wäre freimaurerisch verfremdet.
Er hatte mir geschrieben, daß das "katholische Abendland vor der Aufklärung" das einzige System gewesen wäre, das "nicht von Okkultreligionen (oder offenem Satanismus, z.B. der Punier) gelenkt" gewesen wäre. Man muß sich einmal in dieses völlig bigotte Denken hinein denken und sich zugleich klar machen: Es gibt heute Biologiestudenten im deutschsprachigen Raum, die so denken. Bei so etwas wird einem mehr als unheimlich. Es gibt nämlich eine zumeist kaum bemerkbare Strömung unter gebildeteren katholischen Rechtskonservativen, die durchaus sehr naturwissenschaftsnah argumentieren können, und deren Existenz erst und immer erst dann spürbar wird, wenn naturwissenschaftsnahes Argumentieren auf rechtskonservativer Seite absolut nicht mehr zu vermeiden ist, die aber sonst ihre Existenz tunlichst unbemerkbar lassen und deshalb auch einmal schnell ganze "Ernstfall"-Projekte wieder unsichtbar machen können (3). Es handelt sich hier um eine typische gruppenevolutionäre Strategie, wenn man für Gotteswahn und die Macht von Männerorden und Priesterkasten steht, es ist die katholisch-jesuitische gruppenevolutionäre Strategie zum Überleben der eigenen völlig verquasteten Existenz. Jedenfalls schrieben wir vor einigen Tagen weiter an den befreundeten Blogleser:
Eine andere einseitig geisteswissenschaftlich gebildete Autorin, der die Erhaltung des deutschen Volkes wichtig ist, meint, die ganze moderne Naturwissenschaft wäre durch das angloamerikanische Denken verhunzt und verfremdet worden. Nur deutsches naturwissenschaftsnahes Denken wäre zu tolerieren. Und so findet jeder für sich Wege, um diese Naturwissenschaft - die ganz aus eigenen Gesetzen heraus lebt, die auch, da es sich um Vernunfterkenntnisse handelt, weltweit gelten - nicht ganz für sich sprechen zu lassen, um ihnen nicht das Gewicht und die Bedeutung beizusprechen, die sie heute haben, und um Naturwissenschaft stattdessen in ein vergleichsweise kleines, dümmliches, krummes Weltbild einzuordnen, bzw. in diesem ganz an den Rand zu drängen. Die Welt ist komisch. Wer weiß, wie Naturwissenschaft funktioniert, der weiß auch, daß sie kein Anregungen nicht-naturwissenschaftlicher Art (jedenfalls nicht solcher) braucht, um zu funktionieren. Soweit ich weiß, war Johannes Kepler einer der letzten Naturwissenschaftler, der an Astrologie geglaubt hat. Aber auch dessen große naturwissenschaftliche Theorie hat mit seiner Astrologie vergleichsweise wenig zu tun. Sonst würden ja Naturwissenschaftler darüber sprechen.
Das von Hauki Pesukone-Waschmaschine vorgebrachte Argument läuft im übrigen auf ein ähnliches Argument hinaus, auf das der Religionswissenschaftler und Mitblogger Michael Blume und andere Christen gerne Bezug nehmen, nämlich wenn sie es als bedeutsam erklären, daß Charles Darwin Christ gewesen wäre.

Nun ernsthafter: Ideengeschichte und Diskursanalyse zur Geschichte der Naturwissenschaft


Nun gut, unser Blogleser schrieb darauf:
Es ist aber eine andere Disziplin und Methodik, sich zu fragen, inwiefern auch die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der Genannten von Okkultinteressen in irgendeiner Form beeinflusst wurden - ob als Störung der Rationalität oder in irgendeiner Korrelation, die 'zufällig' produktiv war (dann auch wohl in Deinem Sinn). Die von mir gemeinte Disziplin ist Ideengeschichte und Diskursanalyse. Sie geht in Naturwissenschaft ebensowenig auf wie umgekehrt. Soweit gehe ich die Dilthey-These mit, nicht vollumfänglich bzgl. aktuellerer Entwicklungen in den sog. Verstehens-Wissenschaften.
Dazu nun schrieben wir als letzte Antwort (hier erweitert):

Lieber Blogleser,

gewiß gibt es unter den vielen nicht-wissenschaftlichen Einflüssen auf wissenschaftliches Denken auch okkulte Einflüsse. Es sind ja viele Naturwissenschaftler bekannt, die Vertreter von Gotteswahn sind. Und auch von Vertretern von Satanswahn ist bekannt, daß sie Naturwissenschaftler sein können. Der Hochgradfreimaurer und Gründer völkischer Okkultlogen Paul Köthner (1870-1932) (Wiki) zum Beispiel, der Mitte der 1920er Jahre ausplauderte, daß die Freimaurerei den Ersten Weltkrieg geplant hatte, weil er dies in Logen in ganz Europa vor 1914 gehört hatte, und der voraussagte, daß "der Osten" in näherer Zukunft Europa überfluten und zerstören würde (was ja 1945 geschah), war Chemiker. Womöglich war der Übergang von der Chemie über die Alchimie zum Okkultwahn sowieso einer der häufiger begangenen Wege. Wer sich in der Welt umschaut, wird auf viele promovierte und habilitierte Naturwissenschaftler stoßen, die die abstrusesten Dinge glauben.

Nein, ich möchte sogar noch weiter gehen und sagen, daß Gotteswahn Naturwissenschaftler mitunter sogar ermutigen kann, wertvolle naturwissenschaftliche Forschungen zu unternehmen und die Ergebnisse dazu mitzuteilen. Man könnte vermuten, daß dies für Christen wie den Paläontologen Simon Conway Morris (8) oder Guillermo Gonzales (9) gilt, die beide - meines Erachtens - ganz hervorragende Wissenschaft gemacht haben bislang.

Auch dürften Gottes- und Satanswahn eine ausschlaggebende Rolle gespielt haben beim Manhatten-Projekt, also bei der Entwicklung und dem Bau der ersten Atombombe. Wie überhaupt von Gottes- und Satanswahn ausgelöste Kriege und gesellschaftliche Entwicklungen viel weitere Forschungen veanlassen. Das ist sicherlich ein weites Feld.

Wer sich aber nun für "Ideengeschichte und Diskursanalyse zur Geschichte der Naturwissenschaft" interessiert, was doch ein unglaublich spannendes, und meines Erachtens wichtiges Thema ist, dem möchte man zunächst einmal sagen, daß die rein innerwissenschaftliche Diskursanalyse und Ideengeschichte, die Abfolge von Induktionen und Deduktionen dabei schon von aller größtem Wert ist (4). 

In diesem Zusammenhang hat mich mein Onkel Gerold Adam (siehe neuerdings: 5), für den gerade dieses Thema unglaublich zentral und wesentlich war und das er sehr gründlich behandelt hat, einmal vor dreißig Jahren geraten, ein Buch zu lesen, mit dem ich bis heute nie zu Ende gekommen bin, weil es sehr anspruchsvoll Ideengeschichte und Diskursanalyse in der Geschichte der Naturwissenschaft analysiert (4). In diesem Buch des Astrophysikers David Layzer wird sehr gründlich erörtert, aufgrund welcher Motive es zum Wechsel von einem naturwissenschaftlichen Weltbild zu einem anderen gekommen ist, und zwar insbesondere in Auseinandersetzung mit Thomas S. Kuhn, bzw. als Antwort auf ihn. Und ich denke, hier gibt es schon genügend Dinge zu klären, die viele Menschen sich heute gar nicht klar gemacht haben.

Abb. 1: David Layzer, 1989 (1984)

Es ist ja von vornherein klar, daß Wahnglauben viel mehr aller Orten von der Naturwissenschaft zurück gedrängt wurde, wird und werden mußte, um überhaupt Geltung zu erlangen. Auch der (inner-)naturwissenschaftliche Erkenntnisfortschritt ist keineswegs etwas, das man als einen selbstlaufenden Automatismus beschreiben und hinnehmen darf. Es wurde und wird hier schwer gerungen um Erkenntnis. So ist es Layzer zum Beispiel wichtig, ausführlich darzulegen, daß die Theorie vor Kopernikus die meisten Erscheinungen am Himmel nicht schlechter erklären konnte als Kopernikus selbst. Denn Kopernikus nahm ja noch fälschlicherweise kreisrunde Planetenbahnen an. Layzer schreibt (4, S. 32):
Das heliozentrische kopernikanische Planetensystem war genauso kompliziert wie seine geozentrischen Vorläufer; es war auch nicht merklich exakter, und seine Konsequenzen im Hinblick auf die Größe der Sterne schien absurd und im Widerspruch zu einer Kernaussage des Modells zu stehen. (...) Entstanden ist dabei ein mathematisches Dickicht, unter dem das bewunderswert einfache Modell selbst fast ein Jahrhundert wie im Verborgenen schlummerte.
Dennoch waren Galilei und Kepler begeistert, dennoch stieß dieses Weltmodell auf vehementen Widerstand. Soweit nur ein kleiner Ausschnitt aus dieser rein innerwissenchaftlichen Auseinandersetzung. Und ich will damit nur andeuten, daß es hier innerwissenschaftlich eine solche Fülle von Problemen gab, denen gegenüber eine irgendwie wahnhafte "Anregung", ein irgendwie wahnhafter "Anstoß" wirklich völlig zweitrangig ist, ja, zu völliger Bedeutungslosigkeit absinkt.

Bevor man hier Vermutungen nachgeht, könnte es Sinn machen, erst einmal einen tieferen Blick in die innewissenschaftliche Debatte selbst zu werfen und sich dann zu fragen: Bedurfte eine solche Fülle von Problemen noch des Anstoßes von außen, um zu einer neuen Klärung gedrängt zu werden? Ich habe mich viel mit der Geschichte der Naturwissenschaft beschäftigt und ich kann mich gerade an kein Beispiel erinnern. Newton fiel ein Apfel auf den Kopf, ja. Aber selbst dieses Geschehen war schlicht: Wissenschaft. Nichts dezidiert Außerwissenschaftliches.

Was man anstelle dessen aber behandeln kann und was der Wissenschaftsphilosoph Max Hartmann (1876-1962) (Wiki) gründlich behandelt hat, das ist eben die genannte Abfolge von Induktion und Deduktion im Verlauf der Wissenschaftsgeschichte (6).

Und Hartmann hat dabei eben auch darauf hingewiesen, daß die Induktion durchaus durch Intuition zustande kommen kann. Aber ich kann mich an keinen Bericht einer solchen durchbrechenden Intuition eines Naturwissenschaftlers erinnern - also an das vorrationale Gewinnen einer neuen Einsicht, die dann erst im Nachhinein rational begründet wird - in der irgendein Wahnglaube eine größere Rolle gespielt hat. Es gibt das berühmte Beispiel vom Benzolring, wo der Chemiker träumte, eine Schlange würde sich in den Schwanz beißen. Nun darfst Du ja gerne nachforschen, ob dieser Forscher dabei etwa okkulte Anregungen hatte. - - - Ist ja nahe liegend!!!!! Ich sage nur: Schlange!!!!!

Werner Heisenberg schildert seinen zunächst stark intuitiven Erkenntnis-Durchbruch beim Gewinnen der Quantenphysik 1924 auf Helgoland sehr genau (7), soweit das möglich ist, und zwar insbesondere auch die erlebnishafte Seite dieses Durchbruchs. Von Einflüssen von Wahnglaube ist dort nirgendwo die Rede. Roger Penrose, der Freund von Stephen Hawkings (oder war es letzterer selbst?), erzählt, daß ihm eine entscheidende Einsicht beim Duschen gekommen sei. 

Ich habe viele naturwissenschaftliche Sachbücher gelesen, oft von Nobelpreisträgern. Ich kann mich an keinen Fall erinnern, wo intuitives Erkennen nicht durch die unglaublich intensive Auseinandersetzung mit den vorliegenden Forschungsfragen selbst, sondern ausgelöst worden wären durch irgendeine Art von Wahnglaube. Vielleicht müssen wir dafür noch auf einen Bericht von Simon Conway Morris warten. Aber auch bei ihm vermute ich vornehmlich, daß seine wissenschaftlichen Intutionen wissenschaftliche Anlässe hatten und daß er durch ein christliches Weltbild nur ermutigt wurde, diese nun auch nach außen hin zu vertreten und weiter zu verfolgen.

Auch Michael Blume dürfte durch sein christliches Weltbild - und durch christliche gruppenevolutionäre Strategien - ermutigt worden sein, seine religionsdemographischen Forschungen und Erkenntnisse zu veröffentlichen und zu vertreten.

Das mag man dann aus einer gewissen (Hegel'schen) Perspektive heraus die wissenschaftsgeschichtliche "List der Vernunft" nennen. Überhaupt ist vielen Menschen, die Forschung fördern, bewußt, daß die Forschungsgeschichte zeigt, daß insbesondere in der Grundlagenforschung die künftigen Entwicklungen kaum vorauszusehen waren, daß die größten Durchbrüche fast immer unerwartet und völlig überraschend kamen, daß man hier den Erkenntnisfortschritt also am ehesten fördern kann, um so größere Freiheit man kreativen Forschern läßt. Denn wer in der Forschung nur das Erwartete erwartet von sich selbst und anderen (wie es in der angewandten Forschung zu oft geschieht), der wird dann - zumeist - auch nur das Erwartete hervor bringen.

Ich darf auch von meinem eigenen Jahre langen naturwissenschaftlichen Forschen zur Soziobiologie arbeitsteiliger Gesellschaften sagen, daß ich natürlich versuche, die ganze Bandbreite meiner Erfahrungen im eigenen Leben wie in dem, was man liest, zu berücksichtigen und zu bewerten auf die Wichtigkeit des jeweils Umsonnenen für eine theoretische Weiterentwicklung. Hier ist es aber zumeist eher umgekehrt: Man findet allerorten evolutionspsychologische Erklärungen dafür, warum Wahnglaube und warum die gruppenevolutionären Strategien von Männerorden und Priesterkasten aus evolutionsbiologischer Sicht "funktionieren", bzw. wann sie - zum Beispiel - der Intelligenz- und Altruismus-Evolution der Menschheit zuträglich, wann sie derselben abträglich sind.

Ich glaube, die Naturwissenschaft hat schon lange ein Stadium erreicht, wo sie sich bewußt ist, daß zu krasse außerwissenschaftliche Einflüsse eher Forschungshemmnis sind. So nannte ja noch Konrad Lorenz den philosophischen Idealismus ein klares Hemmnis für naturwissenschaftliche Forschung und für die möglichst voraussetzungsfreie Entgegennahme der Ergebnisse dieser Forschung durch Geisteswissenschaftler. Also außerwissenschaftliche Einflüsse, wenn sie nicht kulturell-künstlerisch wertvoller Art sind, die also - etwa - das Schönheitserleben (und damit das intuitive Erleben überhaupt) stärken, die den Wahrheitswillen stärken, die den Wunsch zum Guten stärken, werden häufiger abträglich als zuträglich sein für den Erkenntnisfortschritt.

Das ist auch der Grund, weshalb Simon Conway Morris auf mehreren hundert Seiten nur aktuellste Forschungsliteratur zitiert und sich auf sie bezieht und nur im aller letzten, kurzen Kapitel - ganz kurz - auf seinen eigenen christlichen Hintergrund zu sprechen kommt (9). Beispielsweise der Ex-Jesuit Teilhard de Chardin ging da - im Zusammenhang seiner naturwissenschaftlichen Argumentation - ganz anders vor. Und er wird schon allein deshalb sicherlich nur noch von wenigen Naturwissenschaftlern für irgendwie aktuell und anregend gehalten.
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  1. Haukipesukone (a wannabe-philosopher of Finnish origin): Kabbalistic Origins of the Copernican Model, 3. August 2017, https://concordiaabchao.wordpress.com/2017/08/03/copernican-model/
  2. Meinecke, Erich: "Oh, daß doch dies alles gebessert würde, solange es noch Zeit ist und ehe ein großer Fall geschieht". Nikolaus Kopernikus und die Geschichte Westpreußens. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 102, März 1996, S. 13-24
  3. Bading, Ingo: "Eine Milliarde Katholiken gegen 200 Ludendorffer - viel Spaß in der Bataille""Voran, Soldaten Christi" - "Im Namen des Kreuzes Kriegsdienste tun". Auf: GA-j!, 28. Juli 2015, http://studgenpol.blogspot.de/2015/07/eine-milliarden-katholiken-gegen-200.html
  4. Layzer, David: Das Universum - Aufbau, Entdeckungen, Theorien. Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft, Heidelberg, 3. Auflage 1989 (dt. zuerst 1986, engl. zuerst 1984) 
  5. Bading, Ingo: Was zu tun ist am wichtigsten? Antworten auf Lebensfragen junger Menschen - Mitschrift eines Vortrages von Gerold Adam aus dem November 1993. In: Die Deutsche Volkshochschule - digitale Ausgabe, 1. August 2017, http://fuerkultur.blogspot.de/2017/08/was-zu-tun-ist-am-wichtigsten.html
  6. Hartmann, Max: Die philosophischen Grundlagen der Naturwissenschaften. 1948
  7. Heisenberg, Werner: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Piper, München 1969
  8. Conway Morris, Simon: Life’s Solution: Inevitable humans in a Lonely Universe. Cambridge University Press, 2003
  9. Gonzales, Guillermo; Richards, Jay Wesley: The Privileged Planet: How Our Place in the Cosmos Is Designed for Discovery. Regnery Publishing, Washington D.C. 2004

Staatsraison in Deutschland: International organisierte Pädokriminalität

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"Operation Zucker - Jagdgesellschaft"
- Das "Erste Deutsche Fernsehen" machte am 20. Januar 2016 ganz Deutschland zum Mitwisser der pädokriminellen Eliten-Herrschaft

Am 20. Januar 2016 und an den Folgetagen geschah etwas sehr Bedeutsames in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. An diesem Tag wurde vom Ersten Deutschen Fernsehen und von der begleitenden Berichterstattung in den großen bundesdeutschen Medien als Tatsache hingestellt:
  1. Es besteht eine Verschwörung.
  2. Menschen auf höchster politischer Ebene sind darin verstrickt.
  3. Sie ist geheimgesellschaftlich organisiert.
  4. Sie ist international.
  5. Sie wird durch Pädokriminalität zusammen gehalten.
  6. Deutsche Innenminister auf Länderebene und ihre Staatssekretäre, sowie Richter, Staatsanwälte und höhere Polizeibeamte, Bauunternehmer vertuschen und decken diese Verschwörung als Mitwisser und Mittäter.
  7. Deutsche Politiker gehen in deutschen Wäldern mit dem Jagdgewehr zur Jagd auf Kinder und erschießen sie dabei.
  8. Und die vielleicht wesentlichste transportierte Botschaft: Der einzelne ist ohnmächtig gegenüber der Übermacht des/dieses - - - "Systems".
Alles das ist dargestellt in dem Fernsehfilm "Operation Zucker - Jagdgesellschaft", der zum ersten mal am 20. Januar 2016 im Ersten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt worden ist und über fünf Millionen Zuschauer hatte, und in der ihn begleitenden Presseberichterstattung (1-8). Der Programmdirektor des ARD Volker Herres erklärte aus diesem Anlaß als Erwartung, indem er auf den Vorgängerfernsehfilm "Operation Zucker" verwies, der im Januar 2013 ausgestrahlt wurde (Das Erste):
"Operation Zucker" hat 2013 für Diskussionen, auch auf politischer Ebene, gesorgt.
"Auch auf politischer Ebene". - Ein merkwürdiger Satz - angesichts der Dinge, die hier auf die Tagesordnung gesetzt worden waren. - Wo sonst als auf politischer Ebene? Die Erwartung, daß der "auch" auf politischer Ebene zu Diskussionen führen würde, impliziert schon für sich die Erwartung, daß diese Diskussionen nicht sehr umfangreich sein werden. Und die Gründe sind ja implizit dann auch schon genannt dafür, daß diese Diskussionen nicht sehr umfangreich waren und sind.

Laß flattern deine schmutzige Fahne, Deutschland
Fotograf: NEUROtiker
Dabei wurde im Januar 2016 in den begleitenden Presseartikeln, die der Ausstrahlung voran gingen und ihr folgten (3-8), in allen großen deutschen Medien festgestellt und betont, daß alles das, was in diesem Fernsehfilm dargestellt wurde, im vollen Umfang der Wirklichkeit entsprechen würde. Nur der Ort und die dargestellten Personen - die Staatsministerien in Potsdam, der Innenminister des Landes Brandenburg, einer seiner Staatssekretäre und verschieden Staatsbeamte, sowie ein ermordeter investigativer Journalist - wären als solche fiktiv. Sprich, es hätte auch jede andere bundesdeutsche Landesregierung als Ort der Handlung ausgewählt sein können und es kämen diverse investigative Journalisten infrage, die als Folge ihres Drängens von Mord bedroht sein können. Also Stuttgart, Wiesbaden, Mainz, Kiel, Hannover, Düsseldorf, München, Erfurt, Magdeburg, Schwerin, Saarbrücken, Bremen, Hamburg. Das ganze Land ist verseucht.

Man ist fast gezwungen, davon auszugehen, daß die fünf Millionen Fernsehzuschauer auf die Schnelle gar nicht mitbekommen haben, was sie da gerade mit angesehen hatten, daß sie da keineswegs gerade nur einen der üblichen Krimis gesehen hatten, sondern daß sie mit der größten Staatskrise der Bundesrepublik Deutschland seit ihrem Bestehen konfrontiert worden waren. Doch so ist das ja von allen Medien gar nicht vorbereitet gewesen und bewertet worden. Einigermaßen merkwürdig. Kann eine ganze politische Klasse nicht mehr klar denken?

Auch in der nachfolgenden Sendung bei Sandra Maischberger wurde noch einmal besonders betont, daß jeder Aspekt des Fernsehfilmes Tatsächlichkeit behandele. Ebenso wurde das in allen begleitenden Presseartikeln getan: Ja, das ist Wirklichkeit. Und das ist kein Grund, von der größten Staatskrise der Bundesrepublik Deutschland seit ihrem Bestehen zu sprechen?

Wir hier auf dem Blog stellen fest, daß mit diesen Feststellungen alle Zutaten beisammen sind, die man braucht, um zum Beispiel den Erlebnisbericht der Cathy O'Brien (geb. 1957) (Wiki), einer amerikanischen Regierungs-Prostituierten, für wahr halten zu können (9). Eine der "unglaublichsten", "unglaubhaftesten" Bestandteile dieses Erlebnisberichtes war bestimmt die Jagd auf nackte Mädchen im Wald durch regierende amerikanische Präsidenten. Aber in dem Film wird schon im Titel mit dem Begriff "Jagdgesellschaft" genau auf diesen fast noch unglaublichsten Inhalt des Berichtes von Cathy O'Brien als Tatsächlichkeit hingewiesen. Nicht in den fernen USA, nicht im "Bohemian Grove". Nein, hier, mitten in Deutschland, in deutschen Wäldern jagen deutsche Politiker minderjährige deutsche Kinder mit dem Jagdgewehr.

Die Tatsachen an sich, die wir hier auf dem Blog seit 2011 erörtern, werden also von den großen Medien nun gar nicht mehr geleugnet! Man darf sie nun gar nicht mehr Verschwörungsleugner nennen. Der einzige Vorwurf, der ihnen noch gemacht werden kann, ist, daß die Bedeutung dieser Tatsachen für das Funktionieren einer Demokratie im Nachgang zu diesem Film auffallend wenig - nein: gar nicht - erörtert wurde. Für so blöd verkaufen sich Chefredakteure und Journalisten großer Tages- und Wochenzeitungen, für so blöd verkaufen sich Programmdirektoren, Filmemacher, naja: und Politiker sowieso.

An diesem Umstand ist erkennbar, daß dieser Film klar berechnete, bewußt zugelassene Transparenz darstellt, daß hier die bundesdeutsche Öffentlichkeit scheibchenweise zum Mitwisser von elitärer Pädokriminalität gemacht werden soll. Sie soll davon wissen - aber nicht aufmucken. Dabei wird auch im Fernsehfilm selbst ständig die Botschaft transportiert: Wer davon weiß und dagegen nicht handelt, macht sich mitschuldig. Also sind nun fünf Millionen Fernsehzuschauer mitschuldig gemacht worden. Das haben die Satanisten besonders gern. Andere Menschen mitschuldig machen zu können. Oh, sie lieben das. Sie werden es dem "Pack" schon ins Gesicht schreien, bei Gelegenheit: Regt euch mal nicht so auf. Ihr habt doch alles gewußt - . . . und habt uns trotzdem gewählt.

Der Fernsehfilm transportiert zwei Botschaften: 1. Diese Verbrechen exisiteren. 2. So ohnmächtig ist der einzelne, der sich als einzelner innerhalb des Systems dagegen auflehnt. Und das Entscheidende ist, daß dieser Ohnmacht im Vorlauf und Nachgang nirgendwo entschiedener widersprochen wird in den großen Medien. Überall wird hingegen der Ohnmacht selbst Ausdruck verliehen - ohne es freilich ganz offen zu sagen.

Das muß man nicht zur Staatsaffäre hochschaukeln, meine Herren, ich bitte Sie!


Die beiden Fernsehfilme an sich sind ohne Belang, ihre filmischen, künstlerischen, schauspielerischen, dramaturgischen Qualitäten oder Schwächen, all das ist ohne Belang. Von Belang ist, daß diese Filme ohne alle Frage "gewollte", "geduldete""Transparenz" darstellen, beabsichtigte Transparenz. Daß man mit ihnen weiterhin auslotet, was man dem blöden Volk, dem "Pack" alles zumuten kann. Oh, man kann ihm viel zumuten, sehr viel. Alles, was bislang als üble Verschwörungstheorien entweder beschwiegen oder lächerlich gemacht wurde oder in abseitigen spät ausgestrahlten Fernsehdokumentationen behandelt wurde, was in abseitige Buchverlage abgeschoben wurde, wird in diesen beiden Fernsehfilmen der ARD und in den vielen begleitenden Presseartikeln nun wie selbstverständlich und nun plötzlich ganz ohne alles weitere kritische Hinterfragen vollumfänglich als bestehende Realität in Deutschland dargestellt. Letztlich wird es doch als nichts anderes als die bestehende Staatsräson in Deutschland dargestellt (was sonst?). Oder kann die Zusammenhänge niemand zu Ende denken?

Diese gewollte Transparenz hätte man auch anders haben können. Man hätte auf die Vorschläge und Ideen von Renate Rennenbach (SPD-Sektenbeauftragte des Deutschen Bundestages) hören können, parlamentarische Untersuchungsausschüsse einrichten können, Sonderkommissionen bei Polizei und Staatsanwaltschaft einrichten können, eigene Gesetze geben können zur Strafverfolgung von ritueller Gewalt und Pädokriminalität. Man hätte die Verjährungsfrist bei sexueller Gewalt aufheben können. All das war - ganz offensichtlich - politisch "nicht erwünscht". Es war auch nicht erwünscht vom "Perception Management" her.

Da hätten doch zu viele Menschen herkommen können und grundlegende politische Reformen fordern können, das politische System an sich infrage stellen können. All das kann - natürlich (ich bitte Sie, lieber Leser!) - nicht erwünscht sein.

Aber wie wäre es, wenn wir das Ganze in spannende, emotional aufwühlende Fernsehfilme verpacken mit einer Handlung, fokussiert auf einige, wenige Menschenleben vor allem im Ermittler-Bereich. Das klappte doch schon so gut in "Das Leben der anderen". Wenn wir das zerfahrene Leben einer Beamtin der deutschen, der Berliner Kriminalpolizei darstellen und ihren - erfolglosen - Kampf gegen "das System" in Deutschland, das das internationale System der Pädokriminellen ganz eindeutig schützt. Und man kann dann einmal bei Maischberger ein paar "Experten" und Überlebende über das Thema sprechen lassen. Man kann viele begleitende Presseartikel erscheinen lassen, die das Thema einerseits nicht mehr wegzudiskutieren versuchen, auch nicht zu verharmlosen suchen, die aber andererseits auch nicht gleich eine große Staatsaffäre daraus machen. Das wäre ja auch nun wirklich übertrieben. Und wenn wir so vorgehen, dann sind die deutschen, öffentlich-rechtlichen Medien doch ihrer Informationspflicht nachgekommen. Oder gibt es Zweifel?

Man staunt, was sich insbesondere der zweite Fernsehfilm "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" aus dem Jahr 2016 alles herausnimmt. Dem Innenminister eines deutschen Bundeslandes und seinem Staatssekretär wird unterstellt, Mitwisser, Vertuscher oder gar Mittäter von Pädokriminalität zu sein. Im ersten deutschen Fernsehen des Jahres 2016. Das ist in etwa so, wie wenn die Prawda unter Stalin Stalin selbst der Verbrechen angeklagt hätte. Ein hinkender Vergleich? Ich zeige Ihnen gleich, wer oder was hier hinkt, lieber, verdammter Leser!

Übrigens hat man von den von ARD-Programmdirektor Volker Herres (Das Erste) erwähnten "Diskussionen auch auf politischer Ebene" schlichtweg nichts gehört. Er sollte einfach einmal ein paar konkrete Belege geben, daß solche Diskussionen tatsächlich auf politischer Ebene stattgefunden hätten. Solche Belege sind - zumindest im Internet - nicht zu finden (oder ist der Autor dieser Zeilen zu blöd zum Finden?). Welcher Politiker hat sich zu diesem Fernsehfilm geäußert? Welcher? Warum hat man überhaupt als interessierter Bürger nicht schon ganz ohne viel Suchen von diesen so notwendigen Diskussionen "auf politischer Ebene" mitbekommen?

Da wird im zweiten Fernsehfilm "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" ein investigativer Journalist dargestellt, der Pädokriminalität in Berlin aufdeckt und eines Tages tot ist (ermordet ist). Dem Autor dieser Zeilen ist vor allem ein investigativer Journalist bekannt - Jürgen Roth (Wiki) - der zu elitärer ritueller Gewalt und Pädokriminalität in Berlin und Brandenburg recherchiert und veröffentlicht hat. Was Jürgen Roth wohl zu seiner eigenen Darstellung in diesem Fernsehfilm sagt? Wie er sich wohl gefühlt hat als er sich darin als Leiche sah? - - -

Und niemand sagt, daß es vor allem oder zumindest einen Innenminster gegenwärtig in Deutschland gibt, dem gegenüber der Vorwurf im Raum steht, Pädokriminalität im Bundesland Sachsen vertuscht zu haben, nämlich der heutige Bundesinnenminister (Stichwort "Sachsensumpf", siehe: Wiki) (10)? - - - Im Zusammenhang damit wurden übrigens auch schon ansatzweise die notwendigen politischen Diskussionen geführt. Erkannte doch Thomas de Maizière damals nach eigenen Worten, daß hier der Rechtsstaat, daß die freiheitlich-demokratische Grundordnung auf dem Spiel steht. Von solchen Diskussionen auf politischer Ebene rund um den Fernsehfilm hat man hingegen nichts gehört.

Natürlich, es gibt noch andere Journalisten, die auch recherchiert und veröffentlicht haben, viele andere. Einer sagte uns, daß er in Belgien zum Fall Dutroux recherchieren wollte, daß man ihm davon aber abgeraten habe, wenn ihm sein Leben lieb sei. - Und solche Verhältnisse gibt es in der freiesten Demokratie, die es je auf Erden gegeben hat? Und Stalin ist wirklich ganz, ganz weit weg?

Auch hinsichtlich der Vertuschung von Pädokriminalität, etwa in Sachsen - oder sagen wir: des Staatsterrorismus im Umfeld unter anderem des sogenannten NSU-Phänomens in allerhand Bundesländern - gibt es viele noch allerhand mehr investigative Journalisten außer Jürgen Roth, die dem Film als Vorbild gedient haben können. Und entsprechend gibt es auch sicher noch zahlreiche andere Innenminister und Staatssekretäre in Deutschland, die dem Film als Vorlage gedient haben können.

Solche Fernsehfilme sollen wohl die "Bürgernähe" der Politik vergrößern? Entschuldigung, man weiß sich nicht mehr anders zu helfen als mit Sarkasmus.

Was treibt Gabriela Sperl, die Filmemacherin an?


Hauptverantwortliche für beide Filme ist - nach den Presseberichten - Gabriela Sperl (geb. 1952). Ihr haben zahlreiche erfolgreiche, namhafte Schauspieler, Regisseure und Drehbuchautoren für diese beiden Filme zugearbeitet. Über sie wird gesagt (3) (David Denk, Süddt., 2015):
Im Austausch mit den Drehbuchautoren Friedrich Ani und Ina Jung habe sich dann die Geschichte herauskristallisiert. "Das ist nicht die Sorte Film, wo man einen Drehbuchauftrag vergibt und auf das Ergebnis wartet", sagt Sperl. Zwei Jahre lang recherchierten die Autoren intensiv - mit Folgen für alle Beteiligten: "Man macht nicht am Ende den Deckel drauf, und die Welt ist wieder in Ordnung", sagt Sperl.
Geben diese Worte ein außerordentliches Engagement wieder, wie es allein den hier bestehenden Sachverhalten angemessen wäre? Sonderbarerweise nicht. Von Sperl liest man an keiner Stelle im Internet etwa, daß sie massiv die Demokratie für gefährdet halten würde, das Funktionieren des Rechtstaates. Sie ist kein Wutbürgerin, nein, auch keine Zornbürgerin. Sie ist Filmemacherin, sie kippt auch bei großen Staatsaffären nicht aus ihren Schuhen. Die Produzentin Sperl spricht nicht aus innerster Empörung heraus. Sie spricht nicht aus Zorn heraus. Es ist das nicht sehr angenehm zu erleben und zu lesen, was über sie geschrieben wird in diesem Zusammenhang und mit welchen Nuancen sie sich äußert (3):
Die Produzentin glaubt daran, daß ihre Filme ein "Bewußtsein für Frauen- und Kinderschutz schaffen" können, sagt Gabriela Sperl, ein Bereich, in dem Deutschland immer noch der EU hinterherhinke. Darüber hinaus gehe es darum, "innerhalb der bestehenden Gesetze das Unrechtsbewusstsein weiter zu schärfen", ergänzt Sophie von Uslar.
Und um mehr geht es nicht? Mehr steht nicht auf dem Spiel? Und weiter (3):
Gabriela Sperl produziert Jagdgesellschaft im Auftrag von BR und ARD Degeto für Wiedemann & Berg Television. (...) "Man darf beim Thema Kinderprostitution in Deutschland nicht unterschätzen, daß man einen politischen Nerv trifft", sagt sie. Das weiß sie seit Operation Zucker. Sperl fühlte "fast eine moralische Verpflichtung", das Thema nicht ruhen zu lassen.
"Fast eine moralische Verpflichtung", "einen politischen Nerv". Wo wurde ein politischer Nerv getroffen? Woran hätte man das erkennen sollen? In welchem Innenministerium wurde man unruhig? Der Film ist unter "Geheimhaltung" gedreht worden deshalb. - Wer will einen hier für blöd verkaufen?

Man möchte doch wohl meinen, all das sind sehr eingeschränkte Ziele angesichts der Schrillheit der dargestellten Verbrechen und angesichts insbesondere der politischen Implikationen, die ihnen innewohnen. Anfang 2016 sagte Gabriela Sperl im Interview mit der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" (4):
Mit unserem ersten Film haben wir zwar einiges losgetreten, aber es hat sich auf Seiten der Gesetzgebung noch nichts verändert. Laut Unicef werden im Bereich Kinderhandel und Kinderprostitution jährlich Milliarden verdient. Und der ehemalige BKA-Präsident Ziercke sagt schon 2013, die Nachfrage steige exponentiell. An einem Phänomen, das nicht besser, sondern immer schlimmer wird, muß man dranbleiben, damit sich irgendwann etwas ändert. Wenn die Gesellschaft hinschaut, wird auch die Politik das tun.
Es geht um "Hinschauen"? Wenn Politiker polizeiliche Ermittlungen gegen Pädokriminelle verhindern? Ich bitte Sie, Frau Sperl. Es geht doch nicht um "Hinschauen". Mann! Weiter im MAZ-Interview (4):
Frage: Wie haben Sie und Ihre Drehbuchautoren dieses heikle Thema recherchiert?
Sperl : Ina Jung hat ja ein Buch über das 2001 in Lichtenberg verschwundene Mädchen Peggy geschrieben.
Das Buch erschien im Jahr 2013 (11). In ihm fällt auf den bayerischen Innenminster Günther Beckstein (geb. 1943) (Wiki) kein gutes Licht. Der Fernsehfilm "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" handelt also indirekt von Leuten wie Günther Beckstein darf man schlußfolgern. Gabriela Sperl hat also für den Fernsehfilm insbesondere mit Ina Jung zusammen gearbeitet, wenn man ihre Worte recht versteht, sagt sie doch über Ina Jung (4) (Hervorhebung nicht im Original):
Da gab es viele Anknüpfungspunkte, Kontakte und Quellen, die sie genutzt hat. Eineinhalb Jahre hat die Recherche insgesamt gedauert. (...) Uns haben das Kriminalisten immer wieder bestätigt: Je höher jemand in der Gesellschaft angesiedelt ist, desto weniger wird er verfolgt. Die halten alle dicht, vor allem auch, weil sie ihren jeweiligen Berufsstand schützen wollen. Es geht dabei nicht um den Einzelnen, sondern stets um das Image von ganzen Berufsgruppen. Denken Sie nur an die Regensburger Domspatzen, 700 Fälle sind Jahrzehntelang unter den Teppich gekehrt worden. Das schadet der Kirche insgesamt viel mehr, als gegen Verfehlungen hart vorzugehen und die Täter zu bestrafen.
Hier wird doch indirekt sehr klar insbesondere vom Berufsstand des Politikers gesprochen. Von welchem sonst. Und das ist kein Skandal, keine Staatsaffäre? Und weiter (4):
Frage: Die Kommissarin Wegemann, die Nadja Uhl spielt, redet von einem Täterschutzland ... 
Sperl: Wegemann als Figur bringt damit Dinge auf den Punkt, die das Publikum aufrütteln sollen. Heiko Maas, der Justizminister, ist an der Veränderung des Sexualstrafrechts, aber da gibt es noch viel zu tun. Die Kinder, die sexueller, psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt sind, geraten nicht ins Blickfeld, die meisten Fälle kommen niemals zur Anzeige. 
Frage: Was ist zu tun?
Sperl: Eine Anzeigepflicht von Gewaltdelikten gegenüber Kindern wäre ein erster, sehr hilfreicher Schritt. Therapeuten, Ärzte, Anwälte würden - wie zum Beispiel in Frankreich oder Österreich - ihrer Schweigepflicht entbunden und ihre Zulassung verlieren, wenn sie Übergriffe nicht melden. 
Welches Publikum wurde wann und wo aufgerüttelt? Wo sich doch alle, die sich zum Thema auch nur äußern, selbst schon so wenig aufgerüttelt wirken? An anderer Stelle sage Gabriela Sperl (Das Erste, wohl 2016):
Wir sind dankbar, daß uns die ARD, hier der BR und die ARD Degeto, für Filme, die dieses Verbrechen ins Bewußtsein bringen, Finanzierung und eine Plattform bieten. Wir brauchen die Zuschauerinnen und Zuschauer im Kampf gegen Gewalt an Frauen und Kindern. In einem der reichsten und freiesten Länder der Welt darf es das nicht geben. Wir dürfen kein Täterschutzland sein, sondern müssen ein Land sein, das die Opfer schützt. Vor allem unsere Kinder.

"Der geheimgesellschaftlich organisierte Zusammenschluß der Täter"


Nun, es stellt sich da doch eigentlich nur noch die Frage: Wie kann man erreichen, daß solche Worte nicht leere Formeln bleiben? In der FAZ wurde Anfang 2016 anläßlich der Erstausstrahlung des Fernsehfilmes "Operation Zucker - Jagdgesellschaft" in jeder zweiten Zeile betont, daß das in dem Spielfilm Dargestellte Wirklichkeit ist (5):
Alles, was hier dargestellt wird, beruht auf sorgfältigen Recherchen. Es sind keine fiktiven Fälle und Hintergründe, welche die Produzentin Gabriela Sperl zunächst mit Rolf Basedow und Philip Koch, nun mit den Autoren Friedrich Ani und Ina Jung zu einem Dossier der Schande zusammengetragen hat.
Ein solches Dossier müssen Fernsehjournalisten zusammen tragen? Schon dieser Umstand ist doch ein Zeichen dafür, daß in unserem Staat etwas kraß schief läuft. Der Umstand nämlich, daß Innenministerien selbst nicht solche Dossiers zusammenzutragen scheinen. Oder Bundes- oder Landesämter für "Verfassungsschutz". Gegenfrage: Sollen die über sich selbst ermitteln? Ja, doofe Frage, nicht? Und weiter (5):
Kinderhandel ist ein lukrativer Wirtschaftszweig, wie Waffen- und Drogenhandel. Deutschland ist einer der besten „Absatzmärkte“. Besonders schwierig zu verfolgen und nachzuweisen sind die abscheulichen Verbrechen, die Erwachsene an den Wehrlosen begehen.
Wenn der politische Wille zur Verbrechens-Aufklärung und -Prävention wirklich vorhanden wäre, wäre das alles keineswegs "schwierig". Man verbarrikadiert sich hinter Adjektiven wie "schwierig". Warum wird die Forderung des Journalisten Guido Grandt in der Politik nicht aufgenommen, daß Politiker ihre Mitgliedschaften in allen geheimen Gesellschaften angeben müssen? Warum wird nicht massiv über das Wirken satanismusnaher Geheimgesellschaften aufgeklärt so wie hier auf dem Blog seit 2011? Warum wird den Hinweisen nicht nachgegangen, daß viele Überlebende sexueller und ritueller Gewalt weltweit und unabhängig voneinander davon sprechen, daß diese sich im Umfeld oder innerhalb der Freimaurerei und des Jesuitenordens abgespielt habe? Aber nein, man schiebt es auf die Kinder, die Überlebenden. Die "Schwierigkeit" läge vor allem ... (5)
... an der Traumatisierung und Konditionierung der Opfer oder ihrer völligen Hilflosigkeit und an der Vernetzung und am geheimgesellschaftlich organisierten Zusammenschluß der „Täter“.
Immerhin, da ist sie ja dann doch genannt, die Hauptschwierigkeit: Der geheimgesellschaftlich organisierte Zusammenschluß der Täter. Also muß man sich doch endlich einmal mit diesen Geheimgesellschaften befassen, von denen auch die Überlebenden wieder und wieder sprechen. Warum wird nicht klar gesagt (wie hier auf dem Blog schon 2012), daß es sich hier um eine  "Zombifizierung der Politik durch Okkultlogen" handelt? Warum wird nicht klar darauf hingewiesen, daß auch Geheimdienste geheimgesellschaftlich organisiert sind? Weiter (5):
Bis in höchste Kreise weisen die Spuren, die Täter sind Juristen und Politiker, vielleicht Minister, Arbeitgeber, Ärzte und sonstige Honoratioren. Mehr als die Hälfte von ihnen ist, so sagen Statistiken, nicht pädophil. Es geht um Macht und Kontrolle, um die Erniedrigung eines Mädchens oder Jungen zur Ware.
Am meisten fragt man sich, woher diese Statistiken kommen. Da ist ja dann doch offenbar der Täterkreis auch noch bestens bekannt. Und warum geht es um Erniedrigung? Weil man - als Satanist - das regierte Volk, das "Pack", insgesamt zur Ware erniedrigen will. Und weiter über den Fernsehfilm(5):
Nun sieht man, wie die Frau des brandenburgischen Bauunternehmers Kai Voss (Sebastian Hülk), Helen Voss (Jördis Triebel), die zehnjährige Lucy herrichtet, bevor sie in den Kofferraum des Geländewagens von Voss krabbelt, um von ihm zum Sex mit einem Mann ausgeliefert zu werden. „Lebendpizza“ heißt diese Art der Bereitstellung der „Ware“ im Jargon. (...) Undurchsichtig bleibt der Innenminister (Matthias Matschke), sein Staatssekretär (Robert Schupp) zählt zum Kreis der Kinderschänder.
Hier wird der Begriff "Lebendpizza" in einem deutschen Fernsehfilm, der am 20. Januar 2016 vor fünf Millionen Zuschauern ausgestrahlt worden ist, verwendet und in der Öffentlichkeit höhnt man und macht man sich lustig, wenn nur wenige Monate später in den USA von einem "Pizzagate" (Wiki) die Rede ist? Während doch dieser Fernsehfilm gerade vollumfänglich die gänzliche Plausiblität des im Pizzagate Behandelten - schon von der Wortwahl her - bestätigt!?

Im Staat Friedrichs des Großen wäre das, was heute geschieht, unmöglich gewesen


Schon der deutsche Fernsehfilm "Operation Zucker" aus dem Jahr 2012 (1), der am 16. Januar 2013 auf dem Fernsehsender "Das Erste" ausgestrahlt wurde und dabei über sechs Millionen Zuschauer hatte (Wiki), hätte ein politisches Erdbeben in Deutschland auslösen müssen. Jede andere Wirkung dieses Filmes ist den in diesem Film dargestellten Inhalten nicht angemessen. Weil jede andere Wirkung dieses Filmes die Verbrechen perpetuiert, die Widerstandskraft des Volkes gegen diese Verbrechen weiter erlahmen läßt und den früheren und gegenwärtigen Leidtragenden dieser Verbrechen so gut wie alle Hoffnungen auf Gerechtigkeit nimmt. Letztlich besteht fast die größte Gefahr solcher Fernsehfilme darin, daß die heutige Aufklärung über solche Verbrechen mehr dahin wirkt, daß die modernen Gesellschaften diese Verbrechen als etwas nicht Auszurottendes dulden und hinnehmen als daß sie jenes politische Erdbeben auslösen, das erforderlich wäre, um solche Verbrechen endlich unmöglich zu machen.

Warum wird über solche Verbrechen, die ein eindeutiger Indikator sind für die moralische Zersetzung unseres Gemeinwesens und für das Nichtfunktionieren des Rechtsstaates und der Demokratie ausgerechnet und vornehmlich über einen Fernsehfilm aufgeklärt? Warum hat nicht längst zuvor die Politik die Aufklärung dieser Verbrechen zur Chefsache erklärt, weil sie ja viel früher von ihnen erfahren hat und haben muß? Ist nicht dieser Befund allein schon ausreichend, um festzustellen, daß die Mehrheit der Spitzenpolitiker Pädokriminalität als Mitwisser vertuschen?

Das Entscheidende an dem Film ist, daß er - weithin unwidersprochen - davon ausgeht und darstellt, daß Rechtsbeugung mitten in Deutschland stattfindet, weil die Verbrecher in den Staatsanwaltschaften selbst sitzen, weil die Verbrecher Politiker sind, die wir auf Wahlplakaten sehen und wählen sollen. Das stellt dieser Fernsehfilm als Wirklichkeit in Deutschland dar und er löst damit kein politisches Erdbeben in Deutschland aus. Und damit sagen dieser Film und seine Wirkung schon alles über den politischen Zustand Deutschlands, ja, über das in der hiesigen Bevölkerung ausgeprägte Gefühl für Rechtsstaatlichkeit, Recht, Moral und Widerstandspflicht.

Eine Demokratie, ein Rechtsstaat, die nicht schon auf die leiseste Andeutung des Bestehens solcher Verhältnisse wie in diesem Film dargestellt, mit dem größten politischen Erdbeben ihrer Geschichte reagiert, sind das, was sie von sich selbst behaupten und nach außen von sich darstellen, im Kern nicht mehr. Und die so gepriesene verantwortungsvolle Bürgergesellschaft existiert gar nicht. Und der Schulunterricht, der uns einstmals zu "aufgeklärten", selbstbewußten Bürgern dieses Staates erziehen sollte, er war einfach gelogen und verlogen. Wir leben in einem Meer von Lüge.

Der Vorwurf "Lügenpresse" stimmt schon deshalb, weil in den etablierten Medien nicht jeden Tag mit dicken Lettern auf diese völlig unhaltbaren Zustände in Deutschland hingewiesen wird solange bis sie abgestellt sind. Eine Presse, die das nicht tut, küngelt und kooperiert vielmehr mit den vorliegenden Verhältnissen. Sie setzt die Prioritäten falsch. Sie ist keine freie Presse. Sie ist eine erstunkene und erlogene Presse.

Um einmal einen historischen Vergleich zu bemühen: Kann man sich vorstellen, daß Zusammenhänge, wie sie in diesem Fernsehfilm dargestellt werden, im Staat Friedrichs des Großen der Öffentlichkeit bekannt geworden wären ohne daß es zu einem politischen Erdbeben gekommen wäre wie wir es aus der Geschichte im Grunde noch gar nicht kennen? Kann man sich das vom Staat Bismarcks vorstellen? Otto von Bismarck wäre über das Wissen um solche Verbrechen hinweg zur "politischen Tagesordnung" zurückgekehrt, anstatt sie sofort zur Chefsache erklärt zu haben und auf das Schärfste politisch, juristisch und polizeilich verfolgen lassen? Ebenso Friedrich der Große?Es ist nicht bekannt, daß in früheren Jahrhunderten in einem Staat Verbrechen von einer solchen Bedeutung, einem solchen Ausmaß und Umfang öffentlich bekannt geworden sind, die dann nicht sofort scharf bekämpft worden wären.

Daß übrigens schon auf den ersten der beiden Fernsehfilme "Operation Zucker" bislang nicht in dem hier erörterten Sinne hingewiesen worden war hier auf dem Blog (außer 12, 13), lag einfach daran, daß der erste der beiden Fernsehfilme im Internet bis 2016 - offenbar - nicht frei zugänglich war, jedenfalls wußte der Bloginhaber nicht, daß er es doch schon war.  ...

Der Mainstream übernimmt die Kernthemen der alternativen Öffentlichkeit - und niemand merkt es


Zumindest für den vorliegenden Blog sind damit alle seine wichtigsten Themen seit etwa 2011 in den öffentlich-rechtlichen Medien und in der großen Presse angekommen. Dort werden sie nicht mehr geleugnet und vertuscht, sie werden nicht mehr beschwiegen. Und es ist sehr bedauerlich, daß genau dieser Umstand scheinbar von der gesamten deutschen alternativen Öffentlichkeit übersehen worden ist.

Der in vielen von ihm behandelten Themen sehr schätzenswerte Blog "Filmdenken" von Daniel Hermsdorf liefert zu dem Suchwort "Operation Zucker" gar kein Ergebnis. Jürgen Roth, Thilo Jung, Ken Jebsen, Gerhard Wisnewski, Wolfgang Eggert, Alexander Benesch, Andreas Popp - niemand scheint sich - nach dem ersten Durchsehen von Suchmaschinen-Ergebnissen - zu diesem Film geäußert zu haben. Auf den ersten Blick jedenfalls findet man nichts. Innerhalb der alternativen Öffentlichkeit haben diese beiden Fernsehfilme und ihre Implikationen keinerlei Erörterungen ausgelöst. Auch Guido Grandt scheint sich zu dem Film selbst nicht ausführlicher geäußert zu haben. (Er hätte es auch am wenigsten nötig, schließlich hat er zu genau diesem Thema genug publiziert.) Auch auf der "netzwerk b"-Seite scheint sich niemand zu diesen Fernsehfilmen geäußert zu haben. Immerhin hat Andrea Sadegh angemessen kritisch Stellung genommen (17). (Die Internetseite von Andrea Sadegh scheint überhaupt viele wertvolle Auskünfte, auch zu Forschungsstudien, zu enthalten.) Und ein "nereus" auf dem "Gelben Forum" die tatsächlich zu stellende Frage (14): "Warum gerade jetzt?" - gemeint: warum gerade jetzt die Produktion und Ausstrahlung dieses Filmes mit fünf Millionen Fernsehzuschauern. Sollen wir jetzt alle zu lammfrommen Mitwissern gemacht werden? Das wäre meine Vermutung. "nereus" allerdings gibt auf seine Frage keineswegs eine besonders hintergründige Antwort.

Ich bin der Meinung, daß diese beiden Fernsehfilme sehr wohl eine sehr breite Erörterung in der alternativen Öffentlichkeit verdient haben, sogar eine wesentlich breitere als viele andere Themen innerhalb derselben. 
_______________________________________________
  1. Operation Zucker. 90 Minuten, ARD und Bayerischer Rundfunk, 2012, Fernseherstausstrahlung Januar 2013, https://www.youtube.com/watch?v=XD0A74UuwPw, https://www.youtube.com/watch?v=pbmBkDl9C0o
  2. Operation Zucker - Jagdgesellschaft. ARD, 2016, Fernseherstausstrahlung Januar 2016, https://www.youtube.com/watch?v=COxUhN0PZEc
  3. Denk, David: Fortsetzung zum Missbrauchsfilm "Operation Zucker" Dreharbeiten unter Geheimhaltung. Süddeutsche Ztg., 22. Mai 2015, http://www.sueddeutsche.de/medien/spielfilm-im-verborgenen-1.2488545
  4. Palma, Claudia: Film über Kindesmissbrauch in Deutschland. MAZ, 18.1.2016, http://www.maz-online.de/Nachrichten/Kultur/Film-ueber-Kindesmissbrauch-in-Deutschland
  5. Hupertz, Heike: Was Kinderschänder anrichten Der Film „Operation Zucker. Jagdgesellschaft“. In: FAZ, 20.01.2016, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/der-ard-film-operation-zucker-jagdgesellschaft-14023177.html
  6. Ehrenberg, Markus: Was an dem ARD-Film über Kindesmissbrauch wahr ist. In: Tagesspiegel, 2016, http://www.tagesspiegel.de/medien/operation-zucker-was-an-dem-ard-film-ueber-kindesmissbrauch-wahr-ist/12860068.html
  7. Meinholz, Viktoria: Kinderprostitution - die Realität ist schlimmer als jeder Film. In: Stern, 21.1.16, http://www.stern.de/familie/leben/operation-zucker-zweiter-teil-bei-kinderprostitution-ist-die-realitaet-schlimmer-als-jeder-film-6659484.html
  8. Hickisch, Astrid: "90 Prozent der Täter sind Männer" - Produzentin Gabriela Sperl und "Operation Zucker". BR, 09.01.2013, http://www.br.de/themen/kultur/inhalt/gesellschaft/operation-zucker-hintergrund-100.html; zugehöriges Interview: http://www.br.de/mediathek/video/video/a-interview-gabriela-sperl-100.html
  9. Bading, Ingo: CIA-Sexsklavinnen für Spitzenpolitiker? Angela Lenz und Jessie Marsson in Deutschland - Cathy O'Brien in den USA. Auf: GA-j!, 2. März 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/03/cia-sexsklavinnen-fur-spitzenpolitiker.html
  10. Bading, Ingo: Thomas de Maizière - ein Minderjährigenbordell-Vertuscher - Treten Sie zurück, Frau Angela Merkel - und mit Ihnen Ihr ganzes gräuliches Kabinett! Auf: GA-j!, 5. März 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/03/thomas-de-maiziere-ein-kinderbordell.html
  11. Jung, Ina; Lemmer, Christoph: Der Fall Peggy. Die Geschichte eines Skandals. 2013; Video dazu: https://www.youtube.com/watch?v=v_DVTu6hxj0
  12. Bading, Ingo: "Operation Zucker" - Jessie Marsson hat recht Zumindest in einigen seiner sehr konkreten und ungewöhnlichen Behauptungen. Auf: GA-j!, 14. September 2013, http://studgenpol.blogspot.de/2013/09/operation-zucker-jessie-marsson-hat.html
  13. Bading, Ingo: Elitärer Satanismus im Ersten Deutschen Fernsehen Sandra Maischberger nimmt sich des Themas rituelle Gewalt an Kindern an. Auf: GA-j!, 22. Januar 2016, http://studgenpol.blogspot.de/2016/01/elitarer-satanismus-im-ersten-deutschen.html
  14. nereus: Operation Zucker - warum gerade jetzt? Gelbes Forum, 21.01.2016, http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=391302
  15. Bading, Ingo: Herrschaftsverhältnisse, die stabilisiert werden durch die Vertuschung von Pädokriminalität. GA-j!, 17. Juli 2015, http://studgenpol.blogspot.de/2015/07/herrschaftsverhaltnisse-die.html
  16. Schaaf, Julia: „Ich bin nicht bereit, die Heldin zu geben“ - Nadja Uhl im Gespräch. Frankfurter Allg. Ztg., 05.01.2013, http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/nadja-uhl-im-gespraech-ich-bin-nicht-bereit-die-heldin-zu-geben-12015712.html
  17. Sadegh, Andrea: Operation Zucker. Januar 2016, http://traumabasedmindcontrol.com/index.php/operation-zucker/

Menschenopfer-Darstellungen im Besitz Heinrich Himmlers auf der Wewelsburg

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Aus 10 Kilogramm reinem Gold: Der sogenannte "Chiemsee-Kessel"

Der sogenannte "Chiemsee-Kessel" (Wiki, engl.) ist aller Wahrscheinlichkeit nach um 1930 herum für satanistische Rituale in völkischen Okkultlogen im Umfeld der NSDAP angefertigt worden, etwa solchen, für die auf der Wewelsburg Räumlichkeiten eingerichtet worden waren. Er ist damit ein ziemlich eindeutiger und auch zuverlässiger Beleg dafür - ein weiterer Beleg dafür - daß hinter dem Dritten Reich satanistische Okkultlogen standen (1), wofür ja hier auf dem Blog schon viele andere Belege gesammelt worden sind.





Insbesondere die Erinnerungen und Zeugenaussagen jener heute noch bestehenden Goldschmied-Firma in München, in der dieser Kessel um 1930 herum angefertigt worden ist, geben eine ziemlich gute Sicherheit hinsichtlich der Zuverlässigkeit der in einem Dokumentar-Film von "National Geographic" aus dem Jahr 2012 vorgestellten historischen Deutung (1). Der Film ist ziemlich langwierig, deshalb seien hier in Kurzform seine wesentlichsten Inhalte referiert.

Der Münchner Unternehmer Albert Pietzsch (1874-1957) (Wiki) war - mit Putzi Hanfstengl - ein früher finanzieller Unterstützer der NSDAP. Er war auch - auffallender Weise - Wirtschaftsberater des Okkultgläubigen Rudolf Heß (2). Um 1930 herum gab dieser Albert Pietzsch nun jenem Münchner Silberschmied, der auch andere Okkult-Objekte für die SS angefertigt hat, die seither raunend und bewundernd in satanistischen Logen herumgereicht werden (Totenkopfringe und solche Dinge), nämlich einem Otto Gahr (gest. 1932), zehn Kilogramm reines Gold, um daraus eine goldene Opferschale zu fertigen im "keltischen" Stil, bzw. im Stil des damals schon bekannten und bewunderten keltischen "Kessels von Gundestrup". Dieser war 1891 in Jütland gefunden worden.

Eine Opferschale im Besitz Heinrich Himmlers


Aufgrund von Hinweisen in der Bevölkerung wurde diese Opferschale nun 2001 mit Metalldetektoren auf dem Grund des Chiemsees entdeckt, wo sie vermutlich 1945 versenkt worden war. Also typischstes "Nazigold". Anfangs bestand nach 2001 noch der Verdacht, es könnte sich um eine echte keltische Schale handeln. Aber es werden auf ihr viel zu eindeutig als man das jemals von solchen archäologischen Objekten kennt Menschenopfer dargestellt. Einem Menschen wird gerade der Kopf abgeschlagen und anderes mehr. Als ich das gleich am Anfang des Filmes (1) sah, dachte ich mir gleich, daß es sich um eine Fälschung handelt. So ist es heute auch von der Forschung festgestellt aufgrund der chemischen Zusammensetzung des Goldes und der Verarbeitung der Schale.

Damit soll nicht gesagt sein, daß es etwa bei den Kelten keine Menschenopfer gegeben hätte. Ganz im Gegenteil. Darüber weiß man heute noch wesentlich mehr als um 1930. Die Kelten haben unzählige Gefangene abgeschlachtet und ihre Leichen demonstrativ aufgehängt an ihren heiligen Tempeln und vor ihren Stadtmauern zur Abschreckung von Feinden. Das ist erst in jüngeren archäologischen Forschungen als sehr weit verbreitetes Phänomen - etwa rund um die keltischen Viereckschanzen - gut nachgewiesen worden. Aber für den vorliegenden Zusammenhang ist das nicht von besonders großer Bedeutung.

Nun gibt es jedenfalls Hinweise, daß diese 10 Kilogramm schwere Opferschale aus reinem Gold auf der Wewelsburg aufbewahrt wurde, wo ja - nach Berichten Überlebender ritueller Gewalt - noch lange nach 1945 von elitären Satanisten Menschenopfer dargebracht worden sein sollen, wo sie vielleicht auch noch dargebracht werden. Es gibt Berichte, wonach die Beteiligten dafür mit Hubschraubern eingeflogen wurden, wonach die Täter auch aus den USA gekommen seien. Diese Dinge freilich werden im Dokumentar-Film nicht explizit erwähnt, obwohl sie natürlich in diesen Sachzusammenhang gehören.

Im Film wird dennoch ganz klar von "schwarzer Magie" bei geheimen Ritualen der SS im Zusammenhang mit diesem Kessel gesprochen. Es würde sich eindeutig um ein Objekt handeln, das Macht darstellen solle. Am Ende des Krieges wurden alle Schätze der Wewelsburg abtransportiert, bevor die Burg gesprengt und angezündet wurde. Es gab vermutlich einen Marschbefehl, die Schätze dann von Bayern nach Böhmen zu schaffen. Man kam damit aber nicht mehr durch, da die Amerikaner vorrückten. Am Ende wäre der Schatz mit der SS-Division Nibelungen an den Chiemsee gelangt und die Soldaten hätten ihn dort versenkt, um ihn nicht in den Besitz der Feinde gelangen zu lassen, bevor sie in Gefangenschaft gingen. So eine denkbare Version, wobei allerdings betont wird, daß es auch noch andere SS-Divisionen gab, die im Bereich des Chiemsees in Gefangenschaft gingen.

Auch wenn das mit der SS-Division Nibelungen stimmen sollte, sollten sich keinesfalls Gefühle von "Romantik" einstellen. Der Okkultismus der Dritten Reiches war als ideologisches Selbstmordprogramm eines Volkes - oder sogar der Völker der westlichen Welt - konstruiert, in den dann natürlich der mörderische Nibelungenzug gut hinein paßt aus der Sicht von abartigen internationalen Satanisten. Ihr abartiges, ekelhaftes Treiben aus Geheimdiensten und Schattenregierungen heraus zieht sich bis heute und ohne sie hätte es vermutlich die großen Kriege und Verbrechen des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts nie gegeben.
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  1. "Nazi Temple of Doom", zu Deutsch "Der Geheime Tempel der Nazis". 44 Minuten, National Geographic Channel. 2012, Deutsch: https://www.youtube.com/watch?v=QieqfpzaVy0, Englisch: http://www.smithsonianmag.com/videos/category/history/a-gold-cauldrons-sinister-secrets/
  2. Maier, Helmut: Chemiker im "Dritten Reich". Die Deutsche Chemische Gesellschaft und der Verein deutscher Chemiker im NS-Herrschaftsapparat. Wiley VCH, Weinheim 2015, S. 201 (GB)

Menschen wie von einem anderen Stern

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Fünf wohlerzogene junge Erwachsene der Amish-People erleben die moderne Welt

- Zwei britische Fernseh-Dokumentationen aus den Jahren 2010 und 2011 nehmen sich endlich einmal ausreichend Zeit, um die amische Lebens- und Denkweise kennen zu lernen - Sie haben das Potential, "Kultstatus" zu erlangen

Überzeugender als ein Wahlkampf-Video der AfD allemal

Hier auf dem Blog haben wir uns schon in früheren Jahren gelegentlich mit den Amischen (Wiki, engl) beschäftigt (1), bäuerlich lebenden, streng bibelgläubigen deutschsprachigen Gruppen in den USA. Ich bin fasziniert von ihnen seit etwa 1994, seit ich im Zusammenhang mit meiner Doktorarbeit auf sie gestoßen bin und dabei die wissenschaftliche Standardliteratur zu ihnen zur Kenntnis genommen habe. Die Amischen leben - als streng bibelgläubige Christen, die die Kindertaufe ablehnen - außerordentlich authentisch ein Leben so wie es unsere Vorfahren in vielen Aspekten vor 500 oder noch vor 100 Jahren lebten. Man kann an ihnen ganz hervorragend studieren, wie Gemeinschaftsleben in der Familie und auf Gemeinde-Ebene erfolgreich und nachhaltig - das heißt auch: demographisch nachhaltig - funktioniert.

Worauf ich gerade jetzt mit großer Überraschung stoße, das sind zwei britische, mehrstündige sogenannte "Dokusoap's"über die Amischen aus den Jahren 2010 und 2011 (2, 3), in denen die Amischen einen über das Medium Film dichter an sich herankommen lassen als das jemals zuvor geschehen ist. Zuvor hat man abstrakt über Literatur sie als menschlich sympathisch kennen lernen können. Jetzt geht das auch über diese Dokumentationen - und noch wesentlich unmittelbarer.





Ich habe den Verdacht, daß diese beiden Dokumentationen das Potential haben, eine Art Kultstatus zu erlangen. Man sieht sie sich über viele Stunden hinweg an. Und doch merkt man ein paar Tage später, daß man sie sich sogar noch ein zweites mal anschauen könnte mit dem gleichen inneren Gewinn. Eine solche Erfahrung macht man wirklich sehr selten.

Wie kommt diese Wirkung zustande? Dafür sind viele Ursachen zu nennen. Die Annäherung an die Amischen erfolgt hier einmal - soweit übersehbar - nicht über dezidierte "Aussteiger" der Amischen wie das in früheren Jahrzehnten oft der Fall war, sondern über sehr "echte" und "ursprüngliche", sprich über solche, die auch selbst weiter als Amische leben wollen. Das ist - soweit übersehbar - etwas ganz Neues. Es sind außerordentlich berührende, nein, man muß sagen: aufwühlende Dokumentationen entstanden.

Warum sind diese Dokumentationen so aufwühlend? Die erste handelt davon, wie fünf ganz traditionell aufgewachsene Amisch-Jugendliche mit dem Leben Gleichaltriger in der modernen Welt Großbritanniens konfrontiert werden (2). In den Gesprächen der jungen Erwachsenen untereinander werden immer wieder die Unterschiede zwischen beiden Lebensweisen recht offen besprochen. Und was einen fast noch am meisten packt, das ist, wie bei den Amischen das Kennenlernen und Zusammenkommen von Mann und Frau kulturell durchgestaltet ist, so daß es möglich ist, daß dabei Ehen entstehen können, die ein Leben lang auch wirklich halten können. Das ist fast noch der berührendste Teil in diesen Gesprächen.

Und indem wir hier darauf zu sprechen kommen, knüpfen wir unmittelbar an an einen Beitrag und einen Videoblog vom 1. Juni über die Gestaltung des Verhältnisses zwischen Männern und Frauen (7).

Warum sind diese Fernsehdokumentationen über die Amischen so überzeugend? Weil gelebtes Leben überzeugender ist als "Theorie". Weil gelebtes Leben überzeugender ist als jede "Forderung", es solle so oder so gelebt werden. Weil gelebtes Leben überzeugender ist als jede "Utopie", es könne doch so oder so gelebt werden. Diese Dokumentationen sind schon vor fünf Jahren auch auf RTL in Deutschland ausgestrahlt worden und endlich einmal bekommt man mit ihnen eine Sendung eine solchen Genres zu sehen, aus der man wirklich - und aus der jedermann und jederfrau - Gewinn ziehen kann, für die man sich richtig gehend begeistern kann.

Man wundert sich, daß heute Filmemacher noch fähig sind, so verständnisvoll, so einfühlsam mit etwas so Ungewöhnlichem wie den Amischen umzugehen. Und dann auch gleich noch in einer Extremsituation wie derjenigen, in der fünf junge Erwachsenen dieser Gruppierung mit wirklich krassen Auswüchsen der modernen Welt konfrontiert werden.

Und es drängt sich bald der Eindruck auf: Diese Dokumentation ist tausend mal besser, überzeugender, begeisternder, hinreißender als jedes Video von Hagen Grell, als jede noch so "gelungene" gefilmte "Aktion" der "Identitären Bewegung" oder beliebiger anderer Versuche, das gewachsene kulturelle Erbe in Deutschland und Europa zu bewahren, erst recht als jedes Wahlplakat, jedes Wahlkampfvideo, jede Parlaments- oder sonstige Rede, stamme sie nun von einem Björn Höcke, einem Christoph Hörstel oder einem beliebigen anderen Politiker, sei er nun von der AfD, sei er von der "Deutschen Mitte" oder einer anderen Partei, die sich für die Bewahrung unseres kulturellen Erbes einsetzt.

Der Unterschied ist, daß nicht nur der Lebensstil selbst ein überzeugender ist, sondern daß letztlich immer spürbar wird, daß hinter ihm authentische religiöse Lebenshaltungen stehen. Das ist der entscheidende Unterschied.

Die Erkenntnis, die anhand gerade dieser Dokumentation so klar wie selten nachvollzogen werden kann, ist schlicht: Es kommt nicht auf Politik an. Es kommt nicht auf Politiktreiben an für das Überleben eines Volkes, für das Überleben einer Gemeinschaft. Es kommt darauf an, den Gottglauben einfach in den Mittelpunkt des persönlichen Lebens und der Gemeinschaft zu stellen, so dass sich auch auf religiöser Ebene eine Selbstsicherheit ergibt und aus dieser heraus gelebt werden kann. Und zwar nicht nur als Einzelmensch, sondern als Gemeinschaft.




Wenn Politiker der AfD so leben würden, religiös authentisch wären, müßte es ihnen im Grunde leicht fallen, genauso cool herüber zu kommen in einer beliebigen Rede oder in einem beliebigen Video wie diese fünf jungen Erwachsenen der Amischen, die in Großbritannien mit dem Leben gleichaltriger Jugendlicher konfrontiert werden. Sie dürften vor allem schon einmal: gar nicht laut werden. Schon daran allein ist ein Unterschied erkennbar.

Die fünf Jugendlichen dieser Dokumentation können einen lehren, daß es auf ganz andere Dinge ankommt. Es kommt darauf, einen anderen, einen besseren, zukunftsträchtigeren, lebensoffenen, fröhlicheren Lebensstil zu leben - als Gemeinschaft - im Angesicht einer degenerierten, untergehenden, abartigen Gesellschaft rund um einen herum. Es kommt darauf an, aus einem Gottglauben heraus zu leben und zwar sicher, beständig. Es kommt darauf an, Gottvertrauen zu gewinnen und immer wieder abzusichern, insbesondere über Gemeinschaftsleben.

Aus der Dokumentation des Jahres 2010 (2)

Es scheint, als könne einem das heute niemand überzeugender zeigen als die Amischen und insbesondere solche mehrstündigen Filmdokumentationen und "Reality-Show's", die sich eben auch Zeit lassen, sich auf ein so fremd gewordenes Leben, Denken und Erleben wirklich einzulassen.

Bei den fünf Jugendlichen handelt es sich um etwas, das man früher einmal einfach "wohlgeratene Kinder" genannt hätte, "wohlerzogene", um derentwillen die Eltern sich keine großen Sorgen machen müssen und deren Eltern sich wohl hatten sagen können: So ganz falsch kann unsere Erziehung nicht gewesen sein ... Und die amischen Eltern der Dokumentation sind tatsächlich auch ihrer Kinder so sicher, daß sie sie getrost auf Konfrontations-Kurs mit der modernen Welt gehen lassen können. Sie versichern ihnen lediglich, daß sie für sie beten werden. Im Grunde auch das eine Versicherung, die berührend ist.

Diese amischen Jugendlichen sind tief und fest in ihren Familien verwurzelt, in ihrem Leben verwurzelt, in ihrer Denkweise verwurzelt. Und sie durchschauen zu leicht aus dieser tiefen Verwurzelung heraus, wie lächerlich oberflächlich, seicht und abartig das Leben moderner Jugendlicher ist, bzw. sein und werden kann. Sie können sich an den guten Seiten dieses Lebens freuen, tief erfreuen. - Wie schön etwa mitzuerleben, wie eine junge Frau der Amischen das erste mal das Meer erlebt und die berauschende Kraft brechender Wellen. - Sie können sich tief freuen: Und sie lehnen zugleich mit großer innerer Sicherheit, aus tiefstem Inneren und in tiefer innerer Bewegtheit die bösen und schlechten Seiten dieses Lebens ab. Sie empfinden authentische Trauer, wenn sie Menschen so leben sehen.


Aus der Dokumentation des Jahres 2010 (2)

Eine hinreißende Fernsehdokumentation wie man sie in dieser Form noch nie gesehen hat.

Fünf Amisch-Jugendlichen, die da über viele Stunden hinweg mit der modernen, westlichen Jugendkultur konfrontiert werden und die dabei ganz und gar cool bleiben. Sie ruhen völlig in sich. Sie blicken mit dem Blick des Fremden, Befremdeten auf diese Welt. Man fühlt sich an Bücher wie den "Papalagi" erinnert (4).

Junge Menschen im Umfeld der Identitären Bewegung 

- Diese innere Sicherheit haben sie nicht


Wenn Jugendliche im Umfeld der "Identitären Bewegung" mit so viel innerer Sicherheit vor diese moderne Welt treten können und sagen können: So wollen wir nicht leben - dann sind sie glaubwürdig. Vorher nicht. Die meisten Jugendlichen und Familien auch im Umfeld der Identitären Bewegung sind insgesamt schon viel mehr seelisch aus dem Gleichgewicht geraten als diese Amischen. Die jedoch ruhen ganz und gar in sich, haben inneren Frieden. Vor allem können sie dadurch auch ganz offen einem Leben gegenüber stehen, dem sie selbst ansonsten ganz ablehnend gegenüber stehen. Gibt es ein solches Leben außerhalb der Old-Order-Amischen noch? Man hat große Zweifel.

Allein diesem Film zuzusehen, erhebt einen in eine bessere Sphäre. Und anders als mit solchen Lebenshaltungen ist das Überleben als ein großes Volk gar nicht möglich. Anders sind dauerhaft nicht jene kinderreichen Familien zu leben, die notwendig sind für das Überleben als ein Volk. Daran kann es eigentlich kaum einen Zweifel geben. Und um so leben zu können - das ist auch klar - braucht man eine ganz sichere, feste weltanschauliche Verwurzelung, Verankerung. Man darf auch nicht zu viel an einer solchen ständig herumkritteln, herumbohren und infrage stellen. Sondern man muß ruhig und sicher aus ihr heraus leben. Man muß in einer solchen seine Heimat haben.

Die Dokumentation aus dem Jahr 2011 (3)
Man darf sich innerlich nicht aufreiben an der Unterschiedlichkeit seines eigenen Lebensstiles im Vergleich zu dem, was um einen herum gelebt wird. Sonst findet man auch seinen eigenen inneren Frieden nicht. Man muß sich entscheiden.

Daß solche Dokumentationen überhaupt entstehen konnten, scheint daran zu liegen, daß zumindest einige Old-Order-Amische Gruppen offener geworden zu sein scheinen. Denn es gibt ja auch Gemeinden, die sogar Fotografieren und Filmen ganz ablehnen. Weshalb man sich bislang zumeist nur über Literatur oder über "Abtrünnige" von ihnen ein "Bild" machen konnte. Vielleicht weil der Unterschied zwischen ihrer Lebensweise und der Abartigkeit unserer Lebensweise inzwischen so krass und offensichtlich geworden ist und so leicht nachvollziehbar ist, fällt es ihnen leichter, offen auf diese Abartigkeit zuzugehen. Sie stellt vielleicht - und mit Recht - gar keine Versuchung mehr dar so wie oft noch in früheren Jahrzehnten, als die Abartigkeit noch nicht so krass war. Aber für wen stellt denn das Leben in der heutigen "modernen Welt" auch sonst noch wirklich eine Versuchung dar? Im Grunde leidet doch fast jeder darunter. Daß das die Amischen inzwischen so empfinden und deshalb diese Lebensweise kaum noch als Versuchung empfinden können, könnte man jedenfalls als nachvollziehbar empfinden.

Zunehmend mehr verliert das typische Leben in modernen Gesellschaften an Anziehungskraft. Wer will denn diesen ganzen Schrott noch? Die Gefahr ist aber, daß es modernen Menschen zunehmend schwerer fallen könnte, zu einem solchen "einfachen Leben" noch rechtzeitig zurück zu kehren. Denn dazu ist die erste Voraussetzung jene, die in den beiden Filmdokumentationen immer wieder ein Hauptthema sind: Wie lernen sich Mann und Frau kennen? Wie beginnen sie eine eheliche Gemeinschaft? Und das Aufregende ist, daß zumindest zwei der "gewöhnlichen" britischen Mädchen nachdem sie sechs Wochen bei Amisch-Familien gelebt haben, sagen, daß sie künftig anders leben wollen, daß sie sich nicht mehr von ihrer Umgebung unter Druck setzen lassen wollen, möglichst früh alle Erfahrungen auszuleben, die man als Erwachsener ausleben kann (3).

"Die Amischen - Die ordentlichsten Jugendlichen der Welt" so lautet der englische Originaltitel der ersten Dokumentation auf Deutsch übersetzt ("Amish - World's Squarest Teenagers") (2). Zwischendurch ist in ihr immer wieder eingeblendet, wie der Vater der beiden jungen Erwachsenen Leah und Andrew Miller aus der Bibel vorliest zum jeweiligen erörterten Thema. Das ist im Grunde ganz gut gemacht. Bei den Jugendlichen der ersten Dokumentation handelt es sich um Leah Miller (die Erzählerin), um Leon Lehman, Andrew Miller, Jerry Miller und Becky Shrock. Letztere stammt aus den am konservativsten lebenden Gruppen der Old-Order-Amisch, den "Schwarzentrubers" (Wiki). In der zweiten Dokumentation ist der Erzähler Jonathan Hershberger (3).

Inzwischen gibt es auch eine US-amerikanische Reality-Serie dieser Art: "Breaking Amish" (2012-2016) (Wiki). Dieser gegenüber gibt es aber laut Wikipedia Vorwürfe, daß keine echte Authentizität vorläge, da alle Hauptbeteiligten mit ihren Gemeinden schon vor Beginn der Dokumentation gebrochen hatten.

Zusammengefaßt jedenfalls: Menschen wie von einem anderen Stern, die eigentlich nur so leben wie unsere Vorfahren vor hundert oder mehr Jahren. So weit haben wir uns heute von der Lebenswelt unserer Vorfahren schon entfernt, was insbesondere im Kernbereich der Partnerfindung zu so krassen Schieflagen führt, wie sie heute fast jeder kennt.

__________________________________________________
  1. Bading, Ingo: Die Amischen - Einige Filmdokumentationen. Auf: GA-!, 1.2010, http://studgenpol.blogspot.de/2010/01/die-amischen-einige-filmdokumentationen.html
  2. Die Amischen sind gelandet, Originaltitel: Meet the Amish bzw. Amish - World's Squarest Teenagers, Dokusoap GB 2010, KEO films und Channel 4 Television Corporation; Original-Erstausstrahlung: 25.07.2010; Deutsche Erstausstrahlung, RTL Living, 02.03.2012 (IMDb); Deutsch: https://www.youtube.com/watch?v=gApZNR-FcFEhttps://www.youtube.com/watch?v=bJdxwzb59Wshttps://www.youtube.com/watch?v=wgDtEPLreXshttps://www.youtube.com/watch?v=Lqx0qiX6fTY; Englisch: https://www.youtube.com/watch?v=m64X1hMCJoE oder: https://www.youtube.com/watch?v=IZdxiN_WyjA
  3. Unter Amischen, Originaltitel: Living with the Amish, Dokusoap, GB November 2011, KEO films und Channel 4 Television Corporation (IMDb); 1. Teil (nur Englisch verfügbar) https://www.youtube.com/watch?v=eoXG3__vL8A, ab 2. Teil auch Deutsch: https://www.youtube.com/watch?v=JQyDUZgsdI8, 3. Teil https://www.youtube.com/watch?v=hE3C6uznL5Q&t=34s, 4. Teil https://www.youtube.com/watch?v=bQdfXa7sxfc&t=112s, 5. Teil https://www.youtube.com/watch?v=phh4XSAWDKU, 6. und letzter Teil https://www.youtube.com/watch?v=z0hB9Cg4C6I&t=20s
  4. Scheurmann, Erich: Der Papalagi. 1920, https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Papalagi
  5. Gee, Catherine: Amish teens: pious, prudish - yet remarkably tolerant - Members of the sect have come to the UK for a C4 series. In: The Telegraph, 23 Jul 2010, http://www.telegraph.co.uk/culture/tvandradio/7905385/Amish-teens-pious-prudish-yet-remarkably-tolerant.html
  6. Beck, Sally: From spoilt British teen to Amish girl. In: Dailymail, 21. November 2011, http://www.dailymail.co.uk/femail/article-2064064/Charlotte-Allison-From-spoilt-party-mad-British-teen-Amish-girl.html
  7. Bading, Ingo: Ehret die Frauen! Männer und Frauen - Ein viel erörtertes Thema. Auf. GA-j!, 1. Juni 2017, http://studgenpol.blogspot.de/2017/06/ehret-die-frauen.html

Von Blogs wie diesem ablenken - Wie geht das ....?

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Der Budenzauber und die Kunstrasen-Bewegung genannt "alternative Öffentlichkeit", die insbesondere ab 2010 inszeniert wurden

Im Januar 2007 wurde unser Blog "Studium generale" gegründet, der anfangs auch politische Themen mitbehandelte. Er wurde gegründet in einer Zeit als es die sogenannte "alternative Öffentlichkeit" in ihrer heutigen Breite noch gar nicht gab. Als Gründungsjahr der heutigen "alternativen Öffentlichkeit" - die aufgrund bekannterer Vertreter derselben bis weit in den politischen Hauptstrom hinein Aufmerksamkeit auf sich zieht - wird das Jahr 2010 zu benennen sein. Das wollen wir weiter unten etwas genauer chronologisch einordnen. Diese "alternative Öffentlichkeit" entstand also drei Jahre nach der Gründung unseres (ersten) Blogs. Und das geschah auffallend plötzlich und unter auffallenden Begleitumständen wie gleich aufgezeigt werden soll.

Heute ist unser Eindruck: Die "alternative Öffentlichkeit" erhielt ab 2010 so große Öffentlichkeitswirkung, weil sie zu 80 bis 90 Prozent als Astroturfing inszeniert worden war, um von authentischen Blogs wie dem vorliegenden abzulenken. Dieser Umstand ist nicht zuletzt an dem Sachverhalt erkennbar, wie unglaublich wenig in der "großen" alternativen Öffentlichkeit von den umwälzenden naturwissenschaftlichen - und auch philosophischen - Erkenntnissen unserer Zeit die Rede ist, wie sie dort noch nicht einmal öffentlichkeitswirksamer "zur Diskussion" gestellt werden.

Obwohl doch unübersehbar gerade aus diesem Bereich die stärksten Argumente kommen für den größten Teil der Anliegen der alternativen Öffentlichkeit. Der Grund liegt natürlich zunächst darin, daß sich weitaus mehr Menschen für Politik als für Wissenschaft und Philosophie interessieren, und daß unter den politisch Interessierten die Menschen, die sich zugleich für volkserhaltende - seriöse - Wissenschaft und Philosophie interessieren, nicht besonders groß ist, bzw. daß auch die Sensibilität für die Bedeutung der genannten Bereiche bei diesen nicht besonders groß ist. Aber allein in diesem Umstand kann das benannte Phänomen - so wie es in seiner ganzen Breite heute sichtbar ist - keinesfalls begründet sein. Für so blöd muß man sich nicht mehr verkaufen lassen.

Gehen wir im folgenden einmal einige Stationen durch in der Geschichte der alternativen Öffentlichkeit seit 2001.

2001 bis 2007


Einstweilen seien an dieser Stelle die Jahre 2001 bis 2007 nur kurz erwähnt. In diesen Jahren spielt natürlich die 9/11-Wahrheitsbewegung (Wiki) die Rolle der wichtigsten Initialzündung. Aber für diese Zeit wäre auch die Geschichte von Blogs wie "Politically Incorrect" (Wiki) zu behandeln, der 2004 gegründet worden ist. Zu ähnlicher Zeit wurde das "Politische Tagebuch" des Rechtskatholiken Götz Kubitschek gegründet, das 2008 - nach einer bezeichnenden Restrukturierung - in der Internetseite Sezession.de aufgegangen ist. Hier könnten überall auffallende Entwicklungen beschrieben werden. Aber das sei bis auf weiteres an dieser Stelle übergangen.

Um die Entwicklungen in diesen Jahren zu verstehen, muß natürlich auch die technische Seite derselben mitberücksichtigt werden. Etwa ab 2006/07 breitete sich unter Internetnutzern die Gewohnheit aus, "Blogs" zu gründen und zu schreiben, bzw. zu lesen, weil dies technisch immer leichter umsetzbar war und weil hier am übersichtlichsten Beiträge veröffentlicht und verbreitet werden konnten. Davor war es häufig üblich, zum Beispiel "Yahoo-Gruppen" oder ähnliche Foren zu betreiben, zu lesen und in ihnen mitzudiskutieren. Aber solche Foren fanden selten so viel Aufmerksamkeit wie das seitherige Phänomen "Internet-Blog" (Wiki).

Im November 2007 wurde beispielsweise ein solcher Blog wie "Adelinde" gegründet (Adelinde). Er spricht sich zwar auch für die pseudowissenschaftliche "Germanische Medizin" von Geerd Hamer aus, weist aber in seiner Themenauswahl zugleich manche inhaltlichen Überschneidungen mit unseren Blogs auf.

Der vorliegende politische, zeitgeschichtliche und hintergrundpolitische Blog "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" wurde im Mai 2008 gegründet, um die politischen Themen aus dem Wissenschaftsblog "Studium generale" auszugliedern und um beide Bereiche - Politik und Wissenschaft - mehr getrennt voneinander zu halten und so unterschiedliches Lesepublikum zu bedienen.

Blog-Prototypen gehen in Serie - Das Beispiel "der Honigmann" (2010)


Im Januar 2010 machte der Jesuitenorden selbst die systematische sexualisierte Gewalt an Kindern bekannt, die er Jahrzehnte lang auf allen Jesuiten-Gymnasien in Deutschland, Österreich und in der Schweiz betrieben hatte. In anderen Ländern der Welt war diese Diskussion schon Jahre vorher ausgebrochen und dem Jesuitenorden war klar geworden, daß er auch in Deutschland diese Diskussion nicht mehr verhindern kann. Also ging er hier einmal von sich aus in die Offensive und tat so, als würde er von sich aus - - - "aufklären". Er tat es aber natürlich "notgedrungen". Auf dem viel gelesenen Blog "Spreeblick", betrieben von einem Jesuitenschüler, erhielten zahlreiche Überlebende dieser sexualisierten Gewalt zum ersten mal im Kommentar-Bereich die Möglichkeit, vor einer größeren Öffentlichkeit ihre Erfahrungen auszutauschen. Als der Zorn im dortigen Kommentar-Bereich immer höhere Wellen schlug, wurde das Diskussions-Forum vom Jesuitenschüler schnell geschlossen und jede weitere Erörterung auf diesem viel gelesenen Blog unterbunden: Das weltoffene "Perception management" des Jesuitenordens.

Aber in unmittelbarer Folge dieser Ereignisse formierte sich 2010 dann die heutige größere sogenannte alternative Öffentlichkeit. Zumeist gab es von Seiten der darin Handelnden schon vorher in abseitigerem Rahmen Aktivitäten, wo man "probierte" und "probte". Aber das spielte sich wenn dann eher auf abseitigeren Foren ab und war für eine größere Öffentlichkeit noch nicht so "sichtbar" wie jene Blogs, Internetseiten und Portale, die ab 2010 gegründet wurden, und die dann in auffallend großer Geschwindigkeit Leserzahlen in einem Umfang in ihren Bann zogen wie diese der vorliegende Blog sonderbarer Weise nie hatte und bis heute nie bekommen sollte. Ein ganz übler Schelm, wer gar zuviel Böses dabei denkt - wollen wir einmal sagen. 

Auffallender Weise wurde insbesondere im Februar 2010 der Blog "Der Honigmann" gegründet (von einem Herrn Ernst Köwing [geb. ca. 1947] [Psiram]). Dieser ging anfangs annähernd anonym vor und ließ vieles über seine Hintergründe im Dunkeln. Wir selbst stießen am 15. April 2010 - zwei Monate nach dessen Gründung - das erste mal auf diesen Blog, weil er als einer der ersten - genauso wie wir - sehr kritisch über die Jesuiten schrieb. Und uns kam damals die Gründung dieses - auch Jesuiten-kritischen - Honigmann-Blogs wie ein "Zeichen", wie ein "Signal" vor. Zugleich hatte dieser Honigmann-Blog aber auch die "Germanische Medizin" und ähnliche Inhalte in seinem "Programm". Auch dieser Umstand erschien uns auffallend. Er erschien uns anfangs und auf den ersten Blick wie eine Kopie des Adelinde-Blogs, zum Teil natürlich auch wie eine Kopie unseres eigenen Blogs. In privaten Emails wurde von unserer Seite damals an Freunde geschrieben:
Der schreibt ja wie ich. Hallo, ich werde kopiert. Die wenigen Blog-Prototypen, die es bislang gab, gehen in Serie. Künftig kann man mit dem Spruch werben: "Lesen Sie das Original. Oft kopiert, doch nie erreicht." - Der Honigmann kopiert mich und sagt mir kein Wort. ...
Nach weiteren Recherchen hielten wir an gleicher Stelle am 16. April 2010 fest:
Der Honigmann, der überraschende, neue, Geheimdienst-kritische und mitunter Papst-kritische Blogger-Kollege in der "Szene" seit Februar, auffälliger Weise der erste Blogger nach mir, der gründliche Aufklärung über den Jesuitenorden betrieben hat, ist 63 Jahre alt, scheinbar Bankkaufmann und wohnt in Varel, Ostfriesland (zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg). Er betreibt offenbar zwei Blogs mit diesem Namen auffälliger Weise (genau und erst) seit Februar, hat schon zahlreiche Freunde und "verfolgt" auch öffentlich viele Blogs - meiner ist allerdings bislang nicht dabei. Über Ratzinger/Williamson vertritt er Thesen, die ich aus Rundbriefen und Emails von einem Freimaurer und Verleger aus Bremen her kenne und nicht teile (siehe zum Beispiel: "Die 'Synagoge des Satans' nimmt Rache an Ratzinger").
Eine merkwürdige Kanone. Einerseits greift er die Jesuiten an (- wirklich?) und klärt über den "Mammon und die Kirche" auf (bislang nur während des Mittelalters) - aktuell verweist er auch recht willkürlich auf ein Video von Richard Dawkins - andererseits verteidigt er die Kirche (!?).
Und heute gibt der "Honigmann" ganz unkommentiert "Vatikan-Nachrichten" weiter, die ja für sich recht spannend sind - aber doch einer sehr kritischen Bewertung gewürdigt werden müßten, die sicher auch von Kirchenkritikern sehr bald gegeben werden wird.
Irgendwie ist mir bei diesem Honigmann etwas faul. Irgendwie "schmeckt" da etwas. Wem schmiert er Honig ums Maul?
Außerdem stellt er heute als "Gastbeitrag" ein den kirchenkritischen Kommentar eines Paolo Flores d’Arcais, eines italienischen Autors, der schon zusammen mit Herrn Ratzinger Bücher herausgegeben hat. Der Kommentar erschien schon im "Tagesspiegel" (vor einer Woche).
Frage: Merken die Jesuiten etwa, daß sie noch zu wenige Eisen im Feuer haben unter den "Extremisten" der Kirchen- und Geheimdienstkritiker und daß sie deshalb hier ebenfalls "Verharmloser" (bzw. Zersetzer) hinein schieben müssen, die freilich HIER nur als Verharmloser (und später als Zersetzer) wirksam werden können, wenn sie zugleich auch kräftig kirchen- und geheimdienstkritisch auftreten und sich damit erst einmal eine ihnen vertrauende Anhängerschaft aufbauen?
Im Dezember 2010 hielten wir über anderweitige Aktivitäten fest:
Mein erster Eindruck ist der gleiche wie beim Jesuiten-kritischen Blogger "Honigmann": Jesuiten versuchen, sich an die Spitze der Jesuiten-Kritiker zu setzen, die Kritik dabei in ein "Perception management" einzubetten (s. etwa Zündel), das sie möglichst wenig anknüpfungsfähig macht an Kirchenkritik a la Karlheinz Deschner, um sie so in bewährter Weise zu ihren Gunsten abbiegen zu können über die Jahre hinweg.
Danach haben wir den "Honigblogger" nicht mehr weiter verfolgt. Neuerdings ist sein ganzer Blog - nach gerichtlicher Verurteilung wegen Holocaust-Leugnung - von Wordpress aus dem Netz genommen worden - womöglich als Auftakt für ein ähnliches Vorgehen gegen andere, ähnlich gestrickte Blogs? - ???

Zwischenzeitlich sind ja nun auch viele weitere, ähnlich gelagerte Blog-Gründungen aus dem Boden gesprossen, so daß man kaum noch mitkam und das alles auch gar nicht mehr so wichtig nehmen konnte, da eben alle diese Blog-Gründungen - wenn man nach einer Weile tiefer blickte - je in ihren individuellen Besonderheiten dennoch so manche auffallenderen Gemeinsamkeiten in ihrer Programmatik aufwiesen. Viel zu oft traf und trifft man dann auf irgendwelche Verbundenheiten mit Monotheismus und/oder Buddhismus.

Und womöglich wächst derzeit gerade das Mißtrauen der Hintergrundmächte gegenüber der Möglichkeit, daß dieses Astroturfing immer mehr Menschen, die sich der alternativen Öffentlichkeit verbunden fühlen, durchschauen könnten, und daß sie - besser als früher - die authentischen Blogs von der Kunstrasen-Bewegung zu unterscheiden lernen könnten.

Und für diesen Fall mag man - wiederum als "Prototyp" - als einen der ersten einmal den Honigmann aus dem Netz genommen haben, "verboten" haben, um später auf ähnlicher Linie gegen andere Blogs vorgehen zu können. Womöglich dann auch gegen solche, die ihnen noch gefährlicher erscheinen und erscheinen müssen als ausgerechnet dieser Honigmann ..... Oh, die Hintergrundmächte und ihre Schliche. Sie denken weit ins Voraus hinein ....

Blog-Prototypen gehen in Serie - Weitere monotheistisch Verwurzelte wie Alexander Benesch, Jürgen Elsässer und Konsorten (2010)


Aber zurück ins Jahr 2010. 2010 faßte beispielsweise auch Daniel Hermsdorf Mut und gründete seinen Blog "Filmdenken". Dieser Blog ist bis heute - mit all seinen Stärken und Schwächen - klar einer der wenigen authentischen Blogs in der alternativen Öffentlichkeit.

2010 wurde "BewußtTV" gegründet.

2010 wurde recentr von Alexander Benesch gegründet. Dieser hatte auf der vom Verbrecher-Kardinal Ratzinger gegründeten "Katholischen Universität Ingolstadt" studiert (eine Universität, die gegründet wurde, nachdem man mit ähnlichen, Jahrzehnte lang verfolgten Gründungsplänen in Salzburg nicht weiter gekommen war). Die geistige Ausrichtung von "recentr" entspricht klar der Tatsache, daß Alexander Benesch auf dieser Universität studiert hat. Seine Beiträge sind oft sehr klug und durchdacht - hervorzuheben ist insbesondere seine gesunde Skepsis gegenüber aller Esoterik. Seine Beiträge haben aber dennoch - und fast unsichtbar und unbemerkbar - wenn man genauer hinschaut die genannte ideologische-religiöse Schlagseite. Es wird also in ihnen entsprechend einer sehr genau zu umreißenden gruppenevolutionären Strategie argumentiert. Das sollte man bei diesem Blog immer berücksichtigen.

Ende 2010 wurde von Jürgen Elsässer und anderen die Monatszeitschrift "Compact" gegründet. Daß es sich hierbei um reinstes Astroturfing handelt, wird wohl an dieser Stelle nicht mehr groß nachgewiesen werden müssen. Darüber gab es ja schon genug anderweitige kritische Beiträge. Und das ist ja wohl zu leicht durchschaubar. - Jürgen Elsässer besucht in Berlin und seinem Umland Gottesdienste der russisch-orthodoxen Kirche, er ist jedenfalls ein Monotheist reinsten Wassers, auch wenn er das - wie die meisten - nicht an die große Glocke hängt. (Das macht niemand all dieser Astroturfing-Protagonisten und doch findet sich genau diese Gemeinsamkeit eben dann doch immer und immer wieder unter ihnen.)

Seit 2011 wird Ken Jebsen als führender Vertreter der alternativen Öffentlichkeit bekannt. Auch er mutet uns an als einer der wenigen authentischen Vertreter der alternativen Öffentlichkeit. Er kennt aber auch jene "Grenzen", die er nicht überschreiten darf. Sie wurden ihm ja schon anläßlich seiner Entlassung aus den Staatsmedien aufgezeigt. Und zusätzlich hat er immer wieder "Freunde" wie Pedram Shayar, die ihn auf diese Grenzen hinweisen. Und solche "Freunde" werden wohl auch viele andere Vertreter in dieser Szene haben, die sich ansonsten authentisch anfühlen. Solange der entsprechende Protagonist auf die Ratschläge solcher "Freunde" hört, wird er größere öffentliche Aufmerksamkeit genießen. Sollte er aber einmal diese Ratschläge dieser seiner "guten Freunde" unbeachtet lassen, wird er schnell starken oder noch stärkeren Gegenwind zu spüren bekommen. Und vermutlich wissen oder ahnen das auch Leute wie Ken Jebsen.

Soweit zunächst einmal ein erster kleinerer Überblick, der natürlich vielfältig ergänzt werden kann mit Einschätzungen. Abschließend eine Geschichte von Hoimar von Ditfurth, um das Prinzip aufzuzeigen, nach dem hier insgesamt gehandelt wird im Rahmen von Astroturfing.

"Mimicry"


Im Jahr 1981 veröffentlichte der deutsche Sachbuchautor Hoimar von Ditfurth (1921-1989) sein Buch "Im Anfang war der Wasserstoff". In der Einleitung dieses Buches machte er mit einer sehr ausführliche Beschreibung das Tarnverhalten der Raupe des Schmetterlings Attacus edwardsii (Wiki), englisch "Edwards Atlas Moth", bekannt. Man findet heute im Internet manche, die sich auf dieses Beispiel berufen (1).

Dieser Schmetterling ist in Indien und Südostasien in feuchten Gebieten verbreitet und gehört zu den größten Schmetterlingen der Welt. Hoimar von Ditfurth entnahm sein Wissen zu ihm dem Buch "Mimicry" von Wolfgang Wickler (eines Schülers von Konrad Lorenz) (2).

Kurz gefasst tarnt die Raupe dieses Schmetterlings ihr Verpuppungsstadium dadurch, daß sie ein Blatt abbeißt und es mit Spinnfäden erneut anhängt und sich dann an dieses Blatt anheftet. Das Blatt verwelkt und umhüllt damit die Puppe, die so "versteckt" ist. Schon das Abbeißen des Blattes und erneute Anhängen stellt für eine solche Raupe ein erstaunlich "kluges" Verhalten dar. Noch überraschender ist aber, daß diese Raupe zugleich auch noch mehrere andere Blätter abbeißt und wieder anhängt, die dann ebenfalls verwelken. Dies hat nun einen großen Vorteil. Ein Vogel als Freßfeind wird selbst wenn er nun verwelkte Blätter als Nahrungsquelle untersuchen würde, bald wieder davon ablassen, da er mit größerer Wahrscheinlichkeit leere Blätter vorfinden wird als ein Blatt, das fette Beute enthält.

Wie aber kann die Raupe auf einen so genialen Einfall der Tarnung kommen, auf den noch nicht einmal der menschliche Leser kommen würde, so fragte Hoimar von Ditfurth. Insgesamt will Hoimar von Ditfurth mit diesem Beispiel herausarbeiten, was so unzählige Beispiele von Mimicry im Pflanzen- und Tierreich so eindrucksvoll belegen, daß nämlich Intelligenz in dieser Welt schon vorhanden war, bevor bewußte Intelligenz in Form des Menschen evoluiert ist, ja, daß es dazu also keinesfalls eines Großhirnes bedurfte (1, S. 16):
In Wirklichkeit verfügen wir, wie es scheint, nur deshalb über Bewußtsein und Intelligenz, weil die Möglichkeiten von Bewußtsein und Intelligenz in dieser Welt von Anfang an angelegt waren und nachweisbar sind.   
Abb. 1: Weiblicher Archaeoattacus edwardsii (Saturniidae) aus Indien
(Herkunft: Wikipedia)
Ein philosophisch tiefer Satz, der an anderer Stelle von seiner philosophischen Seite noch weiter ausgedeutet werden soll. An dieser Stelle kommt es uns aber nur auf das Prinzip an, daß man durch Vervielfältigung oder "Spiegelung" des eigenen Versteckes sich vor Entdecktwerden schützen kann. Und umgekehrt kann man durch Vervielfältigung von Informationen mit größtenteils ähnlichen Inhalten und Argumentationslinien bestimmte andere Informationen verstecken, die man sich eben als in unsichtbarer Form vorliegend wünscht .... (Womöglich fällt das auch in den Bereich der sogenannten "Black Hat"-Suchmaschinen-Optimierung, auf die sich unter anderem auch der Satanist und Psychosekten-Guru Ralph Tegtmeier spezialisiert hat.)

Der geneigte Leser mag sich aufgerufen fühlen, über solche Zusammenhänge einmal etwas tiefer nachzudenken und sie auf Stichhaltigkeit zu prüfen.
_______________________________________________________
  1. Ditfurth, Hoimar: Im Anfang war der Wasserstoff. 1972, https://www.dtv.de/_files_media/title_pdf/leseprobe-33015.pdf, https://machtderpolitentscheidung.files.wordpress.com/2014/01/ditfurth_hoimar_von-im_anfang_war_der_wasserstoff.pdf (Martin Kriele 2007Esoterikforum 2012, (Heise 2016)
  2. Wickler, Wolfgang: Mimikry. Nachahmung und Täuschung in der Natur. Kinder-Verlag, München 1968 und viele Folgeauflagen bis 2002

Charles Lindbergh - Auf der Suche nach einer Philosophie, die das Überleben der westlichen Kultur ermöglicht

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Lindbergh's Bekenntnisschrift "Of Flight and Life" aus dem Jahr 1948

"Während ich die Ruinenfelder der deutschen Städte 
des Jahres 1945 überflog, wurde mir bewußt, 
daß der moderne Mensch, wenn diese Zivilisation 
fortdauern soll, die materielle Macht 
seiner Wissenschaft den spirituellen Wahrheiten 
seines Gottglaubens unterwerfen muß." (1948)

Mit der Person, mit dem Leben, Denken und Handeln des ersten Überquerers des Atlantiks in der Luft Charles Lindbergh (1902-1974) (Wiki) haben wir uns nun schon zehn Jahre lang immer einmal wieder beschäftigt, also seit Beginn unserer Blog-Arbeit (1-8). Für einen historisch denkenden Menschen, für einen Menschen, den wagemutige Taten begeistern, kann es immer Gründe geben, sich mit Charles Lindbergh zu beschäftigen. Aus solchen Interessen heraus hatten wir auch irgendwann die damals neueste "autorisierte" Lindbergh-Biographie von A. Scott Berg in die Hand genommen (9). Aber auch diese Biographie hatte für sich selbst genommen noch nicht jene Jahre lange Beschäftigung mit Charles Lindbergh von unserer Seite aus auslösen können. Nur ein einziger Umstand war es, der für uns aus dieser Biographie hervorgegangen war. Es war der Umstand, der im Titel unseres ersten Blogartikel benannt worden war: "Charles Lindbergh ist souverän gestorben" (1). 


Abb. 1: Charles Lindbergh
Nachträglich colorierte Aufnahme
Charles Lindbergh ist wie ein König gestorben. Er ist außerordentlich gelassen - aber zugleich mit innerer Stärke gestorben. Und das ganze Geschehen rund um sein Sterben, sein Handeln diesbezüglich, seine geäußerten Gedanken dabei ließen uns mit einem Schlag tiefer in Charles Lindbergh's Inneres schauen. Mit einem Schlag ließen sie ihn uns als einen sehr, sehr weisen, lebensstarken und lebensstolzen Menschen erkennen. Wer so sterben kann wie Charles Lindbergh, so wurde uns insbesondere beim Lesen jener Seiten bewußt, der muß auch in seinem übrigen Leben ein sehr beachtenswerter, außerordentlicher Mensch gewesen sein. Und zwar als Mensch selbst. Gar nicht einmal in erster Linie als Vollbringer irgendwelcher äußerlich angesehener Taten.

Indem wir danach fragten, ob es noch mehr Hinweise darauf gibt, daß Charles Lindbergh als Mensch etwas Besonderes war, fiel uns als erstes auf, daß er unmoralische Angebote von Seiten der Sensationspresse seiner Zeit schon als junger Mann - gleich nach dem Atlantik-Flug - ausschlagen konnte so wie es nur seltene, sehr souveräne Menschen werden tun können (2). Lindbergh war schon als junger Mensch - sozusagen - erhaben über die gelebten moralischen Werte und Normen seiner Mitwelt. Er stand ihnen innerlich frei und unberührt gegenüber. Geld für sich genommen konnte ihn nicht locken.

Jetzt im Nachhinein, wenn man Filmaufnahmen gerade auch des jungen Charles Lindbergh sieht (14, 16), dann fällt einem das ins Auge: in ihm lebte ein starker Stolz, eine innere Ruhe, ein In-sich-Ruhen dabei, aber ein unausgesprochenes Bewußtsein gegenüber allen Menschen, ein Bewußtsein, das schon in seinen Augen, in seinem Blick zu lesen ist, und das in etwa sagt: "Seid ihr so wie ihr seid - ich bin anders." Es ist das ein herrisches Bewußtsein, ein Bewußtsein, das einen über andere Menschen erhebt, ohne daß man dabei seine äußere Jovialität und Umgänglichkeit verlieren muß, ohne daß man dabei - notwendigerweise - Verachtung gegenüber den Menschen empfinden muß oder gar verbittert sein muß ihnen gegenüber. Und dennoch: ein herrische Stolz. Er wird das meiste im Leben und in den Lebensentscheidungen von Charles Lindbergh erklären können.*)

Auch mag das in nachträglich colorierten Aufnahmen deutlicher hervortreten als in den üblichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen.





Und indem wir im Jahr 2007 weiter fragten nach dem bestimmenden Kern, der Lindbergh leitete im Leben und im Sterben, fiel uns als nächstes ins Auge, daß Charles Lindbergh in seinen beiden letzten Lebensjahrzehnten mit drei deutschen Frauen drei Familien in Deutschland gegründet hatte, aus denen insgesamt sieben Kinder hervorgingen (3). Diese Tatsache war der Öffentlichkeit erst wenige Jahre zuvor bekannt geworden (10). Und bis heute ringt die Öffentlichkeit und ringen Menschen, die mit diesen Lebensinhalten Lindbergh's konfrontiert werden, mit der angemessenen moralischen Einordnung dieses Geschehens. Wir glaubten schon mit unserem ersten Blogartikel (1) den wertvollen seelischen Gehalt des Lebens von Charles Lindbergh begriffen zu haben und aus diesem Begreifen heraus fiel es nicht schwer, große Achtung und großen Respekt zu gewinnen gegenüber der Gründung dieser drei Familien durch Charles Lindbergh (3). Und wir arbeiteten ja deutlich genug heraus, welche zutiefst wertvollen seelischen Inhalte mit diesen drei "Ehen" verbunden gewesen sind (3). (Leider fällt es Filmdokumentationen und Zeitungsartikeln oft noch schwer, zu diesem Geschehen ein angemessenes Verhältnis zu entwickeln [16].)

Dann beschäftigten wir uns natürlich auch mit der politischen Seite des Lebens von Lindbergh (4, 6). Zu diesem sind inzwischen weitere Reden und Ansprachen Lindbergh's bekannt geworden (18, 19). Diese Seite einzuordnen fiel uns am wenigsten schwer. Denn wir selbst sind diesbezüglich sowieso immer schon ähnliche Querdenker gewesen wie Charles Lindbergh. Wir sind nicht der Meinung, daß die Politik der USA und ihrer Regierung unschuldig sind am Ausbruch und Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Und wir stehen deshalb völlig auf der Seite von Charles Lindbergh, wenn er diese Politik als damals prominentester, inneramerikanischer Kritiker scharf geißelte und angriff. Aber es war uns das eigentlich nur ein weiteres Zeugnis für seine innere Stärke, sich völlig unabhängig von seiner Mitwelt sein Urteil zu bilden und aus diesen Urteilen heraus auch seine Lebensentscheidungen zu treffen, und sei es auch, wenn er sich dabei gegen die gesamte gesellschaftliche "Klasse" stellte, in der er und seine Frau damals beheimatet waren.

Auch in den Tagebüchern seiner ersten Ehefrau und Flugbegleiterin Anne Morrow Lindbergh suchten wir nach Hinweisen, die uns die Lebenshaltung von Charles Lindbergh begreiflicher machen sollten (5). Seit er als junger Mensch Flieger geworden war, seit er Postflieger war, war er durch seinen Beruf ständig mit dem Tod konfrontiert. Immer wieder kamen in jenen Jahren Flieger durch Flugunfälle ums Leben. Wer so fortlaufend mit dem Tod konfrontiert ist, kann an diesem Umstand ernster werden, er kann daran menschlich reifen. Dieser Umstand scheint uns bei Charles Lindbergh vorzuliegen. Dann haben wir 2011 endlich die Lebenserinnerungen von Charles Lindbergh ausgewertet (7). Und wir haben ein schon 2007 erschienenes Buch von David M. Friedman über die enge wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Charles Lindbergh und dem weltbekannten Chirurgen und Alternsforscher, dem Nobelreisträger Alexis Carrel (11) ausgewertet (7), eine Zusammenarbeit, in der ebenfalls die Auseinandersetzung mit dem Tod im Mittelpunkt stand.

1948 - Charles Lindbergh's Bekenntnisschrift: Die Suche nach einer neuen Philosophie

Vor zwei Jahren nun stießen wir bei der Arbeit an einem noch nicht veröffentlichten Buchprojekt (8) darauf, daß schon 1955 eine Veröffentlichung von Charles Lindbergh sehr offene Aufnahmebereitschaft fand bei einem naturwissenschaftlich interessierten Mitarbeiter der deutschen Ludendorff-Bewegung, die ja auch sonst eine Philosophie vertritt, die in Fragen und Antworten sehr viele Überschneidungen aufweist mit den Lebensinteressen und der Lebensphilosophie von Charles Lindbergh. In der damaligen Zeitschrift der Ludendorff-Bewegung mit dem Titel "Der Quell - Zeitschrift für Geistesfreiheit" erschien (in den Folgen vom 23. Juni und 9. Juli 1955) ein zweiteiliger Aufsatz1des in populärwissenschaftlicher Literatur sehr belesenen und diese korrekt wiedergebenden Wilhelm Knake (1900-1979)2. Es handelte sich um den ersten Aufsatz, den dieser überhaupt veröffentlichte. Und in diesem wies er darauf hin, daß mehrere naturwissenschaftliche Entdeckungen des 20. Jahrhunderts von der Philosophie Mathilde Ludendorffs intuitiv vorweggenommen worden waren. Er bringt schöne Zitate von Bertrand Russel, Werner Heisenberg und Pascual Jordan über die Verantwortung der Wissenschaft, ihre Forschungsergebnisse in einer Weise zu deuten, daß dadurch das materialistische Zeitalter eher überwunden als vertieft wird. Im zweiten Teil seinen Aufsatzes setzt Wilhelm Knake dann fort:
Wie sehr dieses Problem der Gegenwart ernst denkende Menschen bewegt, können uns die Worte eines Mannes mit weltbekanntem Namen bezeugen, die aus seiner Erschütterung nach dem Besuch der Ruinenfelder deutscher Städte am Ende des zweiten Weltkrieges niedergeschrieben sind. Der erste Atlantiküberquerer mit dem Flugzeug Charles Lindbergh, faßt seine Eindrücke und Erkenntnisse in folgende schwerwiegende Worte zusammen:
„… Ich erkenne jetzt, wenn Gott auch nicht so wirklich erfaßt werden kann, wie ich als Kind mir das wünschte, daß seine Allgegenwärtigkeit doch bei jedem Blick in jeder Handlung, bei jedem Ereignis verspürt werden kann. Ich verstehe nun, daß die geistige Wahrheit für eine Nation wesentlicher ist als die Standfestigkeit ihrer Stadtmauern. Wenn die Handlungen eines Volkes nicht mehr von dieser Wahrheit geleitet werden, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, daß ihre Mauern brechen, wie es in Berlin, München und Nürnberg geschah.
Unsere Rettung, unsere einzige Rettung beruht darin, die Waffen der westlichen Wissenschaft durch den Geist einer westlichen Philosophie, geleitet von den göttlichen Wahrheiten zu kontrollieren. Sie beruht in der Ausgeglichenheit der Seele, Geist und Körper unserer Menschen. Ohne diese Kontrolle und ohne diese Ausgeglichenheit können auch unsere militärischen Siege keinen dauerhaften Frieden, unsere Gesetze keine wirkliche Gerechtigkeit, unsere Wissenschaft keinen wahren Fortschritt erzielen.“
Diese wenigen hier zitierten Worte faszinierten auch uns wieder einmal so sehr, daß wir der Frage nachgegangen sind, wo sie eigentlich herstammen (denn der Autor Wilhelm Knake nannte seine Quelle für dieses Zitat nicht). Und es stellte sich heraus, daß es sich um zwei Absätze von verschiedenen Seiten des 1948 auf Englisch erschienen Büchleins „Of Flight and Life“ von Charles Lindbergh handelte. Es handelte sich um ein Büchlein, das erst vier Jahre später - 1952 - auf Deutsch erschienen ist3. Es handelte sich quasi um eine sehr bedeutende Bekenntnisschrift von Charles Lindbergh. Sie ist im gleichen Jahr erschienen wie der Roman „1984“ von George Orwell. Daß der Lebensweg, das Denken und Handeln von Charles Lindbergh aufgrund seiner Naturwissenschafts-Nähe in vielen Punkten sich berührt mit der Philosophie von Mathilde Ludendorff, darauf ist in unseren Blogbeiträgen seit 2007 in verschiedenen Aufsätzen hingewiesen worden. Und dieser Umstand kann nun noch durch den Hinweis auf die genannte Schrift von Charles Lindbergh aus dem Jahr 1948 ergänzt werden.

Im Jahr 1948 hatten viele Menschen in den USA, Großbritannien und in Frankreich nicht nur begonnen zu erkennen, sondern auch öffentlich darüber zu sprechen, daß der Sieg über „Nazideutschland“ eigentlich gar kein Sieg gewesen war. Und Charles Lindbergh, der 1941 der prominenteste und auch verhaßteste Gegner des Eintritts der USA in diesen europäischen Krieg gewesen war, war nun - neben George F. Kennan und anderen - einer der ersten, der dieser Erkenntnis mit der genannten Schrift Ausdruck verliehen hat. Er fragte darin (eig. Übersetzung)5:
Haben wir in einem tieferen Sinne gewonnen? (…) Die meisten der Angelegenheiten, für die wir kämpften, sind nicht gelöst. Unsere zugrunde liegenden Ziele sind nicht erreicht worden. Unser Sieg hat der Welt keinen Frieden gebracht. Er hat weder demokratische Ideale verwirklicht noch die Sicherheit der Nationen. (…) Stalin hält nun in Besitz das meiste von dem, um das wir kämpften, damit es Hitler nicht erhalten würde.
Man sieht gleich, daß solche Worte nicht von einem höher eingeweihten der Freimaurerei geschrieben worden sein können oder von einem höheren Beamten der CIA, die beide mit dem Zweiten Weltkrieg genau das erreicht hatten, was sie erreichen wollten, und die nun die Welt auf "Kalten Krieg""umstellen" wollten. Und dafür waren ihnen Leute wie Kennan oder Lindbergh "nützlich". Aber um solcher mehr politischer Einsichten willen ist diese Bekenntnis-Schrift von Lindbergh gar nicht einmal geschrieben worden. Sondern es geht ihm inzwischen schon um viel grundlegendere Dinge. Deshalb hätte Knake aus dieser Schrift auch noch viel umfangreicher zitieren können als nur das kurze Zitat, das er brachte (siehe oben). Und das soll quasi im folgenden nachgeholt werden.

Der wissenschaftliche Materialismus muß durch Philosophie gebändigt werden

Worüber Lindbergh in seiner Schrift gar nicht spricht, was nur auf dem Umschlag der englischsprachigen Ausgabe erwähnt wird, ist seine langjährige wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem französischen Nobelpreisträger, dem Zellphysiologen Alexis Carell bei der Erforschung der Frage, ob die Organe eines Menschen - und damit längerfristig auch der Mensch selbst - durch die Wissenschaft biologisch „unsterblich“ gemacht werden kann. Lindbergh interessierte sich für diese Forschungen, weil er schon seit seiner Kindheit über ähnliche Fragen nachdachte, über Fragen also, die spannender Weise auch die Ausgangsfrage der Philosophie Mathilde Ludendorffs war (in Auseinandersetzung mit den Lehren von August Weismann über die "Unsterblichkeit des Einzellers").

Es ist die Frage, warum der Mensch von der Evolution eigentlich nicht als ein biologisch unsterbliches Wesen geschaffen worden ist. Warum müssen wir sterben. Das Rätsel des Todes hatte Lindbergh schon als Junge im Angesicht des Kadavers einer toten Kuh ergriffen, auf den er weit drin im abgelegenen, einsamen Wald bei seinen Streifzügen stieß. Lindbergh's Freund Carrel war schon 1944 gestorben und Lindbergh hat zwar auch mit den wissenschaftlichen Nachfolgern von Carrel Kontakt gehalten, die auch Lindbergh's Erfindung weiter nutzten und weiter entwickelten, nämlich eine Perfusionspumpe, die aus dem lebenden Körper entnommene Organe funktionsfähig erhalten konnte. Aber Lindbergh war inzwischen bewußt geworden, daß auch diese Art der Forschung seine Fragen nach dem Rätsel des Todes und damit nach dem Sinn des Lebens nicht beantworten konnte. Und genau diesen Umstand bringt er in seiner Schrift zum Ausdruck. Da der englische Originaltext von Lindbergh von einer Eindeutigkeit und Präzision in der Aussage bestimmt ist, zugleich ein Fluidum atmet, das bei jeder Übersetzung verloren zu gehen scheint, wird im folgenden größtenteils auch zunächst der Originaltext zitiert. Es sei all denen, denen es leicht fällt, empfohlen, sich auf den englischen Originaltext zu konzentrieren. Lindbergh schreibt schon im Vorwort (ebd., S. vi)6:
In attacking scientific materialism, I fully realize that science has become the victim of its technologists, as religion has become the victim of its fanatics.
Also:
Wenn ich den wissenschaftlichen Materialsimus angreife, dann erkenne ich in vollstem Umfang, daß die Wissenschaft ebenso ein Opfer der Technologen geworden ist wie die Religion (schon lange) ein Opfer ihrer Fanatiker ist.
Und:
Just as the spiritual truths of Christ and Laotzu were perverted by the temporal exploration of Christian and Taoist creeds, the intellectual truths of great scientists are being perverted by the material exploitation of industry and war.
Übersetzt:
So wie die spirituellen Wahrheiten von Jesus Christus und Laotse pervertiert wurden durch die zeitgebundene Ausbeutung in Form des christlichen oder taoistischen Glaubens, so werden heute die intellektuellen Wahrheiten der großen Wissenschaftler pervertiert durch ihre materielle Ausbeutung in der Industrie und im Krieg.
Lindbergh:
Hiroshima was as far from the intention of the pure scientist as the Inquisition was from the Sermon on the Mount.
Übersetzt:
Hiroshima lag ebenso weit außerhalb der Absichten der reinen Wissenschaftler wie die Inquisition außerhalb der Absichten der Bergpredigt lag.
Der Vergleich mag für jene hinken, die die Bibel etwas genauer lesen als das Lindbergh getan haben mag. Aber es soll damit nur wiedergegeben werden, von welchen Grundgedanken und von welchem Grundtenor diese Schrift von Charles Lindbergh erfüllt ist. Lindbergh hatte unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mehrmals Deutschland besucht und unter anderem auch mit Hermann Göring und führenden Luftwaffen-Generälen das Gespräch gesucht. Das Ehepaar Lindbergh hatte damals sogar überlegt, ob es nicht ganz nach Deutschland ziehen solle, zumindest für einige Jahre. Und Anne Morrow Lindbergh veröffentlichte damals auch eine Schrift, die in den USA als dem Dritten Reich gegenüber zu verständnisvoll empfunden wurde. Nun, 1948, schrieb Charles Lindbergh über das persönliche Erlebnis der deutschen zerbombten Städte unmittelbar bei Ende des Zweiten Weltkrieges (ebd., S. 21):
In Germany, I learned that if this civilization is to continue, modern man must direct the material power of his science by the spiritual truths of his God.
Also:
In Deutschland wurde mir bewußt, daß der moderne Mensch, wenn diese Zivilisation fortdauern soll, die materielle Macht seiner Wissenschaft den spirituellen Wahrheiten seines Gottglaubens unterwerfen muß.
Der Schrift merkt man an, daß Lindbergh nicht besonders viel von den innerdeutschen religiösen Auseinandersetzungen während des Dritten Reiches mitbekommen hat, von der Suche nach einer neuen Religion. Aber auch das soll an dieser Stelle nicht weiter interessieren.

Jahrhunderte formten den europäischen Menschen


Lindbergh schreibt vielmehr aus einem weitgehend US-amerikanischen Erfahrungshintergrund heraus:
The quality of a civilization depends on a balance of body, mind, and spirit, measured on a scale less human than divine.
Übersetzt:
Der Wert einer Zivilisation hängt ab von einem Gleichgewicht zwischen Körperlichkeit, Denken und Spiritualität, gemessen mit einem weniger menschlichen als vielmehr heiligen, göttlichen Maßstab.
Wir werden gleich sehen, daß mit der schlichten Verwendung allein eines solchen Wortes wie „body“ bei Lindbergh sehr viele Implikationen verbunden sind, daß diese Verwendung gesehen werden muß vor dem Hintergrund seiner langjährigen intensiven Zusammenarbeit mit Alexis Carell in der Erforschung von Körpergewebe und Organen. Es wird sehr bald deutlich, daß man diese Worte Lindbergh's sehr genau lesen muß, um zu erkennen, welches Gewicht ihnen zukommt. Zumal wenn man eine deutsche Übersetzung derselben liest, liest man allzu leicht und schnell über sie hinweg. Lindbergh weiter (ebd., S. 40f):
Our western civilization represents a balance achieved by our forebears through thousands of years of struggle. We are the children of marriages influenced by the culture of Greece, guided by the sermons of Christ, inspired by the death of martyrs, instructed by western knowledge, protected by western arms. (…) We have in our very tissues qualities it has taken millions of lifetimes and scores of generations to achieve.
Übersetzt:
Unsere westliche Zivilisation repräsentiert ein Gleichgewicht, daß unsere Vorfahren erlangten in tausendjährigen Kämpfen. Wir sind die Kinder von Heiraten, die beeinflußt wurden durch die Kultur Griechenlands, die geleitet wurden durch die Lehren von Christus, die inspiriert wurden durch den Tod der Märtyrer, die belehrt wurden durch westliches Wissen, die beschützt wurden von westlichen Waffen. (…) In unserem eigenen Körpergewebe tragen wir Eigenschaften, die zu gewinnen Millionen von Leben und zahllose Generationen nötig waren.
Mit „tissue“, also Körpergewebe, hatte sich Lindbergh in der Zusammenarbeit mit Carrel intensiv beschäftigt. Um so interessanter, daß er diesen Begriff hier in erheblich erweiterter Bedeutung benutzte. Wobei in Erinnerung behalten werden sollte, daß diese Worte niedergeschrieben wurden lange vor der Entdeckung der molekularen Struktur unserer Erbsubstanz und der sich darauf aufbauenden Erkenntnisse:
We are surrounded by a culture it has taken centuries to create. (…) From the spirit of Christ, from the mind of science, from the bodily inheritance of farmers and pioneers, from such elements, western man has achieved a balance unequalled by any civilization in the past.
Lindbergh will es seinen Lesern wirklich eindringlich klar machen, was übersetzt heißt:
Wir sind umgeben von einer Kultur, für die es Jahrhunderte brauchte, um geschaffen zu werden. (…) Aus dem Geist von Christus, aus dem Denken der Wissenschaft, aus dem körperlichem Erbe von Bauern und Pionieren, aus solchen Elementen hat der westliche Mensch ein Gleichgewicht erreicht, das unerreicht ist von jeder anderen Zivilisation der Vergangenheit.
Charles Lindbergh macht nicht viele Worte. Seine Schrift umfaßt in der englischsprachigen Ausgabe nur 56 großbedruckte Seiten. Dennoch bringt er in Worten wie den eben zitierten den ganzen Stolz seiner Gegenwart, den ganzen Stolz unserer Kultur vor der Weltgeschichte zum Ausdruck. Es wird deutlich, wie viel Gewicht in jedem einzelnen seiner Worte liegt. Um so mehr muß man deshalb auch jeden einzelnen Satz auf sich wirken lassen. Er argumentiert vor dem Hintergrund nicht nur einer mindestens dreitausendjährigen europäischen Kulturgeschichte, sondern - mehr noch - vor dem Hintergrund des Wissens um jene Jahrtausende langen genetischen Selektionvorgänge, die erst jenen Menschenschlag hervorbrachten, der dann wiederum unsere Kultur hervor bringen konnte, einen Menschenschlag, auf den Lindbergh - offensichtlich - stolz ist.

Wie muß eine Philosophie beschaffen sein, um dem wissenschaftlichen Materialismus in die Schranken zu weisen?


Und schon nach diesem nur sehr kurzen Rückblick in die Vergangenheit blickt er in die Zukunft:
To survive, we must keep this balance. To progress, wie must improve it. Science is upsetting it with an overemphasis of mind and a neglect of spirit and body.
Also:
Um nun zu überleben, müssen wir uns in diesem Gleichgewicht halten. Um voranzuschreiten, müssen wir dieses Gleichgewicht weiter entwickeln. Die Wissenschaft zerstört dieses Gleichgewicht durch eine Überbetonung des Denkens und eine Verneinung der Spiritualität und der Körperlichkeit.
Er schreibt:
We are becoming the slaves of science, slaves of its war-machines, its mines, its factories, its offices and balance-sheets, its bureaucracy and regulations. Living in rented apartments, jamming roads and subways, punching time-clocks, sitting paunchily (dt.: dickwanstig) at desks, cramming the minds of his children with technical knowledge (…) modern man sacrifices health of body and freedom to the scientific idol of his time. Onto its altar go the smell of earth, the feel of weather, sound of wind and cricket (Wildtiere), vision of fields and rivers, warmth of friendship, understanding of children, even the contemplation of God; all these are given over to a metallic, intellectual existence. (…) Scientific man has enthroned knowledge as his idol, and turned his back on God. He has begun a ceremonial dance to which there is no end.
Übersetzt:
Wir werden zu Sklaven der Wissenschaft, zu Sklaven ihrer Kriegsmaschinen, ihrer Bomben, ihrer Fabriken, ihrer Büros und Buchhaltungs-Tabellen, ihrer Bürokratie und ihrer Regulierungen. Wir leben in gemieteten Wohnungen, pfropfen Straßen und Untergrundbahnen voll, drücken auf Stoppuhren, sitzen dickwanstig an Schreibtischen, verstopfen die Köpfe unserer Kinder mit technischen Details. (...) Der Mensch der Moderne opfert die Gesundheit seines Körpers und die Freiheit dem wissenschaftlichen Popanz seiner Zeit. Auf dem Altar liegen der Geruch der Erde, das Fühlen des Wetters, das Geraune des Windes und der Wildtiere, der Anblick der Felder und Flüsse, die Wärme der Freundschaft, das Verständnis der Kinder, sogar das Erleben Gottes; all das opfern wir einer metallischen, intellektuellen Existenz. (...) Der wissenschaftliche Mensch hat als sein Idol das Wissen gesetzt, er hat dem Göttlichen den Rücken gekehrt. Er hat einen kultischen Tanz begonnen, bei dem kein Ende vorgesehen ist.
Er sagt dann, daß die Wissenschaft durch eine größere moralische Kraft kontrolliert werden muß („... unless science is controlled by a greater moral force”):
We must control it by a philosophy reaching beyond materialism, a philosophy rooted in the character of man and nourished by the eternal truths of God. A philosophy, like human life itself, cannot be imprisoned in a formula of words. It too must be living, growing, changing.
Übesetzt:
Wir müssen die Wissenschaft durch eine Philosophie kontrollieren, die den Materialismus überwindet, eine Philosophie, die die Natur des Menschen berücksichtigt und die genährt wird durch die ewigen Wahrheiten über das Göttliche. Ebenso wie das menschliche Leben darf auch eine Philosophie nicht in die Kerkermauern der Worte gefangen gesetzt werden. Sie muß ebenso leben, sie muß mitwachsen, sich muß sich ändern.
Lindbergh weiter:
It must combine the logic of the mind with the wisdom of the heart and merge both with the spirit's intuition. It must be strong enough to make science the servant of man, not his master. (…) It must hold the respect and warrant the cooperation of every people. Upon its truths, we must build a faith that can withstand the materialism of these times.
Also:
Eine solche Philosophie sollte die Logik des Verstandes und die Weisheit des Herzens miteinander verbinden und sie sollte beide verschmelzen mit dem intuitiven Erleben des menschlichen Geistes. Sie sollte stark genug sein, die Wissenschaft zur Dienerin des Menschen zu machen, nicht zum Tyrannen des Menschen. (…) Sie sollte sich den Respekt gewinnen können und jedes Volkes Zusammenhalt gewährleisten. Auf ihren Wahrheiten sollten wir einen Glauben errichten, der dem Materialismus unserer Zeit Widerstand leistet.
Lindbergh weiter:
How can such a philosophy be created, be transformed into action? (…) The answer lies in that quality with which man only, of all earthly life, is gifted. In each man ist a spark (Funke) able to kindle new fires of human progress, new light for the human spirit. This ember (Glut) may lie dormant through centuries of darkness or it may be fanned to flames by the winds of a crisis, sweeping over the earth, bringing others to life with its light and warmth. When enough of these fires are burning, they create a new dawn of spiritual understanding; the flame of a great people is formed. (…) It is from man, the individual, not from governments or churches that these sparks must come. They precede the flame of civilization, the light of religion, and they must be forever rekindled. (…)
We must search our own souls. If we truely believe in values above material things, all that is material must, sooner or later, adapt itself to them – our customs, our marriages, our laws, our taxes, our methods of thinking an living, our relationships with others, even the outcome of our wars.
Also:
Wie kann eine solche Philosophie erschaffen werden, wie umgesetzt werden ins Handeln? (…) Die Antwort liegt in jener Eigenschaft, die unter allen Lebewesen der Erde allein dem Menschen verliehen ist. In jedem Menschen glimmt ein Funke, der ein neues Feuer des menschlichen Fortschritts entzünden kann, ein neues Licht des menschlichen Geistes. Diese Glut mag ruhen durch Jahrhunderte der Dunkelheit oder sie mag zu Flammen entzündet werden durch den Wind einer Krise, mag sich über die Erde ausbreiten, mag andere mit ihrem Licht und ihrer Wärme lebendiger machen. Wenn genügende dieser Feuer brennen, werden sie die Morgenröte eines neuen religiösen Verstehens mit sich bringen; die Flamme eines großen Volkes ist dann empor gewachsen. (…) Diese Funken sollten vom individuellen Menschen selbst ausgehen, nicht von Regierungen, nicht von Kirchen. Diese Funken gehen der Flamme der Zivilisation voran, dem Licht der Religion und es ist notwendig, sie immer wieder neu zu entzünden. (…)
Es ist notwendig, unsere eigenen Seelen zu finden. Wenn wir wirklich an Werte glauben, die über materielle Dinge hinausgehen, dann sollte alles, was materiell ist, früher oder später sich selbst an diese Werte anpassen - unsere Gewohnheiten, unsere Ehen, unsere Gesetze, unsere Steuern, unsere Methoden des Denkens und Lebens, unsere Beziehungen mit anderen, sogar der Ausgang unserer Kriege.
Lindbergh schreibt über sich selbst und seinen eigenen Weg der „Umkehr“7:
Ich bin als ein Schüler der Wissenschaft aufgewachsen. Ich kenne ihre Faszination. Ich fühlte die gottgleiche Macht, die dem Menschen durch die Wissenschaft verliehen ist, die Kraft von tausend Pferden unter den Fingerspitzen, die Eroberung des Raumes durch merkurische Geschwindigkeiten, die unsterbliche Perspektive der höheren Sphären/Luftschichten. (…) In meiner Jugend war mir die Wissenschaft wichtiger als der Mensch, wichtiger als Gott. (…) Die allgegenwärtigen Wahrheiten Gottes waren durch Dogma und Tradition verschleiert. Die Wissenschaft allein war greifbar und klar. (…) Wie die meisten jungen Menschen betete ich die Wissenschaft an. Ich war beeindruckt von ihrem Wissen. Ihre Fortschritte gingen über die wildesten Träume des Menschen hinaus. (…) Im Erlernen derselben schien der Schlüssel zu liegen für alle Mysterien des Lebens.
Bei diesen Worten wird man gerade bei einem Charles Lindbergh an das von ihm umsonnene Mysterium des Sterbenmüssens denken. Er schreibt dann aber weiter:
Ich habe viele Jahre gebraucht, um zu erkennen, daß die Wissenschaft mit all ihrem Glanz nur eine mittlere Zone der Schöpfung erhellt, die mit ihrem Anfang und ihrem Ende an die Ewigkeit grenzt. (...)
Ich habe gesehen, daß die Wissenschaft, die ich anbetete und die Luftfahrt, die ich liebte, die Kultur zerstörte, der sie, wie ich erwartet hatte, dienen sollte. (…) Wie kann jemand für das Idol der Wissenschaft arbeiten, wenn sie das Opfern von Städten voller Kinder fordert, wenn sie aus Menschen Roboter macht und wenn sie ihre Augen blind macht für das Göttliche?
Er schreibt:
When we worship God and live by His spiritual values, the knowledge and infinite complexity of science are channeled by a wisdom beyond human capability. Then, instead of making us the slaves of its industries, science sharpens the higher senses by removing the drudgery (Plackerei) from life. Then, instead of smothering (ersticken) religion with its masses of data and logic, it intensifies religious truth by cleansing it of ignorance and superstition. (…) Then the tempo of life adjusts itself to the tempo of the spirit, and to the development of intellect is added the boundless freedom of the soul.
Übersetzt:
Wenn wir das Göttliche verehren und im der spirituellen Werte desselben leben, dann wird das Wissen und die unendliche Komplexität der Wissenschaft geleitet durch eine Weisheit jenseits des menschlichen Vermögens. Dann wird die Wissenschaft anstatt uns zu Sklaven der Industrie zu machen, die höheren Seelenfähigkeiten schärfen, in dem sie vom Leben die Mühsahl nimmt. Dann wird sie - anstatt daß die Religion von den Unmengen ihrer Daten und ihrer Logik erstickt wird - die religiösen Wahrheiten intensivieren, indem sie sie von Unwissenheit und Aberglauben reinigt. (…) Dann wird sich das Tempo des Lebens an die Geschwindigkeit des seelischen Lebens anpassen und die Entwicklung des Wissens wird ergänzt durch die endlose Freiheit der Seele.
Er schreibt:
Der Mensch, der im Irdischen endgültige Ziele anstrebt, (…) erkennt, daß diese sich wie der irdische Horizont ständig weiter zurückziehen, ohne daß er jemals erreicht wird. (…) So entdecken wir, daß die Ziele von gestern nichts anderes sind als die Ausgangspunkte von heute. Unserer Väter „Krieg zur Beendigung aller Kriege“ brachte unserer Generation einen neuen Krieg. Wir wiederum haben Hitler-Deutschland besiegt, nur um erkennen zu müssen, daß ein Krieg mit Sowjetrußland unseren Horizont verdüstert.
Er sagt weiter, wir müssen nach dem Weg der Seele ebenso suchen, wie wir nach den Entdeckungen der Wissenschaft gesucht haben:
We must consider the problems that face us until the desire for their solution takes on the strength of a prayer.
Also:
Wir müssen über die Probleme, mit denen wir es zu tun haben, so lange nachdenken, bis der Wunsch nach ihrer Lösung die Kraft eines Gebetes annimmt.
Er sagt8:
Es ist notwendig, aus den Predigten von Jesus zu lernen, aus der Weisheit des Laotse, aus den Lehren Buddhas. In diesen, in der Bibel der Hebräer, in der Philosophie Griechenlands, in den indischen Veden und in den Schriften der Heiligen und Mystiker besitzen wir einen Schatz der großen religiösen Wahrheiten, die der Mensch durch die Jahrtausende in Augenblicken höchster Erleuchtung gefunden hat.
Unsere Aufgabe ist es, diese Wahrheiten zu verstehen, sie von den Dogmen zu trennen, die sie umgeben, und sie auf unser modernes Leben anzuwenden. Es ist notwendig, Kraft zu ziehen aus den vergessenen Tugenden der Einfachheit, der Bescheidenheit, der Kontemplation und des Gebets.
Sieht man sich das Buch „Triumph des Unsterblichkeitwillens“ an, so beginnt es auch mit einer Kritik der Deutung der Ursachen der Evolution durch den wissenschaftlichen Materialismus. Man hat das Gefühl, dass Charles Lindbergh nicht nur aufgrund dieses Umstandes in dieser Philosophie sehr viel von dem gefunden hätte, was er damals in dieser Schrift von 1948 suchte. Beide – Mathilde Ludendorff und Charles Lindbergh – suchten nach ähnlichen Wegen, um die Gefahren im Zeitalter des wissenschaftlichen Materialismus zu bannen. Und so ist die Begeisterung des Autors Wilhelm Knake schon über die wenigen von ihm angeführten Worte Charles Lindbergh's nachvollziehbar. An späterer Stelle kommt er darauf zurück:
Klar liegt der einzige Rettungsweg, von dem auch der Flieger Charles Lindbergh gesprochen hat, vor den Augen all derer, die das Schöpfungswunder aus den philosophischen Werken Mathilde Ludendorffs in sich aufgenommen haben.

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1Knake, Wilhelm: Die Verantwortung der heutigen Wissenschaft. In: Der Quell, Folge 12, 23.6.1955, S. 554-560
2Bading, Ingo: Wilhelm Knake - Ein Autodidakt als naturwissenschaftlicher Autor. Ein Autor naturwissenschaftlicher Aufsätze der Jahre 1955 bis 1961 in der Zeitschrift "Quell". Auf: Studiengruppe Naturalismus, 18. September 2015, http://studiengruppe.blogspot.de/2015/09/wilhelm-knake-ein-autodidakt-als.html
3Lindbergh, Charles A.: Vom Fliegen und vom Leben. Holle-Verlag, Darmstadt 1952 (80 S.) (OA: Of Flight and Life, 1948)
4.....
5Lindbergh, Charles A.: Of Flight and Life. Charles Scribner's Sons, New York 1948, S. 25
7Original: “I grew up as a disciple of science. I know its fascination. I have felt the godlike power man derives from his machines – the strength of a thousand horses at one's fingertips; the conquest of distance through mercurial speed; the immortal viewpoint of the higher air. (…) To me in youth, science was more important than either man or God.”

8Original: „We must learn from the sermons of Christ, the wisdom of Laotzu, the teaching of Buddha. In these, in the Bible of the Hebrews, in the philosophy of Greece, in the Indian Vedas, in the writings of saints and mystics, we have a record of the great religious and moral truths discovered by man throughout the ages at his moments of highest inspiration. Our mission ist to understand this truths, to separate them from the dogma which surrounds them, and to apply them to our way of modern life. We must draw strength from the forgotten virtues of simplicity, humility, contemplation, prayer.”


War Charles Lindbergh CIA-Mitarbeiter?


Soweit unsere bisherigen Veröffentlichungen und Erkenntnisse über Charles Lindbergh. Soweit eine jüngste Internetrecherche erkennen läßt, sind vorerst keine weiteren grundlegenden Neuerkenntnisse über das Leben von Charles Lindbergh bekannt geworden oder zu erwarten, zumindest nicht so grundlegende wie jene, die schon in den eingangs genannten früheren Blogartikeln referiert worden sind. In einer Filmdokumentation des Jahres 2006 kann man auch Filmaufnahmen von Charles Lindbergh aus seinen Altersjahren sehen (21)(im Teil 3). 2010 wurde eine Auswertung der Briefe von Charles Lindbergh an Brigitte Hesshaimer veröffentlicht (12). Insbesondere sind aber in den letzten Jahren mehrere Film- und Radio-Dokumentationen zugänglich geworden (13-17, 21), in denen nicht nur die neueren Biographen von Charles Lindbergh persönlich zu Wort kommen und zu sehen sind (Schröck, Friedman), sondern - kurzzeitig - auch einige seiner deutschen Kinder (21). Und in ihnen kann man insbesondere den jungen Charles Lindberg auch im bewegten Bild sehen, wobei - wie oben schon gesagt - sein ruhiger, stolzer Blick auffällt. (Der Tonfall all dieser neueren Dokumentationen muß einem nicht durchgängig stimmig erscheinen - aber das ist man ja heutzutage eh gewohnt, zumal gegenüber Menschen, die sich nicht stromlinienförmig verhalten.)

Charles Lindbergh ist schon im Jahr 1926 Freimaurer geworden. Daß sein Denken und Handeln davon allerdings in vielen wesentlichen Lebensfragen stärker beeinflußt worden wäre, daß es in diesem etwa deutlichere Elemente irgendeiner "Freimaurer-Ideologie" gegeben hätte, ist uns bislang nicht aufgefallen. Seine politische Gegnerschaft gegen den Kriegseintritt der USA zwischen 1939 und 1941 spricht ja genau die gegenteilige Sprache. Neuerdings stoßen wir aber zusätzlich noch auf den Hinweis, daß vermutet wird, daß Charles Lindbergh nach 1945 weltweit für den US-amerikanischen Geheimdienst, den CIA, gearbeitet habe (16) (Aussage von Herbert Schröck in 18'41):
Überall, wo es Weltkrisen gab - ob in Persien, ob in Südostasien, Vietnam - überall war Lindbergh vorher anwesend. Deswegen bin ich mir sicher, daß er sehr eng mit der CIA verbandelt war.
Aber auch diesbezüglich muß Lindbergh kein besonders "tief" Eingeweihter gewesen sein. Sollte er wirklich im Dienste der damaligen verbrecherischen, kriegstreiberischen Ziele des CIA gearbeitet haben, kann das höchstens darauf beruhen, daß ihm in diesen Zeiten noch nicht in vollem Umfang klar war, für welche Ziele und Methoden letztlich die Arbeit des CIA steht. Wir wollten diesen Hinweis jedenfalls nicht verschweigen. Ein "geschöntes" Bild von Charles Lindbergh, das nicht auf vollständiger Wahrheit beruht, liegt nicht in unserem Interesse. Warum er also all diese Reisen in Krisengebiete unternahm, oft, bevor sie zu Krisengebieten wurden, muß einstweilen als ungeklärt erachtet werden. Vielleicht wurde Lindbergh mit dem subjektiven Gefühl dort hingeschickt, er könne durch seine Beratung dort "Schlimmeres" verhüten. Geheimdienste arbeiten ja gerne mit dem sogenannten "Wissensgefälle" zwischen den Vorgesetzten und den Ausführern von Arbeitsaufträgen.

In einem Video auf Youtube (14) erzählt Reeve Lindbergh, die jüngste amerikanische Tochter Lindberg's, 2008 wie sie ihre neuen deutschen Verwandten wenige Jahre zuvor auf einer Europareise nacheinander kennen gelernt hat. Und man spürt ihre - "gemischten" - Gefühle dabei sehr gut durch. Auch spricht sie davon, daß nicht alle der drei deutschen Frauen von Lindbergh begeistert waren darüber, daß seine drei deutschen Familien öffentlich bekannt wurden, ja, daß sich eine derselben wirklich geschämt habe deshalb.

Wir entdecken außerdem, daß in der Folge 14 vom 15. September 1996 auf S. 24 der "Siebenbürgischen Zeitung" sich offenbar die Todesanzeige - womöglich - für eine Schwägerin von zwei der deutschen Frauen von Charles Lindbergh findet, also der beiden Hesshaimer-Schwestern, die ja aus der deutschen Volksgruppe in Siebenbürgen stammten. Es ist da angeführt:
Edith Copony verwitwete Hesshaimer, geborene Clompe * am (...) in Kronstadt/Siebenbürgen + (...) in Bad Heilbrunn.
In Liebe und Dankbarkeit:
  • Edith von Stein-Lausnitz, geb. Hesshaimer 
  • Verena Gräfin von Moy, geb. von Stein-Lausnitz und Guy Graf von Moy mit Theresa, Assunta, Yvonne und Clemens 
  • Alexander von Stein-Lausnitz
  • Albert von Stein-Lausnitz
  • Marietta Hesshaimer, Vago Hesshaimer, Christoph Hesshaimer
  • Brigitte Hesshaimer, Dirk Hesshaimer, Astrid Lemoine, geb. Hesshaimer mit Isabelle und Charles-Eduard, David Hesshaimer, 
  • Adolf Hesshaimer und Daga Hesshaimer, geb. Folberth 
  • Margrit Drotleff, geb. Hesshaimer und Hans-Gert Drotleff mit Isabelle, Van ....
Es sind die beiden Hesshaimer-Schwestern Marietta und Brigitte angeführt, mit denen Lindbergh seine Familien gegründet hatte und es sind die jeweiligen gemeinsamen Kinder angeführt. Von diesen starb schon 2015 Dyrk Hessheimer (Süddt. Ztg.). Er hinterließ keine Kinder.

Insgesamt bleibt weiterhin der Eindruck vorherrschend, daß weder die deutsche noch die US-amerikanische "veröffentlichte" Meinung dem Leben und Denken von Charles Lindbergh volle Gerechtigkeit wiederfahren lassen können oder wollen. Aber dem sollte man gegenüberstehen wie dies Charles Lindbergh selbst tat: Gleichgültig.

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*) Eine deutsche Philosophin, deren philosophische Fragen und Antworten den philosophischen Fragen und Antworten von Charles Lindbergh am nächsten kommen - Mathilde Ludendorff (1877-1966) benannte diesen ihr wesentlichen und wertvollen menschlichen Stolz mit dem Begriff "Gottesstolz" (20).

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  1. Bading, Ingo: Charles Lindbergh ist souverän gestorben. Auf: Studium generale, 31.5.2007, http://studgendeutsch.blogspot.com/2007/05/charles-lindbergh-ist-souvern-gestorben.html
  2. Bading, Ingo: Ein dritter Weg zwischen Atheismus und Monotheismus?. Auf: Studium generale, 2.6.2007, http://studgendeutsch.blogspot.com/2007/06/ein-dritter-weg-zwischen-atheismus-und.html
  3. Bading, Ingo: Ein "absolut einzigartig" Liebender - Charles Lindbergh. Auf: Studium generale, 9.6.2007, http://studgendeutsch.blogspot.de/2007/06/ein-absolut-einzigartig-liebender.html
  4. Bading, Ingo: Charles Lindebergh - Hätten die USA 1941 seiner Politik folgen sollen?. Auf: Studium generale, 11.6.2007, http://studgendeutsch.blogspot.de/2007/06/charles-lindebergh-htten-die-usa-1941.html
  5. Bading, Ingo: "Der Tod ist gleich hier, neben dir." - Aus dem Leben des Flugpioniers Charles Lindbergh. Auf: Studium generale, 24.6.2007, http://studgendeutsch.blogspot.de/2007/06/der-tod-ist-gleich-hier-neben-dir-aus.html
  6. Bading, Ingo: Charles Lindbergh's berühmteste Rede in De Moines am 11. September 1941 - Originalaufnahme. Auf: Studium generale, 10.7.2007, http://studgendeutsch.blogspot.de/2007/07/charles-lindbergh-berhmteste-rede-in-de.html
  7. Bading, Ingo: "Ein Flieger war ich und schlürfte den Wein der Götter" Charles Lindbergh - Warum müssen Menschen sterben? Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 10. November 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/11/ein-flieger-war-ich-und-ich-schlurfte.html
  8. Bading, Ingo: Erörterungen rund um naturwissenschaftliche Fragen in der Ludendorff-Bewegung 1941 bis 1961. Unveröffentlichtes Buchmanuskript, 147 Seiten, erarbeitet 2015
  9. Berg, A. Scott: Charles Lindbergh - Ein Idol des 20. Jahrhunderts. 1999 (engl. Original: Lindbergh. G.P. Putnam's Sons, New York 1998)
  10. Schröck, Rudolf: Das Doppelleben des Charles A. Lindbergh. Der berühmteste Flugpionier aller Zeiten; seine wahre Geschichte. Heyne, München 2005
  11. Friedman, David M.: The Immortalists. Charles Lindbergh, Dr. Alexis Carrel, and Their Quest to Live Forever. HarperCollins Publishers, New York 2007
  12. Kröncke, Gerd: Charles Lindbergh - Der Amerikaner und die Hutmacherin. Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2010, http://www.sueddeutsche.de/panorama/charles-lindbergh-der-amerikaner-und-die-hutmacherin-1.661513http://www.sueddeutsche.de/panorama/charles-lindbergh-so-einsam-war-der-adler-nicht-1.668436
  13. Danuta Harrich-Zandberg (Drehbuch und Produktion), Harrich, Walter (Regisseur): Charles Lindbergh. The True Story. DIWA Film GmbH, 2005 (mit A. Scott Berg, Astrid Bouteuil, David Hesshaimer, Dyrk Hesshaimer) [nicht auf Youtube]
  14. Costelle, Daniel; Clarke, Isabelle: Charles Lindbergh in Color. 2007, https://www.youtube.com/watch?v=RyqL6IUr0DA
  15. Lindbergh, Reeve: Reflects on her Father, Charles Lindbergh. Mai 2008, https://www.youtube.com/watch?v=nK1C1rb_4EM
  16. Nolan, Clare: Secret Lives of Charles Lindbergh. National Geographic Television, USA 2009. Deutsch: Das Doppelleben des Charles Lindbergh. [Reihe: Geheimnisse der Geschichte], Dokumentation, 45 Minuten, zdf info 2011, https://www.youtube.com/watch?v=6Q_Tc07zLUQ oder hier https://www.youtube.com/watch?v=yXu9Zbk3cSM oder https://www.youtube.com/watch?v=oitcrqFpD_A
  17. Becker, Herbert: Charles Lindbergh - Nationalheld mit Doppelleben. Radio Wissen, Bayerischer Rundfunk/ARD, 15.05.2017 (22 Min.), http://www.ardmediathek.de/radio/radioWissen/Charles-Lindbergh-Nationalheld-mit-Dop/Bayern-2/Audio-Podcast?bcastId=5945518&documentId=42833898http://www.br.de/themen/wissen/lindbergh-charles-flugzeug-100.html
  18. Lindberg, Charles: Neutrality and War. (Speaks on a United European Race.) Radioansprache vom 13. Oktober 1939, https://www.youtube.com/watch?v=sAlCDMp-Y3c
  19. Lindbergh, Charles: Pleads for independence. Anfang 1940, https://www.youtube.com/watch?v=5IIq-NYItYMhttps://www.youtube.com/watch?v=CZTAWKv4VWY
  20. Bading, Ingo: Zur Evolution des menschlichen Verantwortungsbewußtseins - Eine Mitschrift von Vorträgen Gerold Adams aus dem Jahr 1993. Die Deutsche Volkshochschule, 11. Mai 2017, http://fuerkultur.blogspot.de/2017/05/zur-evolution-des-menschlichen.html
  21. Charles Lindbergh Declassifield. USA 2006 (ImdD) Zugänglich auf Spanisch. Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=WO9CAQpbLDE, Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=df6so_frU8k, Teil 3: https://www.youtube.com/watch?v=19bUnWVck78

Lauter Weite Wege

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Der Weg des Rechtskonservativen Bernhard C. Wintzek und seiner Zeitschrift "Mut"

Unsere Reihe "Lauter Weite Wege" (frühere Beiträge: 1-3) soll durch einen weiteren Beitrag ergänzt werden, nämlich einen zu dem rechtskonservativen Publizisten Bernhard C. Wintzek (geb. 1943) (Wiki). Mit etwa 16 Jahren wird es gewesen sein, um das Jahr 1983 herum, als der Blogautor ein eifriger Leser seiner Zeitschrift "Mut" (Wiki) gewesen ist. Damals kam er sich dabei irrsinnig toll vor. Er hat, wenn er sich recht erinnert, dem Empfang einer neuen Folge teilweise sogar entgegen gefiebert. Das war alles so bunt, so neu, so frisch, was da geschrieben wurde. Es war die gleiche Zeit, in der man auch Karl Hoefkes' (geb. 1954) (Wiki) "Träumer, Streiter, Bürgerschreck" (1982) in die Finger bekommen hatte und in der man sich von diesem das eigene Lebensgefühl nicht unbedeutend beeinflussen ließ.
Laßt mich nur in meinem Sattel gelten
bleibt in euren Hütten euren Zelten
und ich reit froh in alle Ferne
über meiner Mütze nur die Sterne.
So sagte man sich mit Goethe, sattelte seine Rosinante (eine Haflingerstute namens Lilofee) und tat es denn auch dem Goethe gleich. In der jugendlichen Stimmung jener Zeit nahm man denn auch die Zeitschrift "Mut" wahr. Sie flößte einem doch manches Selbstbewußtsein ein. Das führte zum Beispiel dazu, daß man im Geschichtsunterricht die Politik Bismarcks gegenüber den Einschätzungen derselben durch unseren linksliberalen, aber sehr differenziert argumentierenden Lehrer Lechler widersprach. Noch erstaunter war man allerdings, als einer der Kollegen von Herrn Lechler, im Geschichtsunterricht Kopien eines Aufsatzes aus dieser Zeitschrift verteilte. Er sagte nicht, woher er den Aufsatz hatte. Es war einem aber ganz klar und es war einem zumute wie bei Wilhelm Busch:
"Du weißt Bescheid, ich weiß Bescheid - und allen macht's Vergnügen!"
Abb. 1: Büchlein des Jahres 1975
In der aktuellen Ausgabe des "Informationsbriefes der Bibliothek für Konservatismus" wird man nun darauf hingewiesen (4), daß diese Zeitschrift ihr Erscheinen im August 2017 eingestellt habe. - Was, jetzt erst? Sie war schon lange der Wahrnehmung entglitten. Wohl noch in den 1980er Jahren, als sich die Zeitschrift äußerlich immer mehr in eine Kunstzeitschrift verwandelte und in ihr vermehrt vor allem betulich Schöngeistiges zu lesen war. Auch drang einem das Gerücht ans Ohr, daß der Herr Wintzek teure Autos fahren würde. Anfangs war man ja noch begeistert, in der Zeitschrift so reichhaltig Gemälde der europäischen Kunstgeschichte wieder zu finden. Aber irgendwann einmal nahm das Ganze einem doch überhand. - Dennoch: Erinnert man sich an "Mut", assoziiert man damit gleich eine ganze Menge des Stimmungsgehaltes, von dem man damals erfüllt war. Die Wiedervereinigung war noch in weiter Ferne, niemand glaubte noch an sie oder erwartete sie. Bis auf einen selbst, Prinzessin Lilofee - und die Zeitschrift "Mut".

Tja, und was kann dann aus Träumen alles werden. - Nun gut. Und was liest man heute auf Wikipedia? Zum Schluß hat sogar "Extremismusforscher" Armin Pfahl-Traughber höchstselbst in dieser Zeitschrift publiziert, da sie sich schon seit langem zu einer "liberal-konservativen" gewandelt hätte!! Wenn das kein Lackmus-Test für staatsnahe Linientreue ist, welcher soll es dann noch sein? Aber: Wahrlich ein weiter Weg. Von der NPD zu Armin Pfahl-Traughber, wahrlich, wahrlich! Er ist also möglich. Und es ist nie zu spät, auf den Weg der Tugend zurück zu kehren!!! Zahlreiche CDU-Politiker wie Friedrich Zimmermann, Helmut Kohl, Horst Köhler haben für diese Zeitschrift geschrieben oder auch Leute wie Ralf Dahrendorf, Ralph Giordano. Nun, 10.000 Abonennten wollen unterhalten werden. Und mit Deutschen kann man freilich allerhand machen, zumal, wenn sie sich in ihrem Gemüt ein "patriotisches" Hinterstübchen aufbehalten haben, wohlgemerkt: ein Hinterstübchen.

Die Zeitschrift weckt Jugenderinnerungen


Es beschleicht einen ein komisches Gefühl, zwischen einstigen "Träumern, Streitern und Bürgerschrecks" nun solche Leute wieder zu finden. Gott hab sie und Herrn Bernhard C. Wintzek selig, möchte man denken. Der genannte "Informationsbrief", verfaßt von - oder im Sinne von - Karlheinz Weißmann und Dieter Stein, läßt die Geschichte dieser Zeitschrift folgendermaßen Revue passieren (4):
Kaum eine politische Zeitschrift in Deutschland hat in den Jahren ihres Bestehens weltanschaulich einen so weiten Weg zurückgelegt wie die Monatszeitschrift Mut.
Und eine solche Beurteilung will etwas heißen, wenn man von den ach so vielen "weiten" Wege weiß der rechtsrevolutionären Denker der Generation von Bernhard C. Wintzek. Von diesen Wegen haben wir ja hier auf dem Blog schon einige nachvollzogen (1-3). Weiter heißt es (4):
Mit Beginn der 1980er Jahre dann wandelte sich das Blatt: Schrille politische Töne traten mehr und mehr in den Hintergrund,
... also "schrille politische Töne" wie die Aussage "Unsere Väter waren keine Verbrecher" natürlich (siehe Abb. 1) ...
die Gestaltung wurde deutlich gediegener, so daß der Leser Mitte der achtziger Jahre ein inhaltlich wie  optisch hochwertiges Magazin in den Händen hielt - was sich fortan auch im Preis niederschlug. Die  nun folgenden Jahre können als die  produktivsten des Blattes angesehen werden, zumal die Autorenschaft einem Who‘s who konservativer Publizistik glich: Von dem kaum 30jährigen Studienrat  Karlheinz Weißmann über die Germanistin Gertrud Höhler, den Politikwissenschaftler Klaus Hornung, den Sozialphilosophen Günter Rohrmoser, den Historiker Werner  Maser, den Soziologen Ernst Topitsch bis hin zu Ernst Jünger reichte der Reigen der Autoren. Eine  besondere  Note  erhielt Mut durch die regelmäßigen Beiträge des  konservativen Publizisten Gerd-Klaus Kaltenbrunner. Er verlieh den Heften eine  „abendländische“ Grundierung, die sich in zahlreichen philosophischen, theologischen und kulturgeschichtlichen Betrachtungen niederschlug, aber auch von Esoterischem nie ganz frei war. Mit Beginn der neunziger Jahre häutete sich Mut ein weiteres Mal.  Konservative verschwanden zusehends aus der Autorenliste, und das Blatt öffnete sich immer mehr für liberale, später auch linke Autoren. Infolge einer schweren Erkrankung Wintzeks mußte Mut im August 2017 mit Heft 591 eingestellt werden.
Statt "Lauter Dritte Wege" wie Karlheinz Weißmann im Jahr 2000 einmal eine Festschrift für Armin Mohler genannt hat (herrje, von dort führte der Weg auch schon wieder sooooo weit weg), möchte man da doch dann heute schon eher sagen: Lauter Weite Wege. Und Wege immer Drumherum um nachhaltige kulturelle und demographische Sicherung des Überlebens der Völker der Nordhalbkugel.
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  1. Bading, Ingo: Alain de Benoist - Er hat "biologische Fragestellungen""allzu sehr in den Vordergrund gerückt" - Früher, liebe Freunde, früher! Heute weiß er es besser! Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 7. Oktober 2015, http://studgenpol.blogspot.de/2015/10/alain-de-benoist-er-hat-biologische.html
  2. Bading, Ingo: Alain de Benoist - Ein rechtskonservativer Hijacker. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 11. Oktober 2015, http://studgenpol.blogspot.de/2015/10/alain-de-benoist-ein.html
  3. Bading, Ingo: Henning Eichberg ist gestorben - Ein Rückblick auf seine mysteriöse geistige Entwicklung - Sein Weg von einem sehr fortschrittlichen, ja revolutionären politischen und wissenschaftlichen Denker hin zu einem immer noch - immerhin - anregenden Denker. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, Juni 2017, http://studgenpol.blogspot.de/2017/06/henning-eichberg-ist-gestorben-ein.html
  4. o.V.: Mut. In: Agenda, Informationsbrief der Bibliothek des Konservatismus, Ausgabe 8, Oktober 2017, https://www.bdk-berlin.org/wp-content/uploads/2017/10/AGENDA-9-Onlineversion.pdf 

Charakterbildung als Wissenschaft - Der "Wirtschaftswoche" wird sie wichtig

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Die "Behavioral Economics" - Sie interessieren sich für die Charakterbildung

Schon seit vielen Jahren kann man beobachten, daß der Soziobiologe Ernst Fehr (geb. 1956) (Wiki) (1, 2) in Zürich in seinem Fachbereich "Behavioral Economics" hervorragende wissenschaftliche Arbeit leistet. Er publiziert sie in führenden Wissenschaftsjournalen der Welt. Und das nicht nur über nebensächliche Themen, sondern darüber, wie Altruismus, Aufopferungsbereitschaft in modernen Gesellschaften eigentlich funktionieren kann, ohne daß diese Handlungsmotivationen durch die in Gesellschaften ebenfalls vorhandenen Handlungsmotivationen zur Bosheit (engl. "spite") oder durch die mangelnde Fähigkeit zum Belohnungsaufschub ("Geduld") außer Kraft gesetzt werden. Er erforscht also, um es einfacher zu sagen, wie sich das Gute gegenüber dem Bösen behaupten kann oder durchsetzen kann in Gesellschaften, wie das Gute verteidigt werden kann gegen die überall zu beobachtenden boshaften Handlungsantriebe wie: Betrug, Täuschung, Lüge, Verschwörung, Trittbrettfahren, organisierte Kriminalität, Regierungs-Kriminalität, sowie Verrat an den eigenen Landes- und Volksinteressen.

Abb.: Ausschnitt eines Wandgemäldes 1913/14, von Arthur Kampf (1864-1950):
“Fichtes Rede an die deutsche Nation” (Gehalten Winter 1807 bis 1808).

Ernst Fehr hat einen Bruder Gerhard Fehr (3). Dieser berät Journalisten und Marketing-Leute auf der Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnisse seines Bruders im Bereich der "Behavioral Economics". Hier findet also ein sehr intensiver Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis statt. Und zwar auf einem Gebiet, das im Grunde das zentrale Gebiet der gesamten alternativen Öffentlichkeit ist. Nur hat die gesamte alternative Öffentlichkeit davon noch gar nicht Kenntnis genommen. Noch nicht einmal - soweit übersehbar - der am meisten akademisch ausgerichtete Teil derselben, als welcher vielleicht die "Wissensmanufaktur" von Andreas Popp gekennzeichnet werden kann. (Womöglich beschäftigt man sich auch dort lieber mit abseitigeren und esoterischeren Themen - ?) Auch im Zusammenhang mit dem Suchwort Ken Jebsen finde ich derzeit keine Hinweise im Internet auf das gleichzeitige Suchwort Ernst Fehr.

Die Frage von Ernst Fehr lautet so schlicht wie möglich: Wie können wieder Redlichkeit und Ehrlichkeit und Vertrauen in der Öffentlichkeit, in der Politik und im Wirtschaftsleben hergestellt werden? Und da ist es doch sehr schön, zugleich bei dem Einsatz von zwei Brüdern auch das Phänomen des Verwandtenaltruismus eine Rolle spielen zu sehen. Von Ernst Fehr findet sich jedenfalls ein aktuelles Interview in der Wirtschaftswoche (1). In diesem wird er zu seiner provokanten Aussage befragt, daß er "Ökonomie (versteht) als Wissenschaft von der Charakterbildung". Sollte man nicht sehr glücklich sein, wenn man merkt, daß man in Zeiten lebt, in denen in der Wissenschaft (noch? - oder schon wieder? oder erst jetzt?) Erkenntnisse gewonnen werden, die um solche Themen kreisen? Diese Frage wird ganz und gar ohne Zynismus gestellt. Oftmals stellen fortgeschrittene Gesellschaften die ihnen wesentlichsten Fragen erst ganz zuletzt.

Die zitierte Erkenntnis von Ernst Fehr trifft voll ins Schwarze, wenn man mich nach den innersten Anliegen auch dieses Blogs und seines Bloginhabers fragen würde. Und man kann sogar bereit sein und noch einen Schritt weiter gehen und Wissenschaft selbst verstehen als Charakterbildung. Aber das ist noch einmal ein anderes Thema. Aber dieser Gedanke ist natürlich auch kurz und schnell erläutert: (Natur-)Wissenschaft fragt - im besseren Sinne ideologiefrei - nach der Wahrheit. Dadurch dadurch sie ohne Frage Charakter. Zumindest bei denen, die sich durch sie formen entsprechend lassen wollen. (Wer sich für mehr interessiert, lese bitte im ersten Kommentar zu diesem Post weiter!) Wie begründete Ernst Fehr im Oktober 2017 seine Meinung in der Wirtschaftswoche:
Es gibt etwa eine Korrelation der durchschnittlichen Geduld der Menschen in Regionen und Staaten und deren Volkseinkommen pro Kopf. Geduldige Menschen sparen mehr und investieren mehr in Human- und Sachkapital. Ein zentraler Wirtschaftsfaktor ist zudem Vertrauenswürdigkeit. Vertrauen - etwa in Geschäftspartner und Institutionen - führt volkswirtschaftlich zu geringerer Regelungsdichte und höherer Flexibilität. Wo Unehrlichkeit verbreitet ist, kommen viele wechselseitig vorteilhafte Tauschakte mangels Vertrauen nicht zustande, die Vertragsgestaltung wird aufwendig und teuer. Wichtig ist auch, was Ökonomen positive Reziprozität nennen: Wenn ein Chef seine Mitarbeiter fair behandelt, reagieren die mit höherer Produktivität. Überwiegt dieses Verhaltens- und Vertrauensmuster in einer Volkswirtschaft, wächst sie stärker als andere. (...) Wo die Leute besonders unehrlich sind, liegt auch das Wirtschaftswachstum besonders niedrig.
Geduld im Sinne der Spieltheorie ist (lt. Wiki) "die Fähigkeit oder Bereitschaft, etwas ruhig und beherrscht abzuwarten oder zu ertragen". Dieses Konzept wird auch gerne in Bezug gesetzt zu dem wissenschaftlichen Konzept von der Fähigkeit zum Belohnungsaufschub (4) ("delayed gratification") (Wiki). Es kann also durchaus noch ein bisschen mehr umfassen als nur im engeren Sinne "Geduld" und "abwarten" und "ertragen". Es kann umfassen das Inkaufnehmen von Entbehrungen, von Mühen, von Entsagung, also so etwas wie das, was der Begründer der Soziologie Max Weber einstmals als "Askese" benannte, als die "außerweltliche" (des Mittelalters) und die "innerweltliche" (der Neuzeit). Aber auf Wikipedia werden noch viele andere schöne, passende Begriffe dazu in Bezug gesetzt. So etwa das Konzept der "Zeitpräferenz" (Wiki).

Insgesamt möchte man glauben, daß es für die alternative Öffentlichkeit großen Sinn machen könnte, die Aktivitäten der Brüder Fehr unter Beobachtung zu halten und dabei lernend mitzunehmen, was dort mitzunehmen sein könnte, bzw. dasselbe selbständig weiter zu denken. Natürlich formulieren sie ihre Gedanken so, daß sie möglichst "politisch korrekt" klingen. Denn das stellt ja eine gewisse Überlebensrationalität in der heutigen Wissenschaft dar. Aber Ernst Fehr ist keiner, der wissenschaftlich besonders viel Blatt vor den Mund nimmt vor den Egoismen und egoistischen bis korrupten Einstellungen heutiger Banker. Er hat diese nämlich wissenschaftlich untersucht. Im tiefsten sachlichen Inneren dessen, was hier erforscht und in der Praxis auch erprobt wird, handelt es sich um eine der wesentlichsten Auflehnungen gegenüber der Korruptheit des heutigen politischen und wirtschaftlichen Systems auf der Nordhalbkugel, an die ich mich innerhalb der Wissenschaft erinnern kann.

Charakter wird viel mehr durch Emotionen als durch Wissen gebildet


Denn die Auflehnung geschieht durch (naturwissenschaftsnahe) Wissenschaft. Dazu wird vermutlich in nächster Zeit noch mehr zu sagen sein. Der wesentlichste Gedanke zu all dem ist zunächst einmal: Es kommt - wie schon anklingt - noch viel mehr auf Charakter als auf Wissen an. Dieser Gedanke wird seit etwa einem Jahr verschiedentlich hier auf dem Blog ventiliert. Charakter aber, so soll dieser Gedanke hier ein wenig weiter fortgedacht werden, wird durch Emotionen gebildet. Wenn wir unseren eigenen Charakter bilden wollen - und was wäre denn eigentlich notwendiger als das? - dann kommt es darauf an, an unseren Emotionen zu arbeiten. Der wesentlichste Punkt erscheint mir dabei: Das bestehende politisch-hedonistische System im eigenen Innern nicht mehr mit zustimmenden Emotionen zu belohnen. Vielleicht mag das auf den ersten Blick banal klingen.

Aber es ist keineswegs gesagt, daß derjenige, der von der tiefen Korruptheit unseres Systems weiß, deshalb auch schon seine Emotionen ihm gegenüber innerlich umgestellt hätte. Emotionen liegen viel tiefer und werden - schon biographisch gesehen - im vorrationalen Raum geformt. Sie werden etwa durch Musik und Rhythmus geformt, lang bevor im menschlichen Leben überhaupt das Denken anfängt. Dies ist auch der Grund, weshalb griechische Philosophen wie Sokrates der vorherrschenden Musik in einem Staat eine so hohe Bedeutung zugemessen haben. Auch chinesische Staatsphilosophen haben das getan. Sie wußten, daß wenn man die Musik in einem Volk, in einer Gesellschaft verändert, man dadurch einen Staat leichter zum Zusammenbruch bringen kann als durch äußere Kriege.

Unsere Emotionen werden außerdem durch Geschichten geformt, die wir uns erzählen - in Büchern und sehr früh im heutigen Leben auch in bewegten Bildern (vor allem vor der "Flimmerkiste"). Stimmt es nicht? Haben wir nicht alle in uns positive Emotionen gegenüber den Filmen, die wir in der Jugend gesehen haben? Sei es die Sesamstraße, sei es Flipper, sei es Lassie, sei es "Unsere kleine Farm"? Der Autor dieser Zeilen ist Jahrgang 1966 - bitte gerne auf den eigenen Jahrgang anwenden. Andere Jahrgänge mögen früh in der Jugendzeit zum Beispiel positive Emotionen gegenüber der Krimiserie "Derrick" entfaltet haben. Bekanntlich hat auch das starke Aufwühlen der Jugend während des Dritten Reiches noch die Emotionen lange danach bestimmt. (Etwa auch jener "zornigen jungen Männer", die in ihrem antifaschistischen Zorn immer gerne verschwiegen, daß sie vor 1945 sehr stramme Nationalsozialisten waren.) Auch die DDR wirkt emotional massiv nach. All das nur als erste Beispiele. Diese Emotionen bestimmen auch massiv politische Entscheidungen - in die eine oder andere Richtung.

Es gilt also mehr noch als das Wissen die Emotionen in uns so umzustellen, daß man dabei nicht in tiefste Bitterkeit, in tiefsten Zynismus oder in unflätiges, andere Menschen provozierendes, beleidigendes, herabsetzendes Benehmen ausartet. Bekanntlich gelingt das auch vielen AfD-Politikern und Pegida-Rednern oder Internet-Kommentatoren - bewußt oder unbewußt - nicht immer. Auch all die vielen Lehren der Zeit von 1968 vom "zivilen Ungehorsam" und vom "subversiven Aktionismus" müssen heute nicht in jedem Fall dazu verleiten, Handelnde und Zuschauende zu edleren Menschen zu machen. Woran vielleicht schon ein wenig erahnbar wird, um welche Herausforderungen es sich hier handeln könnte. Wenn wir genauer hinschauen, dann sind wir heute alle zutiefst mit Hedonismus durchtränkt, imprägniert und belohnen das bestehende System fortlaufend immer noch mit zustimmenden Emotionen, selbst wenn wir rein vernunftmäßig demselben schon lange mit Ablehnung gegenüber stehen.

Der Kakao sind - Emotionen


Erich Kästner hat das einmal genannt: Den Kakao trinken, durch den wir vorher gezogen worden sind.

Genau das ist gemeint. Mit Kakao meint er Emotionen, nicht vornehmlich Wissen.

Diese Neuausrichtung von Emotionen ist deshalb so schwer, weil fortlaufend ablehnende Emotionen zu pflegen in einer Umwelt, in der die sogenannte Dienstleistungs-Mentalität nach außen hin gelebt wird, die ständig von dem Angehörigen das Zeigen von positiven, freundlichen, zustimmenden Emotionen fordert, sehr, sehr schwer ist und sozusagen die größte Form von Entbehrung, Askese und Altruismus darstellen könnte, die denkbar ist. Genau über solche womöglich gesellschaftlich noch längst nicht genug begriffenen Dinge ist künftig hier auf dem Blog deshalb auch noch genauer nachzudenken. Es geht das - im Grunde - immer nur durch die eigene Innenschau und das Arbeiten an sich selbst, an den eigenen Emotionen.

Es sind das zugleich auch Dinge, die wissenschaftlich gut erforscht sind und noch weiter erforscht werden in den evolutionär ausgerichteten Verhaltenswissenschaften aller Wisssenschaftsdisziplinen. Sie ranken sich um wissenschaftliche Konzepte, die vor allem erstmals von Robert Trivers in die Wissenschaft eingeführt wurden und rund um Begriffe kreisen wie "moralistische Aggression" ("moralistic aggression"), altruistisches Bestrafen ("altruistic punishment") (Wiki), bzw. "teure Bestrafungen" ("costly punishment"). Aber nun bei alle dem in meinem Sinne mehr auf innere Emotionen und Bewertungen bezogen als - wie gegenwärtig in der Wissenschaft noch vorherrschend - auf gar zu krasse äußere Handlungen. Und diese Emotionen würden sich genau damit auf Charakterbildung auswirken.

Man muß Ernst Fehr dankbar sein für seine Forschungen und ebenso Gerhard Fehr für seine Öffentlichkeitsarbeit. Das ist zum Beispiel so ein Artikel, der zeigt, wie sehr man mit den Brüdern Fehr am Puls der Zeit ist und bleibt (6). In diesem wird gezeigt, daß beim "altruistischen Bestrafen" der Mensch dazu neigt, bei kleineren Vergehen heftiger zu reagieren als bei größeren. Das ist auf äußeres Handeln bezogen. Genau das ist der Punkt. Unsere Emotionen können mit größeren Vergehen emotional kaum angemessen umgehen. Oft sind sie viel zu groß für unsere bewußt klein gemachten und gehaltenen Teddybär-Emotionen. Unsere Emotionen kommen angesichts der Größe der Vergehen oft kaum noch mit. Wir ertragen es höchstens noch, im politischen Kabarett davon zu hören. Und nur noch selten machen wir uns dabei bewußt, über was wir im politischen Kabarett alles lachen.

Alles Zeichen dafür, daß wir mit großen Vergehen zwar "rational" recht gut umgehen können. Unsere Vernunft arbeiten schon ganz gut. Aber das heißt noch lange nicht, daß wir sie emotional verdaut hätten oder ihnen auch nur ansatzweise gerecht geworden wären, daß wir wie erwachsene, reife Menschen damit umgehen. Oder möchte man es als erwachsenes, reifes Verhalten bezeichnen, "alles zu zerschlagen" ("Macht kaputt, was euch kaputt macht" - wieder so ein destruktiver 1968er-Spruch). Aber kaputt Machen ist für sich gesehen - und zumal unter heutigen Umständen - keinesfalls schon Charakterbildung. Die Gemengelage der Emotionen im eigenen Innern könnten bei allem äußeren Zerstören ganz unverändert bleiben oder sogar noch flacher und noch banaler werden.

Anarchische Tendenzen sind kontraproduktiv


Die anarchischen Tendenzen, mit denen man oftmals schon glaubte, die Gesellschaft voranbringen zu können, sie wirken sich zerstörend aus - wohin man nur blickt.

Vielmehr könnte es darauf ankommen, die nicht-kooperierenden und bestrafenden Emotionen auf die größeren und größten Vergehen zu richten, die wir heute in unserer Gesellschaft erkennen können. Wo erkennen wir sie eigentlich? Eher bei uns oder eher bei anderen? Es könnte durchaus auch Sinn machen, den weisen Grundsatz zu beachten, daß man eher den Dorn im Auge eines anderen sieht, als den Balken im eigenen Auge, daß also jeder - jeder! - dazu neigt, die eigenen Fehler erst einmal bei den Mitmenschen zu entdecken, im "feindlichen" System, bevor man sie - günstigstenfalls und spätestens über diesen Umweg - dann womöglich auch einmal bei sich selbst entdeckt. Es dürfte sogar gesagt werden, daß das der menschlich normale Weg ist, daß man leichter die Fehler der anderen sieht als seine eigenen. Auch darüber, über die Selbsttäuschung (self deception) hat Robert Trivers schon nachgedacht.

Hat man diese Fehler bei anderen oder "im System" entdeckt, merkt man (vielleicht), daß man die Emotionen nicht nur auf die Fehler der Mitmenschen richten muß, sondern auch auf die eigenen Fehler. Freilich, die Mitmenschen sind eine Hilfe, können eine große Hilfe sein, wenn man den genannten Zusammenhang beachtet. Aber sie können es nur, soweit sie stark sind und zu "Fehlermanagement" gewillt und befähigt. Auch diese Fähigkeit hat nicht sehr weite Verbreitung heute. Denn sie setzt ja schon emotionale Askese, Entbehrung voraus. Aber wollen wir nicht alle "happy" und "fröhlich" sein und erst einmal und vor allem und vorwiegend positive, angenehme Gefühle haben?

Doch ohne die genannte innere Distanz, ohne die genannte innere Neuausrichtung der Gefühle gegenüber eigenen und den Fehlern anderer erscheint mir Charakterbildung im Sinne einer Veredelung des Menschen nicht möglich. Nur so könn(t)en wir wieder Deutsche werden im Sinne - etwa - von Johann Gottlieb Fichte (1742-1814) (Wiki). Dieser sagte in einer völkischen Aufbruchbewegung vor 200 Jahren in seinen "Reden an die deutsche Nation" (Abb. 1) etwas, was von patriotischen Dummbratzen gerne in der plumpest möglichen Weise verstanden wird, nämlich: "Deutsch sein und Charakter haben, ist ohne Zweifel gleichbedeutend."

Aber ganz ohne Frage dachte er dabei an andere Dinge als heute in der Politik so gemeinhin als "Charakter haben" verstanden wird und werden kann. Wenn es überhaupt noch Sinn macht, über ein solches Phänomen gerade im Bereich der Politik zu sprechen. Es dürfte sehr schwer sein, sich selbst gegenüber diesen Zustand aufrecht zu erhalten oder zu erwerben, wenn man Politiker ist. Aber Politiker sind ja keineswegs die einzigen, die es damit schwer haben.

Halten wir also fest: Es könnte die primäre Notwendigkeit heute darin bestehen, nicht irgendwelche äußeren politischen Veranstaltungen zu besuchen oder zu stören oder sich an einzelnen Politikern abzuarbeiten. Sondern: daran zu arbeiten, bessere Menschen zu werden. Und zwar jeder von uns für sich selbst. Gewiß: Eine Parole, für die man nicht so leicht Zustimmung bei vielen Menschen wird finden können. Was ja genau das Problem ist, das hier erörtert wurde.
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  1. “Politisch nicht sehr korrekt” - Interview mit Ernst Fehr in der WirtschaftsWoche, 4.11.2017, http://www.wiwo.de/my/erfolg/campus-mba/ernst-fehr-politisch-nicht-sehr-korrekt/20521672.html?ticket=ST-1358728-SZmzhkfYWxhIEuCPU7Ht-ap4; erneut auf FehrAdvice, 10. Dez. 2017, https://fehradvice.com/blog/2017/12/10/politisch-nicht-sehr-korrekt-interview-mit-ernst-fehr-in-der-wirtschaftswoche/
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Fehr 
  3. https://fehradvice.com/ueber-uns/fehradvice-im-video-portraet/
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Belohnungsaufschub
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Strafe_(Spieltheorie)
  6. https://fehradvice.com/blog/2016/11/10/altruistic-punishment-im-sinne-der-allgemeinheit-warum-grobe-verstoesse-seltener-geahndet-werden-als-kleine/
  7. https://en.wikipedia.org/wiki/Punishment
  8. https://en.wikipedia.org/wiki/Third-party_punishment
  9. Bading, Ingo: Um so größer die Gesellschaft, um so geringer die Großzügigkeit? - Oder bestätigen auch Ausnahmen die Regel? Studium generale, 31. August 2008, http://studgendeutsch.blogspot.de/2008/01/um-so-grer-die-gesellschaft-um-so.html
  10. Bading, Ingo: Ist Gott der "Bestrafer""von dritter Seite" im allgegenwärtigen sozialen "Third party-punishment"-Spiel? Studium generale, 28. Januar 2008, http://studgendeutsch.blogspot.de/2008/01/ist-gott-der-bestrafer-von-dritter.html

Ein wenig Kunst

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Heute: Bilder des norwegischen Malers Edvard Much

Die Bilder des norwegischen Malers Edvard Munch (1863-1944) (Wiki) und das Lebensgefühl, das sie zum Ausdruck bringen, gehören schon lange zum Grundkanon - sozusagen - des abendländischen Kulturbewußtseins. Aber auch für sie gilt, was für alle Kunst und Kultur gilt, und was Goethe in die Worte gefaßt hatte:
"Was du ererbt von deinen Vätern (und Müttern) - erwirb es, um es zu besitzen."
Damit soll gesagt sein: Kultur, die nicht von jeder Generation neu mit- und nacherlebt wird und über dieses Nacherleben zum eigenen Besitz gemacht wird, ist tot.

Edvard Munch - Am Sterbebett

Edvard Munchs eigene Mutter starb, als er selbst gerade einmal sechs Jahre alt war. 


Edvard Munch - Trost

Edvard Munch hatte noch fünf Geschwister, von denen die meisten - wie Edvard - von Kindheit an immer wieder unter schwerer Depression litten.


Edvard Munch - Tod des Bohemiens (1915/17)

Kulturell war sein keineswegs wohlhabendes Elternhaus anregend, vor allem aber sind es Eindrücke von Krankheit, Tod und Trauer, zu denen Munch in seiner Kunst immer und immer wieder zurück kehrt. Auch zur gefühlsmäßigen Zerrissenheit in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern.


Edvard Munch - Die tote Mutter und das Kind (1901)

Natürlich hat es vor allem etwas mit dem Zeitbewußtsein zu tun, wenn Edvard Munch einerseits gerade diese Erfahrungen zum künstlerischen Ausdruck drängen und wenn es andererseits ein Publikum gibt, das dem Ausdruck dieser Erfahrungen große Aufgeschlossenheit entgegen bringt - und auch bringen kann, weil es dafür noch genügend seelische Widerstandskraft und Stärke gibt.


Edvard Munch - Vorfrühling in Åsgårdstrand (1905) 

Es ist ja klar, daß eine Gesellschaft, in der "Dressur durch Verwöhnung" vorherrschend ist, solche Kunst heute nur noch auf wenig volle Aufgeschlossenheit und innere Anteilnahme stoßen kann.



Edvard Munch - Kniender weiblicher Akt

Schon sein erstes bedeutendes Gemälde war 1885/86 das berühmte Gemälde "Das kranke Kind".


Edvard Munch - Tot des Marat (1907)

In dem Gemälde "Tod des Marat" ist es vor allem die Figur der Frau, der das Interesse des Künstlers gilt, ihre Erfahrung, ihr Erleben.


Edvard Munch - Am Sterbebett (1915)

Wieder und wieder kam Edvard Munch in neuen Varianten und Versionen auf ähnliche Themen zurück.


Edvard Munch - Melancholie 


Es ist die tiefe Wahrhaftigkeit, die einen aus den Gemälden von Edvard Munch anspricht. Und sie ist den Menschen heute notwendiger den je.

Wilhelm Furtwängler - Der größte Dirigent seiner Zeit

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Zur eigentlich bleibenden Epocheneinteilung des 20. Jahrhunderts
- Die "Ära Furtwängler" und die "Ära Karajan"

Während das politische Geschehen des 20. Jahrhunderts voller Abgründe und Ekelhaftigkeiten war, hat sich parallel zu diesem die Höhe der Geistigkeit und Kultur in einem Umfang erhalten, der - aus heutiger Sicht - bewunderns- und staunenswert ist. Warum eigentlich sprechen wir beim Zwanzigsten Jahrhundert immer zuerst und fast ausschließlich von dem Jahrhundert der größten Unheilsgestalten der Geschichte, von dem Jahrhundert Stalins, Hitlers, Churchills oder Roosevelts? Warum sprechen wir nicht lieber - zum Beispiel - von dem Jahrhundert Wilhelm Furtwänglers und Herbert von Karajans? Muß letztere Kennzeichnung nicht für viel angemessener gehalten werden? Ist das nicht vor allem das Ziel der Geschichtegestaltung des 20. Jahrhunderts gewesen, uns von unserer Kultur zu trennen? Und wirken wir nicht immer noch mit an diesem Ziel, wenn wir schon mit den Epochen-Benennungen des 20. Jahrhunderts gleich schon unsere ersten Gedanken und Assoziationen auf die Ekelhaftigkeiten richten - anstatt auf das Heil und auf die Rettung unserer Kultur? Hoch an der Zeit ist es darum auch und vor allem für diesen Blog - angesichts der vielfältig behandelten ekelhaften Themen hier auf dem Blog - den Blick einmal auf Wilhelm Furtwängler zu richten, auf den größten Dirigenten seiner Zeit.


Abb. 1: Wilhelm Furtwängler - (Wohl) Nachträglich kolorierte Aufnahme

Wilhelm Furtwängler (1886-1954) (Wikiengl) muß seine Zeitgenossen beeindruckt haben in einem Ausmaß wie man es sich heute wohl kaum noch vorstellen kann. Nur wenn auch heutige Musikexperten (1) und zahllose Dirigenten heutiger Zeit oder in der Zeit nach Wilhelm Furtwängler über Wilhelm Furtwängler sprechen, gewinnt man einen Eindruck davon. Für die meisten Dirigenten seit Wilhelm Furtwängler ist er das große Vorbild. Auch für Herbert von Karajan war er das große Vorbild (neben Toscanini). Vielleicht kann eine - sicherlich - nachträglich kolorierte Fotografie Furtwänglers etwas von dem Faszinierenden  der Persönlichkeit Furtwänglers einfangen und deutlich machen (Abb. 1).

Es gibt viele Möglichkeiten, sich über Leben und Persönlichkeit von Wilhelm Furtwängler kundig zu machen, auf Wikipedia, Youtube und in ("Offline-")Bibliotheken (1-20). Als erstes fällt da derzeit auf, daß zumindest gegenwärtig eine Annäherung an das Leben von Wilhelm Furtwängler über das englischsprachige Wikipedia viel leichter und differenzierter möglich ist als über das deutschsprachige. Insbesondere auf dieses englischsprachige wird im folgenden auch häufig Bezug genommen, zumal der hier vorliegende Beitrag bis auf weiteres ganz ohne Besuch von Offline-Bibliotheken verfaßt worden ist (der aber dringend zur Klärung vieler weiterer Fragen notwendig wäre).

In einer schon älteren Film-Dokumentation (die derzeit leider nur auf Englisch verfügbar zu sein scheint) (4) wird eine erste respektvolle Begegnung mit seinem Leben möglich. Man gewinnt insbesondere einen Eindruck von den Jugendjahren Furtwänglers, von einem Aufenthalt in Griechenland als junger Mensch als er seinen Vater zu einer Ausgrabung nach Ägina begleitete und von seinen Gefühlen, die er damals in Briefen an eine nahestehende Freundin zum Ausdruck brachte. Furtwänglers langjährige Privatsekretärin Berta Geissmar (Wiki, engl) schrieb 1944 über Furtwänglers Jugend (11; zit. n. engl. Wikipedia; eigene Übersetzung):
Furwängler wurde im Skifahren so gut, daß er fast Spitzen-Fähigkeiten darin erreichte. .... Fast jeder Sport zog ihn an: Er liebte Tennis, Segeln, Schwimmen .... Er war ein guter Reiter.
Im Internet findet sich eine Fotografie, wie Furtwängler Anfang der 1930er Jahre hoch zu Pferde zu einer Orchesterprobe in Bayreuth ritt. Es wird auch berichtet von seiner Liebe zum Bergsteigen und Klettern. Nach dem Namen seines Bruders ist sogar ein Berggipfel benannt, weil dieser aus dem Bergsteigen einen Beruf gemacht hat. All solche Dinge erscheinen einem doch wichtig, wenn man Furtwängler sonst in Bild- und Tondokumenten immer nur als älteren Dirigenten wahrnehmen kann.

1900 bis 1907 - Furtwänglers erste große Liebe


Abb. 2: Bertele von Hildebrand
Die erste große Liebe eines Lebens kann einen großen Glanz und hellen Schein über das ganze weitere Leben werfen. So jedenfalls scheint es bei Wilhelm Furtwängler gewesen zu sein. Er und seine Geschwister waren in guter Freundschaft verbunden mit den Kindern des Bildhauers Adolf von Hildebrand (1847-1921) (Wiki, engl). Man musizierte gemeinsam, man machte gemeinsame Touren in die Berge. Und eine der Töchter der Hildebrands war Bertele von Hildebrand. Beide lernten sich im Jahr 1900 kennen als Furtwängler 15 Jahre alt war. Schon ein Jahr später verlobten sie sich. Und sie blieben fünf Jahre miteinander verlobt, bis zu Furtwänglers 20. Lebensjahr. Sie bezeichneten beide die Verlobung später als Ehe. 1909 heiratete Bertele den Komponisten Walter Braunfels (1882-1954) (Wiki) (33). Und es wird berichtet, was Bertele nach dem Tod beider Männer über ihre Beziehung zu Furtwängler erzählte (34, S. 32):
Die Beziehungen zwischen Wilhelm Furtwängler und Walter Braunfels blieben zeitlebens davon überschattet, daß der Komponist Bertele von Hildebrand geheiratet hatte, die mit Wilhelm Furtwängler verlobt gewesen war. Drei Jahre nach beider Tod schilderte Bertele Braunfels die entscheidende Begegnung mit dem gleichaltrigen „Willy“ im Dezember 1900: „den jungen Furtwängler sah ich erst wieder, als er vierzehn Jahre alt war. ... Er war vollkommen ausgewachsen (wurde da auch gleich 15 Jahre alt), sehr schlank und groß; blondes wild gelocktes Haar; sehr starke Augenbrauen über seinen feurigen, schönen, ausdrucksvollen Augen. ..... Er hatte etwas Sieghaftes und machte mir gleich einen riesen Eindruck. ... Im darauffolgenden Winter verlobten wir uns. ... Wir glichen Zweien, die tief verbunden in großer Liebe durch Länder ziehen. Nicht versunken ineinander, sondern in die Herrlichkeit, die uns aufging und uns umgab, und das Hauptland war die Musik, durch das er mich führte. Nach fünf Jahren fühlten wir „die Qualen der langen Verlobung, waren längst reif zu heiraten, aber viel zu jung. ... Er schrieb auch viel weniger, kam dann zu Weihnachten auf ein paar Tage und löste selbst die Verlobung auf. ... Plötzlich wachte er dann auf und das war furchtbar. ... Er schrieb mir: All das vom Fortgehen ist ja falsch, ich will dich wiedersehen so bald wie möglich, ich laß mir meine Hoffnung nicht nehmen.“ Furtwänglers Werben blieb jedoch vergeblich, Bertele von Hildebrand hatte sich inzwischen Walter Braunfels zugewandt, den sie 1909 heiratete. Die Briefe, die Willy und Bertele während ihrer Verlobungszeit gewechselt hatten - sie bezeichneten sie im Rückblick als Ehe - bewahrten sie beide auf.
1907, als Furtwängler 21 Jahre alt war, starb sein Vater. Furtwängler mußte nun für seinen Lebensunterhalt selbst sorgen. Er tat dies mit Dirigieren.

Abb. 3: Bertele von Hildebrand
In einer ganz hervorragenden BBC-Radiodokumentation aus dem Jahr 1964 (3), veröffentlicht zehn Jahre nach dem Tod Furtwänglers, erhält man ebenfalls einen geradezu hinreißenden Zugang zu dem Musizieren Furtwänglers. Zu dieser Zeit zitterte sozusagen die Erinnerung an Furtwänglers Musizieren in der Musikwelt weltweit noch "nach". Dieser Umstand kommt in vielen gebrachten Interviews zum Ausdruck. Um sich in die englische Sprache der Sendung hinein zu hören, macht es Sinn und es lohnt sich, einzelne Passagen der Sendung zwei mal zu hören.

Als Furtwängler 1921 in Hannover die 8. Sinfonie Bruckners dirigierte (3)(5'03ff), sagte der Orchesterleiter einen Tag nach dem Konzert zu seinem Schüler: "Ja, es war ein wundervolles, wundervolles Konzert, aber er holt die Seele aus einem heraus, deshalb kann man so etwas höchstens zwei mal im Monat machen, es wäre sonst zu harte Arbeit für uns." Es waren seine Aufführungen der Bruckner-Sinfonien, mit denen Furtwängler seine frühen Erfolge hatte.

Insbesondere von der Wiedergabe des Klavierteils der Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach, gespielt von Furtwängler selbst, zieht einen unmittelbar in Bann. Furtwängler antwortete auf Kritiker seiner Art, Bach zu interpretieren (sinngemäß) (3): "Nur wenn Bach langweilig interpretiert wird, scheint er für diese Leute richtig interpretiert zu sein." Und auch damit scheint er den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben was seine Interpretation betrifft.

Auch die gebrachte Interpretation einer Bruckner-Sinfonie, zu der nicht jeder ansonsten leicht Zugang finden mag, spricht unmittelbar an.

Der "Damenwald" hinter Wilhelm Furtwängler


Über Furtwänglers sehr besonderes Verhältnis zu Frauen berichtet die langjährige Privatsekretärin, mit der Furtwängler auch lange Telefonate führte, die später von der Gestapo abgehört wurden, womit ihn die Nazis auch zu erpressen versuchten (zit. n. Wiki):
Er war ein Genie, zusammengesetzt aus intellektueller Direktheit und fast exzessiver Schüchternheit, dessen Ängstlichkeit ihn bei jedem gesellschaftlichen Anlaß geradezu unsichtbar machte, der aber eine so große Anziehungskraft auf Frauen ausübte, daß sie, wenn sie nicht seinem musikalischen Genie zum Opfer fielen, stark von seiner Persönlichkeit eingenommen wurden.
A "genius compounded of intellectual directness and an almost excessive shyness: whose timidity made him efface himself in any gathering, but who had such a great attraction for women that, if they did not fall victim to his musical genius, [they] were fascinated by his personality."
Und von solchen Frauen scheint es unglaublich viele gegeben zu haben. Seine zweite Ehefrau spricht von einem ganzen "Damenwald", der hinter Furtwängler gestanden habe, als sie ihn 1940 kennenlernte (7). Indem man sich diese Frauenbekanntschaften ansieht, bekommt man zugleich auch einen guten Einblick in das deutsche Kulturbürgertum der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Denn diese Frauen stammen mehrmals aus recht bekannten Familien. Im Internet findet man dazu aber einstweilen nur bruchstückhafte Ausschnitte. Das folgende wird also künftig nach Bibliotheksbesuch noch zu ergänzen sein.

Seit 1911 kannte er die Schauspielerin Elisabeth Huch (1883-1956), eine Tochter der deutschen Schriftstellerin Marie Huch (1853-1934) (Wiki), (Diese war wiederum Tochter des deutschen Schriftstellers Friedrich Gerstäcker (1816-1872) (Wiki), eines zu seiner Zeit sehr bekannten und viel gelesenen Reiseschriftstellers. Er schrieb im etwas "gefühlvollen" Stil der damaligen Zeit.) Furtwängler wollte Elisabeth Huch heiraten. Aber da sie zwei Jahre älter war als er, wollte sie darauf nicht eingehen. Und das, obwohl er zeitlebens für sie die große Liebe ihres Lebens war und blieb. So berichtet es ihre gemeinsame Tochter Friederike Huch (spätere verheiratete Kunz) 2010 (8). Als sie ihn später dann doch heiraten wollte, so erzählt die Tochter weiter,
war er berühmt geworden und hatte unendlich viele Erlebnisse.
Gemeint ist natürlich: mit Frauen. Aus diesen Frauenbekanntschaften, -affären und aus den Beziehungen mit diesen gingen mehrere uneheliche Kinder hervor. 1920 wurde (offenbar) Furtwänglers uneheliche Tochter Dagmar Bella geboren (MyHeritage), die spätere Pianistin Dagmar Bella-Sturli (1920-1999), die (offenbar) mit ihrem Vater auch Konzerte gab (s. Google Gruppen). Außerdem gab es noch den unehelichen Sohn Wilhelm "Willi" Furtwängler.

Abb. 4: Wilhelm Furtwängler, 1920er Jahre
1921 wurde die schon genannte Tochter Friederike Huch in München geboren. Sie ist Anfang der 1940er Jahre Schauspielerin geworden und wurde selbst nach dem Krieg Mutter von sieben Kindern. In einem Interview des Jahres 2010 blickt sie sehr gelassen auf ein rundum erfülltes Leben zurück. Sie sagt auch, daß sie ein ausgesprochenes Wunschkind ihrer Mutter gewesen war (8). Und ähnliches berichtet Furtwänglers zweite Ehefrau Elisabeth auch über die anderen unehelichen Kinder Furtwänglers, die in dieser Zeit geboren wurden (n. Shirakawa):
Die Frauen, von denen er Kinder hatte, waren alle über dreißig und sie wußten alle sehr genau, was sie taten - Sie verstehen, was ich meine. Wilhelm aber hatte niemals im geringsten die Absicht, sie zu heiraten, auch wenn er mit ihnen immer in gutem Einvernehmen blieb.
Eine seiner Geliebten war eine Frau Hutchinson, die 1922 die gemeinsame Tochter Iva Hutchinson auf die Welt brachte. Er hatte offenbar mit Mutter und Tochter noch bis 1935 einen gemeinsamen Haushalt. Sie lebten in München. 1935 aber kam es aber (offenbar) zu einer Trennung mit ihr. Die Beziehung hatte unter den langen Zeiten der Abwesenheit Furtwänglers gelitten. Eine Bekannte war bei einem Gespräch beider miteinander anwesend und schrieb anschließend in einem Privatbrief (GB):
Da er die Frau zu lange allein ließ, ist nun vieles schwierig geworden. (...) Darum reist er ab.
Verstanden war dies von ihr so, daß Furtwängler um der Trennung von dieser Frau willen 1935 die ihm angebotene Stelle in New York annehmen wollte, die er dann doch nicht annahm, was auch viele politische Gründe und Folgen hatte.

Am 22. Mai 1923 heiratete Furtwängler die gleichaltrige Dänin Zitla Lund, eine außerordentlich schöne Frau, die er erst drei Monate zuvor kennen gelernt hatte. Zitla Lund war zum Zeitpunkt des Kennenlernens in zweiter Ehe mit einem Millionär verheiratet gewesen. Aber Furtwänglers außerordentlicher Charme scheint ausgereicht zu haben dafür, daß sie sich sofort scheiden ließ, um Furtwängler zu heiraten. Elisabeth Furtwängler erzählte dem Furtwängler-Biographen Shirakawa, daß Zitla ihr einmal gesagt habe, daß sie so wohlhabend geblieben wäre, wenn sie mit ihrem zweiten Ehemann zusammen geblieben wäre, und daß sie sich wundern muß, warum sie ihn für Furtwängler verlassen habe. (Die zweite Ehefrau Wilhelm Furtwänglers macht in vielen ihrer Äußerungen einen gefühlsmäßig außerordentlich "nüchternen", ja, unbeseelten Eindruck, so daß man sich wundern muß, daß Furtwängler mit ihr sein letztes Lebensjahrzehnt verheiratet war. Das Interview mit ihr muß nicht unbedingt den besten Eindruck von Furtwängler selbst und auch von ihr geben. Auch in den eben getätigten Ausführungen hebt sie außerordentlich materielle Motive für das Bedauern darüber hervor, sich haben scheiden zu lassen um eines anderen Mannes willen.) Die Anziehung zwischen Zitla Lund und Wilhelm Furtwängler scheint nicht von langer Dauer gewesen zu sein, beide scheinen schon ziemlich bald nach der Hochzeit andere Beziehungen eingegangen zu sein.

Die Schauspielerin Irmgard (Irme) Schwab (1905-1995) (MyHeritage) scheint eine gebürtige Polin gewesen zu sein (GB) (?). Sie bekam 1934 die gemeinsame Tochter Almut, spätere verheiratete Hahn. In der Ausgabe der Furtwängler-Briefe aus dem Jahr 1965 sind auch Briefe an seine Tochter Almut enthalten und es ist in den Briefen von ihr die Rede (GB). Bis 1941 hatte er fünf bekannte uneheliche Kinder. Und manche vermuteten, daß es noch uneheliche Kinder gab, die nicht bekannt wurden. (Wenn jetzt die Menschen - wie der Autor dieser Zeilen - auf MyHeritage ihre Gene sequenzieren lassen, könnten noch weitere Nachkommen Furtwänglers festgestellt werden.)






Auf die berufliche Karriere Furtwänglers soll im vorliegenden Beitrag nicht eingegangen werden, auch nicht auf die vielen überlieferten Tonaufnahmen von Konzerten, die Furtwängler gegeben hat. Von diesen kann man sich ja auf Youtube heute leicht einen Eindruck verschaffen.

1933 - Für Furtwängler sind die Nazis eine "Schweinerei"


Kraftvoll setzte sich Furtwängler 1933 und danach für deutsches Kulturbewußtsein ein. Es ist eine Freude, Furtwängler zu erleben, wie geradezu "saftig" er es den Nazis wieder und wieder "gab". Und es ist hochgradig bedauerlich, daß so viele Verehrer Furtwänglers im In- und Ausland sich darüber noch heute oft so wenig scheinen freuen zu können, nur weil Furtwängler in späteren Jahren des Dritten Reiches - gegen seine eigenen Prinzipien - zwei oder drei Konzerte mit eindeutigerem politischen Bezug gegeben hat. Meines Erachtens fällt das kaum ins Gewicht, wenn man sieht, mit welcher lebendigen Freudigkeit der Furtwängler die Nazis aus tiefster Seele verachtet und gehaßt hat und wie er auch - zumindest in den Anfangsjahren - dabei aus seinem Herzen nie eine Mördergrube gemacht hat. In der deutschen Musik geschah damals das gleiche wie in der deutschen Physik und Naturwissenschaft: Hervorragende Wissenschaftler jüdischer Herkunft verloren ebenso ihre Stellen wie hervorragende Künstler jüdischer Herkunft. Furtwängler stand an der Spitze des deutschen Musiklebens. Und er wurde seiner Stellung vollkommen gerecht. Anfang Mai 1933 schrieb er an Goebbels ein sehr, sehr schönes Schreiben, aus dem nur die folgenden Kernsätze gebracht seien. Den Kampf der Nationalsozialisten gegen die Verflachung des Kulturlebens begrüßte Furtwängler, aber, so schrieb er weiter:
 
Wenn dieser Kampf sich auch gegen wirkliche Künstler richtet, ist das nicht im Interesse des Kulturlebens. Schon weil Künstler, wo es auch sei, viel zu rar sind, als daß irgendein Land sich leisten könnte, ohne kulturelle Einbuße auf ihr Wirken zu verzichten. Es muß deshalb klar ausgesprochen werden, daß Männer wie Walter, Klemperer, Reinhardt usw. auch in Zukunft in Deutschland mit ihrer Kunst zu Worte kommen müssen. Deshalb noch einmal: Unser Kampf gelte dem wurzellosen, zersetzenden, verflachend destruktiven Geiste, nicht aber dem wirklichen Künstler, der in seiner Art immer, wie man seine Kunst auch einschätzen möge, ein gestaltender ist und als solcher aufbauend wirkt. 
Ich unterstreiche seine Worte drei und vier mal. Im Juni 1933 notierte er sich in Vorbereitung auf ein Gespräch mit Goebbels (zit. n. Wiki): 
Die jüdische Frage in der Sphäre der Musik: eine Rasse brillanter Leute! 
(Rückübersetzt von: "The Jewish question in musical spheres: a race of brilliant people!")
Auch diesen Satz unterstreiche ich drei oder vier mal und freue mich an ihm. Die Nazis waren Barbaren. Punkt. 1934 nannte Furtwängler Hitleröffentlich einen "Feind der Menschheit" und die politische Situation in Deutschland eine "Schweinerei". Und daran soll man sich nicht freuen? Im September 1935 berichtete der Bariton Oskar Jölli, ein Parteimitglied, an die Gestapo, daß Furtwängler gesagt hatte (zit. n. Wiki):
Die an der Macht sollten alle erschossen werden, es wird sich nichts ändern, so lange das nicht geschehen ist.
Ob man Erschießen befürworten soll, bleibe dahin gestellt. Das ist einem Rechtsstaat nicht angemessen. Erich Ludendorff zum Beispiel hatte in jener Zeit gefordert, sie sollten alle vor Gericht gestellt werden, das hätte ja reichen sollen. Bis Januar 1936 durfte Furtwängler auf Befehl Hitlers nicht mehr dirigieren. Dann boten ihm Hitler und Goebbels teure Geschenke an. Furtwängler lehnte sie ab. Hitler gegenüber war er keineswegs derart bestechlich wie es etwa Paul von Hindenburg war, dessen Bereitschaft zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler mit seinem hoch verschuldeten ostpreußischen Gut Neudeck "erkauft" werden konnte von den Nazis (siehe andere Beiträge hier auf dem Blog). In Bayreuth kam es erneut zu einem Gespräch zwischen Hitler und Furtwängler. Ein Mitglied der Familie Wagner erlebte es persönlich mit und berichtete darüber (in Rückübersetzung) (zit. n. Wiki): 
Ich erinnere mich, daß sich Hitler an Furtwängler wandte und ihm sagte, daß er sich dazu durchringen solle, sich für Propagandazwecke der Partei benutzen zu lassen, und ich erinnere mich, daß Furtwängler das kategorisch ablehnte. Hitler wurde wütend und sagte Furtwängler, daß für diesen Fall ein Konzentrationslager für ihn bereit stünde. Furtwängler antwortete leise: "In diesem Fall, Herr Reichskanzler, wäre ich wenigstens in guter Gesellschaft." Hitler konnte noch nicht einmal antworten und verließ den Raum. 
(Rückübersetzung von: I remember Hitler turning to Furtwängler and telling him that he would now have to allow himself to be used by the party for propaganda purposes, and I remember that Furtwängler refused categorically. Hitler flew into a fury and told Furtwängler that in that case there would be a concentration camp ready for him. Furtwängler quietly replied: "In that case, Herr Reichskanzler, at least I will be in very good company." Hitler couldn't even answer, and vanished from the room.)
Was für herrliche Worte, die da einem Diktator ins Angesicht gesprochen wurden. Furtwängler brachte Hitler dieselbe Haltung entgegen wie zu gleicher Zeit - unter anderem - das Ehepaar Erich und Mathilde Ludendorff, dem Hitler ja auch verschiedentlich mit KZ und Ermordung drohte. Und über all das soll man sich nicht freuen? Nun, vieles davon wurde ja damals in der großen Öffentlichkeit gar nicht bekannt. Und zumindest der große italienische Dirigenten-Kollege Furtwänglers, Toscanini, freute sich gar nicht über Furtwängler. Er kritisierte auf den Salzburger Festspielen desselben Jahres Furtwängler dafür, daß er überhaupt für das Dritte Reich arbeite. Furtwängler versuchte, sich durchgehend an den Grundsatz zu halten, daß er Politik und Kunst voneinander streng trennte. Nur bei ganz wenigen Gelegenheiten gelang es den Nationalsozialisten, ihn zu übertölpeln oder mehr oder weniger zu erpressen, diesen Grundsatz nicht einzuhalten. Furtwängler jedenfalls war klar wie selten jemand dem deutschen Widerstand gegen Hitler und den Nationalsozialismus zuzurechnen.


Abb. 5: Furtwängler und der Bühnenbildner Emil Preetorius (Wiki) in Bayreuth 1937

Furtwängler kritisierte in einem Brief an Winifred Wagner, den er zugleich an Hitler, Göring und Goebbels schickte, daß sie das Erbe Richard Wagners verraten würde, indem sie rassische und nicht künstlerische Maßstäbe bei der Wahl der Künstler anwende würde, und indem sie ihr "Vertrauen in die Macht des autoritären Staates" setze.  Furtwängler war also immer noch absolut freimütig.


Gleich nach dem Anschluß Österreichs im März 1938 sah er eine Hakenkreuzfahne in dem Wiener Konzertsaal, in dem er dirigieren sollte. Er ließ sie abhängen, bevor er anfing zu dirigieren. Weiterhin: absolut freimütig.

1939 nahm er den Orden der Ehrenlegion der französischen Regierung an. Das wurde in Deutschland als Affront empfunden und in der deutschen Presse durfte darüber nicht berichtet werden. Er handelte weiter absolut freimütig.


Nach Beginn des Krieges weigerte sich Furtwängler allezeit, in von Deutschland besetzten Gebieten - insbesondere in dem von ihm sehr geliebten Frankreich - zu konzertieren. Nur bei einem Konzert in Prag machte er eine Ausnahme. Und dort spielte er den Nationalkomponisten der Tschechen: Smetana.


1940 - Seine zweite Ehe bahnt sich an


Nun noch ein Blick in sein Privatleben in dieser Zeit. Zwischen 1936 und 1940 war Wilhelm Furtwängler - unter anderem - mit Maria Daelen befreundet und liiert, eine Ärztin, die vorher schon mit vielen anderen Männern liiert war. Sie stammte aus der ersten Ehe ihrer Mutter Katharina von Kardorff-Oheimb (1879-1962) (Wiki). Letztere war eine privat, frauenrechtlich und politisch umtriebige Frau gewesen. Sie galt zeitweise - Mitte der 1920er Jahre - als politische Beraterin des deutschen Reichskanzlers Gustav Stresemann
(Wiki). Sie war in ihrem Leben mit vier Ehemännern verheiratet und hatte sechs Kinder bekommen. Ihr bekannter und einflußreicher liberaler politischer Salon in Berlin wurde - beispielsweise - 1930 in einem Gedicht von Kurt Tucholsky verspottet. Der Tenor des Gedichtes lautete: Sie könne noch so geziert-betulich-geistreich fortschrittlich sein in ihrem Salon, die roten Arbeiterbataillone seien "schneller" als sie und würden über sie und ihr Wirken hinweg gehen. Und wie nebenbei wirft dieses Gedicht ein Licht auf die Frage, warum so viele Deutsche damals die NSDAP gewählt haben. - Über ihre Tochter Maria Daelen nun lernte Furtwängler auch deren jüngere Halbschwester kennen, die damalige Elisabeth Ackermann, die aus der zweiten Ehe der gemeinsamen Mutter hervorgegangen war. Im Juni 1940 wurde diese Elisabeth Ackermann mit vier Kindern Kriegerwitwe, nachdem ihr erster Mann als Soldat in Paris beim Hantieren mit Schußwaffen tödlich verunglückt war. Viele Details über ihr Leben hat diese Elisabeth Furtwängler (1910-2013) (Wiki) erst 2007 in einem Buch veröffentlicht, über das es im Klappentext heißt (Amaz, 2007):

Mit vier Kindern und im Alter von 30 Jahren wird sie Kriegerwitwe und lernt 1940 den 25 Jahre älteren Dirigenten kennen. Er ist mit Maria, ihrer Lieblingsschwester liiert. Daß er sich für Elisabeth entscheidet, ist der Ausgangspunkt tiefgreifendster Konflikte. Davon zeugen die etwa 500 Briefe, von denen in diesem Buch zum ersten Mal eine prägnante Auswahl abgedruckt wird. Die Dokumente zeigen ganz neue Facetten des Musikgenies Furtwängler und geben einen tiefen Einblick in das Innenleben seiner ihm ergebenen und doch selbstbewußten Ehefrau.
In dieses Buch also muß unbedingt noch ein Blick geworfen werden, wenn ein vollständiges Bild von Person und Wirken von Wilhelm Furtwängler gewonnen werden soll. Im Sommer 1941 schickt Wilhelm Furtwängler Elisabeth Ackermann sein Porträt mit Widmung und zeigt ihr sein Haus in Potsdam. Seinen Annäherungsversuch, der heute recht eindeutig als "sexuelle Belästigung" gelten würde, weist sie da noch mit einem kräftigen Rippenstoß zurück. Aber am 1. Januar 1942 fahren die beiden Schwestern nach Wien, um Furtwängler zu treffen. Und dort verliebt sich Elisabeth in Wilhelm Furtwängler. Das charakterisiert sie im Interview sehr schön. Es sei gewesen, wie wenn Amor seine Pfeile versendet und dabei ganz "Unschuldige" träfe. Eine irre Zeit! Und irgendwie auch irre Leute. Nun durfte sie Furtwängler auch küssen. Und sie war am Abend danach damit "zufrieden". Und nun begann ein intensiver Briefwechsel zwischen Wilhelm Furtwängler und Elisabeth Ackermann. Im Juni 1942 sahen sie sich in Heidelberg wieder, wo die Mutter Furtwänglers lebte. Furtwängler sprach ihr gegenüber gleich von Ehe. Elisabeth sagte im Interview noch lange nach seinem Tod dazu:
Ehe - der Furtwängler, ausgerechnet er, mit diesem - ich meine, wie soll ich sagen - "Damenwald" hinter ihm!
Wie gesagt: Irre Leute. Nun, und doch wurde diese Ehe schließlich geschlossen, in aller Heimlichkeit. Aber das "Ja!" habe Furtwängler sehr laut heraus gerufen auf dem Standesamt.

1944 - "Große Hochachtung bringt der Führer Furtwängler entgegen"


Zurück zur Politik. Zu dieser können im vorliegenden Beitrag natürlich noch nicht alle Zusammenhänge vollständig dargestellt werden. Aber am 4. März 1944 schreibt Joseph Goebbels in sein Tagebuch:

Große Hochachtung bringt der Führer Furtwängler entgegen. Er hat sich in nationalen Fragen tadellos benommen; das werden wir ihm nach dem Kriege nicht vergessen. Der Führer hat angeordnet, daß ihm ein Bunker gebaut ...
Dieser Bunker wurde ihm tatsächlich in sein Wohnhaus in Berlin gebaut. Furtwängler weigerte sich aber, ihn zu benutzen. Er ließ sich weiterhin nicht kurzerhand "Geschenke" geben. Goebbels schrieb weiter in sein Tagebuch:

Er ist nie Nationalsozialist gewesen, hat auch nie ein Hehl daraus gemacht.
Das hätte Juden und Emigranten ausgereicht, um ihn als einen der ihren zu erachten, als eine Schlüsselfigur der sogenannten "inneren Emigration". Furtwänglers Haltung gegenüber ihnen, den Nationalsozialisten, hätte sich nie geändert. Er sei eine "Persönlichkeit aus einem Guß", auch sei er im Bombenkrieg nicht aus Berlin "ausgerissen wie viele andere sogenannte Künstler", sondern habe sich voll in den Dienst seines Berliner Publikums gestellt. Englisch (zit. n. Wiki):
"Furtwängler has never been a National Socialist. Nor has he ever made any bones about it. Which Jews and emigrants thought was sufficient to consider him as one of them, a key representative of so-called 'inner emigration'. Furtwängler['s] stance towards us has not changed in the least ...."
Nun, was von dem "Lob" eines Joseph Goebbels zu halten ist - nach der einen oder anderen Richtung hin - ist ja allgemein bekannt. Wenn es im Dritten Reich auch viele "falsche Fufziger", verlogene Politiker gab - Goebbels war sicherlich einer der verlogensten unter ihnen. Der Justizminister Gürtler sagte dazu in anderem Zusammenhang, daß Goebbels es fertig brächte, noch aus der hell leuchtendsten Wahrheit ein Lüge zu machen. 

1946 - Wilhelm Furtwänglers "Entnazifizierung"


Ein Mann wie Wilhelm Furtwängler mußte "entnazifiziert" werden, man glaubt es kaum. Und nichts ist kennzeichnender für diese sogenannte "Entnazifizierung" wie dieser Umstand. Der zum Deutschenhasser und "Antideutschen" gewandelte deutsche Schriftsteller Thomas Mann, der schließlich sogar Kriegsverbrechen wie die Zerstörung seiner Heimatstadt Lübeck schönredete, schrieb - wie konnte es wohl anders sein - eine Schrift gegen Wilhelm Furtwängler, den auch er bis 1933 verehrt hatte. Am 6. August 1946 hatte ein "Deutscher Prüfungsausschuß" festgestellt:
Der Deutsche Prüfungsausschuß ist der Ansicht, daß Herrn Dr. Wilhelm Furtwängler das Dirigieren gestattet werden kann. Der Ausschuß ist nicht der Ansicht, daß Herrn Dr. Furtwängler zur Zeit eine direktorale Tätigkeit übertragen werden sollte.
In der Begründung hieß es:
Belastend für Herrn Dr. Furtwängler ist, daß er den Widerstand, den er anfangs gegen die kulturpolitischen Forderungen des Dritten Reiches leistete, 1935 aufgab und von diesem Zeitpunkt ab - zumindest für die deutsche Öffentlichkeit - mit dem Gewicht seiner künstlerischen Bedeutung den kulturellen Interessen des Dritten Reiches diente. Diesem Verhalten stand keine antifaschistische Aktion von Bedeutung gegenüber.
Nun, er hatte nicht den kulturellen Interessen des Dritten Reiches gedient, sondern den kulturellen Interessen Deutschlands. Aber das konnten Leute wie Thomas Mann und Menschen seines Geistes damals nicht mehr auseinander halten. Furtwängler beantragte schließlich auf eigenen Wunsch einen Entnazifizierungsprozeß gegen sich. Das Vorgespräch dazu fand am 10. Dezember 1946, die Verhandlung fand am 11. und 17. Dezember 1946 statt. Furtwängler sagte darin gegen die Kritik von Thomas Mann (zit. n. Kanzog 2013):
Meint Thomas Mann wirklich, daß man im Deutschland Himmlers nicht Beethoven musizieren durfte? Konnte er sich nicht denken, daß niemals Menschen es nötiger hatten, es inniger und schmerzlicher ersehnten, Beethoven und seine Botschaft der Freiheit und Menschenliebe zu hören, zu erleben, als gerade die Deutschen, die unter dem Terror Himmlers leben mußten? Ich konnte Deutschland in seiner tiefsten Not nicht verlassen!
Erst in letzter Zeit findet mehr Berücksichtigung, daß Furtwängler in Deutschland den Unterhalt zu zahlen hatte für fünf Kinder, daß diese Kinder unter seinem Schutz standen, ebenso deren Mütter. Wie konnte er sich da - ohne große Not - einfach aus dem Staube machen? Es gibt da viele Umstände zu berücksichtigen. Darüber soll an dieser Stelle auch gar kein abschließendes Urteil gefällt werden. Am 1. Juli 1947 - nachdem er als "Minderbelasteter" eingestuft worden war von der Entnazifierungsbehörde - schrieb Furtwängler einen persönlichen Brief an Thomas Mann und bat ihn um eine Aussprache. In seiner Antwort zeigte sich Thomas Mann unversöhnlich und sagte das von Furtwängler gewünschte Treffen ab. Auf einen zweiten Brief Furtwänglers antwortete Mann gar nicht mehr. In sein Tagebuch schrieb er nur: "Neues, langes Schreiben von Furtwängler, töricht."


Abb. 6: Sonderbarerweise rücken einem auch nur "irgendwie" kolorierte Aufnahmen
Menschen aus der Zeit der Schwarz-Weiß-Fotografie viel näher

Ein Klima des Hasses und der Unversöhnlichkeit zwischen zwei erklärten Gegnern des Nationalsozialismus und Hitlers. Man glaubt es kaum.

1951 - "Das Größte und das Wesentlichste an der Zauberflöte ist der Adel der Natur"


Es ist eine Tonaufnahme überliefert, in der Wilhelm Furtwängler 1951 Fragen von Musikstudenten an der Hochschule für Musik in Berlin beantwortet (2). Hier kann man manche schöne Äußerung von ihm hören. Man hört auch sein berühmtes "Zögern" heraus, wie er noch während des Sprechens um Ausdruck ringt. Über die Auswahl von Sängerinnen sagt er bei diesem Anlaß etwa die schönen Worte (2):
Ich weiß aus Erfahrung soundso viele Fälle, wo Sängerinnen, die ich für technisch ziemlich mäßig hielt, viel mehr gewirkt haben als andere, die technisch absolut fabelhaft waren.
Ist es nicht so? Was hilft alle Vollkommenheit in der technischen Beherrschung einer Sache, wenn das eine fehlt: die Seele? Oder wenn auch nur die Fähigkeit fehlt, Seele wirksam nach außen mitzuteilen. Es wird gesprochen über die Natur der Mozart-Oper "Die Zauberflöte" und wie man sie aufführen solle (1951; 9'20):
Sie meinen also, ob man's (aufführen solle) als Märchen, ob man's als Weihefestspiel oder ob man's als Singspiel oder als Operette (aufführen solle)? [Heiterkeit im Publikum] Ja, ... das liegt an der Zauberflöte. Das ist ein einzigartiges Werk in dieser Beziehung. (...) Das Genre der Zauberflöte ist eigentlich auch nicht zu definieren als solches. (...) Es ist zum Teil eine Freimaurer-Oper (...), zum Teil ist es zu einem Vorgänger der späteren Operette [geworden - durch die nachmalige Entwicklung] ... - allerdings in einer ganz hohen Weise, nicht wahr. Es ist der Versuch, wie soll man sagen, absolut gemeinverständlich, bis zum äußersten gemeinverständlich zu sein, ohne irgendetwas von den hohen, den höchsten Ambitionen auf zu geben, die Mozart in sich trug. Und das ist das Einzigartige daran. Und es ist ganz falsch, es ist meiner Meinung nach ein falscher Intellektualismus, sozusagen, wenn man das nun restringieren will auf irgend etwas. Wenn man also nur das Märchen sieht oder wenn man es als große Schau-Oper macht oder nur als Weihe-Festspiel. Man muß eben verstehen, daß da die ganze Natur drin ist. ... Hier ist eine Idee, daß grade keine Idee (da) ist, sondern etwas viel Größeres. Darin liegt das ganz Einzigartige dieses Werkes. ... Die Zauberflöte ist das reifste und das unbegreiflichste Werk der ganzen Weltliteratur.
Und er sagt (2; Min. 13'09):
Das Größte und das Wesentlichste an der Zauberflöte ist der Adel der Natur, der aus allem, jeder musikalischen Bildung spricht. Und dieser Adel, das ist Eigentum von Mozart. Das heißt also, nicht nur des Menschen Mozart, man kann auch sagen, des ganzen Menschentums, was hinter ihm steht, das ist ganz Europa in gewissem Sinne. Aber nicht nur die Epoche, sondern ein ganz- .... Und dieses Menschentum ist eigentlich das Wesentliche. (...) Warm, schlicht, einfach und edel. (...) Diese Art von hoher Naivität. Das ist so schwer, weil wir heute im allgemeinen unsere Naivität verloren haben und sie wieder suchen.
Damit soll dieser Beitrag erst einmal abgeschlossen sein. Als Wilhelm Furtwängler starb, stand sofort als ein Nachfolger allerorten Herbert von Karajan bereit. Und soweit man sieht, ist er allseits als würdiger Nachfolger Wilhelm Furtwänglers empfunden worden. Über ihn soll ebenfalls noch ein Beitrag erscheinen, so daß die größte Zeit des 20. Jahrhunderts abgedeckt worden ist: Die "Ära Furtwängler" (1922-1954) und die "Ära Karajan" (1955-1989), jene Epocheneinteilung des 20. Jahrhunderts, die vermutlich die einzig erinnerungswürdige ist.

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  1. Kaiser, Joachim: Warum gilt Furtwängler als größter Dirigent aller Zeiten? Kaisers Klassik-Kunde, Folge 11. In: Süddeutsche Zeitung, 27. Juli 2009, http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/30009/kaisers-klassik-blog, https://youtu.be/TTLm8EsC2KU
  2. Werner Egk und seine Studenten befragen Wilhelm Furtwängler. Aufgenommen am 27. Februar 1951 in der Hochschule für Musik in Berlin), https://youtu.be/adHEtPF4sy8
  3. Wilhelm Furtwängler 1886-1954. A commemorative programme on the tenth anniversary of his death. Transmitted by the BBC Third Programme on Monday 30th November 1964, Compiled and introduced by Christopher Nupen, Produced by Christopher Sykes, 1 Std., 20 Min., https://youtu.be/9NTO1VItLmE
  4. Furtwängler Dokumentation - Wilhelm Furtwängler Interviews und Biographie. 1 Stunde. Auf Englisch. o. J., https://youtu.be/L2D_vGdwsUo
  5. Wright, Stephen: Pultstars unseres Jahrhunderts. 1. und 2. Teil. 1994https://www.youtube.com/watch?v=0VA_tvZYpPI
  6. Szábo, István: Taking Sides. Spielfilm, 2001https://youtu.be/V5fo4hEe1RQ
  7. Jan Schmidt-Garre: So war er. Maria Furtwängler blickte auf ihr Leben mit dem Dirigenten Wilhelm Furtwängler. Bayerischer Rundfunk, pars media 2004, https://youtu.be/TYtzewocufs?t=5m6s
  8. Furtwängler-Tochter Friederike Kunz erzählt von Wilhelm Furtwängler (Juli 2010). Youtube-Kanal "Music Film Art" von Ute Neumerkel, 2012, https://youtu.be/r8yxzMJSmGQ
  9. Friederike Kunz erzählt - Kostproben aus 2 DVDs Familiengeschichte. Ohne Datum, http://uteneumerkel.de/filme_Kunz_Kostproben.html
  10. Briefwechsel Furtwängler - Goebbels. Deutsche Allgemeine Zeitung, 11. April 1933; abgedruckt in Paul Meier Benneckenstein (Hg.): Dokumente der deutschen Politik, Band 1: Die Nationalsozialistische Revolution 1933, bearbeitet von Axel Friedrichs. Berlin, 1935, S. 255-58; http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf/deu/German84.pdf
  11. Geissmar, Berta: The Baton and the Jackboot: Recollections of Musical Life. London and Edinburgh: Morrison and Gibb ltd. 1944; Deutsche Übersetzungen: Musik im Schatten der Politik. Atlantis, Zürich, 1951; Taktstock und Schaftstiefel. Erinnerungen an Wilhelm Furtwängler. Vorwort und Anmerkungen von Fred K. Prieberg. Dittrich, Berlin 1996
  12. Riess, Curt: Furtwängler, Musik und Politik. Scherz, Bern 1953
  13. Höcker, Karla: Begegnung mit Furtwängler. Bertelsmann 1956; Wilhelm Furtwängler: Begegnungen und Gespräche. Rembrandt, 1961; Die nie vergessenen Klänge. Erinnerungen an Wilhelm Furtwängler. Arani, 1979, 1999
  14. Furtwängler, Wilhelm: Briefe. Mit vier Bildnissen und einem Handschrift-Faksimile. Hrsg. von Frank Thiess, F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1965 (GB)
  15. Furtwängler, Elisabeth: Über Wilhelm Furtwängler. Brockhaus, Wiesbaden 1979; 4. Auflage, Atlantis-Musikbuch-Verlag, Zürich/Mainz 2006
  16. Prieberg, Fred K.: Kraftprobe. Wilhelm Furtwängler im Dritten Reich. Brockhaus, Wiesbaden 1986
  17. Schönzeler, Hans-Hubert: Furtwängler. Portland, Oregon: Timber Press 1990
  18. Kraus, Gottfried (Hg.): Ein Maß, das heute fehlt. Wilhelm Furtwängler im Echo der Nachwelt. 1991
  19. Shirakawa, Sam H.: The devil’s music master - the controversial life and career of Wilhelm Furtwängler. Oxford Univ. Press, New York 1992 (GB)
  20. Ardoin, John: The Furtwängler Record. Portland, Oregon: Amadeus Press 1994
  21. Schmidt-Garre, Jan: Furtwänglers Liebe, Filmessay. Auf DVD bei Arthaus
  22. Haffner, Herbert: Furtwängler. Parthas, Berlin 2003 (GB)
  23. Straub, Eberhard: Die Furtwänglers. Geschichte einer deutschen Familie. Siedler Verlag, München 2007 (In der Hauptsache handelt das Buch von Wilhelm Furtwängler)
  24. Lang, Klaus: Elisabeth Furtwängler - Mädchen mit 95 Jahren? Novum Publishing, 2007 (Amaz)
  25. Misha Aster: Das Reichsorchester. 2007
  26. Furtwängler, Wilhelm: Aufzeichnungen 1924-1954. Hrsg. v. Elisabeth Furtwängler und Günter Birkner. Schott Music, Mainz 2009‎ 
  27. Dietrich Fischer-Dieskau: Jupiter und ich. 2009
  28. Roncigli, Audrey: Le cas Furtwängler. Paris: Imago 2009
  29. Lang, Klaus: Wilhelm Furtwängler und seine Entnazifizierung. Shaker Media Verlag, Aachen 2012 (Rez.: Udo Badelt)
  30. Kanzog, Klaus: Offene Wunden. Wilhelm Furtwängler und Thomas Mann. Vortrag in der Furtwängler-Gesellschaft, Berlin, 12. Mai 2013 http://www.furtwaengler-gesellschaft.de/download/Kanzog_Vortrag1.pdf
  31. Wilhelm Furtwängler In Diskussion / Werkverzeichnis Wilhelm Furtwängler. Amadeus Verlag (Bernhard Päuler), Winterthur, Schweiz
  32. Götz Teutsch: Wilhelm Furtwängler in den Fängen der Nazis. Der philharmonische Salon, 6. und 13. Mai 2018https://www.berliner-philharmoniker.de/konzerte/kalender/details/51195/
  33. Pollems, Katrin: “Ganz München ist eben so mit Künstlertum durchtränkt…” - Walter Braunfels: Kindheit und Jugend. o.J. [nach 1980], http://www.walter-braunfels.de/wb-html/deutsch/kindheitjugend
  34. Walter Braunfels (1882-1954). Eine Ausstellung der Walter-Braunfels-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper Berlin. http://www.walter-braunfels.de/wb-html/wp-content/uploads/2015/05/broschuere-Walter-Braunfels-ger3.pdf
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